Home » Tests » Dali Oberon 5 – Mehr Klang für den Preis geht fast nicht
29. Oktober 2018von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerDie Oberon 5 ist anspruchsvoll ausgestattet und sehr gut verarbeitet. Hübsch gestaltet, ist sie auch was fürs Auge. Im Vergleich zu ihrem Vorgänger aus der Zensor-Serie ist sie auf allen Ebenen verbessert und klanglich eine echte Ansage. Trotzdem hält ihr Preis sich in überraschend-erfreulichen Grenzen.
Dalis Zensor-Serie gehört seit mehr als sieben Jahren zu den beliebtesten Lautsprecher-Linien Europas. Die Gründe dafür sind einleuchtend und nachvollziehbar. Die Modelle aus dem Zensor-Portfolio sind solide, verzichten auf optische Spielereien, sind optisch hochattraktiv und obendrein erfreulich bezahlbar. Kurz gesagt: Die Ideallösung für anspruchsvolle HiFi-Einsteiger, die nach integrativen Klanglösungen zu einem exzellenten Preis-/Leistungsverhältnis suchen. Selbiges soll im Dali-Programm ab sofort unter der Serien-Bezeichnung Oberon zu finden sein. Eine Serie, die die Zensor beerbt. Und eine Serie, die preislich zwar leicht über der Zensor liegt, dafür aber Einiges mehr zu bieten hat: Sie ist noch hochwertiger gemacht, komplett neu überarbeitet und technologisch einen Schritt weiter. Obendrein ist sie richtig chic und lässt sich ideal in modern eingerichtete Wohnräume integrieren. Als wäre das alles nicht genug, soll sie auch noch besser klingen als ihre Vorgänger. Das macht neugierig …
Für den Wohnraum gemacht
Die Oberon 5 ist die kleinste der beiden neuen Serien-Standlautsprecher. Sie ist schlank gehalten und hält sich in typischer Dali-Manier optisch vornehm zurück. Zu klein ist sie aber beileibe nicht. Die Vorteile ihrer kompakten Form liegen klar auf der Hand. Dieser Lautsprecher wurde für den Einsatz in kleinen Wohnräumen kreiert, in denen jeder Zentimeter zählt. Räume, in denen aber auch besserer HiFi-Sound gefordert ist. Gerade einmal 83 Zentimeter hoch, ist sie gerade niedrig genug, um sogar unter der Fensterbank zu stehen. Die Oberon ist eindeutig für die anspruchsvolle Wiedergabe in modernen Wohnumgebungen konzipiert. Die gerade Linienführung, der Verzicht auf überflüssigen Schnickschnack und die Reduktion auf das Wesentliche bestätigen diesen Eindruck. Dem kommt auch die hochglänzende Schallwand entgegen. Mit einer Schattenfuge optisch vom Gehäuse getrennt, verleiht sie der Box einen edlen Touch. Die in diversen Farbvarianten verfügbare Folienoberfläche aller anderen Seiten ist zwar nicht ganz so hochwertig, ist aber absolut sauber aufgetragen und macht einen guten Eindruck. Besseres wird man in dieser Preisklasse kaum finden.
Deutlich unterstrichen wird die Wohnraumaffinität durch eine völlig neue Art der Gewebeabdeckung. Statt auf klassisch eckige Blenden, setzt Dali in der Oberon-Linie auf elegant gerundete Träger mit strukturiertem Stoffbezug. Lautsprechern der Gehäusefarbe weiß und Eiche hell werden mit grau melierten Abdeckungen ausgeliefert, schwarzen und nussbaumfarbenen Boxen liegen schwarze Abdeckungen bei. Ein Detail, das den Lautsprecher richtig gut ausschauen lässt und ihm das Technische nimmt. Ein weiteres schönes Merkmal ist der Sockel auf dem die Oberon 5 thront. Er besteht aus einem silberfarbenen Rahmen in den vier innenliegende Träger eingearbeitet sind, die sie Box fast schwebend erscheinen lassen. Allesamt Ausstattungsmerkmale, die man in Lautsprechern dieser Preisklasse sonst nur sehr selten findet. Zur Erinnerung: Dali preist seine Oberon 5 mit einem Stückpreis von 399 Euro aus.
Die Oberon 5 ist technisch perfekt vorbereitet
Den optischen Highlights folgen dann auch gleich ein paar technische: Das unauffällig auffälligstes Merkmal stellen dabei ganz sicher die beiden 130 Millimeter durchmessenden Tief-/Mitteltöner mit ihrer markanten Holzfaser-Membran. Was auf den ersten Blick vielleicht etwas grob erscheint, ist in Wirklichkeit tief durchdacht und trägt zur Steifigkeit der Schwingfläche bei, ohne das Membrangewicht signifikant zu erhöhen. Bedeutet: Die beiden genannten Treiber versprechen ein schnelles Ausschwingverhalten. Das wiederum lässt mehr Kontrolle und eine präziseren Mitten- und Tieftonwiedergabe erwarten. Punkte, für die Dali-Lautsprecher seit jeher bekannt sind und die in der neuen Oberon-Linie nochmals gesteigert werden sollen. Dafür entwickelten die dänischen Ingenieure gleich noch einen völlig neuen Antrieb und eine hochflexible Gummisicke. Direkt oberhalb genannten Duos sitzt der Hochtöner. Dali setzt hier auf eine große Kalotte mit einem Durchmesser von 29 Millimetern. Größeren Kalotten wird oft nachgesagt, sie würden zu stark bündeln. Das soll hier nicht der Fall sein, die Dänen versprechen in diesem Fall eine breite Abstrahlcharakteristik und eine hohe Impulsstärke. Letztere soll u.a. durch ein außergewöhnlich leichtes Gewebe realisiert werden. Eingangssignale empfängt die Dali indes über das rückseitig montierte Anschlussfeld. Zwei stabile Schraubklemmen nehmen wahlweise Bananas oder Kabelschuhe auf. Alternativ lassen sich hier auch unkonfektionierte Kabel bis zu einer Stärke von 4mm2 anklemmen. Wenige Zentimeter oberhalb besagter Schraubklemmen findet sich das obligatorische Bassreflexport. So wird der Wiedergabebereich nochmal nach unten erweitert. Aufgrund der Platzierung der Reflexöffnung gönnt man der Oberon 5 in der Aufstellung rundherum etwas Freiraum. 30 Zentimeter zur Rückwand bzw. zur Raumecke sollten es mindestens sein, aber das versteht sich von selbst.
Feinarbeit ohne Aufwand
Bevor es nun in den Hörtest geht, werden meine Testgäste zunächst mit ihren Spielpartnern verbunden. Dali empfiehlt die Oberon 5 für Verstärker im Bereich von 30 bis satten 150 Watt, ich verkabele sie mit unserem bewährten Redaktions-Amp, dem Creek Evolution 50A, er liefert 2 x 85 Watt. Anschließend gilt es die Lautsprecher optimal aufzustellen und einzurichten. In unserem Hörraum habe ich mich diesbezüglich zunächst für einen Abstand von rund 2,80 Meter zueinander entschieden. Die beiden Oberon 5 werden dabei zunächst parallel zueinander aufgestellt. Nachdem die Boxen einen festen Stand haben, das lässt sich über die höhenverstellbaren Spikes durchführen, geht es dann endlich los. Den Praxistest starte ich anschließend mit Björk und „Crying“. Die sich jetzt eröffnende Musik zeigt allerdings schnell; die Boxen stehen noch nicht da, wo sie sollten. Also: Lautsprecher etwas näher zum Hörplatz ziehen und ein wenig enger zusammenrücken. Bei rund 2,50 Metern Abstand passt es dann. Als die Boxen dann noch leicht auf den Hörplatz ausgerichtet sind, steht die Stimme der isländischen Künstlerin in der Mitte. Komplett losgelöst von den Dalis, und die Wiedergabe hat eine schöne Räumlichkeit.
Ehrlichkeit geht vor
Die jetzt erlebte Klangcharakteristik entspricht dem Design der Oberon 5: Geradlinig, aufgeräumt und direkt. Frisch und energiegeladen in der Ansprache und bei Bedarf auch temperamentvoll. Dabei drängt sich die Dali klanglich niemals in den Vordergrund. Keine Spur von aufgesetzter Dicke, überbetonten Mitten, aufdringlichen Höhen oder nerviger Effekthascherei. Kein Anzeichen von Schönspielerei oder übertriebenem Eifer. Das ist das eigentlich Besondere, oft gehen Schallwandler dieser Preisklasse im Bass und Grundton etwas vordringlicher ran. Damit sollen Defizite wettgemacht werden, um Volumen zu suggerieren und im Vergleich zu den teureren Kollegen nicht unterzugehen. Das imponiert vielleicht im ersten Hörtest, macht auf Dauer aber wenig Spaß. Die Oberon 5 hat das nicht nötig, sie verzichtet auf den Abstieg in allertiefste Bassgefilde, bleibt dafür aber stets souverän. Und sie spielt einfach das was sie bekommt, gleichberechtigt und ohne jedes Urteil. Wer nun glaubt der Sound wäre bassarm oder langweilig, der irrt. Die 5er zeigt ihre wahren Stärken dann, wenn die zugespielte Musik es auch hergibt. Ist das der Fall, begeistert sie durch Temperament und eine rasante Dynamik. In Daft Punks „Get Lucky“ erlebe ich exakt das. Der Sound zieht mich sofort in seinen Bann. Die tiefgründigen Kompositionen gehen unvermittelt unter die Haut. Elektroklänge, Bassdrums und die stilistisch verzerrten Stimmen des französischen Duos vermengen sich zu einem Sound, der mitreisst. So muss Musik sein, so macht es Spaß. Übrigens muss man den Verstärker dafür nicht über Gebühr aufdrehen. Die Oberon 5 spielen auch deutlich unter Zimmerlautstärke zügig, kraftvoll und ausgewogen. Ein Verdienst des Timings und der Lebendigkeit der Dalis. Was dabei noch auffällt: Eine anstrengende Überpräsenz ist ihnen ebenso fremd wie das stumpfe Abarbeiten aller zugespielten Frequenzen. So entsteht ein Klangbild, das alles andere als langweilig ist, sondern eindeutig der Langzeitwirkung beiträgt.
Ehrliche Feinzeichner mit Zug
Im nächsten Testabschnitt sollen die kleinen Standboxen der Oberon-Linie sich nun in der Wiedergabe feinerer, filigranerer Klänge beweisen. Kari Bremnes „Coastal Trip“ rotiert im Player. Auch jetzt dauert es nur wenige Augenblicke, bis die Dalis deutlich machen, dass sie nahezu alle Nuancen der Musik beherrschen. Die Abbildung der vereinzelt eingesetzten Instrumentalisierung meistert das dänische Duo mit großer Leichtigkeit. Auch wenn die Instrumente nie vordergründig spielen sollen, werden sie auch nicht zu sehr in den Hintergrund verbannt. Alles ist da, an seinem korrekten Platz. Wie eingangs erwähnt spielen die Dalis auch jetzt klar, definiert und analytisch. Dabei lässt die Oberon 5 ausklingende Töne nicht einfach im Hörraum stehen. Nein, sie folgt ihrer Spur bis ganz ans Ende nach. Aussergewöhnlich, aber noch kein Vergleich mit der Stimmwiedergabe, die mir nun kredenzt wird. Die Diktion der norwegischen Künstlerin ertönt klar, sonor und steht mittig im Raum. Und zwar nicht nur im Oberton, sondern auch mit dem darunterliegenden Brustkorb. Eine Performance, die sich die Standbox durch Schnelligkeit und Kontrolle verdient und sich nicht durch einen aufgebauschten Mittenbereich erkauft. Das ist übrigens auch unter niedrigeren Pegeln der Fall. Feinzeichnung, Transparenz und Spritzigkeit, alles weiterhin deutlich wahrnehmbar. Selbstverständlich immer vorausgesetzt, der Verstärker weiß dies zu liefern. Langeweile ist den schlanken Standboxen dabei übrigens ebenso fremd wie übertriebene Betriebsamkeit. Nein, Effekthascher sind die ebenso Dalis nicht. Statt billiger Anbiederung offerieren sie eine in jedem Detail fokussierte Wiedergabe. Dazu kommen Klarheit und ein beeindruckendes Impulsverhalten. Dazu kommt die sehr gute Ortbarkeit, die auch bis in die hohen Lautstärken stabil bleibt.
Fazit
Die Dali Oberon 5 entpuppt sich als echter Tausendsassa. Sie kombiniert wohnraumtaugliche Abmessung mit moderner Technik und einer hohen Klangqualität. Die hohe Spielfreude und ihre bemerkenswerte Grundtonagilität ziehen einen unweigerlich in ihren Bann. Dafür sorgt auch der Preis, dieses sehr gut verarbeitete Pärchen Standlautsprecher ist nämlich für gerade einmal 798 Euro zu haben. Mehr Klang für den Preis geht fast nicht …
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
92 of 100
95 of 100
92 of 100
Technische Daten
Modell: | Dali Oberon 5 |
---|---|
Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 798,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Esche Schwarz - Eiche hell - Walnus dunkel - Weiß |
Vertrieb: | DALI GmbH, Bensheim Tel.: +49 6251 8079010 www.dali-speakers.de |
Abmessungen (HBT): | 830 x 162 x 283 mm |
Gewicht: | 10,8 kg / Stück |
Impedanz: | 6 Ohm |
Empfindlichkeit: | 88 dB/W/m (Herstellerangabe) |
Hochtöner: | 1 x 29 mm (Gewebekalotte) |
Tiefmitteltöner: | 2 x 130 mm (Holzfaser-Membran) |
Frequenzbereich: | 39 Hz - 26 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 2.400 Hz (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Dali Oberon 5 - Lautsprecherabdeckung - Bedienungsanleitung - Spikes |
Besonderes: | + sehr gute Verarbeitung + wohnraumtaugliches Design + flexible Aufstellung + sehr gute Stereo-Bühne + punchiger Grundton + feine Hochtonauflösung + attraktiver Preis |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,1 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Mittellasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
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