Home » Tests » Canton A 35 – kraftvoller Klang mit Diamantschliff
9. November 2018von Dieter Pfeil
Die A 35 von Canton ist ein hervorragend verarbeiteter Standlautsprecher. Ein anspruchsvoller Klangkörper, der sich durch ein elegantes Erscheinungsbild auszeichnet. Und auch klanglich trumpft die schicke und preislich attraktive Drei-Wege-Box groß auf.
Nach der kürzlich von uns getesteten A 45 hat Canton mit der A 35 nun eine weitere Online-Exklusiv-Edition zum 45. Jubiläum nachgelegt. Die kleine Schwester der 45er verfügt über ein deutlich schmaleres Gehäuse mit gerade einmal 19,5 Zentimetern in der Breite. Der geschwungene Aluminiumsockel verbreitert die Stellfläche um weitere zehn Zentimeter. Damit hat die Box einen sicheren Stand. Auf dem Sockel ragt der wahlweise Weiß „seidenmatt“ oder Schwarz „high gloss“ lackierte Korpus 100 Zentimeter in die Luft. Damit ist sie sieben Zentimeter niedriger als ihre große Schwester. In der Tiefe messe ich 36,5 Zentimeter, beziehungsweise 39,5 Zentimeter mit Sockel. Insgesamt bringt das sorgfältig verarbeitete Downfire-Bassreflexsystem mit seinen gerundeten Kanten gute 27 Kilogramm auf die Waage. Über das Bi-Wiring-Terminal mit seinen vergoldeten Anschlüssen nimmt die A 35 Eingangssignale entgegen. Hinter der Stoffabdeckung werden die sehr sauber eingelassenen fünf Chassis klangneutral verborgen. Die Abdeckung haftet dabei, wie heute bei vielen Herstellern üblich, magnetisch am Gehäuse.
Vorbereitung vor dem Auftritt
In der Front der Canton A 35 befinden sich gleich fünf Schallwandler. Jeder jeweils in einem eigenen Aluminiumrahmen mit Diamond-Cut bündig ins Gehäuse eingelassen. „Diamond-Cut“ nennt Canton die glänzenden Ringe um die Chassis herum, die die Optik der A 35 nochmals aufwerten. Ein tolles Detail, das wir bereits von anderen hochwertigen Schallwandlern der hessischen Boxenschmiede kennen. Zur Technik: Die drei 160 Millimeter messenden Tieftonchassis bedienen sich dabei je einer Keramik-Wolfram-Membran und zeichnen für den Wiedergabebereich von 24 bis 220 Hertz verantwortlich. Da besonders verwindungssteif und extrem leicht, können sie besonders schnell auf Impulse reagieren, was zu richtig knackigen Bässen und sauber gezeichneten Mitten führen soll. Bei seiner Arbeit wird das Trio von einem Downfire-Bassreflexsystem unterstützt. Der Reflexport realisiert eine tiefere Bassabstimmung, indem er die von den Tieftönern ins Gehäuseinnere abgestrahlten Anteile definiert nach außen leitet. Dass die Reflex-Öffnung für den Beobachter unsichtbar nach unten gerichtet ist, dient der Flexibilität in der Aufstellung. So lässt sich die Canton auch relativ wandnah platzieren, ohne dass man eine Überdickung im Bass befürchten muss.
Bis zu einer Frequenz von 3000 Hertz übernimmt dann der auf Schnelligkeit und Transparenz getrimmte Mitteltöner mit seinem Durchmesser von ebenfalls 160 Millimetern. Für eine perfekte Anbindung an die Bass-Armada ist auch er mit einer aufwändig gefertigten Keramik-Wolfram-Membran ausgestattet. Direkt unter ihm schließt sich dann das Hochtonchassis an. Dieses misst 25 Millimeter im Durchmesser, besitzt eine Aluminium-Oxyd-Keramik-Kalotte und sitzt in Cantons bewährtem Wave-Guide. Letztgenannter sorgt (ähnlich einem Horn) dafür, dass die abgegebenen Schallanteile gerichtet abgestrahlt werden. Für die optimale Aufstellung bietet es sich dann an, die Lautsprecher in gleichem Abstand zueinander, wie auch zum Zuhörer aufzustellen. Hält man dann noch 30 bis 50 Zentimeter Wandabstand ein, hat man die wichtigsten Vorbereitungen für guten Klang bereits erfüllt.
Bühne frei – und was für eine …
Nach der Technikbeschreibung wird es nun aber Zeit die Canton A 35 mit dem Verstärker zu verbinden. Hierbei fällt schnell auf, wie schmal die Gehäuse tatsächlich sind. Ideale Voraussetzungen also für den Einsatz im schick eingerichteten Wohnumgebungen. Der Sockel dient dabei übrigens nicht nur der Standfestigkeit, er hebt das Gehäuse auch an und schafft so Raum für den nach unten ausgeführten Bassreflexkanal. Kaum sind die Boxen aufgestellt, gilt es dann herauszufinden, ob die drei Tiefton-Chassis mit der Bass-Energie klarkommen, die ich auf sie abfeuern möchte. Und tatsächlich werde ich nicht enttäuscht: Herbie Hancocks Synthesizer-Bässe aus „Dis Is Da Drum“ massieren das Trommelfell und die Magengegend gleichmäßig in wohliger Wärme. Druck wird bei Bedarf also jede Menge erzeugt, allerdings ohne dabei aufdringlich zu wirken. Die elektronischen Klänge der eigesetzten Instrumente bieten zudem eine breite Bühne und verteilen sich weit über die tatsächliche Position der Lautsprecher hinaus. Dieser Eindruck wird in „Butterfly“ noch deutlicher. Das synthetische Orchester lässt den Zuhörer vergessen, dass er in einem Raum sitzt. Die Blasinstrumente scheinen fast schon seitlich neben dem Abhörsofa aufzutauchen. Den Sound des Hi-Hats stellt der Lauscher gar hinter sich, die restliche Klangkulisse verteilt sich im gesamten vom System tief aufgespannten Raum. Von der „synthetischen“ Klangwiedergabe bin ich also schonmal überzeugt, aber wie schlägt sich das System mit etwas rockigeren Klängen?
Ein Glas Burbon im Saloon
Das will ich anschließend mit Joe Bonamassas „Jockey Full Of Burbon“ herausfinden, das die Membranen der Canton A 35 in Schwingungen versetzen soll. Kaum angespielt, breitet sich akustisch ein riesiger Saloon vor mir aus, auf dessen linker Seite ein Mann in die Saiten seines Westernklaviers haut. Beim „imaginären“ Betreten der Bar reflektieren die Töne von allen Seiten und verteilen sich in den Weiten des Raumes. Als die Tom satt einsetzt, habe ich meinen Platz an einem kleinen Holztisch erreicht. Direkt vor mir die Bühne, auf der gerade Platz für die E-Gitarre frei wird. Sie wird von zwei Mundharmonikas begleitet die sauber zu orten sind, allesamt ganz fein vom A 35-Duo dargestellt. Fest in das detailliert ausgearbeitete Klanggewirk eingespannt, lehne ich mich zurück und genieße diesen schönen Musikmoment. Die Präzision mit der diese Boxen aufspielen lässt bei mir wahre Freude aufkommen. So macht Musikhören Spaß! Kurz darauf steht Peter Frampton in der Tür und fragt, ob es mir auch gut geht. Welche Frage, bei den Lautsprechern? In „Do You Feel Like I Do“ spannen die Gitarren die Bühne erneut breit vor mir auf. Jetzt wird das Schlagzeug mit fein säuselnden Becken und einer exakt abgestimmten Snare-Drum bespielt. Dabei geht keine Ghost-Note im bunten Treiben der Musiker verloren. Die Bassgitarre in dieser uralten Live-Aufnahme klingt absolut überzeugend und kann mit den satten Sounds der E-Gitarren locker mithalten. Im Mittelteil wird das Schlagzeug dann grazil auf der rechten Seite abgebildet und gibt den Rhythmus für das E-Piano im linken Bereich vor, das dann von Frampton durch Gesang und Gitarrensolo gestoppt wird. Wow! Zwar geht es in diesem Stück schon weniger synthetisch zu, aber hier ist immer noch sehr viel Strom in den Instrumenten. Stellt sich also noch die Frage: Wie klingen denn Stimmen oder Unplugged-Instrumente?
A 35 mit Gefühl …
Das Duett „Shallow“ von Lady Gaga mit Bradley Cooper soll jetzt als Beispiel für die natürliche Wiedergabe der Canton A 35 herhalten. Aber auch hier kann ich keinen Makel ausmachen. Die Akustikgitarren klingen als würden sie neben Bradley Cooper und Lady Gaga im Abhörraum spielen. Als das synthetische Klavier einsetzt wird der Zuhörer wieder aus allen Richtungen in eine Klangwolke eingehüllt. Auch die sanfte Rauheit in Robbie Williams Stimme in „Feel“ wird von den 35ern wunderbar präzise nachgezeichnet. Nun wird es nun Zeit für einen „Limbo“ von Yello. Auch hier wissen die Cantons mit der tiefen, druckvollen Stimme Dieter Maiers und der wirkungsvollen Abmischung absolut zu überzeugen. Die Bassmembranen schwingen vor lauter Vergnügen nur so vor sich hin. Jetzt kann ich nicht anders, als das Stück immer weiter aufzudrehen. Doch egal, wie weit ich aufdrehe, selbst deutlich oberhalb Zimmerlautstärke verzerrt nichts. Schließlich gebe ich auf, wobei die Kollegen im Büro sich schon gewundert haben, wie lange ich der Geräuschkulisse noch standhalten werde. Also wieder zurück zu normaler Abhörlautstärke: In „The Race“ klingt es fast so, als ob Maier direkt aus den Wänden rechts und links neben mir auf mich einsingt. Dabei erklingen die Saxophone exakt und warm aus dem vorderen Bereich der Stage. Aber ich wollte ja eigentlich mal etwas ohne Strom hören. Das fällt mir bei dem satten Bassfundament allerdings immer wieder schwer. Aber wir haben ja noch „The Boat“ im Hafen liegen. Chuck Regan und seine Freunde spielen hier leichtatmig auf ihren akustischen Gitarren und spannen ein weites Feld für die raue Stimme des Hauptprotagonisten auf. Die wird mir dann absolut realistisch dargeboten. Das wohltuende Kratzen der rauen Vocals des Sängers fließt quasi aus den A 35. Alles offensichtlich unverändert und ohne dabei eine Nuance zu unterdrücken.
… und richtig Druck
Da den vergleichsweise schlanken Canton A 35 bisher in der Basswiedergabe nicht die Luft ausging, sollen die drei Tieftöner nun beweisen, dass sie auch gegen die Wut einer Maschine ankommen. In „Bombtrack“ von Rage Against the Machine kommt schon beim Intro richtig Freude auf. Der Bass knallt fett auf und doch versäuft der darüberliegende Synthie nicht im Lärm. Als schließlich die Bass-Drum einsetzt wird mir erst so richtig bewusst, wie viel Dynamik und Temperament in den kleinen Membranen schlummert. Der Bass ist knackig und hart und versetzt mir direkt einen fetten Schlag in die Magengrube. Hinzu kommen jede Menge Volumen und Temperament im Sound. Intensiver geht Musikhören fast nicht. Zu meinem Testrepertoire gehört auch immer Talk Talk mit „Happiness Is Easy“. Gleich zu Beginn wird mir hier ein beeindruckend detailliertes Schlagzeug geboten. Das Spiel der Klanghölzer klingt, als würden sie direkt neben mir geschlagen. Mark Hollis` Stimme wird in ihrer ganzen Bandbreite, zugleich aber auch filigran abgebildet. Und auch hier spielt der Bass druckvoll und akzentuiert bis in die tiefsten Bereich hinab.
Fazit
Die Ausstattung liegt über dem, was man in dieser Preisklasse erwartet und obendrein klingt die A 35 auch noch richtig gut. Wie von Canton gewohnt, ist auch die Verarbeitung sehr hochwertig und die Lackierung nahezu perfekt. Schick ist sie obendrein und auch der Aluminium-Sockel steht der Box gut zu Gesicht. Er garantiert ihr einen sicheren Stand und hat auch akustische Eigenschaften. Ein weiterer Vorteil: Canton bietet seine Lautsprecher der A-Serie ausschließlich online im eigenen Shop an, das gilt auch für die A 35. Damit einhergehend legt der Hersteller noch einen drauf: Der zukünftige Besitzer kann sich die Boxen liefern lassen und hat 45 Tage Zeit, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Bei Nichtgefallen kann er sie dann einfach wieder zurückgeben.
Test & Text: Dieter Pfeil
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
98 of 100
97 of 100
94 of 100
Technische Daten
Modell: | Canton A 35 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 1200,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Lack schwarz "high gloss" - Schleiflack weiss |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: 06083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 1000 x 195 x 365 mm |
Gewicht: | 27,0 kg/Stück |
Bauart: | Drei-Wege, Bassreflex |
Impedanz: | 4 - 8 Ohm |
Wirkungsgrad (1 Watt/1m): | 88,5 dB (Herstellerangabe) |
Belastbarkeit (max.): | 300 Watt (Herstellerangabe) |
Hochtöner: | 1 x 25 mm (Aluminium-Oxyid) |
Mitteltöner: | 1 x 160 mm (Aluminium-Keramik-Wolfram-Membran) |
Tieftöner: | 3 x 160 mm (Aluminium-Keramik-Wolfram-Membran) |
Frequenzbereich: | 24 Hz - 40 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenz: | 220/3.000 Hertz |
Lieferumfang: | - Canton A 35 - magnetisch haftende Stoffabdeckungen - Poliertuch - Traversenfuß - Spikes - Anleitung |
Besonderes: | - punchiger Grundton - sehr gute Feinauflösung - saubere Bassabstimmung - modern-elegantes Design - hervorragende Verarbeitung - magnetische Frontabdeckungen |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1+ |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1+ |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | ausgezeichnet |