Home » Tests » Creek Audio OBH-8 mk2 Phonovorverstärker – Kleines Kistchen für großen Klang
28. Dezember 2018von Jonas Bednarz
RedakteurDer Creek Audio OBH-8 mk2 ist ein optisch eher unscheinbarer Phono-Vorverstärker. Einer, der den bestmöglichen Sound aus der Plattenrille holen soll. Seine Handhabung ist kinderleicht und die Abmessungen ultrakompakt. In Sachen Performance spielt das mattschwarze Kästchen jedoch erstaunlich erwachsen auf.
Wer Musik von Schallplatte hört, der beweist auf jeden Fall guten Geschmack. Er – oder sie – macht sich das Leben jedoch auch schwieriger als es sein muss. Anders als bei der CD-Wiedergabe reicht ein einzelnes Abspielgerät nicht. Macht man es richtig, braucht es ein ganzes System an Geräten, die untereinander auch noch gut harmonieren sollten. Dazu gehört auch ein Phonovorverstärker. Er ist zwar nur eines von vielen Teilen, aber ein wichtiges. Wir haben ein sehr hochwertiges, zugleich aber auch erfreulich bezahlbares Exemplar von Creek im Test: Den Creek Audio OBH-8 mk2.
Wofür braucht man einen Phonovorverstärker?
Der Schallplatten-Hype ist seit Jahren ungebrochen, die Verkaufszahlen steigen und steigen. Dementsprechend sind auch Abspielgeräte wieder gefragter und auch wieder vermehrt auch in unterschiedlichsten Preisklassen im Fachhandel verfügbar. Viele HiFi-Hersteller, die lange keinen Plattenspieler mehr im Programm hatten, führen jetzt wieder mindestens ein Modell. Wie eben bereits erwähnt, benötigt es für die adäquate Reproduktion des begehrten Vinyl-Klangs aber ein bisschen mehr. Neben dem Laufwerk braucht es einen Tonarm, einen Tonabnehmer und eben einen Phonovorverstärker, der das Signal des Abtasters für den Verstärker aufarbeitet. Der Grund dafür: Vom Tonabnehmer kommen eher magere Spannungen im Millivolt-Bereich, mit denen normale HiFi-Verstärker kaum etwas anfangen können. Zusätzlich zum niedrigen Pegel ist das Signal auch noch verzerrt, denn auf der Schallplatte ist es mit der sogenannten RIAA-Kennlinie codiert gespeichert. Wobei „codiert“ besonders in den Ohren von Digital Natives wohl mehr erwarten lässt, als die Ingenieure Anno 1953 zu leisten im Stande waren. Tatsächlich wird nach RIAA-Kennlinie einfach nur der Frequenzgang verbogen, um die seitliche Auslenkung der Nadel bei tiefen Frequenzen zu verringern und bei hohen zu erhöhen.
Das hat insbesondere zwei Effekte: Es verbessert den Klang, da sich Hochtonanteile besser vom unvermeidbaren Rillenrauschen abheben. Und es spart Platz, da die bassintensiven Rillen schmaler werden können. Der Nachteil ist jedoch, dass ein spezieller Entzerrvorverstärker gebraucht wird. Er hebt die Verzerrung durch eine inverse der Schneidkennlinie wieder auf und stellt so den richtigen Klang wieder her. Exakt diesen Job erledigt in meinem Test nun der Creek Audio OBH-8 mk2 Phonovorverstärker.
Konzentration auf das Wesentliche
Die kleine schwarze Kiste kommt, wie könnte es bei hochwertigem HiFi auch anders sein, von der Britischen Insel. Unweit von London schlug Mike Creek 1982 sein Lager auf, um dem etablierten Audio-Hersteller NAD einzuheizen. Damals entwickelte er einen Verstärker, der ungefähr so leistungsfähig war wie das zu tausenden Verkaufte Modell des Konkurrenten – aber nur halb so groß. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten entwickelte sich das Projekt zu einem vollen Erfolg. Das Unternehmen Creek Audio existiert bis heute, also seit gut 36 Jahren. Mindestens drei Dinge sind seit den Anfängen gleich geblieben: Der Phonovorverstärker Creek OB-8 mk2 ist deutlich kleiner als die meisten seiner Konkurrenten, er ist tiefschwarz und zu 100 Prozent dem hochwertigen Klang verpflichtet.
Dazu kümmert sich der Phonoverstärker ausschließlich um das Wesentliche, überflüssigen Schnickschnack sucht man vergebens. Das Gehäuse besteht aus pulverbeschichtetem Blech mit kleinen Gummifüßen auf der Unterseite. Schlicht und funktional. Das einzige Bedienelement ist ein kleiner Schalter auf der Front, dessen Betätigung eine helle blaue LED quittiert. Das große Creek-Logo auf der Oberseite und die gut lesbare Typenbezeichnung auf der Front könnte man dagegen fast als kleinen Anflug von Luxus verstehen. Auf jeden Fall veredeln sie das Auftreten des kompakten Phono-Vorverstärkers sehr. Rückseitig verfügt das Gerät über vergoldete Ein- und Ausgänge sowie den Anschluss für das externe Steckernetzteil. Die Auslagerung des Netzteils hat übrigens einen guten Grund, dadurch wird der Rauschabstand vergrößert. Das heißt: Das Nutzsignal, also die Musik, wird in Relation zum Grundrauschen des Verstärkers größer. Da ein gewisser Anteil des Grundrauschens vom Netzteil kommt, wird dieses bei empfindlichen Schaltungen oft einfach ausgelagert. Das ist zwar teuer, aber die klanglich bessere Lösung.
Alles dran
Außerdem verfügt der kleine Creek-Amp trotz aller Reduziertheit selbstverständlich über einen rückseitigen Erdungsanschluss, der einem ähnlich Zweck dient. Daran sollte das Erdungskabel des Plattenspielers auch unbedingt angeschlossen werden. Über ihn werden Potentialunterschiede zwischen Verstärker und Plattenspieler ausgeglichen, die sonst zu nervigem Brummen führen können. Das kann theoretisch zwar grundsätzlich bei allen Geräten passieren, also auch bei einem CD-Player oder Tuner, jedoch wird das Signal dieser Geräte nicht noch um den Faktor einhundert verstärkt. So viel macht jedoch der kleine Creek OBH-8 mk2 und ist damit in erster Linie für MM-Tonabnehmer geeignet. Die Systeme in Moving Magnet Bauweise haben schon von Haus aus eine höhere Spannung als ihre Kollegen mit bewegter Spule (MC), die noch mehr Verstärkung erfordern. Da MM-Modelle gleichzeitig robuster sind und sich ihre Nadel bei Bedarf einfach austauschen lässt, sind sie allerdings beliebter als die meist teureren MC-Systeme. Trotzdem sollte beim Kauf des Phonovorverstärkers bzw. des Tonabnehmers darauf geachtet werden, dass beide zusammen passen. In unserem Test unterstützt der Creek OBH-8 mk2 beispielsweise unter anderem einen BC Acoustique TD-922 Plattenspieler mit Audio-Technica AT-3600L MM-Tonabnehmer. Einen weiteren Testpartner stellte der Elac Miracord 90 mit seinem D90 E18-Cardridge.
OBH-8 mk2 im Hör-Check
Ist ein Platz für den kleinen Creek gefunden, stellt sich die weitere Inbetriebnahme kinderleicht dar: Über das mitgelieferte Steckernetzteil (mit angenehm langer Zuleitung) wird der Phono-Vorverstärker dann mit Strom versorgt. Anschließend wird der Plattenspieler per Cinchkabel mit dem Eingang des OBH-8mk2 verbunden, wobei unbedingt auf den Anschluss der schon erwähnten Erdung zu achten ist. Verfügt der Plattenspieler über keinen separaten Erdungsanschluss, hat der Hersteller diesen vermutlich mit auf die Cinch-Anschlüsse gelegt. Falls es dann brummt, hilft der Händler. Zu guter Letzt wird der Creek ausgangsseitig noch mit einem Line-Eingang des Leistungsverstärkers verbunden. Das heisst: Vom Plattenspieler ausgehende Signale passieren nun zunächst den Creek Audio OBH-8 mk2, bevor sie den HiFi-Verstärker erreichen.
Im klanglichen Vergleich zum internen Verstärker des BC Acoustique hat der OBH-8 mk2 dann deutlich die Nase vorn. Der Sound wirkt deutlich frischer und präsenter als mit dem internen Verstärker. Das liegt unter anderem an den klareren und brillanteren Höhen, die der Creek dem Audio-Technica Tonabnehmer entlockt. Auch die Bühne bereitet der OBH-8 mk2 etwas breiter auf als gewohnt. Das sorgt für raumfüllenderen Klang, büßt aber auch ein klein wenig an Präzision in der Raumdarstellung ein. Im direkten Vergleich zum Oehlbach XXL Phono Preamp Ultra, der allerdings den Wert des Plattenspielers aufwiegt, fällt hingegen eine kleine Schwäche im Tiefbass und in der Höhenauflösung auf. Dafür liegt der Creek wiederum in Sachen Kickbass vorn. Bedeutet: Die etwas höheren Bassfrequenzen, beispielsweise im Bereich der Bassdrum des Schlagzeugs, werden besonders prominent wiedergegeben.
Rocker mit Feuer im Blut
Somit qualifiziert sich der OBH-8 mk2 besonders für die Wiedergabe von Musik, die steil nach vorn geht. Beispielsweise hat mir das frühe Aerosmith-Album „Get Your Wings“ über den Creek richtig viel Freude bereitet. Der energiegeladene Rock mit seinen kraftvollen Gitarren ergänzt sich hervorragend mit dem „Bumms“ des Phonovorverstärkers. Alles in allem liefert der kleine Brite eine absolut preiswürdige Performance. Mehr noch: Der Creek ist ein echter Rocker mit Feuer im Blut, der ihn ganz nach oben in die Einstiegsklasse spielt! Übrigens hat es in Maßen auch funktioniert ein MC-System direkt am Creek zu betreiben. Hat der nachfolgende Verstärker ausreichend Reserven, wird es auch mit dem OBH-8 mk2 laut genug. Der Rauschabstand des Creek ist tatsächlich locker ausreichend, um den Klang nicht zu verhageln. Zwar wird niemand ernsthaft einen MM-Vorverstärker für den Einsatz an einem MC-System kaufen, zur Not ist der kleine Creek aber auch in der Lage diesen Job zu übernehmen, was ihm weitere Sympathiepunkte einbringt.
Fazit
Ein Phonovorverstärker ist nötig, um einen Plattenspieler am Hochpegel- oder Line-Eingang des Verstärkers anzuschließen. Es gibt besonders günstige Exemplare ab 25 Euro und manche Plattenspieler haben sogar einen integrierten Phono-Preamp. Besser hört man aber mit einer hochwertigeren, externen Lösung wie dem Creek Audio OBH-8 mk2, der zum Preis von rund 150 Euro deutlich mehr Freude bereitet. Der kleine Phono-Vorverstärker ist leicht zu handhaben, beansprucht wenig Platz, klingt aber ziemlich erwachsen. Eine echte Empfehlung – insbesondere für Fans agilerer, punchiger Rockmusik.
Test & Text: Jonas Bednarz
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Einstiegsklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
69 of 100
70 of 100
67 of 100
Technische Daten
Modell: | Creek Audio OBH-8 mk2 |
---|---|
Gerätekategorie: | Phono-Vorverstärker |
Preis: | um 150,00 Euro |
Ausführungen: | Schwarz |
Vertrieb: | inputaudio input audio, Gettorf Tel.: 04346/600601 www.inputaudio.de |
Abmessungen (HBT): | 48 x 100 x 80 mm (ohne Stecker) |
Gewicht: | 0,40 Kg |
Anschlüsse: | - Analog-Eingang (Cinch) - Analog-Ausgang (Cinch) - Masseklemme |
Ausstattung: | - Masseklemme |
Lieferumfang: | - OBH-8 mk2 - Bedienungsanleitung - Netzteil |
Besonderes: | + ausgelagertes Netzteil + kompakte Abmessungen + sehr gute Verarbeitung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 69/70 |
Praxis (20%): | 70/70 |
Ausstattung (20%): | 67/70 |
Gesamtnote: | 69/70 |
Klasse: | Einstiegsklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |
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