Home » Tests » Standlautsprecher Polk Signature S50e – American Idol
17. Februar 2019von Martin Sowa
RedakteurDie USA gelten bekanntlich als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das gilt auch für die Entwicklung von Lautsprechern. Dabei muss es nicht zwangsläufig immer nur größer und teurer sein. Bei Polk Audio interpretiert man den American Way sehr vorteilhaft neu: Der Standlautsprecher Signature S50e ist nämlich erfreulich preisgünstig und noch dazu überaus wohnraumtauglich. Zudem produziert er veritablen HiFi-Sound und ist damit der perfekte Europa-Botschafter für HiFi made in the USA.
In der Heimat gehört Polk Audio seit den frühen 1970er Jahren zu den marktführenden Lautsprecher-Herstellern. Anfänglich bestimmten HiFi-Schallwandler das Produktportfolio, inzwischen sind im Polk-Sortiment auch diverse Heimkino-Lösungen zu finden. Von der schlanken Soundbar bis hin zum ausgewachsenen Surround-System gibt es quasi alles für Anhänger des gepflegten Home Entertainments. Schon die Signature-E-Serie allein deckt mit jeweils drei Stand- und Regallautsprechern sowie zwei Centern eine Vielzahl möglicher Einsatzszenarien ab. Bevor wir uns aber kopfüber in die Vollen stürzen, belassen wir es in diesem Test erst einmal beim „klassischen“ Stereo-Setup.
Dafür begrüßen wir die kleinste der drei Standboxen, die Signature S50e zum Test. Laut Polk sollen diese sogar relativ kompakten Lautsprecher „einzigartigen Surround-Sound und beste Musikqualität […] zu attraktiven Preisen“ liefern. Letztere Eigenschaft ist mit dem empfohlenen Paarpreis von gerade einmal 700 Euro durchaus gegeben. Im Online-Handel (unter anderem beim Anbieter, dessen Name an einen südamerikanischen Fluss erinnert) ist ein Paar der S50e sogar schon für rund 500 Euro zu haben. Da muss man natürlich zwangsläufig ein paar Kompromisse eingehen, aber das ist erstens absolut normal in dieser Preisklasse und zweitens vollkommen zu verschmerzen – schon optisch macht die Polk S50e eine Menge her.
Moderner Look weit über dem Durchschnitt
Die erste Prüfung besteht die S50e direkt mit Bravour. Sie zeichnet sich durch eine großartige Wohnraumtauglichkeit aus. Mit einer Höhe von gerade einmal 95 Zentimetern passt sich die schlanke Box hervorragend ins Gesamtbild ein, ohne Dominanz zu versprühen. Ein Hingucker ist sie natürlich trotzdem, ganz gleich ob in weißer oder schwarzer Ausführung. Die Oberfläche punktet sogar mit einer ansehnlichen Holzoptik. Natürlich ist in dieser Preisklasse nicht mit Echtholz oder anderen kostspieligen Materialien zu rechnen. Hier spart man nun mal ganz selbstverständlich an den sekundären Qualitäten und die liegen bei einem Lautsprecher logischerweise in der Optik. Folgerichtig kommt bei der S50e „nur“ eine sauber aufgebrachte Folie zum Einsatz.
Die schmälert den guten optischen Eindruck aber überhaupt nicht, sie ruft lediglich zu etwas mehr Vorsicht auf. Einer unserer beiden Test-Lautsprecher hat diesbezüglich offenbar schlechte Erfahrungen gemacht, zumindest lassen einige Kratzer im Fußbereich auf eine eher unsensible Handhabung schließen. Das ist bei einem (online geltenden) Kostenpunkt von 500 Euro pro Paar allerdings nun wirklich nicht den Lautsprechern anzulasten. Mal ganz davon abgesehen, dass man Schallwandler jeder Preisklasse behutsam behandeln sollte. Insbesondere, wenn es auch ein paar filigrane Details gibt wie bei der S50e. In Hinblick auf Design und Verarbeitung sind uns schon eine Menge Lautsprecher begegnet, die nicht einmal ansatzweise mit den Polk-Boxen mithalten konnten. Allein die sorgfältig abgerundeten Kanten sind auf diesem Preisniveau alles andere als selbstverständlich.
Den modernen Look der Standlautsprecher prägen auch die silberfarbenen Standfüße mit Kunststoffkappe, die für harte wie weiche Bodenbeläge geeignet sind. Ebenso trägt die magnetisch befestigte Frontblende zum positiven Gesamtbild bei. Diese Art der Montagemöglichkeit ist zudem sehr praktisch, da man sie wesentlich komfortabler aufsetzen und abnehmen kann als die sonst üblichen Abdeckungen mit Steckverbindung. Allerdings entfällt die sonst so angenehme Abwesenheit sichtbarer Schrauben, die bei der S50e vorhanden sind. Das schmälert die positive Magnetbefestigung aber nur marginal, schließlich bietet die Polk-Box optisch noch immer deutlich mehr als man eigentlich erwarten darf.
Die S50e punkten mit unkonventioneller Ausstattung
Den Hang zur überdurchschnittlichen Ausstattung setzt die S50e auch in ihrem Inneren konsequent fort. Im Hochton-Bereich präsentiert sich der Polk-Schallwandler noch relativ konventionell, zumindest in Hinblick auf die übliche Größe des Ein-Zoll-Hochtöner. Als Membran-Material kommt hier allerdings Terylen zum Einsatz. Von dieser Art der Kunstfaser verspricht sich Polk ein besseres Dämpfungsverhalten als zum Beispiel von Seide oder Nylon. Das Material soll – in Verbindung mit kurvenförmigen Spulenträgern – für kristallklare Höhen sorgen und damit besonders gut für die Wiedergabe von hochauflösenden Audio-Dateien geeignet sein. Laut Hersteller ist damit sogar ein Frequenzbereich bis hinauf zu 40 Kilohertz möglich, der nicht ganz unschuldig daran ist, dass die S50e mit einer Hi-Res-Zertifizierung aufwarten kann. Unter diesen Voraussetzungen soll ihr Klang besonders authentisch ausfallen und ein realistisches Hörerlebnis bewirken.
Dabei spielen natürlich auch die beiden Mittel-/Tieftöner eine wichtige Rolle. In der S50e kommen zwei Exemplare der Größe 5,25 Zoll (13,34 Zentimeter) zum Einsatz. Für ihre Membran wird Polypropylen genutzt, ein zu diesem Zweck gerne verwendetes Material. Um die Treiber möglichst verzerrungsarm zu gestalten, sind die Membranen der S50e zusätzlich mit Glimmermaterial verstärkt. Besonders hohe Effizienz schafft diese Kombination in Verbindung mit der Butylkautschuk-Sicke, vierlagigen Schwingspulen und der optimierten Frequenzweiche.
Pure Kraft im Bassbereich
Damit aber noch nicht genug, die S50e ist im Bassbereich relativ unkonventionell ausgestattet. Zumindest im Vergleich mit der Konkurrenz, innerhalb des Polk-Portfolios hat sich die Lösung namens „Power Port“ nämlich durchaus bewährt. Hinter dieser vielversprechenden Bezeichnung versteckt sich eine Bassreflex-Konstruktion im Downfire-Prinzip. Wo in dieser Preisklasse sonst meist ganz simpel ein Reflexrohr aus der Rückwand strahlt, verfügt die S50e über einen nach unten gerichteten Port in Kombination mit einem zusätzlichen Diffusorkegel. Der sorgt dafür, dass der ausgestoßene Luftstrom kontrolliert verteilt wird. So eliminiert der Power Port störende Strömungsgeräusche und die Basswiedergabe erklingt wesentlich klarer und kraftvoller – weshalb die S50e auch auf spezialisierte Tieftöner verzichtet.
So setzt Polk also noch einmal neue Maßstäbe, was zumindest teilweise auch auf das Anschluss-Terminal zutrifft. Bei den Schraubklemmen kommen für die Preisklasse übliche Kunststoff-Exemplare zum Einsatz, unter denen sich allerdings doppelt vergoldete Kontakte verbergen. Das edle Material soll sicherstellen, dass die Verbindung zum Kabel möglichst effizient und verlustfrei hergestellt wird. Schließlich ist auch das Gehäuse mit dem klaren Ziel möglichst hoher Stabilität konstruiert, um Eigenresonanzen und -rauschen möglichst effektiv zu reduzieren und den authentischen Klang der Treiber zu unterstützen.
Wehe, wenn sie losgelassen …
Damit die S50e diese Qualitäten im Hörtest auch wirklich ausspielen kann, stellen wir ihr zu diesem Zweck eine Kette aus gleich drei Spielpartnern zur Seite. Das Trio stammt aus Denons 800NE-Serie, konkret handelt es sich um den Verstärker PMA-800NE, den Netzwerk-Player DNP-800NE und den CD-Player DCD-800NE. Letzteren nutzen wir auch direkt als Zuspiel-Quelle und starten den Test mit „Circles“ vom Incubus-Album „Morning View“. Angesichts der Ausstattung und der physischen Erscheinung der S50e rechnen wir hier ehrlich gesagt mit einer etwas zurückhaltenden Performance – aber weit gefehlt …
Kaum starten wir die CD, hauen uns die S50e förmlich um. Ihre Tiefton-Qualitäten stünden sogar so manchem Lautsprecher höherer Preisklassen gut zu Gesicht. Ganz nebenbei wäre damit auch geklärt, dass Polk den großen Worten auch Taten folgen lässt. Ob sie es wirklich schaffen, „den besten und präzisesten Sound [zu] liefern, der auch die anspruchsvollsten audiophilen Hörer zufrieden stellt“, von dem in der Pressemitteilung die Rede ist – darüber lässt sich natürlich streiten. Unzweifelhaft ist allerdings, dass die S50e tatsächlich sehr detailliert und extrem dynamisch und druckvoll aufspielen. Diesen hervorragenden Eindruck verifizieren wir umgehend mit „Mountain Climbing“ von Joe Bonamassa. Der Blues-Rocker liefert genau die richtige Musik, um das Polk-Duo sämtliche seiner Stärken unter Beweis stellen zu lassen. Insbesondere die räumliche Darstellung der Musiker überzeugt und die S50e wachsen schnell über sich hinaus.
Hochpräzise und überaus dynamisch
Diese Qualitäten behalten sie sogar bei weniger dynamischen Titeln bei. Mit „Teardrop“ von Massive Attack wechseln wir ins Genre der elektronischen Musik und zu einem deutlich bedächtigeren Tempo. Das hält die S50e allerdings nicht davon ab, weiterhin sehr energiegeladen aufzuspielen. Der Bass kommt sehr knackig und druckvoll rüber, die voluminöse Atmosphäre des Tracks wird dank der detaillierten Wiedergabe sehr schnell greifbar. Zugleich überzeugt das Polk-Duo mit einer hochpräzisen und überaus klaren Stimmwiedergabe, die sich wunderbar ins instrumentale Gesamtbild einfügt.
Einem so komplexen Konstrukt sind längst nicht alle Lautsprecher dieser Preisklasse gewachsen. Die S50e halten das Niveau allerdings sogar, wenn wieder etwas mehr Dynamik ins Spiel kommt. Mit „The Race“ von Yello legen wir die Messlatte noch einmal etwas höher und werden sogleich bestätigt. Die Polk-Schallwandler lassen keine Wünsche offen, tatsächlich erweitern sie ihre Stereobühne sogar noch einmal beträchtlich. An Präzision mangelt es trotzdem nicht, insbesondere die Sound-Effekte werden hervorragend in Szene gesetzt.
Fazit
Mit moderner Optik und exzellentem Klang überzeugt die Signature S50e von Polk auf ganzer Linie. Die für einen Standlautsprecher noch relativ kompakten Ausmaße sorgen für komfortable Wohnraumtauglichkeit, trotzdem sind jede Menge Dynamik und Volumen mit an Bord. Der Power Port macht seinem Namen alle Ehre und mit einer präzisen und sauberen Detaildarstellung bestätigt die S50e eindrucksvoll ihre Hi-Res-Zertifizierung. Optisch sind kleine Zugeständnisse an die sehr günstige Preisklasse zwar unausweichlich, die Polk-Boxen fordern hier allerdings nur das Minimum an Kompromissbereitschaft. In Verbindung mit dem über jeden Zweifel erhabenen Klang haben die vorbildlichen S50e folglich ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
79 of 100
78 of 100
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Technische Daten
Modell: | Polk Signature S50e |
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Gerätekategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 698,00 Euro/Paar (UVP) |
Ausführungen: | - Walnuss schwarz - Walnuss weiß |
Vertrieb: | Sound United, Nettetal Tel.: 02157 / 1208-0 www.soundunited.com |
Garantie: | 5 Jahre |
Abmessungen (HBT): | 95 x 26,04 x 27,94 cm |
Gewicht: | 14,51 kg/Stück |
Hochtöner: | 1 Zoll, Terylen |
Mittel-/Tieftöner: | 2x 5,25 Zoll, Polypropylen (Glimmer-verstärkt) |
Lieferumfang: | - S50e - Bedienungsanleitung |
Pro und Kontra: | + „Power Port“-Bassreflexport + leistungsstarker, voller Klang + überdurchschnittliche Tiefton-Qualitäten + magnetische Frontblende + Bi-Wiring-Terminal + hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis - Standfüße nicht höhenverstellbar - optische Kompromisse nötig |
Benotung: | |
Klang (60%): | 79/80 |
Praxis (20%): | 78/80 |
Ausstattung (20%): | 78/80 |
Gesamtnote: | 79/80 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |