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Redakteur
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Wenn in der Redaktion ein Karton von Wharfedale auftaucht, sollte man schnell zugreifen. Erfahrungsgemäß dauert es nie lange, bis sich jemand zum Test der Lautsprecher des britischen Unternehmens meldet. So auch im Falle der Reva-4, die sich mit einem spannenden Detail vorstellt: Obwohl es sich um eine ausgewachsene Standbox handelt, arbeitet sie im Zweieinhalb-Wege-Prinzip statt des sonst üblichen Drei-Wege-Systems. Das verspricht, interessant zu werden.

Die Reva-4 bringen jede Menge britischer Eleganz mit - insbesondere in der Variante Rosewood.

Die Reva-4 bringen jede Menge britischer Eleganz mit – insbesondere in der Variante Rosewood.

Bereits seit 1932 entwickelt Wharfedale beliebte und fortschrittliche Lautsprecher, damals noch primär in Person von Firmengründer Gilbert Briggs im heimischen Keller in Ilkley im Süden Englands. Dreizehn Jahre später schuf Briggs seinen ersten Zwei-Wege-Lautsprecher und wurde damit endgültig zum Vorreiter in der HiFi-Geschichte. Im Laufe der Jahrzehnte ist das Produktangebot Wharfedales natürlich enorm gewachsen und immer wieder finden innovative Entwicklungen ihren Weg aus der Theorie in die Praxis. So auch die Reva-Serie, die insgesamt sechs Lautsprecher-Modelle umfasst. Neben der Protagonistin dieses Tests, der für 1.899 Euro (Paarpreis) erhältlichen Reva-4, gibt es mit der Reva-3 auch einen zweiten, etwas kleineren Standlautsprecher. Noch kompakter geht es bei den Regalboxen Reva-2 und der bereits getesteten Reva-1 sowie dem Surround-Lautsprecher Reva-SR und dem Center Speaker Reva-C zu. Die Reva-Familie ist demnach auch für Heimkino-Freunde sehr interessant – Wharfedale hat schließlich auch diverse Subwoofer im Programm. Eine ziemlich verlockende Aussicht, aber wir beschränken uns doch erst einmal auf ein Paar des Serien-Flaggschiffs.

Das kann sich sehen lassen

Die Reva-4 ist nicht nur der größte Lautsprecher ihrer Familie, sie sieht auch großartig aus. Die Verarbeitungsqualität liegt, wie für Wharfedale typisch, auf höchstem Niveau. Alle Ecken und Kanten sind sorgfältig abgerundet. Dank der gleich vier verschiedenen Ausführungen gibt es die passende Optik für so ziemlich jeden Geschmack. Neben dem traditionellen Klavierlack in wahlweise Schwarz oder Weiß und dem Walnuss-Echtholz-Furnier gibt es auch noch eine Variante im rötlich-braunen „Rose Wood“. Letztere Ausführung steht uns für den Test zur Verfügung – eine sicherlich etwas ausgefallene Farbgebung, die aber ebenso definitiv einen sehr ansehnlichen Blickfang darstellt.
Die feinmaschige Stoffabdeckung ist grundsätzlich in Schwarz gehalten und bedeckt nur rund drei Viertel der Schallwand. Der untere Bereich bleibt daher sichtbar und wird dank der unten abgerundeten Blende schön in Szene gesetzt.

Alle Ecken und Kanten der Reva-4 sind sorgfältig abgerundet.

Alle Ecken und Kanten der Reva-4 sind sorgfältig abgerundet.

Falls man jedoch auf die Abdeckung verzichten möchte, zahlt sich ihre magnetische Befestigung optisch absolut aus. So kann die Schallwand der Reva-4 auf sichtbare Schrauben oder Löcher verzichten. Das gilt auch für die Chassis und bewirkt einen sehr aufgeräumten und edlen Look. Kurz gesagt handelt es sich um ein absolut makelloses Äußeres, für das weder an Material noch an Handwerkskunst gespart wird. Darauf weist auch die Gehäuseform der Reva-4 hin, die sich mit sanftem Schwung nach hinten verjüngt. Das sorgt nicht nur für einen modernen Touch in visueller Hinsicht, sondern reduziert mangels paralleler Flächen auch mögliche Eigenresonanzen in erheblichem Maße und sorgt für zusätzliche Stabilität.

Gleiches gilt auch für die Bodenplatte der Standlautsprecher, die trotz ihrer optischen Leichtigkeit insgesamt satte 25 Kilogramm auf die Waage bringen. Inklusive der Spikes, die schon bei Wharfedale von unten in die Bodenplatte geschraubt werden, ragt die Reva-4 schließlich 111 Zentimeter in die Höhe – wir haben es hier also im wahrsten Sinne des Wortes mit ausgewachsenen Boxen zu tun. Keine Sorge übrigens, falls man die Reva-4 auf einem eigentlich nicht für Spikes ausgelegten Boden aufstellen möchte: Parkett und Laminat wird in dem Fall durch die ebenfalls mitgelieferten Unterlegscheiben geschützt. Für den Aufbau sollte man sich dann allerdings ein Paar helfende Hände einladen. Das Unfallrisiko für Boden, Lautsprecher und nicht zuletzt sich selbst sollte man nicht leichtfertig in Kauf nehmen …

Die Reva-4 steht auf höhenverstellbaren Spikes und - wahlweise - passenden Unterlegscheiben.

Die Reva-4 steht auf höhenverstellbaren Spikes und – wahlweise – passenden Unterlegscheiben.

Die Reva-4 ist clever konstruiert

Glücklicherweise ist der Aufbau in der Regel nur ein einziges Mal notwendig und danach zahlt sich die Konstruktion absolut aus. Von der Bodenplatte profitieren nämlich nicht nur Optik und Standfestigkeit, sie ist auch klanglich relevant. Das liegt am unkonventionellen Bassreflex-Port der Reva-4. Von einem Experiment ist hier aber nicht zu sprechen, das Modell hat sich bei Wharfedale schon oft bewährt. Es handelt sich also nicht bloß um die sonst übliche, kreisrunde Öffnung im Gehäuse-Rücken. Stattdessen setzt Wharfedale auf gleich zwei Bassreflex-Rohre mit gewölbtem Rand und einen umlaufenden Spalt zwischen dem eigentlichen Gehäuse und der erwähnten Bodenplatte. Diese Konstruktion strahlt die zusätzlichen Bassanteile kontrolliert direkt Richtung Boden ab, was unter anderem Strömungsgeräusche verhindern soll. Zudem ist dadurch im Gegensatz zu konventionellen Bassreflex-Lautsprechern möglich, die Reva-4 sehr nah an der Wand aufzustellen. Damit ist auf den ersten Blick nicht unbedingt zu rechnen, schließlich besitzt das Serien-Flaggschiff eine üppige Ausstattung im tiefen Frequenzbereich.

Das sich verjüngende Gehäuse der Reva-4 beugt Eigenresonanzen vor.

Das sich verjüngende Gehäuse der Reva-4 beugt Eigenresonanzen vor.

Abgesehen vom erwähnten Bassreflexport beherbergt die Reva-4 gleich zwei 150-Millimeter-Tieftöner. Als Membran-Material kommt hier wie beim Mitteltöner sehr leichtes, aber dennoch hochstabiles Fiberglas zum Einsatz. Lediglich der Gewebe-Hochtöner tanzt also bei der Materialwahl etwas aus der Reihe, ergänzt die Mitspieler allerdings hervorragend. Das ermöglicht der Wharfedale-Standbox, einen Frequenzbereich zwischen 38 Hertz  und 20 Kilohertz abzudecken. Wie oben erwähnt geschieht das im Rahmen einer Zweieinhalb-Wege-Konstruktion. Die unterschiedlichen Treiber bearbeiten also keinen streng abgesteckten Claim, sondern geben bestimmte Bereiche parallel wieder. Dadurch soll die Reva-4 homogener aufspielen. Um dabei Interferenzen – ein grundlegendes Problem von Zweieinhalb-Wege-Systemen – möglichst zu vermeiden, ist das Innere des gut gedämpften Gehäuses in einzelne Kammern unterteilt.

Der Gewebe-Hochtöner hebt sich nicht nur in der Größe sondern auch bei der Materialwahl von seinen Mitspielern ab.

Der Gewebe-Hochtöner hebt sich nicht nur in der Größe sondern auch bei der Materialwahl von seinen Mitspielern ab.

Daher ist es auch fast schon zwingend logisch, dass die Reva-4 über ein Anschluss-Terminal mit der Möglichkeit zum Bi-Wiring verfügt. Statt nur einem Paar Kabelklemmen stehen hier pro Lautsprecher gleich zwei bereit. So ist es mit einem entsprechenden Verstärker möglich, Tief- und Mittel-/Hochton jeweils mit einem eigenen Lautsprecherkabel anzuschließen. Dabei erweist sich die angewinkelte Position der vergoldeten Schraubklemmen als sehr komfortabel. Der Anschluss geht dadurch schnell und einfach von der Hand. Umständliche und frustrierende Fummelei ist hier zum Glück nicht nötig und man kann sich schnell dem primären Zweck der Reva-4 widmen: dem Musikhören.

Das hochwertige Bi-Wiring-Terminal der Reva-4 punktet durch angewinkelte und deshalb gut zugängliche Anschlussklemmen.

Das hochwertige Bi-Wiring-Terminal der Reva-4 punktet durch angewinkelte und deshalb gut zugängliche Anschlussklemmen.

Ehrlich währt am längsten – und klingt am besten

Da die Reva-4 dank des Zweieinhalb-Wege-Systems mit Ausgewogenheit punkten soll, wollen wir sie natürlich nach Möglichkeit direkt aus dem Gleichgewicht bringen. Also greifen wir zu „Maschin“ der österreichischen Band Bilderbuch, die für ihre unkonventionelle Interpretation von Pop-Musik bekannt ist. Offenbar ist die Reva-4 sogar auf wesentlich größere Kaliber vorbereitet. Vielleicht könnte sie irgendeine obskure Form aus dem experimentellen Jazz auf dem falschen Fuß erwischen. Mit dem energiegeladenen Track unserer südlichen Nachbarn wecken wir jedoch lediglich die große Spielfreude der Wharfedale-Lautsprecher. In menschlicher Gestalt würde das Duo vermutlich zu denjenigen Konzertbesuchern gehören, die während der kompletten Show direkt vor der Bühne mittanzen und –singen, ohne dabei auch nur einen Anflug von Müdigkeit zu verspüren. Das klingt sehr dynamisch und agil, was die Reva-4 hier abliefert. Trotzdem übertreibt sie nie und es mangelt ihr nicht an Präzision oder Staffelung. Auch in diesen Disziplinen fährt das Flaggschiff der Familie Bestnoten en masse ein. Möglicherweise ändert sich das Gesamtbild ja mit einem weniger ausgelassen Titel?

Die Reva-4 beherbergt gleich zwei 150-Millimeter-Tieftöner mit Fiberglas-Membran.

Die Reva-4 beherbergt gleich zwei 150-Millimeter-Tieftöner mit Fiberglas-Membran.

Den zweiten Teil des Hörtests bestreiten wir mit „Sober“ vom 1993 veröffentlichten Debüt-Album „Undertow“ der Band Tool. Im Genre des Progressive Rock darf man schließlich auch ernstere Töne und keine reine Party-Musik erwarten. Das bestätigt sich umgehend, doch nach dem sehr knackigen Intro, das die Reva-4 knochentrocken ins Zimmer stellt, geht es von einem Moment auf den anderen auch hier sehr viel satter und melodischer zur Sache. Der Einsatz der durchs Effektgerät geschleusten Gitarrenspuren veranlasst die Wharfedale-Boxen zu einer Ausdehnung ihrer Schaffenskraft, die sofort vom gesamten Raum inklusive Publikum Besitz ergreift. Dieses hinzugewonnene Volumen macht der noch immer sehr knackigen Rhythmus-Sektion allerdings keineswegs den Platz streitig. Vielmehr verleiht es dem Gesamtbild Lebendigkeit und Farbe, in etwa so wie eine exotische Kletterpflanze ein von Meisterhand verziertes Rankgitter mit Vitalität schmückt. Kurz darauf steht – um im Bild zu bleiben – auch die Gesangsstimme von Maynard James Keenan in voller Blüte und findet ihren Platz im Zentrum der virtuellen Bühne. Dort bleibt sie auch in den härteren Passagen fest verankert, behält dabei aber stets eine Leichtigkeit bei, die den Reva-4 angeboren zu sein scheint.

Das 2,5-Wege-Prinzip verhilft der Reva-4 zu ihrem ausgewogenen Klang.

Das 2,5-Wege-Prinzip verhilft der Reva-4 zu ihrem ausgewogenen Klang.

Überblick mit Auge fürs Detail

Auch beim recht hartgesottenen „Mudshovel“ von Staind wirken die Wharfedale-Schallwandler nie angestrengt, obwohl sich Frontmann Aaron Lewis wie zuvor Keenan streckenweise ziemlich ins Zeug legen muss. Die Reva-4 zeichnet sich dadurch aus, nicht einfach mit Vollgas drauflos zu preschen, sondern dosiert Kraft und Energie mit ganz viel Fingerspitzengefühl. Sie ist halt eher Feingeist als Headbanger. Dadurch versteht es die Wharfedale-Box absolut perfekt, Emotionen zu transportieren, ohne sich dabei auch nur ansatzweise aus dem Takt bringen zu lassen. Selbst die zwischenzeitlich fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrten und effektgetränkten Gitarren- und Gesangsparts bringt die Reva-4 mit maximaler Präzision und Authentizität ans Ohr des Publikums. Zudem ist die grundlegende Ruhe und Balance der Britin bemerkenswert, die bei jeder noch so wilden Komposition mit Homogenität und Ausgewogenheit punktet. Dieser großartige Überblick auf „das große Ganze“ hält die Reva-4 aber auch nicht davon ab, jedem Detail die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Schallwand der Reva-4 weiß zu gefallen: Die abnehmbare Frontblende hält magnetisch, unschöne Schrauben oder Löcher sind daher nicht zu sehen.

Die Schallwand der Reva-4 weiß zu gefallen: Die abnehmbare Frontblende hält magnetisch, unschöne Schrauben oder Löcher sind daher nicht zu sehen.

Das wird unter anderem bei Mark Knopflers „Good On You Son“ deutlich. Das insgesamt sehr harmonische Stück hat neben einem sehr voluminösen Fundament natürlich jede Menge feiner Kleinigkeiten zu bieten, etwa den Einsatz der offenen Hi-Hat und der Becken. Derartige Nuancen drohen immer etwas zu scheppern, doch die Reva-4 erweist sich als perfekt auf ihren Landsmann abgestimmte Spielpartnerin. Hier klingt alles so wunderbar rhythmisch und angenehm, dass man das Schlagzeug tatsächlich ohne Einschränkungen als Musikinstrument wahrnimmt – eine Eigenschaft, die manch einer dem oft nur als Krachmacher verschrienen Konstrukt aus Trommeln und dünnen Metallscheiben gerne mal abspricht. Die Reva-4 trägt mit ihrer unvoreingenommenen Musikalität jedoch definitiv ihren Teil dazu bei, dass dieses Vorurteil auch als solches entlarvt wird.

Fazit

Die Reva-4 braucht keine Effekthascherei, um auf ganzer Linie zu überzeugen. Schon allein optisch machen die perfekt verarbeiteten Schmuckstücke eine Menge her. Akzente sind bewusst zurückhaltend gesetzt, britische Eleganz bestimmt das brillante Gesamtbild. Das Innenleben und die gesamte Konstruktion offenbaren ein sehr hohes Niveau, das sich folgerichtig in einem außergewöhnlich angenehmen Klang äußert. Angesichts dieser Qualitäten hört man der flexibel einsetzbaren Reva-4 gerne stundenlang zu – was ja sonst nicht unbedingt als männliche Stärke gilt …

Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 88/90
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

88 of 100

88 of 100

90 of 100

Technische Daten

Modell:Wharfedale Reva-4
Gerätekategorie:Standlautsprecher
Preis:1.899 Euro / Paar
Ausführungen:- Schwarz
- Weiß
- Rose Wood
- Walnuss
Vertrieb:IAD, Korschenbroich
Tel.: 02161 / 61 78 30
www.audiolust.de
Abmessungen (HBT):111 x 25,8 x 36,4 cm
Gewicht:25 kg/Stück
Prinzip:2½-Wege, Bassreflex
Impedanz:8 Ohm (Nominal, Herstellerangabe)
3,9 Ohm (Minimum, Herstellerangabe)
Wirkungsgrad:88 db (Herstellerangabe)
Hochtöner:1 x 25 mm, Gewebe
Mitteltöner:1 x 115 mm, Fiberglas
Tieftöner:2 x 150 mm, Fiberglas
Frequenzbereich:38 Hz -20.000 Hz (Herstellerangabe)
Lieferumfang:- Reva-4
- Spikes (vormontiert)
- Unterlegscheiben
- Handschuhe
- Bedienungsanleitung
Pro und Kontra:+ relativ große Farbpalette
+ edles Design
+ hervorragende Verarbeitung
+ ausgewogener, authentischer Klang
+ hochwertiges Bi-Wiring-Anschlussterminal
+ wandnahe Aufstellung möglich

- keine Alternative zu Spikes (Unterlegscheiben bei harten Böden zwingend erforderlich)
Benotung:
Klang (60%):88/90
Praxis (20%):88/90
Ausstattung (20%):90/90
Gesamtnote:88/90
Klasse:Oberklasse
Preis-/Leistungsehr gut
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