Home » Tests » Vollverstärker Cyrus 8.2 DAC QXR – Audiophiler HiRes-Crack mit englischer Exzentrik
25. September 2019von Volker Frech
RedakteurCyrus gilt als Inbegriff des legendären englischen Schuhkarton-Verstärkers – doch die Traditions-Optik täuscht: Im Inneren des Amps sitzt modernste Technik, und nun haben die audiophilen Angelsachsen ihren Verstärker auch digital noch einmal ordentlich aktualisiert: Mit der neuen Konverter-Karte wird der Amp zum HiRes-Crack, der PCM 768 Kilohertz/32 Bit und natives DSD512 beherrscht. Zur neuen Wandel-Fähigkeit gesellt sich eine unglaubliche Power: Nominelle 70 Watt sorgen für reelle Vollbedienung – wir haben es erlebt.
Wer Cyrus verstehen will, sollte kurz in die HiFi-Historie eintauchen: In den 1980ern dominierten Verstärker aus Fernost den HiFi-Markt, diese Boliden waren groß, schwer, wattstark und schalterübersät – allerdings gingen diesen Kraftmeiern Charme und Charakter ab. In England formierte sich daraufhin eine Gegenbewegung. Das Credo der hiesigen Hersteller lautete: Reduktion auf das Wesentliche. Die Amps von der Insel boten deshalb weniger Leistung, eine puristische Technik und eine asketische Ausstattung. Die neue Enthaltsamkeit ging einher mit englischer Exzentrik: Die Verstärker frönten einer eigenwilligen Optik und waren gerade mal halb so breit wie die konventionellen Kollegen. Das Halbformat wurde schnell auch unter der Bezeichnung „Shoe Box“ bekannt. Diese Schuhschachtel-Verstärker genossen bald einen exzellenten Ruf: Sie erfüllten zu einem erschwinglichen Preis hohe audiophile Ansprüche, „Made in England“ stand nun für eine überaus musikalische Wiedergabe. Zum Kreis dieser Hersteller gehörte Cyrus – und drei Dekaden später sind die Komponenten der Briten immer noch bestens beleumundet. Zu den Erfolgsmodellen gehören etwa die von uns bereits getesteten Verstärker Cyrus 6 DAC, Cyrus One und Cyrus One HD, aber ebenso der Cyrus 8.2 DAC, also der direkte Vorgänger des aktuellen Amps. Was hat sich denn nun mittlerweile verändert – und was ist geblieben?
Britisches Understatement
Geblieben ist erst einmal die Fertigung im Vereinigten Königreich. Cyrus produziert als mittelständische Manufaktur in der kleinen Ortschaft Huntingdon. Die geschieht zum Teil noch in Handarbeit, das Ergebnis ist eine makellose Material- und Verarbeitungsqualität. Cyrus hat natürlich das traditionelle Halbformat beibehalten, so bringt es der Verstärker auf die ungewöhnlichen Maße 7,5 mal 22 mal 37 Zentimeter. Bei der wahlweise silbernen oder schwarzen Behausung setzt Cyrus seit vielen Jahren auf ein ultramassives, wahrscheinlich weltuntergangsresistentes Gehäuse aus Magnesium-Druckguss. Diese Mantelung immunisiert den Cyrus 8.2 DAC QXR gegen mechanische Schwingungen und elektromagnetische Störungen. Zur Abfuhr der erzeugten Wärme ist in den hinteren Bereich der Decke und der Seiten ein Kühlrippen-Bereich integriert. Dies trägt im Zusammenspiel mit dem eingravierten Cyrus-Schriftzug zu der markanten Optik bei. Das Design wird aber vor allem von der charakteristischen Front geprägt. Das hervorstehende und geschrägte untere Areal ist eine Reverenz an den allerersten Cyrus-Verstärker: Er besaß unter seinen Drehgebern eine abgewinkelte Leiste, die mit ihren Beschriftungen die Funktion der Stellräder verriet. Diese Leiste ist im aktuellen Amp stilisiert – und deutlich stimmiger in die kantige Stirnseite des Verstärkers integriert. Zudem dient sie nun auch gleich als Trägerin der Funktionstasten. Hier betreibt Cyrus abermals Traditionspflege und britisches Understatement: Der Cyrus 8.2 DAC QXR kommt mit gerade mal sechs Tasten aus – plus dem Standby-Taster sowie einem dreh- und drückbaren Stellrad für die Lautstärke und die Setup-Anpassung. Traditionspflege modernerer Art bietet Cyrus beim Display: Die kleine LCD-Anzeige, die ihre Informationen mit schwarzen Pixeln auf grüngelbem Grund präsentiert, ist seit Jahren fester Bestandteil des Cyrus-Designs und trägt mittlerweile zum Retro-Charme des Verstärkers bei.
Kompaktes Kraftpaket mit Power-Option
Die Moderne des Cyrus 8.2 DAC QXR beginnt im Inneren – und hier zuallererst bei der Verstärkersektion. Dass Cyrus trotz des Halbformats keine halben Sachen macht, merkt man sofort, wenn man den Verstärker hochhebt: Satte sieben Kilogramm bringt der Amp auf die Waage, und einen beachtlichen Teil dieses Gewichts verursacht der üppige Ringkerntransformator. Er ist das Herzstück der Stromversorgung, von ihrer Dimensionierung wiederum hängen die Stromlieferfähigkeit und die Reserven ab, die den Verstärkerstufen zur Verfügung gestellt werden können, damit sie kraftvoll arbeiten können. Mit einem 350 VA-Transformator ist der Cyrus 8.2 DAC QXR hier satt ausgerüstet, zumal er über eine zweite Stromversorgung verfügt, die einzig für das Display und die digitale Steuerelektronik zuständig ist. Dies verhindert jeglichen Einfluss auf die sensible analoge Audiosektion. Gegenüber der vorherigen Geräte-Generation wurden einige Modifikationen insbesondere an der Stromversorgung vorgenommen, dafür steht die „.2“ im Produktnamen. Es geht aber trotzdem noch besser: Man kann den Cyrus 8.2 DAC QXR auch mit einer externen Stromversorgung betreiben, für diese Power-Option bietet die Rückseite eine fünfpolige Abschlussbuchse, an die das rund 1.000 Euro kostende PSX-R.2-Netzteil angeschlossen werden kann. Mit diesem zusätzlichen Netzteil wird das Strom-Management optimiert: Die Peripherie-Komponenten und die Vor- und Endstufensektion werden nun absolut getrennt versorgt. Dies resultiert in einem klanglichen Performanz-Plus des Cyrus 8.2 DAC QXR. Doch schon die integrierte Standard-Stromversorgung ist aufwändig: Hier sind bereits fünf separate Spannungsregelungen allein für die Eingangsstufen im Einsatz. Deren Schaltungsdesign ist vom DAC XP Signature abgeleitet, dem Premium-Preamp/DAC der Briten. Die Endstufensektion des 8.2 DAC QXR ist komplett diskret aufgebaut, hier verzichtet Cyrus auf integrierte Chips und setzt durchweg auf echte Einzelbauteile. Nominell bietet der in Class-AB-Schaltung realisierte Verstärker zweimal 70 Watt an Acht-Ohm-Boxen – das klingt erst mal wenig beeindruckend, aber wir haben schon beim Test des Vorgängers Cyrus 8.2 DAC gelernt, dass Watt-Angaben und nur die halbe Wahrheit sind. À propos Vorgänger: Was hat sich denn nun verändert?
HiRes auf Top-Niveau
Die Novität des Verstärkers und seine Nobilitierung zum „QXR“ beruht auf einem Upgrade: Er ist mit einer neuen Konverter-Karte ausgerüstet, die ihn extrem HiRes-fähig macht. Dank des neuen DAC, dessen Technik ebenfalls vom Cyrus-Flaggschiff DAC XP Signature abgeleitet ist, kann der Amp nun PCM bis 768 Kilohertz/32 Bit und DSD bis zu nativem (!) DSD512 verarbeiten. Das sind absolute Top-Qualitäten, mehr ist derzeit nicht realisierbar. Dies geht natürlich nur über den USB-Port, weil die anderen digitalen S/PDIF-Schnittstellen aufgrund ihrer Normung per se auf PCM 192 Kilohertz/24 Bit begrenzt sind. Doch egal, von welchem Digital-Eingang die Signale kommen: Die eingehenden Signale werden direkt einem Upsampling unterzogen. Sie werden also umgetaktet, die Abtastraten erfahren dabei eine deutliche Erhöhung. Der Sinn der Sache: Durch die Vervielfachung der Samplingrate können die eingesetzten Filter subtiler arbeiten. Die Filter sind beim Umwandeln der digitalen Daten in analoge Töne unverzichtbar, denn sie halten alle Audio-Artefakte fern, die bei der Konvertierung entstehen und nicht zur originalen Musik gehören. Je höher die Samplingrate, desto flacher können diese Filter ausgelegt werden, sie müssen nicht so radikal steilflankig filtern. Dieser Kniff verbessert den Klang. Zudem wird der ebenfalls klangschädliche Jitter reduziert, der durch fehlerhafte Abtastung entsteht. Aus diesem Grund ist auch der USB-Port asynchron ausgelegt. Das bedeutet: Er ist bei der Datenverarbeitung nicht mehr von dem mitunter ungenauen Takt des angeschlossenen Computers, der die Musikfiles liefert, abhängig. Stattdessen hat der DAC eine eigene „Uhr“, die für ein exaktes Timing sorgt. Auch das reduziert den Jitter, der vor allem die Folge von Taktungenauigkeiten ist. Von all diesen Meriten der neuen Konverter-Karte profitiert übrigens nicht nur der Cyrus 8.2 DAC QXR, auch ältere Cyrus-Modelle können mit der QXR-Platine, die solo 750 Euro kostet, nachgerüstet werden (hier der Link zu den infrage kommenden Cyrus-Komponenten).
Buchsen, Buchsen, Buchsen: die Ein- und Ausgänge
Haben wir der Vorderseite des 8.2 DAC QXR Reduktion und Understatement attestiert, so gilt für die Rückseite das Gegenteil: Hier trumpft der Verstärker mit einer ungeahnten Anschlussmenge und Buchsendichte auf. Die Analog-Abteilung bietet sechs Line-Level-Eingänge, die Digitalsektion offeriert zwei elektrische und zwei optische S/PDIF-Eingänge, dazu kommt der USB-Port. Er ist als Typ-B-Buchse realisiert, hier wird also keine externe Festplatte angeklemmt, sondern ein Computer oder ein Laptop. Das funktioniert im Plug-and-Play-Verfahren, also ohne Installation eines Treibers. Zu den insgesamt elf Audio-Eingängen kommen nun noch die fünfpolige Buchse für das optionale externe Netzteil, die Netzbuchse für die integrierte Stromversorgung und vier Ausgangsbuchsen für die Lautsprecher. Der 8.2 DAC QXR ist also Bi-Wiring-fähig, auch dies ist ein Fingerzeig für seinen audiophilen Anspruch. Bei den Lautsprecheranschlüssen zeigt Cyrus abermals britische Exzentrik: Die Buchsen sind ausschließlich mit Hohlbananen-Steckern nutzbar. Cyrus legt als Zubehör einen solchen Stecker-Satz bei, so kann man die eigenen Kabel gegebenenfalls schnell umrüsten. Der Cyrus 8.2 DAC QXR besitzt nun noch weitere Ausgänge, die ihn flexibel einsetzbar machen. Mit gleich zwei Vorverstärker-Ausgängen ermöglicht er den Anschluss von Subwoofern und sogar den Bi-Amping-Betrieb mithilfe zweier Endstufen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Lautsprecher einen solchen Bi-Amping-Betrieb zulassen. Mit dem „Zone 2 Out“ des 8.2 DAC QXR kann man die Musik per Kabel zu einem weiteren Verstärker samt Boxenpaar oder zu Aktivboxen weiterleiten, um einen anderen Raum oder eine zweite Hörzone zu beschallen. Alternativ lässt sich hier ein Tape Deck oder ein anderes analog anzusteuerndes Aufnahmegerät anzuschließen – Stichwort: Traditionspflege … Zudem besitzt der Verstärker einen Ein- und Ausgang für das MC-Bussystem von Cyrus, so werden andere Komponenten gemeinsam mit dem 8.2 DAC ein- und ausgeschaltet. À propos: Einen An/Aus-Schalter, der den Cyrus 8.2 DAC QXR komplett vom Netzt nimmt, gibt es nicht. Der Verstärker geht also nach der Betätigung des frontseitigen Power-Tasters nach getaner Arbeit in den Standby-Modus.
Gut versteckt: Der Kopfhörerausgang
Zum Abschluss der Anschluss-Armada finden wir auf der Rückseite eine kleine Klinkenbuchse, die mit „Headphone“ beschriftet ist – ja, der 8.2 DAC QXR verfügt auch über einen Kopfhörerverstärker! Die eher unpraktische Positionierung auf der Rückseite kann man abermals als englische Exzentrik abtun, sie ist in Wirklichkeit aber dem Konverter-Modul geschuldet: Auf dieser Platine ist auch der ebenfalls modifizierte Kopfhörerverstärker untergebracht, dementsprechend sitzt die Kopfhörerbuchse direkt neben den digitalen Anschlüssen. Wer die Front des Verstärkers ordentlich studiert, stößt auch schnell auf den zugehörigen „Phones“-Taster, mit ihm kann man dezidiert den Kopfhörer einschalten und die Lautsprecherausgänge zugleich ausschalten. Ein pfiffiges Feature, denn so kann man den Kopfhörer permanent eingesteckt lassen.
Feature-Vielfalt
Wo wir gerade bei den Features sind: Davon hat der Verstärker noch einige zu bieten. Für den Komfort sorgt erst einmal die mitgelieferte System-Fernbedienung, die auch die Befehlsgewalt über andere Cyrus-Komponenten bietet. Für den 8.2 DAC QXR ermöglicht sie die Auswahl der Quellen, die Aktivierung des Kopfhörereingangs, die Stummschaltung des Amps und die Lautstärkeeinstellung. Das alles lässt sich natürlich auch über die Tasten und den Drehgeber auf der Gerätefront einstellen. Ausschließlich über diese Bedienelemente sind die Setup-Möglichkeiten des Verstärkers erreichbar. So lassen sich zum Beispiel die Eingänge nach einer Liste mit vorgegebenen Begriffe benennen – CD, Tuner oder PC ist doch aussagekräftiger als Input 1, Input 2 oder Input 3. Einen nicht belegten Input kann man mit „No Source“ betiteln – und dann bleibt er beim normalen Durchsuchen der Quellen ausgeblendet. Das ist clever! Mit „Auto-Hide“ wird zudem der USB-Port nur dann sichtbar, wenn er an eine aktive USB-Quelle angeschlossen ist. Ein echter Ohrenschoner ist die Trim-Funktion: Mit ihr kann man für jeden Input die Eingangsempfindlichkeit einstellen, um Unterschiede zwischen den einzelnen Quellen ausgleichen. So gibt es beim Wechsel des Inputs keinen Lautstärke-Sprung. Schließlich ist auch das Display veränderbar, mit drei verschiedenen Darstellungsmodi entscheidet man sich entweder für mehr Details oder für größere Schriftzeichen. All diese Einstellungen sind schnell erledigt, und deshalb kann es nun auch gleich losgehen.
So klingt der Cyrus 8.2 DAC QXR
Natürlich wollen wir als Erstes wissen, was der neue DAC denn bewirkt. Dafür haben wir als Vergleichsmöglichkeit unseren bewährten, aber nicht aufgerüsteten Cyrus 8.2 DAC-Redaktionsverstärker herangezogen, als Schallwandler wählen wir die bereits von uns getesteten Quadral Aurum Orkan, als Zuspieler dient zuerst das CD-Laufwerk Cyrus CD t, das wir über die elektrische S/PDIF-Schnittstelle an den alten Cyrus-Amp anschließen. Der klingt nach wie vor ausgezeichnet, wie wir mit dem Song „Hey Now“ von London Grammar merken: kraftvolle Wiedergabe, satter Bass, runder, schön auflösender Klang – was will man mehr? Jetzt wechseln wir zum Cyrus 8.2 DAC QXR – also: gleiche Verstärkertechnik, aber völlig neue Konverter-Platine. Schon nach den ersten Takten kommen wir aus dem Staunen kaum heraus: Die gleiche Aufnahme klingt, als wäre sie einem (geglückten) Remastering unterzogen worden! Die einleitenden Keyboards, die das Thema vorstellen, haben mehr Präsenz – und das gilt erst recht für die nun einsetzende unverzerrte Gitarre von Dan Rothman. Er wirft nur ein kurzes Motiv ein, dämpft beim Spielen die Töne mit dem Ballen seiner rechten Hand ab, um einen perkussiven Effekt zu erzeugen. Darunter leidet eigentlich die Durchsetzungsfähigkeit der Gitarre, aber mit dem 8.2 DAC QXR perlen die wenigen Töne noch erlesener als mit dem alten Amp. Auch der Raum der Aufnahme, der mit einem künstlichen Hall kreiert worden ist, erscheint nun größer und intensiver wahrnehmbar. Das merken wir an den ersten Trommelwirbeln, die zusätzlich mit Delay versehen als clever eingesetzter Perkussion-Effekt durch den Raum schwirren, bis die Schläge schließlich in weiter Ferne verklingen – jetzt ist es das fernere Fern, denn mit dem neuen QXR-DAC erleben wir eine größere Ausbreitung in alle Dimensionen des Raums und damit eine größere Offenheit. Durch die bessere Auflösung sind auch Nebengeräusche der Produktion besser zu hören, etwa das zarte Rauschen des Gitarrenverstärkers, über den Dan Rothman spielt. Durch solche Details gewinnt die Wiedergabe an Realismus. Das erleben wir noch intensiver mit dem Einsatz des Gesangs: Hannah Reid intoniert mit ihrer melancholischen, leicht rauchigen Stimme gerade mal die beiden Worte „Hey Now“ – aber mit dem QXR-veredelten Verstärker klingt es schon jetzt, als wäre uns die eh schon in Fleisch und Blut vor uns stehende Sängerin noch einen Schritt näher gekommen. Die Stimme hat an Prägnanz gewonnen, die Sängerin an Präsenz und Körperhaftigkeit zugelegt. Wie gesagt: Wir hören die gleiche Aufnahme, „nur“ über einen anderen Digital-Analog-Wandler – aber der Unterschied ist gewaltig!
Unglaubliche Kraft
À propos gewaltig: Bei kleinformatigen Verstärkern neigt man ja dazu, die Gehäusegeometrie auf das Leistungsvermögen zu projizieren und den Verstärker zu unterschätzen, insbesondere, wenn das Datenblatt Watt-Werte ausweist, die man dem Kleinen nicht so recht zutraut. Eine solche Fehlannahme passiert uns natürlich nicht – weil sie uns bereits beim Test des Vorgängers Cyrus 8.2 DAC unterlaufen ist. Da sich in der Verstärkersektion des Cyrus-Amps nichts geändert hat, sind wir also gewarnt, und das ist gut so. Mit dem Einsatz des Basses bekommen wir nämlich ordentlich was auf die Ohren und in den Magen. „Hey Now“ ist für seine synthetischen Sub-Bässe bekannt, und diese Tiefsttöne drückt uns der Cyrus mit immenser Kraft und mithilfe der Quadral Aurum Orkan auf unsere Organe. Die Schallwandler machen ihrem Namen alle Ehre, fordern dafür aber auch einen ordentlichen Antrieb – und den liefert der Cyrus. Mit seinen zweimal 150 Watt an vier Ohm hat der 8.2 DAC QXR die Schallwandler absolut unter Kontrolle, und während bei uns alles vibriert, klingt die Musik sauber und klar, ohne jegliche Kompressionseffekte. Das zeugt von einer souveränen Stromlieferfähigkeit. Dabei haben wir noch satte Reserven: Wir befinden uns bei minus 30 Dezibel – und könnten uns bis null Dezibel steigern. Der Cyrus 8.2 DAC erweist sich also auch in der QXR-Version als unglaubliches Kraftpaket.
HiRes in großartiger Auflösung
Wir verlassen wir die CD-Wiedergabe und wechseln zu den hochauflösenden Musikfiles die wir von unserer NAS ziehen und und über unser Laptop abspielen, auf dem der audiophile HiRes-Player Audirvana installiert ist. Dank des neuen QXR-Konverters beherrscht der Cyrus nun ja auch DSD512 – das ist Quad-DSD, also die vierfache Abtastung gegenüber normalem DSD, und das wiederum funktioniert mit der 64-fachen Abtastrate der CD. Gibt es dafür Musik? Wir haben da das kürzlich erschienene Album „Feenbrothers Play Dave Brubeck“ in petto, aufgenommen im dafür üblichen PCM-Format DXD 352,8 Kilohertz/24 Bit-File, konvertiert und zu kaufen im Format DSD512. Die vier Feenbrothers spielen selbstverständlich Brubecks legendäres „Take Five“, live im Hilversum Studio vor 80 ausgesuchten Gästen – und wir sind nun bei diesem exklusiven Konzert livehaftig dabei. Der 8.2 DAC QXR führt uns vor Ohren, was eine hohe HiRes-Qualität samt exakter Wandlung bewirkt: mehr akustische Informationen, mehr Details, die den Höreindruck noch realistischer und intensiver machen. Wir registrieren das Wispern des Publikums, das Rutschen ihrer Füße über den Boden, erfahren alle atmosphärischen Eindrücke, die uns die Illusion geben, wirklich in diesem imaginierten Raum zu sein.
Transparenz und Nuancenreichtum
Hier legen nun die Feenbrothers los – und die Realistik setzt sich damit musikalisch fort: Rechts von uns sitzt der Pianist Marc van der Feen, kaum fünf Meter entfernt, und spielt die ostentative, kurze 5/4-Akkordfolge, die die gesamte Nummer durchzieht. Wir hören seinen variierender Tastenanschlag, mit der er das Thema dynamisch abstuft, auch den Pedaleinsatz, mit dem er die Saitendämpfung verändert – das ist grandios! Auch das mittig positionierte Schlagzeug ist ein Genuss, wir verfolgen gebannt, wie Matthijs van der Feen mit den Schlägeln über sein Ride-Becken fährt, die Anschlagsstelle variiert und damit dem gedengelten Metall verschiedenste Klangfarben von silbrig rauschend bis hell glockig entlockt. Auch die gut gesetzten Akzente auf seinen Trommeln sind durch ihre Ansatzlosigkeit und Direktheit ein dynamisches Fest. Im Fokus steht natürlich der Saxofonisten Paul van der Feen, der nun das berühmte Take Five-Thema spielt und dann darüber soliert: Jede noch so kleine Nuancen beim Anblasen der Töne ist hörbar, faszinierend sind auch die changierenden Klangfarben, die sich mit der Spieltechnik und der Atemstärke verändern. Die Transparenz und Auflösung dieser Wiedergabe sind exzellent, und spätestens hier wird uns klar, wie rauscharm der Cyrus sein Verstärkungswerk vollbringt – selbst bei gehobenster Lautstärke. Wir haben nun den Phones-Schalter auf der Front gedrückt und wechseln damit von der Lautsprecherwiedergabe zum Kopfhörer-Betrieb. Dafür schließen wir den Beyerdynamic DT 1990 Pro an – und prompt geht der Genuss weiter: Der Kopfhörerverstärker braucht sich nicht zu verstecken, wie es seine rückseitige Anschlussbuchse suggeriert: Hier findet das Konzert seine gutklassige Fortsetzung bis zum abschließenden Applaus.
Fazit
Der halbformatige Cyrus 8.2 DAC QXR bietet mit seiner neuen Konverterkarte noch mehr Vollformat: Dank des neuen DAC wandelt der Verstärker hochauflösende Files bis PCM 768 Kilohertz/32 Bit und DSD512, das konverterseitig bewerkstelligte Upsampling veredelt auch digital zugespielte Files mit niedriger Abtastrate, so klingen selbst CDs deutlich detailreicher. Dazu gesellen sich die bewährten Klangqualitäten, denn verstärkerseitig hat Cyrus sein bestens gelungenes 70 Watt-Kraftwerk unverändert gelassen: Auch in der QXR-Version klingt der 8.2 DAC klar, dynamisch und musikalisch, dazu bietet er eine Kraft und Kontrolle, mit der er selbst anspruchsvolle Schallwandler antreiben kann und satteste Lautstärken bietet, ohne dabei an Agilität und Transparenz zu verlieren. Da der Verstärker auch seine große Anschlussvielfalt mit sechs analogen und fünf digitalen Eingängen sowie einem Kopfhörer-Ausgang beibehalten hat, erweist sich der Cyrus 8.2 DAC QXR als komplette Klangzentrale für höchstgradigen Musikgenuss.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier, Philipp Thielen
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
95 of 100
94 of 100
92 of 100
Technische Daten
Modell: | Cyrus 8.2 DAC QXR |
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Produktkategorie: | - Vollverstärker/DAC |
Preis: | 2.845,00 Euro |
Garantie: | - 2 Jahre - 3 Jahre bei Registrierung |
Ausführungen: | - Schwarz - Silber |
Vertrieb: | Bellevue Audio, Unna Tel.: 02303 / 3050178 www.bellevueaudio.de |
Abmessungen (HxBxT): | 75 x 215 x 365 mm |
Gewicht: | 6,9 kg |
Eingänge (analog): | 6 x Line unsymmetrisch (Cinch) 1 x MC Bus 1 x externe Stromversorgung PSX-R.2 |
Eingänge (digital): | 2 x elektrisch(Cinch, koaxial, S/PDIF) 2 x optisch (Toslink, S/PDIF) 1 x USB Typ B (für Anschluss an Computer oder Laptop) |
Ausgänge (analog): | 1 x Kopfhörer (Klinke, 3,5 mm) 2 x Vorverstärker (Cinch) 1 x Zone 2 2 x Lautsprecher 1 x MC Bus |
Maximale Samplingrate/ Auflösung | - USB: PCM 768 kHz / 32 bit, DSD512 - S/PDIF: PCM 192 kHz / 24 bit |
Verstärkerleistung: | - 2 x 70 W (8 Ohm) - 2 x 115 W (4 Ohm) (Herstellerangaben) |
Lieferumfang: | - Cyrus 8.2 DAC QXR - Fernbedienung 2 Batterien (AAA) - 1 Satz Hohlbanana-Stecker - 2 Netzkabel (Euro/UK) - Mantelwellenfilter für Netzkabel - CD mit Bedienungsanleitungen (Deutsch, Englisch, Französisch) - Quick Start Guide (Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch) - Garantiekarte |
Pros und Kontras: | + sehr musikalischer, feinauflösender und kraftvoller Klang + HiRes bis PCM 768 kHz / 32 bit und DSD512 + extrem stabiles Magnesium-Druckgussgehäuse + erstklassige Verarbeitung + einfache Bedienung + Upgrade-Möglichkeiten: Betrieb mit optionalem externem Netzteil PSX-R.2 / modulares Upgrade älterer 8.2-Verstärker zum 8.2 DAC QXR per QXR-Konverterplatine - Display ist grobpixelig - Kopfhörerausgang rückseitig und nur für 3,5 mm-Klinke ausgelegt |
Benotung: | |
Klang (60%): | 95/95 |
Praxis (20%): | 94/95 |
Ausstattung (20%): | 92/95 |
Gesamtnote: | 94/95 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |
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