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Redakteur
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Man muss sich steigern können – und bei Lehmannaudio sieht das so aus: Auf den Erfolgsklassiker Black Cube folgte der Black Cube SE, dessen Veredelung nun wiederum der Black Cube SE II ist: ein Phono-Vorverstärker für MM- und MC-Systeme, der in Impedanz und Gain an verschiedenste Nadelsysteme anpassbar ist, mit einen Bassfilter Trittschall und Rumpeln fernhält und eine separate Stromversorgung zur klanglichen Steigerung besitzt. Was er kann, haben wir getestet.

Der Black Cube SE II ist ein kompakter Phono-Vorverstärker, der sich geschmeidig in das Wohnambiente einfügt.

Als der Black Cube Mitte der 1990er erschien, sorgte der kleine schwarze Kasten schnell für Furore: Der nach audiophilem Maßstab sehr erschwingliche Phono-Vorverstärker wurde ob seiner sensationellen Performanz unter Vinylisten schnell populär und gilt heute als Klassiker. Aus dem Black Cube ist mittlerweile eine ganze Serie geworden. Der aufs Wesentlichste reduzierte schwarze Kubus hat in den nachfolgenden Versionen optisch, technisch und damit auch akustisch zugelegt – das gilt auch für den Black Cube SE II.

Der Black Cube SE II besteht aus dem Audioteil (links) und dem externen Netzteil (rechts).

Edler Auftritt

Dieser Phono-Amp hat sich – ebenso wie die in der Cube-Serie noch höher angesiedelten Top-Modelle Decade und Silver Cube – im Aussehen deutlich von dem ursprünglichen Design entfernt. Aus dem kleinen schwarzen Kästchen ist ein zwar immer noch kompakter, jetzt aber bei Weitem edler auftretender Phono-Preamp geworden, dessen Front nun eine vorgesetzte, fünf Millimeter dicke Platte aus gebürstetem Aluminium ziert. Sie ist wahlweise in Schwarz oder Silber zu haben. Gegen Aufpreis blitzt die Front in noch edler aussehendem Chrom. Dann ist die äußerst aufgeräumt Stirnseite, auf der allein eine kleine blaue LED als Nachweis der Betriebsamkeit leuchtet, auch zusätzlich von jeglichen Befestigungsschrauben befreit. Die Anschlüsse sind also komplett auf die Rückseite des Gehäuses gewandert. Dieser mattschwarz lackierte Korpus besteht wie die vorgesetzte Front aus Aluminium. Damit ist das gesamte Gehäuse nichtmagnetisch. Dies kommt der störungsfreien Funktion der empfindlichen Elektronik ebenso zugute wie die innere Bedämpfung des Deckels: So werden mikrofonische Effekte und mechanische Resonanzen vermieden, die sich in Form von Störgeräuschen bemerkbar machen können. Noch ein Wort zu den Anschlüssen: Die vier Cinch-Buchsen – zwei für das vom Plattenspieler kommende Signal und zwei für das zum HiFi-Verstärker hingeführte Signal – sind von dem Decade übernommen. Sie sind vergoldet, was für besten Kontakt und geringen Übergangswiderstand sorgt, und außerdem teflonisoliert, was die Reinheit des Signals bewahrt – wie auch die direkte Verlötung auf der Platine, die die gesamte Elektronik beherbergt. Damit sind wir schon beim Innenleben des Black Cube SE II.

Schicke Schale: Mit der vorgesetzten Front – hier in silberbelassenem Aluminium – sieht der Black Cube SE II deutlich edler aus als der Ur-Cube.

Bestbewährtes bleibt: Die Audio-Schaltung

Lehmannaudio bleibt auch beim Black Cube SE II seinem Anspruch treu: beste Bauteile, durchdachter Schaltungsaufbau. Die Treue fällt leicht, denn die Audioschaltung geht auf den in jeder Beziehung ausgezeichneten Black Cube SE zurück. So glänzt auch der „II“ mit einem präzisen, passiven Entzerrungsnetzwerk, das eine exakte Rückverwandlung des ankommenden Phono-Signals bewerkstelligt. Was vom Plattenspieler kommt, ist ja nach dem RIAA-Standard codiert und muss wieder sorgsam entschlüsselt und wieder in die ursprüngliche Form versetzt werden. Plattenspieler liefern aber nicht nur ein codiertes, sondern auch ein sehr zartes Signal, es entsteht ja allein aufgrund der Schwingung der Nadel und bedarf deshalb der Päpelung. Zur Kräftigung dieses Phono-Signals kommen zwei lineare Verstärkerstufen zum Zuge, die auf hohe Rauscharmut getrimmt sind. Das ist, eben wegen der Schwäche des ankommenden Signals, schwerer zu erreichen als bei einem deutlich stärkeren Line-Pegel-Signal – und deshalb ein zentraler Exzellenzausweis eines Phono-Vorverstärkers. Bei den Bauteilen der Verstärkerschaltung hat Lehmannaudio nur hochwertige Komponenten eingelötet, die innerhalb enger Toleranzen arbeiten. Die Platine, auf der alle Baugruppen positioniert sind, wird doppelseitig genutzt, so ist die Leiterbahnführung zugunsten kurzer Signalwege optimiert. Soweit der Blick unter die Haube, nun der Blick auf die Unterseite dieses Verstärkers.

Auf der Unterseite des Audioteils sind drei blaue Mäuseklaviere eingelassen. Mit diesen DIP-Schaltern stellt man die passenden Werte für MM- oder MC-Plattenspieler ein, aber auch den Bassfilter und die Gain-Anhebung.

Flexibel und vielseitig für MM und MC

Wer den Black Cube SE II umdreht, entdeckt sechs sogenannte „Mäuseklaviere“: blaue Blöcke mit weißen Schiebeschaltern, je drei Klaviere sind für den linken und rechten Signalkanal zuständig. Mit diesen sogenannten DIP-Schalter wird der Phono-Verstärker zum Allrounder, denn er bietet so zahlreiche Einstellmöglichkeiten, die sich aus der Kombination der Schalterstellungen ergeben. Die erste und grundlegendste: Der Black Cube SE II ist sowohl für MM- als auch für MC-Nadelsysteme geeignet. Dies sind die beiden gängigsten Abtastsysteme für Plattenspieler. MM steht dabei für Moving Magnet, MC für Moving Coil. Beide Abtastsysteme erfordern andere Betriebsweisen, aber auch innerhalb dieser Systeme gibt es große Unterschiede: Verschiedene Modelle verlangen jeweils andere Voraussetzungen, damit sie optimal arbeiten. Dafür besitzt der Black Cube SE II etliche Einstellmöglichkeiten, mit denen man verschiedenste Kapazitäts- und Impedanzwerte realisieren kann. So kommt der Black Cube SE II mit den meisten auf dem Markt gängigen MM- und MC-Systemen klar. Die jeweils benötigten Werte weisen die Hersteller der Abtastsysteme auf ihren Datenblättern aus. Bei der Eingangskapazität ist der Verstärker auf 100 Pikofarad festgelegt, damit funktioniert das Große der MM-Systeme, die durchaus auf die Kapazität des verwendeten Anschlusskabels reagieren. Beim Abschlusswiderstand hingegen bietet der Black Cube SE II die Einstellungen 100 Ohm, 1 Kiloohm und 47 Kiloohm. MM-Systeme funktionieren eigentlich immer mit dem letztgenannten Maximalwiderstand optimal, bei MC-Systemen sind hingegen auch andere Werte möglich. Mit welchen Schalterstellungen der Mäuseklaviere man welchen Wert einstellt, erklärt die Bedienungsanleitung. Sie listet sogar Schalterkombinationen für eine Wahlimpedanz auf, falls das Abtastsystem doch einen spezielleren Wert verlangt. Den erreicht man, indem man im Geräteinneren dafür vorgesehene Steckplätze mit entsprechenden RC-Bauteilen bestückt – die liefert Lehmannaudio auf Wunsch auch gleich mit. Diese Sondereinstellung lässt man im Falle eines Falles besser von einem Fachmann vornehmen. Für ihn liegt als Zubehör ein Inbusschlüssel zum Lösen der Gehäuseschrauben bei. Dem Experten überlässt man es dann auch, mit den ebenfalls mitgelieferten Jumpern die außerdem mögliche Überbrückung der Ausgangskondensatoren vorzunehmen, falls man die Kondensatoren aus klanglichen Gründen aus dem Signalweg heraushalten möchte. Das sollte man aber nur machen, wenn der nachfolgende Verstärker eingangsseitig einen Gleichspannungsfilter besitzt – wie gesagt: das ist ein Fall für den Fachmann.

Das Audio-Teil ist mit ausgezeichneten Buchsen bestückt, die kanalweise angeordnet sind: Links sitzen die Ein- und Ausgänge des linken Stereo-Kanals, rechts finden wir die Ein- und Ausgänge des rechten Stereo-Kanals.

Mehr Pegel, weniger Rumpeln

Abseits von diesen Ausnahmefällen bietet der Black Cube SE II nun noch zwei gerne genutzte Features. Da ist zum einen der Gain: Wer ihn mithilfe des DIP-Schalters aktiviert, hebt die Verstärkung um zehn Dezibel an. Damit kann man Nadelsystemen, die einen eher geringen Output liefern, zu einem höheren Signalpegel verhelfen. Dann muss man später am nachgeschalteten HiFi-Verstärker nicht so weit aufdrehen. Das wäre der schlechtere Weg, denn so würden auch sämtliche Einflüsse, die über alle Verstärkerstufen, Signal- und Kabelwege der Klangkette hinzugekommen sind, mitverstärkt. Deswegen sollte man ein Signal möglichst früh auf einen amtlichen Pegel bringen – und der Black Cube SE II macht’s möglich. Zum anderen verfügt der Phono-Verstärker über einen „Soft Bass Rolloff-Filter“. Früher nannte man das „Rumpelfilter“, weil man damit den mechanischen Geräuschen des Plattenspielers begegnete – allerdings mit sehr stark wirksamem Filter zur Beschneidung der tiefen Bässe. Moderne Vinyldreher sind zumeist so gut konstruiert, dass das Filter eher gegen Trittschall hilft. Es minimiert also störende Schwingungen, die über den Boden und das Regal zum Plattenspieler gelangen. Dieses Subsonic-Filter nützt aber auch bei verwellten Schallplatten, die durch ihre Deformation zuviel tieffrequente Energie liefern. In allen Fällen lohnt es sich, zum Schutz der Lautsprecher und zur Schonung der Ohren das Filter zu aktivieren – insbesondere, weil es 16 verschieden starke Einstellungen bietet. Sie haben ihren Angriffspunkt zwischen sieben Hertz und etwa 90 Hertz, so erreicht man im Tiefton eine Absenkung von zart bis hart. Damit gelingt eine individuell passende und deshalb optimale Filterung. Die Anleitung liefert zu allen möglichen Einstellungen auch gleich eine Abbildung, die die Wirkweise der jeweiligen Filtereinstellung verdeutlicht.

Die mittelharten Gummifüße absorbieren bis zu einem gewissen Grad klangschädliche Vibrationen, die entweder vom Gerät selbst erzeugt werden oder über den Untergrund hereingetragen werden.

Externe Stromversorgung

Um eine optimale Performanz zu erreichen, ist das Netzteil des Black Cube SE II ausgelagert. So wird das schwache und dementsprechend für Störeinflüsse anfällige Audiosignal des Plattenspielers nicht in Mitleidenschaft gezogen. Für diese Störungen in Form von Brummen oder Sirren sorgen nämlich besonders gerne Stromversorgungen durch ihre elektromagnetische Strahlung. Ein gut abgeschirmtes und entfernt stehendes Netzteil ist deshalb eigentlich Pflicht. Lehmannaudio liefert zum Verstärker sein bewährtes PWX-Netzteil, das mit seinem durchweg schwarzen Gehäuse optisch am besten zu der rein schwarzen Version des Verstärkers passt. Mit einem Kilogramm Gewicht ist das Netzteil deutlich schwerer als der Amp – kein Wunder, denn im Inneren thront ein properer 30 Voltampere-Ringkerntrafo als Herzstück der Versorgung. Zusammen mit großzügig ausgelegten Glättungskondensatoren sorgt er für eine Stromlieferfähigkeit, die den Bedarf des Amps deutlich übersteigt. Eine solche Überdimensionierung resultiert zumeist in einer sehr entspannte Wiedergabe, den dank des Power-Plus gibt es selbst bei starken und plötzlichen Impulsen keine Lieferengpässe. Neben dem Job einer stabilen Stromversorgung übernimmt das PWX auch die Aufgabe eines Filternetzteils, das Gleichtaktstörungen fernhält, welche von anderen elektrischen Geräten über das Stromnetz eingeschleust werden. Die Verbindung zwischen Netzteil und Audioteil geschieht über ein abgeschirmtes Kabel. Es misst zwei Meter und bietet damit die Möglichkeit, die beiden beiden Komponenten weit entfernt voneinander aufzustellen, somit kann man den Verstärker ruhigen Gewissens nah am Plattenspieler aufstellen.

Auf der Rückseite der Stromversorgung sitzen der Anschluss für den Netzstecker und die vierpolige XLR-Buchse, in die das lange und isolierte Kabel des Audioteils eingesteckt wird. Durch diese Trennung von Verstärker und Stromversorgen können die beiden Komponenten weit voneinander entfernt positioniert werden.

Der Black Cube SE II in der Praxis

Das haben wir auch getan – zuerst im Verbund mit dem AVM Revolution R 5.3 Cellini, vor allem aber mit dem Avid Acutus, den wir demnächst im Test vorstellen. So hat der Black Cube SE II einiges an Einspielzeit erfahren, die bei Komponenten von Lehmannaudio generell zu einer Klangsteigerung führen. Auch das Nadelsystem des Acutus, das in der 1.100 Euro-Liga spielende Goldring Ethos, dankt das tagelange Plattenauflegen mit einem deutlichen Performanz-Plus. Da das Ethos ein MC-System ist, das mit einer Impedanz von 100 Ohm betrieben werden möchte und einen mittleren Output liefern soll, stellen wir diesen Impedanzwert am vierschaltrigen Mäuseklavier ein und schalten am dreischaltrigen Mäuseklavier den Pegelboost, der ab Werk aktiviert ist, erst mal ab. So hören wir nun den Police-Klassiker „Walking On The Moon“ – allerdings in einer coolen Jazzrock-Version des Yuri Honing-Trios. Um auf eine ordentliche Lautstärke zu kommen, müssen wir unseren bewährten Hegel H360, den wir hinter den Black Cube SE II geklemmt haben, aber schon deutlich aufdrehen. Doch trotzdem ist kaum ein Rauschen zu hören, erst als wir im Leerlauf mal ganz nah an unsere Redaktions-Canton-Lautsprecher herangehen, ist ein geringer Rauschteppich zu vernehmen. Respekt! Wir nehmen nun also doch den Gain-Boost in Anspruch, um das Plattenspieler-Signal möglichst früh auf einen ordentlichen Pegel zu bekommen – und sofort zucken wir zusammen, kaum dass die Nadel in der Rille liegt: Völlig unvermittelt startet der Song mit einigen einleitenden Snare-Schlägen des Schlagzeugs, die uns in üppiger Lautstärke mit einer satten Dynamik serviert werden. Holla! Schrecksekunde! So geht es im Stück auch weiter: Der dazustoßende Kontrabass von Tony Overwater und das Saxophon von Yuri Honing bilden mit dem Drumset von Joost Lijbaart ein Trio, das gerne den Laut-leise-Kontrast auskostet – und der Black Cube SE II kann diese Dynamik mit toller Spritzigkeit mühelos liefern

So sorgt der Black Cube SE II für mehr Pegel: Einfach nur bei den dreischaltrigen Mäuseklavieren die bereits auf „ON“ gesetzte Nummer 1 aktiv lassen.

Impulsivität mit Entspannung

Bei aller Impulsivität bleibt die Wiedergabe sehr entspannt, so dass wir die atmosphärische Spannung, die dieser Interpretation innewohnt, genießen. Der Kontrabass kann aufgrund der reduzierten Besetzung seinen eigenen, knurrigen Ton wunderbar entfalten, das gilt auch für die ganz subtil angezupften, sanften Töne und ebenso für die Tapping-Passagen, bei denen der Ton allein durch impulsives Niederdrücken einer oder mehrerer Saiten entsteht. Der Phonoverstärker glänzt hier mit einer detailreiche Wiedergabe, deren Krönung die Flageoletts sind. Das sind absichtlich erzeugte Obertöne, ihre changierenden Klangfarben beim gemeinsamen Verklingen können wir fasziniert nachspüren. Andererseits punktet der Bass mit gut gesetzten tiefen Tönen, auch die Drums liefern mit der fetten Bass ein volles Fundament, dass der Phono-Amp voluminös wiedergibt. Hier lässt der Black Cube SE II ebenfalls nichts anbrennen und liefert den vollen, runden Ton. Das sonore Tenorsaxophon von Yuri Honing rundet den Genuss ab: sein herrliches Solospiel ist in allen Feinheiten vernehmbar, Anblasgeräusche, leichtes Vibrato, Klappengeräusche – der Bandleader steht in plastischer Abbildung mit seinen Mitmusikern vor uns, gut in der räumlichen Tiefe gestaffelt. Was uns auffällt, während wir beim mehrmaligen Hören des Tracks die Nadel immer wieder von Neuem in die Einlaufrille setzen und dann kurze Zeit keine Musik tönt: Zur Rauscharmut gesellt sich eine schöne Brumm- und Sirrfreiheit. Das ist natürlich auch den exzellenten Mitspielern der Klangkette geschuldet, aber ebenso der Erdung des Black Cube SE II über die rückseitige Klemme – und nicht zuletzt der Trennung von Audio- und Netzteil. So können wir den Phono-Verstärker problemlos direkt neben dem Plattenspieler stehen lassen, sogar das Netzteil erzeugt in unmittelbarer Nähe keine Einstreuungen. Das spricht für die sehr gute Schirmung beider Black Cube SE II-Komponenten, insbesondere der potenziell kritischen Stromversorgung.

Der Black Cube SE II uíst mit einer Erdungsklemme ausgestattet. Hier wird die Erdungsleitung des Plattenspieler-Kabels angeschlossen. Durch diese Maßnahme beseitigt man das Brummgeräusch, das sonst oft beim Plattenspielerbetrieb zu hören ist.

Frische und Fülle

Wir haben mit dem Yuri Honing-Trio nun aber genug Weg auf dem Mond zurückgelegt und gehen nun vom intimen kammermusikalischenRahmen zum orchestralen Format: Die Berliner Philharmoniker unter Bernard Haitink spielen die herrlich lebendige Tarantella aus Igor Stravinskys „Pulcinella“-Suite. Der Black Cube SE II transportiert die Atmosphäre der Berliner Philharmonie, die schöne Räumlichkeit der Aufnahme – und er beherrscht die große musikalische Bühne, wie wir mit dem Einsatz des Orchesters hören. Wir behalten deshalb den Überblick über die einzelnen Instrumentengruppen des großen Klangkörpers, hohe und tiefe Streicher, Holz- und Blechbläser konzertieren in der Einleitung frisch und beschwingt, Stimmen und Motive werden weitergereicht, ergänzt und kontrastiert – bis dann die russische Sängerin Olga Borodina mit ihrem wunderbar anschmiegsamen Mezzosopran einsetzt und ihre traurige Klage „Se tu m’ami“ innig an uns richtet. Eine Aufnahme zum Schwelgen und Seufzen – und der Black Cube SE II gönnt uns dafür die nötige Muße und Ruhe. Ab dem zweiten Durchhören spielen wir mal die Optionen der Bassfilterung durch. Ja, mit zunehmender Stärke der Absenkung und Beschneidung merken wir die allmähliche Verschlankung im Tiefton, netter Nebeneffekt: Die tieffrequenten Geräusche, die beim Abheben und Niederlassen des Tonarms entstehen, wenn die Nadel das Vinyl verlässt beziehungsweise wieder Kontakt mit der Platte hat, werden immer geringer. Doch selbst bei der Bassfilter-Einstellung 16, die unter 50 Hertz praktisch nichts mehr durchlässt, ist der Tiefton bei der Musikwiedergabe überraschend akzeptabel, auch wenn die Kontrabässe nun mit ihren zwischenzeitlich markanten Einwürfen verhaltener wirken. Das hat Lehmannaudio also gut gelöst, zumal bei Schallplatten oft sehr tiefe Frequenzanteile unterhalb von 40 Hertz aus technischen Gründen gar nicht in der Rille verewigt sind. Wer allerdings so stark filtern muss, weil der Trittschall sonst nicht zu bändigen ist, sollte sich über den Fußboden und das Regal, in dem der Plattenspieler steht, ernsthafte Gedanken machen. Wir sind hier problemfrei und nutzen den Black Cube SE II deshalb auch gleich wieder in der niedrigsten Filterstufe – und schon verwöhnt uns dieser Verstärker wieder mit voller Frische und Fülle des Klangs.

Der Black Cube SE II im Verbund mit dem Avid Acutus SP, der mit einem SME IV ausgestattet ist, der wiederum ein Goldring Ethos unter seiner Kopfplatte trägt. Als Vollverstärker dient der Hegel H360.

Fazit

Mit dem Black Cube SE II präsentiert Lehmannaudio seinen erfolgreichen Klassiker in der komfortreichen Edel-Version. Der kleine schwarze Kubus ist nun dank der Aluminiumfront und der Verlegung aller Anschlüsse auf die Rückseite optisch wesentlich gediegener. Akustisch glänzt der Phono-Amp mit der auf den vielgelobten SE zurückgehenden Verstärkerschaltung, die eine rauscharme, detailreiche und voluminöse Wiedergabe liefert. Für den komfortablen und vielseitigen Einsatz sorgt ein Ensemble von Einstelloptionen. Sie ermöglichen den passgenauen Einsatz mit eigentlich allen gängigen MM- und MC-Systemen, eine Anpassung des Pegels bei schwachem Phono-Signal und eine 16-stufige Filtermöglichkeit gegen tieffrequenten Trittschall und Rumpeln. Mit seiner externen Stromversorgung bewahrt der Black Cube SE II die klangliche Reinheitdes Audiosignals, dazu ebnet das überdimensionierte Netzteil mit seiner hohen Stromlieferfähigkeit den Weg für eine kraftvoll-impulstreue Verstärkung. Dieses Klangvermögen und dieser Komfort erheben den Black Cube SE II, gerade in Anbetracht des mehr als moderaten Preises, geradezu zum Zauberwürfel.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 90/90
Klasse: Oberklasse
Preis/Leistung: ausgezeichnet

90 of 100

88 of 100

90 of 100

191002.Lehmannaudio-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Lehmannaudio
Black Cube SE II
Gerätekategorie:Phono-Vorverstärker
Preise:949,00 Euro (Aufpreis Chromfront: 99,00 Euro)
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Audioteil: - Korpus: Schwarz:
- Front: Aluminium schwarz oder silber (eloxiert und gebürstet) oder Chrom
- Netzteil: Schwarz
Vertrieb:Lehmannaudio, Köln
Tel.: +49 221 29493320
www.lehmannaudio.com
Abmessungen (HBT):- Audioteil: 50 mm x 114 mm x 124 mm
- Netzteil: 45 mm x 93 mm x 233 mm
Gewicht:- Audioteil: 0,6 kg
- Netzteil: 1,0 kg
Eingänge (Audioteil):1 x Line unsymmetrisch (Cinch)
1 x Stromversorgung (XLR)
Ausgänge:- Audioteil: 1 x Line unsymmetrisch (Cinch)
- Netzteil: 1 x Stromversorgung (XLR, 4-polig)
Verstärkung 1 kHz:- MM: 46 dB
- MC: 66 dB
Max. Eingangspegel 1 kHz:- MM: 45 mV
- MC: 4,5 mV
Rauschabstand (effektiv unbewertet)- MM: 71 dB
- MC: 63 dB
Kanaltrennung:> 80 dB bei 10 kHz
Eingangsimpedanz:- 47 kΩ, 1 kΩ, 100 Ω
- 1 x Wahlimpedanz
- 1 x Hardwire-Steckplatz
Ausgangsimpedanz:47 Ω
Eingangskapazität:100 pF
Kanalungleichheit:
typ. max. 0,5 dB
Bassfilter:16 Einstellungen zw. 7 Hz und ca. 90 Hz
Lieferumfang:- Lehmannaudio Black Cube SE II (Audioteil + Netzteil PWX)
- XLR-Verbindungskabel zwischen Netzteil und Audioteil (2 m)
- Netzkabel
- 2 Jumper zur Überbrückung der Ausgangskondensatoren
- Inbusschlüssel
- Bedienungsanleitung
- Garantieschein
Pros und Kontras:+ sehr gute Klangqualität, sehr rauscharm
+ für MM und MC, selbst für ausgefallene MC-Systeme geeignet
+ Impedanz anpassbar
+ Bassfilter gegen Trittschall/tieffrequente Schwingungen mit 16 Einstellmöglichkeiten
+ Schalter zur Erhöhung des Ausgangspegels um 10 dB
+ externes Netzteil

- kein Schalter für An/Aus oder Standby
- Anordnung der Ein- und Ausgänge birgt Verwechslungsgefahr
- komplexe DIP-Schalter-Kombinationen für die Bassfilter-, MM- und MC-Einstellungen
Benotung:
Klang (60%):90/90
Praxis (20%):88/90
Ausstattung (20%): 90/90
Gesamtnote:90/90
Klasse:Oberklasse
Preis/Leistung:ausgezeichnet
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