Home » Tests » High End-Schallwandler Audio Physic Codex – Der unsichtbare Vierte
20. Februar 2020von Volker Frech
RedakteurSie sieht aus wie ein normaler Lautsprecher, doch die Audio Physic Codex ist von oben bis unten mit Novitäten und ungewöhnlichen Lösungen gespickt. Das beginnt beim schwingungsberuhigten Sandwich-Gehäuse mit Keramikschaum-Füllung, setzt sich fort bei den Spezialchassis mit resonanzgedämpften Metallmembranen und vibrationsgebändigtem Doppelkorb und gipfelt in der Vier-Wege-Beschallung mit nur drei sichtbaren Lautsprechern. Wir erkunden staunend all diese Features und Finessen – und machen uns auf die Suche nach dem unsichtbaren Vierten.
Mit einem „Wow“ fängt es an: Kaum steht die Audio Physic Codex ausgepackt in unserer Redaktion, beginnt die bewundernde Begutachtung dieses schlanken, rund 1,20 Meter aufragenden und dabei sanft nach hinten geneigten Edel-Schallwandlers. Als Erstes fällt die ungemeine Intensität des wunderschönen Rosenholz-Furniers auf. Schon dieses Echtholz-Gewand ist eine Spezialität. Audio Phsyic lässt es eigens in Italien fertigen, der dortige Betrieb besitzt das Know-how, um heimische Hölzer in hauchdünne Lagen zu tranchieren, sie zu einem Furnier zu verleimen und ihm die gewünschte Maserung und Tönung zu verleihen. Die perfekte Hochglanz-Lackierung dieses herrlichen Furniers verstärkt den brillanten Auftritt der Codex. Statt Rosenholz ist aber ebenso Ebenholz möglich, dieses Furnier gibt es zudem, wie auch Walnuss und Kirsche, in einer matten Version. Die große Oberflächen-Alternative ist dann Glas: Die Codex wird auf Wunsch auch mit Glasscheiben beplankt, die rückseitig lackiert sind – wahlweise in Weiß, Perlweiß, Silber, Anthrazit, Schwarz oder Rot. Glas gilt ja eigentlich als akustisch heikel, weil es für klangliche Härte und Klirren sorgt. Doch Manfred Diestertich, seit über zwanzig Jahren Chefentwickler von Audio Physic, hat das Glas gebändigt. Das haben wir bereits bei der von uns getesteten Audio Physic Classic 15 kennengelernt, deshalb wissen wir: Dafür bedarf es eines Spezial-Gehäuses.
Das Beruhigungs-Sandwich
Der Korpus der Codex wird in einem Sandwich-Aufbau realisiert: Im Kern ist er aus über ein Zentimeter starkem MDF gefertigt, darüber liegt eine dauerelastische Schicht, genauer: eine Folge von dickem, doppelseitigem Spezial-Klebeband. Es nimmt das Gros aller innen entstandenen oder von außen kommenden Vibrationen auf und wandelt sie letztlich in Wärme um. Zugleich dient diese Schicht in Verbindung mit gezielt gesetzten Klebepunkten der Fixierung der nun aufgetragenen Paneele, die die Oberfläche der Codex bilden. Überraschung: Gerade mit Glas ist der Absorptionseffekt dieses Sandwichs besonders groß. Dies liegt an dem höheren Gewicht der Glaspaneele, die, einmal durch die Bedämpfung entschärft, nun durch ihr Mehr an Masse für eine größere Trägheit sorgen. Mit ihnen wiegt die Codex 44 Kilogramm, mit Furnier sind es sechs Kilo weniger. Der Sandwich-Aufbau führt zudem zu einem definierten Abstand zwischen MDF-Kern und Oberflächen-Paneelen. Die Zwischenräume verwendet Audio Physic als Bassreflex-Kanäle. Diese clevere Idee erspart uns den unattraktiven Anblick eines klassischen Bassreflex-Ports.
Keramikschaum für Stabilität und Stille
Das Thema Vibrationen zieht sich für Audio Physic-Entwickler Diestertich durch alle Bereiche des Schallwandlers. Deshalb setzten die Briloner natürlich auch bei der Codex auf eine innere Verstrebung zur Erhöhung der Steifigkeit. Hinzu kommt aber eine völlig außergewöhnlicher Werk- und Wirkstoff: Keramik-Schaum. Dieses an einen großporigen Schwamm erinnernde Siliziumcarbid wird in der Industrie als Filter verwendet, um flüssiges Eisen von der Schlacke zu scheiden. Diestertich hat diesen Keramikschaum nun komplett zweckentfremdet. Das poröse Material ist steinhart, leicht und schalldurchlässig, es entpuppte sich in seinen Experimenten als prima stabilisierendes und Reflexionen dämmendes Wundermaterial. Diese Eigenschaften nutzt Diestertich, um den Lautsprecherkorpus zusätzlich zu versteifen und die Ruhe im Gehäuse zu befördern. Dabei büßt man wegen der luftigen Beschaffenheit des Schaums im Innern des Gehäuses wenig Volumen ein. In Audio Physics Referenz-Schallwandler „Structure“ macht der Keramikschaum deshalb sogar einen Gutteil des Gehäuses aus, in der Codex kommt er im gesamten Korpus punktuell zum Einsatz. Der Schaum sitzt hinter den separaten Gehäusekammern für den Hochtöner, den Mitteltöner und den Mitteltieftöner, er steckt in den Übergängen zwischen den verschiedenen, akustisch gekoppelten Gehäusearealen des Subwoofers, und er fungiert als Füllung der großflächigen Öffnungen im unteren Frontbereich des Gehäusekerns sowie im Gehäuseboden – als spezielle Bassreflexöffnungen mit minimiertem Strömungsgeräusch.
Tarn-Tieftöner und Alu-Bändigung
Aufmerksame Leser werden bereits stutzig geworden sein: Subwoofer? Welcher Woofer? Wer die Codex von allen Seiten betrachtet, wird nur auf der Front drei kleinere Chassis für Höhen, Mitten und oberen Bass entdecken. Wer die Codex nun aber durchsägt, stößt dann im Bodenbereich auf den unsichtbaren Vierten: Hier sitzt ein mächtiger 25-Zentimeter-Tieftöner, der mit seiner großen Konus-Papiermembran Frequenzen bis hin zu richtig tiefen 28 Hertz schallwandelt. Damit er dies verzerrungsfrei absolvieren kann, ist er als Langhub-Lautsprecher ausgelegt. Bei dieser Bauart kann die Schwingspule und damit auch die Membran weiter linear auslenken; durch den längeren Hub ist zudem ein größerer Schalldruck möglich. Dieser Woofer gibt bei etwa 100 Hertz dann an den 17 Zentimeter messenden Mitteltieftöner ab. Er sitzt, wie alle weiteren Speaker, im oberen Bereich der Front, der bei unserem Testmodell durch ein schwarzes Paneel optisch abgesetzt ist. Alternativ ist hier aber auch die Ausführung in der restlichen Gehäusefarbe möglich. Zurück zu den Speakern der Front: Hier setzt Audio Physic durchweg auf Aluminium. Auch hier ist – wie beim Glas – eine Bändigung nötig: Um dem leichten, steifen Material seine akustischen Nachteile auszutreiben, wird die Membran mit Keramik beschichtet.
Doppel-Korb gegen Rest-Vibrationen
Beim Mittel- und Hochtöner werden zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Sie besitzen einen Silikon-Gummiring, der die Mebran einfasst und gezielt vorspannt. Dadurch wird das metallische Klingeln der Membran bei bestimmten Frequenzen unterbunden. Beim Mitteltöner entdecken wir zusätzlich einen Phase Plug. Er verbessert einerseits als Schallführung das Abstrahlverhalten des Speakers, andererseits leitet er die Wärme ab, die beim Schallwandeln entsteht. Diese Kühlmaßnahme hat sich der Mitteltöner redlich verdient. Er kümmert sich nämlich um den weiten Frequenzbereich zwischen 300 Hertz und 2,9 Kilohertz. Um ihm auch noch die letzten unerwünschten Mikro-Vibrationen auszutreiben, besitzt sein Chassis eine besondere Doppelkorb-Konstruktion. Bei konventionellen Lautsprechern ist der Korb der Träger sämtlicher Chassis-Komponenten – sei es der starre Magnetantrieb, sei es die schwingende Membran samt Zentrierung und Schwingspule, sei es die vibrierende Sicke samt Einfassung. Zugleich bildet der Korb die Kontaktstelle zum Boxenkorpus – und damit ist er die potenzielle Brücke für Vibrationen, die durch das Chassis erzeugt werden und dann das Gehäuse anregen können. Das verhindert nun ein pfiffiger Doppelkorb. Der innere Korb vermindert mit seinen extrem guten Dämpfungseigenschaften den Transport der Schwingungen, der äußere Korb aus Aluminiumdruckguss sorgt hingegen für die Stabilität des Gesamtgebildes. Beide Körbe stehen dabei nur über einen schmalen Ring in Kontakt. Sie sind dadurch stark voneinander entkoppelt. Dieser Effekt wird nun noch durch die Fixierung im Gehäuse gesteigert. Der Doppelkorb wird nicht einfach in die Front der Codex eingeschraubt, stattdessen werden die Schrauben in dübelartige Kunststoff-Hülsen eingedreht. Dies hemmt abermals die Weiterleitung von Vibrationen an das Gehäuse.
Revival und Renewal: Konus für den Hochton
Auch der Tweeter ist mit den Meriten des Mitteltöners versehen: Keramikbeschichtung der Alu-Membran, Silikon-Gummiring zur Resonanzunterdrückung der Metallmembran – nur auf den aufwändigen Doppelkorb hat man hier wegen der deutlich geringeren wirkenden Kräfte verzichtet. Stattdessen sorgt ein Schaumstoffring zwischen Tweeter und Gehäuse für die akustische Entkopplung. Dafür bietet der Hochtöner eine überraschende, wenn auch nicht ganz neue Lösung: Er ist nicht, wie heute üblich, als Kalotte ausgeführt, sondern als Konus realisiert, wie es in früheren Jahren durchaus verbreitet war. Den Vorteilen – sehr geringe Verzerrung, höherer Wirkungsgrad, keine Taumelbewegung der Membran wegen der hinterseitigen Zentrierung – stehen einige Nachteile entgegen: stärkere Bündelung des Schalls, mehr Neigung zu Resonanzen. Durch eine Neukonstruktion hat Audio Physic die Vorteile bewahrt und die Nachteile behoben: Der Tweeter besitzt eine verhältnismäßig kleine, leicht gewölbte Konus-Membran mit relativ großer Staubschutz-Kappe aus Kunstseide. Auf den ersten flüchtigen Blick könnte man ihn fast für einen Kalotten-Hochtöner halten. Dieser Konus schallwandelt nun verzerrungsarm, strahlt homogen ab und meistert eine lineare Wiedergabe bis hin zu sagenhaften 40 Kilohertz. Das liegt weit über dem menschlichen Hörvermögen, das bei gut zwanzig Kilohertz seine Grenze hat.
Die Audio Physic Codex in der Praxis
Wir paaren die Audio Physic Codex mit unserem Redaktionsverstärker Hegel H360 und unserem SACD-Player Oppo UDP-203 als Zuspieler. Zum Ausrichten der Schallwandler auf den Hörplatz nehmen wir „Boogie Street“. Der Song ist auf Leonard Cohens CD „Live in London“ zu finden – und der Live-Charakter kommt auch sofort rüber: Die Nummer beginnt mit begeistertem Applaus des Publikums, und wir fühlen uns schon wie im Konzertsaal, obwohl die Aufstellung erst „Pi-mal-Daumen“ ist. Trotzdem vermittelt uns die Codex bereits jetzt die tolle Atmosphäre mit einer grandiosen Fülle an Details. Die enthusiastischen Rufe und Pfiffe des Publikums, das Händeklatschen, die dadurch vermittelte Akustik des Saals – das alles stimmt schon jetzt und sorgt bei uns für ein wohliges, gespanntes Kribbeln. Dann setzt der Gesang ein. Allerdings performt nicht Leonard Cohen, sondern Sharon Robinson, die diesen Song geschrieben hat – und deshalb übernimmt die Sängerin und Komponistin hier auch die Lead Vocals. Die sind bei unserer Wiedergabe noch nicht ganz in der Mitte, deshalb sorgen wir für einen gleichen Abstand der Schallwandler zum Hörplatz und für eine identische, leichte Einwinklung. Jetzt ist das Bühnengeschehen stimmig – und sofort eine Offenbarung: Robinson eröffnet den Song allein mit ihrer vollen, warmen Stimme, direkt mit ihren ersten Worten bereitet sie uns einen wohligen Schauer: „Oh Crown of Light“ singt sie mit einer unglaublichen Innigkeit. Sie holt für das hohe, langgezogen „Light“ noch einmal Luft, verleiht ihrer Stimme ein herrliches Vibrato – und scheint dabei direkt vor uns zu stehen, vielleicht zwei Meter vor uns singt sie für uns. Was für ein intensives Erlebnis! Wir bekommen jedes kleine Hauchen ihre Stimme mit, jeden leisen Atemzug. Es sind diese kleinen Details, die hörbar sein müssen, damit eine Wiedergabe lebendig und echt wirkt – und die Codex bietet sie uns.
Perfekt wiedergegebenes Bühnengeschehen
Es wird aber noch besser: Genau diesem wunderschön gesungenen „Light“ setzen zwei Backgroundsängerinnen mit einem mehrstimmig intonierten „Huh“ das vokalistische Sahnehäubchen auf. Dazu setzt die Begleitband ein: Ein tiefer, wunderbar voluminöser Liegeton vom Bass sorgt sofort dafür, dass wir ungläubig auf die doch eigentlich ziemlich schlanken Schallwandler schauen, die akustisch doch schon längst unsichtbar geworden sind. Dazu gesellen sich ein flächiger Sound vom Keyboard, außerdem eine Akkordzerlegung vom Piano, die über mehrere Oktaven immer langsamer nach oben geht. Das ist eine perfekt inszenierte, spannungssteigernde Einleitung – und ein perfekt wiedergegebenes Bühnengeschehen! Es wird am Ende der dramatischen Steigerung komplettiert: Nach Robinsons Bekenntnis „And I’m back on Boogie Street“ setzt die gesamte Band ein, und es ist fantastisch, welch plastisches Szenario die Codex uns präsentiert. Das beginnt schon beim hinten positionierten Schlagzeug: Rafael Bernardo Gayol unterlegt die Ballade mit einem dezenten Beat, setzt aber immer wieder wohldosierte Akzente auf der Hi-Hat, dem Schellenkranz und weiteren Percussioninstrumenten. Diese raffinierten Finessen finden zwar im Hintergrund statt, trotzdem hören wir jedes Detail dieses Drummings, jede Fell- und Beckenberührung der Schlagzeugbesen.
Beeindruckender Bass: der unsichtbare Vierte
Noch beeindruckender ist aber die Wiedergabe des Basses: Roscoe Beck hat ja schon zu Beginn mit seinen raumfüllenden Liegetönen für Staunen gesorgt, nun wechselt er, synchron mit der Bassdrum, zu einem schweren, groovenden Rhythmuspattern – und das serviert uns die Codex mit derartiger Opulenz und Druck, dass auch Kollegen eine spontane Stippvisite im Hörraum machen und staunend mit dem Kopf nicken. Diesen Mörderbass liefert die Codex völlig unbeeindruckt, trocken, klar und konturiert. Der unsichtbare Vierte, also der im Gehäuse versteckte Subwoofer, macht sich akustisch also deutlich bemerkbar. Dass wir mit der Codex über unseren Hörraum hinaus die Redaktion mitbeschallen, war eigentlich nicht beabsichtigt. Wir glaubten, gar nicht so laut zu hören, aber offenbar ist der Pegel doch schon beträchtlich. Trotzdem ist die Wiedergabe der Codex völlig entspannt, ohne jeglichen Ansatz eines Kompressionseffekts. Auch der sich nun steigende Personaleinsatz auf der Bühne ändert daran nichts: Obwohl jetzt noch Keyboard, Gitarre, Saxophon, Background- und Lead-Gesang dazukommen und Leonard Cohen schließlich mit seiner tiefen, raunenden Stimme Robinsons Vokalpart untermurmelt, bleibt die Wiedergabe transparent, aufgeräumt und plastisch. Wir haben die Codex nun mal ein wenig näher an die Wand gestellt, um zusehen, ob die Souveränität und Kontrolle auch bei Gemäuernähe erhalten bleibt, wie Audio Physic verspricht. Statt rund 50 Zentimeter Abstand sind es nun nur noch knappe 30 Zentimeter – und ja, selbst jetzt liefert die Codex einen ausgewogen-neutralen, homogenen, klaren Klang ohne Bassüberhöhung.
Es geht noch mehr
Da wir gerade beim Experimentieren sind: Audio Physic liefert die Codex standardmäßig mit normalen Spikes für die Ankopplung an den Boden. Mit diesen Metalldornen haben wir bislang gehört, nach Leonard Cohen etliches anders, Trip-Hop von London Grammar, Electronica von Oh Land und mit Ludwig van Beethovens Violinkonzert auch Klassik im Großformat. Alles richtig klasse, Referenzklasse, um genau zu sein – aber es geht noch mehr. Audio Physic bietet optional die sogenannten „VCF V Magnetic plus“ als Standfüße an – und die hat Entwickler Manfred Diestertich auch gleich mit der Codex mitgebracht. Die Füße bestehen im Prinzip aus einem Spezialgewebe und sich gegenseitig abstoßenden Magneten. Deren Magnetfeld trägt zusammen mit dem Gewebe nun die Codex. Die Wirkung ist verblüffend: Bei der Cohen-Aufnahme wirkt gerade der Gesang, aber auch die gesamte Band noch greifbarer, unmittelbarer, als wären Sharon Robinson und ihre Musiker allesamt einen Schritt auf uns zugegangen. Auch die Klarheit und Dynamik, an denen schon bis jetzt wahrlich kein Mangel geherrscht hat, sind noch weiter im Plus. Selbst in punkto Plastizität legt die Codex so ein wenig zu. Überdies besitzt der Bass abermals mehr Kontur und Wirkmacht. Das fällt uns besonders bei London Grammars „Hey Now“ auf: Der synthetische Tiefbass dieses Songs drückt nun mit mit noch größerer Macht auf Magen und Ohren. Hier gewinnt zudem der Gesang an Präsenz, und die berühmte crispe Gitarre zu Beginn besitzt jetzt eine noch größere Knackigkeit.
Dynamische Exzellenz
Bei Beethovens Violinkonzert schließlich ist der Genuss-Zugewinn am größten: Die Weltklasse-Violinistin Lisa Batiashvili musiziert das Konzert mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Batiashvilis Geige, eine seltene und sündhaft teure Stradivari, besitzt nun einen noch größeren Schmelz, entfaltet aber auch schlicht mehr Expressivität. Die phänomenale Virtuosität der Solistin ist dadurch noch intensiver erlebbar: sanfte Striche, harte Staccati, glasklare Flageoletts, süße Melodiebögen und harsche Hochgeschwindigkeitspassagen – Batiashvili bietet alles, die Codex liefert alles, wir hören alles. Dabei hat auch das hinter ihr spielende Orchester an Transparenz, Tiefe und Dynamik gewonnen. Die ersten und zweiten Geigen, die Celli und Bässe, die Holz- und Blechbläser, die Pauken – sie alle stehen als plastischer Klangkörper geschlossen hinter der famosen Solistin. Sie sind aber ebenso als deutlich verortbare Instrumentengruppen zu hören und gerade bei den Frage-Antwort-Passagen zwischen Solistin und Orchester bis hin zum einzelnen Musiker identifizierbar. Gerade weil die Bremer ein Kammerorchester sind, erleben wir die Bandbreite von piano bis fortissimo nicht nur mit grobdynamischer Explosivität, die ein amtliches Orchestertutti ausmacht, sondern auch die feindynamischen Abstufungen, die das Spiel der Musiker agil, frisch und lebendig klingen lässt – und das beherrscht die Codex in aller Exzellenz.
Fazit
Audio Physic zeigt mit der Codex meisterhaft, wie man vier Wege unter einen Hut, besser: in ein Gehäuse bringt und zu einem homogenen Schallwandler vereint. Dies gelingt mit zahlreichen pfiffigen Lösungen, die oft der Vermeidung von Vibrationen, Reflexionen und Resonanzen dienen. Dazu zählen der Korpus im Sandwich-Aufbau, die Dämmung durch Keramikschaum, die Keramikbeschichtung der Alu-Membranen oder die Doppelkorb-Konstruktion beim Mitteltöner. Dazu gehören auch außergewöhnliche Konzepte wie der Konus als Hochtöner, die Nutzung der Gehäusezwischenräume als Bassreflexkanäle oder der im Korpusinneren agierende Subwoofer. Er ist der unsichtbare Vierte, der für den Tiefton sorgt, während die drei sichtbaren Chassis auf der Front nahtlos anschließen und ein stimmiges Klangbild bis hoch zu 40 Kilohertz liefern. So spielt die Codex kraftvoll, hochdynamisch und mit mächtigem Bass. Sie kreiert ein ungemein detailreiches und durchsichtiges, plastisches und räumliches Klangbild in 3D. Dabei bleibt die Wiedergabe natürlich, ohne Überzeichnungen und frei von Kompressionseffekten, so dass man mit ihr einen wunderbar entspannten Musikgenuss erlebt. Zur akustischen Meisterschaft kommt die optische Grandezza: Die Codex ist mit ihrem nach hinten geneigten Gehäuse und dem herrlich intensiven Furnier, aber auch mit der alternativen Ausführung in Glas eine Augen- und Ohrenweide.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Audio Physic Codex |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | - Walnuss, Ebenholz, Kirsche, Glas Weiß, Glas Schwarz: 10.990,00 € / Paar - Ebenholz Hochglanz, Rosenholz Hochglanz, Glas Silber, Glas Anthrazit, Glas Perlweiß, Glas Rot: 11.490,00 € / Paar |
Garantie: | - 5 Jahre ohne Registrierung - 10 Jahre mit Registrierung |
Ausführungen: | Walnuss, Ebenholz, Ebenholz Hochglanz, Kirsche, Glas Weiß, Glas Perlweiß, Glas Silber, Glas Anthrazit, Glas Schwarz, Glas Rot |
Vertrieb: | Audio Physic GmbH, Brilon Tel.: +49 2961 961 70 www.audiophysic.com |
Abmessungen (HBT): | 1195 x 202 x 370 mm (mit Füßen) |
Gewicht: | - Holzversion: ca. 38 kg / Stück - Glasversion: ca. 44 kg / Stück |
Bauart: | 4-Wege, passiv, Bassreflexabstimmung |
Impedanz: | 4 Ω |
Hochtöner: | 1 x HHCT III (25 mm, Konus, keramikbeschichtete Alu-Membran) |
Mitteltöner: | 1 x HHCM III (150 mm, Konus, keramikbeschichtete Alu-Membran) |
Mitteltieftöner: | 1 x 170 mm, Konus (keramikbeschichtete Alu-Membran) |
Tieftöner: | 1 x 250 mm, Konus (Papier-Membran) |
Frequenzbereich: | 28 Hz - 40 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 100 Hz / 300 Hz / 2,9 kHz |
Wirkungsgrad: | 89 dB (Herstellerangabe) |
Empfohlene Verstärkerleistung: | 40 - 250 W |
Lieferumfang: | - Audio Physic Codex - Spikes mit oberseitigen Rondellen zur Konterung - Urkunde mit Bestätigung der Fertigungskontrolle und der akustischen Prüfung - Bedienungsanleitung (Deutsch) |
Optionales Zubehör/Upgrade: | - VCF V Magnetic plus (Standfüße), 699,00 Euro / 4 Stk. - Bi-Wiring/Bi-Amping-Terminal |
Pros und Contras: | + überaus transparente, detailreiche, dynamische Wiedergabe + exzellente räumliche Abbildung + mächtiger, konturierter Bass + herausragende Optik mit beeindruckender Furnierqualität + wahlweise als Furnier- oder Glasversion in verschiedenen Ausführungen erhältlich + exzellente Verarbeitung + instruktive Bedienungsanleitung - ein Paar Klemmen erlaubt ausschließlich Single-Wiring-Betrieb (Bi-Wiring-Terminal gegen Aufpreis möglich) |
Benotung: | |
Klang (60%): | 96/100 |
Praxis (20%): | 98/100 |
Ausstattung (20%): | 96/100 |
Gesamtnote: | 96/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |