Home » Tests » NAD M10 – BluOS-Streaming-Amp mit Raumeinmessung für audiophile Platzsparer
2. Februar 2020von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerDer NAD M10 ist ein top ausgestatteter und hervorragend verarbeiteter Streamer, DAC und Stereo-Verstärker in Personalunion. Obwohl eher kompakt gehalten, spielt der M10 klanglich auf einem richtig hohen Niveau. Dank BluOS-Technologie und seinem auffällig großen und sehr coolen Display ist mit dem kompakten NAD-Alleskönner aber noch viel mehr möglich.
Netzwerk-Verstärker müssen hohe Ansprüche erfüllen. Sie sollen die auf der Festplatte vorhandene Musiksammlung verwalten. Sie sollen von Online-Musikdiensten streamen, sie sollen möglichst jedes Dateiformat konvertieren und sich idealerweise auch noch in ein Multiroom-Setup einbinden lassen. Und da es sich ja um Verstärker handelt, sollen sie analogen Zuspielern Zugang bieten und selbstverständlich auch noch per Bluetooth mit Musik zu versorgen sein. Achja, dann sind sie auch noch kompakt, komfortabel zu bedienen und sehen auch noch richtig gut aus. So in etwa sah vermutlich auch die Anforderungsliste der NAD-Ingenieure für die Entwicklung des M10 aus. Optisch gefällt mir dieser schicke Streaming-Amp schonmal sehr gut und auch die Ausstattungstabelle ist vielversprechend. Auf dem Testparcours soll sich jetzt noch rausstellen, was der NAD unter der Haube hat.
Aus einem Guss
Dieses Gerät endlich im Hörraum stehen zu haben, empfinde ich als echtes Privileg. Der M10 war mein persönliches Highlight der 2019er High End in München. Obwohl nur knapp 22 Zentimeter breit, hat mich die Präsenz des kleinen Kanadiers sofort gepackt. Verantwortlich dafür zeichnen zwei Auffälligkeiten: Zum einen wäre das das aus hochwertigen Materialien bestehende und visuell gefällige Gehäuse. Dieses besteht in der Hauptsache aus einem lückenlos umlaufenden und sanft gerundeten Aluprofil. Obenauf wird der elegante Auftritt durch eine bündig eingelassene Glasplatte weitergeführt. Alle Spaltmaße sind selbstverständlich perfekt. Das schwarz-glänzende Design der Decke wird dabei nur vom NAD-Logo und zwei dezenten, parallel verlaufenden Streifen auf den Aussenseiten unterbrochen. Überhaupt wissen die exzellente Verarbeitung und zurückhaltende Auftritt der M10 zu gefallen. Folglich sind hier weder scharfe Kanten, irgendwelche Applikationen oder unnötige Schnörkel zu entdecken. Zudem verzichtet der hübsche Streaming-Amp ausnahmslos auf manuelle Knöpfe, Schalter oder Drehregler.
Schaltzentrale mit Übersicht
In diesem Zusammenhang komme ich zur zweiten Auffälligkeit: Dem Display. Dieses ziert einen Großteil der gesamten Front. Genau genommen misst es 6 Zentimeter in der Höhe und satte 16,1 in der Breite. Bei einer Gerätebreite von nur 21,7 Zentimetern ist das schon ziemlich fett! Während der Wiedergabe werden hier Album-Cover oder Informationen zur Lautstärke, Laufzeit etc. dargestellt. Wer mag, kann sich hier sogar ein VU-Meter anzeigen lassen. Die Hauptinformation, z.B. der Name des Radiosenders, lässt sich sogar aus einer Entfernung von zwei Metern gut ablesen. Es kommt aber noch besser, es handelt sich hier nämlich um ein Touchdisplay, über das Quellen gewählt, Titel oder Playlists gestartet oder auch die Lautstärke geregelt werden kann. Sehr gut, so können die allermeisten Einstellungen auch direkt am M10 vorgenommen werden, ohne dass das Smartphone aus der Tasche gezogen werden muss.
Zugang via BluOS-App
Um alle Funktionen des M10 auch wirklich nutzen zu können, ist die Netzwerk-Einrichtung erforderlich. Klingt im ersten Moment vielleicht schwierig, ist tatsächlich aber schnell und einfach erledigt. Mit einem iPhone/iPad funktioniert sie wie folgt:
1. BluOS-App aus App-Store laden und öffnen
2. Auf Haus-Symbol (oben rechts) drücken)
3. „Player hinzufügen“ drücken
4. „M10-Dxxx“ aus Liste verfügbarer Spielpartner wählen
5. Eigenes Netzwerk auswählen (Passworteingabe entfällt!)
Das war es auch schon. Sind alle Schritte durchgeführt, kann man seinen M10 noch umbenennen (ich habe ihn M10 – lite magazin getauft). Was sich bei der Erstinstallation ebenfalls empfiehlt, ist eine Software-Update. Auch das funktioniert über die App. Beides kann man machen, muss man aber nicht zwingend. So oder so kann die Musikwiedergabe im Grunde jetzt starten.
Dirac Live
Das Thema Raumeinmessung kennen die meisten sicher aus dem Heimkino-Bereich. Inzwischen spielt die sogenannte Raumkorrektur aber auch in der zweikanaligen Musikwiedergabe eine große Rolle. Marktführend ist hier Dirac. Ein System, auf das NAD schon etwas länger vertraut und das auch im M10 eingesetzt wird. Hier allerdings in der Light-Version, die sich ausschließlich dem sensiblen Frequenzbereich von bis zu 500 Hertz widmet. Wer in seinem Hörraum Probleme mit dem Bass oder Grundton hat, dürfte diesen mit dieser Raumkorrektur bereits lösen können. Wer dagegen lieber den gesamten Frequenzbereich bis 20.000 Hertz bearbeiten möchte, kann das auch tun. Die entsprechende Software kann von der Dirac-Webseite zum Preis von 99 Euro heruntergeladen und dann frei im M10 verwendet werden.
Das wird für die Dirac-Raumkorrektur benötigt:
Zunächst wird das benötigte Programm heruntergeladen. Dieses gibt es für den Festrechner oder auch das Smartphone-App. Ich entscheide mich für die Smartphone-Variante und lade mir die Applikation herunter. Diese steht sowohl im Google Play-Store wie im Apple-Store zum kostenlosen Download bereit. Während Die App lädt, stecke ich dann schonmal das zum Lieferumfang gehörige Messmikro via USB-Adapter in den freien USB-Steckplatz auf der Rückseite des NAD M10.
Wichtig ist jetzt nur noch, dass der M10 auch mit Strom versorgt und beide Lautsprecher angeschlossen sind. Und natürlich, dass das Mikro schonmal auf Kopfhöhe am Referenzplatz aufgestellt ist. Damit wären die Vorbereitungen auch schon abgeschlossen.
So wird’s gemacht
Nun wird die Dirac-App geöffnet. Hat man bereits einen Dirac-Account, meldet man sich mit diesem an. Hat man keinen, kann man auch eine anonyme Session starten, ohne sich registrieren zu müssen. Ich mache letzteres. Im ersten Step werde ich dann gefragt, ob ein einzelner Platz oder beispielsweise ein Sofa eingemessen werden soll. Ist das geschehen, wird die Lautstärke des Mikros angepasst. Anschließend bittet das Programm darum, das Mikro auf Ohrhöhe zu platzieren. Das hatte ich ja bereits vorher erledigt. Mit einem Tipp auf den Button „Measure“ wird die erste Messung dann gestartet. Nun werden drei Testtöne über den M10 und die Lautsprecher ausgegeben und vom Mikrofon aufgenommen. Den Messvorgang wiederholt man dann mehrere Male, während das Mikro vor jeder weiteren Messung an einem anderen, jeweils von der App vorgegebenen, Ort platziert wird.
Equalizer
Anschließend werden diese im internen Prozessor des NAD analysiert und korrigiert die hier installierte Light-Version von Dirac Live bis 500 Hertz. So soll vor allem die Basswiedergabe optimal an die Raumgegebenheiten angepasst werden. Mit der angepassten Frequenzkurve muss man sich aber nicht abfinden. Im Gegenteil, man kann die Amplitude an fünf Stellen im Messbereich anpassen. Dazu hält man einfach die gelben Punkte im Messschrieb fest und zieht sie nach oben oder unten. Über die Funktion „Take Snapshot“ wird die Änderung dann in den Zwischenspeicher gelegt gemeinsam mit der vorigen Messung dargestellt. So kann zwischen verschiedenen Messungen verglichen werden, ohne alte Projekte neu einladen zu müssen. Anschließend lässt man das Programm mit einem Tipp auf den Button „Calculate“ einfach nochmal rechnen und schon sind die neue Werte übernommen. Die so ermittelten Werte lassen sich dann noch benennen und unter einer individuellen Bezeichnung abspeichern.
Roon ready
Der NAD ist ausserdem Roon ready. Bedeutet, man kann sich seine Musiksammlung auch via Roon sortieren und darstellen zu lassen. Immer vorausgesetzt, man ist Besitzer eines gültigen Roon-Accounts. Das Coole hier: Roon indiziert alle auf angeschlossenen Festplatten und NAS-Speichern befindlichen Musikfiles und bringt sie visuell in der App-Oberfläche zusammen. Auch dann wenn Sie auf verschiedenen Festplatten oder Partitionen liegen. Zudem lassen sich Verwandte Titel von Online-Musikdiensten, zum Beispiel Tidal, hinzufügen – auch wenn man die Files gar nicht selbst besitzt.
Übersichtlicher geht’s nicht
Beispiel: Ich besitze drei Alben von Metallica in digitaler Form auf NAS-Platte, einen Tidal-Account und habe dort „Heavy Metal“ als eines meiner bevorzugten Genres hinterlegt. In Roon werden mir dann meine drei Metallica-Alben plus alle anderen verfügbaren Metallica-Alben so aufgelistet, als besässe ich alle Files. Bis auf die Darstellung eines kleinen Tidal-Logos ist dabei nicht erkennbar, ob es sich um mein eigenes File oder eine Verknüpfung zu Tidal handelt. Zudem werden nahezu alle Alben automatisch mit entsprechenden Covern versehen. Wo die Audiodatei tatsächlich liegt, ist für mich nun egal, mir werden alle verfügbaren Musikstücke zentral an einem Ort präsentiert. Ein Fingertipp genügt nun, um beispielsweise zwischen Tidal-Album und Festplatten-File zu wechseln. Zur visuellen Darstellung kommen coole Funktionen: Über den entsprechenden Roon-Account kann ich mir nun Musikstücke nach Genre, Interpret, Suchbegriff und sogar nach Veröffentlichungszeitraum anzeigen lassen.
Bluetooth rein und raus
Moderner Audio-Verstärker haben heute auch ein Bluetooth-Modul an Bord. Das gilt selbstverständlich auch für den M10. Und selbstverständlich handelt es sich dabei um den Standard der neuesten Generation: aptX HD in bidirektionaler Ausführung. Das bedeutet, dass man dem NAD seine Audiodaten kabellos (z.B. vom Smartphone) zuleiten kann. Ausserdem kann man Musikstücke per Bluetooth aber auch aus dem M10 heraus leiten, Beispielsweise an entsprechende Kopfhörer oder portable Aktiv-Lautsprecher wie dem bereits von mir getesteten Dali Katch. Der Aufbau der Blauzahn-Verbindung geht dabei denkbar einfach von der Hand:
1. Quelle „Bluetooth“ am M10 wählen.
2. Bluetooth am Smartphone aktivieren.
3. „M10“ aus Liste verfügbarer BT-Spielpartner auswählen.
4. Musikwiedergabe starten.
MQA mit dem M10 wiedergeben
MQA steht für Master Quality Authenticated. Dabei handelt es sich nicht um ein weiteres Tonformat, sondern um einen neuen Codec. Einen, mit dem hochaufgelöste Audiofiles effizienter komprimiert und somit effektiver gelagert bzw. transportiert werden können. Beispielsweise lassen sich Studio-Aufnahmen in 24-Bit/192 kHz in ganz kleine Datenpakete verpacken, die nur wenig Speicherplatz in Anspruch nehmen. Verpackt werden die entsprechenden Audiofiles dann in FLAC-, ALAC- oder WAV-Containern. MQA-codierte Dateien werden also komprimiert, versprechen aber dennoch Master-Audio-Qualität. Die weitere Besonderheit: Die Komprimierung erfolgt verlustfrei. Allerdings nur dann, wenn das File von entsprechenden Dekodern verarbeitet wird. Das im NAD M10 steckende BluOS-Modul hat genau diesen an Bord. Wird dem M10 also eine entsprechende Datei zugeführt, ist auch er in der Lage diese zu entpacken und im Ursprungsformat wiederzugeben.
Multiroom/Smart Home
Das BluOS-Modul hat aber noch viel mehr drauf. Wie bereits in unserem Test der Dali Callisto C 6 beschrieben, macht es auch den M10 netzwerkfähig. So lässt es sich mein Testgast in ein BluOS-Multiroom-Setup von bis zu 64 Zonen einbinden. Das heisst, der im Wohnzimmer platzierte M10 kann Daten an die Callisto C 6, die gerade vorgestellte Rubicon C 6, an den von uns getesteten Bluesound Node 2i und jedes andere BlueOS-Produkt schicken – oder von Ihnen empfangen. So lassen sich Mehrraum-Beschallungen schnell, komfortabel und absolut kabellos umsetzen. Alles von einer zentralen Stelle per Handy oder Tablet gesteuert.
Darüber hinaus kann der M10 auch in zahllose Smart-Home-Systeme eingebunden werden. Beispielsweise in solche von Lutron, Crestron, RTI oder Control 4. Einmal integriert, wird der NAD Teil der Gesamtinstallation. Beispielsweise kann ein der Jazz-Sender automatisch gestartet werden, sobald die Ambiente-Beleuchtung im Wohnzimmer aktiviert ist.
Nicht wählerisch
Der Anschluss des M10 kann einfacher kaum sein. Die vorhandenen Lautsprecher werden an die großzügig dimensionierten Schraubklemmen verbunden. Hier finden sowohl Bananenstecker, Kabelschuhe wie auch unkonfektionierte Leitungen Anschluss. Neben den beschriebenen Kabelaufnahmen bietet der NAD dann noch zwei analoge Cinch-Zugänge, je einen koaxialen und optischen Digitalport, eine HDMI/ARC-Schnittstelle und eine Ethernetbuchse. Heisst: Hier lassen sich bei Bedarf auch externe Quellen wie CD-Player oder das Fernsehgerät anschließen. Hinzu kommen noch ein Vorverstärkerausgang, zwei Subwoofer-Ausgänge, je ein Trigger Ein- und Ausgang sowie ein USB-Port. Der M10 ist in Sachen Anschlussangebot also nicht wählerisch. Hier lässt sich nahezu jeder Zuspieler anschließen. Ich beginne diesbezüglich mal mit einer externen, mit jeder Menge Musik bestückten Festplatte.
Immer auf dem Laufenden
Ich wähle „You Don´t Know What Love Is“ von Cassandra Wilson und entdecke gleich ein cooles Feature. Klicke ich nämlich auf die drei senkrecht verlaufenden Pünktchen neben dem Titel, erscheint ein Pop-Up-Menü, das mir weitere Werkzeuge anbietet. Tippe ich dann auf „Info“, werden mir weitere Informationen zum Song, ein Link zu einem Musikvideo und sogar der Songtext (Lyrics) angeboten. Über „Zurück“ gelange ich dann schnell und einfach wieder ins Wiedergabe-Menü. Während meines Exkurses durch die Tiefen des Menüs spielt die Musik selbstverständlich ununterbrochen weiter. Und wie. In „Come On In My Kitchen“ steht Ms. Wilson dann auf der breit und erstaunlich tief gezogenen Bühne quasi direkt vor mir. Die Stimme scheint unverrückbar in der Mitte und trotz aller Melancholie beeindruckend intensiv. Links davon die sanft gezupfte Gitarre, hinter ihr das seicht gespielte aber dennoch druckvolle Schlagzeug.
Feinjustage
Weiter geht’s dann mit Norah Jones und „Come Away With Me“. Eine meiner Lieblingsaufnahmen, deren Wärme auch gleich in den Hörraum überspringt. Die Atmosphäre ist sofort da. Der M10 spielt entspannt, zugleich aber auch durchzugsstark. Das alles ohne Härte, dafür aber erneut mit einer beeindruckenden Räumlichkeit. Imposant ist hier auch die Tiefe in der Abbildung. Künstlerin, Klavier und die begleitende Gitarre sind von einem gewissen Raum umgeben. Jeder Teilnehmer scheint hier einzeln und sorgsam behandelt und doch zu einem passenden Klangpuzzle zusammengelegt. Wer noch etwas aus der gelieferten Performance herauskitzeln will, dem bietet sich ein weiteres Werkzeug zur Klanganpassung. Hierzu genügt zunächst ein Klick auf das Hamburger-Menü links oben, dann ein Fingertipp auf „Player“ und ein weiterer auf „Audio“. Schon lassen sich Höhen und Bass noch ein bisschen feinjustieren. Nach der Einmessung habe ich persönlich dazu aber keinerlei Veranlassung gesehen. Dennoch wollte ich diese Möglichkeit nicht unerwähnt lassen.
Kraft und Gefühl
Was mir ebenfalls auffällt: Es benötigt keine höheren Pegel, um die durchaus vorhandene Dynamik in diesem Song zu erleben. Auch unter niedrigeren Lautstärken sind Dynamik und Temperament durchaus vorhanden. Von seichter Nebenbeispielerei kann hier keine Rede sein. Das Energetische der Musik wird einfach schön herausgestellt – selbstverständlich ohne es zu übertreiben oder andere Feinheiten zu überdecken. Die Verstärkereinheit des NAD macht hier ganz offensichtlich einen sehr guten Job und beweist reichlich Reserven. In diesem Zusammenhang muss ich auch nochmal auf das Display zu sprechen kommen. Etwa ein Drittel der gesamten Fläche nimmt das Album-Cover ein. Wirklich scharf dargestellt und mit all seinen Details. Die Fläche daneben ist der Information über Song- und Albumtitel sowie dem Künstler vorbehalten. Selbst aus etwas mehr als zwei Metern Entfernung habe ich keine Schwierigkeit die wichtigsten Informationen zu lesen.
Ärmel hochgekrempelt
Aber weiter im Klangtest. Diesmal mit etwas härterer Kost, denn diesmal fällt meine Wahl auf Godsmack und „Awake“. Einem von der ersten Sekunde an E-Gitarren-lastigen Song, nach dessen Intro Sully Ernas markanter, voluminös-kratziger Gesang folgt. Am meisten beeindruckt mich dabei auch hier die fast schon unerschütterliche Basis, die mich schnell packt und nicht mehr los lässt. Der M10 modelliert die schnellen Gitarrenriffs und den schweren Bass der US-Amerikaner erstklassig. Darin perfekt eingebettet die Stimme Sully Ernas. Wer glaubt, das ein kompakter Amp wie der NAD nicht fest zupacken und auch größere Lautsprecher antreiben kann, der irrt. Sowohl der Audio Physic Codex wie der Canton Reference 7.2 hat der M10 ordentlich eingeheizt. Der in beiden Fällen erzeugte Druck ist schlichtweg imposant. In einem Blindtest würde ich jedenfalls nicht glauben, hier einem Verstärker im Mini-Format zu lauschen.
Gefühl und Kraft
Im nächsten Testabschnitt geht es dann vordergründig etwas gemächlicher zu, hintergründig dafür wesentlich detailreicher. „Space Oddity“ von David Bowie steht auf dem Programm: Zur intonierenden Gitarre, der Geige und den Drums gesellt sich dann schnell der Gesang Bowies. Die Stimme beeindruckt sofort durch Tiefe und eine unglaubliche Präsenz. Kurz darauf übernimmt der Synthesizer das Instrumental-Kommando. Alles in schönster Eintracht und Ordnung aber niemals langweilig. Im Gegenteil, die gesamte Klangkulisse ist schön reproduziert und aufgefächert. Die Musik füllt meinen etwa 24 Quadratmeter großen Hörraum problemlos. Und zwar ohne, dass ich den kleinen Amp übermäßig aufdrehen müsste. Reserven sind noch genug da. Selbstverständlich reichen diese nicht, für Konzert-Pegel. Das ist bei der Gehäusegröße und Ausstattung gar nicht möglich und auch gar nicht gewollt. Um den Nachbarn aus dem Bett zu rütteln, reicht die Kraft meines Testgastes aber locker aus. Zwischenzeitliche Ausflüge bis deutlich über die vielzitierte Zimmerlautstärke stellen für den NAD ebenso kein Problem dar.
Zielgerichtete Atmosphäre
Was in diesem Zusammenhang auffällt: Es nicht mal laut sein, um eine gewisse Dynamik zu erleben. Das ist selbst bei vielen deutlich größeren Verstärkern nicht oft der Fall. Hier wirkt es weder zu voluminös, noch zu fett. Stattdessen spielt der M10 luftig, frei und doch zielgerichtet. Was mir besonders auffällt, ist die wohlige Atmosphäre, die sich gleich auf mich überträgt. Wer diesen Song schonmal über ein besseres Abhörsystem gehört hat, weiß was ich meine. Die jetzt erzeugte Stimmung geht gleich ins Blut. Von Übertreibung oder Schönspielerei kann dabei aber keine Rede sein. Überzogene Grundtonanteile oder aufdringliche Passagen gibt es ebenso nicht. Der M10 spielt das, was er bekommt. Ohne sich in den Vordergrund zu spielen oder etwas zu vernachlässigen. Das kennt man von NAD-Produkten und das ist auch hier so. So bleibt das, was der Künstler gewollt hat: Eine richtig schöne Gänsehaut-Atmosphäre.
Fazit
Der M10 ist klein, hübsch, üppig ausgestattet und klanglich ein Brett. Eine kompakte All-in-One-Lösung, die alle Ansprüche an ein modernes HiFi-System zusammen bringt. Einmal mit Strom versorgt, sind nur noch zwei Lautsprecher benötigt und das HiFi-Setup ist komplett. Auffällig sind das große und sehr gut ablesbare Farbdisplay und exzellente Verarbeitung. Zur Optik kommen die inneren Werte: Der an Bord befindliche HiRes-Player nimmt sich Files von bis zu bis PCM 192 Kilohertz/32 Bit an. Anschlussseitig bleiben ebenfalls keine Wünsche offen. Auch wenn man eigentlich keine physische Quelle mehr benötigt, bietet der NAD noch analoge wie digitale Schnittstellen an. Obendrauf kommen eine bidirektionale Bluetooth aptX HD und WLAN-Verbindung. Letzteres wird per BluOS-Modul integriert, das auch gleich für die Multiroomfähigkeit und die Einbindbarkeit in Hausautomations-Umgebungen vorbereitet ist. Nicht zu vergessen ist die clevere Dirac-Live-Raumkorrektur. Hier kann sie sogar sogar per Smartphone erfolgen.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: gut - sehr gut
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95 of 100
Technische Daten
Modell: | NAD M10 |
---|---|
Produktkategorie: | Streaming-Amp |
Preis: | 2999,00 Euro |
Garantie: | 5 Jahre (bei Produktregistrierung) 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz |
Vertrieb: | DALI GmbH, Bensheim Tel.: 06251 - 8079010 www.nad.de |
Abmessungen (HBT): | 100 x 215 x 260 mm |
Gewicht: | 5 kg |
Eingänge: | 1x optischer Digitaleingang 1 x koaxialer Digitaleingang 2 x Analog-Eingang (Cinch) 1x Ethernet RJ45 1x USB 1x USB mini (für Service-Updates) - Bluetooth 5.0 aptX HD - Wi-Fi 5 |
Ausgänge: | 2x Subwoofer 2x Pre-Out 1x Trigger-Ausgang |
Unterstützte Audio-Formate: | - MQA - FLAC - WAV - AIF (Hi-Res) - konvertierte DSD-Wiedergabe - MP3 - AAC - WMA - OGG - WMA-L - ALAC - OPUS |
Abtastraten: | bis 192 kHz / 32 Bit |
Streaming-Dienste: | - Spotify -Amazon Music HD - TIDAL - Deezer - Qobuz - Murfie - Napste - KKBox - Bugs - Idagio |
Internetradio-Dienste: | - TuneIn Radio - iHeartRadio - Calm Radio - Radio Paradise |
Multiroom-Technologie: | BluOS |
Kompatibel mit: | - Airplay 2 - Amazon Alexa - Roon - Control4 - RTI - Crestron - URC - ELAN - Lutron |
Lieferumfang: | - M10 - Netzkabel - Messmikro - USB-Stick - Reinigungstuch |
Pro und Kontra: | + schickes Design + exzellente Materialqualität + serh gute Verarbeitung + XXL-Display + einfache Steuerung per BluOS-App + praktische Equalizer-Optionen + HiRes-Qualität (192 KHz/32 bit) + Roon-ready + multiroomfähig - kein An/Aus-Schalter |
Benotung: | |
Klang (60%): | 94/95 |
Praxis (20%): | 94/95 |
Ausstattung (20%): | 95/95 |
Gesamtnote: | 94/95 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | gut - sehr gut |
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Yamaha MusicCast 20 und 50 – Multiroom noch umfangreicher und komfortabler
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Bluesound Pulse Mini 2i – Komplett-System für HiRes-Streaming
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Dali Callisto 6 C – Wegweisendes Sound-System für kabelloses HiRes-Streaming
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Netzwerkplayer Bluesound Node 2 – Kabelfreies Streaming in HiRes
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Canton Smart GLE 9 – HiFi-System mit (fast) unbegrenzten Möglichkeiten