Home » Tests » Viablue SC-4 – Elegant gestyltes Lautsprecherkabel mit High-End-Technik
29. September 2020Wer seine hochwertigen HiFi-Komponenten liebt, der spendet ihnen auch gern ordentliche Verbindungsleitungen. Viablue hat mit dem SC-4 ein Lautsprecherkabel im Programm, das exzellente Eigenschaften aufbietet, preislich äußerst attraktiv ist und noch ein bisschen mehr zu bieten hat.
Die kleine baden-württembergische Gemeinde Malsch ist inzwischen eine der wichtigsten Regionen auf der HiFi-Landkarte Deutschlands. Neben den Highend-Elektronik-Spezialisten von AVM residieren dort unter anderem die hervorragend beleumundete Lautsprecher-Manufaktur Audioplan und eben auch Viablue. Gegründet wurde Viablue 2001 von Jörg Lidl, der heute noch als Geschäftsführer aktiv ist. Das Unternehmen spezialisiert sich auf HiFi-Zubehör aller Art. Angefangen beim Spike, über einzelne Stecker, bis hin zum fertig konfektionierten Kabel. Als bemerkenswerte Besonderheit hat sich Viablue einen Namen damit gemacht, stets hochwertige Produkte für den HiFi-Freund anzubieten. Solche, die preislich nicht durch die Decke gehen, auch wenn hier sogar “Made in Germany” draufsteht.
Mit dem SC-4 habe ich nun ein sehr interessantes Lautsprecherkabel zum Test bekommen, das am deutschen Standort handgefertigt wird und sehr, sehr highendig wirkt. Und das Überraschungen bereithält …
Kabelklang allgemein
Der „Kabelklang“ ist eines der am heißesten diskutierten Themen im HiFi-Bereich. Die Meinungen bilden hier mehr oder weniger zwei Lager: Die einen nehmen den klanglichen Einfluss von Kabeln wahr, die anderen nicht. Die Diskussion ist mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem es kein richtiges Ende im positiven Sinne für die eine oder andere Fraktion mehr zu geben scheint. Die einen sagen, dass ein Kabel durch geschickte Geometrie und Materialauswahl weitaus besseren Sound bieten kann. Andere wiederum stellen sich diesem Thema komplett quer oder sind der Überzeugung, dass die Einflüsse nicht hörbar sein können. Doch woher soll der klangliche Einfluss des Kabels denn nun kommen? Am einfachsten veranschaulicht man das, indem man sich das Ersatzschaltbild eines Kabels ansieht. Oft wird das Kabel in Schaltbildern ja nur als einfacher Strich, also als bloße Verbindung zwischen Komponenten, eingezeichnet. Aber das ist eine idealisierte Darstellung.
Komplexe Widerstände
Nimmt man es genau (und das sollten wir als echte HiFi-Freunde schon tun), dann muss man dieser Verbindung noch ein paar elektrische Eigenschaften zuweisen. Sie nämlich verändern das Audiosignal. Es wird eben nicht einfach nur mit einem reellen Widerstand alles weitergegeben, sondern man hat es zusätzlich mit sogenannten komplexen Widerständen zu tun. Sie beeinflussen das Signal abhängig von dessen Frequenz. Eine immer noch vereinfachte (weil die Geometrie des Kabels vernachlässigende) Darstellung ist folgende:
Das Bild soll zeigen, dass längs des Kabels eine Induktivität (L) wirkt, quer zum Kabel eine Kapazität C. Die Kapazität, die quer zu den beiden Hauptleitungen eingezeichnet ist, sorgt nun wiederum dafür, dass der Widerstand des Kabels im hochfrequenten Bereich höher ist und somit diese Frequenzen gedämpft werden. Das kann dafür sorgen, dass Details nicht mehr so gut herauszuhören sind.
Gegenmaßnahme
Einen ganz ähnlichen Effekt erzeugt außerdem die Induktivität des Kabels, hier im Bild mit “L” bezeichnet. Sie wirkt ähnlich wie eine Spule, die ja in Lautsprecher-Frequenzweichen auch dafür genutzt wird, um hohe Frequenzen wegzufiltern. Das kann man sich ja auch irgendwie vorstellen. Eine Spule, die eine Induktivität darstellt, ist ja quasi ein gewickeltes Kabel – im Umkehrschluss kann man also ein Kabel auch als Spule mit nur einer Windung betrachten. Zwei gegenüberliegende Leiter, wie es in Kabeln nunmal meist der Fall ist, kann man obendrein als Kondensator verstehen. Der ist unter anderem für die kapazitive Wirkung verantwortlich, sie steigt mit zunehmender Leiterlänge.
Da ein Kondensator und eine Spule in dieser Anordnung eine Tiefpasswirkung hat, kann es zu zusätzlichen Effekten kommen. Sie können den Hochtonbereich des Audiosignals wegfiltern. Das Klangbild wirkt dann muffig, nicht so detailreich. Dem versucht Viablue durch Leitergeometrie und geschickte Materialauswahl entgegenzuwirken.
Aufbau & Geometrie
Bei Viablue hat man in fast zwei Jahrzehnten viel Erfahrung damit gesammelt, den richtigen Cocktail aus Geometrie und Materialauswahl zu finden. Deshalb ist das SC-4 mit hochwertigen Leiter- und Isoliermaterialien versehen. Zudem ist die Anordnung der Leiter so gewählt, dass die klanglich negativen Einflüsse von Umgebung und Einflüsse nochmals geringer sind. So soll das Musiksignal bestmöglich an die Lautsprecher weitergegeben werden. Ich habe mir das Viablue SC-4 zunächst angesehen, ohne mich vorher im Internet genauer zu informieren, um einen objektiven und unvoreingenommenen Eindruck zu gewinnen. Äußerlich gibt sich das SC-4 zurückhaltend. Man sieht keine Leiter, sondern nur die Außenhülle. Das Ganze ist in ein Geflecht gehüllt, was eine aufgeräumte Optik erzeugt. Viablue nennt diese Schutzhaut “Cobra”, was sich sowohl auf Farbgebung als auch die Unverwüstlichkeit des Mantels bezieht. Tatsächlich macht das Kabel einen dynamischen und hochwertigen Eindruck. Das gehört ja auch irgendwie dazu.
Materialqualität
Die 11 Millimeter durchmessenden Bananenstecker tragen zu diesem exzellenten Eindruck bei. Und das nicht nur für Besucher, denen man seine Kabel zeigt. Die Hohlbananas sitzen saugend und garantieren so besten Kontakt. Das ist der große Vorteil dieser Art von Steckverbindern, denn sie “rollen” sich quasi vollflächig in die Buchse, so dass sie eine möglichst große Kontaktfläche bereitstellen. Der Test mit einem kleinen sehr starken Neodym-Magneten offenbarte mir auch, dass hier keine billigen Legierungen genutzt wurden, denn der Magnet blieb nicht haften. Das ist ein sehr gutes Indiz dafür, dass Viablue für sein SC-4 Materialien nutzt, die nicht magnetisch sind und somit nicht mit dem Audiosignal interagieren. Das ist immer mein erster Schnelltest – aus gutem Grund. Ich gehe übrigens davon aus, dass alle anderen Kabel und Stecker aus dem Hause Viablue mit ähnlich viel Durchdachtheit und Qualitätsbewusstsein entwickelt wurden. Das können wir sicher bald auch in weiteren Tests bestätigen.
Aufbau
Um das Bündel räumlich besser voneinander zu trennen, wurden zwei „Füllleitungen“ verflochten. Sie bestehen aus einem mit Stoff gefüllten Silikon-Schlauch. Silikon hat sehr gute dielektrische Eigenschaften und bewirkt eine sehr geringe „Querkapazität“. Der Stoff verstärkt diesen Effekt, da er viel Luft einschließt. Denn: Luft ist ein Material mit einer der höchsten Dielektrizitätskonstanten! Durch die Füllleitungen wird zudem sichergestellt, dass die Signalleiter einen größeren Abstand zueinander bekommen. Das verringert die Kapazität des Kabels nochmals.
Die elektrischen und die Silikon-Leiter sind zudem über die komplette Länge des Kabels verwoben. So kreuzen sie sich an nur wenigen Punkten und laufen nicht parallel zueinander. Elektrische und magnetische Felder entfalten ihre maximale Wirkung, sobald Feldlinien senkrecht stehen. Das wird hier deutlich verringert. Das Silikon dazwischen sorgt zudem für einen gewissen Abstand der Leiter zueinander, sodass diese Wirkung weiter gedämpft wird. Felder nehmen quadratisch mit dem Abstand zum Leiter ab, wodurch jeder Millimeter zählt.
Design folgt Funktion
Trotz all dieser Maßnahmen lässt sich das SC-4 einwandfrei verlegen und ist nicht so steif wie andere Vertreter seiner Zunft. Beachtlich, denn insgesamt bietet es einen Leiterquerschnitt von 4mm2 pro Seite. Insgesamt sorgen 896 Einzellitzen für diesen Querschnitt, 224 davon aus versilbertem OFC-Kupfer. Die verbleibenden 224 sind zusätzlich verzinnt. Die leicht unterschiedlichen Materialien sind nicht zufällig gewählt. Das sauerstofffreie, versilberte Reinkupfer soll die brillante Übertragung der höheren Frequenzen unterstützen, während die Leiter aus verzinntem Kupfer den Bassbereich standesgemäß supporten. Kurz bevor es an die Lautsprecherbuchsen geht, hat Viablue noch eine hochwertige Zugentlastung in Form eines Splitters angebracht, der stabil und mehr als vertrauenserweckend wirkt. So kann sich das SC-4 mehr als sehen lassen. Wer sein Equipment offen zeigen möchte, findet hier also ganz nebenbei noch einen echten Hingucker. Die ganze Kombi, bestehend aus der Cobra-Optik und den massiven Steckern macht so richtig was her.
Mehr Raum, mehr Details
Nach der ausführlichen Begutachtung folgt der große Moment der klanglichen Beurteilung: Ich weiß, das ist gar nicht so einfach. Vermutlich werden einige Leser auch die Nase rümpfen. Trotzdem treffe ich folgende Aussagen: Dieses Kabel beweist einen Klangcharakter, der die musikalische Wiedergabe aufwertet. Ich habe das Kabel im direkten Vergleich zu meinen Lautsprecherkabeln Marke Eigenbau gehört und war schnell – Viablue wird das gefallen – in meiner Ehre gekränkt. Die Musik spielte mit dem SC-4 deutlich frischer und kräftiger. Dadurch, dass das Viablue auch die kleinen Details sauber durchlässt, entsteht ganz nebenbei ein viel besserer räumlicher Eindruck. Das Klangbild wirkt fülliger, breiter und wächst offensichtlich auch in die Tiefe. Sehr deutlich wird der Unterschied in der Wiedergabe besser aufgenommener Live-Stücke. Die Staffelung von Lead-Sängern, Instrumenten und Background-Sängerinnen suggeriert mehr Raum und ist akustisch nachvollziehbarer. Und das ist auch von HiFi-Einsteigern schnell heraushörbar.
Das SC-4 wertet auf
Die musikalische Bühne ist deutlich größer, was mit Sicherheit an der verbesserten Darstellung von kleinen Ereignissen liegt, die das schick gestylte und effektiv konturierte SC-4 realisiert. Ich rede ja gar nicht davon, dass man meint plötzlich eine völlig neue HiFi-Anlage spielen zu hören. Nein, so gigantisch ist der Unterschied nicht. Das wäre auch gar nicht der Sinn der Sache, schließlich will man ja auch „seine“ Anlage hören. Allerdings sind die positiven Veränderungen im Vergleich zu vorher jetzt absolut und deutlich hörbar. Neben dem vergrößerten räumlichen Eindruck wirkt der Sound auch detailreicher, emotionaler. Alles wirkt voller, strukturierter, dynamischer und irgendwie richtiger. Und ganz nebenbei machen die fingerdicken, hervorragend verarbeiteten Signalleiter auch einen optisch hervorragenden Eindruck und vermitteln ein Plus an Sicherheit. Und das gute Gewissen, das man hat, wenn seine heißgeliebten Geräte ordentlich verbunden sind, spielt ja auch eine nicht unwesentliche Rolle.
Fazit
Das SC-4 von Viablue hat mich begeistert. Die Materialqualität und Verarbeitung sind exzellent, die Klangperformance deutlich hörbar und der praktische Nutzen vorhanden. Dazu kommt eine echt gelungene Optik. Tatsächlich hätte ich das SC-4 preislich deutlich höher eingestuft. Angesichts des erstaunlich fairen Preises würde ich es deshalb in die Liste der HiFi-Produkte aufzunehmen, die ich einem Freund auf jeden Fall empfehlen würde. So viel Verarbeitung und Sound muss man sonst viel teurer bezahlen. Ab zirka 260 Euro ist man hier in der Grundversion dabei. Die von mir getestete Drei-Meter-Variante ist mit etwa 323 Euro immer noch mehr als bezahlbar. In Anbetracht des Gebotenen ist das als sehr günstig zu bezeichnen.
Test & Text: Christian Rechenbach
Fotos: Simone Maier
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
90 of 100
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Technische Daten
Modell: | VIABLUE SC-4 |
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Produktkategorie: | Lautsprecherkabel |
Preise: | - 2 x 1,50m: um 260 Euro - 2 x 3,0m: um 323 Euro - 2 x 5,0m: um 407 Euro |
Ausführungen: | - Schwarz/Beige |
Querschnitt: | 8mm2 |
Induktivität: | 0.49 µH/m |
Stecker: | 24 Karat echtvergoldete T6s Bananenstecker |
Vertrieb: | ViaBlue GmbH, Malsch Tel.: 07246/943112 www.viablue.de |
Lieferumfang: | - SC-4 Lautsprecherkabel - VIABLUE Splitter (montiert) - T6s Bananenstecker (montiert) |
Pros und Contras: | + sehr gute Materialqualität + perfekt verarbeiteter Geflechtschlauch + effektiver Aufbau + ansprechendes Design + einfache Inbetriebnahme + sehr hochwertige Stecker + einfach zu verlegen + Zugewinn an Räumlichkeit + mehr Feindetails + mehr Präzision im Bass - keine Contras |
Benotung: | Highlight |
Preis-/Leistung | hervorragend |