Home » Tests » Standlautsprecher Elac Solano FS 287 – JET-Stream im Wohnzimmer
5. März 2021von Volker Frech
RedakteurFrisch Brise aus Kiel: Elac präsentiert mit der Solano-Serie eine nagelneue Schallwandler-Reihe, die sich mit amtlichem Klang und attraktivem Style an eine anspruchsvoll-moderne Hörerschaft wendet und zugleich die elementaren Elac-Trademarks bietet – insbesondere den legendären JET-Hochtöner, der für den Weltruf der Kieler HiFi-Schmiede bürgt. Wir haben gleich das Flaggschiff der Reihe zum Test gebeten: den 2,5-Wege Standlautsprecher Elac Solano FS 287.
Solano – das ist der Ostwind. Mit diesem Seriennamen setzt der Kieler Schallwandler-Spezialist Elac seine Tradition fort, Lautsprecher-Reihen mit Schifffahrts-Anklängen zu verknüpfen. Elacs frischer Wind weht nun gleich dreifach: Die neue Solano-Serie, die wir bereits im Vorfeld kurz vorgestellt haben, ist erst seit wenigen Tagen auf dem Markt, präsentiert sich aber gleich mit einem Modell-Tripel. Das Portfolio umfasst die Kompaktbox BS 283, den Standschallwandler FS 287 und den Center-Lautsprecher CC 281. Damit ermöglicht diese Serie alle denkbaren HiFi- und Home Cinema-Setups – und zwar in allen möglichen Wohnszenarien. Neben der Klangqualität hat Elac bei der Solano-Serie den Fokus nämlich auf ein Design gelegt, das sich dank seiner Dezenz in jedes Ambiente einfügt, durch seinen Style aber insbesondere mit einem modern möblierten Habitat harmoniert.
Moderner Auftritt mit dezentem Design
Das ist Design-Evolution: Wer sich die in Größe und Ausstattung vergleichbaren Floorstands FS 247 von 2007, die der Linie 260 entstammende FS 267 von 2014 und nun die 2021er FS287 aus der Solano-Serie anschaut, sieht sofort, welchen Attraktivitätszugewinn der neue Standlautsprecher bietet. Die einst eckige Grundform des wandstarken MDF-Gehäuses ist jetzt überaus geschmeidig gerundet. Diese wohnraumfreundliche Formgebung ist zurückhaltender als etwa das markantere Design der Vela-Serie. Die Geschmeidigkeit der schlanken, knapp ein Meter aufragenden Säule wird durch die sanft gewölbte Front betont. Sie bewirkt im Zusammenspiel mit den Rand-Rundungen eine akustisch vorteilhafte Minimierung klangschädlicher Kantenreflexionen bei der Schallabstrahlung. Die dafür zuständigen drei Chassis, ehedem durch aufgesetzte Applikationen eingefasst, sind jetzt harmonisch in die Front integriert. Der elegante Auftritt wird durch hochglänzende Top-Lackierung unterstrichen. Sie ist bei unserem in Weiß gehaltenen Testmodell erstklassig ausgeführt. Die elegante Harmonie reicht bis zum Boden: Auch die neue Sockel/Fuß-Lösung präsentiert sich als echtes Design-Plus.
Der JET 5: Wunder-Wandler für phänomenale Höhen
Bleiben wir bei den Chassis. Hier fällt sofort der hinter Gitter sitzende Hochtöner mit seiner gelben Spezialmembran ins Auge. Dies ist der von Elac entwickelte und in Handarbeit gefertigte JET-Hochtöner. Dieser „Jet Emission Tweeter“ nutzt die Funktionsweise des „Air Motion Transformer“: Die Schallwandlung vollführt eine hauchzarte, in Falten gelegte Folie, die sich wie eine Ziehharmonika zusammenzieht und streckt. Dies geschieht, weil die Folie zum einen von einem Magnetfeld umgeben ist und zum anderen von Leiterbahnen durchzogen ist, durch die das musikalische Signal als Strom fließt. Die Luft, die sich zwischen den Lamellen der Folie befindet, wird beim Zusammenziehen in Richtung des Zuhörers herausgepresst. Das passiert weitaus schneller, als es eine konventionell vor- und zurückschwingende Membran vermag. Darum ist Elacs Weiterentwicklung zur mittlerweile fünften Generation des JET, der bis rauf zu sagenhaften 50.000 Hertz wandelt, berühmt für phänomenale Präzision, Impulskraft und Auflösung. Die Solano-Serie bietet nun den Einstieg in dieses JET-Hochton-Erlebnis.
Woofer-Team für Mitten und Bässe
Unterhalb von 2.400 Hertz übernehmen dann zwei identische 15 Zentimeter-Woofer. Sie agieren mit der von Elac entwickelten AS-Membran, einem Sandwich aus einem Zellstoffkonus und einer eloxierten Aluminium-Membran. Sie ist bei der Solano-Serie zugunsten einer glatten Optik ohne die charakteristische kristallartige Oberflächenstruktur realisiert, die diese hochklassigen Woofer in den Schwesterserien aufweisen. Der Aufbau ist aber der gleiche: Die beiden Materialien sind ausschließlich an genau definierten Stellen miteinander verklebt. Das Metall steigert dabei die Steifigkeit, während die Zellulose die klanglich unangenehmen Eigenresonanzen des Aluminiums dämpft. Dies bürgt für ein Plus an Präzision und Verfärbungsfreiheit. So identisch die Woofer sind: Ihre Aufgaben differieren. Während der obere Woofer den gesamten Mitten/Bass-Bereich schallwandelt, konzentriert sich der untere Woofer auf die Unterstützung im Tieftonbereich unterhalb von 450 Hertz. So spielt das Duo im Teamwork und dank der Kraft der zwei Membranen bis runter zu stattlichen 30 Hertz.
Ausstattungs-Asse: Bassreflex-Abstimmung, Sockel, Terminal
Trotz der daraus resultierenden großen Membranfläche ist diese Bassfähigkeit erstaunlich, denn ob der schlanken Bauform hat das Volumen der FS 287 doch seine Grenzen. Die Lösung liegt in einer Bassreflexabstimmung, die in den untersten Frequenzregionen für eine Kräftigung sorgt. Sie ist bei der Solano FS 287 gleich doppelt ausgelegt: Ein Port befindet sich sichtbar auf der Rückseite im oberen Bereich, der zweite sitzt verborgen in der Gehäuseunterseite. Die hier austretende Luft strahlt auf den Aluminium-Sockel, der einen genau definierten Abstand zum Korpus besitzt. So werden diese Schallanteile des Basses gleichmäßig in alle Richtungen des Raums verteilt. Damit dies auch ohne unerwünschte Vibrationen geschieht, ist der Sockel über vier Ausleger-Füße auf höhenverstellbaren Spikes gelagert. Diese Lösung hat zwei weitere Vorteile: Die Sockelkonstruktion bleibt schlank und bietet trotzdem eine hohe Standsicherheit. Das finales Feature-Plus ist das hochwertige Terminal: Mit vier vergoldeten Klemmen ermöglicht es neben dem Standardanschluss auch Bi-Wiring oder Bi-Amping.
Aufstellung, Einrichtung und Verstärkerwahl
Wir halten es klassisch und schließen mit einem Kabelpaar einen Verstärker an. Bei der nun folgenden Aufstellung und Ausrichtung zeigt sich die FS 287 sehr unkompliziert: Mit unserer Standard-Positionierung – Abstand der leicht eingewinkelten Boxen zueinander rund 2,20 Meter Distanz zum Hörplatz etwa 2,50 Meter, Wandabstand gut fünfzig Zentimeter – stimmen Größe und Tiefe der Abbildung, mit ein wenig stärkerer Einwinklung zum Hörplatz dann auch die Plastizität und die Stabilität. Als Einricht- und Startmusik dient uns „Mín móðir“, eine von Eivør intensiv gesungene, hochatmosphärische Folk-Pop Nummer mit skandinavischem Kolorit.Wir haben die Live-Aufnahme zuerst mit einem kleineren Verstärker gehört. Das klingt gut, aber: da geht doch sicher mehr. Wir schließen also unseren deutlich potenteren Hegel H360 an, und jetzt ist es gut – und zwar richtig gut! Jetzt kann das Woofer-Duo seine Stärken ausspielen: Der ehedem zu wenig definierte Bass besitzt nun die richtige Kontur, die Mitten punkten mit satter Kraft.
Kraftvoller Bass, satte Mitten
Die Synthesizer-Sounds, die dunkel und dräuend wabern, haben jetzt das passende, raumgreifende Volumen. Zudem besitzt der Bass einen beeindruckenden Tiefgang, die schlanken FS 287 lassen uns dieses dunkle Dräuen der Musik über das Hören hinaus auch im Magen spüren. Das befördert die Wirkmacht des Songs ungemein. Das Plus an Power kommt auch der Perkussion zugute: Die große Trommel, die fast wie ein Herzschlag durch den Song pulsiert, hat jetzt richtige Wucht und Akkuratesse. Auch die effektvoll eingestreuten Schläge auf verschiedene Holzblöcke haben eine ungemeine Impulskraft, sie kommen ansatzlos und akkurat. Sie sind noch nicht mal laut, erlangen aber immer wieder unsere Aufmerksamkeit. Hier macht sich bereits die Auflösung und Abbildungskraft des JET-Hochtöners bemerkbar erst recht bei den effektvoll links und rechts verteilten Becken: Sie erklingen eigentlich im Hintergrund, haben aber trotzdem eine tolle Präsenz und intensivieren so die Atmosphäre.
Ausgezeichnete Feinauflösung
Vor allem steht aber Eivør Pálsdóttirs Gesang: Mit schweren, betonten Atmern, gerollten Konsonanten, und kurz ausgestoßenen Lauten inszeniert die charismatische Sängerin ein vokales Hörspiel, das uns in ihren Bann zieht: Die FS 287 macht dabei jede noch so feine Lautäußerung der Färöerin hörbar. Zudem ist ihre Stimme in einen markanten Hall eingebettet, der die Dramatik der Szenerie und die Eindringlichkeit der Stimme noch erhöht. Dieser Hall ist ebenso bei der Percussion zu hören – auch hier spielt der JET-Hochtöner seine ganze Fähigkeit zur Feinauflösung aus: Das Wiederhallen der Schläge suggeriert uns einen riesigen Raum. Wenn wir die Augen schließen, ist die Illusion perfekt, die Wände unseres Hörraums sind akustisch verschwunden – wir sitzen inmitten einer imposanten Kathedrale. Zu Synthesizer, Trommel und Percussion kommen nun noch Klavier und verzerrte E-Gitarre. Trotz des dichten Sounds sind alle Instrumente klar hörbar und ortbar, auch Eivørs Sopran – selbst bei den zart gehauchten Passagen.
Souveräner Überblick
Wie verhält sich die FS 287 nun im musikalischen Großformat? Wir schicken sie in die Schlacht – mit „Wheel of Fortune“ aus dem Film-Soundtrack zu „Fluch der Karibik 2“. Hier fällt uns sofort die Übersicht auf, die uns die Lautsprecher über das Orchester bieten: Obwohl Komponist Hans Zimmer die Schlacht musikalisch satt instrumentiert, können wir die verschiedenen Instrumentengruppen schön voneinander unterscheiden: Die ersten Streicher, die ein aufstrebendes Motiv spielen, die zweiten Geigen und Celli, die mit kontinuierlichem Ein-Ton-Stakkato die treibende Atmosphäre schaffen, die schweren, voluminösen Bässe, die auf dem gleichen Ton, nur tiefer oktaviert, das Fundament legen, hinzu treten die deutlich dahinter positionierten, aber trotzdem präsenten Schlagwerker, die mit Rasseltrommel, wuchtigen Pauken und verschiedenster Percussion das kriegerische Szenario unterstreichen und antreiben. Dann die Blechbläser, die mit kurzen Motiven die immer näher kommende Kollision suggerieren und mit Fanfaren quasi die Ankunft der Kombattanten ankündigen: All diese Ereignisse können wir wunderbar auseinanderhalten.
Dynamik und Detailreichtum
Zugleich bietet die FS 287 uns das musikalische Geschehen als homogenes Ganzes. Eigentlich brauchen wir den Film nicht mehr, weil die Wiedergabe des Soundtracks uns die Szene lebhaft illustriert und mit satter Dynamik serviert. Natürlich haben wir bei der mitreißenden Musik den Pegel erhöht. Da macht die FS 287 bis hin zu nachbarschaftsbelastenden Lautstärken mit. Dabei hat sie auch die geradezu explosiven Dynamikspitzen von Bläsern und Schlagwerk gut im Griff. Toll ist jedoch ebenso die Feindynamik mitsamt dem gebotenen Detailreichtum: Im leisen Mittelteil vernehmen wir ein zartes, aber trotzdem ungemein gegenwärtiges Klicken wie von kurz aufeinanderprallenden Kieselsteinen. Dieses kleine Klick-Szenario ist links und rechts im Stereo-Panorama verteil – und in der Wiedergabe der FS 287 ganz großes Kino! Was passiert nun, wenn wir die Lautsprecher näher an die Wand rücken? Wir halbieren die Distanz auf knappe dreißig Zentimeter – und trotzdem bleibt der Klang, auch im Bass, erstaunlich konstant. Prima!
Fazit
Mit der Solano FS 287 gelingt es Elac, attraktives Design, modernen Style und amtlichen Klang in einem schlanken Standlautsprecher zu vereinen. Trotz der wohnraumfreundlichen Maße bietet dieser 2,5-Wege-Schallwandler einen satten Bass mit einem für das gegebene Gehäusevolumen überraschenden Tiefgang. Hinzu kommt eine satte Dynamikfähigkeit. Diese Pluspunkte spielt die FS 287 mit potenten Verstärkern am besten aus. Dank des phänomenalen JET-Hochtöners beeindruckt dieser Lautsprecher mit einer ausgezeichneten Auflösung, einem tollen Detailreichtum und einer überaus plastischen Abbildung. Die Solano-Serie bietet den Einstieg in das JET-Hochtonerlebnis – und diesen JET-Stream im Wohnzimmer vereint die FS 287 mit ihren zwei Woofern zu einer homogenen Wiedergabe für einen anspruchsvollen Musikgenuss.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Spitzenklasse
Preis/Leistung: gut
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Technische Daten
Modell: | Elac Solano FS 287 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 1.499,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz Hochglanz - Weiß Hochglanz |
Vertrieb: | Elac, Kiel 0431/647740 www.elac.de |
Abmessungen (HBT): | - 985 x 190 x 245 mm (ohne Füße) - 985 x 255 x 295 mm (mit Füßen) |
Gewicht: | 16,0 kg / Stück |
Hochtöner: | 1 x JET 5 (Elac, Air Motion Transformer) |
Tiefmitteltöner: | 1 x 150 mm (Elac, AS-Konus mit XR-Modifikation, Aluminium/Papier-Verbund-Membran) |
Tieftöner: | 1 x 150 mm (Elac, AS-Konus mit XR-Modifikation, Aluminium/Papier-Verbund-Membran) |
Frequenzbereich: | 30 Hz - 50 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 450 Hz / 2.400 Hz (Herstellerangabe) |
Impedanz: | 4 Ω |
Empfindlichkeit: | 87 dB bei 2,83 V/1 m (Herstellerangabe) |
Belastbarkeit: | - 130 W Nennbelastbarkeit - 170 W Musikbelastbarkeit |
Empfohlene Verstärkerleistung: | 40 - 300 W / Kanal, geeignet für Verstärker von 4 bis 8 Ω (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Elac Solano FS 287 - Spikes + Spiketeller mit Kork-Untersetzern - Inbusschlüssel zur Fußmontage - Bedienungsanleitung (Deutsch, Englisch) |
Zubehör: | - Stoffabdeckung mit magnetischer Halterung |
Pros und Contras: | + JET 5 (Air Motion Transformer) für offen-klare, hochauflösende, detailreiche Wiedergabe + amtliche Dynamik + sehr gutes Bassvermögen + homogenes, modernes Design + erstklassige Verarbeitung - benötigt kräftigeren Verstärker |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis/Leistung: | gut |