Home » Tests » Bowers & Wilkins PI7 – Premium In-Ears mit Stil und wegweisender Technik
20. Juni 2021von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurWer seinen Fable für stylische Gadgets gerne mit hochwertigen Audiokomponenten verbinden möchte, hat mit den B&W PI7 nun die Möglichkeit dazu. Neben coolem Design bieten die fein gefertigten Premium-Kopfhörer jede Menge clevere Technik. Hochwertige Bluetooth-Codecs sind hier ebenso an Bord, wie ein aktives Noise Cancelling und einige andere, sehr praktische Features. Wir haben uns die True Wireless In-Ears der britischen Traditionsmarke genauer angeschaut.
Die Kopfhörerwelt hat sich in den letzten Jahren praktisch komplett in Richtung wireless entwickelt. Abgesehen vom High End Bereich für Headfiler, die sich stationäre Setups um ihre hochwertigen Ohrhörer herum aufbauen, gehört das Kabel der Vergangenheit an. Spätestens seit Smartphonehersteller auf analoge Anschlüsse verzichten, haben Bluetooth-Kopfhörer den mobilen Markt übernommen. Andere Quellgeräte hingegen hadern oft noch mit passender Unterstützung. Bowers & Wilkins löst dieses Problem mit den neuen PI7 nun. Die stylischen In-Ear Kopfhörer wollen hochwertige und komfortable Wiedergabe von jeder Quelle bieten. Um dieses Ziel zu erreichen, beauftragten die Briten das gleiche Team, das sich schon für die Entwicklung der 800er Diamond Serie verantwortlich zeigte. Und genau wie bei den Flaggschiff-Lautsprechern, setzte man auch bei den Premium Kopfhörern auf jede Menge clevere Technologien.
Hören und gesehen werden
Machen wir uns nichts vor: bei Kopfhörern geht es keineswegs nur um Klang. Ein Kopfhörer ist heute auch ein Statement. Stylefaktor, Materialien und Preisklasse sind vielen Nutzern ebenso wichtig, wie das musikalische Endergebnis. Auch die PI7 spielen in allen drei Punkten vorne mit. Wahlweise in weiß oder anthrazit erhältlich, machen die kleinen Ohrhörer auf jeden Fall ordentlich was her. Bronzene Elemente und Verkleidungen bilden einen hübschen Farbkontrast und verleihen den Kopfhörern einen sehr edlen Touch. Auch die Haptik ist ausgezeichnet. Der Materialmix aus Kunststoff und Metall fühlt sich hochwertig an und ist exzellent verarbeitet. Einzig der Deckel des Ladecase könnte ein wenig massiver wirken. Mit 7,5 Gramm Gewicht sind die einzelnen Ohrstöpsel nicht federleicht, aber keineswegs zu schwer. Auch das Case mit seinen 50 Gramm fällt in der Tasche kaum auf. Mit 400 Euro Verkaufspreis spielen die PI7 letztlich auch klar in der Referenzklasse mit.
Wireless Quartett
Dafür bekommt man auch eine ganze Menge geboten, denn die kleinen Kopfhörer sind vollgestopft mit feiner Technik. Als True Wireless Modell ist Bluetooth die einzige Verbindung, die bei den PI7 für die Signalübertragung genutzt werden kann. Doch entgegen der Vorstellung vieler Nutzer ist Bluetooth nicht gleich Bluetooth, denn für guten Sound kommt es auf den richtigen Codec an. Der Qualcomm Chipsatz, den B&W hier verwendet, unterstützt gleich mehrere hochwertige Übertragungsarten. Dank SBC und AAC ist Kompatibilität mit jedem Android oder Apple Smartphone garantiert. Dazu kommen hier aber gleich vier aktuelle aptX Codecs, für optimale Voraussetzungen. Das klassische aptX ist bereits für CD-Qualität geeignet, während aptX HD sogar die Verarbeitung von HiRes Audio mit 24 Bit ermöglicht. Die Variante aptX Adaptive sorgt, dank automatischer Bitraten Anpassung, von selbst für die beste Übertragung, während bei Low Latency die Lippensynchronität bei der Videowiedergabe im Vordergrund steht.
Ruhemodus
Abgesehen davon, dass das genutzte Smartphone oder Quellgerät einen oder mehrere der Codecs unterstützt, muss man aber auf nichts achten. Das Telefon sucht sich üblicherweise selbst die passende Übertragungsart aus. Damit kann man die PI7 prinzipiell so nutzen, wie andere Bluetooth Kopfhörer auch. Dem voran steht zunächst das Pairen der Komponenten miteinander, was zuverlässig und in wenigen Momenten geschehen ist. Anschließend kann sowohl die Medienausgabe über die In-Ears erfolgen, und auch Telefongespräche können, dank integrierter Mikrofone, vollkommen freihändig geführt werden. Insgesamt sechs Mikros sind in den beiden Ohrhörern verbaut, wobei ihre Hauptaufgabe allerdings in der Aufnahme von Umgebungsgeräuschen besteht. Diese werden für das Active Noise Cancelling (ANC) benutzt, bei dem die PI7 Schallwellen von außen phasenumgekehrt auf das Signal legen. So lösen sich die Wellen auf und es bleibt nur der Klang der gespielten Musik übrig.
Das sitzt
Damit das optimal funktioniert sollte man darauf achten, dass die Ohrhörer nicht von Haaren oder Mützen verdeckt werden. Auch guter Sitz im Ohr ist, allein schon aus Gründen des Tragekomforts, wichtig. B&W legt dem PI7 darum drei paar Silikonaufsätze in verschiedenen Größen bei. Bei mir war die mittlere Größe optimal, so dass Schall abgeschirmt wurde und die Kopfhörer sicher im Ohr saßen. Selbst bei schnellen Kopfbewegungen rühren sich die beiden Schallquellen nicht. Generell sind die PI7 recht angenehm zu tragen. Das Gewicht fällt nicht weiter auf und die Aufsätze sind ausreichend bequem, um das Tragen nach einer Weile weitestgehend vergessen zu machen. Werden die PI7 nicht genutzt, werden sie im Ladecase aufbewahrt, das die Ohrhörer mit bis zu vier vollen Akkuladungen an Energie versorgen kann. So kommt das In-Ear-Set auf eine maximale Spielzeit von 24 Stunden. ANC, hohe Lautstärke und weitere Features können diese Zeit aber verringern.
Bowers & Wilkins PI7 – Purer Klang in jeder Umgebung
Kaum habe ich die In-Ears mit meinem Sony Xperia XZ3 gekoppelt, bekomme ich auf dem Bildschirm auch schon die Nachricht angezeigt, dass ein aptX kompatibles Gerät verbunden wurde. Dementsprechend geht es auch gleich einmal mit CD-Qualität los. Die Queens of the Stone Age dürfen mit „…Like Clockwork“ den Anfang machen. Ein langes, tiefes Grollen gelangt an meine Ohren, gelegentlich akzentuiert von zerbrechendem Glas. Der Hintergrund wirkt wunderbar dunkel, verstärkt durch die leichten Halleffekte des immer lauter zerberstenden Glases. Schließlich eröffnen einige schnelle Treffer auf das Schlagzeug und ein beherzter Griff in die Saiten eines Basses den eigentlichen Song. Satt und Kraftvoll schieben die PI7 hier an. So muss das sein. Beim eher ruhigen „The Vampyre of Time and Memory“ kann das ANC dann wirklich überzeugen. Trotz offenem Fenster, an einer viel befahrenen Straße, höre ich nur die Musik.
Schubkraft mit Flair
Über das gesamte 16 Bit Album hinweg bieten die PI7 gute Unterhaltung. Gerade im unteren Frequenzbereich haben die schlanken In-Ears einiges zu bieten. Bowers & Wilkins setzt hier auf einen 9,2 Millimeter großen Treiber, der recht weit nach unten reicht und ordentlich Druck aufbauen kann. Neben dem Tiefmitteltöner kümmert sich dann ein so genannter Balanced Armature Treiber um den Hochton. An hochwertigen Bauteilen lassen es die Briten also keineswegs mangeln. Dazu kommt außerdem, dass beide Treiber einzeln angetrieben werden. Damit entwickeln die PI7 einen üppigen Dynamikumfang und gute Präzision. So folgen bei „If I Had a Tail“ auf fein gezupfte Saiten mit schönen Feinheiten, eine präsente und körperhafte Bassdrum. Beschwingtes Kopfnicken zum knackigen Beat ist das Resultat der adäquat rotzig umgesetzten Rocknummern. Das Zusammenspiel aus Drums, Bass, Gitarren und Josh Hommes Gesang wirkt rundum stimmig und das Energieniveau ist hoch.
Fingerzeig
Wer dabei mal eine Pause braucht, muss dafür nicht einmal das Telefon aus der Tasche holen. Dank eines integrierten Entfernungssensor reicht es schon, wenn man einen der beiden In-Ears aus dem Ohr nimmt, um die Wiedergabe automatisch zu pausieren. Setzt man ihn dann wieder ein, geht es sofort weiter. Eine weitere Methode zur Kontrolle bieten dann die Touchsensoren, die an den bronzenen Außenflächen der Ohrhörer eingebaut sind. Je nach Anzahl und Dauer der Berührungen können hier mehrere Dinge kontrolliert werden. Bei der Musikwiedergabe sind Play und Pause, sowie das Skippen von Tracks möglich. Auch das Annehmen und Beenden von Telefongesprächen kann so von statten gehen. Berührt man hingegen den linken Sensor für eine Sekunde, schaltet man das ANC aus und an, während die rechte Seite den Sprachassistenten des Telefons aktiviert. All die Funktionen agierten zuverlässig und stellten sich als ausgesprochen praktisch heraus.
Noch mehr Möglichkeiten
In den vollen Umfang aller Funktionen von B&Ws Premiumprodukt, kommt man allerdings erst, wenn man die Headphones App des Herstellers auf sein Smartphone lädt. Kostenlos für iOS und Android verfügbar, bietet das Programm Zugriff auf Optionsmenüs und Firmwareupdates. Bevor man dazu kommt, muss man der App allerdings neben der Bluetooth-Verbindung auch zwingend die Verwendung der Standortbestimmung erlauben. Das erscheint mir für ihre Funktionen unnötig invasiv, muss aber nur für den Zeitraum der App Nutzung geschehen. Ist das Programm geschlossen, kann man die PI7 ganz normal, ohne diese Berechtigungen weiter benutzen. Ist die Verbindung zu den Kopfhörern dann aufgebaut, zeigt die App die Akkustände der Ohrhörer und des Ladecases an. Darunter lässt sich in einem Bildschirm das ANC anpassen. Neben einfachem An und Aus, kann auch ein Auto-Modus genutzt werden, der das Noise Cancelling von der Lautstärke der Umgebung abhängig macht.
Psst!
Zusätzlich dazu gibt einem die App die Möglichkeit, die Transparenz des ANC anzupassen. Mit einem gut bedienbaren Slider, kann man zwischen weniger und mehr Natürlichkeit wählen. Voll im negativen Bereich, lassen die PI7 praktisch keine Außengeräusche mehr ans Ohr. Selbst von einem Staubsauger in wenigen Metern Entfernung, bekommt man nur ein leises Brummen mit. Bei voller Natürlichkeit hingegen, sind auch Stimmen noch durchaus zu erkennen. So verpasst man beispielsweise keine Durchsagen in Zügen, zumindest, wenn man die Musik nicht zu laut dreht. Gleichzeitig macht das gut funktionierende ANC die In-Ears aber auch zu brauchbaren Ohrstöpseln, beispielsweise um auf langen Flügen die Turbinengeräusche des Flugzeugs oder Gespräche anderer Passagiere auszublenden. Setzt man die PI7 ohne Musik ins Ohr, wird es beinahe schon erschreckend still. Wem das zu viel ist, der findet in der App noch eine weitere nette Funktion, die Abhilfe schaffen kann.
Meditativ
Wischt man in der App nach links, gelangt man in den „Klanglandschaften“ Bildschirm. Hier kann man aus insgesamt sechs verschiedenen Aufnahmen unterschiedlicher Umgebungen auswählen. In einer Schleife werden dann die Geräusche einer Meeresbrandung, Bäumen im Wind, einem rauschenden Bach, einem Wasserfall, einem knisternden Lagerfeuer oder einem sanften Regenschauer gespielt. Als jemandem dem es schwerfällt, in absoluter Stille einzuschlafen, weiß ich diesen „White Noise“ Generator sehr zu schätzen. Damit die Akkus davon nicht die ganze Nacht belastet werden, kann man die Funktion außerdem mit einem Timer versehen. Von fünf Minuten, bis zu einer Stunde kann man sich von den beruhigenden Klängen ins Reich der Träume bringen lassen. Ein nettes Feature, das sicher nicht nur auf Reisen seine Fans haben wird.
Bitte mehr Bits
Als weitere Features hält die App außerdem eine Verbindungsliste, Firmwareupdates, die Namensänderung des Kopfhörers und die Kontrolle des Tragesensors bereit. Vollständig lokalisiert und nett gestaltet, ist B&Ws kleines Kontrollprogramm eine gute Möglichkeit, die PI7 weiter auf die Umgebung oder die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Eine Klangregelung ist hingegen nicht mit an Bord, wird aber auch nie wirklich vermisst. Auch nicht, als ich beginne den In-Ears ein wenig hoch aufgelöstes Quellmaterial via Qobuz zuspielen. Bei Joe Bonamassas neuem Live Album punkten die PI7 erneut mit strammem Antritt und schöner Frische. Sachte Hi-Hats und ein treibender Bass geben bei „Lookout Man!“ den Ton an. Der Hochton wirkt fein aufgelöst, besonders als vereinzelte Synthy-Effekte, Mundharmonikas und natürlich Bonamassas Gitarre einsetzen. Auch das Raumgefühl wird im Vergleich zu 16 Bit nochmals besser. Die gerade bei In-Ears typische „Kopfmittenlokalisation“ kommt hier kaum zum tragen. Stattdessen wirkt die Bühne angenehm offen und dreidimensional.
Wireless per Kabel
So weit so Bluetooth, doch B&W wollen die Leistungen ihres Kopfhörers ja auch analogen Quellen zur Verfügung stellen. Neben dem USB-C Kabel, das Case und somit auch die In-Ears auflädt, liegt dem Gerät dazu noch ein zweites Kabel bei. Neben dem USB-C Anschluss für die Verbindung zum Case befindet sich an dessen anderem Ende ein 3,5 Millimeter Klinkenstecker, der an Fernseher, Verstärker, oder Bordunterhaltungsgeräte im Flugzeug angeschlossen werden kann. Vom Case aus werden die Signale dann per Bluetooth an die PI7 oder sogar andere kabellose Kopfhörer gesendet. Verbunden mit einem Panasonic TX-55GZW wird das mit Netflix gleich mal ausprobiert. Blockbustersound darf man hier natürlich nicht erwarten, doch die Wiedergabe von Serien und Filmen funktioniert ausgezeichnet und vor allem: lippensynchron. Auch am Computer klappte alles tadellos, allerdings war die maximale Lautstärke beide Male vielleicht ein wenig niedrig, was der Praktikabilität des cleveren Features aber keinen Abbruch tut.
Fazit
Wer mehr von seinen Kopfhörern verlangt, als schön auszusehen, bekommt hier das volle Paket. Design und Verarbeitung der In-Ears sind klar auf Premium-Niveau, ebenso wie der Preis. Dazu kommen dann die zahlreichen praktischen Features, die dem Kopfhörer von der britischen Traditionsmarke auf mit auf den Weg gegeben wurden. Bowers & Wilkins verbindet bei den PI7 hochwertige Bluetooth-Technik mit cleveren Bedienoptionen und jeder Menge Komfort. Das ausgezeichnete, anpassbare Noise Cancelling und die Möglichkeit auch von analogen Quellen zu streamen, machen B&Ws True Wireless Flaggschiff zu einer echten Empfehlung für unterwegs und zu Hause.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
98 of 100
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Technische Daten
Modell: | Bowers & Wilkins PI7 |
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Produktkategorie: | True Wireless In-Ear mit ANC |
Preis: | um 400 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Anthrazit - Weiß |
Vertrieb: | B&W Group Germany, Halle/ Westf. 05201 87170 www.bowerswilkins.com |
Gewicht: | - Ohrhörer: je 7,5g - Ladecase: 50g |
Akku-Laufzeit: | bis zu 4 Stunden (+ 20 Stunden per Case) |
Bluetooth: | - SBC - AAC - aptX Classic - aptX HD - aptX Adaptive - aptX Low Latency |
Treiber: | 2 x Balanced Armature Hochtöner 2 x 9,2mm Tiefmitteltöner |
Bedienung: | - Touchfeld auf beiden Ohrhörern - App (iOS/ Android) |
Anschluss: | - Kopfhörer: Bluetooth - Ladecase: USB-C, Bluetooth |
Lieferumfang: | 1 x PI7 1 x Ladecase 3 x Silikon Ohrstöpsel (S,M,L) 1 x Kabel USB-C auf USB-C 1 x Kabel 3,5mm Klinke auf USB-C |
Pros und Contras: | + hochwertige Verarbeitung + kabelloses Streaming vom Ladecase + 24 Bit Bluetooth + gute Bedienung per Touchsensor + toll funktionierendes Noise Cancelling + anpassbare Außengeräuschtransparenz + White Noise Generator mit Timer + satte Bässe + gute Dynamik + ausgewogener Klang - App verlangt Standortbestimmung - kein Ladeadapter beiliegend |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |