Home » Tests » Starke Sound IC-H2 – Extravagante Exzellenz
15. August 2021von Volker Frech
RedakteurDas ist mal ein eigenständiger Auftritt: Die Starke Sound IC-H2 stellt sich selbstbewusst gegen den optischen Trend zur konformen Unauffälligkeit. Doch neben dem charakterstarken Design stammt auch die Technik von cleveren Profis – und so verblüfft die kompakte Klangsäule auch akustisch mit einer beindruckenden Performance.
Starke Audio? Hierzulande ist diese 2009 gegründete HiFi- und High End-Manufaktur, die ihre Produkte samt und sonders im eigenen Haus entwickelt und fertigt, noch nicht prominent in Erscheinung getreten. In den USA hingegen hat sich der kalifornische Audio-Spezialist vor allem mit seinen Lautsprecherserien bereits einen Namen gemacht: Starke liefert Beschallungslösungen für die Musik- und Mehrkanal-Wiedergabe. Der gute Ruf hat einen guten Grund: Chefentwickler ist Dan Wiggins. Er hat neben seiner Arbeit als renommierter Toningenieur im In- und Ausland für verschiedene bekannte Marken die Produktentwicklung übernommen, bei Starke hält auf etliche Erfindungen Patente. Eine dieser patentierten Lösungen kommt prominent in der Starke Sound IC-H2 zum Einsatz – schauen wir uns diesen außergewöhnlichen Schallwandler mal näher an.
Selbstbewusste Präsenz
Ganz klar: Dieser Lautsprecher fügt sich nicht unauffällig ins Ambiente ein. Er pocht selbstbewusst auf seine Präsenz. Getreu dem Firmenmotto „Bold ist Beautiful“ (etwa: „auffällig ist schön“) zieht dieser Schallwandler die Blicke auf sich. Es beginnt schon mit der ungewöhnlichen Geometrie: Der 95 mal 18 mal 26 Zentimeter messende Korpus der IC-H2 ist trapezförmig und verjüngt sich nach hinten. Hinzu kommt die sanfte Schrägung des schlank-kompakten Gehäuses. Hierdurch treffen die Schallanteile der drei Chassis zeitrichtig beim Hörer ein. Zur ungewöhnlichen Form kommt eine charakteristische Farbgebung: Unser Modell ist in hochglänzendem „Piano White“ lackiert, der Farbton erinnert an das Elfenbein der weißen Tasten früherer Klaviere. Alternativ gibt’s die IC-H2 in noch markanterem Piano Red oder in dezenterem Piano Black. Konstant ist hingegen die schwarze Schallwand-Blende, die auf der Front im oberen Drittel sämtliche Chassis einfasst. Sie ist aus Aluminium gefertigt, aber glatt gehalten – entgegen dem Usus, dieses Material zu bürsten.
Hornbewehrter Hochtöner
Wer die Chassis kaschieren möchte, steckt auf die aus der Front ragenden Haltestifte die mitgelieferten Stoffabdeckungen. Sie betonen mit ihrem satten Grau ebenfalls den auffälligen Auftritt. Doch auch ohne Grills geht‘s weiter mit der Inszenierung der Eigenwilligkeit: Die Schallwand-Blende ziert zur Rechten ein Firmenschild in Altrosa. Farblich exakt darauf abgestimmt zeigt sich der bündig mit der Schallwand abschließende Horntrichter des Hochtöners. Er sorgt für ein optimiertes Abstrahlverhalten des Tweeters und für eine stimmige Anbindung an den Mittelton. Der Hochtöner ist nämlich ohne sichtbare Fixierungen etwas vertieft in die Front eingelassen. Starke Audio setzt beim Tweeter, der wie alle Chassis eigens entwickelt und in Manufaktur hergestellt wird, auf eine Seidenkalotte. Zum Schutz des empfindlichen Gewebes spielt der Einzöller hinter Gittern, genauer: hinter zwei Metallbügeln. Hier schwallwandelt er bis rauf zu 28 Kilohertz, zu den Mitten hin übergibt er ab etwa 2.900 Hertz an seinen benachbarten Mitspieler.
Cleverer Magnet-Mix für alle Treiber
Die Mitten übernimmt ein Zehn-Zentimeter-Chassis mit einer Spezialmembran: Hier schallwandelt ein von Starke entwickeltes Karbon/Nomex-Sandwich. Das Kartonfasergewebe und die synthetische Aramidfasern ergeben zusammen eine steife Schwingfläche, die dank ihrer inneren Dämpfung resistent gegen Partialschwingungen der Membran und somit gegen Klangverfärbungen ist. Die Neutralität befördert auch eine andere Spezialität von Starke: die patentierte LMF-Technologie. LFM steht für „Linear Magnetic Field Driver“ und bedeutet, dass im Antrieb hinter der Membran eine Kombination verschiedener Magnet-Arten sitzt, darunter Ferrit und Neodym-Eisen-Bor. Aus dieser die Legierung werden aktuell die stärksten Dauermagnete hergestellt. Die ausgeklügelte Anordnung der verschiedenen Magnet-Arten soll dafür sorgen, dass die mit der Membran verbundene Schwingspule sich stets in einem homogenen Magnetfeld bewegt – also entlang der ganzen Wegstrecke, die die Spule beim Hin- und Zurückschwingen zurücklegt. Das soll die magnetisch bedingten Verzerrungen deutlich verkleinern.
Woofer für satten Tiefgang
Diese LMF-Technologie ist nicht allein dem Mitteltöner vorbehalten, sondern kommt allen Treibern der IC-H2 zugute – also auch dem Tweeter und dem Tieftöner. Dieser 13-Zentimeter-Woofer konzentriert sich auf die Frequenzen unterhalb von 300 Hertz. Hier agiert ebenfalls ein Karbon-Konus mit Nomex, diesmal allerdings nicht im Sandwich-Aufbau wie beim Mitteltöner. Zudem kommt der Woofer ohne den metallenen Phase Plug aus, der den Mitteltöner thermisch und akustisch stabilisiert. Statt dessen ist das Zentrum mit der konventionellen Dustcap ausgestattet, die zum einen Staubschutz ist, zum anderen die Membranfläche vergrößert. Damit verhilft der Woofer der IC-H2 zu einem Bass, der runter bis 28 Hertz reicht – ein erstaunlicher Wert für einen derart kompakten Schallwandler. Dies gelingt auch dank einer Bassreflexabstimmung, die die untersten Frequenzen kräftigt. Hinzu kommt für die Gesamtabstimmung eine aufwändig konzipierte Frequenzweiche, die mit Premium-Bauteilen bestückt ist und in der Charakteristik so ausgelegt wurde, dass die sogenannte Gruppenlaufzeit des Musiksignals gleichmäßig bleibt.
Klang-Tuning inklusive
Diese Weiche sitzt verborgen hinter dem rückseitigen Terminal der IC-H2. Es bietet uns zum Anschluss ein Paar Klemmen von sehr guter Qualität. Allerdings dürften sie gerne etwas größer sein. So lassen sich die Bananenstecker unseres Lautsprecherkabels nicht gänzlich einführen. Trotzdem bieten die Klemmen einen festen und sicheren Halt. Über den Anschlüssen entdecken wir nun noch einen dreistufigen Kippschalter. Mit ihm lassen sich die Höhen um zwei Dezibel anheben oder absenken. Das bietet sich an, wenn man die Wiedergabe der IC-H2 als zu hell empfindet oder der Raum durch Geometrie, geringe Möblierung oder harte Materialien zu klanglichen Härten neigt. Wer die IC-H2 hingegen in einem Zimmer mit höhenschluckendem Hochfloor-Teppich, ausladendem Sofa und Vorhängen betreibt, wird wohl eher die Anhebung der oberen Frequenzen ausprobieren. À propos ausprobieren: Wir wären bereit für den Hörtest.
Die Starke Sound IC-H2 in der Praxis
Die IC-H2 spielt bei uns im Verbund mit dem SACD-Player Oppo UDP-203, dem Vollverstärker Hegel H360 und einer Verkabelung mit dem Audioquest Diamondback und dem Supra Cables Quadrax. Wir starten mit Finks „Trouble’s What You’re In“, live aufgenommen in der Londoner Union Chapel. Was uns an der Wiedergabe mit der IC-H2 direkt auffällt, ist die Kristall-Klarheit, Brillanz und Offenheit im Hochton. Das erinnert fast an einen Bändchen-Tweeter. Deshalb hat die Wiedergabe eine unglaubliche Präsenz, Plastizität und Gegenwärtigkeit. Die Live-Aufnahme startet mit einer eindrucksvollen Publikumskulisse, mit begeistertem Klatschen und Pfeifen, dazwischen hören wir einen frenetisch jubelnden Fan. Atmosphärisch sind wir sofort mittendrin. Dann setzt Fink auf der Gitarre mit dem Thema des Songs ein: Wunderbar, wie lebensecht der IC-H2 diese Wiedergabe gelingt! Wir erleben, wie Fink fein den Anschlag variiert, zum Teil nur Hammerings spielt, wobei allein die Finger der Greifhand auf die Saiten schlagen und so einen charakteristischen Ton erzeugen.
Atemberaubender Detailreichtum
Dazu können wir das Nylon der Diskantsaiten heraushören – und ebenso an der Weichheit oder Härte der Töne, ob Fink die Saiten gerade mit bloßen Fingern oder mit dem Plektrum anschlägt. Die IC-H2 enthüllt uns das bis in die filigransten Feinheiten und bietet uns einen atemberaubenden Detailreichtum – wie ein akustische Lupe, ohne allerdings zu vergrößern. Fink spielt seine Gitarre zudem sehr perkussiv, er schlägt mit der rechten Hand rhythmisch auf die Saiten. Durch diese Schläge hört man besonders gut den Hall der Union Chapel: Die Schallreflexionen sind derart gut zu hören, dass wir mit geschlossenen Augen schwören können, in diesem Kirchenraum zu sein und auf der oberen Empore zu stehen. Auch diese sensationelle Wiedergabe der Räumlichkeit erinnert an einen Bändchen-Hochtöner.
Tolle Plastizität und imposante Dynamik
Von diesem flotten Hochtöner, aber auch von dem flink-akkuraten Mitteltöner profitiert ebenso der Gesang: Fink hat ab dem ersten Ton eine tolle physische Präsenz. Jeder Atmer, jede Reibung der Stimme, jeder betonte Schmelz, jedes kleine, sich dann aber doch intensivierende Vibrato bekommen wir mit, als wären wir Fink ganz nah. Natürlich ist der Gesang über ein Mikrofon abgenommen, auch das offenbart die IC-H2: Wir registrieren, wenn Fink nahe an dieses Mikro geht und dadurch mehr Bässe in der Stimme hat oder mit etwas Distanz singt, wodurch sein Organ mittiger, entfernter und kleiner wird. Das kennt man von Live-Konzerten – und dieses Gefühl des Dabeiseins vermittelt uns die IC-H2. Zur famosen Räumlichkeit und Plastizität kommt der satte Punch: Finks rhythmische Schläge auf die Gitarrensaiten lassen uns fast ein zusätzliches Perkussion-Instrument auf der Bühne vermuten. Hier punktet die IC-H2 mit einer beeindruckenden Knackigkeit und Dynamik, der Sound ist durch und durch definiert.
Bass bis in den Frequenz-Keller
Beim Tiefton zeigt die IC-H2 zwei Gesichter: Den knurrigen Kontrabass bei Sinne Eegs „The Bitter End“ liefert sie überaus drahtig, schlank und konturiert. Wer hier etwas mehr Volumen erreichen möchte, kann die Lautsprecher näher an die Rückwand stellen. Das klappt hervorragend und ohne Verunklarung des Klangs. Doch die IC-H2 kann auch ganz anders: Wie weit sie die Treppe in den Frequenz-Keller runtergeht, zeigt sie dann bei Eva Cassidys Interpretation von „Bridge Over Troubled Water“, wo der elektrische Bass mit satt-warmem und voluminösem Ton das Fundament legt, und erst recht bei „Celestial Echo“ von Malia und Boris Blank, wo der elektronische Synthesizer mächtig auf Ohr und Magen drückt. Die IC-H2, der man eine solche Kraft aufgrund ihrer Zierlichkeit und der geringen Membranfläche kaum zugetraut hat, liefert durchaus die ausgewiesenen 28 Hertz im Bass. Selbst in diesem Fall funktioniert die wandnahe Aufstellung, auch wenn sie gar nicht nötig ist, verblüffend gut.
Klang-Tuning für absolute Stimmigkeit
Neben dieser aufstellungsbedingten Klangveränderung im Bass bietet die IC-H2 in den Höhen ja noch die Möglichkeit zum Klangtuning. Wer die Stoffabdeckungen verwendet, erfährt eine sanfte Verringerung der Höhen. Die lässt sich aber noch besser durch den rückseitigen Kippschalter zur Höhenabsenkung und -anhebung erzielen. Das Höhen-Plus brauchen wir nicht: In unserem mit Teppich und Sofa möblierten Hörraum präsentiert sich die IC-H2 eh schon als eher hell. Mit der Absenkung hingegen landen wir einen Volltreffer: So erreichen wir die Stimmigkeit und die tonale Balance. Nun spielt die IC-H2 richtig entspannt – und zwar ohne Einbußen bei der Transparenz oder beim Detailreichtum. So hören wir uns nun durch unsere Musiksammlung, genießen unsere Hörsession relaxt auf unserem Sofa – und vergessen darüber gerne die Zeit.
Fazit
Die Starke Sound IC-H2 ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Schallwandler: Optisch pocht sie mit ihrem eigenwillig-charakterstarken Design selbstbewusst auf ihre Präsenz im Raum. Akustisch erweist sich die IC-H2 dank cleverer Technik als exzellenter Drei-Wege-Schallwandler: Sie beeindruckt mit vorzüglicher Auflösung und immensem Detailreichtum. Sie liefert eine atemberaubende räumliche Abbildung mit toller Tiefenstaffelung. Nicht zuletzt verblüfft sie geradezu mit ihrem Bass: Diesen kraftvollen, tiefreichenden Tiefton traut man dieser schlank-kompakten Klangsäule kaum zu. Die IC-H2 punktet aber auch in der Handhabung: Durch die absenkbaren oder anhebbaren Höhen passt sie in akustisch helle wie auch dämpfende Räume. Zudem ist sie unkritisch in der Positionierung und ermöglicht selbst eine wandnahe Aufstellung. Wer einen Lautsprecher mit hervorragendem Klang und markanter Optik sucht, ist hier richtig: Die IC-H2 bietet extravagante Exzellenz.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut
96 of 100
98 of 100
98 of 100
Technische Daten
Modell: | Starke Sound IC-H2 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 5.000,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Schallwand-Blende: gebürstet-eloxiertes Aluminium - Gehäuse: Piano Black, Piano White, Piano Red |
Vertrieb: | Audio Reference, Hamburg +49 40 53320359 www.audio-reference.de |
Abmessungen (HBT): | - 950 x 180 x 255 mm (ohne Abdeckung und Füße) - 985 x 220 x 278 mm (mit Abdeckung und Füßen) |
Gewicht: | 15,3 kg / Stück |
Bauart: | Drei-Wege, Bassreflex-Abstimmung |
Hochtöner: | 1 x 2,54 mm (Kalotte, Seidengewebe) |
Mitteltöner: | 1 x 102 mm (Konus, Karbon/Nomex-Sandwich) |
Tieftöner: | 1 x 133 mm (Konus, Karbon/Nomex) |
Frequenzbereich: | 28 Hz - 28 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 300 Hz / 2.900 Hz (Herstellerangabe) |
Impedanz: | 4 Ω |
Empfindlichkeit: | 90,5 dB (2.83v/1m) (Herstellerangabe) |
Empfohlene Verstärkerleistung: | 40 - 200 W (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Starke Sound IC-H2 - Abdeckungen - Füße - Bedienungsanleitung - Garantiekarte - Handschuhe |
Pros und Contras: | + außergewöhnlich-charakterstarkes Design + ausgezeichnete Dynamik + exzellente Auflösung und immenser Detailreichtum + sehr gute Tiefenstaffelung und räumliche Abbildung + kraftvoller, tiefreichender Bass + leichte Handhabung + unkritisch in der Positionierung + Höhen absenkbar oder anhebbar + 10 Jahre Garantie - kleine Anschlussklemmen |
Benotung: | |
Klang (60%): | 96/100 |
Praxis (20%): | 98/100 |
Ausstattung (20%): | 98/100 |
Gesamtnote: | 97/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | gut |
Getestet mit: | - Oppo UDP-203 - Hegel H360 - Audioquest Diamondback - Supra Cables Quadrax - IsoTek Evo3 Polaris |