Home » Tests » Inklang Ayers Two – Großer Klang im kompakten Design
12. September 2021von Volker Frech
RedakteurMutiges Statement: Inklang stellt mit seiner neue Ayers Two die Sinnhaftigkeit von Standlautsprechern in Frage. Zurecht? Für die Antwort haben wir den kompakten Zwei-Wege-Schallwandler zum Test gebeten – und hier punktet er mit einer staunenswerten Performance.
Inklang und Innovation – diese In-Worte gehören zusammen, seit der Hamburger Schallwandler-Spezialist 2015 gleich vom Start weg mit seinem Customizing-Konzept und der Just-in-Time-Produktion frischen Wind in die Lautsprecher-Branche gebracht hat. Die Fertigung auf Bestellung spart Lagerkosten und optimiert das Preis-Leistungs-Verhältnis, das Customizing-Prinzip hingegen ermöglicht mit verschiedenen Ausstattungsoptionen die Verwandlung eines gegeben Basismodells in einen individuell-einzigartigen Lautsprecher. Dieses Customizing hat Inklang mit der Ablösung der AdvancedLine durch die neue Ayers-Serie intenisviert: Die meisten Modelle werden bald neben der passiven Version auch als Aktiv- oder sogar als Wireless-Variante erhältlich sein. Für diesen Relaunch ist Inklang vor wenigen Wochen mit dem German Brand Award ausgezeichnet worden. Aus dieser breit aufgestellten Ayers-Serie haben wir bereits die kleine Ayers One, die standhafte Ayers Three, das Flaggschiff Ayers Five und die Kombination Ayers Wall/Ayers Sub getestet. Nun haben wir mit der Ayers Two den große Kompaktlautsprecher der Serie zu Gast.
Eleganz und Markanz
Kompakt ist hier relativ: Mit den Maßen 43 mal 21 mal 42 Zentimeter bietet die Ayers Two ein stattliches Volumen, beansprucht aber auch Platz im Wohnraum. Trotzdem erscheint sie eher schlank. Dafür sorgt die ungewöhnliche Formgebung mit einer beachtlichen Tiefe des Korpus, aber auch das charakteristische Design: Eine umlaufende Fase veredelt die Übergänge der Gehäusekanten und verleiht der Ayers Two Eleganz, aber auch Markanz. Zur hochwertigen Erscheinung trägt neben der ausgezeichneten Verarbeitung auch die sauberst ausgeführte Lackierung bei. Hier bietet Inklang eine Auswahl von zehn attraktiven „Spectrum-Farben“. So erscheint unser Besucher in einem aparten „Mulara Aubergine No. 17“. Die Lackierung ist silk-matt gehalten, alternativ ist sie auch mit mattem oder glänzendem Finish erhältlich. Gegen Aufpreis kann man sich seine Lautsprecher auch individuell in der ganz persönlichen Lieblingsfarbe lackieren lassen – oder passend zur Kolorierung der Wohnraumwände. Hierfür bietet Inklang die Tonpaletten der beiden Luxus-Wandfarbenhersteller Farrow&Ball und Caparol Icons.
Schritt für Schritt zum individuellen Schallwandler
Wie der Lautsprecher aussieht, erfährt man mithilfe des Konfigurators auf der Inklang-Homepage. Hier illustriert eine Vorschau jede Veränderung, die man vornimmt. Zuvor hat schon ein Auswahlberater geholfen, das richtige Modell zu finden: Man wählt die zutreffende Raumgröße (klein/mittel/groß), die gewünschte Aufstellung (Regal oder Sideboard/wandmontiert/freistehend) und die Technologie (passiv/aktiv/wireless) und findet so heraus, welche Ayers ins eigene Ambiente passt. Bei der Ayers Two haben wir nun die Möglichkeit, den Kompaktlautsprecher mit einem Standfuß für die freie Aufstellung im Raum oder mit einem Lowboardfuß für die leicht gekippte Positionierung auf einem niedrigen Regal auszustatten. Momentan ist die Ayers Two nur passiv erhältlich, bald ist der nächste Entscheidungsschritt aber, ob sie stattdessen aktiv, also mit integriertem Verstärker, oder sogar für den Wireless-Betrieb ausgelegt werden soll. Die anschließende Farbwahl bietet die meisten Möglichkeiten, um einen individuellen Lautsprecher zu kreieren. Doch selbst bei der Wahl der Füße haben wir mit schwarz oder silbern zwei Optionen.
Hochtöner mit Tiefgang
Magnetisch haftende Stoffabdeckungen und passende Lautsprecherkabel runden das Portfolio der Möglichkeiten ab. Bei Zweifeln oder Fragen bietet Inklang – ebenfalls wahlweise – eine persönliche Beratung per Mail oder Telefon an. So oder so: Am Ende dieses Customizing-Prozesses steht ein mitunter einzigartiger Lautsprecher. Unveränderlich sind hingegen das Design und die Technik – also auch die Chassis-Auswahl. Die Ayers Two ist hier als Zwei-Wege-Lautsprecher mit einem Tieftöner und einem Tweeter bestückt, der für ein erstaunlich großes Frequenz-Spektrum verantwortlich zeichnet: Er schallwandelt von stratosphärisch hohen 32 Kilohertz bis runter zu 800 Hertz – also sehr weit in den Mittenbereich. Für die Agilität und Exaktheit, die für die Wiedergabe der hohen Frequenzen nötig ist, bürgt das leichte Membran-Material und seine Veredlung: Der Tweeter agiert mit einer präzisionsbeschichteten Seidenkalotte. Die Beschichtung sorgt zugleich für eine Belastbarkeit, die im Verbund mit der Membrangröße von 30 Millimetern und einer aufwändigen Frequenzweichen-Abstimmung die Wandlung der tieferen Frequenzen ermöglicht.
Kräftiger Woofer
Diese tiefe Abtrennung entlastet den Tieftöner. So wird nämlich die Bündelung des Schalls vermieden, die ein derartiges Chassis zu den höheren Frequenzen hin vollführt. Ist der Woofer also von der Schallwandlung der hohen Mitten befreit, kommt das der homogenen Abstrahlung und der räumlichen Abbildung des gesamten Lautsprechers zugute. Der Woofer der Ayers kann sich somit auf die tiefen Töne konzentrieren. Hierfür bringt er mit einer 18 Zentimeter-Membran aus glasfaserverstärktem Papier und der Ausführung als Langhub-Chassis beste Voraussetzungen mit: Robustheit, viel Fläche und das Vermögen, weit und trotzdem linear auslenken zu können. Die ausgewiesene Bassfähigkeit bis runter zu bemerkenswerten 28 Hertz befördern aber auch der starke Antrieb hinter der Membran, das bereits angesprochene Gehäusevolumen sowie die Bassreflexabstimmung. Der dafür notwendige Kanal mündet auf der Front. Das ist vorteilhaft für Regallautsprecher, die gerne wandnah aufgestellt werden. So vermeidet man Bassüberbetonungen, die durch eine Schallabstrahlung in Richtung der nahen Raumwand entstehen würden.
Die Inklang Ayers Two in der Praxis
Den Hörtest starten wir mit der Aufstellung auf dem Lowboard, weil wir die optionalen Füße hinzugeordert haben. Die damit erzielte Lautsprecher-Schrägung bewirkt genau, was sie soll: Die Signale treffen am Hörplatz auf Ohrhöhe ein. Das merken wir sofort, als wir die Ayers Two mit dem Song „Still Waters Run Deep“ von Carolin No ausrichten. Bei der Platzierung der Lautsprecher müssen wir kaum was korrigieren, die Ayers Two erweist sich als wunderbar unkritisch. So steht Sängerin Caro Obieglo gleich größenrichtig im Zentrum vor dem musikalischen Geschehen, wir können sofort den Song genießen – und dazu lädt die Ayers Two direkt mit dem Gesang ein: Caro Obieglos warme, volltönende Stimme hat eine tolle Präsenz und Intensität, der wir uns nicht entziehen können. Das liegt auch an der Klarheit und dem Detailreichtum: Wir hören jeden kleinen Atmer vor einer neuen Gesangslinie, jedes Hauchen bei den sanft gesungenen Passagen. Diese Stimmwiedergabe ist überwältigend schön.
Klarheit und Weiträumigkeit
Selbst bei den tieferen Tönen, bei denen Caro Obieglo an die Grenze ihres Tonumfangs kommt und der Gesang leiser wird, entgeht uns keine Note – und dabei wurde „Still Waters Run Deep“ mit reichlich Electronica und zahlreichen echten Instrumenten eingespielt: Die melancholische Pop-Nummer ist gespickt mit gesampelt-getriggerten Sounds, Keyboardflächen, Klavier, akustischen und Pedal Steel-Gitarren, Synthie-Bass, Schlagzeug und einem Shaker aus der Drum Machine. Ein dichtes Gewebe – und trotzdem bietet die Ayers Two den Durchblick. Jedes Instrument, jedes Geräusch oder Sample ist deutlich hörbar und präzise ortbar. Das erhöht den Genuss des Songs, denn hier wird intensiv die Stereo-Abbildung und die Tiefenstaffelung genutzt. Töne pendeln in schneller Folge von links nach rechts und zurück, die Instrumente sind weit im Panorama auseinandergezogen, die Effekte entschwinden in Richtung eines weit entfernten Horizonts, und der zum Niederknien schöne mehrstimmige Backgroundgesang schwebt geradezu auf uns herab. Diese Weiträumigkeit vermittelt die Ayers Two mit Bravour.
Erstaunliche Bass-Potenz
Dass diesem kompakten Lautsprecher eine derart große Abbildung gelingt, bringt der Ayers Two unseren Respekt ein. Doch regelrecht erstaunt sind wir von ihrer Bassfähigkeit. „Still Waters Run Deep“ setzt für seine Wirkmacht auch auf einen richtig satten Tiefton, mal es als grundierender Soundlayer, zwischenzeitlich als pulsierender Effekt. Hier liefert die Ayers Two ein Volumen, das wir mit geschlossenen Augen durchaus einem ausgewachsenen Standlautsprecher zuschreiben würden. Nun ändern wir den Aufstellungsort und platzieren die Lautsprecher auf Stativen. Dies erhöht deutlich die Konturiertheit und Knackigkeit des Basses. Das wiederum führt zu noch mehr Klarheit und Transparenz im gesamten Klangbild. Es ist der erwartete Effekt: Das Lowboard, auf dem die Ayers Two zuvor stand, hat mit seinen schwingenden Flächen einen nachteiligen Einfluss auf die Wiedergabe. Die Platzierung auf Standfüßen hingegen ist optimal. Umso beeindruckender ist, dass der Bass der Ayers Two nach wie vor so erwachsen klingt.
Druck und Dynamik
Auch bei der nun veränderten Höhe zahlt sich aus, dass der Hochtöner bei der Ayers Two unter dem Tieftöner sitzt und damit auch jetzt auf Ohrniveau agiert. So bleiben die ungemein räumliche Wiedergabe und die plastische Abbildung der einzelnen Instrumente erhalten. Die Ayers Two löst sich als eigentlicher Schallerzeuger quasi selbst auf – und lässt mit der Grenzenlosigkeit ihrer Darstellung zudem unsere Zimmerwände verschwinden. Das klappt auch bei kleineren Besetzungen, etwa bei der Kollaboration des Schlagzeug-Großmeisters Charly Antolini mit den nicht minder legendären Mitstreitern, dem Perkussionisten Nippy Noya und dem Bassisten Wolfgang Schmid. Sie spielen den „Arabian Desert Groove“, Antolini imponiert uns mit seinem komplexen Drumming auf Toms, Snare, Becken oder Gongs, die Ayers Two beweist hier umso eindrücklicher ihre Potenz in puncto Punch, Druck und Dynamik. Auch die Präzision stimmt, da waren wir wegen der Größe und des weiten Aufgabengebiet des Hochtöners gespannt: Die Agilität des Tweeters ist tadellos.
Lebendiger Realismus
Damit geht Inklangs Plan auf, durch die tiefe Abtrennung des Hochtöners die Räumlichkeit der Abbildung zu befördern und die Homogenität der Wiedergabe zu optimieren. Das gelingt der Ayers Two auch im großen Rahmen: Das Bayerische Staatsorchester unter Zubin Mehta eröffnet die Prosit-Arie „Libiamo ne‘ lieti calici“ aus Verdis Oper „La Traviata“. Das Orchester erscheint wie aus einem Guss als stimmiger Klangkörper. Trotzdem sind die einzelnen Stimmgruppen mühelos herauszuhören. Dazu meistert die Ayers Two souverän die dynamischen Abstufungen bis hin zum explosiven Tutti-Schlag. Wir genießen auch die spürbare Lebhaftigkeit dieser Live-Aufnahme mit all den kleinen Nebengeräuschen bis hin zum kleinen, vergeblich unterdrückten Lacher. Für mitreißende Frische sorgen auch die fabelhafte Sopranistin Anja Harteros als Violetta und der ausgezeichnete Tenor Piotr Beczala als Alfredo. Die Abbildung dieser Opernszene gelingt der Ayers Two herrlich realistisch: Wir können das Sänger bei ihren Liebes-Neckereien und den dann beim Trinkspruch einsetzenden Chor regelrecht vor uns sehen.
Fazit
Die Inklang Ayers Two bietet eine staunenswerte Performance: Der kompakte Zwei-Wege-Lautsprecher liefert eine derart erwachsene Wiedergabe, dass man wirklich die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Standlautsprechern stellen kann. Die Ayers Two verblüfft geradezu mit ihrer konturierten Bassfähigkeit. Sie beeindruckt aber auch mit einer großen Transparenz, toller Räumlichkeit und sehr schöner Plastizität. Das führt im Verbund mit den dynamischen Fähigkeiten zu einer frischen, vitalen Wiedergabe, die zudem durch ihre Homogenität glänzt. Zu diesen akustischen Vorzügen kommen ein attraktives Design, eine ausgezeichnete Material- und Fertigungsqualität – und durch das Customizing eine Vielzahl an Möglichkeiten, diesen Lautsprecher zum völlig individuellen Schallwandler zu veredeln. Bei dieser Performance und Potenz ist das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach hervorragend.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Spitzenklasse
Preis/Leistung: hervorragend
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Technische Daten
Modell: Inklang
Ayers Two
Produktkategorie: Kompaktlautsprecher, Regallautsprecher
Preis: ab 899,00 Euro / Stück
Garantie: 5 Jahre
Ausführungen: - Gehäusefarbe: Auswahl aus 10 Inklang Spektrum-Farben, Individuelle Caparol Icons-Farbenwelt (Aufpreis: 59,90 Euro), Farrow & Ball-Farbenwelt, (Aufpreis: 59,90 Euro), Persönliche Farbcode-Abstimmung (Aufpreis: 59,90 Euro)
- Gehäusefinish: matt, silk-matt, glossy
- Füße: silber, schwarz
Vertrieb: Inklang, Hamburg
Tel.: 0800 / 7242388
www.inklang.de
Abmessungen (HBT): 426 x 205 x 415 mm
Gewicht: 12,8 kg / Stück
Bauart: 2 Wege, Bassreflex, passiv (demnächst optional: aktiv oder aktiv/wireless)
Impedanz: 4 Ω
Hochtöner: 1 x 30 mm (Kalotte, Seidenmembran)
Mitteltöner: 1 x 55 mm (Kalotte, Seidenmembran)
Tieftöner: 1 x 182 mm (Konus, glasfaserverstärkte Papiermembran)
Frequenzbereich: 28 Hz - 32 kHz (-10 dB) (Herstellerangabe)
Trennfrequenzen: 800 Hz
Empfohlene Raumgröße: mittel, bis 40 m²
Empfohlene Verstärkerleistung: ab 50 W
max. Belastbarkeit: 400 W
Wirkungsgrad: 85 dB (1W/1 m)
Lieferumfang: - Inklang Ayers Two
- Füße (silber oder schwarz eloxiert)
- Bedienungsanleitung
Optionales Zubehör: - Lautsprecherabdeckung (34,95 Euro / Lautsprecher)
- Lowboardfuß (silber oder schwarz eloxiert) (65,00 Euro / Stück)
- Standfuß (silber oder schwarz eloxiert) (285,00 Euro / Stück)
Pros und Contras: + attraktives Design
+ sehr gute Material- und Fertigungsqualität
+ Customizing-Prinzip: Lautsprecher sind durch zahlreiche Optionen individuell konfigurierbar
+ leichte Aufstellung mit stets stimmiger Wiedergabe
+ großräumige Abbildung mit sehr guter Tiefenstaffelung
+ sehr gute Plastizität der Abbildung
+ verblüffend erwachsener und voluminöser Bass
+ ausgezeichnete Transparenz
+ sehr gute Dynamik
+ kostenloses Lasern des eigenen Namens auf das Anschlussterminal
- geringe Vibrationsabsorption der Füße
Benotung:
Klang (60%): 94/95
Praxis (20%): 94/95
Ausstattung (20%): 92/95
Gesamtnote: 94/95
Klasse: Spitzenzklasse
Preis/Leistung: hervorragend
Getestet mit: - Oppo UDP-203
- Audioquest Diamondback
- Hegel H360