Home » Tests » Omnes Audio Empor S – Fertig-Bausatz für den eigenen Kompaktlautsprecher
4. Februar 2022von Volker Frech
RedakteurKompakte Erfüllung großer Träume: Wer schon immer einen Lautsprecher selbst bauen wollte, kann diesen Plan leicht und flott mit einem Fertig-Bausatz Realität werden lassen. Der Regal-Lautsprecher Omnes Audio Empor S erweist sich hier als idealer Einstieg in den Lautsprecherbau.
Mit dieser Idee hat wohl schon jeder HiFi-Interessierte geliebäugelt: Wie wäre es, Lautsprecher einfach mal selbst zu bauen? Am „einfach mal“ hegt man nach kurzer Orientierung in Foren oder Fachbüchern aber schnell Zweifel, weil die Schallwandlerkonstruktion doch ein beträchtliches Know-how voraussetzt. Und jetzt?Die Lösung liefert ein Fertig-Bausatz: Er besteht aus allen Komponenten, die für das elektrische Funktionieren benötigt werden. Das sind die aufeinander abgestimmten Chassis, die hierfür ausgelegte Frequenzweiche, das Anschlussterminal und die komplette Innenverkabelung. Hinzu kommt ein Päckchen Schrauben für die Befestigung der Chassis und Dämmmaterial zur Auskleidung des Gehäuses. Für die Box liefert Omnes Audio auch gleich eine Bauanleitung mit allen Maßangaben. So kann man also gleich starten – entweder allein oder im Team, denn der Boxenselbstbau ist natürlich das ideale Vater-Sohn Projekt für das Wochenende, kommende Feiertage oder zukünftige Ferien.
Leichter Zusammenbau
Wer für den Bau des Gehäuse, das nicht zum Lieferumfang gehört, weder Werkstatt und Werkzeug hat, kann sich die Korpusteile fix und fertig schreinern lassen. So gelingt der Selbstbau jedem, der ein IKEA-Regal zusammensetzen kann. Der Schreiner sollte allerdings im Lautsprecherbau erfahren sein. Der Online-Shop Speaker Case, der hierauf spezialisiert ist, bietet bereits einen kompletten MDF-Gehäusebausatz zur Omnes Audio Empor S an – inklusive der nötigen Nutfräsungen und der Flachdübel, mit denen eine passgenaue Fügung beim Verleimen gelingt. Neben dem reinen Zuschnitt ist hier auch das bereits gefertigte Gehäuse erhältlich. So geht’s noch einfacher. Wir haben dies bereits mit dem Standlautsprecher Omnes Audio Empor L gezeigt, Nun stellen wir für alle, die einen kleineren Schallwandler möchten, den Kompaktlautsprecher Empor S vor.
Amtliche Qualität, attraktiver Preis
Die Omnes Audio Empor S ist, wie das L-Modell, ein Zwei-Wege-Schallwandler. Sie ist auch mit den gleichen Chassis-Typen ausgestattet, benötigt aber mit nur einen Miteltieftöner. So kostet das Komplett-Set gerade mal 69 Euro. Ein solcher Preis bei zugleich guter Qualität ist nur machbar, wenn alle Teile Standard-Komponenten sind, wenn die Weiche mit Know-how und cleverem Software-Einsatz bauteilminimiert und das ganze Set durchoptimiert ist. Darauf ist Omnes Audio abonniert: Hinter dieser Marke steht Chefentwickler Niklas Baur mit seinem Familienbetrieb Blue Planet Acoustic. Seit nahezu zwei Dekaden widmet er sich der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb einzelner Chassis, kompletter Lautsprecher und diverser Elektronik, dazu kommt eine umfangreiche Palette selbstentwickelter Bausätze. Dadurch kann Omnes Audio amtliche Bauteilen zu einem sehr guten Preis einsetzen. Dies gilt auch für die Empor S: Ihre Qualitäts-Chassis hat Blue Planet Acoustic auch separat im Programm.
Klassisches Tweeter-Woofer-Duo
Als Hochtöner für der Bereich zwischen etwa 20 Kilohertz und rund 2,5 Kilohertz kommt der Omnes Audio T25 H zum Zuge. Seine 25-Millimeter-Kalotte aus leichter Seide ermöglicht eine hohe Impulstreue und bietet dank ihrer Kuppelform zugleich eine hohe Robustheit und ein gutes Abstrahlverhalten. Hier wird der Hochtöner durch die hornartige Schallführung, die den Tweeter einfasst, unterstützt. Die Mitten und Bässe übernimmt der Omnes Audio MW6 B. Er ist ein klassischer Konus-Lautsprecher mit beschichteter Papiermembran und konkaver Staubkappe – und zugleich ein Klassiker aus dem Blue Planet Acoustic-Programm: Der früher unter dem Namen Loco 6.1 angebotene Speaker erfreut sich wegen seiner geringen Verzerrungen und dem exzellenten Frequenzgang großer Beliebtheit. In der Empor S spielt er runter bis 50 Hertz. Zu diesem Bassvermögen trägt einerseits die Bassreflexabstimmung bei, die frontseitig geführt als Schlitz realisiert ist, andererseits das Korpus-Volumen: Die die Empor S misst immerhin 37 mal 24 mal 30 Zentimeter.
Optimierte Weiche
Das Zusammenspiel der Chassis orchestriert die mitgelieferte Frequenzweiche. Sie teilt das elektrische Musiksignal auf und leitet die Signalteile – in diesem Fall Hochton und Mitteltiefton – an die beiden zuständigen Chassis weiter. Hier handelt es sich also um ein reines Zwei-Wege-System. Damit die Frequenzaufteilung und -zuteilung gut abgestimmt und sauber funktioniert, bedarf es einiges Know-hows: Die Weiche sollte so wenig Bauteile wie möglich aufweisen, um eine möglichst geringe Klangbeeinflussung zu erreichen. Diese Minimierung und Optimierung gelingt ganz modern durch eine ausgefuchste Simulation per Software – und ganz klassisch durch Hinhören mit erfahrenen Ohren. Die so für die Empor S realisierte Weiche hat letztes Jahr eine komplette Neuentwicklung erlebt – zugunsten einer noch zeitrichtigeren Wiedergabe und einer damit einhergehenden besseren Räumlichkeitsabbildung. Dies gelingt mit gerade mal fünf Bauteilen. Do-it-Yourself-Cracks dürfen bei dieser Standard-Weiche durchaus Tuning-Potenzial ausfindig machen, die Möglichkeiten der Modifikation reichen bis zur High-End-Weiche.
Einfacher Einbau
Die mitgelieferte Weiche ist schon fertig vorbereitet für den Einbau: Die Kabel, die zum Tweeter und zum Mitteltieftöner führen, sind an der Weiche angelötet. Am anderen Ende besitzen diese Kabel verschieden großen Flachsteckhülsen. So können sie ausschließlich in der richtigen Weise auf die ebenso unterschiedlich großen Anschlusslaschen der Chassis gesteckt werden. Dazu ist auf der Weiche angegeben, welches Kabel zu welchem Chassis geführt werden soll. Hier kann man also nichts verkehrt machen. An der Weiche sitzt auch direkt das Terminal, die Verbindung zwischen Weiche und Polklemmen ist ebenfalls bereits realisiert. Die Klemmen des Terminals sind einfach, haben aber eine ordentliche Güte. Hier können blanke Litzen mit großem Querschnitt eingeführt werden. Ebenso sind mit Schuhen konfektionierte Kabel anklemmbar. Bananenstecker lassen sich wegen der geringen Tiefe der Klemmen nicht vollkommen in die Aufnahmen einführen. Sie haben aber trotzdem genügend Halt und sitzen fest in den Aufnahmen.
Die Omnes Audio Empor S in der Praxis
Der Zusammenbau der Empor S und die farbliche Gestaltung des Korpus sind der erste Teil des Spaßes dieses Projekts. Der Zweite und krönende Teil ist natürlich das Hörerlebnis mit dem selbstgebauten Kompaktlautsprecher. Die volle Klangqualität erreicht ein Lautsprecher erst nach einer Einspielzeit. Das gilt auch für unser fertiges Testexemplar, das uns Blue Planet Acoustic zur Verfügung gestellt hat. Darum schließen wir die Empor S an unseren Vollverstärker Hegel H360 an und spielen über unseren Oppo UDP-203 Musik zu. Dabei können wir auch gleich die Aufstellung vornehmen. Am besten klingen Kompaktlautsprecher freistehend auf Stativen. So vermeiden wir klangverfälschende Einflüsse eines Regals oder Sideboards. Boxen und Hörplatz haben jeweils den gleichen Abstand, bilden zusammen also ein gleichschenkliges Dreieck. Schließlich winkeln wir die Lautsprecher noch so weit zum Hörplatz ein, bis wir eine größenrichtige, homogene Abbildung erreicht haben. Das geht bei der Empor S flott und gibt deshalb die ersten Pluspunkte im Hörtest.
Plastische Abbildung mit allen Feinheiten
Für die Positionierung haben wir „Hey Now“ von London Grammar genommen – wegen der Top-Produktion und weil wir mit dem Gesang von Frontfrau Hannah Reid die Einwinklung optimiert haben. Die Empor S ist als Schallquelle nun akustisch unsichtbar. Dafür steht Reid nun in der Mitte des Raums vor uns – die Plastizität der Wiedergabe ist sehr gut! Dabei liefert die Empor S auch die wichtigen Feinheiten, die eine realitätsnahe Wiedergabe ausmachen: Das Atemholen der Sängerin vor jeder Gesangszeile, die mitunter leisen letzten Silben jeder Melodielinie, aber auch das Spiel der Sängerin mit dem Charakter ihrer Stimme: Mal klingt sie lapidar oder fast schon entrückt, mal intensiv-eindringlich. Mit diesem Detailreichtum punktet die Empor S auch bei den anderen Instrumenten: Die mit reichlich Echo-Effekt versehene Gitarre ist wunderbar präsent und crisp, die später hinzugemischten Drums haben Punch und eine schöne Knackigkeit, auch die vielfältig eingestreuten Soundsamples durchschwirren klar und sauber den Raum.
Voluminöser Bass und satter Punch
Was uns nun aber wirklich staunen lässt, ist der Bass: „Hey Now“ erreicht nach einer langen Steigerungsphase seinen ersten kompositorisch angelegten Höhepunkt mit dem Einsatz des Bass-Synthesizers – und hier bietet die Empor S eine überraschend volle, voluminöse und tiefreichende Wiedergabe. Die schweren Liegetöne des Synthies fluten und füllen unseren Raum. Beim tiefen C der Großen Oktave liefert die Empor S einen Druck, den wir am ganzen Körper spüren. Das hätten wir diesem Kompaktlautsprecher so nicht zugetraut! Dabei hören wir gar nicht mal mit allzu großer Lautstärke. Was passiert nun bei höheren Pegeln? Dafür darf unser 250 Watt pro Kanal leistender Hegel mal seine Muskeln spielen lassen – und das macht die Empor S bravourös mit. So erreichen wir einen noch satteren Bass und abermals mehr Druck. Bei einem Kompaktlautsprecher sind zwar prinzipbedingt auch irgendwann Grenzen erreicht, aber die liegen bei der Empor S ziemlich hoch.
Gute räumliche Staffelung
Wie steht es nun mit der Räumlichkeit? Hierfür legen wir von den Fantastischen Vier das „Unplugged“-Album ein. Die Empor S versetzt uns umgehend in die Balver Höhle, in der das Konzert mitgeschnitten worden ist: Die durch das Gewölbe verhallte Ankündigung der Band, der frenetische Jubel des Publikums – all das sorgt für Live-Feeling, weil wir auch die Akustik des Konzertraums mitbekommen. Dann legen die Fantas los – und zur Unterstützung haben sie zahlreiche Musiker mitgebracht, darunter gleich beim Opener „Neues Land“ ein Streicher-Ensemble, das auch den weiteren Songs ein völlig neues Flair gibt. Der Streicherverbund teilt sich die Bühne mit der Begleitband, die erst mal aus Schlagzeug, Perkussion, Bass, Keyboards und Gitarre besteht, im Laufe des Gigs aber durch Flöten, Harmonium, Vibraphon und etliche andere Instrumente unterstützt wird. Dieses vielköpfige Musikeraufgebot steht gut verteilt auf der Bühne, und der Empor S gelingt es, diese räumliche Staffelung in unserem Hörraum abzubilden.
Die Fantas im Fokus
Die Fantas stehen dabei im Fokus: Smudo, Thomas D, Hausmarke und And.Ypsilon sind vor und inmitten der Instrumentalisten postiert. Auch hier erleben wir eine schöne Verteilung auf der imaginären Bühne. So ist es ein Genuss, den verteilten Rap-Sequenzen, einzelnen Einwürfen und gemeinsamen Background-Linien zuzuhören. Im Gegensatz zum wirklichen Live-Konzert, wo doch manches untergeht, hört man hier jedes Wort – und das ist wegen der genialen Texte das A und O. Dabei erleben wir die Fantas auch mal weiter vorne und ganz präsent oder weiter hinten und leicht dezent auf der Bühne – und eben nicht platt-zweidimensional auf einer Ebene. Zusammen mit den Musikern bilden sie ein stimmiges Ganzes, auch die Publikumsreaktionen fügen sich prima ein. Das fällt insbesondere beim finalen „MfG“ auf, wo die Konzertbesucher textsicher mitsingen und einzelne Zeilen mit Beifall, Rufen und Pfiffen feiern. Die Empor S macht daraus eine harmonische Konzertwiedergabe, die frei von Brüchen ist. Prima!
Fazit
Mit der Omnes Audio Empor S gelingt Blue Planet Acoustic im kompakten Format das gleiche Kunststück wie mit dem großen Bruder, dem Standlautsprecher Empor L: Die Kreation eines richtig gut klingenden Lautsprechers zu einem richtig guten Preis. Die kleine Empor S bietet eine sehr gute Auflösung, eine prima Dynamik – und im Bassbereich sorgt dieser Zwei-Wege-Lautsprecher für einen geradezu überraschend kraftvollen, voluminösen und tiefreichenden Bass. Wer diesen Klang genießt, darf auch stolz auf seine zuvor geleistete und gelungene Arbeit sein – die Empor S ist nämlich ein Fertig-Bausatz. Das Set enthält alle Bauteile von den Chassis bis zum Terminal – und dazu den detaillierten Bauplan für das Gehäuse. Dieses kann man ebenfalls als komplettes DIY-Set bekommen – mit passgenau zugeschnittenen und bereits gefrästen Korpusteilen. So wird der Traum vom selbstgebauten und gut klingenden Lautsprecher leicht Realität.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier
Preis/Leistung: sehr gut
Technische Daten
Modell: | Omnes Audio Empor S |
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Produktkategorie: | Kompaktlautsprecher-Bausatz |
Preise: | - Lautsprecher-Bausatz (ohne Holz): 69,00 € / Stück - Gehäuse (Bausatz): ab 50 € / Stück |
Garantie: | im gesetzlichen Rahmen |
Vertrieb: | blue planet acoustic, Oberursel Tel. +49 6172 / 593 929 3 www.oaudio.de |
Abmessungen (HBT): | 370 x 240 x 300 mm |
Gewicht: | 8,6 kg / Stück |
Bauart: | Zwei-Wege, passiv, Bassreflex-abgestimmt |
Hochtöner:: | 1 x Omnes Audio T25 H (25 mm, Kalottenmembran, Seidengewebe) |
Mitteltieftöner: | 1 x Omnes Audio MW6 B (148 mm, Konusmembran), beschichtetes Papier) |
Frequenzbereich: | 50 Hz - 20 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenz: | 2,5 kHz (Herstellerangabe) |
Impedanz: | 8 Ω (Herstellerangabe) |
Wirkungsgrad: | 88 dB (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | Lautsprecher-Bausatz Omnes Audio Empor S: - Hochtöner Omnes Audio T25H - Mitteltieftöner Omnes Audio MW6 B - Frequenzweiche - Chassis-Verkabelung - Anschlussterminal - Dämmwolle - Schrauben-Sets für die Chassis-Montage - Bauplan für Gehäuse und Frequenzweiche (PDF-Download) Achtung: Das benötigte Holz für das Gehäuse erwirbt man bei einem im Lautsprecherbau erfahrenen Schreiner oder einem einschlägigen Online-Spezialisten |
Pros und Contras: | + feine Auflösung + satte Dynamik + amtlicher Punch + guter Bass + hohe Pegelfestigkeit + preisgünstig dank DIY-Prinzip + abgestimmtes und komplettes Selbstbau-Kit + Spaßfaktor beim Zusammenbau |
Gesamtnote: | Highlight |
Preis/Leistung: | sehr gut |
Getestet mit: | - SACD/CD-Spieler: Oppo UDP-203 - Vollverstärker: Hegel H360 - Lautsprecherkabel: QED XT25 |