Home » Tests » Canton Townus 30 – Musik für Herz, Auge und Ohr
2. August 2022von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerKleiner Lautsprecher, viel Klang, erstaunliche Leistungsstärke und erschwinglicher Preis. So kurz ließen sich die wichtigsten Faktoren der Canton Townus 30 zusammenfassen. Dieser hervorragend verarbeitete Lautsprecher hat aber noch ein bisschen mehr in petto.
Die Townus ist Cantons neueste Lautsprecherserie – und auch die kleinste. Sie umfasst zwei Aktiv- und zwei Passiv-Varianten. Klingt wenig, reicht aber völlig aus, denn schon mit den beiden Passiv-Schallwandlern lässt sich quasi jedes Einsatzszenario erfüllen. In diesem Test hinterleuchte ich den Regallautsprecher Townus 30. Diese kompakten Klangmacher gehören unter Musikfreunden weiterhin zu dem beliebtesten Schallwandlern. Die Gründe dafür sind vielfältig. Kompaktlautsprecher lassen sich nahezu überall aufstellen, sie nehmen nicht viel Platz ein, sind optisch zurückhaltend und sie klingen heutzutage auch viel größer. Die Townus 30 entspricht exakt dieser Zielsetzung. Gemacht für Herz, Auge und Ohr soll sie sich in jedes Wohnambiente einfügen und dieses optisch wie klanglich aufwerten. Die Vorschusslorbeeren sind enorm. In unserem Hörraum muss der Zwei-Wege-Schallwandler jetzt liefern …
Edler Eindruck
Bei der Townus beginnt das Erlebnis am neuen Lautsprecher ganz am Anfang. Die hohe Materialwertigkeit wird bereits beim Auspacken deutlich: Zunächst einmal sind die beiden Cantons in samtweiche Tücher gehüllt. Ein zusätzliches Tuch sitzt zwischen der Stoffblende und Schallwand. Diese Sorgfalt bei der Sicherung der Lautsprecher ist auch nötig, denn sobald die Testware ihres Schutzes entledigt ist, wird die exzellente Hochglanzlackierung sichtbar. Diese Oberfläche veredelt die Townus 30 und ist in dieser Preisklasse schlichtweg herausragend. Besonders begeistert mich dabei der sich stets leicht ändernde Gesamteindruck. Je nach Lichteinfall wirkt der Lautsprecher mal etwas matter um kurz darauf wieder edel zu schimmern. Zumindest gilt das für die hier in unserem Hörraum stehende Version in Schwarz-Hochglanz. Alternativ ist der Zwei-Wege-Lautsprecher aber auch in Weiß-Seidenmatt oder in einem warmen Nussbaumton zu haben. Wer die Technik nicht sehen möchte, setzt einfach die ovale, magnetisch haftende und optisch perfekt passende Abdeckung auf.
Schimmernd edel
In vielen Einsatzszenarien wird die Abdeckung aber wohl wieder im Karton verschwinden. Dafür sieht die „nackte“ Townus 30 schlichtweg zu gut aus. Das liegt auch an den „Diamond Cut“ genannten Ringen, die die beiden Chassis edel einfassen. Diese speziell gedrehten Rundrahmen haben auch auch einen klanglichen Hintergrund: Sie erhöhen die mechanische Stabilität der Lautsprechersysteme. Diese zusätzliche Verstrebung sorgt für mehr Ruhe und folglich für weniger Verzerrungen im Material.
Im oberen Abteil sitzt erwartungsgemäß der Hochtöner. Wie in der bereits von uns getesteten Townus 90 handelt es sich dabei um eine 25 Millimeter durchmessende Keramik-Kalotte. Direkt darunter thront der 174er Tiefmitteltöner. Die Hessen setzen hier auf eine hochfeste Titanium-Double-Cone-Schwingfläche, die von der sogenannten Wave-Sicke getragen wird. Sie erlaubt der Schwingfläche eine größere Auslenkung und somit mehr Hub, was wiederum der Bassperformance zugute kommen soll. Dass beide Lautsprecher ohne sichtbare Schrauben auskommen, gereicht dem optischen Eindruck ebenso zum Vorteil.
Der Winkel macht´ s
Neue Lautsprecher aufzustellen ist immer so eine Sache. Wie winkelt man sie richtig ein? Welcher ist der optimale Abstand zwischen den beiden Speakern und wie nah dürfen die Schallwandler der Rückwand kommen? Auch wenn die Townus 30 mit rückwärtigen Reflex-Ports ausgestattet ist, zeigt sich die Positionierung hier als recht flexibel. In unserem rund 25 Quadratmeter messenden Hörraum hat sich Folgendes herausgestellt: Die Distanz zwischen den beiden 30ern kann zwischen zwei und drei Metern liegen. Je nach Abstand sollten die Lautsprecher dann so ausgewinkelt werden, dass sie rechts und links am Referenzplatz „vorbei strahlen“. Dreht man die Townus noch ein Stück nach aussen, wird die Bühne breiter, dafür verliert die Staffelung leicht an Präzision. Hört man mit mehreren Personen, könnte das allerdings die bessere Aufstellvariante sein. Probieren Sie einfach mal beide Möglichkeiten in Ihrem Hörraum aus. Eine ideale Vorgabe gibt es nicht. Korrekt ist, was besser gefällt.
Der ideale Wandabstand
Das Schöne dabei: Die Cantons sind flexibel und verzeihen es auch, wenn man sie in der möblierten Wohnumgebung mal nicht ganz perfekt ausrichten kann. Auch der Abstand zur Rückwand kann flexibel gewählt werden, wobei ich eine Mindestdifferenz von 35-40 Zentimetern empfehle. Kommt die Townus 30 der Rückwand näher, macht sich das in einer deutlich Aufdickung im Bass bemerkbar. Das kann in manchen Wohnsituationen sogar vorteilhaft sein. Mehr Bass ist für viele Musikfreunde sicher verlockend. Im ersten Moment imponiert das Plus an Tiefgang sicher auch. Auf lange Sicht würde ich aber eher davon abraten. Achten Sie auf den richtigen Abstand zur Rückwand und Sie erleben einen satten, konturierten und kontrollierten Tiefton, der auch in längeren Hörsessions niemals nervt. Ein gutes Beispiel dafür liefert mir Ibrahim Maalouf mit „Eyin“. Die schönen Rhythmen basieren auf einem soliden Bassfundament, von den Cantons wird dieses präzise und schnell reproduziert.
Druck im Basskeller
Dabei steigen sie immer wieder etwas tiefer in den Frequenzkeller hinab. Der Bass puncht und drückt mit ordentlich Schubkraft, wirkt aber nie aufdringlich oder wummerig. Sehr gut, so muss das sein. Was mir auch sehr gut gefällt, ist die präsente aber niemals zu scharfe Abbildung der Stimme der viermaligen Grammy-Gewinnerin Angelique Kidjo. Sie steht leicht vorangestellt und mittig zwischen den beiden Townus 30 im Hörraum. So gefällt mir das! Auch die begleitenden Instrumente lösen sich sehr schön von den Lautsprechern ab. Halb links die Trompete, halb rechts das Schlagzeug. So entsteht ein wirklich harmonisches Klangbild, dem man einfach gern zuhört. Nachdem ich noch etwas tiefer in das absolut empfehlenswerte Album „Queen Of Sheba“ eingetaucht bin, wechsle ich von den wohligen afrikanischen Klängen in die Alternative Musik. Dafür wähle ich Regina Spektor mit „Up The Mountain“ aus meiner Qobuz-Playlist einen schnellen Song mit immer wieder auftretenden Tempi-Wechseln.
Agiler Grundton
Was einigen Mitbewerbsprodukten ähnlicher Größe auch mal schwerfällt, scheint meinen Testgästen quasi im Blut zu liegen. Die wechselnden Geschwindigkeiten setzt das Canton-Duo flink um. Überhaupt gefällt mir die Agilität sehr gut. In „SugarMan“ – ebenfalls auf dem Album „Home, Before and After“ zu finden – legen die 30er dann so richtig los: Der Rhythmus groovt, die liebliche Stimme der US-Amerikanerin ist präsent und der Grundton pumpt ordentlich. Dabei bleibt der Bass trocken und schnell, keine Spur von unnatürlicher Aufdickung oder Kontrollverlust. Sehr cool, da macht man dann auch gern mal lauter. Der Sprung um satte zehn Dezibel, gemessen mit meinem iPhone, tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Die Musik füllt den Raum nun bis in den letzten Winkel. Kaum zu glauben, dass ein Kompaktlautsprecher dieser Preisklasse einen solch potenten Bass liefern kann. Zur Erinnerung: Ein Paar dieser hervorragend verarbeiteten und stattlich ausgestatteten Schallwandler kostet aktuell 1.100 Euro.
Charakterstark
Mit „Harridan“ eröffnen Porcupine Tree die nächste Testsession: Das Schlagzeug gibt sofort den Takt an. Die Sounds fließen förmlich aus den Schallwandlern und bereiten Steven Wilson die perfekte Basis. Trotz des Trommelfeuerwerks hinter ihm bleibt die – fast schon fragile – Stimme des Briten exzellent verständlich. Sie verliert ihren Charakter weder als die Instrumentierung kurz aussetzt, noch ändert sie sich als Chris Maitland die Percussions ordentlich malträtiert. So entsteht ein vom Schlagzeug getragener schneller Sound, in dem die atmosphärisch eingestreuten Details nicht verloren gehen. Selbst als es zum Ende hin ruhig, fast schon melancholisch wird, folgenden die Cantons den Vorgaben auf den Punkt. Einen ähnlichen Eindruck gewinne ich im anschließend gespielten „Hurricane“ von James Vincent McMorrow. Ok, völlig andere Musikrichtung, für die Townus 30 aber kein Grund sich anders zu verhalten. Wieder baut das Duo eine breite Bühne auf und wieder zeigen sich Instrumente und Sänger sauber aufgestellt.
Ehrlich
Den Sänger scheint dabei eine Art Hall zu umgeben. Ein Studio-Effekt, den man mögen kann oder auch nicht. Ich mag ihn nicht, dennoch ist es gut ihn zu hören. Ist er doch ein Beweis dafür, dass die beiden Cantons ihren Job erstklassig machen. Die Auflösung ist wirklich gut, feine Details kommen hervorragend und die Feindynamik stimmt auch. Zugleich behalten die Townus 30 ein hohes Maß an Stimmigkeit und Homogenität. Eine nicht ganz unwichtige Eigenschaft, wenn man gern zwischen verschiedenen Musikstilen hin und herwechselt. Exakt das mache ich jetzt auch. Jetzt will ich wissen, wie sich meine Testgäste schlagen, wenn sie mal die Ärmel hochkrempeln und so richtig anpacken müssen. Folglich steht ein Wechsel auf Rage Against The Machine und „Take The Power Back“ an. Ein Song, der von der ersten Sekunde an so richtig losschmettert. Zuerst wären da die tiefen Bässe. Obwohl: „Basseinschläge“ wäre sicher die passender Bezeichnung.
Entspannt aggressiv
Sie versetzen das Sofa im Hörraum ordentlich in Bewegung – und sie sind genauso schnell wieder weg, wie sie kamen. Die Cantons zeigen sich somit einmal mehr von ihrer agilen Seite, was der Ruhe im Song zugute kommt. Ruhe im Song? Korrekt, denn trotz aller Turbulenzen, die spätestens mit dem Einstieg Zack de la Rochas einhergehen, erhält mein Testsetup die durchgängige
Struktur des Tracks. Das wiederum gibt de la Rocha die perfekte Basis den Titel durch seine markante Stimme zu tragen. Stilistisch verzerrte Gitarren, das wilde Schlagzeug und die gesungene Aggressivität des Frontmanns lassen so eine Atmosphäre entstehen, die einfach mitreisst. So sehr, dass ich den Pegel zwischenzeitlich um satte 18 Dezibel erhöhe. Dem Spaß tut das keinen Abbruch, im Gegenteil. Nach Monaten ohne Live-Konzert bekomme ich jetzt so richtig Lust mir die US-Amerikaner live anzuhören. Die nächste Gelegenheit wäre der 03. September in Hannover …
Fazit
Die Canton Townus 30 ist ein wirklich edler Regallautsprecher, der in vielerlei Hinsicht verblüfft und beeindruckt: Kompakt, stilvoll, hochwertig gefertigt und exzellent verarbeitet. Zum imposanten Äusseren kommt der erstklassige Klang. Der kleinste Sproß der Townus-Serie löst sehr fein auf, spielt räumlich und sorgt für ordentlich Druck und Volumen im Bassbereich. Mit diesen Talenten und mit dem Paarpreis von knapp 1100 Euro ist die Townus 30 eine ganz heiße Empfehlung für preisbewusste Musikhörer, die auf Materialqualität und Design ebenso viel Wert legen wie auf die bestmögliche Klangqualität.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
90 of 90
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Technische Daten
Modell: | Canton Townus 30 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 549,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz, Hochglanz - Weiß, Seidenmatt - Nussbaum |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: +49 6083 287-77 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 360 x 210 x 280 mm |
Gewicht: | 8,1 kg / Stück |
Bauart: | Zwei-Wege, Bassreflex-Abstimmung |
Impedanz: | 4 - 8 Ohm |
Belastbarkeit: | - Nennbelastbarkeit: 90 W - Musikbelastbarkeit: 150 W |
Hochtöner: | 1 x 25 mm (Kalotte, Keramik-Membran) |
Tief-/Mitteltöner: | 174 mm (Konus, Titanium-Kalotte, Wave-Sicke) |
Frequenzbereich: | 38 Hz - 40 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenz: | 3.000 Hz |
Lieferumfang: | - Canton Townus 30 - Frontabdeckungen (schwarz) - Bedienungsanleitung |
Pros und Kontras: | + flexible Aufstellung + hohe Pegelfestigkeit + satter Tiefbass + temperamentvoller Oberbass + Titanium-Mitteltieftöner + zeitloses Design + exzellente Verarbeitung + magnetische Frontabdeckungen + hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis - einfache Spikes |
Benotung: | |
Gesamtnote: | 90/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis/Leistung: | hervorragend |