Home » PC/Mac » Mensch vs. Maschine – wer übersetzt besser?
8. November 2022WERBUNG | Der Ruf maschineller Übersetzungsprogramme war noch nie besonders gut. Im Internet kursieren zahlreiche Beispiele für absurde oder einfach nur unverständliche Übersetzungen durch kostenlose wie auch kostenpflichtige Übersetzungssoftware. Dabei existieren einige dieser Programme oder ihre Vorläufer schon seit den 1970er-Jahren. Trotzdem kommen viele noch immer nicht über die Qualitätsstufe erster Rohübersetzungen hinaus.
Insbesondere im professionellen Bereich, in dem es um wissenschaftliche, technische oder juristische Fachübersetzungen geht, bleiben menschliche Übersetzer für das Erste unabdingbar.
Was ist von maschinellen Übersetzungen zu erwarten?
Übersetzung von YouTube-Videos und Computerspielen
Mittlerweile können sogar Videoinhalte mithilfe künstlicher Intelligenz mit einer Genauigkeit von bis zu 80 Prozent übersetzt werden. So werden fremdsprachige YouTube-Videos in die Muttersprache transferiert oder umgekehrt. Eine solche Software sollte auch in der Lage sein, ganze Filme oder Videosequenzen in Computerspielen zu übersetzen. Dabei braucht die Software nur eine Minute, um eine Minute Videoinhalt zu übersetzen. Lässt man die Software länger arbeiten, soll sogar eine Genauigkeit von bis zu 99 Prozent erreicht werden können. Es fehlen derzeit aber immer noch viele Sprachen. So kann die Software zwar inzwischen 70 Sprachen übersetzen, aber das entspricht nur rund einem Zehntel der tatsächlich existierenden Sprachen.
Textübersetzung
Das Hauptgeschäft der Übersetzung ist noch immer die geschriebene Sprache. Doch selbst hier fehlen für manche Sprachen wichtige Daten, um Algorithmen effektiv arbeiten lassen zu können. So sah sich ein Data-Engineering Student gezwungen, eine eigene Software zu schreiben, um das Fon (eine Sprache aus Benin) seiner Mutter auf Französisch zu übersetzen. Damit die KI-Engine in diesem Fall erst einmal loslegen konnte, musste er zunächst ein eigenes Datenerhebungsprojekt starten, um an die benötige Menge der modernen Fons zu gelangen. Trotz dieser Positivbeispiele, die anzeigen, dass sich auf dem Gebiet einiges tut, ist die Bilanz der Übersetzungssoftware noch immer mager. Die meisten kostenlosen und viele kostenpflichtige Programme kommen, wie bereits erwähnt, noch immer nicht über eine rudimentäre Übersetzung hinaus. Bestenfalls bleibt bei ihren Übersetzungen der Sinn erhalten und kann auch in der anderen Sprache verstanden werden. Grammatik und Stil bleiben dabei jedoch allzu oft auf der Strecke.
Tool für Online-Shops
Auch Verlagschef Wolfgang Blau ist der Meinung, dass die maschinelle Übersetzung im Moment noch zu schlecht ist. Er empfiehlt der EU, hier in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde Euro zu investieren. Er verknüpft damit die Hoffnung, dass Unternehmen – insbesondere Onlineshops – damit ihren Kundenkreis vervielfachen können. Er hofft auch, dass die gesamte europäische Öffentlichkeit transformiert wird, sobald alle EU-Bürger Medieninhalte aus allen anderen EU-Ländern konsumieren können. Bei der Einschätzung der Qualität der maschinellen Übersetzungen sind sich die meisten Experten einig. Auch Tests von renommierten Computermagazinen wie PC Welt und Computerwoche bestätigen, dass professionelle menschliche Übersetzer nach wie vor gefragt sind. Vor allem, wenn das Ergebnis auch den Ansprüchen eines Muttersprachlers genügen soll.
Ist Künstliche Intelligenz der Gamechanger?
Die größten Fortschritte auf dem Gebiet der maschinellen Übersetzung versprechen die Ansammlung riesiger Datenmengen und die Anwendung von Künstlicher Intelligenz oder lernender Algorithmen auf diese Daten. Mit diesem Konzept konnte sich etwa das Kölner Unternehmen DeepL SE an die Spitze der Konkurrenz setzen und sogar Google und Microsoft ausstechen. Die kostenlose App kann derzeit ca. 29 Sprachen übersetzen und erzielt beeindruckend gute Ergebnisse. Der Grund für den großen Erfolg liegt vermutlich in der sehr guten Datengrundlage. Die Daten stammen aus der Übersetzungssuchmaschine Linguee mit inzwischen zehn Milliarden Suchanfragen. Diese Datengrundlage wird mithilfe künstlicher neuronaler Netze analysiert. Zugleich werden neue Suchanfragen und Nutzerkorrekturen eingespeist. So lernt die Software kontinuierlich und verbessert ihre Ergebnisse. Allerdings sind auch die Ergebnisse von DeepL immer noch mit Vorsicht zu genießen. Speziell die Übersetzung von Sprichwörtern und anderen Sprachidiomen kann in der wörtlichen Übersetzung noch immer für Heiterkeit sorgen.