Home » Tests » Symphonic Line RG 10 MK 5 Reference HD Master S – In Vollausstattung zur Vollendung
4. November 2022von Volker Frech
RedakteurSchnickschnackfreie Schale, exzellenter Kern: Der legendäre RG 10 tritt auch in der Version MK 5 Reference HD Master S in edel-dezentem Design auf – doch in diesem kompakten Vollverstärker bündelt Symphonic Line vierzig Jahre High End-Entwicklung in maximaler Ausbaustufe. Das Ergebnis ist ein Weltklasse-Amp für analogen Musikgenuss bis hin zum MM/MC-Phono-Modul. Zu welcher Vollendung diese Vollausstattung führt, haben wir im Test erlebt.
Nachhaltigkeit – über die vermeintliche Neuartigkeit des verantwortungsbewussten Umgangs mit Ressourcen kann Rolf Gemein nur Schmunzeln: Nach dieser Maxime baut der High End-Pionier und Gründer von Symphonic Line seit über vierzig Jahren edelste Audio-Komponenten – und hier vor allem feinste Verstärker. Sie alle folgen dem Gemeinschen Qualitäts- und Kontinuitäts-Credo: Die in Handarbeit gefertigten Komponenten müssen langlebig, aktualisierbar und Upgrade-fähig sein. Deshalb fertigt die Duisburger Manufaktur seit Dekaden eine ausgesuchte Anzahl an Verstärkermodellen, die aber stetig weiterentwickelt werden, auch nach etlichen Jahren noch auf den neuesten Stand gebracht werden können und bis zur maximalen Ausbaustufe aufrüstbar sind. Dies gilt auch für den RG 10: Dieser Transistor-Vollverstärker, der wie sein bereits von uns getesteter kleiner Bruder RG 14 Kult-Status in HiFi-Kreisen hat, wird mittlerweile in fünfter Generation gebaut – und zum Redaktionsbesuch kommt er in opulenter Vollausstattung als RG 10 MK 5 Reference HD Master S.
Dezentes Design mit charakteristischer Qualität
So beeindruckend wie der Modellname ist auch die Physis dieses Maximal-Verstärkers: Er wiegt wuchtige 17 Kilo – trotz der moderaten Maße von 106 mal 450 mal 420 Millimeter. Zur kompakten Dimensionierung kommen eine klassische Formgebung und ein dezentes Design. Trotzdem erkennt man den RG 10 sofort als Symphonic Line-Komponente. Auf der Front ist kunstvoll der geschwungene Firmenschriftzug eingraviert – gefolgt von gradlinigen Fräsungen des Modellnamens und der Funktionsbezeichnungen der Bedienelemente. Diese Gravuren erscheinen überaus diskret, denn die ein Zentimeter starke Stirnseite ist in fein gebürstetem und eloxiertem Aluminium ausgeführt. Alternativ wird die Front schwarz realisiert. Gegen Aufpreis ist auch eine verchromte Version erhältlich. Bei unserem Verstärker wird die Optik durch die satinierten, also mittels Schliff mattierten Metallknöpfe überaus stimmig fortgeführt. Sie besitzen eine markante Fasung und einen gravierten Punkt: Er bietet Orientierung bezüglich der aktuellen Einstellung. So tritt der RG 10 nüchtern-gradlinig auf und vermittelt zugleich einen überaus hochwertigen Eindruck.
Haptisches Premium-Gefühl
Diese sichtbare Qualität ist auch haptisch erfahrbar. Die massiven Metallknöpfe fühlen sich angenehm kühl an und haben eine schöne Gewichtigkeit. Deshalb vermittelt schon das Einschalten des RG 10 ein Premium-Gefühl: Der große Drehschalter rastet bestens definiert in der „Ein“-Position. Es folgt das wunderbare Klacken von Relais: Die Signalwege sowie die Lautsprecherausgänge werden also komplett mechanisch und somit absolut sauber geschaltet. Diese materielle Hochwertigkeit setzt sich bei den Quellwahl-Schaltern und beim Monitor-Schalter zur Integration eines Tape-Decks fort – und ebenso beim Pegelsteller: Das Volumenrad bietet die perfekte Kombination aus Verharrungsvermögen und geschmeidiger Leichtgängigkeit. Dahinter agiert ein erstklassiges Dreh-Potentiometer des Top-Spezialisten Alps. Dieses Poti besitzt eine Motorisierung. Im Zusammenspiel mit dem Infrarot-Empfänger, der in die Verstärkerfront eingelassenen ist, gelingt die Lautstärke-Änderung auch aus der Distanz. Allein hierfür liefert Symphonic Line eine schlichte System-Fernbedienung aus Kunststoff. Optional ist eine Version in edlem Metallgehäuse erhältlich, die mit der Qualität des Verstärkers harmoniert.
Die Eingänge: komplettes Portfolio mit Phono-Luxus in MM und MC
Die beiden Select- und Monitorschalter zeigen uns die Angebots-Vielfalt des RG 10: Er hat alles in petto, was man sich von einem klassisch-analogen Vollverstärker wünscht. Vinylisten bekommen sogar die doppelte Vollbedienung: Der RG 10 offeriert Phono-Eingänge für gleich zwei Plattenspieler – und zwar für Analog-Laufwerke sowohl mit Moving Magnet-Systemen als auch mit Moving Coil-Abtastern. Mit einem Kippschalter auf der Geräterückseite wählt man zwischen MM- und MC-Modus. Im MM-Betrieb bietet der Verstärker die üblichen Widerstands- und Kapazitätswerte 47 Kiloohm und 150 Pikofarad. Im MC-Modus beträgt der Standard-Widerstand 500 Ohm. Er kann mithilfe der beiliegenden (aber praktisch kaum nötigen) Anpass-Stecker um 100 Ohm gesteigert werden. Für den Anschluss weiterer Analog-Zuspieler bietet der RG 10 vier unsymmetrische Line-Pegel-Inputs. Sie können um einen optionalen symmetrischen Hochpegel-Eingang erweitert werden. Die „Tape“-Sektion bietet mit ihrem Ein- und Ausgang und der Tape-Schleifen-Funktion die Möglichkeit, ein Tonbandgerät, ein Kassettendeck oder einen sonstigen Analog-Rekorder inclusive Hinterband-Kontrolle einzubinden.
Top-Ausgänge für Tape, Endstufe, Lautsprecher und Kopfhörer
Die Umschaltung zwischen Wiedergabe und Signalausgabe zur Aufnahme erfolgt über den frontseitigen „Monitor“-Schalter. Als zweiten Ausspielweg bietet der RG 10 einen Pre Out. So kann er auch als exzellente Vorstufe genutzt werden. Dann spielt er im Verbund mit einem nachfolgenden externen Leistungsverstärker. Die Trennung von Vor- und Endstufe ist bis zu einem gewissen Qualitätslevel aber nicht wirklich sinnvoll oder gar günstiger. Hier reizt der RG 10 im Maximal-Ausbau die Grenze für eine integrierte Lösung aus. Für den Betrieb als Vollverstärker bietet er vier Klemmen zum Anschluss eines Lautsprecher-Paares. Mit WBT-Polklemmen aus der aktuellen Plasma PVD-Serie kommen auch an dieser Stelle absolute Top-Komponenten zum Einsatz. Diese Klemmen können allerdings keine blanken Litzen aufnehmen. Sie sind für Kabel mit Bananensteckern oder Schuhen ausgelegt. Wer seine Musik lieber per Kopfhörer genießt: Auch hier lässt der RG 10 keine Wünsche offen und bietet frontseitig einen Phones-Ausgang. Er ist dankenswerterweise als groß-robuste Klinkenbuchse ausgelegt.
Exzellenter Aufbau mit besten Bauteilen
Was macht den RG 10 nun zum maximal ausgebauten MK 5 Reference HD Master S-Modell? Bleiben wir erst mal bei der Basis: In seiner bereits high-endigen Grundversion ist der RG 10 ein Class AB-Transistor-Verstärker, der seit Dekaden nach den gleichen Grundsätzen gefertigt wird: sauberster Verstärker-Aufbau, gradliniges Platinen-Layout mit kürzestmöglichen, breiten Signalpfaden und massiv-hochwertigen Kabelverbindungen. Die Bauteilen haben durchweg Premium-Qualität. Den Kern bilden hierbei die originalen und deshalb gesuchten Toshiba-Endstufen-Transistorpaare 2SA1943/2SC5200. Sie verhelfen dem Verstärker zu einer Leistung von 120 Watt an Acht-Ohm-Lautsprechern und 250 Watt an Vier-Ohm-Schallwandlern. Doch diese nominelle Leistung ist wenig entscheidend. Viel wichtiger ist die hohe sowie prompte Stromlieferfähigkeit – und zwar gleichmäßig über den gesamten Frequenzbereich hinweg. Diese Stromstabilität, die sich auch in einem konstanten Dämpfungsfaktor niederschlägt, ist wesentlich für die Musikalität, Ruhe und Dynamik des Verstärkers. Diesem Ziel ist Rolf Gemein immer näher gekommen – durch zahlreiche Verbesserungen, die zur aktuellen MK 5-Version geführt haben.
Es geht noch besser: audiophile Veredlungs-Stufen
Diese RG 10 MK 5-Grundversion ist, wie jeder Amp von Symphonic Line, nun nach Belieben ausbaufähig. Der Zusatz „Reference“ bedeutet, dass der Verstärker mit dem noch hochwertigeren Reference-Vorstufenmodul ausgestattet ist. Die Bezeichnung „HD“ sagt uns, dass auch die Endstufe durch eine Modifikation und Neuabstimmung der Schaltung eine Veredlung erfahren hat. Das „S“ zeigt uns an, dass im Netzteil des Verstärkers nicht der Standard-Ringkern-Umspanner agiert, sondern ein von Rolf Gemein so getaufter „Super-Trafo“. Dies ist ein sündteurer, in Handarbeit gewickelter und extra eingebrannter Mu-Metall-Transformator mit Nickel-Eisen-Mantelung. Sie besorgt die elektromagnetische Schirmung, damit die sensible Verstärker-Schaltung frei von Einflüssen durch den überaus potenten Trafo bleibt. Mit satten 500 Voltampere bürgt er für die bereits angesprochene hohe Stromlieferfähigkeit. Diese reservenreiche Versorgung der Verstärkerstufen ist auch die Voraussetzung für eine entspannte, ruhige Wiedergabe. Zudem arbeiten im Netzteil nun Spezial-Impulskondensatoren, die kapazitätsreicher und verlustärmer sind. Dadurch gewinnt die Wiedergabe abermals an Abbildungskraft und Detail-Transparenz.
Externes Netzteil für maximale für Kraft und Ruhe
Die auffälligste Aufrüstung ist jedoch das „Master“-Upgrade: Der Verstärker ist dadurch mit einem separaten Master-Modul ausgestattet. Hierbei handelt es sich um ein ausgelagertes Turbo-Netzteil. Diese im schwarzen Metallgehäuse residierende und 11 Kilo wiegende Stromversorgung ist ebenfalls mit einem „Super-Trafo“ ausgestattet, aber auch mit einer eigenen Gleichrichtung, deren Siebkondensatoren für eine Zusatz-Kapazität von satten 280.000 Mikrofarad sorgen. Dieses Master-Modul erhöht abermals die Stromlieferfähigkeit – und zwar deutlich. Zudem werden nun Vor- und Endstufe des RG 10 getrennt voneinander versorgt: Das im Verstärker integrierte Netzteil konzentriert sich exklusiv auf die Preamp-Sektion, das externe Master-Modul kümmert sich ausschließlich um die Leistungs-Abteilung. Diese strikte Separierung verhindert eine gegenseitige Einflussnahme und verbessert somit die Akkuratesse. Deshalb wird diese Trennung auch beim netzseitigen Anschluss fortgesetzt: An die Steckdose kommt das Master-Modul. Von hier wird über ein zweites Netzkabel die Verstärkerendstufe versorgt. Die Netzanbindung der Vorstufe erfolgt hingegen über ein drittes, verstärkerseitig nichtabnehmbares Kabel mit speziellem Vierpol-Anschluss.
Persönliche Abstimmung bis zur Perfektion
So ist der RG 10 nun also in der MK 5 Reference HD Master S-Ausführung maximal ausgebaut – aber er ist noch immer nicht vollendet. Weil Symphonic Line eine Manufaktur ist, wird jeder Verstärker nach seiner manuellen Fertigung auch noch einmal individuell durch Rolf Gemein persönlich geprüft und abgestimmt, bis die maximal mögliche 3D-Abbildung, Dynamik und Stimmigkeit erreicht ist. Hierfür setzt Gemein auf diversen Bauteilen und an neuralgischen Gehäusestellen dämpfende Bitumen-Plättchen, spezielle Klebe-Pads und punktuell aufgetragenen C37-Lack ein. Diese Maßnahmen dienen der Beseitigung unerwünschter Resonanzen, Vibrationen und Störungen sowie der Förderung eines natürlichen Klangs. Gemein nennt dieses finale Tuning „Resonanzmuster-Abstimmung“, der High End-Pionier nimmt sie allein per Gehör so lange vor, bis der Verstärker in seinem Sinne harmonisch spielt, das volle Klangfarben-Spektrum bietet und die Symphonic Line-typische Musikalität erreicht.
Der Symphonic Line RG 10 MK 5 Reference HD Master S in der Praxis
Gehen wir mit dem RG 10 endlich in unseren Hörraum. Hier stellen wir dem Verstärker als Spielpartner zuerst den SACD-Player Oppo UDP-203 zur Seite, als Lautsprecher fungieren zwei Audio Physic Midex. Nach dem Anschließen geben wir dem RG 10 zugunsten einer noch stimmigeren Performance Zeit zum Einspielen. Dafür starten wir mit Donald Fagens „Security Joan“. Zuvor stellen wir den Verstärker aber vorsichtshalber auf niedrigste Lautstärke – und sind nach wenigen Sekunden bereits baff: Trotz des geringen Pegels hat die Musik eine tolle Präsenz und füllt souverän den Raum! Besonders verblüfft uns der Bass: Er hat bereits jetzt Volumen und Tiefton und liefert ein volles Fundament. Wir setzen uns aufs Sofa und sind gleich zum zweiten Mal baff: Schon bei dieser geringen Lautstärke spielt der RG 10 harmonisch und baut den zahlreichen Musikern eine weiträumige Bühne, auf der jedes Instrument zu hören ist – und das sind hier 14 Musiker!
Musikalische Meriten in Perfektion
Frontmann Fagen hat nämlich einen Background-Chor, drei Gitarren, Orgel, Piano, Bass, Percussion und Schlagzeug hinter sich versammelt für einen cleveren Mix aus Rock, Funk und Jazz. Die Musik ist komplex, der instrumentale Satz verwoben und dicht – und trotzdem ist jede einzelne Gesangsstimme und jedes Instrument nachverfolgbar, auf dem imaginären Podium klar verortbar und bis zum hinten postierten Schlagzeug auch in der Tiefe perfekt gestaffelt. Das haben wir so noch nicht gehört – wow! Mit Grinsen im Gesicht und Vorfreude auf das spätere lautere Hören lassen wir den RG 10 sich warmlaufen – und nun liefert er alle bereits genossenen musikalischen Meriten in Perfektion. Dabei müssen wir den Verstärker gerade mal zu einem Drittel aufdrehen, um einen allersattesten Pegel zu erreichen. So macht es vollends Spaß: Der Bass hat eine immense Macht, wir spüren jeden Anschlag und jeden Tiefton von Freddy Washingtons Fünfsaiter am ganzen Körper. Was für eine Power!
Herausragende Dynamik, mitreißende Frische
Dazu gewährt uns Schlagzeiger Keith Carlock mit Snare, Toms und Bassdrum eine Magenmassage. Das Drumset hat einen opulenten Punch – doch es klingt stets aufgeräumt und knackig. So kommen auch die feinsten Intensitäts-Abstufungen zur Geltung, die der begnadete Schlagzeuger meisterhaft in sein Drumming einbringt. All dies liefert der RG 10 mit herausragender Dynamik, mit einer mitreißenden Frische – und so merken wir nach wenigen Sekunden, wie wir unwillkürlich zum unwiderstehlichen Groove der Musik mitwippen. Hier machen sich die hohe und schnelle Stromlieferfähigkeit sowie die reichlichen Reserven des RG 10 bezahlt. Dies führt auch zu einer Mühelosigkeit und Selbstverständlichkeit der Wiedergabe: Trotz der druckvollen Trommelarbeit hören wir das feine, silbrige Ride-Becken, das Carlock durchgehend, aber behutsam anschlägt. Es setzt sich trotz seiner Dezenz mühelos durch. Wir können durchs dichte Soundgeflecht sogar wahrnehmen, wie beim Ausklingen dieser Beckenton changiert. Dies ermöglicht der RG 10 auch durch seine exzellente Offenheit und Transparenz.
Offenbarung in Selbstverständlichkeit und Harmonie
Dabei ist unser Setup noch suboptimal: Wir haben nämlich das externe Netzteil zusammen mit den anderen Klangketten-Komponenten auf das Sideboard gestellt. Wir folgen nun zwei Empfehlungen von Rolf Gemein. Erstens: Das Mastermodul besser auf den Boden stellen. Machen wir – und sind zum dritten Mal verblüfft: Die Wiedergabe gewinnt so merklich an Stringenz und ist gerade im Bass noch definierter. Zweitens: Netzteil auf die Schmalseite stellen. Machen wir ebenfalls – und staunen bereits zum vierten Mal: Die Dynamik legt nochmals an Exzellenz zu. Drums und Percussion sind abermals agiler. Sänger und Instrumente wirken noch körperlicher, selbst bei den Overdrive-Gitarren hören wir jeden Anschlag der Saiten. Auch in puncto Offenheit und Luftigkeit gewinnt RG 10 nochmals. Hinzu kommt eine noch größere Gelassenheit und Ruhe. Dabei sind wir schon zuvor relaxt im Sofa eingesunken und haben mit allergrößter Entspannung einfach nur Musik gehört. Nun aber sind die Selbstverständlichkeit und Harmonie eine Offenbarung.
Überwältigende Livehaftigkeit
Zudem bildet dieser Verstärker hochsensibel selbst kleinste Veränderungen ab. So macht sich jeder Kabelwechsel deutlich bemerkbar: Wir tauschen zuerst unsere hochqualitativen Signalkabel gegen das Symphonic Line Reference, anschließend unser hochklassiges Lautsprecherkabel gegen das Symphonic Line Harmonie HD – und in beiden Fällen erreichen wir abermals einen Zugewinn bei der Auflösung, der Dynamik und der Stimmigkeit. Ebenso sind die Plastizität und die Räumlichkeit der Abbildung mit jedem Tuning-Schritt noch eindrucksvoller. Das macht auch die Live-Aufnahme der Brindisi aus Verdis Oper „La Traviata“ zum Hochgenuss: Wir hören das eröffnende Orchester, aber ebenso das Wispern und Lachen des Publikums im Saal – und erfahren, ja spüren so die Atmosphäre des Münchener Nationaltheaters. Auch auf der Bühne geht es lebhaft vonstatten: Im Hintergrund prostet sich gläserklirrend der Chor zu, der hier als Festgesellschaft auftritt. Davor bezirzen sich Anja Harteros als Violetta und Piotr Beczała als Alfredo – und dieses Necken besitzt eine überwältigende Livehaftigkeit.
Kopf-Kino vom Allerfeinsten
Harteros und Beczała bespielen bei ihrem Bezirzungs-Duett nämlich lebhaft die Bühne und bewegen sich dabei hörbar auf dem Podium. All dies ist in der Aufnahme perfekt eingefangen und wird vom RG 10 vollendet wiedergeben: Die Solisten bringen uns mit ihrem begnadeten Gesang und gerade im Fall von Anja Harteros mit einer überaus betörenden Stimme zum Schwelgen. Die Festgesellschaft flutet in den Tutti-Passagen mit geballter Chorkraft die Bühne. Das exzellent und bis zum Bogenstrich der Geiger hörbare Bayerische Staatsorchester liefert dazu die instrumentale Einbettung – mit geschlossenen Augen sitzen wir mitten im Theater und verbringen einen glanzvollen Abend in der Oper. Die immersive Illusion gelingt auch per Kopfhörer: Wir haben an den Phones-Ausgang des RG 10 unseren Focal Utopia angeschlossen – und erleben ein Kopf-Kino vom Allerfeinsten: Nun sind die Nuancen, also das Gläserklirren der Choristen und das lebhafte Agieren der Solisten samt ihrer Schrittgeräusche auf der Bühne, noch intensiver erfahrbar.
Klarheit, Reinheit und Vollkommenheit
Dabei hören wir eine weitere Qualität, die wir schon zuvor im Lautsprecherbetrieb erfahren und geprüft haben: Der RG 10 amplifiziert ungemein rauschfrei. Das trägt ebenfalls zur Klarheit, Reinheit und Vollkommenheit des Klangbilds bei. Wie agiert der RG 10 nun bei der Vinyl-Wiedergabe? Wir schließen unseren Plattenspieler Transrotor Dark Star an. Er ist mit dem MM-System Uccello bestückt, es tastet „Ordinary Guy“ ab, den Eröffnungs-Song der aktuellen LP „Let The Hard Times Come“ von Jacob Dinesen. Der dänische Sänger und Gitarrist ist hörbar von Bruce Springsteen und Allan Taylor inspiriert, und so ist „Ordinary Guy“ eine wunderschöne, intime Singer/Songwriter-Ballade. Dinesen beginnt die Nummer mit einer gezupften Western-Gitarre. Sie ist perfekt aufgenommen und wird vom RG 10 ebenso perfekt wiedergegeben: Wir erleben die herrliche Brillanz der Stahlsaiten, die Dinesen hörbar mit bloßen Fingern zupft, weshalb der Ton auch eine schöne Wärme hat, und wir erfahren ebenso das resonierende Holz des Gitarrenkorpus.
Zum Niederknien schön: Vinyl-Wiedergabe via MM …
Nun setzt Dinesen mit seiner ruhigen, leicht rauen und doch wohlklingenden Stimme ein, die wirklich verblüffend an Springsteen erinnert. Dieser Gesang beschert uns eine Gänsehaut: Dinesen ist uns ganz nah, wir hören jeden kleinen Atmer, jedes Reiben seiner Stimmbänder, jede Wendung, die er gesanglich nimmt, mal hin zum Kehligen, mal zum Rauchigen, immer intensiv, aber nie aufdringlich. Diese Intimität ist umso berührender, weil der Klang frei von irgendwelchen Artefakten wie Abtastungsgeräuschen oder Knistern ist, die andere Verstärker mitunter stark betonen. So klingt die reine Musik wie selbstverständlich und macht alle Technik vergessen. Es ist zum Niederknien schön. Bald wird Dinesen von Jens Pilgaard am Bass und Jesper Andersen an den Percussion begleitet. Der Bass ist dezent, liefert aber ein wohltönendes Fundament. Das Schlagwerk beschränkt sich weitgehend auf eine mit Besen gespielt Snare – doch auch hier kann man förmlich die einzelnen Metalldrähte auf das Fell der Snare auftreffen hören.
… und noch berührender per MC
Geht es noch besser? Wir bestücken unseren Plattenspieler nun mit dem MC-System Goldring Ethos, spielen nochmals „Ordinary Guy“ – und hören prompt die Antwort: Dinesens Stimme ist noch artikulierter und eindringlicher, die Gitarre klingt noch mehr nach Draht und Holz, die Percussion ist abermals agiler, der Bass gewinnt an Kontur. Neben Dinesens Gesang und den Instrumenten hören wir nun auch besser den dezenten Hall, in den die Stimme sowie Gitarre, Bass und Snare eingebettet sind. Dadurch erscheint die Abbildung noch eindrucksvoller in ihrer Räumlichkeit: Sie löst in unserer Wahrnehmung den uns umgebenden realen Hörraum in seiner Existenz ab. Nicht zuletzt entfaltet sich nun vollends der wunderschöne Background-Gesang: Er bildet zusammen mit Dinesens Solostimme eine wohlig-melancholische Mehrstimmigkeit. Bei diesem Chor wird uns regelrecht warm ums Herz. Diese Musik berührt uns, wir halten unmerklich den Atem an, um diesen kostbaren Moment nicht zu zerstören. Mehr man von einer Musikwiedergabe nicht verlangen.
Fazit
Der Symphonic Line RG 10 MK 5 Reference HD Master S stellt mit Reference-Vorstufen-Modul, ausgelagertem Zusatz-Netzteil und weiteren Veredlungen die maximale Ausbaustufe des RG 10 dar. In dieser ultimativen Version ist der legendäre Amp eine unspektakuläre Sensation: Der schnörkellose, rein analoge Vollverstärker bietet eine Musikwiedergabe mit herrlicher Klarheit und Reinheit, herausragender Auflösung und beeindruckendem Detailreichtum sowie einer im Groben wie im Feinen exzellenten Dynamik. Die Abbildung besitzt eine geradezu immersive Räumlichkeit und Plastizität. Dazu glänzt der Amp mit immenser Kraft als Grundlage für eine wunderbare Ruhe und Gelassenheit. Dies alles bündelt der RG 10 zu einer Wiedergabe mit absoluter Stimmigkeit und perfekter Harmonie. So wird das Musikhören zum begeisternden und berührenden Erlebnis – und so erweist sich der Symphonic Line RG 10 MK 5 Reference HD Master S als Weltklasse-Amp.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: angemessen
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Technische Daten
Modell: | Symphonic Line RG 10 MK 5 Reference HD Master S |
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Produktkategorie: | Stereo-Vollverstärker |
Preis: | 14.800,00 € |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Gehäuse: Silber oder Schwarz - Knöpfe: Mattsilber - verchromte Frontplatte, Deckel und Knöpfe (Aufpreis: 700,00 €) |
Vertrieb: | Symphonic Line, Duisburg +49 (0) 203 31 56 56 www.symphonic-line.de |
Abmessungen (HBT): | - Verstärker: 106 mm x 450 mm x 420 mm (incl. Lautsprecher-Klemmen) - Netzteil: 112 mm x 201 mm x 391 mm (incl. Anschluss) |
Gewicht: | - Verstärker: 16,9 kg - Netzteil: 10,2 kg |
Leistung: | 2 x 250 W / 4 Ω (Herstellerangabe) 2 x 120 W / 8 Ω (Herstellerangabe) |
Prinzip: | stereo, analog, Transistor-Verstärkung, Class AB |
Eingänge (analog): | 2 x Phono MM/MC (Cinch) 4 x Line unsymmetrisch (Cinch) |
Ausgänge (analog): | 1 x Kopfhörer (Klinke, 6,35 mm) 1 x Tape Rec (Cinch) 1 x Pre Out (Cinch) 1 x Lautsprecher |
Phono-Modul: | - MM-Betrieb: 47 kΩ Abschlusswiderstand / 150 pF Abschlusskapazität - MC-Betrieb: 500 Ω Abschlusswiderstand |
Lieferumfang: | - Symphonic Line RG 10 MK 5 Reference HD Master S - externes Netzteil - Fernbedienung - 2 Batterien für Fernbedienung (AAA) - Anpass-Stecker für Phono-MC-Betrieb - 2 Netzkabel (2 m) - 4 Ersatzsicherungen - Inbusschlüssel zum Lösen der Gehäuseschrauben - Bedienungsanleitung (Deutsch) - Garantie-Urkunde |
Optionale Features/ Ausstattung: | - symmetrischer Eingang (XLR) (Aufpreis: 600,00 €) - verchromte Frontplatte, Deckel und Knöpfe (Aufpreis: 700,00 €) - Fernbedienung aus Vollmetall (Aufpreis: 380,00 €) - Auftrennung von Vor- und Endstufe mit WBT Stecker 101 (Aufpreis: 260,00 €) |
Pros und Contras: | + herrlich harmonische, stimmige Wiedergabe + überaus klares, reines und Klangbild + herausragende Auflösung + beeindruckender Detailreichtum + exzellente Fein- und Grobdynamik + immersive Räumlichkeit und Plastizität + höchste Ruhe und Gelassenheit + immens kraftvolle Verstärkung + reichlich Reserven + volles Klangbild auch bei niedrigem Pegel + zwei Phono-Eingänge + Phono-MM- und -MC-Betrieb + Tape-Schleife + Kopfhörer-Ausgang + Vorverstärker-Ausgang + Fernbedienung + ausgelagertes Leistungsnetzteil für Endstufe + exzellente Materialqualität + sehr gute Verarbeitung + aufrüstbar mit symmetrischem Eingang + nachrüstbar auf zukünftige Upgrades - Qualität der Fernbedienung und ihre Beschränkung auf Lautstärke-Reglung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 99/100 |
Praxis (20%): | 98/100 |
Ausstattung (20%): | 98/100 |
Gesamtnote: | 99/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | - Plattenspieler: Transrotor Dark Star - Abtaster: Transrotor Uccello (MM), Goldring Ethos (MC) - CD-Spieler: Oppo UDP-203 - Lautsprecher: Audio Physic Midex - Kopfhörer: Focal Utopia - Signalkabel: Symphonic Line Reference, Viablue SC-6 Air - Lautsprecherkabel: Symphonic Line Harmonie HD, Viablue SC-6 Single-Wire |
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