Home » Tests » Canton Smart Vento 3 S2 – Smarter Klangkünstler für Premiumansprüche
2. Dezember 2022von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurAuch die Serie 2 der Smart Vento 3 soll elegantes Design mit bester Klangperformance kombinieren. Dazu verbesserte Canton nun einige Details bei Konstruktion und Technik, die die kompakten Wireless-Lautsprecher nun noch besser machen sollen. Wir haben uns die neuen Premiummodelle im Praxistest vorgenommen.
Ich mache keinen Hehl aus meiner Abneigung gegen Holzfurnier im HiFi-Bereich. Natürlich sind gerade Lautsprecher zum größten Teil aus Holz hergestellt, doch die Zeiten, in denen jede Form von Unterhaltungselektronik eine künstliche Maserung verpasst bekam, sollten heute vorbei sein. Besonders bei modernen Aktivlautsprechern, die sogar das Wort Smart im Namen tragen, bricht die Assoziationskette für mich zusammen. Ein gut aufgetragener Lack in einheitlichen Farben, macht meiner Meinung nach einfach mehr her. Und dennoch sitze ich bereits ein paar Minuten vor einem Paar besagter Aktiv-Schallwandler und starre auf das Finish. Canton verbindet bei seinen Smart Vento 3 S2 scheinbar das beste aus zwei Welten. Das bereits dunkle Nussbaumfurnier wird wundervoll von zarten, noch dunkleren Linien der Maserung durchzogen. Dazu keine Spur von zusammenlaufenden Kanten, kein Aufbrechen an den sachte abgerundeten Ecken. Darauf dann ein Überzug aus perfekt aufgetragenem, hochglänzenden Klarlack, der so glatt ist, dass man sich perfekt darin spiegelt.
Schön anzuschauen
Zugegeben, für die eigenen vier Wände würde ich persönlich noch immer die Versionen in schwarz oder weiß bevorzugen. Auch weil die beiden Ausführungen in dunklem oder hellem Nussholz mit einem Aufpreis von 100 Euro einhergehen. Doch unsere Testmuster der Smart Vento 3 sehen schlicht und ergreifend ausgezeichnet aus. Natürlich hat auch das generelle Design der beiden Lautsprecher seinen Anteil daran. Gerundete Ecken und Kanten lassen elegant fließende Formen zu. Dazu kommen die Gewölbten und sich nach hinten etwas verjüngenden Seitenteile des stabilen Mehrschichtlaminat-Gehäuses. Außer an der Rückseite bleibt der Blick auf die Lautsprecher vollkommen Schraubenfrei. Die dunklen Rahmen der beiden Treiber sind stattdessen mit einem silbern glänzenden Zierring versehen. Wer die stylische Schallwand dennoch lieber verhüllen möchte, kann dazu die beiliegenden Stoffabdeckungen verwenden. Auch den magnetisch haftenden, sehr dünnen Vorsätzen, verleiht eine sachte Rundung an der Unterseite einen gewissen optischen Pfiff.
Kluges Köpfchen
Frei bleibt hingegen stets der Blick auf die Displays der beiden Vento 3. Allerdings erwachen die Anzeigen nur bei der Veränderung des Betriebszustandes der Lautsprecher. Wechselt man die Quelle oder erhöht die Lautstärke, leuchten die relevanten Zeichen für einige Sekunden auf, bevor sie automatisch wieder erlöschen. Einzig die kleinen Status-LEDs geben dauerhaft Auskunft darüber, ob die Aktivboxen ein- oder ausgeschaltet sind. So behalten auch die Smart-Versionen von Cantons Premiumserie ihren zurückhaltend-zeitlosen Look. Man sieht ihnen ihre modernen Fähigkeiten praktisch nur am Namen an, denn bei den Smart Vento 3 handelt es sich auch in der neuen S2 Version nicht nur um Aktiv- sondern um Wireless-Lautsprecher. Dabei wird einer der Lautsprecher als Master genutzt, an dem alle Quellen angeschlossen werden und bei dem die Signalverarbeitung stattfindet. Die zweite Box erhält die nötigen Signale dann per HiRes-Funkübertragung. Entsprechend werden die Smart Vento 3 auch stets als vorbereitetes Paar geliefert.
Klangstarker Partner für digital und analog, Stereo und Heimkino
Gänzlich baugleich sind beide Lautsprecher nämlich nicht. Zwar können auf Wunsch beide als Master verwendet werden und verfügen dementsprechend auch über ein gut bestücktes Anschlusspanel auf der Rückseite. Doch einzig beim als Master gekennzeichneten Exemplar findet sich dort eine USB-B-Buchse, mit der Computer und Streaming-Bridges direkt an die Lautsprecher angeschlossen werden können. Darüber hinaus lassen sich die Smart Vento 3 dann per optischem oder koaxialem S/PDIF bespielen. Dazu gibt es sowohl je einen Stereo-Cinch-Eingang auf jeder Seite, sowie eine XLR-Buchse für die symmetrische Signalübertragung. Auf HDMI muss man hingegen leider verzichten. Das ist besonders schade, da die Lautsprecher in der Lage sind, neben herkömmlichen PCM-Signalen auch Dolby und DTS Multikanalformate zu verarbeiten. Dafür gibt es mit der Bluetooth-Schnittstelle, inklusive aptX-Support, die Möglichkeit auch vom Smartphone in CD-Qualität zu streamen.
Clevere Kraftwerke
Mit ihrer Anschlussvielfalt und Cantons Smart Wireless-Technologie lassen sich mit den Vento 3 S2 besonders moderne und wohnraumfreundliche Setups realisieren. Ein kompaktes Streamingsystem, oder ein Smartphone reichen hier schon zum Musikhören. Verstärker und Lautsprecherkabel werden keine benötigt, da die Aktivboxen selbst über integrierte Endstufen verfügen. Dabei spart Canton nicht gerade mit Leistung. Die Class-D-Kraftwerke in jeder der beiden Smart Vento 3 generieren bis zu 350 Watt. Werte mit denen viele Stereo-Verstärker gar nicht mithalten können. Dazu bietet die Smart-Plattform außerdem zahlreiche Möglichkeiten, den Klang an den Raum oder den eigenen Geschmack anzupassen. So lässt sich auch die Aufstellung der beiden Lautsprecher angenehm flexibel gestalten. Ob auf Sideboards, in Regalen, oder auf Stativen frei im Raum, die Smart Vento 3 sollen überall einsetzbar sein und positionsunabhängig gut klingen. Darum nahm Canton für die neue Serie 2 – daher der Zusatz S2 – auch einige Veränderungen gegenüber dem bisherigen Modell vor.
Modernes Material
Zunächst veränderte der Hersteller aus dem Taunus das Gehäuse. Eine leichte Vergrößerung der Tiefe und minimal veränderte Formen, führten zu einem erhöhten Volumen. Die größte Änderung findet man allerdings bei den eingesetzten Treibern der Smart Vento 3 S2. Wie bei einem Kompaktlautsprecher üblich setzt auch Canton hier auf ein Zwei-Wege-System, dem für mehr Tiefgang eine Bassreflexabstimmung mit auf den Weg gegeben wurde. Den Hochtonbereich deckt eine Kalotte mit 25 Millimetern Durchmesser ab. Anstelle der üblichen Stofftreiber kommt hier aber ein Hochtöner aus Aluminium zum Einsatz. Durch Anwendung eines chemischen Verfahrens, werden diesem per Oxidation keramische Eigenschaften verliehen. Das Ergebnis ist eine noch steifere Kalotte, die noch sauberer durchzeichnen kann. Entsprechend gibt Canton einen Frequenzbereich von bis zu 30 Kilohertz an, was zwar außerhalb des menschlichen Hörvermögens liegt, aber technisch dennoch beeindruckt. Ein ähnliches Verfahren wie bei dem Aluminiumoxidkeramik-Treiber, wird dann auch beim Tiefmitteltöner angewendet.
Canton Smart Vento 3 S2 – Verbesserte Treiber für noch mehr Performance
Die große Membran mit einem Durchmesser von 130 Millimetern, zieht dann schon wegen ihrer ungewöhnlichen Gestaltung die Blicke auf sich. Erneut lässt Canton den klassischen Werkstoff Papier links liegen und nutzt stattdessen Metall. Dabei wurden die zuvor eingesetzten Titaniumtreiber nun zusätzlich mit Graphit ausgestattet und ebenfalls durch einen chemischen Prozess versteift. So bekommen die Tiefmitteltöner einen matt-schimmernden, beinahe dunkel-bronzenen Farbton und sind gleichzeitig resistenter gegen Verformungen. Durch die chemische Veränderung des Materials, konnte Canton seine Treiber ohne den üblichen Nachteil der Gewichtszunahme optimieren. Die Aktivlautsprecher können also bei gleicher Effektivität noch präziser agieren. Dabei helfen auch die auffälligen Wave-Sicken. Ihre doppelte Faltung bietet mehr Stabilität als die herkömmlichen, halbrunden Gummiringe. So sollen die Tiefmitteltöner von 3.000 bis hinunter zu 25 Hertz stets optimal arbeiten können.
Zeichen setzen
Wie das in der Praxis aussieht, dürfen die Smart Vento 3 S2 in Kombination mit einem Auralic Aries G1.1 beweisen. Der Master Lautsprecher kommt auf die linke Seite, sein Gegenstück darf sich rechts dazu gesellen. Out-of-the-box sind beide bereits mit einander verbunden. Sollte man jedoch eine andere Aufstellung bevorzugen, oder nachträglich vielleicht weitere Lautsprecher für ein Surround-Setup in das Smart-System einbinden wollen, kann man im Menü die Zuordnungen ändern. Hier zeigt sich ein kleiner Nachteil des verwendeten Displays, das stets nur drei Zeichen anzeigen kann. Möchte man eine der vielen praktischen Funktionen des Systems nutzen, sollte man den Menübaum in der Anleitung zu Hilfe nehmen. Ansonsten kann man sich bei den teils recht ähnlichen Abkürzungen schon mal vertun. Verharrt man einen Augenblick auf einem Menüpunkt, wird dieser zwar auch in Laufschrift ausgeschrieben dargestellt, doch so ziehen sich die Vorgänge alle etwas hin.
Intuitiv
Das war es aber auch mit Kritik am Bedienkonzept, denn im normalen Nutzungsalltag funktioniert die Kontrolle mit der Fernbedienung ausgezeichnet. Mit den Tasten für Hoch und Runter schaltet man sich durch die Quellen, während Plus und Minus die Lautstärke justieren. Die Taste Sound führt zur Klangregelung, die Höhen, Mitten und Bässe getrennt anpassen lässt. Drei nummerierte Tasten darunter können dann genutzt werden, um getätigte Einstellungen als Preset zu speichern und sofort wieder aufzurufen. Mit der Taste Play Mode kann man außerdem zwischen Stereo, Movie und Music wählen, die entsprechend die räumliche Darstellung optimieren. Letztlich können mit dem per Symbol gekennzeichneten Knopf und den darüber befindlichen Funktionstasten die Bluetooth-Kopplung und Wiedergabe gesteuert werden. Währenddessen zeigt das zuvor kritisierte Display dann seine Vorteile und ist stets ausgezeichnet ablesbar. Auf welchen Lautsprecher man die kompakte Metallfernbedienung dann richtet ist ebenfalls egal. Beide erfassen das Infrarotsignal und das System reagiert ohne Umwege.
Riesig
„Giants of Ironwood“ aus dem Soundtrack von „God Of War Ragnarök“ startet mit dem prägnanten Anschlagen asiatisch angehauchter Glocken, die im Anschluss mit feinen metallischen Obertönen sachte Abschwingen. Dazu kommen leise Rasseln, die sich weit hinten auf der tief in den Raum reichenden Bühne positionieren. Flötentöne erklingen zart und gefühlvoll, bevor Lauten und Streicher mit toller Definition und Plastizität die Führung übernehmen. Dabei zeigt sich klar der Vorteil der verbesserten Treiber, die allen Elementen eine gute Kontur verleihen und dank ausgezeichneter Feindynamik ein tolles Timbre and en Tag legen. Doch mit dem Einsatz großer Trommeln führen die beiden Smart Vento 3 dann ihr Paradestück vor. Mit enorm kräftigem Punch schieben die Tiefmitteltöner sie ihn den Raum hinein. Genau auf den Punkt setzen sie an, werfen den Schall nach vorne, reichen weit nach unten und spielen mit toller Körperhaftigkeit.
Performer
Die Tieftonperformance der Smart Vento 3 lässt sie beinahe wie einen ausgewachsenen Standlautsprecher auftreten. Daher empfiehlt es sich auch, ein wenig mit dem Wandabstand und den EQ-Modi herumzuprobieren. Im freistehenden Modus mit etwa 30 Zentimeter Platz zur Wand, agierten die Kompaktboxen, kraftvoll, trocken und füllig. Grobschlächtigkeit kann man ihnen, trotz der kernigen Bassperformance aber keineswegs vorwerfen. Die Funk-Beats von Str4tas „Str4tasfear“ setzen die Aktivlautsprecher mit tollem Flow um. Flinke Percussions, groovender Bass und Orgeln mit nahezu ausuferndem Obertonstpektrum fügen sich gut zusammen. Erneut zeigen Cantons clevere Schallwandler dabei ihr Können in Sachen Plastizität. Die direkt angetriebenen Chassis liefern durchgehen dreidimensionale und gut differenzierte Klänge, die stets herrlich direkt in den Raum hinein projiziert werden. Die Folge ist ein stetiges Erhöhen der Lautstärke meinerseits. Zwar passiert in den unteren Stufen noch nicht viel, doch etwa ab Stufe 45 bauen die Endstufen ordentlich Druck auf und lassen sich perfekt dosieren.
Wunschkonzert
Auch mit größeren Räumen haben die Kompaktlautsprecher mit ihren 700 Watt Systemleistung leichtes Spiel. Dabei fühlt sich die Wiedergabe niemals angestrengt an. Mit gesteigertem Pegel fährt mir so die Bassdrum bei Larkin Poes „Blood Harmony“ gut in den Körper. Die fein abschwingenden Gitarrensaiten werden von der ausgezeichneten Dynamik der knackigen Drums kontrastiert. Vor das wunderbar lebendige Spiel stellen sich dann die charismatischen, natürlichen Gesangsstimmen. Schaltet man vom nativen Stereo- in den Music-Modus, fühlt sich das alles noch merklich direkter und plastischer an. Allerdings verliert die Bühne so ein wenig an Tiefe und Räumlichkeit. Auch hier lohnt sich das Ausprobieren, um den eigenen Geschmack genau zu treffen. Für Natalie Merchants nach sich selbst benanntes Album belasse sich es aber beim Stereo-Modus und genieße weiter die ausgezeichnete Dynamik, das natürliche Timbre und die tolle Plastizität, während ich meine Haltung zur furnierten Lautsprechern vielleicht doch nochmal überdenke.
Fazit
Ihre ausgezeichnete Performance, ihre wunderbare Optik und ihre vielseitigen Möglichkeiten machen Cantons Smart Vento 3 S2 zu einem hervorragenden Lautsprecher. Dank der Smart-Plattform des deutschen Herstellers lassen sie sich unkompliziert nutzen und für praktisch jeden Einsatzbereich optimieren. Selbst wenn das Display die Bedienung teilweise etwas komplizierter macht als nötig, lassen sie sich so auch perfekt in bereits vorhandene Setups integrieren. Wer sich von klassischen Anlagenkonzepten schon längst verabschiedet hat, bekommt mit den Smart Vento 3 S2 eine exzellente, moderne Alternative, die auch hohe Ansprüche vollends erfüllen kann.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
99 of 100
98 of 100
98 of 100
Technische Daten
Modell: | Canton Smart Vento 3 S2 |
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Gerätekategorie: | Wireless Aktivlautsprecher |
Preis: | ab 2.500 Euro (Paar) |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz - Weiß - Nussbaum hell - Nussbaum dunkel |
Vertrieb: | Canton, Weilrod 06083 28787 www.canton.de |
Abmessungen (H x B x T): | 400 x 220 x 300 mm |
Gewicht: | 9,1 kg |
Bauart/Prinzip: | Zwei-Wege, aktiv, Bassreflex, Master/ Client |
Eingänge: | 1 x USB-B (nur Master) 1 x S/PDIF koaxial 1 x Toslink optisch 1 x Cinch Stereo 1 x XLR Mono - Bluetooth (aptX) - Canton Smart Wireless |
Ausgänge: | 1 x S/PDIF koaxial |
Bestückung: | 1 x 25 mm Hochtöner 1 x 130 mm Tiefmitteltöner |
Frequenzbereich: | 25 Hz – 30 kHz (Herstellerangabe) |
Musikleistung: | 350 Watt (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | 1 x Smart Vento 3 S2 (Master) 1 x Smart Vento 3 S2 (Slave) 1 x Fernbedienung (inkl. Batterie) 2 x Stromkabel 2 x Magnetische Abdeckung 1 x Toslink-Kabel 1 x Koaxialkabel 1 x Cinch-Kabel 1 x Bedienungsanleitung 2 x Satz Klebefüße |
Pro & Contra: | + ausgezeichnete Verarbeitung + zeitlos-elegantes Design + einfach erweiterbar + üppige Leistungswerte + gute Anschlussmöglichkeiten + flexibel einsetzbar + definierter Hochtonbereich + tolle Plastizität + enorme Dynamik + kraftvoller Bass + natürliches Timbre + lebendiger, direkter Sound - kein HDMI - Menünavigation teils unübersichtlich |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |
Getestet mit: | Auralic Aries G1.1 Innuos ZENmini Mk 3 Sony Xperia 1 III QED Performance USB A-B Graphite IsoTek Polaris EVO 3 Qobuz |