Home » Tests » QED Reference Ethernet – HiRes-Netzwerkkabel mit Reinheitsgebot
18. April 2023von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurMit seinem Reference Ethernet bietet QED ein Netzwerkkabel, das speziell für moderne HiRes-Systeme ausgelegt ist. Dabei wollen die britischen Kabelexperten besonders niedrigen Jitter, hohe Signalqualität und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Wir haben uns die digitale Neuheit im Praxistest vorgenommen.
Mittlerweile hat sich die Erkenntnis, dass hochwertige HiFi-Komponenten auch von hochwertigen Audiokabeln profitieren, durchgesetzt. Bei der digitalen Musikwiedergabe scheint es in dem Bereich jedoch noch immer Nachholbedarf zu geben. Ursache des Problems ist dabei sicher, dass viele der Kabel, die verwendet werden, wenn es um Bits und Bytes geht, ursprünglich nicht aus dem Audiobereich stammen. Digitale Signalverbindungen wie USB- und Netzwerkkabel, gibt es in Läden für Bürobedarf schon für kleinstes Geld. Doch digital ist eben nicht gleich digital. Wer wirklich das klangliche Maximum aus seinem Streamingsystem herausholen möchte, wird hier wohl nicht glücklich werden. Um auch hochwertigen HiRes-Setups die besten Voraussetzungen an die Hand zu geben, haben die Kabelexperten von QED nun ihr neues Premium-Modell namens Reference Ethernet ersonnen. Hier blieb kein Stein auf dem anderen, um den Weg vom Server zum Streamer auch für höchste Abtastraten zu optimieren.
50 Jahre Know How
Die britische Firma QED gehört zu den führenden Herstellern von Audiokabeln auf dem Markt. Schon seit 1973 entwickelt die Firma Verbindungen, die zu mehr Performance und besserem Sound führen sollen. Neben Lautsprecher, NF- und Stromkabeln, entstehen bei QED auch Modelle, die für die Übermittlung digitaler Daten verantwortlich sind. An der Spitze der Palette an Netzwerkkabeln steht dabei nun das neue Reference Ethernet. Es soll in hochwertigen Streaming-Setups zum Einsatz kommen, bei denen besonders hohe Auflösungen genutzt werden. Genau wie bei den analogen Kabeln auch, sollen dabei Einflüsse von außen, aber auch die gegenseitige Beeinflussung der Leiter untereinander verhindert werden. Gleichzeitig müssen aber große Datenmengen in kürzester Zeit übertragen werden, ohne dass die Signalintegrität leidet. Wie immer ist dabei oft gerade der letzte Meter entscheidend, weshalb das Reference Ethernet primär zwischen Streamer und Switch oder Router zum Einsatz kommen soll.
Solide und stilvoll
Um dabei auch jede Strecke überbrücken zu können, bietet QED verschiedene Längen an. Ein, zwei, drei und fünf Meter sind erhältlich. Die Preisstruktur des Reference Ethernet ist dabei glücklicherweise nicht starr. Während die Ein-Meter-Variante mit 199 Euro zu Buche schlägt, ist das Fünf-Meter-Kabel nicht fünf mal so teuer, sondern für moderate 269 Euro zu bekommen. Das es sich beim Reference Ethernet dann um ein Premiumprodukt handelt, merkt man schon beim ersten Kontakt mit dem Kabel. Solide, verschraubte Anschlüsse mit wunderbar ergonomischen Clips sorgen für exzellente Haptik. Auch der glatte Mantel ist hochwertig gefertigt und robust. Auf Designspielereien, wie sie andere Hersteller bieten, muss man bei QED hingegen verzichten. Hier gibt es keine zweifarbigen, geflochtenen Textilüberzüge oder eingravierte Logos des Herstellers. Stattdessen bleibt das Reference Ethernet mit seiner perlweißen Farbe unauffällig aber elegant, während ein einfacher Schriftzug auf dem Mantel die Modellbezeichnung ausweist.
Im Rausch der Geschwindigkeit
Spezifiziert ist das Reference Ethernet als Kabel der Kategorie 8.1 (CAT 8). Das bedeutet, dass es den momentan höchsten Anforderungen für Ethernetkabel erfüllt. Voraussetzung dafür sind zunächst ein 40GBase-T Standard. Damit sind Übertragungsraten von bis zu 40 Gigabit pro Sekunde möglich. Zum Vergleich: Selbst eine Stereo-Audiodatei mit einer Auflösung von 384 Kilohertz bei 32 Bit besitzt eine Datenrate von knapp 24,6 Megabit pro Sekunde. Das entspricht lediglich 0,025 Gigabit. Neben der Geschwindigkeit ist auch der Aufbau des Kabels wichtig. Nach CAT 8 müssen selbst die einzelnen Leiterpaare des Twistet-Pair-Kabels gesondert abgeschirmt werden. Der Standard sieht dabei einen sogenannten S/FTP-Aufbau (Screen Foiled Twisted Pair) vor. Darüber geht QED hier sogar noch einen Schritt hinaus und versieht das Reference Ethernet mit einer F/FTP-Schirmung (Foiled Foiled Twisted Pair). Diese bietet im Vergleich einen noch besseren Schutz vor Einstrahlungen auf die Leiter, auf Kosten geringfügig verringerter Flexibilität des Kabels.
Reinheitsgebot
Wie alle Ethernetkabel handelt es sich auch bei QEDs Premium-Modell um ein Twisted-Pair-Kabel. Das bedeutet dass die insgesamt acht im Innern befindlichen Leiter paarweise verdrillt werden. Üblicherweise kommen diese dafür in die entsprechende Maschine, die die Kupferlitzen stets identisch zusammendreht. Beim Reference Ethernet funktioniert dies ein wenig anders. Hier sind die einzelnen Leiterpaare auf unterschiedliche Arten verdrillt, so dass diese weniger Anfällig für Einstreuungen sind. Auch beim Werkstoff selbst griff QED dann in die höchste Schublade der Zulieferer. Wie bei praktisch allen hochwertigen Kabeln nutzen die Briten sauerstofffreies Kupfer (OFC) für ihre Leiter. Doch auch wenn der Begriff es nicht so erscheinen lässt, ist sauerstofffrei nicht gleich sauerstofffrei. Bei OFC wird nochmals in drei Spezifikationen mit Reinheitsgraden von 99,9 Prozent, 99,95 Prozent und 99,99 Prozent unterteilt. Während bei den ersten beiden auch Silber zum Kupfergehalt gezählt wird, ist dies beim letzten, von QED verwendeten Kupfer, nicht der Fall.
Zwiebelprinzip
Der Ansatz ist klar: Kupfer gehört zu den leitfähigsten Metallen, also führt ein höherer Reinheitsgrad auch zu besserer Leitfähigkeit. Ob das bei diesen wirklich minimalsten prozentualen Unterschieden noch merkliche Veränderungen bringt, sei mal dahingestellt. Dennoch zeigt die Wahl des deutlich kostspieligeren Rohstoffes eindeutig den Qualitätsanspruch seitens des Herstellers. Die einzelnen Leiter besitzen beim Reference Ethernet dann einen Durchschnitt von 0,25 Quadratmillimetern. Um die verdrillten Leiterpaare herum folgt dann die erste Folie der F/FTP-Schirmung, gefolgt von der zweiten Schirmung um die bereits folierten Leiterpaare herum. Dafür wird dann ein Aluminium-Mylar genutzt, dass wiederum vom äußeren Mantel aus PVC geschützt wird, der die Hülle des Netzwerkkabels darstellt. Dieser ist außerdem zusätzlich mit Ferrit imprägniert, um nach Möglichkeit wirklich alle Strahlungseinflüsse auf die Leiter zu unterbinden. Zusammen mit den Schirmungen im Innern des Kabels, die die Beeinflussungen der Litzen untereinander minimieren, soll damit eine möglichst fehlerfreie Signalübertragung gewährleistet werden.
Endstation
Da es sich bei jedem Kabel prinzipiell um eine Antenne handelt, mit der alle Arten von HF-Strahlung aufgenommen werden, ist eine gute Schirmung natürlich stets sehr wichtig. Doch sie ist nur ein Teil der Gleichung, die ein gutes Kabel ausmachen. Auch an den beiden Kabellenden braucht es die richtigen Bauteile und Konstruktionsprinzipien. Für das Reference Ethernet nutzt QED darum hochwertige Telegärtner MFP8 Stecker. Statt den üblichen Plastikclips, die man von herkömmlichen Kabeln kennt, besitzen diese ein rundum geschirmtes Gehäuse aus vernickeltem Zinkdruckguss. Auch die Befestigung der enorm stabilen Verbinder ist auf höchstem Niveau. Statt einfachem Verklemmen werden Stecker und Kabel solide mit einander verschraubt. Ziehen, Rütteln und Stöße haben hier keinerlei Auswirkung auf den enorm festen Sitz der ausgezeichnet verarbeiteten Steckkontakte. Für die Arretierung der RJ45-Stecker in der Ethernetbuchse von Streamer oder Switch, dient dann ein fester, beidseitig montierter Kunststoff-Clip, der sich in jeder Position gut betätigen lässt.
QED Reference Ethernet – Perfekter Kontakt für besseren Klang
Am alleräußersten Ende sitzen dann die eigentlichen Kontakte, an denen das Signal an das Kabel übergeht, oder an den Streamer abgegeben wird. In den Telegärtner-Steckern bestehen deren Oberflächen aus einer Nickel-Gold-Legierung. Zwar sind vergoldete Kontakte prinzipiell weniger Leitfähig, als es Kupfer oder Silber wäre, doch da die Kabelkontakte üblicherweise zu einem gewissen Grad offen liegen, ist Gold hier im Vorteil. Da das Edelmetall nicht oxidiert, bilden sich auf den Kontakten keine Beläge. Sie müssen also nicht gereinigt werden, sind somit wartungsfrei und auch nach langer Nutzung noch so leitfähig, wie am ersten Tag. Die Kombination aus den hochwertigen Steckern und dem robusten, aber eleganten PVC-Mantel, lassen das Reference Ethernet ausgenommen wertig erscheinen. Dank der ausgezeichneten Verarbeitungsqualität ist die Haptik wunderbar und das neun Millimeter dicke Kabel trifft perfekt die richtige Mischung zwischen Steifigkeit und Flexibilität.
Einmaleins der Signalübertragung
Wer davon ausgeht, das digitale Signale nur aus Einsen und Nullen bestehen, mag sich nach all diesen Ausführungen über Schirmung, Leitfähigkeit und Reinheitsgrade fragen, was das soll. Doch Null ist eben nicht gleich Null. Das was wir als ausgeschaltetes Signal, also „Null“ verstehen, ist in Wirklichkeit nur eine Spannung, die unterhalb eines bestimmten Schwellenwertes liegt. Bei wortwörtlich Millionen von Schaltvorgängen zwischen ein und aus, die pro Sekunde von einem Kabel übertragen werden, kann verminderte Leitfähigkeit, oder schlechte Schirmung zu einer Fehlinterpretation genau dieses Wertes führen. Aus einer „Eins“ kann dann gegebenenfalls eine „Null“ werden, oder andersherum. Da die Signale eines beim Streaming genutzten, digitalen Musiksignals zeitkritisch sind, ist dies besonders wichtig. Trifft ein falscher Wert zur falschen Zeit ein, entsteht das, was man als Jitter bezeichnet. Ist dieser Jitterwert besonders hoch, die Übertragung also besonders unpräzise, ist das über ein Audiosystem deutlich hörbar.
Mehr Sound
Darüber muss man sich beim Reference Ethernet allerdings keine Sorgen machen. Stattdessen scheint die Nutzung von QEDs Premium-Modell deutlich positivere Eigenschaften mit sich zu bringen. Besonders die Bühnendarstellung gestaltete sich im Test offener, nahm an Breite und Tiefe zu, so dass das gesamte Klangbild ein wenig offener und entzerrter schien. Im gleichen Zug profitierten die Komponenten nun von einem dunkleren Hintergrund. Ganz ohne merkbaren Rauschteppich oder andere Störeinflüsse, setzen sich die Instrumente besser ab. Das führt zu erstens zu einem Plus bei der Plastizität. Schwingende Saiten, angeregte Felle und auch Gesangsstimmen bekamen so mehr Fülle und Körper verliehen. Gleichzeitig profitieren auch Feinheiten von dem höheren Maß an Ruhe im Signal. Feine Details und Obertöne scheinen besser wahrnehmbar. Dazu macht auch die Mikrodynamik einen Schritt nach vorne. Das funktionierte über die Genregrenzen hinweg, so dass man stets das Gefühl hat, HiRes wirklich ausnutzen zu können.
Fazit
Wer hochwertigen Streamingsystemen Voraussetzungen für optimale Performance schaffen möchte, ist bei QED an der richtigen Adresse. Das Reference Ethernet braucht sich mit seinem eleganten Äußeren und seiner ausgezeichneten Verarbeitungsqualität in keiner Anlage verstecken. Gerade die stabilen Anschlüsse sorgen für eine exzellente Haptik. Mit aufwändiger Schirmung und hochwertigen Materialien, sind die Leiter des Netzwerkkabels dann gut geschützt, ohne das Kabel zu unflexibel zu machen. Letztlich bietet QED dann durchweg tolle klangliche Ergebnisse zu einem absolut fairen Preis. Damit ist das QED Reference Ethernet eine echte Empfehlung für alle, die HiRes-Streaming wirklich genießen wollen.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Simone Maier
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | QED Reference Ethernet |
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Gerätekategorie: | Ethernetkabel |
Preis: | ab 199 Euro (1 Meter) |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | Perlweiß |
Vertrieb: | IDC Klaassen, Lünen 0231 9 86 02 85 idc-klaassen.com |
Längen: | 1m, 2m, 3m, 5m |
Durchmesser: | 9 mm |
Anschlüsse: | RJ45 |
Standard: | CAT 8.1 |
Aufbau_ | Foiled/ Foiled Twisted Pair (F/FTP) |
Impedanz: | 100 Ohm |
Übertraungsgrate: | bis 40 GBit/s |
Leitermaterial: | Sauerstofffreies Kupfer (OFC) |
Leiterdurchschnitt: | 0,25 mm² |
Isolierung: | Ferrit |
Abschirmung: | Aluminium Mylar |
Mantel: | PVC |
Stecker: | Telegärtner Profinet, Zinkgehäuse, Anschlüsse vergoldet |
Lieferumfang: | 1 x Reference Ethernet |
Pro & Contra: | + exzellente Verarbeitungsqualität + solide Steckverbindungen + ausgezeichnet bedienbare Clips + gut verlegbar + vergrößerte Bühne + verbesserte Feindynamik und Detaildarstellung + mehr Plastizität + sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis - keine |
Benotung: | Empfehlung |
Preis/Leistung: | sehr gut |
Getestet mit: | Innuos ZENmin Mk 3 Lumin U2 Hegel H360 Nubert nuProc XS-6000 RC Elac Concentro |