Home » Tests » Spatial Europe MC Series No.1 SE MK II – Gehäusefreier Genuss auf drei Wegen
26. April 2023von Volker Frech
RedakteurSpatial Europe optimiert seine No.1 und kombiniert die bisherigen Vorzüge des Open Baffle-Lautsprechers mit neuen Meriten: Zu der offenen Schallwand ohne Boxen-Einflüsse und dem Koaxial-Chassis als Punkt-Schallquelle kommen nun die Auslegung als Drei-Wege-System und der Einsatz einer selten realisierten seriellen Frequenzweiche, die eine noch größere Abbildungskraft verheißt. Was der so zur MC Series No.1 SE MK II geadelte Lautsprecher kann, zeigt er bei seiner Test-Weltpremiere..
Dass es im Lautsprecherbau auch anders geht, hat Spatial Europe uns bereits eindrucksvoll mit der Zero, der No.6 und der No.1 aus der MC Series
gezeigt: Diese Lautsprecher brauchen kein Gehäuse und funktionieren allein mit einer Front. Auf dieses Prinzip der „offene Schallwand“ setzt seit 2010 Spatial Audio aus den USA, den Vertrieb in Europa übernahm Mach One classics. Robert Andorf, Chef dieses Ingolstädter HiFi-Spezialisten, schwebten allerdings zahlreiche klangliche und qualitative Veränderungen vor – und so gründete er 2016 die Manufaktur Spatial Europe, die seitdem mit eigenen Modellen auf audiophilem Niveau reüssiert. Dabei strebt Andorf zum einen Nachhaltigkeit an: Er setzt bei der Fertigung auf lokale Schreiner, Maschinenbauer und Polsterer und beim Transport auf plastikfreie Verpackung. Zum anderen setzt er auf Kontinuität: Das Portfolio der MC Series umfasst neun Modelle, die nach und nach weiterentwickelt werden. Nun hat Spatial Europe seine No.1 überarbeitet – und dabei grundlegende Veränderungen vorgenommen.
Luftiges L
Die erste Modifikation betrifft das Gehäuse, welches bei einem Open Baffle-Lautsprecher wie der No.1 SE MK II allein aus einer Platte besteht. In diese Schallwand sind die Chassis eingelassen, bodenseitig sorgt ein Fuß für die Standhaftigkeit – fertig. Dieses luftige L mit sanfter Neigung verströmt bereits optisch jene Freiheit, Offenheit und Dynamik, für die Open Baffle-Schallwandler bekannt sind. Nun zur Schallwand: Sie mutet monolithisch an, besteht aber aus zwei miteinander verleimten MDF-Platten von verschiedener Stärke und differierender Materialdichte. All dies maximiert die Stabilität und minimiert die Resonanzen. Diesem Zweck dienen auch die eingelassenen Stahlplatten, die mit der in die Front eingepassten Aluminium-Fußplatte verschraubt sind. Der Vibrationsvermeidung dienen auch innseitige, durch Computersimulation optimierte Fräsungen – und neuerdings auch Nylon-Muffen, die tief in die Schallwand eingelassen sind: Sie dienen als Aufnahmen für die ebenfalls neuen metrischen Schrauben, mit welchen die Lautsprecherchassis rückseitig befestigt sind. Das klingt erst mal wenig spannend, aber ….
Cleane Schallwand in komplexem Aufbau
… diese Nylon-Muffen leisten Erstaunliches: Sie können dank ihrer Elastizität effizient Vibrationen absorbieren – ganz im Gegensatz zur früheren Fixierung, bei der einfache Holzschrauben direkt in die MDF-Platten eingedreht wurden und so die Vibrationsübertragung beförderten. Spatial Europe spricht hier von „finiten Elementen“ – in Anlehnung an das numerische Verfahren zur Optimierung der Festkörper-Verformung. Puffernde Kunststoff-Unterlegscheiben zwischen Schraubenköpfen und Chassis-Korb befördern abermals die Vibrationsabsorption. Den Mechanik- und Material-Aufwand der Schallwand sieht man der No.1 SE MK II nicht an: Sie bietet nach außen hin eine glatt-elegante Erscheinung, die durch die sanften Randfasungen, die geschmeidigen Schallführungen rund um die Chassis und die dezente Gravur im Fußbereich abgerundet werden. Auch das exzellente Finish trägt zum Top-Auftritt bei: Unser Testmodell ist mit einem makellosen Mattschwarz-Keramiklack überzogen, der alternativ auch in Weiß realisiert wird. Da Spatial Europe eine Manufaktur ist, sind auf Anfrage sämtlich Lackierungen des RAL-Spektrums möglich, ebenso verschiedene Edelholzfurniere von Roseneiche bis Olive.
Gehäusefrei zu größerer Klangtreue
So wunderschön dieser Lautsprecher ist: Man wundert sich, warum er ohne Gehäuse funktioniert. Die Box hat ja eigentlich einen Sinn: Sie verhindert den akustischen Kurzschluss. Die Lautsprechermembran strahlt Schall zum Hörer hin ab, in diese Richtung erzeugt sie einen Überdruck. Hinter der Membran hingegen herrscht dann ein Unterdruck. Dieser Druckunterschied würde sich ohne Barriere sofort ausgleichen – es gäbe keinen Ton. Deshalb sitzen Chassis zumeist in einer Box. In dieses Gehäuse strahlt die Membran beim Zurückschwingen nun aber ebenfalls reichlich Schallenergie. Dadurch wird die Box in Vibration versetzt, es kommt auch zum Dröhnen durch Resonanzbildung. Überdies wird die Luft in der Box durch die zurückschwingende Membran komprimiert. Dies erzeugt einen Gegendruck, der die Membran in ihrer Schwingfähigkeit behindert. All diese Vibrations- und Kompressionseffekte verfälschen den Klang und verschlechtern das Impulsverhalten. Dies führt zu Defiziten in punkto Dynamik, Präzision und Transparenz. Diese Negativ-Effekte entfallen bei einem Lautsprecher mit bloßer Schallwand.
Basskraft ohne Box
Was ist nun mit dem akustischen Kurzschluss? Der passiert tatsächlich an den Seiten der Schallwand. Er fällt in der Praxis aber geringer aus als in der absoluten Theorie. Zudem betrifft das Phänomen allein den Bass. Bei höheren Frequenzen, die eine kürzere Wellenlänge aufweisen, funktioniert die Schallwand als Barriere und verhindert den Druckausgleich. Damit es nun auch mit dem Bass klappt, agiert ein Open Baffle-Lautsprecher als Dipol: Er nutzt zusätzlich zum Direktschall den rückseitig abgestrahlten Schallanteil. Dieser gelangt durch die Reflexion der Raumwände zum Hörplatz. Dafür muss die Aufstellung stimmen, hierzu kommen wir später. Die Basskräftigung befördern aber ebenso eine große Membranfläche und ein großer Hub, also eine hohe Auslenkfähigkeit der Membran. Hierfür sorgt bei der neuen No.1 SE MK II nun allein der untere Woofer. Spatial Europe hat bei dem Modell-Upgrade nämlich einen Systemwechsel vom Zwei-Wege-Lautsprecher zum Drei-Wege-Schallwandler vollzogen. Dadurch verändern sich – trotz gleich gebliebener Chassis-Bestückung – so ziemlich alles.
Neues Drei-Wege-Konzept
So ist der untere Woofer nun zwar alleinverantwortlich für den Bass, kann sich aber auf diese Kernkompetenz konzentrieren, ohne auch noch Mitten mitliefern zu müssen. Der 15-Zoll-Woofer aus dem Profi-Beschallungsbereich bürgt mit seiner strukturversteiften Papiermembran, der straffen Spezialsicke und dem starke Antrieb für Belastbarkeit, Pegel-Potenz und Tiefgang. So liefert dieser Woofer jetzt einen Bass bis 30 Hertz – acht Hertz tiefer als beim Vorgänger. Ab 100 Hertz übernimmt dann der Woofer des oberen Chassis den oberen Bassbereich und die Mitten bis etwa 3 Kilohertz. Damit ist der Übergang zum Hochtöner signifikant höher als bei der Ur-Version. Dadurch wiederum wird im Mittenbereich der Bündelungs-Effekt verstärkt, denn prinzipiell strahlt jedes Chassis den Schall hin zu höheren Frequenzen zunehmend gerichtet ab. Zu dieser Mittenbündelung kommt nun eine Bass-Bündelung: Open Baffle-Lautsprecher strahlen tiefe Töne nicht kugelförmig ab, sondern wegen der seitlichen Auslöschungen in Form einer „8“, wobei die Schallwand der Knotenpunkt dieser Acht ist.
Koax-Chassis als Ein-Punkt-Schallquelle
Diese Bündelungen gehören zum Grundkonzept der No.1: So haben die Direktschallanteile einen größeren Einfluss auf die Wiedergabe. Dies schafft die richtige Balance zu den Raumreflexionen, die beim Open Baffle-Lautsprecher ja auch durch die rückseitige Abstrahlung genutzt werden und sowohl zur Basskräftigung beitragen als auch die außerordentlichen Räumlichkeit der Wiedergabe bewirken. Zur Darstellungskraft der No.1 SE MK II trägt nun noch eine weitere Spezialität bei: das Koaxial-Chassis. Im Zentrum des Mitten-Woofers sitzt nämlich der Hochtöner. Durch die koaxiale Anordnung werden die Höhen, Mitten und selbst ein Gutteil der Bässe vom gleichen Ort abgestrahlt und nicht, wie sonst üblich, von mehreren übereinanderliegenden Chassis. Das Koax-Chassis agiert somit als Ein-Punkt-Schallquelle und funktioniert wie die Schallerzeugung und -ausbreitung im wahren Leben. Hieraus ergibt sich eine natürlich-homogene Wiedergabe. Durch die neue Drei-Wege-Konzeption übernimmt der Hochtöner nun erst bei drei Kilohertz – und damit oberhalb seiner eigenen Resonanzspitzen, was zur Verfärbungsfreiheit beiträgt.
Hochtöner mit Schalltunnel und Spezialhorn
Als Höhenlieferant dient dabei ein Kompressionstreiber. Hier schwingt eine Membran in einer weitgehend geschlossenen Druckkammer, welcher ein Horn vorgesetzt ist. Dank dieser hocheffizient verstärkenden Kombination aus Druckkammer und Horn muss die Membran des Hochtöners weder groß sein noch weit auslenken. So ermöglicht der Kompressionstreiber eine kleine Membran, die flott und überaus impulstreue schwingen kann. Die Schallwandlung gelingt, wenn man es richtig macht, auch frei von Klangverfärbungen. Dies ist bei der No.1 SE MK II ganz speziell gelöst: Der Kompressionstreiber ist hinten an den Mitten-Woofer angesetzt, der Hochtonschall wird per Tunnel durch den gesamten Antrieb eben dieses Woofers geführt. Nun entscheidet sich an der Mündung dieses Schallkanals, ob die Abstrahlung frei von Resonanzen oder tonalen Einbrüchen und zudem harmonisch im Verbund mit dem Woofer gelingt. Für diese Ankopplung setzt Spatial Europe auf eine eigens entwickelte, per 3D-Druck realisierte, hornförmige Schallführung, die auf die Konus-Membran des Woofers aufgeklebt wird.
Aufwändige Spezialität: die Serielle Frequenzweiche
Bei unserem Testmodell ist diese Technik bestaunbar. Wer hingegen eine völlig cleane Front möchte, bekommt die No.1 SE MK II gegen Aufpreis auch mit Stoffblenden in frei wählbarem Farbton. Dann sind die Chassis ebenso verdeckt wie die in der Schallwand geführten Kabel, die von der gleichfalls kaschierten Frequenzweiche zu den Chassis führen. Diese Weiche sitzt hinter dem Anschlussterminal – und stellt die nächste Besonderheit dar. Hier kommt kein übliches paralleles Konzept zum Einsatz, sondern eine serielle Frequenzweiche: Hoch-, Mittel- und Tieftöner sind in Reihe geschaltet. Jedes Weichenbauteil hat somit Einfluss auf alle Chassis und die gesamte Weichenschaltung, auch die Chassis selbst wirken mit ihren elektrischen Werten auf dieses Netzwerk ein. Diese Schaltung soll für einen harmonischeren Phasengang und Impedanzverlauf sorgen. Sie ist aber kniffelig zu realisieren und nicht durch eine Computer-Simulation berechenbar. Für den Erfolg müssen deshalb alle Bauteile – auch die Chassis – geringste Toleranzen und höchste Qualität haben.
Aufstellung mit Empfehlung
Zwei Jahre hat Andorf an dieser Weiche mit einem Perfektionierungs-Aufwand gearbeitet, den sich nur eine Manufaktur leistet. Nun ist die No.1 SE MK II fertig – und bei allen Veränderungen ist eines geblieben: Die Art und Weise der Aufstellung. Hier sollte man für die Grundaufstellung die Empfehlungen von Spatial Europe beherzigen. Die Raumgröße sollte mindestens 15 Quadratmeter betragen, der Abstand zur Rückwand etwa 65 Zentimeter groß sein, die Distanz zum Hörplatz rund zweieinhalb Meter messen. Die Lautsprecher werden deutlich zum Hörplatz hin eingewinkelt. Von dieser Startaufstellung ausgehend lässt sich die Performance noch optimieren. Durch Veränderungen des Wand- und Hörplatz-Abstands erreicht man eine merkliche Ab- oder Zunahme im Bass. Aufgrund des offenen Dipol-Prinzips der No.1 SE MK II gibt es aber immer auch Orte, an denen sich im Bass direkt abgestrahlter Schall und indirekte Schallanteile auslöschen, woraus ein schwächerer Tiefton resultiert. Für das Erreichen der optimalen Wiedergabe heißt es also: ausprobieren!
Die Spatial Europe MC Series No.1 SE MK II in der Praxis
Das machen wir auch: Die No.1 SE MK II spielt in unserem Hörraum am Hegel H360, wir streamen via Qobuz „Security Joan“ von Donald Fagen. Er ist seit seiner Steely Dan-Zeit als Soundtüftler bekannt, und so ist die Fusion-Nummer perfekt produziert. Wir beginnen mit der empfohlenen Startaufstellung – und erzielen hier auf Anhieb eine Wiedergabe, die verblüfft, obwohl wir die Nummer eigentlich gut kennen. Aber sie klingt im Bass völlig ungewohnt: Freddie Washingtons Fünfsaiter hat reichlich Tiefgang und ordentlich Kraft, er klingt aber knackiger, muskulöser, eben ohne jegliches Gramm „Klang-Fett“: Wir erleben einen Bass ohne jene Andickungen und Verfälschungen, die sonst durch ein Gehäuse hervorgerufen werden. Wow! Geht da noch mehr? Wir rücken die Lautsprecher mal weiter von der Wand ab – und bei knapp 70 Zentimetern erleben wir unseren zweiten Verblüffungsmoment: Jetzt hat der Bass bis in den Frequenzkeller ein Volumen, das uns fast nach einem Subwoofer suchen lässt.
Entschlackter Bass und perkussive Präzision
Dennoch bleibt der Bass entschlackt – und dies kommt zuallererst Washingtons Rhythmuspartner, dem Drummer Keith Carlock, zugute: Die Bassdrum seines Schlagzeugs hat einen satten Punch und einen definierten Kick. So setzt sie sich sauber von den Basstönen ab, obwohl ihre Schläge völlig synchron zur Basslinie gespielt sind. Auch Carlocks restliches Set ist ein Fest: Die Snare klingt trocken und prägnant-präzise, Carlocks Schläge aufs Trommelfell haben eine tolle Durchsetzungskraft. Bei diesen Hieben hören wir sogar das charakteristische Rasseln des Snare-Teppichs. Dazu spielt Carlock durchgängig sein Ride-Becken – und auch hier ist die Transparenz famos: Die schnellen Schläge ergeben kein amorphes Rauschen, sondern sind als flott wiederholtes Aufeinandertreffen von Holzstick und gedengeltem Metall hörbar – inclusive dem dem faszinierenden Changieren des schwingenden Beckens. So klingt das ganze Drumset vital, frisch, dynamisch. Dabei ist es es, wie üblich, ganz hinten postiert. Davor spielt nun der Rest der Band – …
Beeindruckende Bühne mit toller Räumlichkeit
… und weil Donald Fagen es gerne mannstark mag, umfasst dieser Rest neben Schlagzeug und Bass noch Percussion und Handclaps, drei E-Gitarren, Klavier, Orgel, mehrstimmigen Background-Gesang und Fagens Lead Vocals. Trotz dieser großen Besetzung und des dichten instrumentalen Satzes ist jeder Musiker klar lokalisierbar und heraushörbar. Das liegt einerseits an der Produktion, andererseits an der überaus transparenten und klaren Wiedergabe, für die das aufgeräumte Tiefton-Fundament die Grundlage ist. Dabei liefert die No.1 SE MK II eine beeindruckende Bühne mit toller Räumlichkeit. Das ist ja das zweite Plus, das aus der Dipol-Abstrahlung sowie der koaxialen Hoch-/Mittelton-Wiedergabe resultiert: Wir erleben eine plastisch-präsente Darstellung der Instrumente mit ausgezeichneter Tiefenstaffelung und großzügiger Abbildung. Jeder der beteiligten Musiker entfaltet sich völlig frei. So registrieren wir auch kleinste Ereignisse bis hin zu den kleinen, aber feinen Akkord-Ajoutierungen des Klaviers. Und so lassen wir schnell das reale Ambiente des Hörraum hinter uns und genießen diese immersive Darstellung.
Präzise Ausrichtung für vollkommene Homogenität
Zwischenfazit: Die gesamte konzeptionelle Umstellung von Zwei-Wege- auf Drei-Wege-System, die damit einhergehende Neuaufteilung der Chassis-Zuständigkeiten mitsamt veränderter Übergangsfrequenzen sowie die neue serielle Drei-Wege-Weiche haben sich gelohnt. Für die Homogenität dieser Wiedergabe sind nun aber nach wie vor der Hörplatz und die Lautsprecher-Einwinklung entscheidend – denn geblieben ist ja die gewollte Richtwirkung, die bei der No.1 SE MK II nun im Mittelton ausgeprägter ist. Die absolute Homogenität und Natürlichkeit erreichen wir im Sweet Spot, also dort, wo wir zu jedem Lautsprecher den gleichen Abstand haben. Schon ein leichtes Rutschen nach links oder rechts bewirkt hier Unterschiede, die tonale Abstimmung ändert sich ebenfalls. Das merken wir auch am Gesang.Hier kann man durch eine Einwinklungs-Veränderung gezielt Einfluss nehmen: So erreichen wir maximale Stimmigkeit und Natürlichkeit von Fagens Front-Stimme und des Backgrounds mit einer minimal verringerten Ausrichtung auf den Hörplatz. Was bei allem Ausprobieren stets gleich bleibt, sind die Frische, Transparenz und Präzision.
Definiertes dynamisches Feuerwerk
All diese Pluspunkte bietet die No.1 SE MK II auch bei hohen Lautstärken. Dieser hochgradig pegelstarke Lautsprecher glänzt nun umso eindrucksvoller mit seiner Grob- und Feindynamik, bleibt dabei aber gelassen-souverän und bewahren seine klangliche Klarheit ohne Aufdickung oder gar Wummern. Das macht sich auch außerhalb unseres Hörraums bemerkbar. Die durch unseren Test ein wenig zwangsbeglücken Kollegen in den Nachbarräumen attestieren, wie definiert und dröhnfrei es auch in ihrem Büro klingt. Hier zahlt sich wieder aus, dass die No.1 SE MK II nach dem Schnelle-Prinzip funktioniert und weniger Wand, dafür umso mehr die Luft anregt. Wir haben hierfür „Godzilla’s Birthday“ ausgesucht, bei dieser Nummer demonstriert Großmeister Charly Antolini seine Schlagwerk-Künste – im Verbund mit Percussion-As Nippy Noy und Bass-Legende Wolfgang Schmid. Mit der No.1 SE MK II ist diese Nummer ein mit Wahnsinns-Bass fundiertes dynamisches Feuerwerk: Antolini und Noya spielen uns mit supervitalen Drum-Patterns und hochagilen Conga-Schlagfolgen geradezu schwindelig.
Verblüffendes Tweaking
Bei den Drumsolo-Passagen können wir dann hören, wie exzellent und musikalisch Antolini die einzelnen Trommeln seines Drumsets aufeinander abgestimmt hat: Vom hohen Tom bis zur Standtrommel harmonieren und resonieren die gestimmten Felle und Kessel perfekt, sie ergeben einen sonoren, ganzheitlichen Trommelverbund. Auch das offenbart die No.1 SE MK II mit Leichtigkeit. Nun tweaken wir ein wenig: Bislang stand jeder Lautsprecher auf drei Kugelspikes aus Feuerbronze, sie gehören zum Lieferumfang. Nun unterfüttern wir diese Spikes mit Absorbern, die optional erwerbbar sind. Sie entkoppeln die Lautsprecher vom Boden, neutralisieren aber ebenso Schwingungen auch vom Lautsprecher selbst. Das Ergebnis ist die nächste Verblüffung: Der Bass ist abermals knackiger und definierter, die Transparenz und Klarheit aller Instrumente noch größer, die Impulstreue und Dynamik noch fulminanter: Antolinis Trommel-Zauber hat ein Plus an Elan und Frische, die Trommeln mehr Knackigkeit, die Becken und die HiHat klingen noch akkurater und akzentuierter.
Festliche Opern-Gala
Ihre Darstellungsqualitäten zeigt die No.1 SE MK II auch im großen Format: Bei der berühmten „Casta Diva“-Arie aus Bellinis „Norma“ verzaubert uns die begnadete Renée Flemming in Begleitung der London Voices und des London Philharmonic Orchestra. Die No.1 SE MK II punktet mit ihrer exzellenten Räumlichkeit: Gleich mit der orchestralen Einleitung sitzen wir inmitten dieses lichten, großen Kirchenraums der Londoner Henry Wood Hall, weil wir die Reflexionen dieses Aufführungsortes erfahren. In mittlerer Entfernung entfaltet sich nun das in der Tiefe und Breite wunderbar weiträumig und plastisch dargestellte Orchester, von dem wir selbst kleine Nebengeräusche wie das Notenblättern hören. Und direkt vor uns singt nun Renée Flemming das gesangstechnisch wie gestalterisch immens schwere „Cast Diva“: Die Weltklasse-Sopranistin verzaubert uns durch ihre Gesangskunst, die No.1 SE MK II zaubert die amerikanischen Sängerin mit superber Präsens und Körperhaftigkeit, mit allen Finessen ihrer Gesangskunst auf die imaginäre Bühne und bereitet uns eine festliche Opern-Gala.
Fazit
Spatial Europe hat seine MC Series No.1 aufs nächste Level gebracht. Die Freiheit vom Gehäuse sorgt nach wie vor für einen luftigen Auftritt, akustisch bewirkt das Prinzip des offenen Dipols im Verbund mit dem Koaxial-Chassis immer noch für eine famose räumliche und offene Abbildung, die frei von Klangeinflüssen einer Box bis in den Bass mit Transparenz und homogener Natürlichkeit, Dynamik und Präzision punktet. Nun jedoch ist dieser Open Baffle-Lautsprecher als Dreiwege-System ausgelegt und agiert mit einer seriellen Frequenzweiche. Diese fundamentalen Veränderungen bewirken im Verbund mit einer optimierten Schallwand ein frappantes Performance-Plus mit noch höherer Abbildungskraft in der Darstellung und abermals größerem Tiefgang im Bass. Er spielt seine machtvolle Leichtigkeit nun umso eindrucksvoller aus. So offenbart die MC Series No.1 noch klarer den Unterschied zur konventionellen Wiedergabe eines boxenbewehrten Lautsprechers und führt nun auf drei Wegen zum grenzenlosen Genuss.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: sehr gut
97 of 100
96 of 100
96 of 100
Technische Daten
Modell: | Spatial Europe MC Series No.1 SE MK II |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | ab 5.500 Euro / Paar Aufpreise: - optionale Stoffabdeckungen: 300,00 Euro - frei wählbare RAL-Lackierung: 400,00 Euro - Holzfurnier: 600,00 - 1.000,00 Euro (je nach Furnier) |
Garantie: | 10 Jahre |
Ausführungen: | - Lackierung: Keramiklack weiß (matt), Keramiklack schwarz (matt) sowie (gegen Aufpreis) jegliche RAL-Farbe - Holzfurnier (gegen Aufpreis): Eibe Pfefferkorn, Olive, Palisander, Roseneiche natur, Roseneiche vintage, Roseneiche schwarz |
Vertrieb: | MachOne classics, Ingolstadt Tel. +49 841 33670 www.machone-classics.de |
Abmessungen (HBT): | 1020 x 457 x 310 mm (mit Fuß und Spikes) |
Gewicht: | 24,7 kg / Stück |
Bauart: | Drei Wege, passiv, offene Schallwand, offener Dipol-Lautsprecher |
Koaxialchassis: | 1 x 44 mm Hochmitteltöner (Druckkammertreiber mit inverser Titan-Kalotte) 1 x 380 mm Mitteltieftöner (Papier-Konus) |
Mitteltieftöner: | 1 x 380 mm (Papier-Konus) |
Frequenzbereich: | 30 Hz - 19 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 100 Hz, 3 kHz(Herstellerangabe) |
Impedanz: | 8 Ω (Herstellerangabe) |
Wirkungsgrad: | 93 dB/W/m (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | Spatial Europe MC Series No.1 SE MK II |
Optionales Zubehör: | - Stoffabdeckungen (300,00 €) - Absorptionsfüße-Set (POM-Absorber) (300,00 €) |
Pros und Kontras: | + außergewöhnliches, attraktives Design + offen-unkomprimierte, natürliche, homogene Wiedergabe + überaus plastische und dreidimensionale Abbildung + Dynamik und Präzision dank großer Impulstreue + kraftvoller, noch tiefer reichender Bass ohne Kompressionseffekte + Manufaktur-Fertigung + neues Dreiwege-Konzept + serielle Drei-Wege-Weiche - Aufstellung bedarf für optimale Basswiedergabe des Ausprobierens |
Benotung: | |
Klang (60%): | 97/100 |
Praxis (20%): | 96/100 |
Ausstattung (20%): | 96/100 |
Gesamtnote: | 96/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |
Gehört mit: | - Verstärker: Hegel H360 - Lautsprecherkabel: Supra Cables Quadrax |