Home » Tests » Technics SU-G700M2 – Detailverliebter Digitalverstärker mit analogem Touch
2. Mai 2023von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurDigitale Technik trifft beim Technics SU-G700M2 auf ein elegantes Design mit analogen Anleihen. Zusammen mit hochwertigen Bauteilen und cleveren Algorithmen, soll der kräftige Vollverstärker so jedes Detail der gespielten Musik offenlegen. Ob das funktioniert, zeigt unser Praxistest.
Selbst bei Audiogeräten, bei denen man meinen sollte, dass der Klang hier klar im Vordergrund steht, lässt sich das Visuelle nicht ausblenden. Optisch ansprechende Geräte ziehen auch den größten Klangliebhaber an, wie das Licht die Motte. So besitzt der Technics SU-G700M2 auch in unserer Redaktion eine besondere Anziehungskraft. Hier treffen silbriges Metall, helle Leuchten und tanzende Anzeigen aufeinander. Ein Zusammenspiel, dem man sich einfach nicht richtig entziehen kann. Schon bevor ein einziger Ton spielt, macht dies einem den Vollverstärker irgendwie sympathisch. Doch das macht ihn noch lange nicht zu einem Blender, der fehlende Kompetenz mit selbstbewusstem Auftreten kaschieren möchte. Schließlich steht das „M2“ im Namen des Technics für die Zweite Modellreihe. Der Verstärker beruht also auf dem bereits etablierten und beliebten ersten SU-G700. Dabei vereint Technics ausgefeilte Digitaltechnik und einen modernen Fokus, mit eleganten Stilelementen der analogen Ära.
In Bewegung
Am offensichtlichsten wird die Anleihe am klassischen Verstärkerdesign bei den VU-Metern der Front. Ihnen wird beinahe die Hälfte des verfügbaren Platzes eingeräumt, der auf der mehrere Millimeter dicken Aluminiumfrontplatte zur Verfügung steht. Technics versteht es dabei, die Anzeigen nicht nur durch ihre Größe in Szene zu setzen. Eingerahmt von hellen LEDs, ist es besonders ihre Beleuchtung, mit der der SU-G700M2 die Blicke auf sich zieht. Dazu kommt natürlich die rhythmische Bewegung der beiden Zeiger, mit der die Leistungsspitzen der Endstufen angezeigt werden. Bei dynamischem Spiel tanzen hier also nicht nur die Zuhörer, sondern auch der Verstärker selbst. Ein Schauspiel, dass man hier sehr oft betrachten darf. Wer sich daran satt gesehen haben sollte, kann die Beleuchtung der Anzeige aber auch Dimmen, oder sogar komplett ausschalten. In diesem Fall stellen auch die beiden VU-Meter ihre Arbeit dann vollständig ein und man kann sich ganz auf die Musik konzentrieren.
Der richtige Touch
Auch der große Drehregler für das Einstellen der Lautstärke erinnert dann an eine Zeit, als die manuelle Bedienung noch Standard war. Dabei liegt das Poti sehr gut in der Hand, lässt sich gefühlvoll drehen und bietet dabei einen angenehmen Widerstand. Doch auch wenn die Haptik hier stimmt, legt Technics seinem Verstärker natürlich eine Fernbedienung bei. Drückt man dann dort die Lautstärketasten, setzt sich der Drehregler motorisiert in Bewegung. Für die Quellenwahl bietet die Front des SU-G700M2 dann einen weiteren, kleineren Regler. Statt glattem Lauf sind dessen einstellbare Positionen mit dann mit einer Rasterung unterteilt. Anstelle raumgreifender Beschriftung, gibt dann ein schmales, aber gut ablesbares Display Auskunft über Lautstärke, Quelle oder andere wichtige Informationen. Insgesamt führt dass zu einem sehr aufgeräumt-modernen, aber dennoch nahbar-zeitlosem Design. Eine gelungene Gratwanderung, die den Technics sowohl mit Plattenspielern, als auch mit Streaming-Komponenten kombinierbar macht.
Spezialist für Bits und Bytes
Passenderweise ist es nicht nur sein Aussehen, dass besagte Verbindungen ermöglicht. Auch seine rückwärtigen Anschlussfelder ermöglichen den Einsatz in der analogen und der digitalen Welt der Audiowiedergabe. Jeweils zwei optische und zwei koaxiale Digitalanschlüsse können für Streamer, Disc-Transports oder AV-Geräte genutzt werden. Für HiRes-Enthusiasten wird aber der USB-B-Port wohl die erste Wahl in Sachen Anschüsse sein. Schließlich werden hier die möglichen 192 Kilohertz bei 24 Bit noch übertroffen. Angeschlossen an Computer, Musikserver oder Streaming-Bridge, verarbeitet der SU-G700M2 am USB-Eingang Signale bis zu 384 Kilohertz bei 32 Bit, ebenso wie DSD256. Auf eine Bluetooth-Schnittstelle für die Verbindung zum Smartphone verzichtete Technics hingegen. Auch ein HDMI-Eingang für den unkomplizierten Anschluss am Smart-TV, ist auf der Rückseite des Verstärkers nicht zu finden. Man konzentriert sich hier also klar auf eine reine, hochwertige Musikwiedergabe. Das zeigt sich auch bei den analogen Anschlussmöglichkeiten.
Phono-Freak
Zwei paar Cinch-Buchsen warten am SU-G700M2 auf passende Zuspieler. Ergänzt werden diese um einen dritten Analogeingang, der für den Einsatz von Plattenspielern vorgesehen ist. Während dieser beim Vorgängermodell einzig mit MM-Tonabnehmern kompatibel war, legt Technics nun noch einen drauf. Auch Moving-Coil-Systeme dürfen den Eingang nun für die direkte Übertragung an den Verstärker nutzen, ohne dass ein externer Phono-Preamp nötig wäre. Ausgewählt wird dies mit Hilfe der Fernbedienung. Drückt man bei eingestelltem Phono-Eingang auf die Menü-Taste, lässt sich der Anschluss bequem mit den Pfeiltasten anpassen. Auch die Phase, eine Verzerrungsdämpfung und ein Subsonic Filter, der niederfrequentes Rauschen unterdrückt, können für jeden analogen Eingang separat eingestellt werden. Verfechter der rein analogen Signalverarbeitung müssen jetzt aber stark sein. Auch wenn der Verstärker hier gute Anschlussmöglichkeiten für Plattenspieler und andere Zuspieler bietet, ist der technische Fokus absolut digital. Alle eingehenden Analogsignale werden also zunächst in die Welt von Einsen und Nullen überführt.
Signalwirkung
Grund dafür ist die Art des eigentlichen Verstärkers, der im SU-G700M2 seinen Dienst verrichtet. Technics nutzt hier eine Class-D-Schaltung, die heute wohl in den meisten Audioverstärkern zum Einsatz kommt. Anstatt diesen „Digitalverstärker“ aber mit einem analogen Signal anzusprechen, so wie es üblicherweise der Fall ist, bleibt hier alles, bis kurz vor den Lautsprechern, in der digitalen Domäne. Entsprechend wird hier auch kein typischer Digital-Analog-Wandler zum Einsatz, der üblicherweise großen Anteil am Sound des Gerätes hat. Stattdessen geschieht die Umsetzung erst an den Endstufen, die aus dem Signal direkt die benötigte Leistung erzeugen. Dadurch sollen die mit herkömmlicher Wandlung oft einhergehenden Verluste wegfallen. Damit das optimal Funktioniert, setzt Technics dabei seine „JENO Engine“ aus den Referenzgeräten des Herstellers ein, die digitalen Jitter minimieren und ein originalgetreues Signal erzeugen soll. Ein besonders schnelles Schaltnetzteil soll dann zusätzlich das Grundrauschen unterdrücken und somit optimale Voraussetzungen für die Verstärkung schaffen.
Kraft und Stabilität
Pro Kanal stellen die PWM-Endstufen so bis zu 140 Watt Leistung, für Lautsprecher von 4 bis 16 Ohm Impedanz zur Verfügung. Doch neben digitalem Zauber und hochwertigen Bauteilen soll auch der Aufbau des Verstärkers selbst zu einem besseren klanglichen Endergebnis führen. So trennt Technics die einzelnen Segmente im Innern des Gerätes auch baulich von einander. Das Netzteil und die Platine für die Stromversorgung nehmen dabei den linken Teil des Gehäuses ein. Mittig erledigt die Verstärkerschaltung ihre Arbeit, während das rechte Drittel des Gerätes der Platine für die Verarbeitung der Eingangssignale verbehalten wird. Zwischen den Baugruppen sorgen stabile Trennwände, im Zusammenspiel mit den gesonderten Platinen, für eine möglichst geringe Beeinflussung untereinander. Eine zweischichtige Bodenkonstruktion und üppig dimensionierte Metallplatten als Gehäuse, sorgen außerdem für die Vermeidung von Vibrationen. Gleichzeitig verleihen der segmentierte Aufbau und die großen Materialstärken, dem SU-G700M2 ein gutes Maß an Stabilität und Wertigkeit.
Im Takt
Die großen, festen Schraubklemmen an der Rückseite erlauben die Nutzung von losen Litzen, auch mit größerem Durchmesser, Kabelschuhen, oder Steckern. Nach dem Anschluss der gewählten Schallwandler lohnt sich dann noch das Einstellen einer besonderen Funktion des SU-G700M2. Auch wenn bei Lautsprechern stets eine Impedanz angegeben wird, verändert sich dieser Widerstand bei einem dynamischen Musiksignal. Das hat Auswirkungen auf die Impulsantwort der Treiber, je nach gespielter Frequenz. Um Verstärker und Lautsprecher wirklich linear arbeiten zu lassen, hat Technics einen Algorithmus namens „Load Adaptive Phase Calibration“, kurz LAPC, entwickelt. Mit der Fernbedienung gestartet folgt ein Messvorgang der angeschlossenen Lautsprecher. Dabei werden über etwa drei Minuten verschiedene Testtöne abgespielt. Ein Mikrofon, wie man es von Raumeinmessungen kennt, wird dafür nicht benötigt, denn der Verstärker misst nicht die Akustik, sondern Amplitude und Phase. Anschließend passt er die Wiedergabe entsprechend an. Danach lässt sich die Funktion per Knopfdruck aus- oder einschalten.
Digitaler Einstieg
Zu den Lautsprechern gesellt sich dann noch ein per USB angeschlossener Musikserver. Für Einsteiger in die Welt von Computeraudio, die ihren Laptop als Quellgerät nutzen wollen, bietet Technics auf seiner Website sogar ein kostenloses Playerprogramm an. Dieses bietet zwar nur sehr rudimentäre Funktionen, doch das führt zu einer enorm einfachen Bedienung, die auch absolute Anfänger vor keinerlei Herausforderung stellten sollte. Mein Weg führt mich hingegen zu unserem Netzwerkspeicher und einigen Onlinediensten, wo ich mehrere Orchester-Stücke auswähle. Umgehend zeigt der SU-G700M2 dabei, wo seine Kompetenzen liegen. Enorm dynamisch legt der Verstärker los und lässt die Zeiger an der Front wild hin und her zappeln. Feine Schläge auf eine Triangel erklingen silbrig und mit schönen metallischen Obertönen. Davor stellen sich schnelle Violinen auf, deren engagiertes Spiel mit toller Kontur umgesetzt wird. Der Technics agiert sehr fokussiert, fördert unbekannte Details ans Tageslicht und fügt diese nahtlos ins Klangbild ein.
Technics SU-G700M2 – Lebendiges Spiel bis ins kleinste Detail
Der Verstärker legt ungemein viel Energie in sein Spiel. Lebendig und packend setzt er jede Sektion des Orchesters packend um. Große Trommeln preschen mit Kraft in den Raum. Blechbläser bauen eine große Wand auf und bleiben auch bei hohen Frequenzen sauber und klar. Harfen und Violinen erklingen impulsiv und konturiert. Holzbläser fühlen sich natürlich und fein an, während kleinere Percussions und Becken mit kernigem Punch nach vorne getragen werden. Als Hörer hat man praktisch keine andere Wahl, als auf diese Form der akustischen Opulenz auch Körperlich zu reagieren. Einerseits durch Mitwippen im Takt und andererseits mit dem zusätzlichen Erhöhen der Lautstärke, um noch mehr Musik aufsaugen zu können. Diese Dynamik, Offenheit und das enorm differenzierte Spiel steht besonders HiRes-Aufnahmen perfekt zu Gesicht. Wobei die gute Auflösung des PWM-Verstärkers die Grenzen zwischen Hochbit und CD-Qualität ein wenig verschwimmen lässt.
Volle Kontrolle
Manchem mag dieses Maß an Detailtiefe und grandiosem Pomp sicher zu viel sein. Gerade wer Lautsprecher mit Folientreibern sein Eigen nennt, bekommt hier wirklich jede Feinheit auf dem Tablett serviert. Die Langzeittauglichkeit kann entsprechend ein wenig leiden und die eher helle Tonalität und die immense Finesse, tendieren dazu, ein wenig zu Lasten der Plastizität des Spiels gehen. Das ist eventuell nicht jedermanns Sache. Nutzt man statt den digitalen die analogen Eingänge, scheint der Technics hingegen minimal mehr Wärme zu generieren. Bei Bedarf kann man außerdem mit der internen Klangregelung ein wenig nachjustieren. Unabhängig davon zeigen sich die digitalen Endstufen in Sachen Power und Kontrolle absolut von ihrer besten Seite. Problemlos treibt der SU-G700M2 verschiedenste Lautsprecher an, bietet eine gute Leistungsentfaltung und lässt sich perfekt dosieren. Besonders die Impulstreue und Dämpfung, selbst großer Basschassis, kann hier beeindrucken. Zackiges Ansprechen und punktgenauer Stillstand sind hier die klare Norm.
Klare Sache
Jamiroquais „Deeper Underground“ untermalt der Technics mit dem drückend-kräftigen, runden und staubtrockenen Bass von Nick Fyffe. Jeder Griff in die Saiten der Gitarren und jeder Einsatz des Keyboards spurten unvermittelt in den Raum hinein und werden haargenau und differenziert dargestellt. Gleichzeitig erklingt Jay Kays Gesangsstimme klar und direkt im Zentrum der Bühne. Dank der ausgezeichneten Transparenz des SU-G700M2 geht nichts davon im musikalischen Getümmel unter und wer möchte, kann voll und ganz in jedes noch so kleine Detail einsteigen. Bei den schnellen Banjos der Punch Brothers hat man beinahe das Gefühl, direkt neben dem Instrumenten zu sitzen. Hier folgt auf das unvermittelte Anregen der Saite ein klar definierter Grundton, garniert mit feinen Obertönen, denen man beim ausgiebigen, sachten Abschwingen lange folgen kann. Über die Grenzen von Auflösungen und Musikgenres hinweg, entwickelt der Technics eine ungemeine Spielfreude, die Fans digitaler Dynamik und Detailverliebtheit jeden Tag begeistern kann.
Fazit
Der Technics SU-G700M2 ist ein echtes digitales Powerhouse. Mit seinen kräftigen PWM-Endstufen treibt der Vollverstärker Lautsprecher mühelos an und legt dabei ein enormes Maß an Kontrolle an den Tag. Zusammen mit seiner beinahe ausufernden Detailtreue und Transparenz, macht er es möglich, so tief in die Musik einzutauchen, wie bei kaum einem anderen Verstärker. Macher wird bei der Fülle an Eindrücken vielleicht ein wenig Gelassenheit und Plastizität vermissen und die eher helle Tonalität könnte Fans klassischer Analogwärme missfallen. Digital-fokussierte Hörer, die alles aus ihren Bits ziehen wollen, sind beim SU-G700M2 aber genau an der richtigen Adresse. Dank seiner enormen Dynamik wirkt das Spiel des Technics dabei stets lebendig was seine Zuhörer ebenso bewegt, wie seine stylisch in Szene gesetzten VU-Meter.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: gut
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Technische Daten
Modell: | Technics SU-G700M2 |
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Gerätekategorie: | Vollverstärker |
Preis: | 2.599 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Silber - Schwarz |
Vertrieb: | Panasonic Deutschland, Wiesbaden 032 221096337 www.technics.com |
Abmessungen (H x B x T): | 148 x 430 x 428 mm |
Gewicht: | 12,6 kg |
Eingänge: | 1 x USB-B 2 x Toslink optisch 2 x S/PDIF koaxial 2 x Cinch Stereo 1 x Cinch Stereo Phono (MM/MC) |
Ausgänge: | 1 x Lautsprecher Stereo 1 x Cinch Stereo Line-Out 1 x Cinch Stereo Pre-Out 1 x 6,3 mm Kopfhörerausgang (vorne) |
Unterstützte Abtastraten: | PCM bis 384 kHz/ 32 Bit DSD bis DSD256, 11,2 MHz/ 1 Bit |
Impedanz: | 4 - 16 Ohm |
Leistung: | 2 x 140 Watt/ 4 Ohm (Herstellerangabe) 2 x 70 Watt/ 8 Ohm (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | 1 x SU-G700M2 1 x Fernbedienung (inkl. Batterien) 1 x Stromkabel 1 x Anleitung |
Pro & Contra: | + elegantes, zeitloses Design + hohes Maß an Kontrolle + gute Leistungswerte + integrierte Phonostufe für MM & MC + enorme Dynamik + differenziert und transparent + große Detailtreue - kein Bluetooth/ HDMI - eher helle Tonalität |
Benotung: | |
Klang (60%): | 93/95 |
Praxis (20%): | 95/95 |
Ausstattung (20%): | 94/95 |
Gesamtnote: | 94/95 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | gut |
Getestet mit: | Innuos ZENmini Mk3 MacBook Air Pro-Ject Debut Pro S Elac Concentro S 509 Canton Vento 80 ViaBlue SC-4 ViaBlue NF-S1 Cinch QED Performance USB Graphite |