Home » Tests » COS S10 – Netzwerkswitch für entfesselte HiRes-Genüsse
6. August 2023von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurMit dem S10 will COS eine hochwertige Alternative für schnöde Bürotechnik in High End Streaming-Setups bieten. Dafür setzt der Netzwerkswitch auf ausgesuchte Bauteile und standesgemäße Optik. Wir haben uns den Streaming-Spezialisten im Praxistest vorgenommen.
Was früher die Schallplatte war, ist heute die Netzwerkverbindung. Aus den Rillen und Riefen von einst ist der Strom von Nullen und Einsen geworden, aus dem letztendlich wieder Musik zusammengesetzt wird. Und während das Reinigen einer Schallplatte als klarer Qualitätszugewinn gesehen wird, werden Reinigungsmaßnahmen bei der digitalen Übertragung weitestgehend belächelt. Dabei können auch Streamingkomponenten von einer sauberen Datenübertragung profitieren, wie die Firma COS Engineering mit dem S10 zeigen möchte. Der hochwertige Netzwerkswitch ist speziell für den Einsatz in High End Streaming-Setups konzipiert. Dabei vergleicht der Hersteller selbst die Anwendung mit dem Dekantieren eines guten Weines. Der S10 soll auf ähnliche Weise die Musik wieder zu einem echten Genuss werden lassen. Hohe Ziele also, die der Switch in unseren Testräumen zu erreichen versucht.
Digitale Kompetenz
Mit einem Netzwerkswitch ist der Hersteller COS auch voll in seinem Metier. 2014 wurde die Firma von drei Freunden gegründet, die sich von Anfang an der digitalen Musikwiedergabe verschrieben haben. Ziel war es, dem damals noch immer etwas stiefmütterlich behandelten Streaming, die gleiche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wie andere Firmen es bei der analogen Wiedergabe tun. So wollte COS auch mit vermeintlich „kalten“ Daten wieder emotionale Musikerlebnisse kreieren. Mit der Zeit entwickelte man dort schon einige ausgezeichnete DACs, die sich neben ihrem Klang auch immer durch ihr Design auszeichneten. Das ist bei einem Netzwerkswitch natürlich etwas komplizierter. Schließlich hat ein solches Gerät üblicherweise keine Features, für die man eine clevere oder besonders stylische Designlösung finden könnte. Dennoch folgt auch der S10 der Linie seines Herstellers uns schlägt optisch in ähnliche Kerben, wie die bisherigen Komponenten der Taiwanesischen Manufaktur.
Harte Schale
Aushängeschild von COS ist stets ein festes Kleid aus üppig bemessener Aluminiumlegierung. Auch der Netzwerkswitch steht seinen Kollegen in diesem Bereich in nichts nach und wird ebenfalls mit einem enorm stabilen Metallgehäuse ausgestattet. Die Grundform ist dabei natürlich eher geradlinig gestaltet. Die Winkel betragen also hauptsächlich 90 Grad und die Oberflächen sind eben. Doch an der Front gönnt man sich ein wenig optische Finesse. Die Unterkante ist hier leicht nach hinten abgeschrägt, was dem S10 das nötige My visueller Dynamik verleiht, um ihn nicht gänzlich als einfachen Quader abzutun. Auch die sachte gerundeten Längskanten des Gehäuses sorgen für einen etwas gefälligeren Look. Bedienelemente oder Anzeigen sucht man dann vergebens. Schließlich ist ein Switch kein Gerät, bei dem man ständig etwas einstellen müsste. Einzig eine kleine LED in der Frontplatte dient zur Überprüfung, ob der S10 eingeschaltet ist.
Solide geschirmt
Bei der Verarbeitungsqualität erfüllt der Switch dann klar die Erwartungen, die man in seiner, doch recht weit oben angesiedelten Preisklasse, stellen darf. Die Materialstärken sind, wie bereits angesprochen, erfreulich hoch. Dazu sitzen alle Teile des Gehäuses bombenfest und die wenigen Einzelteile, die das Metallkleid besitzt, fügen sich perfekt und praktisch fugenlos zusammen. Die solide Hülle führt zu einer sehr hochwertigen Haptik und gleichzeitig reduziert das feste Gehäuse auch die Möglichkeit von Einstrahlungen auf die Elektronik im Innern. An der Rückseite befindet sich, neben den Anschlüssen, außerdem eine Klemme für den Anschluss einer Erdungsleitung. So lassen sich unterschiedliche Massepotenziale zwischen den verschiedenen Geräten ausgleichen und Brummschleifen verhindern. Die mehreren Zentimeter hohen Füße, die das Gehäuse tragen, sorgen dann letztlich dafür, dass auch die Auswirkungen mechanischer Erschütterungen ein wenig minimiert werden.
Spieglein, Spieglein
Natürlich ist auch der S10 kein optisches Highlight, das ob ihres Anblicks die Betrachter einer Anlage in schwärmerische Verzückung versetzen wird. Verstecken braucht sich COS‘ Netzwerkswitch aber auch in hochwertigen Anlagen keineswegs. Ein Plätzchen Im Rack darf man ihm also gerne zugestehen, denn wie ein Fremdkörper wird er dort nicht wirken, auch wenn er natürlich eher funktionell gestaltet ist. Geliefert wird der Switch sogar standesgemäß in einer hübschen Filztasche mit Firmenlogo. Diese hat zwar nach der Aufstellung des S10 keinen Nutzen mehr, doch sie verdeutlicht klar den Anspruch, den COS an seine Systeme hat. Das eingefräste Firmenlogo an der Front darf also auch der Netzwerkswitch durchaus mit ein wenig Stolz tragen. Doch auch von der Optik und der Verarbeitung abgesehen, stellt sich der S10 in eine Reihe mit den High End Komponenten der Digitalspezialisten von COS.
Im Takt
Zum einen wäre da die Stromversorgung des S10. Üblicherweise besitzen herkömmliche Netzwerkswitches ein externes Schaltnetzteil. Vornehmlich um Platz, Gewicht und vor allem Kosten zu sparen. COS hingegen verwendet ein lineares Netzteil mit einem recht großen Ringkerntransformator, das außerdem schon einen Rauschfilter vorgesetzt hat. Das hat hier gleich mehrere Vorteile. Zum einen haben die zigtausenden Schaltvorgänge externer Netzteile die Angewohnheit, hochfrequente Störungen in die zu verarbeitenden Signale zu streuen. Das passiert beim S10 also nicht. Außerdem hilft eine sauberere, lineare Stromversorgung dann, auch dem empfangenden Gerät die korrekten Daten zur Verfügung zu stellen. Schließlich sind digitale Audiosignale nichts anderes, als zeitdiskrete Spannungsübertragungen. Je präziser diese von statten gehen, um so genauer gelingt am Ende auch die Umsetzung der Daten. Ergänzend setzt COS außerdem auf große Kondensatoren und vor allem extrem präzise Clocks mit minimalem Jitter, die sich hier für die korrekte Taktung der Signale verantwortlich zeigen.
Signalwahl
Auf seiner Rückseite bietet der S10 dann Anschlüsse für bis zu 10 verschiedene Geräte. Acht davon sind in Form der bekannten RJ45-Buchsen vorhanden, an denen passende Ethernetkabel angeschlossen werden können. Auf der rechten Seite befinden sich dann aber noch zwei übereinander angeordnete Anschlüsse, auf die man ein wenig seltener trifft. Hier handelt es sich um so genannte SFP-Anschlüsse, die ebenfalls als Ethernetschnittstelle dienen. Anders als bei den RJ45-Buchsen wird hier aber nicht mit einer elektrischen, sondern mit einer optischen Verbindung gearbeitet. Das bedeutet eine volle galvanische Trennung zwischen Switch und Streamer. Zwar sind Quellgeräte mit entsprechendem Eingang eher selten, aber durchaus vorhanden. Alle Anschüsse, egal ob Elektrizität oder Licht zur Übertragung genutzt wird, sind dann mit 100 oder 1000 Mbps-Anschlüssen kompatibel. Kümmern muss man sich dabei selbst um nichts, denn die Umstellung erfolgt bei Bedarf automatisch. Entsprechend einfach ist die Integration des S10 in die heimische Anlage.
On-Off-Beziehung
Einmal mit Strom versorgt, wird ein beliebiger Anschluss des Switches mit dem Router verbunden. Alle weiteren können dann genutzt werden, um Streamingsysteme, oder auch jedes andere netzwerkfähige Gerät, zu verbinden. Nicht genutzte Anschlüsse lassen sich beim S10 sogar vollständig deaktivieren. An der Unterseite des Gerätes befindet sich eine Reihe von DIP-Schaltern, mit denen die durchnummerierten Anschlüsse ein- oder ausgeschaltet werden können. Die sehr kleinen, dicht beieinander liegenden Schalter benötigen für die Betätigung allerdings eine ruhige Hand. Die Tatsache, dass diese nummeriert sind, die Anschlüsse an der Rückseite aber nicht, macht den Vorgang dann leider noch ein wenig komplizierter. Mit einem zusätzlichen Schalter lassen sich dann außerdem die Status-LEDs der RJ45-Buchsen deaktivieren. Beides kann dazu beitragen zusätzliche Signalbeeinflussungen zu verhindern. Auch wenn die Auswirkungen bestenfalls wohl als minimal beschrieben werden können. Schaden tut es jedenfalls nicht.
COS S10 – Der HiRes-Spezialist
Im Einsatz als Schnittstelle zwischen Musikserver und HiRes-Streamer zeigt sich dann schnell, dass der Vergleich mit dem Dekantieren eines Weines keineswegs zu weit hergeholt ist. Tatsächlich macht sich der Einsatz des S10 bei der Wiedergabe von Tools „Fear Inoculum“ positiv bemerkbar. Das Setup glänzt mit herrlicher Detailabbildung und feinen Obertönen, gerade bei den präzisen Drums. Auch die Ortung macht einen zusätzlichen Schritt nach vorne. Höhe und Tiefe der verschiedenen Schallquellen lassen sich gut zuordnen, während die Bühne noch ein wenig weiter aufgezogen wird. Die Musik tritt schön nach vorne in den Raum hinein, anstatt eher hinter die Lautsprecher zu rücken. Das macht das Spiel noch ein wenig immersiver und man fühlt sich als Zuhörer gut in das Geschehen hineingezogen. Auch die gesteigerte Präzision weiß zu gefallen. Wirkte das Spiel zuvor an manchen Stellen etwas ausgefranst, scheint der Switch die Klänge etwas mehr Kontur durchzuzeichnen.
Zugewinn
Billy Joels Klassiker „Piano Man“ profitiert ebenfalls von der optimierten Übertragung der Netzwerksignale. Erneut schafft es der S10 die Bühne noch ein wenig aufzuziehen, das Klangbild zu vergrößern und den einzelnen Komponenten mehr Raum zur Entfaltung zu geben. Auch der dunkle Hintergrund ist hier hilfreich und schafft klarere Konturen und ein Plus an Plastizität. So schwebt der Gesang klar und emotional im Raum, während das Akkordion dezent im Hintergrund bleibt. Die Mundharmonika erklingt realistisch quäkend und das Klavier fährt mit dynamischen, kraftvollen Anschlägen nach vorne. Auch bei den zarten Klängen des Hoff Ensemble sorgt der High End Switch für zusätzliche Brillianz, mehr Details und generell einem etwas vollerem Klang. Wie immer sollte dabei aber gesagt sein, dass der S10 kein Allheilmittel für mäßige Anlagen ist. Viel eher sorgt er in bereits tollen Setups dafür, das letzte Bisschen Performance aus dem Streamer herauszuholen. Und das gelingt ihm wirklich wunderbar.
Fazit
COS beweist erneut seine Kompetenz für hochwertiges Streaming. Der S10 Netzwerkswitch hilft mit optimierter Übertragung und ausgesuchten Bauteilen, hochwertige HiRes-Streamer noch besser klingen zu lassen. Dank der ausgezeichneten Verarbeitungsqualität und dem zurückhaltenden, aber eleganten Design, muss er sich zwischen High End Komponenten nicht verstecken. Seine zahlreichen Anschlüsse, inklusive der beiden optischen Netzwerkschnittstellen, erlauben eine einfache Integration und die problemlose Erweiterung des eigenen Setups. Das Feature nichtgenutzte Anschlüsse abzuschalten ist dabei durchaus clever, auch wenn die Bedienung der Funktion etwas komfortabler sein könnte. Wer HiRes-Audio liebt, in jedes Bit seiner Sammlung eintauchen und die ganze Performance seiner Anlage entfesseln möchte, ist beim COS S10 an der richtigen Adresse.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen
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100 of 100
Technische Daten
Modell: | COS S10 |
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Gerätekategorie: | Netzwerkswitch |
Preis: | 2.390 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz - Silber |
Vertrieb: | Ibex Audio, Heidenheim 07321 25490 ibex-audio.eu |
Abmessungen (H x B x T): | 77 x 260 x 233 mm |
Gewicht: | 3,5 kg |
Anschlüsse: | 8 x RJ45 Ethernet 2 x SFP Ethernet |
Übertragungsrate: | RJ45: 10/ 100/ 1000 Mbps SFP: 100/ 1000 Mbps |
Lieferumfang: | 1 x S10 |
Pro & Contra: | + ausgezeichnete Verarbeitung + elegantes Design + viele Anschlüsse + zusätzliche SFP-Ports + Anschlüsse und LEDs deaktivierbar + klanglicher Zugewinn - DIP-Schalter etwas fummelig |
Benotung: | Empfehlung |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | Innuos ZENmini Mk 3 Lumin U2 Hegel H360 Technics SU-G700M2 Canton Vento 80 Elac Concentro S 509 AudioQuest Monsoon AudioQuest Carbon USB AudioQuest Rocket 44 |