Home » Tests » Revival Audio Sprint 4 – Exzellentes Design und ausgefeilter Klang
30. September 2023von Dieter Pfeil
Die neue Revival Audio Sprint 4 verfügt über ein Design zum Hingucken und einen Klang zum Hinhören. Der französische Zweieinhalb-Wege-Lautsprecher hat einige überraschende Eigenschaften zu bieten, die ihn zu etwas ganz Besonderem machen.
Hinter der französischen Marke Revival Audio stehen der Ingenieur Daniel Emonts. Schon mit 14 Jahren entwickelte er seinen ersten Verstärker und etwas später seine ersten selbstgebauten Lautsprecher. Sein Traum war es immer, den besten Lautsprecher der Welt zu bauen. In nunmehr über 30 Jahren gehörte er zu den Entwicklern bei unterschiedlichen Unternehmen. 2022 gründete er mit seinem Freund und Partner Jacky Lee, der schon bei IBM und L’Oréal strategische Entscheidungen leitete, Revival Audio. Hier kann Daniel sein Ziel nun weiterverfolgen: den perfekten Sound zu einem erschwinglichen Preis erreichen. Und so experimentiert er mit verschiedenen Materialien und fertigt jedes Teil des Lautsprechers von Hand. Er simuliert und hört, bis das Resultat seinen Ansprüchen genügt. Dabei entstehen hochgelobte Meisterwerke wie die Atalante 3 oder die hier getestete Revival Audio Sprint 4. Sein Credo: Ein Produkt von Revival
Audio ist ein akustisches Kunstwerk.
Design mit ausgefeilter Funktionalität
Das Design des Lautsprechergehäuses ist bis auf ein Detail wenig spektakulär. Ein Detail, das man von anderen Herstellern nur als Blende kennt, hat hier sogar eine funktionelle Aufgabe. Sie dient einerseits als Wave-Guide für den Hochtöner und das A+A Cooren Design Studio hat dafür gesorgt, dass sie auch noch ein echtes Highlight ist. Erst auf den zweiten Blick ist mir überhaupt aufgefallen, dass diese metallisch aussehende Blende magnetisch an der Front haftet. Der Clou sind nicht nur die Kombination aus Farbe und Form, sondern die herausnehmbaren Stoffeinsätze für die Tief- und Mitteltöner. So kommen die wunderschönen Membranen eindrucksvoll zur Geltung oder lassen sich vor neugierigen Händen schützen. Und da sie einzeln entfernt werden können, kann ich mich frei entscheiden, ob ich nur eine Membran damit verdecke. Damit haben sich die Designer für die Revival Audio Sprint 4 aus meiner Sicht einen weiteren Design Award verdient.
Ausstattung
Nun, die grandiose Frontblende der Revival Audio Sprint 4 habe ich ja schon ausführlich beschrieben. Sie dient als Wave-Guide für den 28 Millimeter messenden Hochtontreiber. Darunter befinden sich zwei 18 Zentimeter große Tief-/Mitteltöner. Sie sind nicht nur optisch ein Hingucker auch technisch sind sie ziemlich außergewöhnlich. Sie sind aus mehreren Schichten aufgebaut, nämlich Schaumstoff, Filz und Basaltfasern, die aus Vulkangestein gewonnen werden. Das nachhaltige Material ist sehr steif, hart und dabei noch vergleichsweise leicht und eignet sich so für sehr reaktionsschnelle Membranen. Im Inneren befindet sich eine sorgfältig abgestimmte Frequenzweiche mit handverlesenen Komponenten, die den jeweiligen Chassis die richtigen Arbeitsbereiche zuteilt. Auf der Rückseite befindet sich das Anschlussterminal, das Bananenstecker festen Halt bietet aber auch Schraubklemmen für Litzen offeriert. Das Gehäuse ruht auf goldfarbenen Spikes und ist so perfekt an den Boden angekoppelt. Die Verarbeitung ist gut gelungen und die Holzplatten sind sauber foliert.
Technische Details
Auf die technischen Details möchte ich dann auch noch eingehen. Mit 1.060 Millimetern gibt sich die Revival Audio Sprint 4 sehr bescheiden. Auch in der Breite trägt sie mit 213 Millimetern nicht mehr als nötig auf. Trotz Bassreflexöffnung auf der Rückseite ragt der Lautsprecher nicht allzu tief in den Raum. So gönnt er sich 307 Millimeter und bei meinem Test konnte ich den Abstand zur Wand relativ gering (50 Zentimeter) halten, ohne dass der resultierende Klang zu bauchig geriet. An ihren 4 Ohm verträgt die Sprint 4 happige 180 Watt Eingangsleistung und pustet damit ordentlich die Gehörgänge frei. Dabei reicht das dargebotene Frequenzspektrum von 45 Hertz bis 22 Kilohertz. Die in Walnuss, Schwarz und Eiche erhältlichen Lautsprecher bringen 18,2 Kilogramm auf die Waage und der Hersteller gewährt stolze 10 Jahre Garantie auf sein Produkt. Selbst eine Einspielzeit nennt der Hersteller mit etwa 150 Stunden.
Verarbeitung
Auf den aufwendig gestalteten Wave-Guide, der sich hier übrigens den Namen Elytron-Blende verdient hat, bin ich ja oben schon beim Design eingegangen. Der metallisch anmutende Rahmen besteht aus einem robusten Kunststoff und ist stabil gefertigt. Er haftet magnetisch an der Front und sitzt perfekt an Ort und Stelle. Ich hätte fast nicht bemerkt, dass man ihn abnehmen kann. Die Abdeckungen für die beiden Tieftöner passen perfekt und rasten sauber in den Rahmen ein. Das gesamte Gehäuse ist sorgfältig zusammengefügt und mit einer hochwertigen Folie belegt. Die beiden Bassreflexöffnungen sind perfekt in die Rückwand integriert, genauso wie das Anschlussterminal, das einen robusten Eindruck hinterlässt. Auch die Metallspikes, auf denen die Revival Audio Sprint 4 ruhen, bieten einen sicheren Stand und koppeln das Gehäuse ordentlich an den Untergrund an.
Spiel’s mir nochmal, Daniel
Ein französischer Lautsprecher wie die Revival Audio Sprint 4 muss natürlich auch mit französischer Kost bedient werden. So landet Oxygéne von Jean-Michel Jarre auf meinem Plattenteller. Die Vinylscheibe hat zwar schon so einige Jahre auf dem Buckel, aber der Meister der elektronischen Musik verstand es auch in den 70ern schon, unvergleichliche Sounds zu erschaffen. Und so fliegen mir gleich die ersten feinen synthetischen Klänge aus „Oxygéne Pt. 1“ um die Ohren. Im bassarmen Intro wird sofort deutlich, wie detailliert die Sprint 4 die fein abgestimmten Sequenzen quer durch den Raum verteilt. So gleiten die sanften Synthieklänge nahezu durch den Hörkosmos. Zusammen mit dem an eine singende Säge erinnernden Sound schmiegt sich ein sanftes harmonisches Brummen in die Melodie und vollendet die Klangsynthese vollumfänglich. Sehr angenehm gestaltet sich dazu der sanfte Übergang zwischen den einzelnen Chassis.
Flottes Arbeitstempo
Und wenn dann der straffer abgestimmte Bass die Melodie ab Minute 4:25 übernimmt, zeigt die Sprint 4 die nötige Härte. Der leicht knorrige und eher trocken abgestimmte Tieftonbereich des Synthesizers wird von der Revival Audio präzise intoniert. Am anderen Ende des Spektrums erfreuen die quirligen Hochtöner am Ende des Stücks mit den sauber in den Raum geworfenen ,eher zirpenden Sounds, die dann in den zweiten und wohl bekanntesten Teil des Werks überführen. Aber auch ein zweiter Franzose darf sich auf der Sprint 4 beweisen. Auf digitalem Weg darf David Guetta hier mit Chris Brown und Lil Wayne bei „I Can Only Imagine“ die nötige Härte des Lautsprecherpärchens auf die Probe stellen. Schon zu Beginn des Stücks finden sich extrem Angriffslustige Klänge, die eine schnelle Reaktion der Membranen erfordern. Die Sprint 4 zeigt hier das erforderliche Tempo, um die knackigen Sounds abzuliefern.
Eine feine Abstimmung
Insgesamt liefert die Revival Audio Sprint 4 ein überzeugendes Klangspektrum mit spielfreudigem Tempo ab. Und das gelingt dank der straffen Tieftonmembranen auch im unteren Frequenzbereich. Doch auch wenn es sanfter zugeht, wie zum Beispiel bei Adeles Meisterwerk „Easy On Me“, das wirklich alle klanglichen Register zieht, beweist die Sprint 4, dass sie auch bei Stimmen den Ton perfekt treffen kann. Der Dynamik- wie auch Stimmumfang der Sängerin lassen sich ausgezeichnet nachvollziehen. Der im Chorus einsetzende Bass unterstützt kraftvoll, aber nicht überbetont den Flügel. Und selbst die gedämpfte Bass-Drum erhält den erforderlichen Druck, um eben nicht zu dröhnen, sondern nur die einzig Kraft für die notwendigen Akzente zu liefern. Und so wusele ich noch den ganzen Morgen durch meine Musiksammlung und genieße die ausgewogene Abstimmung der Klangwandler. Der Duft des Mittagessens holt mich wieder ins Jetzt zurück. Ich beende meine Lauschsession mit knurrendem Magen und wohligem Sound im Kopf.
Fazit
Die französische Kombination aus Tüftlergeist, einem ambitionierten Designstudio und preisbewusster Gestaltung hat ein interessantes Produkt hervorgebracht. Die Revival Audio Sprint 4 eignet sich ausgezeichnet für mittelgroße Räume und bietet eben nicht nur ein ansprechendes Design mit zahlreichen Raffinessen, sondern auch einen präzisen Klang für alle Gelegenheiten, der nichts vermissen lässt. Die sorgfältig zusammengestellten Materialien wissen ihre Qualität unter Beweis zu stellen. So darf man auch mal ordentlich an der Lautstärke drehen, ohne um die Membranen fürchten zu müssen. Auf der anderen Seite stellen auch filigrane Klänge für die Sprint 4 kein Problem dar. Und so punktet die Französin sowohl bei der Preisgestaltung wie auch beim Klang. Und als kleines Bonbon bietet der Hersteller von sich aus eine zehnjährige Garantie an. So zeigt man, dass man vollstes Vertrauen in sein Produkt hat.
Test & Text: Dieter Pfeil
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
88 of 90
90 of 90
89 of 90
Technische Daten
Modell: | Revival Audio Sprint 4 |
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Gerätekategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 1990 Euro (Paar) |
Garantie: | 10 Jahre |
Ausführungen: | - Walnuss - Eiche - Mattschwarz |
Vertrieb: | B&T hifi vertrieb, Erkrath 02104 175560 www.bt-hifi.com |
Abmessungen (H x B x T): | 1060 x 213 x 307 mm |
Gewicht: | 9,1 kg |
Bauart/Prinzip: | 2,5-Wege, passiv, Bassreflex |
Bestückung: | 1 x 28 mm Hochtöner 2 × 18 Tief-Mitteltöner |
Belastbarkeit: | 180 Watt (Herstellerangabe) |
Frequenzbereich: | 45 – 22.000 Hz (Herstellerangabe) |
Impedanz: | 4 Ohm |
Anschlüsse: | Schraubterminals, Single-Wiring |
Lieferumfang: | 2 x Sprint 4 2 x Satz Lautsprecherblenden 1 x Bedienungsanleitung |
Pro & Contra: | + interessantes, anpassbares Design + effektive, stylische Schallführung + hochwertige Spikes + 10 Jahre Garantie + ausgewogener Sound - keine |
Benotung: | |
Klang (60%): | 88/90 |
Praxis (20%): | 90/90 |
Ausstattung (20%): | 89/90 |
Gesamtnote: | 89/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |