Home » Tests » Wilson Benesch Discovery 3zero – Elysische Entdeckung
10. September 2023von Volker Frech
RedakteurWilson Beneschs Klassiker ist auch in der dritten Generation ein Wunder-Wandler: Der wie ein Kompaktlautsprecher erscheinende Standmonitor beeindruckt durch seine exzellente Homogenität, Plastizität und Räumlichkeit, verblüfft mit der Basskraft seines isobarischen Antriebssystems – und erstaunt mit seinen neuen Fibonacci-Elementen, die den Hoch- und Mitteltöner optisch veredeln und akustisch abermals die Präzision steigern. Doch die Discovery 3zero hat noch weitere Attraktionen zu bieten – und wir entdecken sie in diesem Test.
Wilson Benesch – wenn der Name dieser High End-Manufaktur fällt, bekommen Audiophile leuchtende Augen. Kein Wunder, denn der Sheffielder Schallwandler-Spezialist ist für die klangliche Exzellenz und die herausragende Material- und Fertigungsqualität seiner Lautsprecher berühmt. Zudem verkörpert Wilson Benesch etliche Ideale des High End. Das 1989 gegründete Traditionsunternehmen ist bis heute ein Familienbetrieb mit hoher Fertigungskompetenz. Fast der gesamte Lautsprecherbau findet im eigenen Haus statt, die Chassis werden sogar komplett in der eigenen Manufaktur gefertigt. Zudem agiert Wilson Benesch als Innovator: Durch die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Universitäten kommen stets neue oder weiterentwickelte Werkstoffe und Verfahren zum Zuge. So setzt Wilson Benesch von Beginn an auf Karbonfaser-Werkstoffe, was Anfang der 1990er für die HiFi-Branche geradezu revolutionär war und bis heute die Produkte der Briten prägt: „The Future is Carbon“ lautet das Motto der Firma. Karbon prägt auch die neue Discovery 3zero – allerdings mit anderem Fokus und in neuer Funktion.
Komplexer Korpus mit neuem Material-Mix
Karbon zeichnet sich per se durch immense Leichtigkeit, Steifheit, Belastbarkeit und Resonanzresistenz aus. Wilson Benesch hat diesen Werkstoff aber schon früh per „Advanced Composite Technology“ (A.C.T.) zum Karbonfaser-Verbundmaterial weiterentwickelt. Die clevere Idee, diesen Wunder-Werkstoff wie bei Formel Eins-Rennwagen für eine einteilige Gehäuse-Grundkonstruktion zu verwenden, die leichter und zugleich stabiler sowie resonanzresistenter ist, führte bereits bei der 2002 präsentierten Ur-Discovery zum A.C.T.-Monocoque – und diese beständig modifizierte Gehäusekonstruktion hat nun, in der dritten Generation des Lautsprechers, eine einschneidende abermalige Weiterentwicklung erfahren. Beim neuen „A.C.T. 3zero“-Monocoque weichen Kohlefaser und Co. nun etlichen neuen Werkstoffen, die natürlicher, nachhaltiger und umweltfreundlicher sind und nahezu alle bislang verwendeten Materialien petrochemischen Ursprungs ersetzen. Das Ergebnis ist ein Biokomposit-Gehäuse mit viskoelastischen Oberflächen. Diesem Gebilde verleiht nun eine einfassende Konstruktion aus Aluminium und Stahl zusätzliche Stabilität. Dem gleichen Zweck dienen die vertikalen Stahl-Verstrebungen im Gehäuseinneren. Die Konstruktion ist also komplex – und der hieraus resultierende Korpus ein Kunstwerk.
Ästhetische Form, apartes Design
Das Gehäuse der Discovery 3zero ist mit seinen herrlichen Rundungen und der oberseitigen Abschrägung eine echte Attraktion. Diese Geometrie ist auch akustisch vorteilhaft. So werden im Gehäuseinneren parallele Flächen vermieden – und damit stehende Schallwellen und problematische Schall-Reflexionen. Die ästhetische Form der Discovery 3zero wird von einem aparten Design veredelt: Die Korpusflächen können in diversen Karbonfaser-Ausführungen, Echtholz-Furnieren und Hochglanz-Lackierungen realisiert werden – und ebenso in einer individuellen Wunsch-Version. So kombiniert unser Testmodell Wangen aus wunderschönem Karbonfaser-Gewebe mit Segmenten in Belladonna Phantom Purple – ja, dies ist der legendäre Lackfarbton des luxuriösen Rolls Royce. Dieses attraktive Gehäuse misst nun an seiner jeweils höchsten und breitesten Stelle gerade mal 50 mal 24 Zentimeter und erstreckt sich 37 Zentimeter in die Tiefe. Wer aus dieser Kompaktheit aber nun auf einen Regal-Lautsprecher schließt, liegt falsch: Wilson Benesch weist die Discovery 3zero als Standlautsprecher aus. Die Stativsäule ist integraler Bestandteil und gehört zum akustischen Konzept.
Homogenitäts-Konzept
Trotzdem spielt sich das akustische Geschehen natürlich im kompakten, monitorartigen Gehäuse ab. Mit dieser Kompaktheit verkörpert die Discovery 3zero geradezu exemplarisch den akustischen Ansatz von Wilson Benesch: Bei den Briten steht seit jeher die Homogenität der Wiedergabe im Vordergrund. Da ist es vorteilhaft, wenn die Treiber möglichst eng beieinander platziert sind: So nähert man sich dem Ideal einer Punktschallquelle. Diesem Homogenitäts-Gedanken folgt auch die ungewöhnliche, für Wilson Benesch aber charakteristische Abstimmung dieses Zweieinhalb-Wege-Lautsprechers. Der Mitteltöner spielt außergewöhnlich breitbandig, die Übergangsfrequenz Richtung Hochton ist mit fünf Kilohertz ausgewiesen und gen Bass mit 500 Hertz beziffert. Dazu ist die Frequenzweiche Bauteil-minimiert, was den Einfluss auf Klang und Phasenlage gering hält, und flachflankig realisiert, weshalb die Chassis einen großen Überlappungsbereich aufweisen, in dem sie gemeinsam agieren. Damit dieses Konzept klappt, müssen die insgesamt vier Treiber exzellent harmonieren – und damit sind wir bei den nächsten Attraktionen der Discovery 3zero.
Staunenswerte Fibonacci-Elemente
Wilson Benesch ist es gelungen, die Chassis auf der Front zu echten Hinguckern mit Wow-Effekt zu veredeln. Dafür sorgen die neuen Fibonacci-Elemente, die den Hochtöner umgeben und den Mitteltöner bekleiden. Hierbei handelt es sich um staunenswerte fragile, aus Kohlefaser-Verbundstoffen bestehende und im 3D-Druckverfahren gefertigte Gebilde, deren Struktur eine natürliche Geometrie widerspiegelt: Die gitterartige Konstruktion erweitert sich vom Zentrum hin zum Rand. Wegen dieses Anwachsens hat Wilson Benesch sie „Fibonacci-Elemente“ getauft – in Anlehnung an das von Leonardo Fibonacci entdeckte natürliche Wachstumsgesetz, das der Mittelalter-Mathematiker in der Fibonacci-Folge beschreibt. Beim Hochtöner verhindert diese einfassende Gitterstruktur zu starke Hochton-Reflexionen der Schallwand – in Kooperation mit einer darunterliegenden, filzartigen, den gesamten Tweeter entkoppelnden Substruktur. Dies ermöglicht im Hochton ein gradlinigerer Frequenzgang und sorgt zudem für eine breitere Abstrahlung. Beim Mitteltöner hingegen, wo die wunderschön doppelgewölbte, präzise angepasste Fibonacci-Struktur im Zentrum des Konus platziert ist, bewirkt sie eine Membran-Stabilisierung und eine Minimierung der Partialschwingungen.
Hybrider Hochtöner
Bleiben wir erst einmal beim Hochtöner: Inmitten der attraktiven Rahmung durch das Fibonacci-Element agiert die aktuelle Version des „Semisphere“-Tweeters. Dieser von Wilson Benesch entwickelte und erstmals 2012 präsentierte Hochtöner war damals die weltweit erste Hybrid-Hochtonkalotte. Sie verdankt ihre Entstehung dem Umstand, dass Wilson Benesch aus klanglichen Gründen auf eine Kalottenbeschichtung oder gar eine Hard Dome-Lösung verzichtet, ein reiner Soft Dome aber an der Kuppelspitze bei rund 20 Kilohertz geringfügig einknickt. Deshalb haben die Briten ihre aus weicher Seide bestehende und 25 Millimeter durchmessende Kalotte innseitig mit einem penibel abgestimmten Karbonfaser-Streifen versehen. Er versteift und stabilisiert die Kalotte insbesondere in ihrem neuralgischen Scheitelpunkt, erhöht aber kaum das Gewicht und befördert zudem die innere Dämpfung der Membran. So kann dieser Tweeter bis 30 Kilohertz linear schallwandeln. Dabei agiert er in einer abgekapselten Gehäuse-Kammer, deren Rückwand eine komplexe, Labyrinth-artige Struktur aufweist. Dieses akustische Labyrinth eliminiert die von der Kalotte rückseitig abgestrahlten, klangproblematischen Schallanteile.
Isotaktische Mittelton-Membran
Im Mittelton kommt ebenfalls eine frische Antriebseinheit zum Zug. Hier setzt Wilson Benesch mit dem „Tactic 3.0“ auf neuste Version ihres 17 Zentimeter durchmessenden Konus-Chassis. Der besondere Clou ist die Spezial-Membran, die abermals das Ergebnis von Wilson Beneschs Forschungs-Affinität ist: Die geflochtene Schwingfläche dieses Chassis besteht aus isotaktischem Polypropylen. Isotaktisch bedeutet: Die Moleküle des Polymers wurden im Produktionsprozess gleichmäßig ausgerichtet. Durch diesen Kniff hat der Kunststoff eine ausgeprägte sogenannte „Taktizität“: Die gleichmäßige Molekül-Anordnung befördert den Kristallinitätsgrad des Kunststoffes, was sich in einer größeren Härte und Formbeständigkeit des Membran-Materials zeigt und zudem eine hohe innere Dämpfung bewirkt. Auch die Konstruktion und der Antrieb des Mitteltöners sind modifiziert. Das reicht von der strömungsoptimierten Korbstruktur, die per 3D-Modell so berechnet ist, dass sie dem rpückwärtig von der mebran abgestrahlten Schall nur die geringstmögliche Reflexionsfläche bietet, bis hin zur charakteristischen „Glocke“, die mit ihrem geschwungen geformten Antrieb einen optimalen magnetischen Fluss gewährleistet.
Isobarisches Treiber-System für den Bass
Dieser neue Tactic 3.0-Treiber kommt auch für die Bass-Wiedergabe zum Einsatz – und hier gleich in doppelter Ausführung. Der eine Treiber befindet sich verblüffenderweise komplett außerhalb des Korpus: Er ist invertiert angesetzt, seine Membran weist also Richtung Gehäuse. Innliegend ist nun das zweite Chassis eingebaut – jedoch anders herum. Die Membranen beider Treiber sehen sich also an. Da dieses Tieftöner-Duo in einer Push-Pull-Anordnung agiert, bewegen sich ihre Membranen parallel. Dieser für Wilson Benesch charakteristische sogenannte isobarische Antrieb, hat etliche Vorteile: Die Luft zwischen den Membranen funktioniert wie eine hochgradige zusätzliche Versteifung, ohne dabei irgendein Mehrgewicht und eine daraus resultierende größere Trägheit zu verursachen. Das komplex strukturierte isobarische System widersteht zudem Gehäuse-Geräuscheinwirkungen besser als konventionelles Chassis. Überdies wird die Arbeit auf zwei Treiber verteilt. Sie können deshalb kleiner ausfallen, bieten aber trotzdem eine große resultierende Membranfläche. Deshalb schwingen sie impulstreuer und exakter, was die geringere Luft-Federwirkung auf dieses System zusätzlich begünstigt.
Röhren-Duo für Mitten- und Bass-Abstimmung
Nicht zuletzt erreicht diese isobarische Anordnung die gleiche Tiefton-Potenz mit der Hälfte des Gehäusevolumens. Der halbierte Platzbedarf befördert die Kompaktheit der Discovery 3zero, die enge Anordnung aller Treiber – und damit die Annäherung an das Punktschallquellen-Ideal. Das erhöht ebenso die Homogenität der Wiedergabe wie die Verwendung des gleichen Treiber-Typs für Mitten und Bässe. Dies ist ebenfalls eine Wilson Benesch-Spezialität – und folgt fast logisch aus dem Ansatz, keine großen, trägen und unpräzisen Woofer einzusetzen. Um nun die Tiefton-Fähigkeit abermals zu erhöhen, besitzt das Volumen, auf welches das „Isobaric Drive System“ spielt, eine Bassreflex-Abstimmung. Dank all dieser cleveren Kniffe kann die kompakte Discovery 3zero einen Bass bis zu erstaunlichen 38 Hertz liefern. Das Korpusvolumen des Mitteltöners besitzt ebenfalls eine Ventilierung und damit ein tonales Tuning. So erklären sich auch die beiden Röhren, die aus der Gehäuseunterseite ragen: Die längere ist die Reflexöffnung des Bassgehäuses, die kürzere dient der Abstimmung des Mitteltöner-Kompartiments.
Klangoptimierende Stativsäule mit aufwändiger Bodenankopplung
Der gesamte 2,5-Wege-Lautsprecher wird nun von einer metallenen Stativsäule getragen, die sich in ihrer Formgebung geschmeidig an die gerundete Rückseite des Monitors anschließt. Die Platzierung auf einem Stativ ist die optimale Art, einen kompakten Lautsprecher zu betreiben: So bleibt der Schallwandler frei von klangverschlechternden Schwingungen eines Regals oder Sideboards. Damit auch bodenseitig keine Schwingungen auf den Lautsprechers einwirken können, ist die elegante, aber massive metallene Fußplatte mit drei Spikes bewehrt. So hat die Discovery 3zero nur minimal-punktuellen Kontakt – und selbst hier bietet Wilson Benesch noch eine eigene, aufwändige Optimierung: Jede der Spike-Spitzen ruht auf einer Kugellager-Konstruktion, welche in die unterlegten Teller eingelassen ist. Auch das Anschluss-Terminal ist eine eigene Lösung der Engländer: Hier bietet die Discovery 3zero auf der Rückseite der Stativsäule vier Klemmen und damit die Möglichkeit, den Lautsprecher per Bi-Wiring oder gar Bi-Amping anzusteuern. Wer den Monitor im konventionellen Single-Wiring-Modus betreiben möchte, setzt die mitgelieferten Kabelbrücken ein.
Die Wilson Benesch Discovery 3zero in der Praxis
So betreiben wir die Discovery 3zero in unserem Hörraum und schließen sie hier an die Vor-/Endstufen-Kombination Chord Ultima Pre 3/Ultima 5 an. Als Zuspieler dient der Digital Audio Player/Streamer Cayin CS-100DAP. Bei der Aufstellung fangen wir mit dem gleichschenkligen Dreieck an. Die Entfernungen zwischen den Lautsprechern sowie dem Hörplatz betragen jeweils 2,40 Meter. Dabei stellen wir die Lautsprecher erst mal uneingewinkelt auf. Zur exakten Ausrichten wählen wir ein Stück mit Gesang: Via Qobuz streamen wir Malias „Touching Ghosts“ vom Album „Convergence“, bei dem die Jazz-Sängerin mit Yello-Mastermind Boris Blank zusammengearbeitet hat. Mit Malias Stimme ist die Einwinklung schnell erledigt: Es reicht bereits eine moderate Ausrichtung hin zum Hörplatz – und schon werden wir von einer Wiedergabe verwöhnt, die geradezu atemberaubend immersiv ist! Blank ist ja für seine Top-Produktionen bekannt, ebenso für seine Klangkosmos-Kreationen. So hat er auch hier einen akustischen Kunst-Raum geschaffen, der geradezu grenzenlos ist, …
Grandiose 3D-Erfahrung
… und die Discovery 3zero erweist sich als kongenialer Botschafter, der uns die Entdeckung dieser unendlichen Weiten ermöglicht. Schon die Synthesizer-Sounds, die von Anfang an den Song grundieren, versetzen uns in einen Schwebe-Zustand und hüllen uns förmlich ein. Einzelne Töne der aufsteigenden Melodielinie fallen wie akustische Regentropfen auf uns herab, bis ein Spitzenton leise, aber mit der ungemeinen Intensität eines kleinen Glockenschlags erklingt, sich wie eine klingende Kugel ausbreitet, beim Ausschwingen eine zunehmend größere Ausdehnung hat und schließlich zu allen Seiten in die Unendlichkeit entschwindet. Nein, wir haben keine bewusstseinserweiternden Substanzen genommen, für dieses grandiose akustische Erlebnis sorgt allein die Discovery 3zero. Wie immer legt Blank über dieses Soundgefüge etliche Drums- und Percussion-Samples – und dieses Schlagwerk hat, wie der glockenartige Ton, eine exzellente Direktheit, Präsenz und Präzision. Das beginnt beim Shaker und reicht bis zu der mit Schellenkranz belegten Hi-Hat: Die Akkuratesse, Ansatzlosigkeit und Impulstreue dieser Beckenanschläge ist famos.
Verblüffende Bass-Macht
Unter dieses Sound- und Samples-Gefüge legt Blank, ebenfalls wie immer, satte, voluminöse Bässe – und hier verblüfft uns der Monitor erneut. Natürlich gelten auch für die Discovery 3zero die Gesetze der Physik, natürlich hat deshalb der Tiefton eine Grenze, die bei 38 Hertz liegt – aber was das isobarische System samt Bassreflexabstimmung hier leistet, ist schwer beeindruckend: Trotz des begrenzten Volumens liefert der kompakte Lautsprecher einen Tiefton, den wir ihm, ehrlich gesagt, niemals zugetraut hätten. Die lange liegenden Synthesizer-Basstöne, die den Song grundieren, haben eine derartige Stabilität und Kraft, dass wir den imposanten Druck am ganzen Körper spüren. Dafür muss aber der Abstand zu den Lautsprechern stimmen: Einen halben Meter näher sitzend haben die tiefsten Bässe nicht mehr ganz diese Mächtigkeit, sind aber immer noch sehr sonor. Wir haben auch mal den Abstand der Monitore zur Wand verändert: Hier ist die Discovery 3zero überaus unkritisch, das ermöglicht eine wandnahe Aufstellung.
Zum Leben erweckt
Nach der instrumentalen Einleitung von „Touching Ghosts“ setzt dann Malia ein – und das ist ein abermaliges Erlebnis: Die malawische Sängerin braucht mit ihrer sonoren Stimme nur zwei eröffnende Worte, um sich als reale Person in unserem Zimmer zu materialisieren: Malia singt „I’m tired“ – und steht direkt vor uns. Ihre unmittelbare Physis und direkte Präsenz sind eine echte Offenbarung! Malia erzählt uns leise und fast beschwörend von ihrer Einsamkeit, ihren Sehnsüchten und Ängsten – und wir haben das Gefühl, dass dies nur für unsere Ohren bestimmt ist. Der Discovery 3zero gelingt es grandios, dieser Stimme Leben einzuhauchen. Das klappt, weil der Lautsprecher uns jedes noch so kleine Detail entdecken lässt. So betört uns Malia mit ihrer souligen Stimme: Mal haucht sie die Worte zart und zerbrechlich, mal gibt sie ihnen mit leicht angerautem Timbre Eindringlichkeit und Tiefe, mal lässt sie ihre sonore, warme Stimme wirken …
Stupende Darstellungs- und Abbildungskraft
… und veredelt die ausklingenden Silben mit einem wunderschönem Vibrato, welches ihre Worte eindrucksvoll intensiviert. Dazu hören wir auch das zarteste Einatmen, wenn Malia vor jeder Phrase Luft holt, und können fast körperlich den Luftstrom spüren, wenn sie ihre gesungenen Worte zu uns in den Raum strömen lässt. Es sind diese Details, die ein „Wie echt“-Gefühl erzeugen. Mit dieser stupenden Darstellungs- und Abbildungskraft glänzt die Discovery 3zero auch im orchestralen Großformat. Wir wählen aus der Donizetti-Oper „Maria Stuarda“ die Arie „Io vi rivedo alfin“, die Joyce DiDonato in Begleitung des Orchestre de l’Opéra de Lyon intrepretiert. Die Aufnahme startet mit einer Sekunde vermeintlicher Stille, doch wir können hier bestens den Konzertsaal mit seiner natürlichen Raumakustik wahrnehmen. Bereits diese Atmosphäre gibt die Discovery 3zero mit ihrer Feinauflösung und Klarheit meisterhaft wieder. Solche Raumeindrücke sind für eine reale Abbildung essenziell – und so sitzen wir prompt im Lyoner Opernhaus.
Akustischer Spaziergang durch das Orchester
Auch das jetzt eröffnende Orchester ist gleich perfekt abgebildet: Die Celli und Bässe beginnen zur Rechten, werden dann von den zentralen Geigen unterstützt, bis die weiter hinten postierten Holzbläser die Melodieführung übernehmen und dabei von der etwas abseits angesiedelten gezupften Harfe unterstützt werden, bis schließlich das gesamte Orchester das Motiv wiederholt – verteilt auf verschiedene Instrumentengruppen. Das ist ein herrlich dreidimensionales Erlebnis, denn die Breiten- und Tiefenstaffelung des Orchester ist grandios. Wir haben das Gefühl, quasi einen akustischen Spaziergang durch das weiträumig dargestellte Orchester machen zu können. Dabei ist jedes Instrument mit superber Plastizität dargestellt, auch diese materielle Griffigkeit befördert die Echtheits-Illusion. Überdies haben die Mikrofone bei dieser Aufnahme selbst kleinste Bühnengeräusche wie das Notenumblättern oder das An- und Absetzen der Instrumente aufgenommen. All das gibt die Discovery 3zero wieder – und so haben wir den Eindruck, einen Klangkörper mit Musikern aus Fleisch und Blut zu erleben.
Herrliche Homogenität
Dieser „Wie echt“-Eindruck verdankt sich aber auch der Homogenität, mit der Discovery 3zero agiert: Die Darstellung wirkt völlig natürlich und absolut selbstverständlich, als könnte es nicht anders sein. Dies zeigt der Lautsprecher noch eindrucksvoller mit dem Einsatz des Gesangs: Joyce DiDonato besingt in der Arie „Io vi rivedo alfin“ als zum Tode verurteilte Maria Stuart ihren Gang in ein besseres Leben, die begnadete Sopranistin zieht uns mit ihrer atemberaubenden Gesangskunst, aber ebenso mit der Gefühlsintensität ihrer Interpretation in den Bann. Da ist sie wieder, diese beseelte, lebendige Stimmabbildung der Discovery 3zero. Maria Stuart verabschiedet sich von ihren Gefährten, die als antwortender, hinten postierter Chor in Erscheinung treten, bis schließlich das Orchester mit der satten Macht und Dynamik eines Musiker-Großaufgebots hinzutritt und alle im Finale vereint agieren. Was für eine fesselnde Aufführung – und was für eine grandios stimmige, konsistente Wiedergabe durch die Discovery 3zero.
Drum-Feuerwerk mit fulminanter Dynamik
Geht’s noch besser? Ja! Wir haben diesen Lautsprecher bislang allein auf den Spikes betrieben. Nun kommen die Kugellager-Teller zwischen Spikes und Nadelfilz-Teppichboden – und so gewinnt die Wiedergabe abermals an Transparenz, Definition und Impulstreue. Jetzt entfaltet die Discovery 3zero ihre maximale dynamische Klasse – und präsentiert „Sticks To Me“ von Charly Antolini als finales Feuerwerk. Der Schlagzeug-Großmeister liefert hier ein brillantes Solo, bei dem er uns mit seinen rasanten Läufen über alle Trommeln und mit seinen rhythmisch komplexen Drum-Patterns geradezu schwindelig spielt. Die Discovery 3zero stellt uns Antolinis Drumset mit explosiver Anschlagskraft und mitreißender Frische und Agilität in den Raum: Bei den mitunter unvermittelten Snare-Schlägen zucken wir regelrecht zusammen. Was für eine Dynamik! Dabei sind auch die Hiebe auf die Toms und die Tritte der Bassdrum absolut knackig und konturiert. Und dank der großartigen Darstellungskraft der Discovery 3zero gibt Antolini diese fulminante Lehrstunde der Schlagwerk-Kunst livehaftig in unserem Raum.
Fazit
Wilson Beneschs kompakter Klassiker führt in der dritten Generation die famosen Wiedergabe-Qualitäten, für welche die Sheffielder Schallwandler-Manufaktur berühmt ist, auf grandioses Niveau: Die Discovery 3zero beeindruckt mit superber Homogenität und Stimmigkeit, herausragender Plastizität und Räumlichkeit, fulminanter Frische und Dynamik – und bietet bei geringem Volumen einen verblüffend tiefreichenden und machtvollen Bass. Hierfür sorgen tradierte Markenzeichen wie die identischen, relativ kleinen und deshalb flotten Treiber für Mitten und Bässe, das isobarische Treibersystem für den Tiefton oder der hybride Semisphere-Tweeter für den Hochton. Diese musikalischen Meriten befördern nun das auf Basis von Bio-Materialien konzipierte, schwingungsresistente Gehäuse und insbesondere die neuen Fibonacci-Elemente: Diese staunenswerten Gitter-Gebilde, die den Tweeter umgeben und den Mitteltöner bekleiden, verleihen dem eh schon attraktiven Standlautsprecher optisch einen Wow-Effekt und steigern akustisch Präzision und Feinauflösung, Klangneutralität und Abstrahlverhalten. So gelingt diesem Standmonitor eine Wiedergabe von geradezu immersiver Wirkmacht – und so wird Musikhören mit der Discovery 3zero zur elysischen Entdeckung.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Luxury-Klasse
Preis/Leistung: angemessen
Technische Daten
Modell: | Wilson Benesch Discovery 3zero |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | ab 24.990,00 € / Paar |
Gewährleistung: | 5 Jahre (nach Registrierung) |
Ausführungen: | - Premium Black - Naturholzfurnier* in Hochglanz (Aufpreis: 1.300,00 € / Paar) - Sonderfarben** (Aufpreis: 2.900,00 € / Paar) - Carbon Farbe*** (Aufpreis: 2.700,00 € / Paar) * Burr Walnut, Ebonisiertes Walnussholz, Walnuss (Seitenwände; alle anderen Teile sind standardmäßig schwarz lackiert) **Aventador Blue Aegir, Huracan Verde (Grün), Mugello Girgio Ferro (Grau), Senna Volcanic Orange, Senna Volcanic Red, Belladonna Phantom Purple (Seitenwände; alle anderen Teile sind standardmäßig schwarz lackiert) ***Enzo Red, Ettore Blue, Silverstone Silver (hochglänzendes, rot / blau /silber gefärbtes Kohlefasergeflecht auf dem A.C.T.-Monocoque) |
Vertrieb: | IAD, Korschenbroich Tel.: +49 (0) 2161 / 617830 www.audiolust.de |
Abmessungen (HBT): | 1217 x 230*/394** x 370*/408** mm * Lautsprecher ** Fuß |
Gewicht: | 35,5 kg / Stück |
Prinzip: | 2,5-Wege, passiv, Bassreflex,Tieftöner in isobarischer Anordnung |
Hochtöner: | 1 x 25 mm, Fibonacci Hybrid (Seide/Karbonfaser-Kalotte) |
Mitteltieftöner: | 1 x 170 mm, Tactic 3.0 (Polypropylen-Konus) |
Tieftöner: | 2 x 170 mm, Tactic 3.0 (Polypropylen-Konus, in isobarischer Anordnung |
Frequenzbereich: | 38 Hz - 30kHz (+/- 2dB) |
Übergangsfrequenz: | 500 Hz / 5 kHz |
Wirkungsgrad: | ca. 89 dB (@ 1m / 2,83V) |
Impedanz: | 6 Ω |
Lieferumfang: | - Frontbespannungen (magnetisch haftend) - Brücken-Kabel für Single-Wire-Betrieb - 6 Spikes - 6 Spike-Teller mit Kugellager-System - Gabelschlüssel - Bedienungsanleitung (Englisch) - Garantie-Registrierungskarte |
Pros und Contras: | + herausragendes, attraktives Design + superbe Material- und Fertigungsqualität + exzellent homogene, stimmige Wiedergabe + überragende Räumlichkeit + famose Plastizität der Darstellung + beeindruckende Impulstreue und Dynamik + stupende Auflösung und Transparenz + verblüffende Basskraft + Manufaktur-Fertigung + zahlreiche Finish-Varianten und -Kombinationen - Terminal: Muttern (für Lautsprecherkabel mit Schuhen) müssen mit Werkzeug angezogen werden |
Benotung: | |
Gesamtnote: | 100+ |
Klasse: | Luxury-Klasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | - Zuspieler: Cayin CS-100DAP - Vorverstärker: Chord Ultima Pre 3 - Endverstärker: Chord Ultima 5 - Signalkabel: Viablue NF-S1 Silver XLR, Viablue NF-S6 XLR - Lautsprecherkabel: Viablue SC-6 Single Wire |