Home » Tests » Röhrenvollverstärker Voxativ T-211 – Audiophile Lichtgestalt
28. November 2023von Volker Frech
RedakteurMaximaler Aufwand für eine minimalistische Schaltung: Mit diesem Konzept verheißt der Voxativ T-211 eine atemberaubende Wiedergabe mit klanglicher Röhrenmagie. Dafür bürgen der puristische Class-A-Aufbau im audiophilen Single Ended-Design, die reine Trioden-Verstärkung mit 211er-Referenz-Röhren in der Endstufe, die exklusive Entwicklung mit reichlich Know-How – und eine zeit-, material- und manpower-intensive Manufakturfertigung. Ob und wie dieser Ausnahme-Amp sein Versprechen einlöst, zeigt dieser Test.
Was für eine imposante Anmutigkeit: Der massiv-metallene T-211 bringt satte 37 Kilo Gewicht auf die Waage, dieser ausladende Bolide beansprucht auf dem Sideboard 45 mal 44 Zentimeter Platz, er ragt mit seinen volumigen Trafo-Türmen und den großen Endstufenröhren 28 Zentimeter in die Höhe, prunkt mit maximal dimensionierten Bedienelementen – und beeindruckt zugleich mit eleganter Harmonie und edler Attraktivität. Keine Frage: Einen schöneren Röhrenverstärker haben wir noch nicht auf unserem Redaktionstisch gehabt. Diese Ausstrahlung verdankt sich auch dem cleanen Design: Der komplette Korpus ist frei von jeglichen Schrauben. Das verleiht dem Verstärker eine fließende, bruchlose, geradezu monolithische Optik. Kein Wunder: Das dickwandige Gehäuse ist aus einem vollen Block Aluminium gefräst und damit einteilig-nahtlos. Für die Eleganz sorgen nun die gerundeten Übergänge von den Wangen zur Front sowie dezente Fasungen und sanfte Neigungen, die den Korpus von aller Kastigkeit befreien. Auch die erstklassige, in schwarz realisierte Eloxierung unterstreicht die Noblesse und Hochwertigkeit.
Exklusives Konzept in einzigartigem Design
Die Eleganz befördert zudem die oberseitig eingelassene Metallplatte mit ihrer verchromten Fläche: Auf dieser Ebene thronen und spiegeln sich das Röhrenensemble wie auch die Trafo-Trias, deren Becher zur elektromagnetischen Abschirmung ebenfalls in schwarz eloxiertem, hier aber fein gebürsteten Metall gehalten sind. Einzigartig ist nun das Design der Bedienelemente: Die beiden großen Räder für Quellenwahl und Lautstärkeregelung scheinen fast die Front zu überragen und heben so ebenfalls jegliche Quaderförmigkeit auf. Wer diese Räder sieht, muss sie einfach drehen – und erlebt dann das geschmeidige Einklinken bei der Wahl der drei Line-Inputs sowie die allerfeinste 48-stufige Rastung bei der Pegeleinstellung. Hinter diesem Lautstärke-Rad steckt kein schnödes handelsübliches Potentiometer, sondern ein komplexes, selbstentwickeltes Widerstandsnetzwerk. Damit beginnt der Reigen der Erfindungen und Eigenlösungen, die in diesem außergewöhnlichen Verstärker stecken: Diplomingenieur Stefan Noll, in der Branche bestens beleumundeter Röhrenverstärker-Experte, hat den T-211 als Chefingenieur von Voxativ exklusiv für die Berliner High End-Manufaktur konzipiert und realisiert.
Audiophiler Attenuator, resonanzresistentes Gehäuse
So entspringt die Entwicklung einer eigenen Lautstärkeregelung der klanglichen Unzulänglichkeit konventioneller Lösungen, die Noll ausprobiert und wieder verworfen hat. Das als pegelabschwächender Attenuator funktionierende komplexe Widerstandsnetzwerk agiert hingegen so musikalisch, wie Noll es vorschwebt. Dabei hat er die Widerstände so ausgelegt, dass der Regelbereich bei leisen Pegeln feiner ist als bei höheren Lautstärken. Der Laufweg des Lautstärke-Rads ist also ungewöhnlich groß, doch dies erweist sich umgehend als überaus bedienfreundlich und angenehm in der Handhabung. Die Lautstärkeregelung lässt sich alternativ auch mithilfe der mitgelieferten Fernbedienung vornehmen statt über das Pegel-Rad. Die material- und kostenintensive Fertigung des Gehäuses aus dem vollen Metallblock hat übrigens ebenfalls akustischen Gründe: Die hohe Masse senkt die Eigenresonanz des Gehäuses in den unhörbaren Frequenzbereich und bewirkt eine maximale Schwingungsresistenz gegen externen Trittschall sowie mögliche Mikro-Vibrationen der internen Transformatoren. Diese seismische Stilllegung ist ein klangentscheidender Punkt bei Röhren, die prinzipbedingt mikrofonisch sind, also empfindlich auf mechanische Anregung reagieren.
Neue Fertigungsweise in aufwändiger Manufakturarbeit
Die in diesem Gehäuse agierende Verstärkerschaltung ist in ihrer Konstruktion ebenfalls einzigartig – und das liegt an der Entwicklungsgeschichte des T-211: Stefan Noll sollte für Voxativ einen Vollverstärker bauen, der perfekt mit den Schallwandlersystemen des Berliner Lautsprecherspezialisten harmoniert. Dieser Abstimmungs-Anspruch führte zu einer völlig neuen Fertigungsweise: Alle Komponenten und Baugruppen werden zuerst auf eine metallene Trägerplatte montiert und dort verkabelt – also diskret und in Freiverdrahtung und somit ohne klangverschlechternde Zentralplatine. Die fertige Verstärkerschaltung wird anschließend eingebrannt, bis die Bauteile ihre dauerhaften Betriebswerte erreicht haben. Anschließend folgen diverse Testdurchgänge sowie mehrfache Prüfung und Messung der Komponenten. Erst wenn der Test- und Tuning-Prozess, bei dem für jedes einzelne Exemplar etliche nachträgliche Korrekturen notwendig sind, abgeschlossen ist, kommt die Trägerplatte unter die Haube: Der gesamten Verstärkeraufbau wird in den massiven Aluminium-Korpus eingesetzt und inclusive der Anschlüsse endmoniert. All dies geschieht in aufwändiger Manufakturarbeit, die über eine Woche in Anspruch nimmt.
Class-A-Betrieb und Single Ended-Design
Diese Fertigungsweise ermöglicht die schraubenfreie, cleane Optik des T-211 – und anders wäre die Fertigung und Abstimmung überaus knifflig: Der Innenraum des Gehäuses ist bestens ausgefüllt. Noll hat den zur Verfügung stehend Platz so weit wie möglich genutzt, um bestmögliche Lösungen zu realisieren. Das heißt beim grundsätzlichen Schaltungsaufbau: Der T-211 ist quasi ein Doppel-Mono-Verstärker mit getrennten Kanalzügen. Das optimiert die Kanaltrennung, erhöht aber den Kabelaufwand: So sind zugunsten der Brumm- und Rauschminimierung zwischen den Schaltungsteilen einige Meter an Erdungsleitungen verlegt. Nun zum Verstärkerkonzept: Der T-211 ist ein puristischer Class-A-Verstärker im Single Ended-Design. Class A heißt: Die Röhren werden nur im linearen Bereich ihrer Kennlinie betrieben. Single Ended-Design bedeutet: Das Musiksignal wird auch in der Endstufe komplett von einer Röhre verstärkt und nicht, wie bei der üblicheren Push-Pull-Schaltung, in Halbwellen zerlegt und mit zwei Röhren verstärkt, was Übernahmeverzerrungen erzeugt. Die Class-A/Single Ended-Kombination ist also die sauberste und verzerrungsärmste Art der Verstärkung.
Reine Trioden-Verstärkung
Diese audiophile Exzellenz hat aber ihren Preis: Der Wirkungsgrad dieser Schaltung ist erbärmlich, das Gros der Energie wird in Wärme statt Musik umgewandelt, die Verstärkerleistung ist überschaubar. Dies gilt umso mehr, wenn man die Class-A/Single End-Schaltung auch noch mit reiner Trioden-Verstärkung realisiert, also in der Endstufe auf den Einsatz der hier üblicherweise verwendeten leistungsstarken Pentoden verzichtet. Auch das hat klangliche Gründe: Röhren erzeugen (wie auch Transistoren) sogenannte harmonische Verzerrungen. Pentoden betonen dabei ungeradzahlige Klirrkomponenten, weshalb ihr Klang mitunter als härter empfunden wird. Trioden hingegen bevorzugen vorwiegend geradzahlige Klirrkomponenten, was Hörer angenehm, natürlicher und musikalischer wahrnehmen. Diese reine Triodenbestückung ist nach Class-A-Betrieb und Single Ended-Design also der dritte Leistungsminderer. Doch genau das will und kann Voxativ sich leisten: Der T-211 ist ja ursprünglich für die wirkungsgradstarken Schallwandler der eigenen Manufaktur gedacht gewesen. Dies ermöglichte Noll, den Verstärker allein auf bestes Wiedergabe-Niveau hin zu konzipieren – mit seiner favorisierten Röhre.
Power-Triode 211: exzellente Röhre in edler Version
Diese Favoriten-Röhre ist die 211: Noll schätzt diese Power-Triode wegen ihres großartigen Klangs. Deshalb ist sie der eigentliche Ausgangspunkt bei der Entwicklung des T-211 gewesen und auch maßgeblicher Namenspate bei der Modellbezeichnung. Diese exzellente Röhre kommt in einer Edel-Version zum Zuge: Sie stammt aus der T Series Mark II des chinesischen Spezialisten Psvane. Die Röhren dieser Referenz-Reihe werden vom Hersteller als gematchtes Paar geliefert. Sie sind also getestet und so selektiert, dass sie identische Betriebswerte aufweisen. Dies belegt ein Zertifikat für jedes einzelne Exemplar. Die Röhren besitzen vergoldete Steckkontakte, die zur bestmöglichen Isolation in einen Teflonsockel eingelassen sind. Für bestmögliche Performance hat Noll hat deshalb den T-211 ebenfalls mit sündteuren Teflon-Röhrenfassungen ausgestattet – und extra für die Beheizung der Röhren separate Trafos eingesetzt. Zurück zur Röhre: Die Power-Triode beeindruckt gleich auf den ersten Blick mit ihrer imposanten Dimensionierung. Die großen Glaskolben überragen selbst die hinter den Röhren sich erhebende Trafo-Skyline.
Trioden-Sextett für souveränen Antrieb
Doch von dieser großvolumigen Bauweise sollte man sich nicht täuschen lassen: Die 211 ist kein Leistungsmonster, sondern eine Klangmacht – und so liefert diese Power-Triode gerade mal zwölf Watt an Acht-Ohm-Lautsprechern. Von dieser scheinbar geringen Leistungsangabe sollte man abermals sich nicht täuschen lassen: Das Dutzend Watt genügt bei Schallwandlern mit heute üblichem Wirkungsgrad vollkommen, um für einen souveränen Antrieb zu sorgen. Zudem ist diese Wattangabe auch nur ein Pi-mal-Daumen-Wert. Er kann je nach Impedanzverlauf des angeschlossenen Schallwandlers merklich anders ausfallen – und per se vermag die 211 bei kurzen Impulsen ihre Leistung auf 24 Watt zu verdoppeln. Zwei dieser edlen 211er-Röhren bilden die Stereo-Endstufe. In der Vorstufe kommen dann pro Kanal eine 6SL7 zur Spannungsverstärkung und eine 6SN7 in der Treiber-Sektion zum Einsatz. Diese Trioden hat Noll hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit und gleichbleibend-engtolerierten Qualität gewählt: Die Trioden stammen ursprünglich aus russischen Militärbeständen, erfüllen also in puncto Serienkonstanz und Verlässlichkeit höchste Ansprüche.
Bias-Abgleich und Brumm-Minimierung
Damit dieses Röhrenensemble optimal arbeiten und der Verstärker seine beste Performance liefern kann, besitzt der T-211 zwei Einstellmöglichkeiten. Die erste ist die Bias-Justage: Mit ihr stellt man den korrekten Ruhestrom der Endstufenröhren ein. Dann kann die Röhre ihre sauberste Verstärkerleistung erbringen. Zudem sollte dieser Wert für beiden 211er-Trioden gleich sein, um einen perfekten Abgleich beider Stereo-Kanäle zu erzielen. Die Bias-Justage nimmt man über ein kleines Schräubchen auf der Verstärkeroberseite vor. Über zwei Messpunkte, an die man ein Spannungsmessgerät anschließt, liest man den aktuellen Bias-Wert aus. Die zweite Einstellmöglichkeit dient der Minimierung des Brummens, welches bei einer direkt geheizten Röhre wie der 211 in der Natur ihrer Konstruktion liegt: Ihre elektronenspendende Kathode, die direkt im Signalweg liegt, dient zugleich als Heizfaden, der mit Wechselspannung betrieben wird. Das hierdurch erzeugte Brummen minimiert man mit dem zweiten kleinen Schräubchen. Das Präzisions-Kontrollinstrument hierfür ist diesmal aber das eigene Ohr.
Spezial-Trafos und -Ausgangsübertrager
Die Glimmkolben werden gerne als klangentscheidend dargestellt. Doch für die audiophile Fähigkeit eines Röhrenverstärkers sind ebenso die Umsetzer entscheidend. So ist am Anfang die Leistungs- und Lieferfähigkeit der Transformatoren in der Netzteilsektion die Voraussetzung für die Dynamikfähigkeit, Ruhe, Kontrolle und Kraft des Verstärkers. Am Ende sind es dann die Ausgangsübertrager: Sie dienen der galvanische Trennung und der Widerstandsanpassung an den Lautsprecher. Als letzter Teil der Verstärkerschaltung beeinflussen sie jedoch maßgeblich die Klangqualität. Deshalb erkennt Voxativ in den Übertragern quasi Musikinstrumente und lässt alle Umspanner nach eigenen Spezifikationen maßfertigen. Die mächtigen Hauben, die hinter den Röhren die Trafo-Skyline bilden, zeugen von der Potenz der im T-211 wirkenden Transformatoren und Ausgangsübertrager. Letztere stellen das Musiksignal dann an einem Acht-Ohm- und einem 16-Ohm-Abgriff bereit. Hierfür bietet der Verstärker überaus edle und attraktive Klemmen. Der T-211 besitzt darüber hinaus auch noch einen Pre Out, der insbesondere für den Betrieb des Voxativ 9.87-Lautsprechersystems gedacht ist.
Der Voxativ T-211 in der Praxis
Nach dem Einschalten hat der Verstärker erst mal eine Aufwärmphase. Knapp eine Minute werden die Röhren sanft auf Betriebstemperatur gebracht. Das ist, insbesondere mit Blick auf die hier eingesetzten wärme- und preisintensiven Power-Trioden, bestens investierte Zeit, denn dieser Soft Start verlängert deutlich die Lebensdauer der Röhren. Als nächstes prüfen wir mit unserem Multimeter den Ruhestrom: Er ist für die eine 211er zu niedrig, für die andere zu hoch eingestellt, also bringen wir sie auf den in der Bedienungsanleitung ausgewiesenen optimalen Wert. Zudem registrieren wir ein Brummen auf beiden Kanälen. Dieses können wir durch sorgfältiges Justieren über das Hum Balance-Schräubchen effektiv eliminieren. Hier gleich eine tiefe Verbeugung: Die durchaus knifflige 211er-Röhre ist in diesem Verstärker in puncto Brummen und Rauschen exzellent gebändigt. Das ermöglicht einen reinen Musikgenuss – und auch hier ist „exzellent“ gleich das passende Stichwort: Nach rund zehn Minuten Einspielzeit mit anfänglicher Körnigkeit offenbart der T-211 seine volle Klangpracht.
Unerhörte Frische und Vitalität
Wir starten mit Mighty Sam McClains „Give It Up To Love“ Der charismatische Bluessänger hat bei dieser Ballade eine vierköpfiger Begleitband im Rücken, doch Drummer Lorne Entress eröffnet den Song allein mit einem Rhythmus-Pattern auf den Hi-Hat-Becken und speziellen Schlägen auf den Rand der Snare. Wir kennen dieses Intro gut – doch in dieser Frische und Vitalität haben wir das Drumset noch nicht gehört! Gleich der erste Schlag auf die geschlossenen Hi-Hat lässt uns zusammenzucken, weil er so unmittelbar und impulsiv ist. Dabei hat Entress das Becken nur zart berührt, und ebensowenig hören wir auf hoher Lautstärke. Trotzdem ist die Durchsetzungsfähigkeit der Anschläge superb. Dazu kommt eine grandiose Auflösung, die uns auch die allerkleinsten Feinheiten wahrnehmen lässt: Wir hören, sobald Entress‘ leicht auf den Snare-Rand schlägt, wie die anderen Trommeln seines Drumkits zum Mitschwingen angeregt werden. So klingt es authentisch, denn genauso schwingt ein Schlagzeug in der Realität.
Verblüffende Lebensechtheit
Dazu ist das Drum Kit in einen wunderbaren Hall eingebettet. Hier liefert uns der T-211 einen atemberaubenden Reigen an Reflexionen, so dass wir geradezu immersiv in diesen imaginierten Kunstraum eintauchen und mühelos die Realität unseres Hörzimmers hinter uns lassen. Dann setzen Gitarre und Keyboard ein – und wieder begeistert uns die Frische der Wiedergabe: Kevin Barrys melodische Einleitung auf der unverzerrten Gitarre hat eine herrliche Dynamik, der Saitenanschlag besitzt einen tollen Attack – und wie beim Schlagzeug erleben wir eine ungemeine Griffigkeit und Gegenwärtigkeit. Der T-211 zeigt uns den Stahl der Saiten, das Holz von Hals und Korpus, wir nehmen das Gleiten von Barrys Fingern über die Saiten wahr, die charakteristischen Geräusche beim Berühren der Bünde. Wir erfahren die ganze Materialität des Instruments. Hinzu tritt eine grandiose Abbildungskraft: Dank dem T-211 spielt Kevin Barrys mit einer geradezu verblüffenden Dreidimensionalität und Lebensechtheit vor uns im Raum.
Mirakulöse Strahlkraft
Mit dieser Abbildungsmagie verzaubert uns der T-211 noch meisterlicher beim Einsatz von Mighty Sam McClain: Der Bluesbarde steht direkt mit seinem Gesangseinsatz vor uns, wir können seine physische Präsenz geradezu spüren. Dieser Mann ist eine Urgewalt: Mit seiner sonoren, leicht rauen, je nach Tonlage etwas knödeligen Stimme sinniert er, seufzt er, fleht er: McClain lebt, was er singt, und sein eh schon charismatischer Gesang hat dank des T-211 eine Unwiderstehlichkeit. Hier bewahrheitet sich sich wieder, was man der Röhre nachsagt: Ihr gelingt die Darstellung von Soloinstrumenten und insbesondere von Stimmen mit einer mirakulösen Strahlkraft, mit einer herausragenden Intensität. Man kann sich dieser Wiedergabe schlicht nicht entziehen. Hierzu trägt auch die überragende Breiten- und Tiefenstaffelung bei: Der T-211 stellt uns die Band auf ein großzügiges Podium, jeder Musiker kann sich auf seinem Instrument frei entfalten. Das gilt auch für den Bass, den der T-211 mit Souveränität, Volumen, Kontrolle und Kraft liefert.
Natürlich, harmonisch und selbstverständlich
Kraft ist das nächste Stichwort: Bei den nominellen zwölf Watt, die dieser Verstärker liefert, stellt sich natürlich die Frage: Reicht das? Audiophile Antwort: Ja. Und dafür bedarf es lautsprecherseitig auch keiner Wirkungsgrad-Monster. Wir haben die T-211 sowohl mit klassischen Schallwandlern betrieben, etwa mit der Audio Physic Tempo, als auch mit der Diesis Aura, die als Open Baffle-Lautsprecher bezüglich des Basses schon gewisse Anforderungen an die Kontrollfähigkeit des Verstärkers stellt. Der T-211 meistert das prima, bei Pegelstufe 30 haben wir eine Lautstärke erreicht, die je nach Produktion der gewählten Aufnahme jenseits jeglicher musikhörerischer Vernunft liegt. Zudem verschätzt man sich bei einer exzellenten Wiedergabe leicht bezüglich der Lautstärke. Da hilft es, mal kurz aus dem Zimmer zu gehen und den Pegel von draußen zu erleben. So geht es uns auch mit dem T-211: Die Wiedergabe ist dermaßen natürlich, harmonisch und selbstverständlich, dass wir sie auch bei beachtlichem Schalldruck als vollkommen angenehm empfinden.
Livehaftige Oper
Die Klangkultur des T-211 macht auch den Opernbesuch zum Erlebnis. Wir hören die Arie „Libiamo ne‘ lieti calici“ aus Verdis „Traviata“. Gleich mit den ersten eröffnenden Tönen des Orchesters sitzen wir im Münchner Nationaltheater: Die Raumabbildung ist superb, das Bayerische Staatsorchester ist sofort als wahrhafter Klangkörper präsent, bei dem wir einzelne Instrumentengruppen mit Leichtigkeit verorten und sogar den Bogenstrich der Celli und Bässe registrieren können. Was für eine tolle Orchesterabbildung! Und weil dies eine Live-Aufnahme ist, sind auch zahlreiche Nebengeräusche eingefangen wie das Stuhlrücken, Notenblättern und Instrumentabstellen im Orchester oder die Bewegungen der später einsetzenden Choristen und Solisten auf der Bühne. All dies transportiert die Atmosphäre, lässt die Aufnahme real erscheinen und sorgt für die tolle livehaftigkeit der Wiedergabe. Schon bei der Orchestereinleitung haben wir auf der Spielfläche leichtes Gelächter und das sanfte Klirren von Gläsern gehört: Der Chor ist bei dieser Prosit-Arie bereits als feiernde Festgesellschaft zu vernehmen.
Vokale Wirkmacht
Vor dieser lebhaften Gästeschar singen nun Anja Harteros als Violetta und Piotr Beczała als Alfredo das in ein Trinklied verkleidete Liebesduett – und auch hier haben wir dieses „Wir sind dabei“-Gefühl, weil sich die beiden Solisten bei ihrem Gesang auf der Bühne bewegen und dadurch die Räumlichkeit dieser Aufnahme betonen. Der T-211 liefert uns diese Agilität auf der Bühne frei Haus – und auch hier erleben wir wieder diese herausragende Darstellung der Stimmen: Mit Harteros und Beczała singen zwei superbe Solisten, die uns eh schon mit verführerischem Sopran und sonorem Tenor beeindrucken. Doch der T-211 lässt diese Stimmen geradezu luzide erstrahlen und verleiht ihnen eine herrliche vokale Wirkmacht. Hierzu trägt abermals die holografische, körperhafte Darstellung der Sänger bei, ihre überragende Bühnenpräsenz, ebenso die Abbildung selbst kleinster gesanglicher Wendungen vom geschmeidigen Portamento bis hin zu den wunderschönen Vibrati. So verführt uns auch der T-211 dazu, in diesem melodienseligen Duett-Gesang schwelgen.
Beeindruckende Bühnenabbildung
In dieses wunderbare Duett schaltet sich nun immer wieder die singende Festgesellschaft ein – und auch hier erweist sich die Wiedergabe als überragend: Der Chor erscheint nicht als amorphe Stimmenmasse, sondern als Verbund von Sängerinnen und Sängern aus Fleisch und Blut. Wie beim Orchester sind hie und da sogar einzelne Stimmen wahrnehmbar. Und ebenso wie das Orchester beeindruckt auch der Chor mit tollen Steigerungen bis ins Fortissimo und stimmigen Zurücknahmen bis hin zum Piano: Zubin Metha dirigiert die Vokalisten und Instrumentalisten mit klugen Lautstärkeabstufungen – und der T-211 zeigt uns dieses beseelte Musizieren mit toller Dynamik, wodurch auch hier eine tolle Intensität erfahrbar ist. Zudem verdeutlichen die hinter den Solisten agierenden Choristen abermals eindrucksvoll die räumliche Bühnentiefe. Und auch hier verströmt die Wiedergabe bis hin zum finalen Applaus eine herrliche Frische und Lebendigkeit. So wird diese beschwingte Arie zum mitreißenden Opernbesuch.
Fazit
Der Voxativ T-211 erweist sich in jeder Hinsicht als atemberaubender Ausnahme-Verstärker: Im Auftritt beeindruckt er mit einzigartigem Design und materialintensiv-aufwändiger Manufaktur-Fertigung. In der Konzeption punktet er durch einen reinen Class-A-Betrieb, eine puristische Schaltung im sauberen Single Ended-Design und eine Verstärkung allein mit Trioden-Röhren. So liefert dieser Verstärker prinzipbedingt eine überschaubare, aber absolut ausreichende Leistung. Doch viel wichtiger: So bietet dieser Verstärker eine überwältigende Performance mit exzellenter Klangkultur. Die Wiedergabe hat eine herausragende Frische und Vitalität, eine herrliche Harmonie und Selbstverständlichkeit. Die räumliche Abbildung besitzt eine geradezu immersive Imaginationskraft, die Darstellung der Musiker ist verblüffend dreidimensional und plastisch. Dabei haben insbesondere Soloinstrumente und Stimmen eine mirakulösen Strahlkraft. Hierfür zeichnet insbesondere die superbe 211er-Power-Triode in der Endstufe verantwortlich. Mit dieser Röhre liefert der T-211 eine tolle Dynamik, eine unglaubliche Intensität – und in Summe eine mitreißende Wiedergabe, die beim Musikhören Lust auf mehr macht. So präsentiert sich der T-211 als audiophile Lichtgestalt.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Luxury-Klasse
Preis/Leistung: angemessen
Technische Daten
Modell: | Voxativ T-211 |
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Produktkategorie: | Vollverstärker |
Preise: | um 26.000,00 Euro |
Garantie: | - Verstärker: 3 Jahre - Röhren: 90 Tage |
Ausführung: | Schwarz |
Vertrieb: | Voxativ GmbH, Berlin Tel.: +49 179 292 42 24 https://voxativ.berlin |
Prinzip: | Röhrenvollverstärker, Class A-Betrieb, Single-Ended-Design, Triodenverstärkung |
Abmessungen (HBT): | 280 mm x 455 mm x 435 mm |
Gewicht: | 36,6 kg |
Eingänge: | 3 x Line unsymmetrisch (Cinch) |
Eingangsempfindlichkeit: | 180 mV (Herstellerangabe) |
Ausgänge: | 1 x Pre Out unsymmetrisch (Cinch) 1 x Lautsprecher (2 Abgriffe für 8 Ω und 16 Ω) |
Ausgangsleistung: | 2 x 12 W an 8 Ω (Herstellerangabe) |
Ausgangsimpedanz: | 8 Ω, 16 Ω |
Röhren: | - Spannungsverstärkerstufe: 2 x 6SL7 - Treiberstufe: 2 x 6SN7 - Endstufe: 2 x 211 |
Frequenzbereich: | 20 Hz - 20 kHz (-1 dB) (Herstellerangabe) |
Klirrfaktor: | 2% (Herstellerangabe) |
Geräuschspannungsabstand: | 92 dB(A) (Herstellerangabe) |
Stromverbrauch (max.): | 220 W (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Voxativ T-211 - Röhren (2 x 6SL7, 2 x 6SN7, 2 x 211) - Fernbedienung + Batterien - Netzkabel - Bedienungsanleitung (Englisch) |
Pros und Contras: | + mitreißend frische und vitale Wiedergabe + ausgezeichnete Impulstreue und Dynamik + exzellente Auflösung und Transparenz + superbe räumliche Abbildung mit immersiver Imaginationskraft + herausragend dreidimensionale, plastische Darstellung + mirakulösen Strahlkraft und Präsenz von Stimmen und Soloinstrumenten + Class-A-Betrieb und Single Ended-Design für saubere, verzerrungsarme Verstärkung + reine Trioden-Verstärkung für harmonisches Klangbild + ausgezeichnete Rausch- und Brummarmut + Hum-Balance-Trimmer zur Brumm-Minimierung + Bias-Trimmer für Ruhestrom-Optimierung der Endstufenröhren + Pre-Out (lautstärkegeregelt) für den Anschluss eines Subwoofers, einer weiteren Endstufe oder des Voxativ 9.87-Laustprechersystems + Softstart-Funktion zur Röhrenschonung + Fernbedienung zur Lautstärkeeinstellung + einzigartiges Design + materialintensiv-aufwändige Manufaktur-Fertigung + superbe Verarbeitung - schaltungsbedingt hoher Stromverbrauch und starke Hitzeentwicklung- - überschaubare Leistung |
Benotung: | |
Gesamtnote: | 100+ |
Klasse: | Luxury-Klasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | - CD-Player: Symphonic Line Reference MK 3 - Lautsprecher: Diesis Aura, Audio Physic Tempo - Signalkabel: Audioquest Black Beaty - Lautsprecherkabel: Audioquest Rocket 88 - Netzkabel: Audioquest Monsoon |