TEST: AudioQuest Black Beauty XLR – High-End-Signalkabel für anspruchsvolle Hörer

Keinen Schaden anrichten!

Wer sich in der HiFi-Branche etwas auskennt, der kann an AudioQuest dabei kaum vorbei gekommen sein. Das Unternehmen beschäftigt sich bereits seit 1980 mit Entwicklung und Herstellung von hochwertigem HiFi-Zubehör. Dabei verfolgt der Gründer Bill Low genau die oben angerissene Philosophie, dass Produkte wie Kabel und auch Netzfilter et cetera den Klang nicht verbessern, sondern ihn nur möglichst wenig verschlechtern können. Es geht bei Kabeln also darum, das „neutrale Stück Draht“ zu entwickeln, das sich möglichst unauffällig verhält und das Signal nicht verschlimmbessert. Keine schwierige Aufgabe, könnte man meinen. Dass die Sache aber doch etwas komplexer ist, zeigen diverse technische Kniffe und Detaillösungen, die sich das Unternehmen in den über vierzig Jahren seines Bestehens hat einfallen und patentieren lassen. Das vorliegende Signalkabel Black Beauty hat davon einiges mitbekommen. Was genau, besprechen wir dann im Folgenden. Zunächst eine kleine Produktkunde.

AudioQuest Familienkunde

Beim AudioQuest Black Beauty handelt es sich um ein NF-Signalkabel. Also ein Kabel, das Signale auf Line Level vom einen Gerät zum nächsten weiterleitet. Beispielsweise vom CD-Player an den Verstärker oder vom Vorverstärker an die Endstufe. In dieser Produktkategorie bietet AudioQuest drei Baureihen an. Das Black Beauty gehört zur mittleren Kategorie „River & Mythical Horses“. Wir bewegen uns hier als in einem durchaus anspruchsvollen Segment. In der Hierarchie der Baureihe nimmt das Black Beauty den Vizerang ein. Durch die ambitionierte technische Gestaltung richtet sich das Kabel an anspruchsvolle Hörer mit entsprechend hochwertigen Wiedergabeketten im beginnenden fünfstelligen Budgetbereich. Für den Praxistest verbindet das Black Beauty einen Accuphase CD-Player mit einer Vorstufe aus demselben Hause und fühlt sich dort pudelwohl. Das bedeutet natürlich nicht, dass es zwischen günstigeren Komponenten einen weniger guten Job machen würde, denn dem neutralen Stück Draht würde es dort natürlich ebenfalls möglichst nah kommen.

Lieferumfang und erster Eindruck

Der hochwertige Anspruch des Black Beauty Kabels wird auch direkt bei der Inempfangnahme deutlich, denn der Leiter wird in einem üppigen Umkarton im schicken design geliefert. Darin befindet sich wiederum ein etwas kleinerer Koffer, der das aufgerollte und fixierte Kabel enthält. Unser Test-Exemplar ist 1,5 Meter lang und im XLR-Standard konfektioniert. Die hochwertigen, kupferglänzenden Stecker sind mit Folie verklebt und zusätzlich mit einem Geflechtschlauch gegen Transportschäden gesichert. So kommen sie perfekt glänzend und makellos beim Kunden an. Während Verklebung und Geflecht an den Steckern entfernt wird, behält das eigentliche Signalkabel seine schwarze Geflechtschlauchummantelung dauerhaft an. Insgesamt macht das AudioQuest Black Beauty durch die verwendeten hochwertigen Materialien einen sehr edlen Eindruck. Dazu tragen sicher auch das üppige Gewicht und der imposante Durchmesser des Leiters bei. Beides ist dem komplexen Aufbau des Kabels geschuldet, den wir uns im Folgenden genauer ansehen.

Durchdachter Aufbau

Wie Eingangs bereits erwähnt, beschäftigt sich AudioQuest bereits seit 1980 mit dem Design von Signalkabeln. Dementsprechend ausgeklügelt sind die technischen Lösungen. Einige Designmerkmale des fingerdicken Kabels hat der Hersteller besonders herausgehoben. Die hochwertigen Stecker waren bereits angesprochen. Sie werden nicht im einfachen Trommelverfahren veredelt, wie es bei solchen Kleinteilen eigentlich der Fall ist, sondern einzeln Silberbeschichtet was die perfekte Oberflächenqualität sicherstellt, die, durch niedrige Übergangswiderstände, auch zur Klangqualität beiträgt. Die Stecker selbst bestehen aus massivem Kupfer, das zur optimalen Ableitung von Rauschen beitragen soll. Damit Rauschen von außen möglichst gar nicht erst bis zum Signalleiter vordringt, ist das Black Beauty mit einer Level-6-Noise-Dissipation genannten Technik versehen. Hinter der Bezeichnung verbirgt sich eine Abschirmung gegen HF-Einstrahlung von außen, wie sie beispielsweise durch Mobilfunk oder WLAN-Netwerke entstehen kann. Das charakteristische Geräusch durch ein Handy auf dem Lautsprecher kennt sicherlich jeder. Genau so etwas soll durch die Abschirmung verhindert werden.

Die Kabel-Architektur

Die eigentliche Musik spielt, im wahrsten Sinne des Wortes, natürlich in den Signalleitern. Sie bestehen nicht aus einzelnen Litzen, wie es bei solchen Anwendungen gewöhnlich der Fall ist, sondern aus massiven Einzeladern, auch Solid Core genannt. Pro Leitung gibt es also nur einen durchgehenden Leiter, der das Signal transportiert. Dadurch sollen sich Irritationen wie elektrische und magnetische Wechselwirkungen auf ein Minimum beschränken. So sollen Verzerrungen und Rauschen, die im Kabel selbst entstehen, minimiert werden. Auch die Isolierung der Massivleiter soll dazu beitragen. Zu diesem Zweck besteht das Dielektrikum, so heißt die Isolierung im Fachjargon, aus einem speziellen Polyethylenschaum. Dieser nutzt, durch den hohen eingeschäumten Luftanteil, die guten Isolationseigenschaften der Luft aus und hilft ebenfalls, Verzerrungen zu vermeiden. Alle Anstrengungen sollen dem Ziel dienen, im sensiblen Audiosignal möglichst keinen Schaden anzurichten, wie es der Philosophie des Gründers und Entwicklers Bill Low entspricht.

ZERO-Tech

Auch die ZERO-Tech genannte Widerstandsanpassung des Kabels schlägt in diese Kerbe. Dabei geht es darum, dass das Kabel durch seine elektrischen Eigenschaften zur besten Verbindung zwischen unterschiedlichsten Geräten wird. Da das Kabel auf den Wellenwiderstand der angeschlossenen Geräte abgestimmt sein muss, wird hier ein Trick angewendet: Das Kabel wird mit einem Wellenwiderstand von null gefertigt, um möglichst universal zu sein. Zu verstehen, was es damit auf sich hat, ist eigentlich gar nicht so kompliziert, wenn man sich das Kabel wie eine Rohrleitung vorstellt und Quelle sowie Last als Anschlüsse. Wenn nun die Rohrleitung in ihrem Durchmesser sehr deutlich von den Anschlusstücken abweicht, so kommt es zu Verwirbelungen an den Übergängen zwischen Anschluss und Leitung. Genau so verhält es sich auch bei Signalkabeln. Durch den Wellenwiderstand von null, der durch geschickte Wahl der elektrischen Parameter sichergestellt wird, verhält sich das Kabel unabhängig von den angeschlossenen Geräten neutral – es verschwindet.

Die Konfektionierung

Das AudioQuest Black Beauty ist von der Stange in zehn verschiedenen Längen von 60 Zentimetern bis 6 Metern verfügbar. Wunschlängen in Zwischen- und Übergrößen gibt es auf Anfrage. Unabhängig von der Länge ist das Kabel außerdem symmetrisch oder unsymmetrisch verfügbar. Die Single-Ended Version ist mit hochwertigen RCA- beziehungsweise Cinch-Steckern versehen. Diese entsprechen in ihrer Herstellungsweise den schon beschriebenen XLR-Steckern unseren Test-Kabels. Denn natürlich ist das symmetrische Kabel auch mit symmetrischen Verbindern im Studio-Standard XLR ausgestattet. Dieses Stecksystem hat den Vorteil, dass es Richtungsgebunden ist. Bei Cinch-Kabeln ist das anders, hier muss beim Anschluss unbedingt die Laufrichtung beachtet werden. Sie ist mit aufgedruckten Pfeilen auf den Steckern vermerkt. Sich daran zu halten ist wichtig, da die Kabel vom Hersteller so aufgebaut sind, dass die Ableitung aller Hochfrequenzstörungen richtungsgebunden am besten funktioniert. Hier könnte man also leicht Potenzial verschenken, wenn man das Kabel unbedacht falsch herum ansteckt.

In der Praxis

Durch unser XLR-Kabel werden in der vorgegebenen Ausrichtung CD-Player und Vorverstärker miteinander verbunden. Beim Einstecken braucht man durchaus etwas kraft und stabile Nerven, wenn man es hinter dem Rack machen möchte, ohne die Geräte groß zu bewegen. Denn das Kabel ist wegen seiner hochwertigen Bauweise und – ich vermute – insbesondere wegen den Solid Core-Leitern recht unflexibel. Zum Glück ist das Umstecken im normalen Betrieb aber ja nicht regelmäßig notwendig. Nach einer angemessener Einspielzeit steht dem Hörvergnügen dann nichts mehr im Weg. Ich beginne den Test mit „Cure for Pain“ von Morphine und bin angenehm überrascht. Die Klarheit und Präzision des Klangbildes ist auffällig und schlicht beeindruckend. Die Gesamtdarbietung wirkt total präzise und gleichzeitig spielerisch leicht. Ob das am Kabel liegt, oder an der guten Aufnahme? Ich entscheide mich dafür, ein anderes Kabel anzustecken und die CD zu wechseln.

Audioquest Black Beauty XLR – Präzision und Lebendigkeit

Im Accuphase DP-57 liegt nun Frank Zappa „Apostrophe(‚)“ und ich höre die erste Hälfte zur Eingewöhnung mit einem recht preiswerten XLR-Kabel. Nach „Cosmik Debris“ stecke ich die Kabel um und höre den Song erneut. Der Unterschied ist deutlich und ich erwische mich dabei, wie ich mich, etwas ungläubig, am Kopf kratze. Tatsächlich wirkt der vor Spielfreude überschäumende Song nun noch mitreißender. Das Klangbild wirkt insgesamt heller, deutlich präsenter und lauter. Natürlich ist der Lautstärkeregler aber nicht bewegt worden. Der Hochton ist eine Spur brillanter und der Klang scheint feiner aufgelöst. Dadurch wird das aufwändige Arrangement mit umfangreicher Percussion und üppiger Instrumentierung noch lebendiger als zuvor. Fast noch mehr Spaß machen aber Tief- und Mittelton. Frank Zappas Stimme ist auf diesem Album durch einen Unfall erstmals eine halbe Oktave tiefer und wirkt irre voluminös! Auch die Präzision im Tiefton ist beeindruckend.

Tieftonpräzision und Stimmigkeit

Der von Tom Fowler und auch Frank Zappa selbst gespielte Bass entfaltet einen irren Drive. Tiefste Frequenzen von Bass und Schlagzeug werden so knackig wiedergegeben, dass sie Druck auf die Brust verursachen und echtes Konzertfeeling ins Wohnzimmer bringen. Wenn ich die Klangeindrucke so rekapituliere, entsteht fast ein Bisschen der Eindruck von erhöhter Loudness, bei einem gleichzeitig extrem stimmigen Klangbild. Also bitte nicht falsch verstehen! Der Klang wird bei Verwendung des AudioQuest Black Beauty XLR keineswegs aufgeblasen, jedoch werden beide Enden des Frequenzspektrum ziemlich stimmig wiedergegeben, was zu einem sehr positiven und lebendigen Gesamteindruck führt. Der Wechsel zurück auf das deutlich einfach aufgebaute und entsprechend günstigere Kabel fällt dann auch entsprechend ernüchternd aus. Der Klang wirkt nun farbloser, weniger präzise und weniger mitreißend. Ein Beleg dafür, dass das Black Beauty XLR zwischen den Accuphase-Komponenten einen hervorragenden Job macht.

Fazit

Das AudioQuest Black Beauty XLR ist ein ausgezeichnetes Signalkabel im symmetrischen Studio-Standard XLR. Im Produktprogramm des langjährig erfahrenen Zubehörspezialisten AudioQuest stammt es aus der gehobenen Mittelklasse und ist entsprechend durchdacht. Bereits bei der Anlieferung wird der hochwertige Anspruch deutlich: Im schicken Umkarton, der einen sicheren Transportkoffer für die Kabelpretiose beherbergt, wird das Black Beauty geliefert. Es ist fingerdick und durch den aufwändigen Aufbau mit Massivleitern, Isolierung aus Polyethylenschaum, richtungsgebundener Abschirmung und Geflechtschlauchummantelung enorm hochwertig in Anfassqualität und Optik. Ein besonderer Hingucker sind sicher die massiven Stecker mit perfekter Oberflächenqualität, die auch zum Klangergebnis beiträgt. Klanglich hat sich das symmetrische Black Beauty XLR, das es natürlich auch als Single-Ended-Variante mit Cinch-Steckern gibt, besonders positiv hervorgetan. Der Klang wirkt präzise und leicht, Details treten deutlicher hervor, Basspräzision und Dynamik sind beeindruckend! So macht Musikhören besonderen Spaß!

Technische Daten