Home » Tests » bFly-Audio Tower – Voodoo oder tatsächlich ein Upgrade in Design und Klang?
31. März 2024von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerDie in der Überschrift formulierte Frage habe ich mir gestellt, als ich die bFly-Audio Tower Cable-Lifter das erste Mal sah. Aus optischer Sicht sind sie auf den ersten Blick ein Upgrade für die HiFi-Anlage. Im Test sollen sie nun in drei verschiedenen Szenarien ihren Einfluss auf den Klang nachweisen.
Lautsprecher-Kabel, Signalleiter, Absorber-Füße oder Netzleisten galten früher als prinzipiell überteuert, nutzlos oder gar als Scharlatanerie. Heute wird deren Einfluss auf den Klang dagegen nicht mehr in Zweifel gezogen. Im Gegenteil, sogar Hersteller hochwertiger Audio-Komponenten empfehlen den Zukauf passender Accessoires. Nicht immer und nicht überall ist der Einfluss aber auch gleichermaßen gegeben. Während ein Netzkabel an Anlage A eine deutliche Klangverbesserung sein kann, kann das gleiche Kabel an Anlage B ohne merklichen Einfluss bleiben. Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten sein Audio-Setup aufzuwerten: Sogenannte Cable-Lifter wären ein Beispiel. Sie heben die Leitungen vom Boden, sollen sie so schützen und auch einen Einfluss auf den Klang haben. Ein Punkt, der polarisiert. Während die einen auf die kleinen Helferlein schwören, halten andere sie für Unsinn. Um der Sache mal näher auf den Grund zu gehen, haben wir uns mal die Tower von bFly-Audio zum Test bestellt.
Sinnvoll aufgebaut
Der Test beginnt, wie immer, mit der ausgiebigen Untersuchung: Bestellbar sind die 140 Gramm wiegenden und ziemlich genau fünf Zentimeter hohen Tower in schwarzer oder weißer Ausführung. Das Material: Polyoxymethylene, kurz: POM. POM, dieser Begriff begegnet einem in der HiFi-Welt häufiger, beispielsweise als Material für Plattenspieler, zum Beispiel im von uns getesteten Transrotor Dark Star. POM sagt man hervorragende Dämpfungseigenschaften nach, darüber hinaus ist er hochfest und steif. Ideale Voraussetzungen also, wenn äussere Einflüsse minimiert werden sollen. In diesem Fall sollen beispielsweise Lautsprecherkabel so weit wie möglich vor Einflüssen bewahrt werden. Diese Einflüsse können durch Körperschall und Luftbewegungen entstehen. Gern auch bei der Musikwiedergabe, wenn der Raum so richtig in Schwingung versetzt wird. Der sogenannte Mikrofonieeffekt ist allerdings keine Marketing-Erfindung irgendwelcher Hersteller, sondern eine wissenschaftlich nachgewiesene Eigenschaft. Mokrofonieeffekte sind unsichtbar und sehr fein und können über das Kabel auch in hochwertige HiFi-Bausteine gelangen.
Auf Abstand
Aufgrund seiner Eigenschaften soll das POM möglicherweise auftretende Mikrofonieeffekte maximal reduzieren. Die auf der Unterseite des Tower eingeklebte Scheibe aus Kautschukschaum ist auch das vergleichsweise leichte Gewicht von Audiokabeln abgestimmt und soll dem Cable-Lifter bei seiner Abwehr gegen äussere Einflüsse unterstützen. Aber was heisst denn „vergleichsweise leicht“? Diese Aussage ist natürlich relativ und die Behandlung letztlich dem Nutzer überlassen. Je nach Kabellänge und -stärke empfiehlt bFly einen Abstand von 30 bis 50 Zentimetern zwischen zwei Towern. Einmal platziert, werden die Signalleiter nun einfach in die dafür vorgesehene Vertiefung im oberen Teil der Kabelträger gelegt. Üppig dimensioniert können hier auch dickere Lautsprecherkabel wie das SC-6 von Viablue problemlos aufgenommen werden. Wichtig ist nur, dass der Signalleiter vollständig vom Boden entkoppelt wird, diesen also nicht mehr berührt. Bei einer üblichen Kabellänge von zwei Mal drei Metern empfiehlt es sich also zumindest mal drei bFly Tower pro Seite einzusetzen.
Flexibel einsetzbar
Käuflich zu erwerben sind meine Testgäste im 2er-, 6er- oder 8er-Set, wobei die größeren Pakete immer einen Preisvorteil gegenüber den aufgerufenen 79 Euro für ein 2er-Set bieten. Preislich ist das meiner Meinung nach ok – immer vorausgesetzt, der Einsatz lohnt sich auch. Einziger Kritikpunkt: Die spitzen Ecken der Ausschnitte hätte man vielleicht etwas entgraten können, damit auch dickere, textilummantelte Leiter nicht hängen bleiben. Mal davon abgesehen macht der Tower einen wirklich guten Eindruck. Das gilt sowohl für die schwarze und die weiße Variante. Was mir noch auffällt: Der Tower lässt sich selbstverständlich nicht nur als „Brücke“ unter Lautsprecherkabeln einsetzen. Nein, auch andere Signalkabel können von der Entkopplung profitieren. Dabei ist es nebensächlich, ob die Leitungen auf dem Boden oder auf einem Möbel liegen. Mit ihrem Durchmesser von nur 55 Millimetern sind die bFly-Helfer auch locker in der Lage hinter den allermeisten HiFi-Bausteinen im/auf dem Möbel eingesetzt werden.
Upgrade des Upgrades
In diesem Zusammenhang habe ich noch eine wichtige Information: bFly-Audio bietet seinen Tower seit einiger Zeit auch als upgegradeten Tower-Flex an. Dieser unterscheidet sich in zwei wesentlichen Merkmalen vom Basismodell: Zum einen ist er mit 66 Millimetern Höhe und 185 Gramm Gewicht etwas größer und schwerer. Zum anderen weisst er einen zusätzlichen schmalen Schlitz auf, der die Kabelmulde mittig kreuzt und etwa einen Zentimeter tiefer ins POM ragt. Wofür das alles? Ganz einfach: Ersteres dient dafür auch schwerere Lautsprecherstrippen adäquat aufnehmen zu können. Entsprechend setzt bFly hier auch nicht auf eine unterseitige Kautschukschaum-Scheibe, sondern auf einen Ring aus Kork und Kautschuk. Der zusätzliche Schlitz ist dagegen für die Aufnahme superflacher, zugleich meist auch sehr wertvoller Kabel gedacht. Die Modelle Supreme Reference oder Blue Heaven der Marke Nordost oder das Supra Flat von Supra Cables wären nur zwei Beispiele, die vom Einsatz des Tower Flex profitieren können.
Optische Aufwertung
So, jetzt aber genug der Vorrede, es geht ab in den Praxistest: Ich habe hier ein Paar drei Meter langer AudioQuest-Lautsprecherkabel mit einem Durchmesser von etwa zwei Zentimetern. Unter diesen Leitern platziere ich jeweils drei Tower. Wichtig ist, dass die Kabel den Boden nicht berühren. Das funktioniert locker, vielleicht hätten es in meinem Fall auch nur zwei Cable-Lifter pro Seite getan, aber so schaut das alles gleich viel besser aus. Mit zwei Towern hängen die Kabel noch ein wenig durch. Mit dreien (auch wenn der dritte seine Arbeit unsichtbar hinter dem Möbel verrichtet) wirkt alles ernsthafter. Meine Lautsprecherkabel liegen nun nicht mehr achtlos auf dem Teppich, sondern werden edel getragen. Wenig Aufwand, aber ein großer Effekt, der meiner Audio-Anlage gleich einen wertigeren und auch ernsthafteren Eindruck verleiht. Ganz nebenbei wird es auch den hochwertigen Kabeln gerecht und es erleichtert die Arbeit mit dem Staubwedel und Staubsauger.
Weniger verlieren
Optik ist das eine. Gut aussehen darf es natürlich immer gern. Aber was ist mit dem Klang? Hier möchte ich zunächst was Grundsätzliches klarstellen. Kein Tuningteil und kein Zubehör wird den Klang einfach mal so verbessern. Es geht eigentlich um etwas ganz anderes, nämlich darum den Klang nicht zu verschlechtern. Speziell Kabel können hier einen einen wesentlichen Einfluss haben. Deshalb sollten sie möglichst effektiv geschirmt und sinnvoll aufgebaut sein und für einen reibungslosen, möglichst von Fremdeinflüssen unbeeinflussten Signaltransfer sorgen. Sollte sich der Einsatz der Cable-Lifter hier klanglich positiv bemerkbar machen, liegt das einzig und allein daran, dass sie dabei helfen das HiFi-System möglichst nah an seine Maximal-Performance zu bringen. Exakt das geschieht hier offenbar tatsächlich. Der Unterschied ist jetzt nicht exorbitant, aber eben doch feststellbar. In meinem Hörtest fällt mir als erstes auf, dass es jetzt etwas stärker und genauer im Grundton klingt.
Mit und ohne
Genauer gesagt, würde ich den Oberbass als direkter, schneller und irgendwie straffer beschreiben. Diese Straffheit geht mit einer leicht erhöhten Agilität einher. Der Unterschied ist nicht groß, also frage ich mich, ob ich es mir nur einbilde oder wirklich etwas passiert? Um das herauszufinden, nehme ich die Tower wieder weg und höre das Stück nochmal. Erneut ist der Effekt nicht gigantisch, er ist aber dennoch wieder wahrnehmbar. Der Grundton scheint nun weniger definiert und auch sonst fehlt es mir etwas an Farbe und Griffigkeit in der Wiedergabe. Also schnell die Tower wieder drunter und weiterhören. Sofort gefällt mir der Sound wieder besser. Für meinen Geschmack wirkt die Struktur wieder etwas aufgeräumter und direkter. Das kommt dem Gesamtklang zugute und macht sich auch in einer kontrollierteren Reproduktion bemerkbar. Wie gesagt, der Unterschied ist nicht riesig aber auf jeden Fall merklich. Aber man darf ja noch ein wenig spielen:
Zweite Meinung
Jetzt bringe ich die Tower in unseren anderen Hörraum. Hier testet mein Kollege Volker Frech aktuell eine sehr hochpreisige Audio-Kette. Meine Bitte an ihn: „Hör doch mal bitte kurz rein und sag mir, was Dir auffällt“. Nach kurzer Hörsession bestätigt mir der Kollege dann den merklichen Einfluss der Cable-Lifter wie folgt: „Mit Tower erreicht die Wiedergabe ein deutliches Performance-Plus. Dies erlebe ich in George Bensons „Rainy Night in Georgia“: Der voluminöse Bass gewinnt an Kontur und Definition. Hiervon profitieren auch alle anderen auf diesem Fundament agierenden Instrumente: Sie haben eine stärkere Präsenz. Beispielsweise klingt die Gitarre griffiger und Bensons Solo-Einwürfe haben eine größere Gegenwärtigkeit. Auch die charakteristischen Sounds der Keyboards, das Glockig-Schwebende des Fender Rhodes und das Schillern der Hammond B3, sind nun klarer heraushörbar. Ebenso gewinnen die Streicher, die diesem Song eine wehmütige Erhabenheit verleihen, an Intensität. So entfaltet die Musik im Ganzen eine größere Wirkung“.
Zuhause-Test
Die Bestätigung deckt sich schon gut mit meinen Erfahrungen, ich möchte aber doch noch einen weiteren Test machen. Also nehme ich die Cable-Lifter mit nach Hause. Dort stehen Aktiv-Lautsprecher, also ein völlig anderer Aufbau. Das Prinzip ist aber gleich. Der digitale Signalleiter, der beide Schallwandler miteinander verbindet, muss weg vom Boden. Gesagt, getan. Mit dem ersten Musikstück stelle ich zunächst noch keinen besonderen Klangeinfluss fest. Der Sound ist super. Auch hier straff, kontrolliert, nach vorn gerichtet. Die Räumlichkeit gefällt mir ausgesprochen gut, aber das war ja vorher auch schon der Fall. Tatsächlich enttäuscht mich die Erfahrung ein wenig. Da hatte ich mehr erwartet, also wieder weg mit den Dingern. Kurz darauf liegt das rund vier Meter lange Koax-Kabel wieder auf dem Boden. Als ich den gleichen Song dann nochmal höre, ist der Unterschied dann doch ziemlich deutlich hörbar. Der straffe Bass ist plötzlich gar nicht mehr so straff.
Offener, facettenreicher
Nicht falsch verstehen, es klingt nach wie vor sehr gut und bisher war ich damit auch immer sehr happy. Im direkten Vergleich ist es aber so, dass mich der leichte Rückgang an Impulskraft und Drahtigkeit dann doch überrascht. Die Räumlichkeit ist weiter vorhanden, die Bühne ist breit und auch gewissermaßen tief. Der Unterschied liegt da eher in den kleinen Details und er fällt mir wirklich erst im A/B-Vergleich auf, als ich die Testmuster aus der Kette nehme. Ein Beispiel wäre die Stimme von Carolin No in „Crystal Ball“, die nun etwas weniger brillant rüberkommt. OK, der Unterschied ist auch hier deutlicher wahrnehmbar, als ich zunächst dachte. Die Towers kommen also schnell wieder unter das Kabel. Kaum umgesetzt, wirkt das Klangbild für mich gleich wieder einen Tick offener, freier und auch facettenreicher. Und ganz nebenbei auch ein stückweit klarer und beruhigter. So darf das gern immer sein.
Einfach mal drauf einlassen
Ich erahne schon jetzt die Kommentare unter unseren Social Media-Posts. Einige selbsternannte „HiFi-Allwissende“, die schon „alles gehört“ haben, werden ihren Senf dazu geben. Exakt die „Experten“, die vor Jahren noch vehement anzweifelten, dass Netz- oder Digitalkabel einen Einfluss auf den Klang haben können, heute aber drauf schwören. An diese Kritiker gerichtet, empfehle ich mal eine unvoreingenommene Hörprobe. Gebt den Cable-Liftern die gleiche Chance, die ihr euren Kabeln, Spikes oder Geräte-Basen gegeben habt. Nehmt euch ein bisschen Zeit und probiert verschiedene Einsatzszenarien aus. Ich glaube auch gern, dass es Ketten gibt, an denen der Unterschied vielleicht nicht sofort wahrnehmbar ist. Bei wem das so ist, oder wer die Möglichkeit des Vergleichshören nicht hat, den lade ich heute schon gern zu einer unsrer nächsten TechTalk-Leserveranstaltungen ein. Hier können wir gern mal einen A/B-Vergleich starten und uns das gern mal gemeinsam in der Gruppe anhören.
Fazit
Die eingangs gestellte Frage, ob Voodoo oder Klang-Upgrade stellt sich für mich nach dem Test nicht mehr. Natürlich wird der bFly-Audio Tower ein schlecht klingendes HiFi-System nicht plötzlich auf Top-Niveau bringen. Aber an anspruchsvoll zusammengestellten Systemen ist klanglich auf jeden Fall noch ein bisschen was rauszuholen. Den Beweis dafür haben die Tower hier in drei verschiedenen Test-Szenarien angetreten. Dass die nun vom Boden entfernte Kabellösung auch optisch aufgeräumter und ernsthafter erscheint, ist ein angenehmer Nebeneffekt, der in so mancher Audio-Kette nicht zu unterschätzen ist.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Simone Maier
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: angemessen
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Technische Daten
Modell: | bFly-audio Tower |
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Produktkategorie: | Cable-Lifter |
Preise: | 2 Stück: 79,00 Euro 6 Stück: 199,00 Euro 8 Stück: 239,00 Euro (Stand: März 2024) |
Garantie: | - vierwöchiges Rückgaberecht - 2 Jahre Gewährleistung |
Ausführungen: | - Tower (Weiß) - Tower (Schwarz) - Tower Flex (Weiß) - Tower Flex (Schwarz) |
Vertrieb: | bFly-audio, Schwabbruck 0821 9987797 www.bfly-audio.de |
Abmessungen (HBT): | Tower: 50x55x55 mm Tower Flex: 66x55x55 mm |
Gewicht: | Tower: 140 Gramm Tower Flex: 185 Gramm |
Lieferumfang: | - Tower - Produktkatalog |
Pros und Contras: | + konturierterer Grundton + straffe Oberbass-Wiedergabe + ruhigeres Klangbild + natürlichere Stimmwiedergabe |
Benotung | |
Gesamtnote: | Empfehlung |
Preis-/Leistung: | angemessen |