Home » Tests » Canton Reference GS Edition – Weilroder Wunderwandler
21. März 2024von Volker Frech
RedakteurCanton präsentiert mit der Reference GS Edition ein Schallwandler-Statement: Bei dem exklusiven High End-Flaggschiff der neuen Reference-Serie, das Firmengründer Günther Seitz mitentwickelt hat, wurde das technisch Machbare ausgelotet – um den bestklingenden und leistungsfähigsten Schallwandler in der Geschichte von Canton zu kreieren. Welche großartige Performance dieser auf 50 Paar limitierte Ausnahme-Lautsprecher liefert, haben wir im Test erlebt.
Wo GS draufsteht, ist auch Günther Seitz drin: Mit der Reference GS Edition erfüllt sich der Canton-Gründer den Traum vom ultimativen Lautsprecher und realisiert im Verbund mit dem Team um Chefentwickler Frank Göbl einen Schallwandler der Superlative. Schon mit seinem imposanten Auftritt demonstriert dieser Drei-Wege-Lautsprecher seinen Statement-Anspruch: Die Klangsäule ragt 163 Zentimeter in die Höhe, nimmt in der Breite fast einen halben Meter ein und erstreckt sich üppige 72 Zentimeter in die Tiefe. So beeindruckend wie die mächtige Erscheinung ist auch das Gewicht: Mit satten 165 Kilo pro Stück ist dieser Beschallungs-Bolide fast schon eine Immobilie – ein schwerwiegender Grund, warum wir ihn im Hörraum des Weilroder Canton-Firmensitzes kennenlernen. Hier staunen wir, nachdem wir die Größe und Gravitas der Reference GS Edition erfahren haben, über ihre Gestaltgebung. Canton ist mit der letztes Jahr eingeführten neuen Reference-Serie ein absolutes Top-Design gelungen – und diese Optik wurde bei diesem Ausnahme-Lautsprecher abermals veredelt.
Reference-Rundungen in imposanter Eleganz
Der Korpus besitzt die bei erstmals Canton frisch eingeführten, nun für die Reference-Serie typischen Rundungen des kantenfrei-eleganten Designs. Insbesondere die sanfte Wölbung der Schallwand und der oberseitige dynamische Aufschwung sorgen für einen überaus attraktiven Auftritt. Die für die Reference-Serie neu entwickelte Schallwand ist hier üppige acht Zentimeter stark. Für ihre anspruchsvolle Fertigung kommt eigens eine fünfachsige CNC-Fäse zum Einsatz. Der Aufwand setzt sich bei der Herstellung der ebenfalls komplex gebogenen Seitenwände sowie der Ober- und Unterseitenflächen fort. Sie bestehen aus drei Zentimeter dickem, mehrschichtigem Holzlaminat. Die im Korpus teils schräg eingezogenen Böden sowie zahlreiche Verstrebungen sorgen für eine labyrinthartige, asymmetrische Innenarchitektur. Im Verbund mit den Korpusrundungen und den Bedämpfungselementen aus Spezialvlies vermeidet diese Konstruktion stehende Wellen und ist resistent gegen Resonanzen. Hierzu trägt ebenso die schiere Massivität bei: Die Wandungen, Böden und Streben komplettiert eine im Gehäuse durchgängig eigezogene Zwischenrückwand. Sie dient auch als Trägerin der Frequenzweichen-Platinen.
Edle Schwingen
Der sich auch nach hinten verjüngende Korpus schließt dann rückseitig mit einem sich ebenfalls von oben bis unten erstreckenden Aluminium-Paneel ab. All dies führt zu einer enormen Stabilität des auch mit rechnergestützter Simulation und Optimierung realisierten Mehrschicht- und Mehrkammer-Gehäuses. Was für ein Aufwand! Doch hierdurch kann die Reference GS Edition die enormen Kräfte kontrollieren, die durch die Schallwandlung auf die gesamte Konstruktion wirken. Die Chassis wiederum können ihre gesamte Energie ohne Verluste und Verfärbungen durch Resonanzen und Vibrationen abstrahlen. Als Alleinstellungsmerkmal besitzt die GS Edition schließlich als einziger Schallwandler der Reference-Serie flankierende Flügel. Diese gewölbten und geschwungenen Seitenteile erscheinen in edlem Echtholzfurnier. Die massiven Wangen sind fest mit dem Gehäuse verbunden. Sie erhöhen dadurch abermals die Stabilität und das Gewicht der GS Edition – und sorgen optisch für die Einzigartigkeit ihrer Erscheinung. Diese Flügel sind mit einem herrlichen Hochglanzfinish versehen und bilden einen aparten Kontrast zur anthrazitfarbenen Seidenmatt-Lackierung des Korpus.
Chassis-Phalanx auf dualer Schallwand
Beim Betrachten und Bestaunen dieses Ausnahme-Lautsprechers fallen die extreme Materialgüte und die perfekte Verarbeitungsqualität auf: Die in Handarbeit im Weilroder Firmensitz gefertigte Reference GS Edition strahlt ihre Hochwertigkeit mit jedem Zentimeter ihrer Erscheinung aus. Auf dem gerundeten Korpus, der monolithisch anmutet und mit seiner gewölbten Schallwand auch akustisch vorteilhaft Kantenreflexionen bei der Schallabstrahlung vermeidet, beeindruckt uns nun frontseitig eine Phalanx von sechs Chassis. Alle Treiber wurden für die Reference GS Edition neu entwickelt, wovon dann weitgehend auch die anderen Reference-Modelle profitiert haben. Hier heben sich zuerst der Tweeter und Mitteltöner hervor: Beide Chassis sind in eine eigene Aluminum-Schallwand eingebettet, welche perfekt in die anthrazitfarbene Front eingelassen ist. Dieses massive Aluminum-Areal ist abermals ein Alleinstellungsmerkmal der Reference GS Edition. Es bietet mit seiner Formgebung insbesondere dem leicht zurückversetzten Hochtöner eine hornartige Schallführung und sorgt für ein optimiertes Abstrahlverhalten im Superhochton über 15.000 Hertz als auch im 3,1-Kilohertz-Übernahmebereich hin zum Mitteltöner.
Edelstein-Tweeter
Als Tweeter agiert eine 25 Millimeter durchmessende Kalotte. Sie ist ebenfalls eine exklusive Entwicklung für die Reference GS Edition. Kommt in den anderen Reference-Modellen eine normale Version der neuen „Black Ceramic“-Membran zum Einsatz, ist hier die Aluminium-Keramik-Oxyd-Kuppel mit Diamant-Beschichtung versehen. Mit dieser Diamant Ceramic Carbon-Membran verwendet Canton erstmals in seiner Firmengeschichte eine Diamant-Kalotte. Dieser extrem steifen und leichten DCC-Membran attestiert Canton die Fähigkeit zu feinster Detaildarstellung, Akkuratesse und Natürlichkeit selbst bei höchsten Lautstärken. Dies ermöglicht eine anstrengungslose, entspannte Wiedergabe auch bei hohen Pegeln. Zur Optimierung der Schallabstrahlung setzt Canton weiterhin auf die bewährte vorgesetzte Linse, die auf dem schützenden feinporigen Metallgitter des Tweeters appliziert ist. Dieser Tweeter ist auf der Schallwand unterhalb des Mitteltöners platziert. So befindet sich der Hochtöner auf richtigem Niveau, um am Hörplatz das Ohr des Zuhörers zu beschallen. Diese Anordnung hat bei Canton Tradition und ist und bleibt deshalb auch ein Kennzeichen der Reference GS Edition.
Back in Black: neue BCT-Membran für Mittel- und Tieftöner
Für die Konus-Membranen der fünf Mittel- und Tiefton-Chassis hat Canton ebenfalls eine Neuentwicklung in petto: Die Hessen setzen hier den Weg fort, den sie bereits bei der Karat GS Edition mit ihren Black Edition-Treibern eingeschlagen haben: Die Keramik-Wolfram-Membran durchläuft dabei eine komplexen Herstellung. In diesem Prozess erfährt das Aluminium eine Keramisierung und Veredlung mit Wolfram- und weiteren Metall-Partikeln. Im nunmehr noch länger währenden Keramikbad wird jetzt ein Viertel des Aluminiums in eine keramische Struktur überführt, was abermals die Härte und Steifigkeit der Membran erhöht – bei nach wie vor geringem Gewicht und hoher innerer Dämpfung. Durch einen neu entwickelten Materialzusatz färbt sich die Schwingfläche im Zuge der Behandlung schwarz. So erklärt sich auch das rätselhafte Kürzel „BCT“, das Canton für diese neue Membran-Generation verwendet: Es steht für „Black Ceramic Tungsten“, wobei Tungsten das englische Wort für Wolfram ist.
Frischer Mitteltöner mit bewährten Treiber-Technologien
Diese neue BCT-Membran, von der auch die normalen Reference-Modelle wie die von uns bereits getestete Reference 1 profitieren, ziert bei der GS Edition zuerst den 17 Zentimeter durchmessenden Mitteltöner. Er punktet zudem mit Treiber-Technologien, die zum Kanon der Canton-Innovationen gehören. So ist die neue Membran als „Triple Curved Cone“ geformt: Die Schwingfläche besitzt vom Zentrum zum Rand hin drei verschieden gerundete Areale. Dieses Design verbessert die Stabilität, optimiert die Abstrahlcharakteristik und minimiert Verzerrungen. Auch die Membran-Einspannung ist bewährtes, aber weiterentwickeltes Canton-Know-how: Die hier in ihrer nunmehr dritten Entwicklungsstufe erscheinende „Wave-Sicke“ weist mehrfache Wölbungen in Form dreier deckungsgleicher Sickenbögen auf. Diese komplexe Struktur verhindert die Entstehung von unerwünschter Teilschwingungen der Membran und dämpft ebenso Resonanzen, die durch das Sicken-Material entstehen würden. Die Sickenbögen-Trias sorgt aber vor allem für ein gleichmäßiges Ein- und Ausschwingverhalten. Dies gelingt ihr aufgrund ihrer Formgebung auch bei hohen Pegeln und damit bei großen Auslenkungen der Membran.
Woofer-Quartett für imposanten Bass
Für den Bass bietet die Reference GS Edition nun eine regelrechte Woofer-Armada auf: Gleich vier Treiber sind für die Schallwandlung der tiefen Frequenzen unterhalb von 160 Hertz zuständig. Jedes Chassis durchmisst hier stattliche 22 Zentimeter. Das ergibt eine opulente resultierende Membranfläche. Zusammen mit der großen Hubfähigkeit der Chassis, dem riesigen Korpusvolumen, auf das dieses Woofer-Quartett spielt, und der Bassreflex-Abstimmung, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen, bürgt dies für eine geballte Bass-Potenz und eine immense Pegel-Power. So weist das Datenblatt einen Tiefgang bis abgrundtiefe 18 Hertz aus – und eine Spitzenbelastbarkeit bis fast 1.000 Watt! Für die akkurate Schallwandlung setzt Canton auch im Bass auf die neue BCT-Membran. Sie ist in bewährter Manier in „Double Cone“-Technologie mit optisch durchgängiger Schwingfläche realisiert, die von der neuen Version der Wave-Sicke eingefasst ist. Zur zusätzlichen Schallabstrahlungs-Optimierung und zur Stabilisieren dieser kraftvollen Schwingsysteme ist jedes Chassis in einen asymmetrischen Ring aus POM-Kunststoff eingebettet.
Bass-Guide-System für homogen-präzisen Tiefton
Nun zur erwähnten Bassreflex-Abstimmung: Hier setzt Canton auf eine Weiterentwicklung seines Bass-Guide-Konzepts. Der aus dem Korpusvolumen nach unten austretende Bass-Schall wird durch die Sockelkonstruktion dank ihrer seitlichen gerundeten Führungsschienen so gelenkt, dass die tieffrequenten Signalanteile gleichmäßig und großflächig sowohl nach vorne als auch nach hinten geleitet werden. Design und Durchmesser sind dabei auf eine Minimierung von Strömungsgeräuschen ausgelegt. Der Sockel, in den diese Bassreflex-Abstimmung integriert ist, greift optisch mit seinem gerundeten, nach hinten ansteigenden Kantendesign die oberseitige Formgebung des Korpus auf. Das befördert die harmonische Erscheinung dieses Lautsprechers und lässt zugleich die Reference GS Edition scheinbar schweben. Die wiederum steigert die Eleganz dieses imposanten Drei-Wege-Lautsprechers. Hierzu trägt auch die gerundete Bodenplatte bei. Sie ist ebenfalls speziell für diesen Schallwandler gestaltet worden. Die filigran anmutende Basis ist mit höhenverstellbaren Gerätefüßen samt Schockabsorbern unterfüttert. Alternativ können aber auch Spikes zur definierten Ankopplung an den Boden montiert werden.
Klanganpassung für Höhen, Mitten und Bässe
Zum Klang trägt natürlich auch die Frequenzweiche bei, welche die Aufteilung für die drei Wege besorgt. Sie wurde natürlich ebenfalls frisch entwickelt. Die Weiche ist auf zwei Platinen für Hochmittelton und Bass verteilt. Sie sind separat auf der Gehäusezwischenwand montiert, um eine gegenseitige Beeinflussung auszuschließen. Hie wie da sind exzellente, extra nach Canton-Spezifikationen gefertigte Bauteile verlötet, was auch hier zu imposanter Größe und Gewichtigkeit führt. Nach wie vor setzt Canton auf sein „Displacement Control“ genanntes Schaltungskonzept, das ein unkontrolliertes Auslenken der Tieftöner verhindert und, bei gleicher Gehäusegröße, die Bandbreite der Wiedergabe erhöhen soll. Zur Klanganpassung an den Raum oder an den eigenen Geschmack bietet die Reference GS Edition als Schmankerl eine getrennte Pegelanpassung für Höhen, Mitten und Bässe: Jeder Frequenzbereich kann um 1,5 Dezibel angehoben oder abgesenkt werden. Dies gelingt durch Umsetzen der vergoldeten Brücken zwischen den ebenfalls vergoldeten Rändel-Klemmen – eine etwas umständliche, aber überaus attraktive Lösung.
Die Canton Reference GS Edition in der Praxis
Im Testraum von Canton, der mit einer vorzüglichen Akustik aufwartet, sind die beiden Reference GS Edition bereits spielfertig: Sie stehen rund drei Meter auseinander, zum Hörplatz sind es etwa vier Meter, nach hinten und zu den Seiten ist circa 1,50 Meter Luft. Dieser großformatige Statement-Lautsprecher ist sicher nichts für die kleine Kammer. Die Einwinklung ist moderat, die Chassis weisen also nur geringfügig Richtung Hörplatz. Es kann also sofort losgehen, und um uns zu akklimatisieren, fangen wir mit vertrauter Musik an: „Brite Nightgown“ von Donald Fagen. Der Sound-Tüftler liefert hier einen exzellent produzierten Track, der einen dichten musikalischen Satz hat: Bei dem Song agiert eine dreizehn Mann starke Combo. Zu der aus Drums, Percussion und Bass bestehenden Rhythmusfraktion kommen zwei Gitarren, das Marimbaphon, eine fünf Musiker starke Bläsersektion sowie der mehrstimmige Background-Gesang. Trotzdem klingt „Brite Nightgown“ herrlich aufgeräumt und transparent – und dies ist auch ein Verdienst der Reference GS Edition.
Exzellente Durchhörbarkeit
Diese Aufgeräumtheit beginnt schon bei Schlagzeug und Bass, die mit ihrem markanten Zusammenspiel den Anfang prägen. Die Nummer startet mit einem Becken-Bassdrum-Schlag, der völlig unvermittelt aus dem Nichts kommt und uns mit seiner Impulskraft direkt mal zusammenzucken lässt – uff! Dabei hören wir auf halbwegs moderater Lautstärke. Trotzdem spüren wir schon jetzt den Druck und die Dynamik, die die Reference GS Edition liefern kann. Nun vollführen Schlagzeuger Keith Carlock mit seiner Bassdrum-Figur und Bassmann Freddie Washington mit seinem Tiefton-Motiv ein kleines Frage-Antwort-Spiel – und dies bildet der Lautsprecher grandios ab: Die Bassdrum hat richtig sattesten Punch, ist dabei aber bestens definiert, der Bass entfaltet ein mächtiges Volumen, mit dem er mühelos den großen Raum füllt, zugleich ist dieser Bass aber wunderbar konturiert und bei aller Fülle überraschend behände. Dies macht es leicht, dem markanten Bassmotiv zu folgen – so wird dieses kleine Frage-Antwort-Spiel gleich schon zum Ohrwurm.
Magenmassierende Bassmacht
Auch in späteren Passagen, in denen Bass und Bassdrum perfekt aufeinanderliegen, bewahrt die Reference GS Edition diese saubere Trennung. So beginnt die Durchhörbarkeit bereits in der Rhythmussektion. Zu welchem Tiefton dieser Lautsprecher fähig ist, erleben wir nach der Einleitung, als Washington auf seine tiefe H-Saite wechselt und kurze, abgestoppte Töne aus dem Frequenzkeller einstreut. Das ist bereits jetzt magenmassierend, und weil es so schön, ist, hören wir die Stelle gleich nochmal auf sattem Pegel. Das zaubert uns ein Grinsen ins Gesicht, denn jetzt drückt uns die Reference GS Edition mit Punch, Power und Bass-Macht regelrecht in der Sitz. Dabei bleibt der Lautsprecher völlig unbeeindruckt – nämlich klar und präzise. Das ist ein grandiose Leistung, denn mittlerweile ist die komplette Band am Start. Die Musiker liefern dabei ein komplexes Geflecht. Dies beginnt bei dem nun auch mit Snare, Hi-Hat und Becken agierenden Drums, dem darüber liegenden Perkussion-Shaker und der prägnanten Bass-Figur.
Superbe Präzision mit perfektem Timing
Diese Rhythmusgruppe groovt wie Hölle – einerseits, weil Fagen hier gefragte Musiker-Asse im Studio hat, die genau auf den Punkt agieren und wie aus einem Guss spielen, anderseits, weil die Reference GS Edition mit superber Präzision agiert und mit all ihren Chassis ein perfektes Timing beweist. So klingt bereits das Fundament wie aus einem Guss. Darüber spielt nun die erste Gitarre funkige, abgestoppte Singe-Notes, die zweite ein flüssiges Akkord-Anschlag-Pattern, die Keyboards ergänzen dies mit geschickt ajoutierten und dadurch tonal gewürzten Akkorden. Dazu kommen noch Einwürfe der Solo-Gitarre und der Bläser, die quasi auf den Gesang antworten, der wiederum vom Background unterstützt wird. Hier passiert also musikalisch eine Menge – aber trotz der immensen Komplexität behalten wir den Überblick: Dank der exzellenten Durchhörbarkeit der Reference GS Edition ergibt alles wie selbstverständlich einen Sinn, wir begreifen die melodischen, harmonischen und rhythmischen Zusammenhänge: So ergeben die einzelnen Instrumente im Zusammenspiel ein großes Ganzes.
Sensationelle Plastizität und Materialität
Diese fabelhafte Aufgeräumtheit ist auch eine Folge der tollen Bühnendarstellung. Die Reference GS Edition zaubert eine großartige Räumlichkeit, die mannstarke Band hat reichlich Platz, um sich zu entfalten – sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Die Reference GS Edition baut diese Combo auf, als stünden die zwölf Musiker real vor uns. Dies gelingt aus deshalb, weil die Plastizität und Materialität sensationell ist: Wir können beim Schlagzeug das Holz der Sticks auf das Metall der Becken schlagen hören, wir erleben, wie die Gitarristen ihre Stahlsaiten ziehen, vernehmen den Plektrum-Anschlag und das Abstoppen der Töne mit dem Handballen. Dank dieser Imaginationskraft sehen wir die Musiker beim Spielen quasi vor unseren Augen. Dies gilt auch für Frontmann Fagen: Er ist stimmlich nicht gerade ein Charismatiker, aber mit der Reference GS Edition hat seine leicht heiser-raue Stimme die genau richtige Präsenz: So singt Fagen nicht nur vor uns, sondern für uns.
Live dabei
Gehen wir zu einem intimerem Setting: Die Jazz-Sängerin Sinne Eeg hat bei „Bitter End“ Schlagzeug, Bass, Klavier und Gitarre im Rücken. Hier erleben wir – noch stärker als bei der Fagen-Aufnahme – die Räumlichkeit, in der dieses Quintett agiert. Die Reference GS Edition macht im Nu die Wände unseres Hörraums vergessen, denn sie präsentiert uns mit ihrer Hochauflösung die Reflexionen des Raums, in dem die Musiker den Song einspielen. Wir haben das Gefühl, live dabei zu sein. Diese Unmittelbarkeit und Direktheit der Wiedergabe ist eine weitere herausragende Qualität dieses Lautsprechers. Das liegt auch an dem Detailreichtum und der exzellent Dynamikabstufung: So hören wir beim Klavier jeden Tastenanschlag, das Niedergehen der Hämmer auf die Saiten – und erleben, wie nuanciert Jacob Christoffersen mit der Stärke des Anschlags spielt. Wie die ausgehaltenen Akkorde und Töne dann aufgrund der mehrchörige Besaitung jedes Tons beim Verklingen in ihrer Klangfarbe changieren, ist eine akustische Offenbarung.
Kleinste Hauchlaute
Dann setzt Sinne Eeg ein – und hier zeigt die Reference GS Edition die ganze Vokalmagie: Die Jazzsängerin hat eine warme dunkel timbrierte, zugewandte Stimme – und die Dänin weiß genau, wie sie ihr attraktives Organ einsetzen muss, um uns zu beeindrucken. Erst haucht sie die Silben, dann dehnt sie die Worte, mal klingt ihr Gesang lasziv-verführerisch, mal zerbrechlich-verletzlich, mal sonor, mal rau. Dazu kommt ein fein gesetztes Vibrato, mit Gefühl variiertes und intensiviertes Vibrato auf die Enden ihrer Gesangsphrasen. So hat uns die Sinne Eeg binnen weniger Sekunden um den Finger gewickelt. Wir erleben – wie bei Donald Fagen, aber noch intensiver – den Gesang fast wie ein persönliches Gespräch, weil die Reference GS Edition jede kleine Wendung und Wandlung der Stimme zeigt, auch kleinste Hauchlaute und Anatmer hörbar macht. Das suggeriert eine fast schon intime Nähe – als böte Sinne Egg uns ein Privatkonzert.
Dezent, aber effektiv: die Klanganpassung
Nun interessiert uns, was die Pegelanpassungsmöglichkeiten bewirken. Als erstes legen wir die Brücke für die Höhen um und kräftigen diesen Bereich um 1,5 Dezibel. Nun achten wir auf das Klavier mit seinen faszinierend changierenden Klangfarben, aber auch auf die Schlagzeugbecken. Das Höhenplus verleiht dem Sound nun etwas mehr Silbrigkeit und Feinheit, ohne aggressiv zu wirken. Eine durchaus attraktive Alternative. Die Höhen-Absenkung hingegen macht den Klang in unserem gut bedämpften Raum etwas matt, dies ist eher eine Option für ein karg möbliertes Ambiente. Im Mittenbereich erscheint mit der 1,5-Dezibel-Zugabe Sinne Eeg Gesang noch attraktiver, weil der Vokalbereich bereichert wird. Die Instrumente hingegen kommen besser ohne das Mittenplus aus. Bei den Bässen ist es hingegen eindeutig: Eine Kräftigung ist höchstens nötig, wenn der Hörraum quasi eine Bassfalle ist. Weniger sollte es aber auch nicht sein. Das merken wir als wir die Absenkung ausprobieren: In der neutralen Stellung war es einfach genau richtig.
Brachiale Gelassenheit
Nun geben wir mal richtig Gas und loten mit „Arabian Desert Groove“ die Kraft, Dynamik und Tieftonfähigkeit der Reference GS Edition aus. Hier fackeln der Schlagzeug-Großmeister Charly Antolini und der kongeniale Percussionist Nippy Noya ein Drum- und Percussion-Feuerwerk vom Feinsten ab. Die Impulsivität, Frische und Akkuratesse ist famos, dazu spielt uns Antolini mit seinen groovend-komplexen Pattern schwindelig. Doch das Schlagzeug klingt nicht erschlagend, sondern knackig und konsistent. Antolini hat Bassdrum, Snare und Toms seines Drumkits superb tonal justiert, und die Reference GS Edition gibt uns dieses Schlagzeug bis hin zum Schwingen der Resonanzfelle in allen Facetten wieder. Wer wissen möchte, wie ein perfekt gestimmtes Drumset klingt, hört sich diese Aufnahme an – über diesen Lautsprecher. Dazu spielt Wolfgang Schmid stoisch einen abgrundtiefen Bass, der bei unserer Pegel-Party ein Mördervolumen und einen brachialen Druck entfaltet. Trotzdem ist die Wiedergabe sauber-artikuliert und entspannt, weil die Reference GS Edition völlig gelassen bleibt. Wow!
Abbildungskraft im Großformat
Die Reference GS Edition beherrscht also die ganze Bandbreite von zart bis hart – dies erleben wir auch im orchestralen Maßstab. Joyce DiDonato singt die Arie „Ove T’aggiri, O Barbaro“, begleitet vom Chor und Orchester der Lyoner Oper. Hier erleben wir die großartige Abbildungskraft im Großformat: Die dreidimensionale, perfekt gestaffelte und detailreiche Darstellung ermöglicht uns einen akustischen Rundgang durch den Klangkörper, wir können jedes Instrument präzise verorten und bis hin zum einzelnen Bogenstrich heraushören. Dies gelingt der Reference GS Edition auch abseits der zentralen Hörposition: Sie liefert ebenso weiträumig eine absolut homogene Wiedergabe. Im Großmaßstab einer Operngala ist ihre Illusionskraft, die livhaftige Präsenz der Musiker, umso beeindruckender – insbesondere natürlich der Sopranistin Joyce DiDonato, die uns mit ihrer phänomenalen Vokalkunst in den Bann schlägt. Beim fulminanten Finale singt sie vereint mit dem stimmstarken Chor und der geballten Instrumentalkraft des Orchesters – das ist Oper im Vollgenuss und mit Gänsehaut-Garantie.
Fazit
Canton ist mit der Reference GS Edition ein ebenso exklusives wie eindrucksvolles Schallwandler-Statement gelungen: Für dieses imposante High End-Flaggschiff haben die Weilroder das technisch Machbare ausgelotet, einen immensen innovativen, materiellen und handwerklichen Aufwand betrieben und damit einen Schallwandler der Superlative kreiert. Optisch besitzt die Reference GS Edition mit ihrer edlen Ausstrahlung, ihrer charakteristisch gerundeten Formgebung und der außergewöhnlichen Flügel-Einfassung ein einzigartiges, ikonisches Design. Akustisch glänzt dieser Lautsprecher – auch dank etlicher Neuentwicklungen wie dem Diamant-Hochtöner oder der Black Ceramic Tungsten-Membran für Mitten und Bässe – mit exzellenter Durchhörbarkeit, herausragender Räumlichkeit und grandioser Plastizität. Die atemberaubend immersive Illusionskraft verdankt sich auch der fulminanten Dynamik und Impulstreue, die für eine herrliche Vitalität und Livehaftigkeit sorgen, sowie dem machtvollen, ultratiefreichenden und zugleich verblüffend mühelos-leichten Bass. Dies alles ist perfekt abgestimmt und austariert. So agiert dieser Drei-Wege-Lautsprecher mit vollendeter Homogenität und Stimmigkeit – und so erweist sich die Reference GS Edition als Weilroder Wunderwandler.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Luxury-Klasse
Preis/Leistung: angemessen
Technische Daten
Modell: | Canton Reference GS Edition |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 50.000,00 € / Paar |
Garantie: | 10 Jahre |
Ausführungen: | - Korpus: Anthrazit (Seidenmattlack) - Flügel: Nussbaum-Echholzfurnier (Hochglanzlack) |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: + 49 6083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 1630 x 460 x 720 mm (incl. Sockel) |
Gewicht: | 165 kg / Stück |
Bauart: | 3 Wege, passiv, Bassreflex-Abstimmung |
Impedanz: | 4 - 8 Ω |
Hochtöner: | 1 x 25 mm (Kalotte, DCC-Diamant-Membran) |
Mitteltöner: | 1 x 174 mm (Konus, Black Keramik Wolfram-Membran, TCC, Wave-Sicke) |
Tieftöner: | 4 x 219 mm (Konus, Black Keramik Wolfram-Membran, Wave-Sicke) |
Frequenzbereich: | 18 Hz - 40 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 160 Hz / 3,1 kHz (Herstellerangabe) |
Nenn- / Musikbelastbarkeit: | - Nennbelastbarkeit: 500 W - Musikbelastbarkeit: 920 W |
Wirkungsgrad: | 89 dB (2,83V/1m) |
Lieferumfang: | - Canton Reference GS Edition - Frontabdeckungen (schwarze Stoffblenden, magnetisch haftend, separat für jedes Chassis) - Gerätefüße - Kabelbrücken - Bedienungsanleitung |
Pros und Contras: | + einzigartiges, imposantes Design + ausgezeichnete Materialgüte und Verarbeitungsqualität + superbe Transparenz und Klarheit + absolute Homogenität und Stimmigkeit + exzellente Durchhörbarkeit + herausragende Räumlichkeit + grandiose Plastizität + überaus mächtiger, kräftiger, tiefreichender und zugleich mühelos-leichter Bass + atemberaubende Dynamik und Impulstreue + extrem hohe Pegelfestigkeit + magnetische Frontabdeckungen + separate Pegelanpassungsmöglichkeit für Höhen, Mitten und Bässe + Anschlussklemmen für Bi-WiringBi-Amping + WBT nextgen-Lautsprecherklemmen - hohes Gewicht |
Benotung: | |
Gesamtnote: | 100+ |
Klasse: | Luxury-Klasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | - All-in-One-Player: Camebridge Evo 150 - Vorstufe: Audionet PRE 1 G2 - Endstufen: Audionet AMP - Netzteile: Audionet EPS G2 - Lautsprecherkabel: Fast Audio Black Science |