Home » Tests » Nubert nuControl X – Ein Kernstück für jedes HiFi-Setup
7. April 2024von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurMit dem nuControl X bietet Nubert seine erste vollwertige Streaming-Vorstufe. Wie immer will der Hersteller aber weder sich, noch die Nutzer einschränken und stattet die Neuheit darum mit einer Vielzahl zusätzlicher Funktionen aus, um zahlreiche Einsatzmöglichkeiten zu schaffen. Wir haben uns Nuberts Multitalent im Praxistest vorgenommen.
Wie so viele HiFi-Hersteller fing auch Nubert mit Lautsprechern an. Erst ein paar, dann immer mehr bis man schließlich zu einem der, wenn nicht sogar zum größten Direktvertrieb Deutschlands aufstieg. Zu kleinen Lautsprechern zum Einstieg kamen dabei irgendwann große Referenzsysteme, Heimkino-Setups und Subwoofer. Auch das Segment der Aktivlautsprecher wurde kontinuierlich ausgebaut, wobei Serien wie die neue nuZeo dabei auch das Thema Wireless-Übertragung in den Fokus rücken. Mittlerweile mausert sich die Lautsprecherlegende aber zu einem ernst zu nehmenden Vollsortimenter. Mit Geräten wie dem nuConnect ampX, oder der nuPower D, gab es nun auch die Schaltzentralen und die benötigte Power aus dem eigenen Haus. Das Streaming hingegen überließ man bis vor kurzem noch den andern, bis mit dem nuConnect ampXL das erste All-in-one Gerät von Nubert auf den Markt kam. Mit dem neuen nuControl X sollen nun aber auch Besitzer leistungsstarker Aktivlautsprecher oder Endstufen einen passenden Streaming-Partner bei Nubert finden.
Einer für alles
Nubert selbst bezeichnet den nuControl X primär als High-End-Vorstufe. Das ist richtig, doch Vorstufen bot man in Schwäbisch Gmünd ja bereits an. Sein herausstechendstes Feature ist die integrierte Streaming-Plattform. Anders als beim nuConnect ampXL, der hauptsächlich auf Chromecast und AirPlay setzt, gibt es hier eine vollwertiges UPnP-System für das Auslesen von Musikservern, kombiniert mit einer Reihe von integrierten Onlinediensten. Dazu kommt dann eine leistungsstarke DAC-Platform und natürlich eine umfangreich ausgestattete Vorstufe, mit Anschlüssen aller Couleur. So kann der nuControl X auf verschiedene Weisen eingesetzt werden. Zusammen mit einer Endstufe und passiven Lautsprechern, auf die „klassische“ HiFi-Art. Als verkabeltes Quellgerät für ein paar Aktivlautsprecher, oder als Schaltzentrale für Nuberts hauseigenes X-Connect Wireless-System. Gerade bei den letzten beiden Optionen lassen sich so erfreulich moderne, schlanke Setups errichten, bei denen man, dank der umfangreichen Ausstattung der Streaming-Vorstufe, auf nichts zu verzichten braucht.
Volles Haus
Selbst wenn man das interne Streaming einmal außen vor lässt, bietet Nubert hier praktisch alles was das Audio-Herz begehrt. Zwei analoge XLR-Eingänge werden um drei Paar Cinch-Buchsen ergänzt. Dazu kommt der separate Eingang, der den Zugang zur nuControl X eigenen Phono-Stufe für MM- und MC-Systeme bietet. Digitales nimmt die Streaming-Vorstufe per USB-B entgegen. Dazu kommen je zwei optische und koaxiale S/PDIF-Eingänge und ein AES/EBU-Anschluss. Massenspeicher lassen sich an den beiden USB-A-Buchsen auslesen und an der Front findet sich mit einem USB-C-Input noch ein zusätzlicher Eingang für die Nutzung mit Smartphones. Diese können natürlich auch per Bluetooth ihre Signale an das Gerät senden. Alternativ unterstützt die nuControl X außerdem das Streaming per AirPlay. Selbst bei der Netzwerkeinbindung bietet Nubert mit WLAN und Etherneteingang multiple Möglichkeiten. Dank des zusätzlichen Netzwerkausgangs können Musikserver außerdem direkt über die nuControl X mit dem gleichen Router oder Switch verbunden werden.
HiFi-Schwergewicht
All dies braucht natürlich auch ein wenig Platz, weshalb der nuControl X auch nicht als kompakter Hub ausgelegt ist, sondern gestandene HiFI-Maße aufweist. Das 43-Zentimeter-Gehäuse erstreckt sich 39 Zentimeter in die Tiefe und reicht knapp 11 Zentimeter in die Höhe. So lässt sich die Streaming-Vorstufe optisch und technisch wunderbar mit den Endstufen aus eigenem Hause kombinieren. Gleichzeitig macht der nuControl X auch in Kombination mit Aktivlautsprechern wirklich etwas her. Besonderer Hingucker ist hier natürlich das große Farbdisplay mit sechs Zoll Diagonale. Dabei fungiert es nicht nur als reiner Informationsübermittler, sondern erlaubt dank Touchsteuerung auch die Kontrolle des Gerätes. Allerdings weiß Nubert selbstverständlich, dass nichts einen beherzten Griff zum Lautstärkeregler ersetzt. Entsprechend besitzt auch die Vorstufe einen großen Drehregler auf seiner 10 Millimeter dicken Aluminiumfront. Auch dahinter geht der stilvolle Auftritt weiter. Sachte Rundungen am schraubenlosen Metallgehäuse sorgen für eine ansprechende Optik der nuControl X.
Rechenpower für volle Klangkontrolle
Während sich das Äußere also zeitlos gibt, geht es im Innern sehr modern zu. Nubert lässt sich bei seiner Premium-Vorstufe nicht lumpen und setzt bei der Wandlerplattform auf einen der besten Chips, der bei Zulieferer ESS im Regal liegt. Der ES9038 Pro ist das Herzstück vieler Referenz-DACs und in der nuControl X setzt Nubert gleich mehrere davon ein. Damit bietet das Gerät Kompatibilität mit Musikdateien mit Auflösungen bis hinauf zu 768 Kilohertz bei 32 Bit, ebenso wie die Möglichkeit DSD512-Titel abzuspielen. Davon profitieren auch die angeschlossenen analogen Quellen, denn vor der Wandlung durchlaufen alle Signale das leistungsstarke DSP der Vorstufe. Analoges wird also zunächst in die digitale Domäne gebracht. Mit Hilfe des digitalen Signalprozessors bietet Nubert dann eine ganze Reihe von Klangregelungsoptionen. Angefangen bei einem umfangreichen Subwoofermangement, hin zu einstellbaren Equalizern, Laufzeiteinstellungen und einem Re- beziehungsweise Upsampling, bis hin zur einer vollständigen Raumkorrektur.
Touchscreen zu Babel
Alle Klangeinstellungen lassen sich, wie alle anderen Funktionen der nuControl X auch, mit Hilfe des großen Touchscreen einstellen. Das funktioniert erfreulich gut, denn alle Schaltflächen sind hier gut dimensioniert und Menüführung und Interface sind gut durchschaubar. Tippt man auf die angezeigte Lautstärke, lässt sich diese einstellen. Tippt man auf die linke Bildschirmhälfte, öffnet sich die Quellenwahl. Tippt man an den oberen Rand, gelangt man in das Einstellungsmenü. Dieses ist allerdings, genau wie die gesamte Software des Systems, vollständig in Englisch gehalten. Wer sich ein wenig mit HiFi auskennt, wird mit den Begriffen aber kaum Probleme haben und auch mit Schulenglisch sollte man hier zurecht kommen. Dennoch wäre die Möglichkeit zur Änderung der Sprache schön. Löblich ist hingegen die Tatsache, dass sich alle Menüs und Funktionen, inklusive der Streamingplattform, auch mit der Fernbedienung kontrollieren lassen. Die Nutzung einer App ist also nicht zwingend notwendig.
Handliche Übersicht
Eine App bietet Nubert natürlich dennoch, und zwar ein spezifisch für die nuControl X entworfenes Programm. Vor deren Einsatz muss allerdings die Netzwerkeinrichtung vollzogen werden, was dank Bildschirmtastatur ruck zuck erledigt ist. Anschließend bietet die App dann die volle Funktionalität des Gerätes, inklusive Streaming, Klangregelung und Optionsmenüs. Auch die automatische Raumkorrektur, mit der der Bassbereich bis 300 Hertz optimiert wird, kann hier genutzt werden. Mit iOS-Geräten klappt das, wie immer, mit dem eingebauten Mikrofon, während Android-User Nuberts USB-Interface aus dem Zubehörsortiment benötigen. Das Interface der App folgt dem Design der Systemmenüs und auch hier lässt sich der nuControl X gut bedienen. Leider hatten zum Zeitpunkt unseres Tests aber sowohl die iOS- als auch die Android Version mit verschiedenen Verbindungs- oder Stabilitätsproblemen zu kämpfen. Hier besteht also noch klarer Bedarf nach ein paar Updates. Alternativ zur eigenen App kann aber auch roon mit dem nuControl X genutzt werden.
Kabelloser Klangmeister
In unserem Hörraum wird Nuberts Hi-Tech-Vorstufe dann zunächst mit einem Paar nuZeo 11 Wireless-Lautsprechern gekoppelt. Per Touchscreen sind die Verbindung und die Kanalzuteilung schnell eingerichtet und die ersten Titel ausgewählt. Klar definiert und räumlich erschallt Smetanas „Má Vlast“ aus den Lautsprechern. Streicher mit einem schönen, vollen Grundton übernehmen die Führung, während kraftvolle Stöße der Blechbläser dynamische Akzente setzen. Dazu kommen feine, helle Triangelschläge, deren silbriger Klang fein aufgelöst in den Raum hinein strahlt. Gerade im Hochtonbereich bietet die kabellose Nubert Kombi eine schöne Brillanz, was dem Spiel eine tolle Kontur verleiht. Dazu überzeugt die gute Feindynamik, gerade bei Harfen und Flöten, die das Klangbild vielschichtig und füllig erscheinen lässt. Vorstufe und Aktivlautsprecher versorgen die Aufnahme mit der majestätischen Größe die ihr gebührt und ziehen den Hörer mit reichlich Transparenz, Kraft und natürlichem Timbre in das Geschehen hinein. Auch ohne Kabel gibt es hier schon einmal tollen Klang.
Nubert nuControl X – Vielseitiges Technik-Feuerwerk
Doch bei Nutzung des X-Connect Systems kommen die eigentlichen Stärken der nuControl X ja weitestgehend gar nicht zum Tragen. Schließlich übernehmen hier die Aktivlautsprecher den Löwenanteil der Signalverarbeitung. Also werden die nuZeos nun per XLR-Kabel mit der Streaming-Vorstufe verbunden, um die internen Wandler zum Zuge kommen zu lassen. Kurzum geht es auf dem Touchscreen zur Qobuz-Wiedergabe, wo “It Is What It Is“ von der SWR Big Band und Joe Gallardo ausgewählt werden. Erneut gefällt der räumliche und gut definierte Sound, den Vorstufe und Aktivlautsprecher entwickeln. Trotz dem geschäftigen Treiben auf der Bühne, bei der viele Elemente gleichzeitig nach vorne treten, behält der nuContol X den Überblick und sorgt für differenzierte Darstellung. Dabei lässt er ein gutes Augenmaß walten, wirkt nicht träge und analytisch, sondern beschwingt und Transparent, so dass sich das Klangbild angenehm realistisch und homogen anfühlt.
Klang nach Maß
Gerade an den beiden äußeren Enden des Frequenzspektrums legt die Kombi nun außerdem nochmals merklich zu. Der brillante Hochton wirkt noch ein wenig klarer und filigraner. Percussions erklingen genau auf den Punkt und bringen so eine schöne Dynamik mit. Im Bass schieben die Teiftöner der nuZeo 11 kräftig an und reichen tief in den Frequenzkeller hinein. Auch hier kontrolliert der nuControl X das Spiel wunderbar und präsentiert straffe Drums mit schönem Körper. Als letztes darf sich Nuberts flexibles Streaming-Talent nun im bewährten Verbund einer HiFi-Kette mit Verstärker und passiven Lautsprechern beweisen. Bevor es dabei an die Wiedergabe geht, erfolgt aber ein Blick in das Klangregelungsmenü. Hier muss man Nubert wirklich ein Lob aussprechen, denn hier gibt es nicht nur zahlreiche Möglichkeiten zur Einstellung, sie sind auch alle gut bedienbar. Filter und Frequenzanpassungen lassen sich einzeln erstellen und bearbeiten, während sich die Endergebnisse als Preset abspeichern lassen.
Emotionsgeladen
Zurück in der Liste verfügbarer Alben wandert der Zeigefinger zu Otis Taylors „Fantasizing About Being Black“ wo der nuControl X die Stimme des amerikanischen Bluessängers wunderbar zur Geltung bringt. Herrlich sonor und mit dem charismatischen Kratzen schwingt die ganze Emotion der Tracks in den Vocals mit. Energetisch und mit schönem Drive geht Nuberts Streaming-Vorstufe zu Werke, präsentiert einen satten, smoothen Bass und gut definierte, plastische Banjos. Gerade bei „Banjo Bam Bam“ wird sich richtig ins Zeug gelegt. Zarte, wellenartig nach vorne tretende Trommelwirbel im Hintergrund und gut aufgelöste Geigen vervollständigen das Klangbild. Beim Ärzte Unplugged-Album „Rock ’n‘ Roll Realschule“ füllt sich der Raum dann mit den Klängen des ergänzenden Schulorchesters und dem Applaus und den Rufen aus dem Publikum. Gut ortbar, lebendig und beschwingt präsentiert der nuControl X alle Elemente der Aufnahme mit schöner Transparenz und Tiefenstaffelung. Herrlich feine Glockenspiele und schnarrende Maultrommeln inklusive.
Atmosphärischer Auftritt
Das Spiel nimmt einen mit, füllt den Raum wunderbar aus und zieht den Hörer gut in das Geschehen hinein. Zumindest bis zum Ende des Tracks, wo der Streamer sich stets eine kurze Bedenksekunde vor dem nächsten Song gönnt. Bei Live-Aufnahmen bremst das die Atmosphäre ein wenig. Tom Waits „Bad As Me“ ist davon nicht betroffen. Hier geht es erneut mit kernig-knurrigen Gesangsstimmen zur Sache, die von gut dosierten Stößen aus einem Saxophon begleitet werden. Auch die leicht quäkende Mundharmonika und das akzentuierte Gitarrenspiel kommen hier gut heraus. Trotz einem leichtesten Hauch von Wärme im Spiel, versteht Nuberts Streaming-Vorstufe es aber, das Signal nicht glatt zu bügeln. Etwas schrammelige Rock- und Blues-Nummern behalten ihren Charakter bei und der nuCotrol X beweist, das er trotz High End Technik nicht nur für die feingeistige Unterhaltung eingesetzt werden kann. Das Einschränken ist eben nicht Nuberts Sache.
Fazit
Nuberts nuControl X ist eines der vielseitigsten Quellgeräte auf dem Markt. Neben umfangreichen Streaming-Möglichkeiten gibt es hier außerdem eine enorm gut ausgestattete DAC-Vorstufe mit hochwertiger Technik und feinsten Bauteilen. Dazu kommen dann die Möglichkeiten bei der Wahl des Setups und den beinahe ausufernden Klangregelungsoptionen, die an die Features vollwertiger Signalprozessoren heranreichen. Prinzipiell gut zu bedienen gibt es bei der Software aber noch etwas Nachholbedarf. Stabilitätsschwankungen und ein paar fehlende Features der App, verlangen noch nach einem Update. Klanglich und funktionell macht Nubert allerdings alles richtig. Der nuControl X spielt mit schöner Definition, Räumlichkeit und Detailtreue, während er dabei die Musikalität nie aus den Augen verliert. Ob als Wireless-Hub, mit Aktivlautsprechern, oder in der HiFi-Kette, auf den Nubert nuControl X kann man immer setzen.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Nubert nuControl X |
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Produktkategorie: | Streaming-Vorstufe |
Preis: | 4.490 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | Schwarz |
Vertrieb: | Nubert, Schwäbisch Gmünd 07171 87120 www.nubert.de |
Abmessungen (H x B x T): | 110 x 430 x 390 mm |
Gewicht: | 11,2 kg |
Eingänge: | 1 x Ethernet 1 x USB-B 2 x USB-A 2 x Toslink optisch 2 x S/PDIF koaxial 1 x AES/EBU 2 x XLR Stereo 3 x Cinch Stereo 1 x Cinch Phono (MM/MC) 1 x USB-C (vorne) - Bluetooth (SBC, AAC, aptX HD, aptX LL) - WLAN - Nubert X-Connect wireless |
Ausgänge: | 1 x XLR Stereo 1 x Cinch Stereo 1 x Cinch Stereo Rec-Out 2 x Cinch Mono Sub-Out 1 x 6,3 mm Kopfhörerausgang 1 x 4,4 mm Kopfhörerausgang - Nubert X-Connect wireless - Bluetooth |
Unterstützte Formate: | gängige PCM-Formate und DSD |
Maximale Abtastraten: | PCM: bis 768 kHz/ 32 Bit DSD: bis DSD512, 22,4 MHz/ 1 Bit |
Streaming: | - nuControl X App - UPnP - Qobuz - Spotify Connect - Tidal - Airable - roon ready - AirPlay - Bluetooth |
Lieferumfang: | 1 x nuControl X 1 x Fernbedienung (inkl. Batterie) 1 x Stromkabel 3 x Schraubantenne 2 x Trigger-Kabel 1 x Anleitung |
Pro & Contra: | + umfangreiche Ausstattung + übersichtliche Menüs + viele Möglichkeiten zur Klanganpassung + zeitloses Design + flexibel einsetzbar + toller, ausgewogener Sound + gute Detaildarstellung + differenziertes Klangbild + tolle Räumlichkeit + schöne Plastizität - Apps mit Stabilitätsproblemen - Bibliothekssteuerung recht rudimentär |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | Sehr gut |
Getestet mit: | Innuos ZENmini Mk3 Audioquest Monsoon Audioquest Yukon XLR Audioquest Rocket 44 Hegel H360 Nubert nuZeo 11 Audio Physic Tempo |