Home » Tests » Aktiv-Standlautsprecher Manger s1 – Stellare Offenbarung
16. Mai 2024von Volker Frech
RedakteurEr ist eine astrale Berühmtheit: Der Biegewellen-Wandler von Manger ermöglicht eine herausragenden Homogenität und Natürlichkeit der Wiedergabe. Das Chassis mit dem Stern ziert in seiner neuesten Version natürlich auch das aktive Flaggschiff der High End-Manufaktur: die s1. Für perfekte Bedingungen im Vor- und Umfeld der Schallwandlung hat dieser Zwei-Wege-Standlautsprecher dann auch gleich die passenden Verstärker und etliche Filter-Optionen für Raumkorrektur und Soundanpassung in petto. Zu welch klanglicher Exzellenz dies führt, zeigt die Manger s1 eindrucksvoll in unserem Test.
Mehr Wiedererkennungswert geht nicht: Lautsprecher von Manger identifiziert man auf den ersten Blick. Dafür bürgt der Biegewellen-Wandler: Das sternbekränzte Chassis ist einzigartig in seiner Erscheinung – und ebenso einmalig in seiner Schallwandlungsweise, die nach dem Prinzip der Biegewelle funktioniert. Dieses in jeder Hinsicht staunenswerte Chassis ist das Markenzeichen von Manger Audio und seit Dekaden die Basis für das exzellenten Renommee der fränkischen Manufaktur sowohl im Studio- als auch im HiFi-Bereich. Wir haben diesen Biegewellen-Wandler bereits beim Test des passiven Standlautsprechers p1, des Wandlautsprechers w1 und des aktiven Monitors c1 kennengelernt. Nun ist das Sternen-Chassis wieder zu Gast beim lite-Magazin – als Herzstück der s1, die quasi die große Schwester der c1 ist. Dieser Standlautsprecher zieht prompt die Aufmerksamkeit auf sich, denn er vereint in gelungener Weise Außergewöhnlichkeit und Attraktivität: Ist dem kompakteren Monitor c1 eine etwas technischere Anmutung zueigen, so präsentiert sich die s1 als überaus attraktive, ambientefreundliche Klangsäule.
Zeitlos-elegantes Design
Dies liegt im formvollendeten Styling begründet: Mit den Maßen 114 mal 27 mal 21 Zentimeter ist die s1 ein wunderbar schlanker und wohlproportionierter Schallwandler. Die sanften Korpus-Radien zur Minimierung von Schallbeugungen runden das zeitlos-elegante, dezente Design ab und küren die s1 zum audiophilen Möbel, das sich geschmeidig in den Wohnbereich integriert. Hierzu trägt auch das Portfolio an Finishes bei: Weil Manger eine Manufaktur ist, wird jeder Lautsprecher gemäß dem Wunsch des Kunden ausgeführt – in freier Wahl der Farbe, in seidenmatt oder hochglänzend. Alternativ bekleidet Manger den Lautsprecher mit einem edlen Echtholzfurnier. Unser perfekt verarbeitetes Testmodell ist in freundlichem Seidenmatt-Weiß gehalten. Einen farblichen Akzent setzen die ringförmige Einfassung des Biegewellenwandlers und die zwei Zentimeter starke Aluminium-Bodenplatte, die jeweils in Rot eloxiert sind. Auf diesem massiven Sockel thront ein nicht minder robuster, vibrations- und resonanzresistenter Korpus aus dickwandigem MDF, der innseitig kräftige Verstrebungen sowie einen Zwischenboden zur Separierung der Chassis-Volumina aufweist.
Das menschliche Ohr als Inspiration
Der Blickmagnet ist natürlich der zuoberst platzierte Biegewellen-Wandler. Er sorgt für die faszinierende Wiedergabe, die jeden Manger-Lautsprecher auszeichnet. Seine Funktionsweise unterscheidet sich komplett von der Schallerzeugungsart konventioneller Chassis, welche mit einer steifen Membran kolbenartig vor- und zurückschwingen. Sie besitzen eine prinzipbedingte Trägheit, was zu Defiziten beim Einschwingverhalten führt. Ihre Konstruktion mit zahlreichen sich mitbewegenden Komponenten verursacht zudem Energieverluste und produziert Eigengeräusche. Dies alles mindert die Akkuratesse, Reinheit und Räumlichkeit der Wiedergabe. Der Biegewellenwandler hingegen agiert ähnlich wie die Basilarmembran des menschlichen Gehörs. Dank ihr nehmen wir auch feinste akustische Ereignisse wahr und können exakt ihre Herkunft verorten. Dies verschafft uns beständig ein dreidimensionales akustisches Bild unserer Umwelt. Die Basilarmembran agiert nach dem Biegewellen-Prinzip – und ist deshalb die Inspiration für den Manger-Schallwandler gewesen. Seine Membran besteht aus einem von Manger selbst entwickelten und gefertigten Kunststoff: Er ist biegeweich und leicht verformbar, weswegen er ebenso leicht in Schwingung versetzt werden kann.
Biegewellenwandler mit hauchdünner Hightech-Membran
Diese Schwingungen bewegen sich dabei entlang der Membranflächen-Ebene und breiten sich vom Zentrum hin zu den Rändern aus. Diese Biegewellen ähneln dem Wellenverlauf, den ein ins Wasser geworfener Stein auslöst. Bei der Manger-Membran schwingt jedoch nicht die gesamte Fläche. Auch das hat sie mit der Basilarmembran gemein. Bei tiefen Tönen werden große Gebiete angeregt, bei hohen Frequenzen hingegen vibriert nur ein kleiner Flächenanteil. Dadurch kann die Kunststoffmembran immens schnell auf zarteste Impulse reagieren. Schwingverhalten und Ausbreitungsgeschwindigkeit werden durch die Membranbeschaffenheit exakt kontrolliert. Die hauchdünne Kunststoff-Scheibe ist im Zentrum gerade mal 0,3 Millimeter stark, ändert ihre Dicke aber hin zu den Rändern. Zudem besitzt die Fläche konzentrische Areale mit Prägungen. Dies alles sorgt dafür, dass sich kleine Biegewellen auf der Kunststoffscheibe nicht weit ausbreiten. Großen Wellen hingegen erreichen den Rand der Membran. Von hier aus würden sie eigentlich wieder zurück zum Zentrum wandern – wäre da nicht der stellare Dämpfer.
Astraler Dämpfer und zentraler Puffer
Eine anthrazitfarbene, neunzackige Materialauflage aus weichem Schaumstoff entzieht tieffrequenten Wellen auf ihrem Weg zum Membranrand zunehmend ihre Energie. Optisch verleiht dieser Dämpfer dem Manger-Schallwandler seine astrale Anmutung. Unsichtbar agiert in der aktuellen MSW-Version ein weiterer Dämpfer: Rückseitig dockt zentral ein kleiner „Mittelpuffer“ an die Membran an. Er agiert als Hochton-Reflexionsdämpfer und verhindert zugunsten einer noch größeren Linearität eine zu starke Membran-Auslenkungen samt der hieraus resultierenden Wellenbewegung hin zum Rand. Die Membran zieren vorderseitig nun vier fein verdrillte Anschlussdrähte für die Doppelschwingspule. Dies ist die nächste pfiffige und patentierte Manger-Spezialität: Zwei mechanisch in Serie, elektrisch aber parallel geschaltete Schwingspulen ergeben zusammen eine lange, jedoch ultraleichte Antriebsspule. Dies vermeidet abermals eine massebedingte Trägheit, ermöglicht aber trotzdem eine große Auslenkung und damit eine kraftvolle Schallwandlung. Umgeben ist die Schwingspule von 15 scheibenförmigen, nunmehr stärkeren Neodym-Magneten: Sie tragen im Antrieb zum hohen 91-Dezibel-Wirkungsgrad und zur ultraschnellen 13-Mikrosekunden-Anstiegszeit bei – und zur abermals verbesserten Feindynamik.
Aufwändige Fertigung mit Upgrade-Angebot
Mit all seinen Spezial-Lösungen ist der MSW ein komplexer Schallwandler, dessen Fertigung nur in aufwändiger und hochpräziser Handarbeit möglich ist, weil bei der Herstellung engste Toleranzen eingehalten werden müssen. Das Ergebnis ist sowohl ein mechanisches Meisterwerk als auch ein Unikat. Jeder Schallwandler wird abschließend von Firmenchefin Daniela Manger persönlich geprüft, die Messprotokolle werden dann dauerhaft in der Mellrichstädter Manufaktur aufbewahrt – für etwaige Service-Zwecke. Apropos: Für ältere Versionen der seit 2011 gefertigten s1 bietet Manger ein Upgrade an, um den Lautsprecher auf den aktuellen Stand zu bringen – mit modifiziertem Biegewellenwandler, neuer Furutech-Innenverkabelung und Bestückung mit AHP-Feinsicherungen. Dieses Upgrade-Angebot gilt auch für alle anderen Manger-Modelle – ein Ausweis für die Langlebigkeit und ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Bei allen Weiterentwicklungen bewahrt der MSW natürlich seine grundsätzlichen Meriten: Neben dem exzellenten Impulsverhalten, der Verfälschungsfreiheit und dem Vorzug, nicht wie konventionelle Wandler Energie zu speichern, ist das die Fähigkeit zur breitbandigen Schallwandlung.
Breitbänder mit Bass-Ergänzung
Der MSW agiert in der s1 von 330 Hertz bis hoch zu stratosphärischen 40 Kiloherz. Das hat gleich mehrere Vorteile: Durch diese Breitbandigkeit entfällt die Hoch- und Mitteltontrennung samt der Übernahmebereichs-Komplikationen. Dadurch ist die Schallwandlung homogen-nahtlos. Zudem agiert der MSW über den großen Frequenzbereich hinweg wie eine Ein-Punkt-Schallquelle: Statt auf mehrere Chassis verteilt wird das Schallereignis homogen von einem einzigen Ort abgestrahlt – so, wie es in der Natur geschieht. Der MSW könnte noch weiter runter spielen, wäre dann allerdings im Bass zu leise. Deshalb unterstützt ihn im Tiefton das klassisch kolbenförmig schwingende Bass-Chassis eines deutschen Schallwandler-Spezialisten – ein Manger-Lautsprecher ist also durchweg „Made in Germany“. Der Woofer agiert mit einer speziellen Sandwich-Membran: Sie besteht aus zwei Karbonfaser-Schichten und einer weichen Schaum-Zwischenlage. Dieser 20-Zentimeter-Woofer ist flott genug, um mit dem Manger-Biegewellenwandler zu harmonieren, und zugleich so potent, dass die s1 trotz ihres geschlossenen Gehäuses runter bis 30 Hertz spielt.
Kraftvolle Verstärker, potentes Netzteil, schützender Limiter
Dieses Zwei-Wege-System wird nun aktiv betrieben: Die s1 hat die Endverstärker gleich an Bord. Hier sorgen leistungsfähige Module für eine saubere, perfekt auf die Wandler abgestimmte und kraftvolle Amplifizierung: Der MSW wird von einem 180-Watt-Verstärker angetrieben, der Tieftöner von einer 250-Watt-Endstufe. Beide Verstärker sind in rein analoger Class AB-Schaltung realisiert. Dieses bewährte und äußerst beliebte Prinzip bürgt für eine verzerrungsarme Verstärkung bei gutem Wirkungsgrad. Der diskrete Aufbau der Verstärker mit hochwertigen Einzelbauteilen befördert dabei eine höchstqualitative Signalverarbeitung. Eine kraftvolle Stromversorgung mit üppigem Ringkerntransformator dient dabei als zuverlässiger Energielieferant mit reichlich Reserven – zugunsten einer entspannten Wiedergabe. Bei dieser Leistungsstärke ist es sinnvoll, die Chassis vor Überlastung zu schützen und damit Verzerrungen zu vermeiden. Diesen Schutz bietet die s1 mit jeweils eigenem Limiter für den MSW als auch für den Woofer. Eine LED auf der Front indiziert grün leuchtend die Betriebsbereitschaft dieses Begrenzers – und rot leuchtend sein behütendes Eingreifen.
Pegel- und Polaritäts-Anpassung
Dieser Limiter kann auf Wunsch werkseitig deaktiviert werden. Die Aktiv-Elektronik der s1 bietet aber auch etliche Einstellmöglichkeiten, die der stolze Besitzer selbst bedienen kann. Dies beginnt beim „Input-Trim“: Er egalisiert, fein abgestuft bis ± 2,5 Dezibel, Pegelunterschiede etwa des Vorverstärkers. So erreicht man eine perfekte Kanalgleichheit. Mit „Input Sensitivity“ kann dann die grundsätzliche Eingangsempfindlichkeit eingestellt werden: entweder auf empfindlichere 0 dBu, falls man beispielsweise einen lautstärkegeregelten CD-Player direkt an die Aktivlautsprecher anschließen möchte, oder auf den üblichen Studio-Standard 6 dBu. Studio? Ja! Manger-Schallwandler sind wegen ihrer Wiedergabequalität auch im Profi-Bereich im Einsatz. Hierfür ist nun insbesondere das Feature „Polarity“ gedacht: Die Phasenumkehr des Signals kann beim Aufnahmeprozess im Zusammenspiel mit den Mikrofonen mehr Räumlichkeit und Körperhaftigkeit ermöglichen, aber generell auch Phasenfehler zwischen den beiden Kanälen beheben. Der „AV-Filter“ bewirkt eine Tiefton-Absenkung ab 80 Hertz, um bei kleinen Räumen Bassüberhöhungen zu vermeiden oder den Einsatz eines zusätzlichen Subwoofers zu ermöglichen.
Raumkorrektur und Klangoptimierung für HiFi und Home Cinema
Zur Anpassung an das Ambiente bietet die s1 aber noch feinere Werkzeuge: Die „Room-Acoustic-Correction“ ermöglicht im Frequenzbereichs unterhalb von 100 Hertz eine Anhebung bis +3 dB oder Absenkung bis -6 dB. So lassen sich insbesondere wandnahe und wandferne Aufstellungen der Lautsprecher realisieren, aber auch akustische Raumeingenschaften nivellieren. Dies ermöglicht für den Höhenbereich dann auch der „High Frequency-Trím“, der ab zehn Kilohertz aufwärts Klanganpassungen ermöglicht – etwa, um bei karg möbliertem Zimmer die zu starken Schallreflexionen zu kompensieren oder bei zu stark bedämpften Räumen den akkuraten Höhenanteil zu erzielen. Mit der Nearfield-/Cinema Screen-Correction hingegen senkt man, wenn man die s1 als Nahfeld-Lautsprecher nutzt, den Mittenbereich, der in dieser Hörsituation überbetont wäre – insbesondere bei höheren Lautstärken. Für den Home Cinema-Betrieb wiederum lässt sich dieser Mittenbereich auch anheben – falls man die s1 hinter einer Leinwand platziert hat, die üblicherweise eine Dämpfung dieses Frequenzbereichs verursacht.
Anschluss und Setup
All diese Anpassungsmöglichkeiten bietet das Terminal auf der Rückseite der s1. Hier sind auch der Netzanschluss und der Netzschalter platziert, ebenso der Audio-Anschluss. Für die Musikzuspielung bietet die s1 exklusiv einen XLR-Eingang für symmetrische Signale. Die symmetrische Übermittlung garantiert, dass das Musiksignal auf dem Kabelweg frei von Störeinflüssen bleibt. Im Profi-Bereich ist die symmetrische Signalübertragung deshalb Studio-Standard, im HiFi-Bereich wird sie mitunter von Herstellern hochwertiger Elektronik genutzt. Sollte der lautstärkegeregelte Zuspieler oder der Vorverstärker nicht mit XLR-Ausgängen ausgestattet sein, kann man sich mit einem XLR/Cinch-Adapter oder einem entsprechend konfektionierten Kabel behelfen. Dies liefert auf Wunsch natürlich auch Manger in hochwertiger Qualität. Mit derartigen Kabeln können wir nun im Hörraum an die s1 den Lehmannaudio Phonolith anschließen. Er verstärkt das Plattenspielersignal unseres Transrotor Dark Star, er wiederum ist mit dem MC-System Goldring Ethos bestückt. Beim Vinyl greifen wir passenderweise zu Mangers superber, nun in blauer Pressung erschienener Doppel-LP-Edition…
Die Manger s1 in der Praxis
… und wählen Marla Glens Top-Hit „The Cost Of Freedom“. Mithilfe der Gesangsstimme richten wir die Lautsprecher aus. Hier bleiben wir zu Beginnen im Rahmen der Manger-Empfehlungen: Die beiden s1 stehen 2,10 Meter auseinander, haben einen Wandabstand von 66 Zentimeter und sind so ausgerichtet, dass sich ihre Abstrahl-Achsen kurz vor dem Hörplatz kreuzen. Nun also das erste Probehören – und schon der Auftakt entfaltet eine fantastische Wirkung: Drummer Jean-Philippe Fanfant leitet den Song mit sanft überstrichenen Bar Chimes ein, das Schwingen dieser Reihe aufgehängter Metall-Klangstäbchen beglitzert wie ein Schwarm funkelnder Sternenpartikel von rechts kommend unseren Raum und scheint sich schwebeleicht in alle Richtungen auszubreiten. Das feine Funkeln der Bar Chimes ist selbst dann noch zu hören, als nach dieser faszinierenden Eröffnung die Band einsetzt. Schon hier demonstriert die s1 die superbe Klarheit und Durchhörbarkeit ihrer Wiedergabe. Dies ist umso beeindruckender, da Marla Glen von zahlreichen Musikern begleitet wird.
Akustische Offenbarung
Zur Besetzung gehören Drums, Percussion und Bass; Klavier, Keyboards und Orgel, Gitarre, Harmonika und Akkordeon, eine vierköpfige Bläsersektion und ein Gospel-Chor samt zusätzlicher Background-Sängerinnen. Dieses Großaufgebot präsentiert uns die s1 auf einer sowohl in der Breite wie in der Tiefe großzügigen Bühne, auf der sich alle Musiker völlig frei entfalten können. Wir wiederum können auf diesem Podium jedes Instrument genau lokalisieren und mühelos heraushören – bis hin zu einzelnen Saitenanschlägen von Gitarrist Slim Pezin. Die Transparenz der Wiedergabe ist schlichtweg eine akustische Offenbarung. Uns beeindruckt zudem direkt der Bass. Thierry Fanfant spielt auf seinem Viersaiter anfangs überwiegend lange Liegetöne, sein Bass hat einen herrlichen Tiefgang, er flutet mit wunderbarem Volumen unseren Raum. Trotzdem ist dieser Bass absolut definiert und konturiert. Das zahlt sich auch im weiteren Verlauf des Songs aus, denn dann spielt Fanfant markant-melodische Figuren mit etlichen Stopps. Trotzdem ist jeder Ton und jeder Anschlag mit Leichtigkeit hörbar.
Superbe Fein- und Grobdynamik
Den anfänglichen Bass-Liegetönen seines Bruders setzt der Schlagzeuger Jean-Philippe Fanfant einzelne Bassdrum-Schläge entgegen – und diese Tritte haben einen herrlichen Punch, den wir satt in der Magengrube spüren. Auch hier ist bei allem Schmackes jeder Bassdrum-Schlag absolut akkurat und knackig. Diese Präzision hören wir auch bei den fein-vertrackten Hi-Hat-Figuren, die der versierte Drummer ganz dezent auf dem Doppelbecken spielt – so mühelos und crisp haben wir diese coolen Patterns noch nicht wahrgenommen. Das gelingt nur, wenn der Lautsprecher zu exzellenter Feindynamik fähig ist. Während wir sie noch bestaunen, zucken wir zusammen, weil die s1 prompt auch mit Grobdynamik glänzt: Fanfant tritt fulminant die Bassdrum und drischt auf sein Crashbecken; Bass und Keyboard setzen hierauf punktgenau einen wuchtigen Tiefton und einen vollgriffigen Akkord, Marla Glen bellt zudem zum Auftakt ihrer ersten Strophe ein kraftstrotzend-selbstbewusstes „Ey“ – und wir sitzen wegen dieses eruptiven Ausbruchs nun kerzengerade auf dem Sofa. Wow!
Atemberaubende Präsenz
Wegen Marla Glen haben wir eigentlich diesen Song gewählt, wir wollten ja mit ihrer Stimme die Ausrichtung der Lautsprecher perfektionieren. Da haben wir kaum noch was zu korrigieren, denn die s1 stellt uns Glen sofort dahin, wo die Frontfrau hingehört: vor die Band, mitten in den Raum. Hier versprüht die Sängerin nun ihr ganzes Charisma: Sie spielt mit ihrer dunklen, tragenden Stimme, lässt ihr Organ knurren, reiben, mal sonor den Raum füllen, mal fast heiser ersterben, mal weich hauchen und dann wieder hart zupacken. Das ist umso eindrucksvoller, weil die s1 uns jede gesangliche Wendung zeigt und selbst die fast unhörbaren Atmer offenbart. Dieser Lautsprecher bildet Marla Gen derart plastisch ab, dass sie eine fast physisch spürbare Präsenz besitzt – als stünde sie leibhaftig vor uns. Diese Gegenwärtigkeit ist atemberaubend! Dies alles bleibt auch abseits des Sweet Spots gewahrt: Wir erleben die breite homogene Hörzone, für die Manger-Lautsprecher bekannt sind.
Dreidimensionale Darstellungskraft
Homogenität ist auch das Stichwort für die gesamte Schallwandlung der s1: Das Zusammenspiel der Instrumente, die Interaktion mit Glens Gesang und die hieraus entstehende Musik ergeben wie selbstverständlich eine Ganzes. Die Wiedergabe wirkt organisch und natürlich, als könnte es nicht anders sein. Unsere Wie-echt-Wahrnehmung, hier auch wirklich dabei zu sein, wird dabei durch die hohe Auflösungsfähigkeit und Transparenz der s1 befördert: Wir hören über die Details der spielenden Instrumente hinaus auch ihren Klang im Raum – und zwar in jenem Raum, den uns die Aufnahme imaginiert. So registrieren wir etwa bei den Kuhglocken-Schlägen, die der Percussionist Jaco Largent effektvoll einstreut, die Schallreflexionen des Aufnahmeraums im Pariser Studio Plus XXX, wo dieser Song eingespielt worden ist. Auch über die anderen Instrumente prägt dieses Aufnahme-Ambiente unsere Raumwahrnehmung. Unser reales Hörzimmer hingegen ist völlig verschwunden. Mit dieser plastischen und dreidimensionalen Darstellungskraft, mit dieser Gegenwärtigkeit gelingt der s1 eine Wiedergabe von geradezu immersiver Wirkmacht.
Exzellente Homogenität
Die Imagination gelingt übrigens auch mit anderer Aufstellung, also mit kaum eingewinkelten Lautsprechern. Dies verändert dann die Kohärenz der 3D-Abbildung – einfach mal ausprobieren! Die exzellente Homogenität und Räumlichkeit samt Tiefenstaffelung bleiben dabei stets gewahrt, sogar wenn wir uns den Schallwandlern bis auf kurze Distanz näheren. Verblüffend! Wir richten die s1 nun für eine Hörsession im Nahfeld-Bereich von eineinhalb Meter aus. Hier lohnt sich wirklich die Mittenabsenkung durch den Nearfield-Trimmer, also eine Anpassung gemäß der menschlichen Hörempfindlichkeit – insbesondere beim Hören auf hohem Pegeln. Prima Feature! Die Pegel-Potenz testen wir anschließend auch in unserer ursprünglichen Aufstellung. Hier zaubert uns die s1 ein Grinsen ins Gesicht: Die Dynamik, gerade bei Drums und Percussion, ist grandios und strotzt nur so vor Druck, Frische und Vitalität, die geballte Bläser-Sektion glänzt bei ihren unverhofft-ansatzlosen Einwürfen mit herrlicher Spritzigkeit. Trotzdem bleibt die Wiedergabe absolut sauber, klar und präzise – und nach wie vor völlig entspannt.
Kraftvolle Verstärker, clevere Features
Die integrierten Class AB-Verstärker zeigen hier, wieviel Kraft und Reserven sie besitzen, um selbst kurzfristige Pegelspitzen souverän zu meistern. Im Zuge des Ausprobierens stellen wir die s1 auch mal wandnah auf. Als geschlossener Lautsprecher ist sie hier per se unkritischer, trotzdem sind wir angenehm überrascht: Die s1 agiert selbst bei einem geringen Gemäuer-Abstand von 30 Zentimeter ohne Bassbetonung. Bei noch geringerer Distanz und auch bei einer Aufstellung in den Zimmerecken, wo eine Tieftonüberhöhung unvermeidlich ist, nutzen wir dann aber doch die Room-Acoustics-Correction und stellen den Trimmer auf -3 Dezibel. So ist die Klangbalance wieder hergestellt. Auch mit diesem Feature zeigt sich, wie praxisnah die s1 konzipiert und realisiert ist. Wir kehren zur Grundaufstellung zurück und hören die s1 nun mit Musik verschiedenster Genres – angefangen bei Gabriel Faurés berühmter Pavane, die das Treya Quartett in der Besetzung Trompete, Klavier, Kontrabass und Schlagzeug in eine herrliche Jazz-Version verwandelt, …
Natürlichkeit und Präzision
… bis hin zu Electro Marke Trentemøller, der bei „The Forrest“ mit Soundlayern, Synthesizer-Sub-Bass und einem Arsenal an Geräusch- und Sound-Samples einen eigenen Klangkosmos komponiert. Hie wie da glänzt die s1 mit Ihrer Homogenität und Natürlichkeit, ihrer Präzision, ihrer räumlich-plastischen Imaginationskraft. Die Exzellenz ihrer Darstellung beeindruckt uns dann abschließend besonders beim Presto aus Haydns Sinfonie Nr. 67 in F-Dur: Die Einspielung mit dem Gewandhausorchester stammt aus der Zeit um die Jahrtausendwende, als Herbert Blomsted am Pult stand und beim Orchester wieder die deutsche Aufstellung einführte. Sie verändert vor allem die Platzierung der Streicher: Die ersten und zweiten Violinen sitzen nicht mehr nebeneinander, sondern sich links- und rechtsaußen gegenüber, halblinks sitzen die Celli und dahinter die Kontrabässe, halbrechts dann die Bratschen. Dadurch sind bei Stereo-Aufnahmen gerade Dialoge von ersten und zweiten Geigen besonders effektvoll. All das kann man bei der Wiedergabe dieser nie regulär veröffentlichten Aufnahme hören.
Live-dabei-Gefühl
Die s1 zeigt ihre Wiedergabe-Exzellenz nun nämlich auch im orchestralen Großformat. Doch vor der Eröffnung durch die links sitzenden ersten Violinen hören wir eine gute Sekunde lang erst einmal die reine Saalatmosphäre – und schon durch dieses charakteristische Grundrauschen des Raums und den Geräuschpegel der Anwesenden versetzt uns die s1 in den großen Saal des Gewandhauses. Diese durchgängig präsente Atmosphäre, aber auch die später dann hörbaren Spielgeräusche der Musiker samt ihrem Notenumblättern geben uns wieder dieses Live-dabei-Gefühl – und so erleben wir im Gewandhaus, wie vor uns das Orchester Haydns herrlichen Verteilung der Melodien und Motive auf die verschiedenen Streichergruppen und die dahinter postierten Bläser musiziert – bis das Orchester schließlich vereint die Exposition, also den ersten Teil dieses Sinfoniesatzes, beschließt. Die Kombination aus Plastizität und Räumlichkeit, Klarheit und Akkuratesse, Luftigkeit und Gegenwärtigkeit lässt uns die Spielkultur des Gewandhausorchesters erleben und macht dieses Haydnsche Presto zu einem Hochgenuss.
Fazit
Die Manger s1 ist eine stellare Offenbarung – und dies liegt insbesondere an ihrem optisch wie akustisch einzigartigen Biegewellenwandler. Mit diesem sternbewehrten Breitband-Chassis, das alle Lautsprecher der Mellrichstädter Manufaktur ziert und von Manger abermals modifiziert worden ist, gelingt dem Zwei-Wege-Lautsprecher eine Wiedergabe von herausragender Homogenität und Natürlichkeit. Die Abbildung glänzt mit superber Räumlichkeit, Plastizität und Präsenz. Die herrliche Klarheit, Transparenz und Präzision sorgen für eine vollkommene Durchhörbarkeit mit maximalem Detailreichtum. Dies ermöglicht auch der überaus definiert-konturierte, voluminöse Bass. Zudem glänzt die s1 mit beeindruckender Dynamik im Feinen wie im Groben. Hierzu tragen auch die sauber-souverän agierenden, kraftvoll-reservenreich verstärkenden und rein analog realisierten Class AB-Module dieses Aktivlautsprechers bei. Dazu punktet die s1 mit zahlreichen Pegel-, Sound- und Raumanpassungsmöglichkeiten, mit denen dieser Lautsprecher an verschiedenste Raumgegebenheiten und Hörsituationen angepasst werden kann. Diese Allround-Befähigung spiegelt sich optisch in einem schlanken, zeitlos-eleganten Design. So begeistert die Manger s1 als flexibler Lautsprecher der Referenzklasse.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: gut
98 of 100
98 of 100
100 of 100
Technische Daten
Modell: | Manger s1 |
---|---|
Produktkategorie: | Standlautsprecher, Aktivlautsprecher |
Preis: | ab 19.600,00 € / Paar |
Garantie: | 3 Jahre |
Ausführungen: | Gehäuse: - Lackierung in RAL- oder NCS-Farben (matt, seidenmatt oder hochglänzend) - Echtholzfurnier (seidenmatt) Ring und Sockel: - Eloxierung in Schwarz, Rot, Silber oder Gold individuelle Gestaltung auf Anfrage |
Vertrieb: | Manger Audio, Mellrichstadt Tel.: +49 9776 9816 www.mangeraudio.com |
Abmessungen (HBT): | 1139 x 270 x 214 mm |
Gewicht: | 48 kg / Stück |
Prinzip: | 2 Wege, aktiv, geschlossenes Gehäuse |
Hochmitteltöner: | 1 x 200 mm (Manger, Biegewellenwandler) |
Miitteltieftöner: | 1 x 200 mm (Konus-Membran, Sandwich aus karbonfaserverstärkter Zellulose und Spezialschaum) |
Frequenzbereich: | 30 Hz - 40 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenz: | 330 Hertz (Herstellerangabe) |
SPL (max.): | 110 dB Peak (Herstellerangabe) |
Verstärker: | - max. Ausgangsleistung Hochton 180 W / 8 Ω, Class AB - max. Ausgangsleistung Tiefton 250 W / 8 Ω, Class AB |
Filter/Schalter/Trimmer: | - Trimmer Eingangsempfindlichkeit (-2,5 dB bis 2,5 dB) - Schalter Eingangsempfindlichkeit (6 dBu, 0 dBu) - AV-Filter (Hochpassfilter, 80 Hz, 12 dB) - Schalter Raumanpassung (Hochpass bei 100 Hz [+3 dB, 0 dB, -3 dB, -6 dB]) - Schalter für Nahfeld-/Leinwandanpassung (Glockenfilter bei 3.25 kHz, 1 Oktave [+3 dB, 0 dB, -1.5 dB, -3 dB) - Trimmer Hochtonanpassung (Shelving Filter ab 10 kHz [+2 dB, +1 dB, 0 dB, -1 dB, -2 dB]) |
Lieferumfang: | - Manger s1 - 4 einschraubbare Kegelfüße (pro Lautsprecher) - Netzkabel - Libelle (Wasserwaage) - Phasenprüfer/Schraubendreher - Handschuhe - Reinigungstuch - Bedienungsanleitung |
Optionales Zubehör: | Netzkabel der deutschen Kabelmanufaktur WSS |
Pros und Contras: | + überaus plastische und präsente Darstellung + superbe Raumabbildung + exzellente Impulstreue + klarer Klang mit hoher Auflösung und großem Detailreichtum + natürliche Wiedergabe + herausragenden Homogenität und Natürlichkeit der Wiedergabe + Limiter zum Schutz jedes Chassis + Input-Trim zur Pegelangleichung der Kanäle + Sensitivity-Schalter für verschieden starke Eingangs-Signalpegel + Polarity-Schalter für Signalphasen-Drehung um 180° + AV-Filter für Bass-Absenkung ab 80 Hertz (bei Einsatz eines zusätzlichen Subwoofers oder beim Betrieb in kleinen/bassbetonenden Räumen) + Raumakustik-Anpassung via Shelving-Filter für die Bässe sowie High Frequency-Trim für den Superhochton + Klang-Anpassung für Nahfeld-Betrieb oder Lautsprecher-Aufstellung hinter einer Leinwand + Upgrade/Update-Möglichkeit auf aktuelle Version des Biegewellenwandlers (durch Einsenden des MSW) + zehntägiges Testhören unter heimischen Bedingungen möglich (gegen eine Kostenpauschale, die bei Kauf angerechnet wird) |
Benotung: | |
Klang (60%): | 98/100 |
Praxis (20%): | 98/100 |
Ausstattung (20%): | 100/100 |
Gesamtnote: | 98/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | gut |
Getestet mit: | - Plattenspieler: Transrotor Dark Star - Abtastsystem: Goldring Ethos (MC) - Phono-Vorstufe/Vorverstärker: Lehmannaudio Phonolith - Signalkabel: Mogami 2549 Neglex, Audioquest Yukon - Netzkabel: Audioquest Monsoon, WSS Platin Line N4 (STC) |