Home » Tests » Phono-Vorverstärker Gold Note PH-10 Bravo – Multi-Könner für MM, MC und Vinyl-Schätze
28. Mai 2024
von Volker Frech
RedakteurDer elegante Gold Note PH-10 Bravo glänzt als clever-kompakter Phono-Preamp: Er bietet zwei separat programmierbare Eingänge für verschiedene Arme, Anpassungsmöglichkeiten für MM- und MC-Systeme, Ausgänge in XLR und Cinch – und als Clou mehrere Entzerrungskurven für die stimmige Wiedergabe auch alter Vinyl-Schätze. Farb-Display und Ein-Knopf-Bedienung sorgen zudem für einfachste Handhabung auch während des Betriebs. In der neuen Bravo-Version soll der PH-10 nun klanglich nochmals zulegen. Wie der Multi-Könner performt und was er noch in petto hat, zeigt unser Test.

Nobel-kompakter Auftritt: Der Gold Note PH-10 Bravo ist mit seinem langgestreckten Korpus um HiFi-Halbformat, dem fein gebürsteten und in edlem Gold eloxierten Aluminium ein echter Hingucker.
Das haben die Florentiner pfiffig gemacht: Gold Note präsentiert mit seinen 10er-Modellen eine komplette Geräte-Serie, die audiophilen Anspruch mit elegantem Design im kompaktem Format kombiniert und ambientefreundlich sowohl traditionelle wie moderne HiFi-Ausrichtungen bedient: So reicht das Portfolio vom CD-Spieler CD-10 und dem Streaming-DAC DS-10 EVO über die Stereo-Endstufe PA-10 EVO und den All-in-one-Verstärker IS-10 bis hin zum Phono-Vorverstärker PH-10. Dieser hochgelobte Preamp ist nun mit verbessertem Netzteil zur „Bravo“-Version weiterentwickelt worden. In dieser Veredlung steht er nun auf unserem Redaktionstisch – und verströmt seine Noblesse bereits durch seinen Auftritt. Der im HiFi-Halbformat gehaltene, sich dadurch schlank in die Tiefe erstreckende Korpus besteht aus sauber gefügten, starkwandigen Aluminum-Paneelen, denen eine abermals materialintensivere Stirnseite vorsteht. Die Oberflächen sind fein gebürstet – und diesen Premium-Aufritt perfektioniert nun eine Eloxierung in edlem Gold. Alternativ gibt’s den PH-10 Bravo in Silber oder Schwarz, doch in der Aurum-Ausführung ist er schon ein besonderer Blickmagnet.

Die Ambientefreundlichkeit wird durch das aufgeräumte Design befördert: Die Front ziert gerade mal das Display, ein Bedienknopf – und unter der Gold Note-Plakette eine kleine Betrieb-LED.
Farb-Display mit Grafik-Clou
Konstanten des Designs sind in jeder Version die stets goldene Plakette auf der Front und die kunstvolle Laserung auf der Oberseite. Sie zeigen beide das Firmenlogo der kleinen, aber feinen italienischen Manufaktur Gold Note: den Bucinator, den hornblasenen Krieger der römischen Antike. Für den modernen Touch sorgen hingehen die markanten Lüftungsschlitze, die sich über Wangen und Oberseite erstrecken und mit ihrer schrägen Anordnung sowie der variierenden Dimensionierung Dynamik und Griffigkeit ausstrahlen – und natürlich das in die Front eingelassene Farb-Display: Ein 2,8-Zoll-TFT-Monitor präsentiert uns in schöner Schärfe und Farbenvielfalt alle Informationen auf einen Blick – angefangen bei der Wahl des Eingangs und der Systemart über die Einstellungen der Verstärkung und der Impedanz bis hin zur aktuell verwendeten Entzerrungskurve, deren Frequenzverlauf als Kennlinien-Grafik abgebildet wird. Wow! Ein Rahmen zeigt dabei mit weißer und dann roter Farbgebung an, welches Feature gerade zur Veränderung ausgewählt und dann zur Veränderung aktiviert ist.

Das 2,8-Zoll-Display zeigt in Farbe und mit veränderbarer Helligkeit alle Einstellmöglichkeiten an – und hierbei die aktuell gewählten Werte. Toll ist die grafische Darstellung der aktuell gewählten Entzerrungskurve.
Einfaches Bedienkonzept, zweifaches Input-Angebot
All diese Funktionen lassen sich über einen einzigen Knopf handhaben. Diese von Gold Note „Single Knob Control“ genannte Bedienmöglichkeit trägt optisch zur aufgeräumten Front des Verstärkers bei und verstärkt seine fast schon monolithisch-massive Goldbarren-Anmutung. Haptisch ermöglicht dieser dreh- und drückbare Knopf in Kombination mit dem Display eine intuitive Bedienung. Hier punktet der kleine Phono-Vorverstärker mit einem großem Funktionsumfang. Er beginnt bei der Eingangswahl: Der PH-10 Bravo bietet gleich zwei Inputs. Ihre Anschlüsse auf der Geräterückseite sind mit ausgezeichneten vergoldeten Cinch-Buchsen realisierten und besitzen sogar jeweils eine eigene Erdungsklemme gegen Brummschleifenbildung. Das Input-Doppel ermöglicht den Anschluss zweiter Plattenspieler oder die Verwendung eines Laufwerks mit zwei Armen samt differierender Tonabnehmer-Bestückung. Es gibt durchaus Vinylisten, die für verschiedene Musikgenres oder Aufnahme unterschiedliche Systeme oder Plattenspieler verwenden, um etwa dünn oder dumpf klingende Aufnahmen auszugleichen. Um hier einen optimale Anpassung an den Zuspieler zu ermöglichen, bietet der PH-10 Bravo nun etliche Einstellmöglichkeiten.

Eingangsseitig punktet der PH-10 Bravo mit zwei Inputs, was den Anschluss zweier Plattenspieler oder Arme erlaubt. Jeder Eingang ist mit einer eigenen Erdungsklemme ausgerüstet.
Verstärkungs-Optionen für alle gängigen MM- und MC-Abtaster
Das beginnt mit der grundsätzlichen Verstärkungs-Wahl zur Anpassung an die verwendete Abtaster-Art: Für Moving Magnet-Systeme, die einen höheren Pegel liefern, beträgt die Basis-Verstärkung 45 Dezibel, für Output-ärmere Moving Coil-Tonabnehmer hingegen 65 Dezibel. Nun gibt es bei beiden Systemarten aber auch schwächere und kräftigere Vertreter, etwa die beliebten High Output-MC-Abtaster. Deshalb können mit der „Gain“-Funktion zusätzlich vier Verstärkungsfaktoren (- 3 dB, 0 dB, + 3 dB, + 6 dB) eingestellt werden. Neben dieser Gain-Justierung bietet der PH-10 Bravo auch eine Impedanz-Anpassung. Während MM-Systeme grundsätzlich mit einem Eingangswiderstand von 47 Kiloohm betrieben werden, reagieren MC-Systeme hier klanglich sensibel. Jeder Hersteller gibt deshalb eine Impedanz-Empfehlung für das jeweilige System an. Mit neun einstellbaren Werten zwischen 10 und 47 Kiloohm bietet der PH-10 Bravo hier eine üppige Options-Vielfalt. Die Ladekapazität ist hingegen fix auf praxisgerechte 330 Pikofarad eingestellt. Mit diesen Einstell-Optionen ist der PH-10 Bravo an eigentlich alle marktüblichen MM- und MC-Systeme anpassbar.

Der dreh- und drückbare, ebenfalls in Metall realisierte und sauber rastende Knopf ist das einzige Bedienelement auf der Front. Über diese „Single Knob Control“ werden intuitiv sämtliche Einstellung vorgenommen.
Verschiedene Entzerrungskurven für alte Vinyl-Schätzchen
Diese für ausgewiesene Phono-Verstärker üblichen Einstellmöglichkeiten toppt der PH-10 Bravo nun mit einem Schmankerl: Er bietet zugunsten einer korrekten Wiedergabe verschiedene Entzerrungskennlinien an. Entzerrung? Ja! Die ins Vinyl gravierte Informationen ist nämlich kodiert: Bässe sind abgesenkt, Höhen hingegen angehoben. Nur dank dieser Kodierung kann die empfindliche Nadel das Signal ohne zu starke Auslenkungen, Verzerrungen und Rauschen von der Rille abtasten. Anschließend muss diese Kodierung wieder rückgängig gemacht werden. Seit Mitte der 1950er-Jahre geschieht das überwiegend nach der RIAA-Kennlinie der Recording Industry Association of America. In der Frühzeit des Vinyls hingegen gab es verschiedene, voneinander abweichende Kennlinien. Insbesondere die großen Plattenlabel hatten bezüglich der optimalen Kodierung ihre eigene Philosophie. Ihre Aufnahmen klingen mit der später zur Quasi-Norm gewordenen RIAA-Entzerrung mitunter dumpf oder grell, bassarm oder tieftonlastig. Deshalb bietet der PH-10 Bravo zusätzlich zur RIAA-Kurve zwei sehr verbreitete LP-Entzerrungen: Decca London und American Columbia. So können auch alte Vinyl-Schätzchen korrekt wiedergegeben werden.

Clou für alte Vinyl-Preziosen: Neben der Standard-Entzerrung gemäß RIAA bietet der PH-10 Bravo zwei weitere Kennlinien an – hier ist die „American Columbia“-Kurve eingestellt.
Kennlinien für korrekten Klang und Frische-Plus
Die Kennlinien-Kurven dieser beiden Entzerrungen weichen insbesondere im Höhenbereich von der RIAA-Kennlinie ab: Decca dämpft hier weniger, Columbia hingegen mehr. Alle drei Entzerrungen bietet der PH-10 Bravo darüber hinaus noch in einer „Enhanced“-Variante: Hier findet jeweils ab dem Bereich der oberen Höhen eine geringere Absenkung statt. Dadurch entsteht ein brillanteres Klangbild. Dies kann bei älteren Aufnahmen, die mitunter muffig und matt daherkommen, für einen frischeren, lebendigeren Sound sorgen. Welchen Klang-Charakter die jeweils eingestellte Entzerrungskennlinie liefert, kann man leicht erkennen: Das Farbdisplay bildet ja, wie schon erwähnt, die Kurven als Grafik ab und zeigt bei den „Enhanced“-Varianten mit einer gestrichelten Linie dann auch den Unterschied zum originalen Kurvenverlauf. Das ist klasse gemacht, Chapeau! Nächster Pluspunkt: All diese zugunsten einer bestmöglichen Performance getätigten Einstellungen merkt sich der PH-10 Bravo. Sie werden automatisch abgespeichert – und zwar für jeden der beiden Eingänge getrennt. So hat man zwei Klangprofile als Presets parat.

Als zweite historische Entzerrungskennlinie bietet der Phono-Preamp die „Decca London“-Kurve an. Dazu gibt es alle Kennlinien noch in eine „Enhanced“ Version. Der Hintergrund des Display zeigt uns in dezentem Grau den Bucinator, also jenen antiken Bläser, den die Manufaktur Gold Note zum Firmenlogo erhoben hat.
Subsonic-Filter gegen Rumpelgeräusche
Zu den veränderbaren Klangeinstellungen gesellt sich nun noch eine fixe: Alle Frequenzen unterhalb von 10 Herz werden mit einem steilflankigen Filter stark bedämpft. Dieses Subsonic-Filter ist segensreich, wenn die Nadel des Plattenspielers ungewoll in Schwingung versetzt wird, etwa durch Trittschall-Übertragung vom Boden oder durch die Welligkeit der Schallplatte. Das daraus resultierende tieffrequente Rumpeln und Wummern ist akustisch unschön. Es belastet zudem die Lautsprecher, deren Bass-Chassis bei ultratiefen Frequenzen weit auslenken müssen, und kostet den Verstärker Kraft: Tiefe Töne beanspruchen bei der Amplifikation viel Energie, der Verstärker steckt bei Rumpelgeräuschen als viel Leistung in Schallereignisse, die gar nicht erwünscht sind. Die Power fehlt dem Amp dann für die eigentliche Musik. Die Performance bleibt in puncto Kraft und Dynamik unter den Möglichkeiten. Dies wird durch das Subsonic-Filter verhindert – ohne klangliche Verluste: das menschliche Hörvermögen endet bei 16 Hertz, und Frequenzen im Infraschall-Bereich sind eher diffuse Unwohlseinverursacher als definierte akustisch-musikalische Ereignisse.

In der Nahaufnahme ist die hochwertige Material- und Verarbeitungsqualität noch besser zu erkennen.
Externes Netzteil fürs Performance-Plus
Die Vielseitigkeit des PH-10 Bravo befördert abschließend auch die Ausgangssektion: Für die Weiterleitung des aufbereiteten Phono-Signals an einen Verstärker stehen sowohl ein unsymmetrischer als auch ein symmetrischer Ausgang parat. Die symmetrische Signalübertragung ist gegen Einstreuungen auf dem Kabelweg gefeit und deshalb Studio-Standard bei den Profis. Die Signalverdopplung bewirkt zudem eine zusätzliche Verstärkung um sechs Dezibel. Neben diesen Audio-Schnittstellen bietet die Rückseite noch den Netzkabel-Anschluss sowie den An/Aus-Schalter, mit dem der PH-10 Bravo komplett vom Netz genommen wird. Hinzu kommt ein Achtpol-DIN-Einbaustecker für den Anschluss eines optionalen externen Zusatz-Netzteils: Es unterstützt das interne Netzteil, welches auch schon gegenüber dem Vorgängermodell verbessert wurde und den neuen PH-10 zum „Bravo“ kürt. Doch das zusätzlich anschließbare Linearnetzteil steigert nochmals deutlich die Potenz der Stromversorgung – und damit die Lieferfähigkeit sowie die Reserven. Dies ist die Basis für eine sauber-verzerrungsfreie, entspannte und dynamische Performance des Verstärkers, weil seine Komponenten stabil und ohne Energie-Engpässe bestromt werden.

Der PH-10 Bravo kann mit dem rechts zu sehenden externen Zusatz-Netzteil aufgerüstet werden. Diese Stromversorgung ist in Design und Dimensionierung gleich, passt deshalb optisch perfekt – und sorgt akustisch für ein Perfomance-Plus.
Der Gold Note PH-10 Bravo in der Praxis
Wir starten aber erst einmal mit dem reinen PH-10 Bravo. Er bereitet das Signal vom Plattenspieler Transrotor Dark Star auf. Eer wiederum ist mit dem MM-System Uccello ausgestattet. Also setzen wir den Input 1 auf MM, die Impedanz auf 47 Kiloohm, belassen den Gain bei der Grundeinstellung 0 Dezibel und wählen als Entzerrung die normale RIAA-Kurve, weil wir mit Wolfgang Haffners LP „Kind Of Spain“ eine moderne Aufnahme von 2017 auf dem Plattenteller haben. Im Leerlauf- wie im Abspielbetrieb merken wir, das wir hier zugunsten des bestmöglichen Rauschabstands ein wenig Tuning betreiben sollten: Das Uccello liefert, Moving Magnet hin oder her, gar keinen so hohen Output. Es kann also mehr Verstärkung vertragen, dann brauchen wir unseren auf den PH-10 Bravo folgenden Verstärker auch nicht so weit aufdrehen. Mit der +6 Dezibel-Gain-Einstellung am Phono-Pre-Amp erreichen wir schließlich die genau richtige Balance – und jetzt kann der PH-10 Bravo seine Qualitäten zeigen.

Der PH-10 Bravo glänz auch rückseitig: Hier sind die Cinch-Buchsen mit überaus hochwertigen vergoldeten Modellen realisiert.
Herrliche Brillanz, grandiose Dynamik
Schlagzeuger Wolfgang Haffner spielt ein Arrangement des andalusischen Traditions-Tanzes mit „El Vito“, er wird dabei von Kontrabass, Vibraphon, Gitarre und Trompete begleitet – und sie ist gleich der Eröffnungs-Genuss: Sebastian Studnitzky bläst das melancholische Motiv erst mal solo. Dieses mit viel Gefühl und Intensität gespielte Intro lässt uns auch deshalb sofort gebannt zuhören, weil wir alle Blasgeräusch vernehmen, die man erlebt, wenn man einen Trompeter livehaftig vor sich spielen hört. So hat die Trompete eine geradezu physische Präsent, als stünde Studnitzky mit seinem Instrument drei Meter uns. Dabei ist sein wehmütiges Spiel in einen superben Kunsthall eingebettet, der uns auch sofort eine räumliche Weite und Unbegrenztheit imaginiert und so wirkungsvoll die Einsamkeit dieser Trompete unterstreicht. Toll! Mit dieser Einsamkeit ist es dann aber schnell vorbei: Daniel Stelter übernimmt mit seiner Flamenco-Gitarre – und sein Saitenspiel beeindruckt mit herrlicher Brillanz und grandioser Dynamik.

Die markanten Schlitze, die die Wangen und Oberseite des Gehäuses zieren, verleihen dem Design eine gewisse Dynamik – und sorgen für eine gute Wärmeabfuhr.
Ausgezeichnete Durchhörbarkeit
Gleich der erste Anschlag allein der tiefen, leeren E-Saite hat eine verblüffende Direktheit: Wir sehen förmlich, wie diese hart angeschlagene, mit Stahl umsponnene Bass-Saite vor uns schwingt. Auch die nachfolgenden schnellen Passagen voller Saitenartistik und fulminanter Flamenco-Rasgueados haben dank dieser Dynamik eine geradezu mitreißende Vitalität. Diese Dynamik verdankt sich der Akkuratesse und dem präzisen Timing des PH-10 Bravo – und das erleben wir nun auch beim Einsatz der anderen Instrumente. Gerade Haffners Drumming sorgt dafür, dass wir unwillkürlich mitwippen. Obwohl der Schlagzeuger nur mit leisen Besen und dezent-songdienlich spielt, sind die feinen Anschläge und Rhythmus-Patterns, die er auf Becken, Felle und Trommelrändern spielt, ein perkussives Fest. Da fügen sich Vibraphon und Kontrabass perfekt ein – und obwohl aus der anfänglichen Trompeten-Einsamkeit mittlerweile eine stattliche Musiker-Mehrsamkeit geworden ist, hören wir jedes Instrument mit jedem Ton klar heraus: Die Durchhörbarkeit ist ausgezeichnet, auch die Positionierung auf der Bühne schön geräumig und tiefengestaffelt.

Der PH-10 Bravo auf dem Sideboard: Dank seiner kompakten Maße von 8 mal 20 mal 26 Zentimeter erweist sich der Phono-Preamp als platzgenügsam und wohnungsfreundlich.
MC-Betrieb mit Verve und Frische
Nun rüsten wir den Plattenspieler auf das MC-System Goldring Ethos um und passen auch PH-10 Bravo entsprechend an. Das geht so flott, dass wir die angedachte Einrichtung des zweiten Inputs bleiben lassen. Diese intuitive Bedienung ist top! Das Ethos liefert nun einen guten Output, sodass wir mit dem Gain auf +3 Dezibel runtergehen. Das System möchte mit 100 Ohm abgeschlossen werden – und so liefert es uns nun „El Vito“ in einer noch lebendigeren, frischeren, offeneren Wiedergabe. Hier bestätigt sich wieder unsere Erfahrung: Ein guter MC-Abtaster ist in puncto Transparenz, Detailreichtum, Dynamik, Plastizität und Räumlichkeit überlegen. So wirken die Einzelinstrument noch eindrucksvoller und plastischer, so sind kleinste Nuancen der Instrumentalisten noch besser heraushörbar, ebenso die charakteristischen Spielgeräusche, die für den Wie-echt-Eindruck so immens wichtig sind. Auch die Perkussivität insbesondere des Schlagzeug ist nun abermals anspringender. Das Musizieren der gesamten Band hat nun noch mehr Verve und Lebhaftigkeit.
Performance-Plus mit Zusatz-Netzteil
Geht’s noch besser? Zur Beantwortung schließen wir nun das optionale Netzteil an. Am PH-10 Bravo erkennen wir das optisch im Display durch die Anzeige „EXT“, akustisch hingegen an einer Performance-Steigerung, die uns staunend aufhorchen lässt: Die Wiedergabe hat an Ruhe, Stimmigkeit und Entspanntheit gewonnen. Zugleich ist die Dynamik im Feinen wie im Groben noch famoser. Haffners Drumming wirkt nun umso eindrucksvoller wie ein Uhrwerk im Virtuosen-Modus. Die zarten Schläge aufs Ride-Becken besitzen nun bei aller Dezenz eine Durchsetzungsfähigkeit, dank der wir trotz musizierender Band mühelos selbst das Ausklingen des gedengelten Metalls nachverfolgen können. Auch die Flamenco-Gitarre hat nun noch mehr Fuego und Aplomb. Der Tiefton profitiert ebenso von der Netzteil-Erweiterung: Nun hat Lars Danielssons Kontrabass, der zuvor etwas zurückgenommen wirkte, die richtige Tragfähigkeit, sodass wir seinen knurrigen, in höhen Lagen näselnden, in tiefen Gefilden trockenen und trotzdem Fundament bietenden Ton genießen – wie auch seine fingerfertigen Ausflüge übers Griffbrett.

Ausgangsseitig bietet der Verstärker sowohl einen symmetrischen als auch einen unsymmetrischen Line Out. Über den PSU-Einbaustecker kann man das optionale externe Zusatznetzteil anschließen. Der kleine USB-Port dient allein der Zuspielung von Firmware-Updates. So ist der PH-10 Bravo ständig aktualisierbar. So brachte etwa das letzte Update als Performance-Plus die Dimmbarkeit des Displays.
Himmlische Interpretation mit Luftigkeits-Zugewinn
Das gelingt dem PH-10 Bravo auch im orchestralen Großformat: Wir legen Gustav Mahlers Dritte Sinfonie in der Referenz-Einspielung mit den Wiener Philharmonikern unter Claudio Abbado auf. Die Weltklasse-Sopranistin Jessye Norman singt „Zarathustras Mitternachtslied“ – und dies ist wegen der himmlischen Interpretation und der irdischen Gegenwärtigkeit von Solistin und Orchester ein Hochgenuss. Die Bühnenpräsenz und die Durchhörbarkeit sind famos, die Instrumente des herrlich gestaffelten Klangkörper sind bis hin zu den sonst oft etwas untergehenden Bässen klar verortbar, die davor positionierte Jessye Norman hat eine einnehmende Aura und betört uns mit ihrer dunkel timbrierten Stimme. Nun ist die 1982er-Aufnahmen bei aller Referenzialität doch betagt. Wir wechseln deshalb mal bei der Entzerrung in den RIAA Enhanced-Modus – und die nun etwas prononcierteren Höhen sorgen für den notwendigen Zugewinn an Lebendigkeit und Luftigkeit, die der Wiedergabe bis dato fehlte. So sind der luxuriöse Orchesterklang der Wiener Philharmoniker und die Ausnahme-Stimme von Norman eine Offenbarung.
Zeitreise via Vinyl
Die nächste Offenbarung erleben wir mit einer Zeitreise in die Vergangenheit: 1954 erschien auf einer Mono-Schallplatte die Einspielung von Franz Liszts Klaviersonate h-moll mit der ungarischen Pianistin Edith Farnadi – heute eine nahezu vergessene Meisterin, damals eine hochgeachtete Interpretin insbesondere der Lisztschen Klavierwerke. So ist auch ihre Einspielung der bedeutenden h-moll-Sonate schlichtweg ein Gedicht – allerdings nur in der richtigen Entzerrung. Die für das amerikanische Label Westminster eingespielte und in den Columbia Recording Studios gemasterte Aufnahme ist mit der damals noch nicht zum Standard erhobenen RIAA-Kurve akustisch ziemlich unattraktiv. Mit der passenden Columbia-Kurve hingegen entfaltet diese historische Aufnahme, die mit einem einzigen Mikrofon entstand und so den Westminster-typischen und damals berühmten „natural balance“-Klang bietet, plötzlich ihren ganzen akustischen Charme und legt Farnadis sublimes, fein austariertes Klavierspiel frei. In der Enhanced-Version blüht die Mono-Aufnahme sogar nochmals etwas mehr auf – und macht diese Zeitreise via Vinyl zum Entdeckungs-Erlebnis.

Der Gold Note PH-10 Bravo im Hörraum: Hier bereitet er das vom Transrotor Dark Star kommende Vinyl-Signal auf, das er entzerrt und auf Line-Pegel bringt.
Fazit
Der Gold Note PH-10 Bravo glänzt als clever-kompakter Phono-Preamp mit ausgezeichnetem Klang, intuitiver Bedienung und üppiger Ausstattung. Zwei Inputs ermöglichen den Betrieb verschiedener Plattenspieler oder Arme mit unterschiedlichen Systemen. Für deren optimalen Betrieb bietet der PH-10 Bravo die Wahl zwischen MM- und MC-Verstärkung mit zusätzlich vier Gain-Einstellungen und neun Impedanz-Anpassungen. So ist dieser Amp fit für jeden marktüblichen MM- und MC-Abtaster – und liefert eine Wiedergabe, die das Musikhören mit Transparenz, Durchhörbarkeit, exzellenter Dynamik und Plastizität zum Genuss macht. Diesen Wohlklang stellt er über eine unsymmetrischen sowie einen symmetrischen Ausgang gleich doppelt zur Verfügung. Durch den Einsatz des optionalen Zusatz-Netzteils legt der PH-10 Bravo in seiner Performance dann nochmals merklich zu. Der Clou sind schließlich die verschiedenen Entzerrungskurven: Mit ihnen kann der PH-10 auch alte Vinyl-Schätze korrekt wiedergegeben, betagt-matten Aufnahmen zu einer vitalen Wiedergabe verhelfen – und so für historische Offenbarungsmomente sorgen. Chapeau!
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Spitzenklasse
Preis/Leistung: hervorragend
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Technische Daten
Modell: Gold Note
PH-10 Bravo
Produktkategorie: Phono-Vorverstärker
Preise: 1.970,00 €
Garantie: 2 Jahre
Ausführungen: - Gold
- Silber
- Schwarz
Vertrieb: Besser Distribution, Berlin
030 856065010
www.besserdistribution.com
Abmessungen (HBT): 80 x 200 x 260 mm
Gewicht: 3,1 kg
Eingänge (analog): 2 x Phono unsymmetrisch (Cinch)
1 x externes Zusatz-Netzteil (DIN, 8-polig)
1 x Schnittstelle für Firmware-Aktualisierungen (Mini-USB)
Ausgänge (analog): 1 x Line symmetrisch (XLR)
1 x Line unsymmetrisch (Cinch)
Eingangsempfindlichkeit: 0,1 mV (MC) bis zu 10,0mV (MM)
Eingangsimpedanzen: 10 Ω, 22 Ω, 47 Ω, 100 Ω, 220 Ω, 470 Ω, 1kΩ, 22 kΩ, 47 kΩ
Lastkapazität MM: 220 pF
Verstärkung: - MM: 45 dB
- MC: 65 dB
- 4 einstellbare Verstärkungs-Optionen: - 3 dB, 0 dB, + 3 dB, + 6 dB
Entzerrungskurven: - RIAA
- RIAA enhanced
- Decca London
- Decca London enhanced
- American Columbia
- American Columbia enhanced
Frequenzgang: - normal: 20 Hz - 20 kHz (± 0.3 dB) (Herstellerangabe)
- enhanced: 20 Hz - 50 kHz (± 0.3 dB) (Herstellerangabe)
Fremdspannungsabstand: 89 dB (Herstellerangabe)
Dynamikumfang: 105 dB (Herstellerangabe)
THD (Total Harmonic Distortion): < 0.05% @ 1kHz (Herstellerangabe)
Ausgangsimpedanz: 50 Ω (Herstellerangabe)
Ausgangspegel: - symmetrisch (XLR):4V (Herstellerangabe)
- unsymmetrisch (Cinch): 2V (Herstellerangabe)
Ausgangspegel: - symmetrisch (XLR):4V (Herstellerangabe)
- unsymmetrisch (Cinch): 2V (Herstellerangabe)
Leistungsaufnahme: - 10 W (Herstellerangabe)
- Verbrauch in Standby:<0,5W
Lieferumfang: - Gold Note PH-10 Bravo
- Netzkabel (1,80 m)
- Stoff-Schutzhülle
- Bedienungsanleitung (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch)
- Garantie-/Registrierungsformular
Optionales Zubehör: - externes Zusatz-Netzteil PSU-10 Bravo (1.210,00 €)
Pros und Contras: + herausragende Klarheit und Auflösung
+ exzellente Fein- und Grobdynamik
+ vital-frische Wiedergabe
+ sehr räumliche Abbildung und plastische Darstellung
+ superbe Durchhörbarkeit
+ 2 getrennte Inputs für 2 verschiedene Arme/Plattenspieler
+ Speicherung der für jeden Eingang eingestellten Werte
+ Impedanz und Verstärkung einstellbar und anpassbar für MM- und MC-Systeme
+ separate Erdungsklemmen für jeden Eingang
+ einfache Bedienbarkeit per SKC (Single Knob Control)
+ Entzerrungskurven für optimale Anpassung auch an alte und historische Aufnahmen
+ alternative Enhanced-Kennlinien zur Vitalisierung matter Aufnahmen
+ TFT-Farbdisplay mit übersichtlicher Anzeige der Einstellungen
+ einstellbare Dipslay-Helligkeit (100%, 50%, 25%, aus)
+ Upgrade-fähig mit optionalem externem Zusatz-Netzteil
+ Update-fähig über Mini-USB-Schnittstelle
+ Subsonic-Filter gegen tieffrequenten Schall ≤ 10 Hz
+ intuitive Handhabung mit einem Bedienknopf
+ kompaktes, ambientefreundliches Halbformat
+ edles Design
+ sehr gute Material- und Fertigungsqualität
- richtiger Rauschabstand erst nach Austarierung über Gain-Einstellung
Benotung:
Klang (60%): 94/95
Praxis (20%): 95/95
Ausstattung (20%): 95/95
Gesamtnote: 94/95
Klasse: Spitzenklasse
Preis/Leistung: hervorragend
Getestet mit: - Plattenspieler: Transrotor Dark Star
- Tonabnehmer: Transrotor Uccello (MM), Goldring Ethos (MC)
- Lautsprecher: Audio Physic Tempo
- Signalkabel: Audioquest Yukon
- Lautsprecherkabel: Audioquest Rocket 44
- Netzkabel: Audioquest Monsoon
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