Home » Tests » Buchardt Audio Anniversary 10 – Königliche Lautsprecher aus dem hohen Norden
13. Juni 2024
von Dominik Schirach
Mit den Anniversary 10 liefert Buchardt zu seinem zehnjährigen Bestehen ein beachtliches Stück hochwertigstes Audio-Equipment. Hier sollen sich schönes Design, hohe Verarbeitungsqualität und technische Innovation die Klinke in die Hand geben. Wir schauen uns im Test an, was die Jubiläums-Speaker alles zu bieten haben.

Im Jubiläumsmodell A10 sollen das bekannt nordische Design und der technische Anspruch des Herstellers verbunden werden.
Die dänische Firma Buchardt Audio wurde 2013 gegründet ist somit noch ein vergleichsweise junger Player im HiFi-Markt. Aber in dieser relativ kurzen Zeit konnten Sie mit ihren nordisch-minimalistischen Lautsprechern voller technischer Innovationen und höchsten akustischen Ansprüchen schon für eine Menge offener Münder und Ohren sorgen. Der Quasi-Vorgänger A500 dürften schon so manch Audiophilen begeistert haben. Mit den Anniversary 10 vereint man nun zehn Jahre Know-How und Erfahrungen aus den bisherigen Modellen und setzt nochmal einen drauf. Besonders hervorgehoben werden vom Hersteller dabei der neu entwickelte Tweeter Buchardt RFA19 und der besonders verzerrungsarme Woofer von Purifi. Weiterhin trägt man all den Anforderungen des modernen Musikgenusses Rechnung. Mit dem Stereo-Hub bleiben in Sachen Zuspielmöglichkeiten quasi keine Wünsche offen. Features zur Raumeinmessung und die bewährten Mastertunings passen die Speaker an nahezu jede Hörumgebung an. Durch die kabellose WiSA-Technik werden obendrein alle Kabel bis auf die Stromzufuhr überflüssig.
Aktiver Minimalismus
Bei den Anniversary 10 – oder kurz A10 – handelt es sich um aktive Lautsprecher. Das bedeutet es ist keine Vorstufe oder Receiver erforderlich. Alles was man technisch braucht, um die Musik einer verbundenen Quelle hörbar zu machen, von der D/A-Wandlung bis hin zum Verstärker, steckt in den Lautsprechern. Diese aktive Bauweise bringt einige Vorteile mit sich. Alle Komponenten sind herstellerseitig bereits perfekt aufeinander abgestimmt. Man muss sich keine Gedanken um Verkabelung, Widerstände oder die passende Vorstufe machen. Im Falle von Wirleless-Audio wird der Einrichtungs-Aufwand sogar noch weiter auf ein ziemliches Minimum reduziert. Aber bevor wir uns den inneren Werten noch weiter zuwenden, nehmen wir uns einen Moment die äußeren angemessen zu betrachten. Denn auch wenn der dänische Minimalismus klar zu erkennen ist, gibt es doch einiges zu bewundern. Und das ist deutlich mehr als die schicke Lasergravur auf der Rückseite.

Auf dem sehr stabilen Gehäuse aus Echtholz prangt, nicht ohne Stolz, der Veröffentlichungsanlass des Lautsprechers.
Verpackung und Design
Transportiert werden die edlen Lautsprecher in perfekt eingepasstem Kunststoff und umhüllt von feinen, weißen Stoffbeuteln. Ausgepackt ist das erste was ins Auge fällt der massive Holzkorpus. Im Gegensatz zu den meisten Gehäusen bestehen die die Buchardt Anniversary 10 nicht aus Holzfaserteilen, sondern aus neunzehn Millimeter starken Platten aus Echtholz. In Sachen Resonanz und Klangfärbung sollen diese den faserplatten also überlegen sein. Zur Minimierung von Resonanzen im Inneren setzt man auf Basotect, welches zwar etwas kostspieliger als Schaumstoff ist, aber dafür bessere Dämpfungseigenschaften aufweist. Ob das Ganze am Ende in den Ohren so gut klingt wie es auf dem Papier aussieht, testen wir später. Zum Staubschutz der Chassis liegen vier identische runde Blenden bei. Diese werden magnetisch befestigt und sitzen auf den Millimeter genau dort wo sie sein sollen. Auf der Rückseite finden sich Anschlüsse für Strom, eine XLR-Buchse zur analogen Nutzung, und Schalter für den Betrieb.

DIe magnetischen Abdeckungen werden einzeln auf die Chassis gesetzt. Der charakteristische Look der Lautsprecher bleibt damit erhalten.
Woofer und Tweeter
Der Tweeter mag Buchardt-Kennern schon bekannt vorkommen. Jedoch handelt es sich beim Hochtöner um eine Neuentwicklung und statt einer Gewebekalotte kommt nun ein Treiber aus Aluminium zum Einsatz. Die Vorteile liegen in der höheren Steifigkeit und geringerem Gewicht des Materials. Dadurch soll eine noch präzisere und klare Wiedergabe hoher Frequenzen erreicht werden. Schauen wir uns den unteren Part an: Ein Tiefmitteltöner soll laut Buchardt ausreichen damit der A10, gestützt durch DSP-Technologie, alle Frequenzen hinunter bis 24 Hertz abbilden kann. Ins Auge fällt die ungewöhnliche Sicke mit ihrer ungleichmäßigen Faltung. Dies ist eine Zutat für einen besonders Verzerrungsarmen Bass. Die zweite Zutat sind drei einzeln angetriebenen Schwingspulen mit einer Leistung von je fünfzig Watt. Die Trennfrequenz liegt bei 2.500 Hertz in der Default-Einstellung. Statt einer Frequenzweiche sort hier allerdings ein DSP für die Trennung, weshalb diese durch Mastertunings auch nach Bedarf verschoben werden kann.

Die kleine Hochtonkalotte sitzt recht tief in einem sehr ausgeprägten Waveguide.
Buchardt Audio Anniversary 10 – Audio ohne Kabel
Nachdem ich die wunderschönen Speaker nun angemessen lange bestaunt habe, geht es an die Einrichtung. Es handelt sich hier um die ersten Speaker mit WiSA-Technologie die ich teste, daher nehme ich mir kurz die Zeit zu schauen was eigentlich hinter diesem Kürzel steckt. Es steht für „Wireless Speaker and Audio Association“ und ist ein herstellerübergreifender Standard für kabellose Audiosysteme. Unterstützt wird hochauflösendes Audio bis zu 24 Bit und 96 Kilohertz. Durch niedrige Latenz und Multikanal-Ton bis zu acht Kanälen, eignet es auch für Heimkinosysteme. So lassen sich die Buchardt Anniversary 10 auch in einem 7.1 Setup unterbringen. Für den heutigen Test bleiben wir aber bei einem Stereo-Setup um hauptsächlich Musik zu hören. Wer neu in der Materie ist findet auf dem YouTube-Kanal von Buchardt hervorragende Videos in denen Geschäftsführer Mads verständlich und Schritt für Schritt die Einrichtung auf verschiedenen Plattformen erklärt.

Der Lautsprecher beschränkt sich auf einen XLR-Eingang und die WiSA-Wireless-Verbindung. Per Platin-Hub oder anderen WiSA-Quellen, können aber weitere Zuspielmöglichkeiten hinzugefügt werden.
Stereo-Hub
Um WiSA-Lautsprecher nutzen zu können ist ein Hub erforderlich. Der Platin Hub samt Fernbedienung kann bei Buchardt im Bundle mit den A10 geordert oder einzeln erworben werden. Der Hub wird auf der einen Seite mit dem WLAN verbunden um Streaming-Anwendungen zu ermöglichen. Und er verbindet die Lautsprecher mit den Zuspielern und miteinander. Am einfachsten ist die Einrichtung via Smartphone und Google-Konto, da man einfach nur die auf der Anleitung abgebildeten QR-Codes scannen muss. Als nächstes werden die Speaker mit dem Hub verbunden. Hierfür müssen an der Rückseite aller beteiligten Geräte für drei Sekunden die Pairing-Tasten gedrückt werden. Sobald die Verbindung steht muss ich einem der Lautsprecher via Fernbedienung oder App noch mitteilen, welcher der linke und rechte Kanal sind und schon kann es losgehen. Die Kommunikation zwischen Hub und Speakern ist übrigens unabhängig vom WLAN. Alle anderen Zuspieler funktionieren also auch offline.

Der kompakte Platin Hub ist eine klare Empfehlung. Er bietet Streaming-Fähigkeiten, eine praktische Fernbedienung und bietet zusätzliche Anschlussmöglichkeiten.
Kontaktfreudig
Wer seine Audioinhalte nicht ausschließlich übers Streaming bezieht, findet am Hub allerlei Anschlussmöglichkeiten. Drei optische Toslink-Buchsen und jeweils ein Cinch-, 3,5-Millimeter-Klinken-, Koax-, HDMI- und USB-Audio-Anschluss lassen keine Wünsche offen. Bluetooth, Airplay, UPnP, DLNA und Co. sind natürlich auch am Start. Ich schätze Midi-Signale verarbeiten ist das einzige was der kleine Wunderkasten nicht kann. Wer über ein GoogleHome verfügt und den Hub dort einbindet kann ihn auch über Sprachbefehle steuern. Und kurz möchte ich auch noch die hervorragende Fernbedienung erwähnen. Diese erkennt automatisch wenn sie in die Hand genommen wird und zeigt durch LEDs die aktuelle Lautstärke an. Auch braucht sie keinen Sichtkontakt zum Hub, so dass dieser bei Bedarf auch in den Tiefen des Regals verschwinden kann. Nun widmen wir uns aber endlich dem eigentlichen Star dieses Tests. Ungeduldig warten die Buchardt Anniversary 10 darauf endlich aufzuspielen. Also Tidal Connect an und los.

In der App des Platin Hub kann neben den Wiedergabefunktionen auch die Kanalbelegung erfolgen. Dazu gibt es umfangreiche Möglichkeiten zur Klangregelung, die sich per Touchscreen gut bedienen lassen.
Hörtest Pop-Rock
Kein Hörtest ohne Taylor Swift. Und mit der 10-Minuten Version von „All too well“ können die Testkandidaten so einiges zeigen. Schon bei den ersten Tönen des Intros bin ich hin und weg. Die drei Gitarren und der Bass sind klar zu hören und bilden in den ersten Sekunden bereits eine breite Klangbühne. Taylors Stimme erklingt glasklar in der Mitte. Den Effekt der Phantommitte kennt man ja. Aber was ich hier höre erscheint mir fast schon surreal. Die Percussions, welche sich im zweiten Strophenteil nach und nach hinzugesellen, werden absolut detailgetreu abgebildet. Der Detailreichtum lässt keine Chimes, Steel Guitars oder Piano-Einwürfe ungehört vorüberziehen. Und auch in der Tiefe ist einiges los. Die Gesangsharmonien sind klar hinter den Lead-Vocals verortet. Diese unzähligen Arrangement-Spielereien in der Coda habe ich auch noch nie so deutlich gehört. Die Buchardt Anniversary 10 erlauben einem wirklich in die Musik einzutauchen.

Mit dem optionalen ZenMic lässt sich die Anniversary 10 genau auf ihren Aufstellungsort erinrichten.
Classic Rock
Wenn wir schon auf die Kitsch-Schiene abgebogen sind, bleiben wir auch da. Kennt noch jemand den Film „Streets of Fire“? Auf dem Soundtrack findet sich zum Beispiel Jim Steinmans Übersong „Tonight is what it means to be young“ Dieser Song besticht durch ein Musical-esques Arrangement welches am Schluss mit vier verschiedenen mehrstimmigen Gesangsmelodien eine Herausforderung für jeden Lautsprecher darstellt. Und Buchardt und die Anniverary 10 lassen mich nicht hängen. Während die Transienten der tänzelnden Synth-Bässe, Gitarren und Drums mit musikalischer Präzision eine fantastische Klangbühne bereiten, kriegt jede Stimme ihren Platz. Sogar das Piano, welches im Laufe des Songs vom tonangebenden zu einem eher perkussiven Instrument wird und im Hintergrund verschwindet, ist immer klar zu hören bis es am Ende wieder in den Vordergrund tritt und die unzähligen Gesangsstimmen übertönt. Die Auflösung ist ein Traum und lädt zum analytischen Hören, oder einfach nur Genießen ein.

An der Schallwand lässt sich gut die Materialstärke der Holzplatten des eleganten Korpus ablesen.
Kleines Bassmonster
Hinter Auflösung und Detailtreue können wir ein fettes Häkchen setzen. Aber wie sieht es denn in tieferen Klanggefilden aus? Um den Probanden in der Disziplin richtig zu fordern ziehe ich die koreanische Girlgroup BlackPink zu Rate. Ehrlich gesagt höre ich K-Pop wegen den übertriebenen Subbässen nicht so gerne. Aber die Buchardts bilden diese auf eine Art und Weise ab, dass ich es mir nochmal überlegen könnte. Die „How you like that“ dominierenden 808 drücken den Song wie es sich gehört nach vorne. Aber anstatt, dass alles anfängt zu dröhnen, werden die Bässe trocken und voluminös abgebildet. Die Luft bebt und nicht die Wände. Und das funktioniert sogar auf relativ niedriger Lautstärke. Ich empfehle allen, die mit K-Pop nichts anfangen können, „Kill this love“ auf den Buchardt A10 zu hören. Anstatt den Song zu überrollen, unterstützen 808s und tiefe Bläser das Arrangement und lassen es geradezu majestätisch klingen.

Der 165-Millimeter-Tiefmitteltöner mit seiner auffälligen Sicke, schiebt kraftvoll und sauber an.
Soundtracks
Bei so einem raumgreifenden Klang wie bei den bisherigen Hörtests will ich natürlich auch etwas Filmmusik austesten. „John Williams in Tokyo“ schlägt Tidal als ersten Treffer vor. Eröffnet wird das Konzert mit der Superman-Fanfare. Die Bläser und Staccato-Streicher bringen die Luft zum brodeln. Hier zeigen die Lautsprecher auch, was sie bei stark wechselnder Dynamik leisten können. Auch in leiseren Passagen ist jedes Instrument deutlich zu hören. Sogar vereinzeltes Saitenkratzen ist wahrnehmbar. Alles klingt sehr lebendig und organisch. Beachtlich finde ich auch den Detailreichtum der Streicher beim „Raiders March“, die den Weg für die Titelfanfare bereiten. Sobald die Bläser einsetzen und die ikonische Melodie spielen kommt zur Breite des Stereo-Bilds auch wieder eine traumhafte Tiefenstaffelung. Die Buchardt Anniversary 10 machen nicht nur bei der Auflösung und Transiententreue einen fantastischen Job. Auch die akustische Reproduktion von Hallräumen ist meiner Meinung nach hervorragend und steigert das Hörvergnügen immens.

Klangstark, kompakt und mit modernen Wiedergabemöglichkeiten feiern die A10 das zehnjährige Bestehen von Buchardt auf angemessene Weise.
Fazit
Bei den Buchardt Audio Anniversary 10 kommt man aus dem Schwärmen nicht heraus. Klanglich bieten die Aktivlautsprecher ein wunderbares Erlebnis, bei dem man sich von der Musik umspielen lassen, oder voll in sie eintauchen kann. Auch für Studioanwendungen und analytisches Hören ist das Lautsprecherpaar aufgrund des ausgeglichenen Frequenzgangs empfehlenswert. Mit Preisen, die je nach Zubehör und Finish zwischen 3.800 Euro und 5.100 Euro rangieren, sind die Lautsprecher definitiv eine Investition. Aber mit all den Möglichkeiten, die das System bietet, angefangen von der Raumkorrektur, über kabelloses Streaming bis hin zum den Mastertunings, wird hier einiges Geboten. Dazu bieten die Buchardt Audio Anniversary 10 eine erhabene Fertigungsqualität und ihren überragenden Sound. Und wir dürfen also auf jeden Fall gespannt sein, was Burchardt in den nächsten zehn Jahren noch hervorbringt.
Test & Text: Dominik Schirach
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Buchardt Audio Anniversary 10 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher, aktiv |
Preis: | ab 3.800 Euro/ Paar mit Platin Hub: 4.500 Euro |
Garantie: | 5 Jahre (auf Lautsprecher) 2 Jahre (auf Verstärkerelektronik) |
Ausführungen: | - Stained Black - Natural White - American Walnut (+250 Euro) - Natural Oak (+100 Euro) - Charcoal Ash (+150 Euro) - Smoked Raw Oak (+150 Euro) |
Vertrieb: | HiFiPilot, Eisingen 07232 3640155 www.hifipilot.de |
Abmessungen (H x B x T): | 370 x 178 x 245 mm |
Gewicht: | 6,8 kg |
Bauart/Prinzip: | 2-Wege, aktiv, geschlossen |
Bestückung: | 1 x 19 mm Hochtöner 1 x 165 mm Tiefmitteltöner |
Leistung: | 400 Watt (Herstellerangabe) |
Eingänge: | - WiSA Wireless Übertraung 1 x XLR Mono (Platin Hub: WLAN, 1x HDMI, 1 x USB-B, 3 x Toslink optisch, 1 x S/PDIF koaxial, 1 x Cinch Stereo) |
Lieferumfang: | 2 x Anniversary 10 2 x Satz Abdeckungen 2 x Stromkabel |
Pro & Contra: | + fantastischer Sound + zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten zur Klangoptimierung + Raumeinmessung (mit iPhone 6+ oder ZenMic) + hochwertige Verarbeitung und Materialien + breite Bühne mit guter Räumlichkeit + trockener, impulstreuer Bass + auch bei niedriger Lautstärke kraftvoll + gute Pegelfestigkeit + hervorragende Abstimmung aller Komponenten + neutraler, lebendiger Klang + vielfältige Anschlussmöglichkeiten per Stereo-Hub - keine |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |