Home » Tests » Epos ES-7N: High-End-Sound für jede Lebensumgebung
30. Juni 2024von Roman Maier
Inhaber/Geschäftsführer„Kompakter Lautsprecher, großer Sound“, so könnte man die Epos ES-7N kurz beschreiben. Sicher wäre das ein Kompliment – allerdings eines, das ihr bei Weitem nicht gerecht wird. Dieser Lautsprecher ist nämlich viel mehr als das. Klanglich ist er nicht weniger als eine Ausnahme-Erscheinung – und er ist eine Hommage an eines der erfolgreichsten Produkte der deutschen HiFi-Geschichte …
Manchmal spielt der Zufall eine große Rolle bei der Entstehung eines neuen Produktes. So auch bei der Entwicklung der Epos ES-7N. Eher Zufällig „stolperte“ Karl-Heinz Fink über den Messschrieb eines längst vergessenen Lautsprechers; des RFT BA25. Manchem Leser wird die Bezeichnung sicher etwas sagen, handelt es sich doch um den vermutlich meistproduzierten Schallwandler aus DDR-Zeiten. Seinerzeit wurden um die 650.000 Stück gebaut, gerieten nach der Wende aber schnell in Vergessenheit. „Zu Unrecht“, wie Karl-Heinz Fink sagt, denn „statt viel zu große Chassis, in viel zu kleine Gehäuse zu bauen“, wie es damals im Westen üblich war, hatten die RFT-Entwickler ganze Arbeit geleistet. Das damals eingesetzte Zwei-Wege-Setup war schlichtweg perfekt für das verwendete Gehäuse des Volkslautsprechers. So galt die BA25 als Regallautsprecher, der seinem Namen auch gerecht wird und den man bedenkenlos in ein Regal stellen konnte. Etwas, was heute wohl kaum noch ein anspruchsvoller HiFi-Fan mit hochwertigen Schallwandlern machen würde.
Ab ins Regal
Exakt dafür wurden Regallautsprecher ursprünglich kreiert. Man stellte sie schlichtweg ins Bücherregal, wenn man keinen Platz für eine freie Aufstellung zu Verfügung hatte. Und auch heute besteht der Bedarf nach exakt diesem Einsatzzweck – speziell in beengten Wohnumgebungen. Das kann die kleine Studentenbude, das Büro oder auch das Musikzimmer im Dachgeschoss sein. Für Karl-Heinz Fink war die Wiederentdeckung der BA25 also so etwas wie ein Eyeopener, eine Inspiration. Eine Inspiration, wieder einen Lautsprecher zu entwickeln, der sich dem Nutzer anpasst und nicht einen, dem sich der Nutzer anpassen muss. Flexibel sollte er aber dennoch sein. Das heisst, er soll im Regal seine ganze Performance entfalten, soll aber nicht nur auf diesen Einsatzzweck getrimmt sein. Wie es sich für ein Epos-Produkt gehört, soll das ES-7N genannte Modell auch auf Stativen und Low- und Sideboards Bestleistungen bringen. Die Lösung dafür war letztlich relativ einfach. Aber der Reihe nach:
Anspruchsvolles Outfit
Bevor es an die technischen Besonderheiten geht, klären wir erst einmal die äusserlichen Features: Bereits auf den ersten Blick weiß die ES-7N hervorzutreten. Klassisch gestylt, gefällt sie durch ihr unaufdringliches, angenehmes Design. Wahlweise in Walnuss, Mattweiß, Schwarz oder Orange verfügbar, wirkt der kleinste Sproß aus dem Epos-Portfolio elegant, zugleich aber auch modern. Optisch ansprechend, fügt er sich nahtlos in nahezu jede Wohnumgebung ein. Die feinen Details in der Verarbeitung und das makellose Finish zeugen von der hohen Handwerkskunst, die in jedem Epos-Lautsprecher steckt. Ein Beispiel dafür wäre die doppelwandige Gehäusestruktur. Zwischen zwei jeweils acht Millimeter starken MDF-Wänden befindet sich hier eine dämpfende Schicht, die unerwünschte Gehäuseresonanzen auf ein Minimum reduzieren soll. Diese Minimierung potenziell klangschädigender Resonanzen soll sich letztlich in einem klareren, kontrollierteren Klangbild bemerkbar machen. Ein zeitlich aufwändiger und auch kostenintensiver Schritt und ein Ausstattungsmerkmal, mit dem Karl-Heinz Fink in der Vergangenheit bereits exzellente Erfahrungen machte.
Vertiefte Anschlüsse
Als wäre das noch nicht genug, gibt es noch eine Verstrebung im Innern des Lautsprechers, die das Gehäuse zusätzlich versteift. Zwei weitere Besonderheiten findet man, sobald man sich die Rückseite der ES-7N noch etwas genauer anschaut: Zunächst wären das die beiden vertieften Anschlussbuchsen. Hierbei ging es aber nicht etwa darum ein paar Euro einzusparen. Nein, der Verzicht auf massive Schraubklemmen erlaubt die wandnahe Aufstellung oder die Platzierung im Regal. Damit der Lautsprecher aber sowohl wandnah wie wandfern die bestmögliche Performance liefert, gibt es noch ein weiteres Detail zwischen besagten Anschlüssen: einen kleinen Kippschalter. Steht die Epos im Regal oder wandnah auf dem Sideboard, stellt man diesen auf die untere Position. Von nun an durchläuft das Musiksignal ein Frequenzweichen-Layout, bei dem u.a. der Bassbereich etwas herunter geregelt wird. Ein wichtiger Punkt, denn die Wand im Rücken bzw. Regalwände sorgen in der Regel für eine Überhöhung im Bass.
Kinderleichte Bassanpassung
Was so mancher vielleicht als Vorteil sieht, stellt sich in den allermeisten Hörsituationen allerdings als negativ heraus. Kontrollverlust im Bass und nerviges Gewummer sind die Folge, die im ersten Moment vielleicht imponieren, die nach relativ kurzer Zeit aber nur noch anstrengend erscheinen. Die Reduzierung an den genau richtigen Stellen im Frequenzband sind also erstmal eine sinnvolle gute Sache. Aber dazu später mehr im Klangtest …
Steht der Lautsprecher hingegen frei auf einem Stativ, stellt man den Umschalter auf die oberen Position (Free). Hier greift dann ein entsprechendes Klangpreset. Es genügt also ein einfacher Fingertipp auf besagten Umschalter und schon wird die für den jeweiligen Aufstellungsort die ideale Wiedergabe erreicht. Die von einem Besucher auf der High End in München gestellte Frage „Können die Einstellungen der beiden Lautsprecher auch unterschiedlich sein, wenn ein Lautsprecher im Regal und der andere frei aufgestellt werden?“ kann mit einem einfachen „ja“ beantwortet werden.
Wiedergabetechnik
Besonders geht es dann auch in der Front der ES-7N weiter. Erwartungsgemäß tut hier ein Zwei-Wege-System seine Arbeit. Dabei vertraut Entwicklungs-Chef Karl-Heinz auf eine Kombination aus Bewährtem und Spezialisiertem: Bewährt ist der 28-Millimeter-Kalottenhochtöner mit seiner keramikbeschichteten Alu-Schwingfläche, die ich schon aus meinem Test des größeren Geschwisters ES-14N kenne und aufgrund ihrer ausserordentlichen Plastizität sehr schätze. Neu – wenn auch nicht die Neuerfindung des Rades – ist der darunter platzierte Tiefmitteltöner mit seiner Polypropylen-Membran. Allerdings hier mit „nur“ 12,5 Zentimetern im Durchmesser. Das genügt auch, denn wie bereits erwähnt, ist das Ziel eine klare, definierte und körperhafte Mitten- und Tieftonwiedergabe und eine möglichst hohe Agilität. Vorgaben, die in Kombination mit einem zu großen Chassis (wie es viele Mitbewerber verwenden) quasi nicht zu erreichen ist. Müßig zu erwähnen, dass Epos sich diesbezüglich nicht einfach für ein Modell von der Stange, sondern für eine spezifizierte Eigenentwicklung entschieden hat.
Perfekt dosierter Bass
Neugierig bin ich speziell auf Letzteren, heisst es doch immer gern, dass Membranfläche durch nichts zu ersetzen sei – ausser durch noch mehr Membranfläche. Im Umkehrschluss müsste es der ES-7N also an Volumen und Fundament fehlen. Das ist hier ausdrücklich NICHT der Fall, wie ich schnell feststelle. Zunächst stelle ich das Epos-Duo wandfern auf Stative und kippe den Schalter nach oben. Kaum drücke ich anschließend die Play-Taste, erlebe ich eine Klangperformance, die mich sofort mitnimmt. Dank ihrer schnellen und agilen Wiedergabe sorgt sie innerhalb weniger Sekunden für ein dynamisches Hörerlebnis, in dem jedes Detail seinen präzisen und klaren Platz findet. OK, das können andere Kompaktlautsprecher vielleicht auch. Der Punch, den die ES-7N aber dabei liefern, imponiert sofort. Kraftvoll und durchsetzungsstark wird jeder Beat, jede Note mit voller Intensität reproduziert. Natürlich spielt die Epos dabei nicht soweit runter, wie ein großer Drei-Wege-Standlautsprecher. Das verbieten schon die physikalischen Gesetze.
Volle Energie … volle Kontrolle
Aber exakt das ist auch das Positive. Statt diesen Lautsprecher nämlich auf Kosten anderer Disziplinen extrem tief abzustimmen, setzt Karl-Heinz Fink auf Präzision, Kontrolle und Klarheit. Und auch das lässt sich mit einer fantastischen Bassperformance kombinieren, wie ich in Carolin Nos „Crystal Ball“ erfahre. Die ES-7N steigt hier zwar nicht in den tiefsten Basskeller hinab, der gelieferte Tiefgang ist für meinen Geschmack aber genau richtig. Neben dem wirklich schönen und voluminösen Bassfundament ist es hier jedoch die Oberbass-Performance, die mich schnell anmacht. Der Grundton kickt, ist schnell und macht sich auch direkt in meiner Magengegend bemerkbar. Wie gut und beeindruckend das Epos-Pärchen diese Disziplin allerdings beherrscht, erfahre ich, als ich auf James Blakes „Unluck“ wechsle. Ein Song, der durch seine enorme Energie sofort fesselt und mitreißt. Diese Energie entfaltet sich rasch und begeistert mich augenblicklich durch ihre beeindruckende Impulskraft, die direkt unter die Haut geht.
Braucht keinen großen Anschieber
Impulskraft, Dynamik und Entschlossenheit sind hier die vorherrschenden Attribute. Attribute, die mich schnell dazu bringen, die Lautstärke weiter aufzudrehen. Gedacht, getan. Kaum ist die vielzitierte Zimmerlautstärke übertroffen, entfalten meine Testgäste ihr volles Potenzial. Der Grundton puncht dynamisch und perfekt im Takt – ohne Verzerrungen oder andere Nebengeräusche, die hier nicht hingehören. Alles ist einfach nur lauter, an der Agilität und Dynamik ändert sich jedoch nichts. Das gefällt mir richtig gut. Und was noch wichtig ist: Um diese Performance aus den ES-7N zu kitzeln, erfordert es keinen riesigen Verstärker-Boliden. Nein, auch eher kompakten Systeme, wie meinem Auralic Netzwerk-Receiver Polaris gelingt es das Beste aus den Lautsprechern zu holen. Apropos: Im Test diente zwischenzeitlich auch der Cayin Jazz 80. Mit seinen maximal 2 x 40 Watt Leistung zeigte sich auch der kleine Röhren-Amp als kongenialer Spielpartner. Hier dann allerdings mit (erwartungsgemäß) etwas mehr Wärme in der Wiedergabe.
Positiv neutral
Da wäre ich auch schon bei der nächsten positiven Eigenschaft: Der zwischenzeitliche Verstärkerwechsel macht nämlich schnell deutlich, dass die Epos nicht alles „über einen Kamm scheren“, sondern im besten Sinne neutral spielen. Die Klangcharakteristik der Amps bleibt deutlich wahrnehmbar erhalten. Sehr gut, wer nämlich auf der Suche nach neuen, flexibel nutzbaren Regallautsprechern ist, seinen heißgeliebten Verstärker auf keinen Fall abgeben möchte, sollte sich hier angesprochen fühlen. Idealerweise nehmen Sie Ihren Verstärker einfach mal mit zum Fachhändler Ihres Vertrauens und überzeugen sich selbst. Einfacher wird es natürlich, dass man die Lautsprecher mal zuhause ausprobiert – immer ein entsprechendes Vertrauensverhältnis zum Händler vorausgesetzt.
Es gibt aber noch einen weiteren wichtigen Punkt auszuprobieren: Die Performance meiner Testgäste, wenn sie denn wirklich im Regal stehen. Mit dem klassischen Kallax, einem Möbel einer bekannten schwedischen Einrichtungskette, kann ich nicht dienen. Aber wir haben ein ähnlich dimensioniertes System, in das die beiden ES-7N perfekt reinpassen.
Ab ins Regal
Bevor es losgeht, muss natürlich erst der Kippschalter auf die untere Position gestellt werden. Durch die Rückwand und naheliegenden Seitenwände addiert sich der Pegel im Bassbereich nämlich automatisch um rund sechs Dezibel auf. Die Standort-Anpassung soll einen Großteil davon kompensieren. Gemessen habe ich das nicht, im Hörtest hatte ich aber den Eindruck, dass die Epos im Tiefbass etwas voluminöser zu Werke geht, als bei der freien Aufstellung. Der gefühlte Unterschied ist allerdings eher gering und auch kein Grund zur Besorgnis. Anderweitige Klangabweichungen kann ich nicht feststellen. Die Zwei-Wege-Wandler spielen weiterhin voller Präsenz und Hingabe. „Agil“ wäre die wohl treffendste Bezeichnung. Wer bevorzugt elektronische Musik oder harte Rocksounds auf seiner Playlist hat, wird schlichtweg begeistert sein. Grundtöne kommen mit einem Punch, der mit eindringlicher Präzision und Durchschlagskraft dargestellt wird. Jeder Tritt in die Kick Drum und jeder Bass-Schlag ist spürbar, was dem Hörer auch ein körperliches Erlebnis verschafft.
Macht lange Spaß
Die Schnelligkeit, mit der die ES-7N dabei agiert, gefällt mir so richtig gut. Was mich dabei am meisten fasziniert, ist ihre schnelle und präzise Reaktionszeit. Keine Spur von Kontrollverlust oder gar Behäbigkeit. Stattdessen erlebe ich, wie auch die komplexesten elektronischen Rhythmen und schnellen Gitarrenriffs klar und definiert in den Raum gestellt werden. Jeder Beat und jedes Detail der Musik kann mühelos nachvollzogen und verfolgt werden. Die Drahtigkeit des Klangs verleiht der Musik eine faszinierende Präsenz und Direktheit. Zu erleben, wie knackig das Lautsprecher-Pärchen das Klangbild aufzieht und jede Note und jedes Schlagzeugelement scharf und deutlich abbildet, macht einfach Spaß. Dabei kommen Höhen klar und brillant, wirken zugleich aber nie harsch oder zu spitz. Ein Punkt, der besonders bei der Reproduktion energiereicher Synthesizerklänge und kraftvolle Gitarrensolos zur Geltung kommt und letztlich auch der Langzeithörtauglichkeit beiträgt. Ich jedenfalls habe der ES-7N gern und auch wirklich lange zugehört.
Fazit
Die ES-7N passt sich dem Leben an. Das aufgrund ihrer wirklich guten Verarbeitung und des zeitlosen Designs – und natürlich auch aus klanglicher Sicht. Egal ob auf dem Sideboard, auf Stativen oder im Regal, dieser Lautsprecher erweckt die Musik nahezu überall zum Leben. Die Wiedergabe wirkt dabei stets frisch und fordernd. Besonders imposant sind die feine Auflösung und die wirklich mitreissende Grundtonagilität. Beides ist sowohl unter niedrigen wie hohen Pegeln zu erleben, was die Flexibilität dieses Lautsprechers nochmals unterstreicht. All das macht die Epos ES-7N aus meiner Sicht zu einer eindringlichen Empfehlung. Einer Empfehlung für audiophile Musik-Enthusiasten, die wenig Raum zu Verfügung haben, bislang aber nicht auf die Idee gekommen wären, sich einen kompakten Zwei-Wege-Lautsprecher zuzulegen.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Simone Maier
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Epos ES-7N |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | ab 2.000,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz, seidenmatt - Weiß, seidenmatt - Nussbaum - Orange, seidenmatt |
Vertrieb: | IDC Klaassen, Lünen Tel.: 0231 / 2217 8822 www.idc-klaassen.com |
Abmessungen (HBT): | 297 x 201 x 275 mm |
Gewicht: | 7,6 Kg/Stück |
Prinzip: | Zwei-Wege-Reflexgehäuse |
Hochtöner: | 28 mm |
Tiefmitteltöner: | 125 mm |
Übergangsfrequenz: | 2,0 Hz |
Bauart: | Bassreflex |
Anschluss: | Single-Wire (vertieft) |
Pros und Contras: | + Kippschalter für Klanganpassung + sehr gute räumliche Abbildung + überraschende Grundtonagilität + flexible Aufstellung + sehr gute Bassabstimmung + sehr gute Verarbeitung + hohe Materialqualität + zeitlos-elegantes Design + vertieftes Anschlussfeld - Abdeckung nicht magnetisch |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Empfehlung |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |