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9. Juli 2024von Volker Frech
RedakteurGroße Lautsprecher harmonieren nicht mit kleinen Räumen? Mit der neuen Gloria tritt die High End-Manufaktur Klangheim zum Gegenbeweis an: Der Stand-Schallwandler soll auch kurze Hörabstände und wandnahe Aufstellungen ermöglichen. Dafür bürgen ausgezeichnete Komponenten, ausgeklügeltes Know-how – und eine außergewöhnliche Tuning-Methode zur exakten Raumanpassung. Zu welch akustischem Glanz dies führt, zeigt die Gloria in unserem Test.
Kleine Zimmer haben für Audophile zwei Folgen: Aufgrund des begrenzten Platzangebots müssen die Lautsprecher mit geringem Wandabstand platziert werden. Dies führt zwangsläufig zu einer Überbetonung des Bassbereichs. Zudem sitzt der Hörer relativ nah an den Schallwandlern. Das ist mit Monitoren oder Kompaktboxen kein Problem – wenn man auf den tiefreichenden Bass eines großvolumigen Standlautsprechers verzichten mag. Mit großen Schallwandlern hingegen erzielt man zumeist keinen zufriedenstellenden Klang. Die Chassis des Standlautsprechers – insbesondere Tweeter und Mitteltöner – haben auf der Schallwand oft einen zu großen Abstand und liefern im Raum erst ab einer gewissen Entfernung eine Wiedergabe, bei der die Schallanteile der Chassis sich zeitrichtig und bündelungsfrei zu einem homogen-stimmigen Ganzen vereinen. Dieses Dilemma will der Berliner Lautsprecherspezialist Klangheim mit dem neuen Standlautsprecher Gloria lösen – und den Beweis erbringen, dass auch große Lautsprecher mit kleinen Räumen harmonieren.
Schlanke Grazie mit Design-Kniff
Dafür bedarf es weder Voodoo noch Zauberei, sondern Köpfchen und Know-how. Letzteres hat Diplom-Ingenieur Jörg Weber, Gründer und Chefentwickler von Klangheim, durch eine langjährigen Konstruktionskarriere erworben: Bei Heco, Teufel, Sehring Audio Systeme und einem kalifornischen High End-Hersteller für maßgeschneiderte Lautsprecherlösungen hat Weber so ziemlich jedes mögliche Schallwandler-Design realisiert. Ein solches Wissen ist immer der Nährboden für eigene Ideen – und die realisiert Weber seit knapp zehn Jahren mit seiner Manufaktur Klangheim. Das in dieser Dekade aufgebaute Portfolio erweitert nun die Gloria – und dieser Standlautsprecher ist gespickt mit ebenso fundierten wie pfiffigen Lösungen. Dies beginnt bereits beim Design: Die gut ein Meter hohe Gloria erscheint wie eine schlanke Grazie, obwohl sie einen großvolumigen, 32 Liter fassenden Korpus besitzt. Dies wird aber geschickt durch die Trapezform kaschiert: Vom Hörplatz aus betrachtet nimmt man nicht wahr, dass sich das Gehäuse von der schlanken 20-Zentimeter-Front nach hinten hin zu einer ausladenden 28-Zentimeter-Rückseite ausbreitet.
Haptischer Hochgenuss
Dies wird auch durch einen cleveren Kniff unterstützt: Die schmale Front ist als Blickmagnet inszeniert, denn sie besteht aus einer vorgesetzten Schallwand aus wunderschönem Edelholz. Bei unserem Modell ist die Stirnseite mit tropischem Kambala realisiert. Als Alternative bietet Klangheim weitere 19 feine und durchweg zertifizierte Hölzer an. Um die Maserung und Struktur des ausgesuchte Holzes perfekt zur Geltung zu bringen, wird diese in Handarbeit penibel-perfekt geschliffene, an den Seiten sanft gerundete Platte ausschließlich mit Wachs oder Öl behandelt. So bewahrt das Holz seine Natürlichkeit und erweist sich beim Darüberstreichen als haptischer Hochgenuss. Der sich hinter dieser markanten Front verbreiternde Korpus hingegen ist mit einer matt-samtenen Nextel-Lackierung überzogen. Bei unserer Gloria ist sie in lichtem, dezentem Grau gehalten. Dies lenkt abermals den Blick auf die Front und befördert neben der Trapezform die schlanke Anmutung. Dieses Nextel-Finish wird aber auch in zahlreichen anderen Kolorierungen angeboten, schließlich ist Klangheim ja eine Manufaktur.
Konsequente Korpus-Stillegung
Abseits aller Optik dient die Gestaltgebung auch einer größtmöglichen Vibrations- und Resonanzfreiheit, um Klangverfärbungen zu vermeiden und die akustische Akkuratesse zu bewahren. So werden durch die Trapezform parallele Seitenwände und damit stehende Wellen im Gehäuseinneren verhindert. Der Korpus selbst ist eine Sandwich-Konstruktion: Ein Materialverbund von MDF und Bitumen sorgt für hohe Schwingungsresistenz. Sie wird durch Innenverstrebungen aus Multiplex nochmals gesteigert. Gezielt eingesetzter Basotect-Akustikschaumstoff absorbiert im Gehäuse unerwünschte Höhen- und Mittenanteile, bewahrt aber die Schallenergie im Bassbereich. Der sensible Hochtöner und die empfindliche Frequenzweiche residieren in eigenen isolierenden Korpuskammern. Eine weitere Kammer ermöglicht die Befüllung mit Quarzsand. Dies maximiert die seismische Stilllegung und damit die klangliche Klarheit – und erhöht das eh schon hohe Gewicht auf 50 Kilo. Die Front führt die Vibrationsvermeidung fort: Die aufgesetzte Stirnwand wird durch eine dämmende Filzschicht vom Gehäuse akustisch entkoppelt – und ist durch ihre schiere Massivität resistent gegenüber mechanischen Schwingungen der hier platzierten Chassis.
Breitbandiger Hochtöner
Damit sind wir bei den eigentlichen Schallwandlern. Insgesamt zieren vier Chassis die Front. Beginnen wir bei dem auf Ohrhöhe platzierten Hochtöner. Hier kommt eine als Ringstrahler ausgelegte Gewebekalotte zum Zuge. Der Dom ist also im Zentrum fixiert. Die Schallwandlung geschieht somit quasi über zwei konzentrische Sicken. Diese ringförmige Segmentierung bürgt auch bei Frequenzen oberhalb von 20 Kilohertz für eine ausgezeichnete Abstrahlcharakteristik. Der Tweeter ist mit etlichen konstruktiven Kniffen auf geringstmögliche Verzerrungen hin konzipiert. Diese klangliche Klarheit liefert er auch bis in den Bereich der oberen Mitten. Möglich macht’s die großen Schwingfläche der rund 30 Millimeter durchmessenden Membran. So kann die Übergangsfrequenz mit 1,5 Kilohertz ungewöhnlich tief angesetzt werden. Dies hat für die nun übernehmenden Mitteltieftöner gleich zwei Vorteile: Sie müssen nicht in jenem Bereich schallwandeln, in dem ihrer eigene Resonanzfrequenz liegt, und da sie nur in ihrer absoluten Komfortzone agieren, ist der zu höheren Frequenzen hin unvermeidliche Bündelungseffekt gering.
Mitteltieftöner mit Abstrahlungsoptimierung
Dabei sind die drei Mitteltieftöner per se auf eine große Bandbreite mit exzellentem Rundstrahlverhalten getrimmt. Klangheim greift hier auf Premium-Modelle des Herstellers Eton zurück. Diese schallwandeln mit einer patentierten dreischichtigen Hexacone-Sandwich-Membran. Sie ist mit Aramidfasern realisiert, die Innenstruktur ist Bienenwaben-förmig aufgebaut. Diese Membran glänzt mit maximaler Steifigkeit bei minimalem Gewicht, hochgradiger Impulstreue und weitestgehender Kompressionsfreiheit zugunsten eines ausgezeichneten Dynamikverhaltens sowie einer großen Auslenkfähigkeit bei extremer Verzerrungsarmut. In der Mitte der Membran thront ein auffällig geformter Phase Plug. Seine Fächerstruktur bewirkt nicht nur eine effiziente Wärmeabfuhr zur Kühlung des Antriebs, sondern unterstützt auch das Abstrahlverhalten durch eine abermalige Verminderung von Bündelungseffekten. Zwei dieser Chassis fassen nun in engstmöglicher Anordnung den Hochtöner ein. Auch dank dieses Schallwand-Designs ermöglicht die Gloria eine homogene Wiedergabe ab etwa eineinhalb Metern. Diese beiden Mitteltieftöner übernehmen nun ab 1,5 Kilohertz abwärts den gesamten Mitten- und Bassreich. Nun sitzt auf der Schallwand aber noch ein weiteres Chassis …
Woofer und Passivradiatoren für satten Bass
Dieser etwas nach unten hin abgesetzte Kollege ist zwar baugleich, erfüllt aber eine andere Funktion: Er agiert als reiner Bass-Woofer, der die beiden anderen Chassis allein im Tiefton unterstützt und bei 100 Hertz aussteigt. Gemeinsam bietet die gesamte Mitteltieftöner-Sektion mit ihren drei 13-Zentimeter-Membranen eine große resultierende Schwingfläche. Dies trägt mit dazu bei, dass die Gloria runter bis zu imposanten 25 Hertz spielt. Diese Tieftonfähigkeit wird aber ebenso maßgeblich durch eine Bassreflexabstimmung befördert. Während viele Hersteller hier eine herkömmliche Auslegung mit Luft-Port nutzen, setzt Klangheim auf eine besondere Variante: Auf der Rückseite sind drei Passivmembranen eingesetzt. Sie schwingen nur in jenem Bassbereich, auf den sie über ihre Resonanzfrequenz abgestimmt sind. In diesem Bereich kräftigen nun also gezielt drei weitere Membranen, die hier jeweils 18 Zentimeter durchmessen, den Bass und bewirken die gewünschte Pegelerhöhung im Tiefton. Klangheim attestiert dieser Passivmembran-Lösung eine Erweiterung der Bandbreite im unteren Bassbereich um fast eineinhalb Oktaven.
Membran-Tuning zur Raumanpassung
Wann die Passivmembranen mitschwingen, hängt von ihrer Abstimmung ab – und diese Abstimmfrequenz lässt sich über das Gewicht der Membranen verändern. Hierfür hat Klangheim mehrere Sets mit verschieden schweren Schrauben sowie Gewichten in petto. Sie werden in die zentralen Gewindeaufnahme der Passivmembranen eingeschraubt. Durch die Gewichtsveränderung lässt sich in feinen Abstufungen die Resonanzfrequenz der Membranen zwischen 22 und 30 Hertz justieren. Dank dieses cleveren Clous ist also das Bassverhalten der Gloria veränderbar: Mit einem etwas geringeren Tiefgang im Bass erzielt man einen höheren Pegel, ein größerer Tiefgang hingegen führt auch zu einem etwas schlankeren Bass. Durch dieses Tuning kann man einerseits Bassüberhöhungen des Raumes ausgleichen, indem man eine untere Grenzfrequenz einstellt, die exakt auf untere Resonanzfrequenz des Hörraum abgestimmt ist. Andererseits ermöglicht dieses Tuning auch eine wandnahe Aufstellung der Lautsprecher, weil die daraus unweigerlich folgende Bassanhebung ausgeglichen werden kann. So bietet die Gloria in jedem Fall einen hochgradig präzisen Bass.
Manufaktur-Service: Unikat-Fertigung und Einrichtung vor Ort
Klingt kompliziert? Darüber muss sich der Kunde nicht den Kopf zerbrechen, denn zum kostenfreien Service von Klangheim gehört neben der Lieferung und Aufstellung auch das Tuning vor Ort: Jörg Weber passt den Lautsprecher penibel an den Raum an, so dass der Schallwandler seine bestmögliche Performance bieten kann. Diese Optimierung zugunsten des Kunden beginnt aber bereits weit im Vorfeld: Bevor ein Lautsprecher überhaupt gebaut wird, führt Klangheim Messungen und Hörproben vor Ort durch. Neben den akustische Gegebenheiten werden auch die vorhandenen Audiokomponenten berücksichtigt, mit denen Gloria zusammenspielen wird. So bietet Klangheim dem Kunden eine genau passende, individuelle Lösung. Diese kann auch Sonderwünsche bis hin zum Design betreffen. So entsteht schließlich ein klingendes Unikat. Dies belegt eine metallene Plakette mit eingraviertem Kundenname, die den Lautsprecher auf der Rückseite ziert.
Aufwändige Weiche in symmetrischer Ausführung
Auf der Rückseite entdecken wir auch die Anschlüsse der Gloria. Hier setzt Klangheim auf exzellente WBT nextgen-Lautsprecherklemmen. Trotz ihres edlen Gold-Designs besitzen sie einen Kunststoff-Korpus und damit eine reduzierte Metallmasse, um Speichereffekte zu vermeiden. Ihre Kontaktflächen weisen eine spezielle PVD-Plasma-Vergoldung auf, um Übergangswiderstände zu minieren. Zur Klangneutralität trägt auch die ausschließliche Verwendung von hochreinem Silberlot bei, ebenso die genau definierte Längenbemessung der Supra Cables-Edelleiter im Inneren der Gloria. Hier sitzt auch die Frequenzweiche. Sie führt den Anspruch größtmöglicher Klangqualität fort. Dies geschieht auch durch hochwertigste Bauteile. So kommen ausschließlich kapazitätsarme Kupfer-Folienspulen zum Einsatz, die zudem nach Klangheim-Spezifikationen gewickelten werden. Auf alterungsanfällige und klangdegradierende Elektrolytkondensatoren wird konsequent verzichtet. Überdies ist die Weiche auf größtmögliche Zeitkohärenz ausgelegt, damit die Frequenzanteile aller Wege im Verbund das richtige Timing haben. Zudem besitzt die Weiche einen aufwändigen symmetrischen Aufbau. Diesem doppelten Design wird eine feinere Auflösung eine größere Dynamikfähigkeit und eine gesteigerte Räumlichkeitsdarstellung zugesprochen.
Die Klangheim Gloria in der Praxis
Gehen wir mit der Gloria endlich in den Hörraum. Diesen Weg gehen wir gemeinsam mit Klangheim-Chef Jörg Weber, der den Aufbau und die optimale Abstimmung vornimmt – wie es halt auch beim Kunden der Fall ist. Als passenden Spielpartner haben wir den Vollverstärker Symphonic Line RG 14 Edition MK 5 S in petto. Bei der Aufstellung wählen wir zuerst ein Szenario für einen normal großen Raum. So beträgt der Abstand zwischen den Lautsprechern gut zwei Meter, die Distanz zur Wand etwa 50 Zentimeter und die Entfernung zum Sofa circa zweieinhalb Meter. Bei der Ausrichtung empfiehlt Klangheim, die Lautsprecher so zu positionieren, dass man vom Hörplatz aus ihre Außenseiten gerade noch sehen kann. Nun richtet Weber mit den höhenverstellbaren Spikes die Gloria so aus, dass die Hochtöner auf optimalem Ohrniveau sind. Schließlich nimmt er mit den einschraubbaren Gewichts-Sets das Tuning der Passivradiatoren vor, um die Gloria optimal an den Raum anzupassen.
Greifbare Gegenwärtigkeit
Was wir hier in wenigen Zeilen beschreiben, nimmt geraume Zeit in Anspruch – weil Weber die Optimierung mit wohltuender Akribie bewerkstelligt. Nun, im Anschluss, kann die Gloria ihre Qualitäten zeigen – und die sind famos. Das zeigt sich direkt bei „My Treasure“ von Sinne Eeg. Die Jazz-Chanteuse lässt ihren Song mit einer Kontrabass-Einleitung beginnen, und Mats Vindings melodiös-virtuose Eröffnung ist auch akustisch eindrucksvoll: Der Gloria gelingt es ab dem ersten Ton, den Kontrabass in all seiner Größe und mit seinem raumfüllenden Klangvolumen darzustellen. So besitzt dieses imposante Instrument eine geradezu greifbare Gegenwärtigkeit: Vinding scheint mit seinem Viersaiter wahrhaft vor uns zu stehen. Dies liegt zum einen an der hervorragenden Auflösung und Dynamik der Gloria. Wir hören, abgesehen von den musikalischen Künsten, bei jedem Ton auch den kräftigen Anschlag von Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand. Dank der hervorragenden Dynamikfähigkeit nehmen wir auch die unterschiedliche Anschlagsstärke der einzelnen Töne wahr.
Angewandte Instrumentenkunde
Diese Feindynamik und die kleinen Spielgeräusche sind ungemein wichtig, damit die Wiedergabe lebendig und echt klingt. So können wir dank der Rutschgeräusche der linken Greifhand nicht nur hören, sondern regelrecht sehen, wie Vinding virtuose Ausflüge auf dem Griffbrett vollführt. Dabei erleben wir auch den Facettenreichtum des Kontrabasses. Er tönt in den hohen Lagen nasal-intensiv, in den mittleren Lagen kraftvoll-rund und in den tiefen Regionen drahtig-knurrig bis rauh. Dabei können wir auch die beteiligten Materialien heraushören, also das Metall der stahlumsponnenen Saiten sowie das Holz des Griffbretts und des schwingenden Instrumentenkorpus. Vindings virtuose Einleitung ist mit der realistischen Darstellung der Gloria also quasi auch angewandte Instrumentenkunde. Der Realismus der Darstellung liegt aber auch in der ausgezeichneten räumlichen Abbildung begründet: Die Gloria bildet im Nu auch das Aufnahme-Studio ab, in dem Vinding dieses Intro eingespielt hat. Ihn erfahren wir dank der Feinauflösung, durch die wir die Reflexionen des aufgenommenen Ambientes registrieren.
Berührende Verletzlichkeit
So erschafft die Gloria die Illusion, dass wir bei der Aufnahmesession dabei sind – und diese Imaginationskraft wird mit dem Einsatz der weiteren Musiker noch intensiviert. Als zweite steigt Sinne Eeg ein. Die dänische Sängerin beginnt ihren Gesang eigentlich sehr zart. Trotzdem hat sie sofort unsere volle Aufmerksamkeit, weil sie mit absoluter physischer Präsenz vor dem Kontrabass steht – und damit direkt vor uns. Gerade bei Stimmen ist die Abbildung feinster Nuancen wichtig, und weil die Gloria diesen Detailreichtum liefert, zieht uns Eeg mit ihrer attraktiven Stimme in den Bann: Mal haucht sie die Worte, mal strahlt sie mit spröder Brüchigkeit eine berührende Verletzlichkeit aus, mal verströmt sie mit der Kraft ihres sonoren Gesangs eine spürbare Eindringlichkeit – und schließlich veredelt sie die Enden jeder Passage mit wunderschönem Vibrato. So hängen wir förmlich an ihren Lippen – zumal wir hier auch ihre kleinen Atmer vor jedem neuen Gesangseinsatz wahrnehmen.
Live dabei
Nun ergänzen Klavier und Schlagzeug das Ensemble – und hier punktet die Gloria wieder mit ihrer Darstellungskraft: Sie bietet dem Quartett ein weiträumige Bühne mit großzügiger Tiefe. So können sich die vier Musiker frei entfalten, zumal die Wiedergabe auch eine schöne Offenheit und Unbegrenztheit vermittelt. Dies wird auch durch die große Klarheit und Transparenz der Gloria befördert. So können wir jedes einzelne Instrument in seiner Abbildung genießen. Beim Klavier erleben wir die tolle Klangfarbenvielfalt, die dieses saitenreiche Instrument bietet und der Pianist Lars Jansson mit seinem Spiel herausholt. Auch hier haben wir das Gefühl, live dabei zu sein, weil wir mit jedem Ton auch Janssons Tastenanschlag wahrnehmen. Ein Erlebnis für sich ist nun das Schlagzeug: Morten Lund liefert eigentlich ein Dauersolo, bei dem er kunstvoll-vertrackt Becken, Snare, Toms und Bassdrum bespielt. Dieses Drumming klingt herrlich frisch und lebendig – und dies befördert die Gloria mit ihrer tollen Impulstreue und Dynamikabstufung.
Fulminante Dynamik
Das alles erleben wir auch mit anderen Musikstücken bis hin zum orchestralen Großformat, das wir schließlich mit George Gershwins Klavierkonzert erreichen. Auch hier versetzt uns die Gloria prompt an den Ort des Geschehens: Wir sitzen mitten in der Powell Hall von St. Louis. In ihr liefern der Star-Pianist Kirill Gerstein und das hiesige Orchester eine fulminante Final-Interpretation: Das abschließenden Allegro ist ein rasanter Satz mit Pauken und Trompeten, zahlreichen satten Orchestertutti – und einem Klavier, das Gerstein mit seinem hart-perkussiven Spiel mitunter zum Schlaginstrument macht. Dank der Dynamikfähigkeit der Gloria ist dieser Satz ein furioses Fest, bei dem wir etliche Male ob der geballten Klangkörper-Kraft zusammenzucken. Doch bei aller orchestralen Wucht bleibt die Darstellung immer aufgeräumt. So ist das Orchester, in dem sich die verschiedenen Instrumente die musikalischen Bälle flink zuspielen, vom vordersten ersten Streicher bis hin zu den hinten postierten Schlagwerkern durchhörbar und in der Darstellungstiefe ein Genuss.
Bassveränderung mit anderen Gewichten
Nun folgen wir unserem Spieltrieb und unserer Neugier: Wie klingt die Gloria mit einer anderen Massebelastung ihrer rückseitigen Passivmembranen? Dafür bestücken wir sie nach und nach mit etwas mehr Gewicht. Hierdurch werden die Radiatoren schwerer, wodurch die Resonanzfrequenz sinkt, bei der die Passivmembranen angeregt werden. So gewinnen wir mehr Tiefgang im Bass, was aber mit einem geringeren Wirkungsgrad einhergeht – heißt: der Bass wird etwas schlanker. Das testen wir mit „Morph The Cat“ von Donald Fagen, einem superb produzierten Track mit einem Mörderbass. Den liefert die Gloria bereits in ihrer ursprünglichen Konfiguration ausgezeichnet. Mit zunehmender Gewichtsbestückung erfährt dieser Bass, bei dem Freddie Washinton auf seinem Fünfsaiter bis zu tiefen D runtergeht, im Zusammenspiel mit unserem Hörraum nun ein Plus im untersten Frequenzbereich. Der Bass bekommt so auch eine andere Präsenz, er hebt sich zudem mehr von der Bassdrum ab.
Zugewinn im Tiefgang
Diese Tiefton-Veränderung erleben wir noch deutlicher bei „The Forest“ von Trentemøller, also elektronischer Musik, bei dem der Synthesizer-Bass in Frequenzregionen spielt, die akustische Instrumente kaum erreichen. Auch bei „The Forest“ ist dieser Zugewinn im Tiefgang erst einmal ein Hinhörer, zumal der Rückgang im Wirkungsgrad geringer ist, als wir erwartet haben. Trotzdem kehren wir schließlich wieder zur ursprünglichen Abstimmung zurück: So spielt die Gloria schlicht am homogensten – und auch die Impulstreue ist so noch größer. Das merken wir bei „The Forrest“ insbesondere bei den Bassdrum-Samples, deren Kick nun etwas mehr Punch und Definition hat. „Morph The Cat“ bestätigt uns in dieser Entscheidung – doch hier fällt sie uns nicht ganz so leicht, weil der etwas tiefere Bass schon seinen Reiz hatte. Letztlich ist aber auch bei diesem dicht instrumentierten Song, bei dem insgesamt dreizehn Musiker agieren, die Balance und Homogenität mit den kleinsten Membrangewichten am besten.
Großer Klang auch bei kleinem Raum
Wie steht es nun mit der Verheißung, die klanglichen Fähigkeiten auch bei begrenztem Platzangebot liefern zu können? Dafür kommt die Gloria in ein komplett neues Setting. Hier beträgt der Abstand zur Wand kaum mehr als eine Hand und die Distanz zum Sofa gerade mal eineinhalb Meter. Dies ist ein maximal herausforderndes Szenario für einen Standlautsprecher. Kann das klappen? Nach einiger Umgewöhnungszeit lassen wir die Musiken dieses Tests nochmals in dieser Aufstellung durchlaufen – und sind überrascht: Trotz des geringen Hörabstands erleben wir eine homogene, kohärente Wiedergabe, das Timing ist stimmig, die Räumlichkeit und die Plastizität der Abbildung bleiben intakt – und die Basswiedergabe ist satt-tiefreichend. Wegen der anderen Raumverhältnisse bedarf es hier nun natürlich einer erneuten Abstimmung auf das akustische Ambiente. Nach einigem Probieren mit den Gewichten haben wir die richtige Kombination gefunden – und nun bleibt selbst der Mörderbass bei Fagens „Morph The Cat“ absolut konturiert. Verblüffend!
Fazit
Große Lautsprecher harmonieren nicht mit kleinen Räumen? Von wegen: Klangheim beweist mit der neuen Gloria, dass ein Stand-Schallwandler auch bei kurzem Hörabstand eine homogene Performance leisten kann und selbst bei wandnaher Aufstellungen einen zugleich tiefreichenden und definierten Bass zu bieten vermag. Dies gelingt der Gloria rückseitig mit einem Tuning ihrer Passiv-Membranen, was eine exakte Bass- und Raumanpassung ermöglicht. Frontseitig liefert dieser High End-Lautsprecher mit einem Ringstrahler und drei Mitteltieftönern als Zweieinhalb-Wege-System eine überaus stimmige, detailreiche, hochauflösende und transparente Wiedergabe mit ausgezeichneter räumlicher Abbildung und überaus plastischer Darstellung. Dies resultiert in einer superben Durchhörbarkeit. Diese Meriten sorgen im Verbund mit der exzellenten Dynamikfähigkeit für eine überaus realistische Darstellung mit „Wie echt“-Feeling. Um diese Performance zu erreichen, kümmert sich Klangheim beim Kunden um die Optimierung vor Ort – und so entfaltet die Gloria ihren audiophilen Glanz.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Klangheim Gloria |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preise: | ab 13.800,00 € / Paar |
Gewährleistung: | 7 Jahre |
Ausführungen: | - Schallwand: Echtholz (20 verschiedene zertifizierte Sorten) - Korpus: Nextel-Lackierung (diverse Farben) - Hochtöner-Einfassungen: Innen- und Außenring in Schwarz/Silber oder Schwarz/Schwarz |
Vertrieb: | Klangheim Audio, Berlin Tel.: +49 30-99195826 www.klangheim-audio.de |
Abmessungen (HBT): | 1080 x 280 x 350 mm |
Gewicht: | - ohne Sandfüllung: ca. 42 kg / Stück - mit Sandfüllung: ca. 50 kg / Stück |
Bauart: | 2,5 Wege, passiv, Passivradiatoren zur Basskräftigung/Resonanzfrequenzabstimmung |
Impedanz: | < 4 Ω (Minimum: 3 Ω) |
Hochtöner: | 1 x 34 mm (Ringstrahler, Kalotte, Gewebemembran) |
Mitteltöner: | 3 x 130 mm (Konus, Hexacone-Sandwich-Membran) |
Subbass-Passivtreiber: | 3 x 180 mm (hartanodisierte Aluminium-Membran) |
Frequenzbereich: | 25 Hz - 30 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 100 Hz / 1,5 kHz (Herstellerangabe) |
Wirkungsgrad: | 87 dB (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Klangheim Gloria - Koffer mit allen benötigten Accessoires (verschiedene Schrauben- und Gewichte-Sets zur Bassanpassung, Montagewerkzeug) - 6 Spikes oder Dämpfer - Handschuhe - Reinigungstuch |
Pros und Contras: | + ausgezeichneten räumlichen Abbildung + überaus plastische Darstellung + hervorragenden Auflösung + großer Detailreichtum + exzellente Grob- und Feindynamik + homogen-stimmige Wiedergabe + superbe Transparenz und Durchhörbarkeit + kohärent-erwachsener Klang auch in kleinen Räumen + Raumanpassung durch abstimmbare untere Grenzfrequenz + sandbefüllbares Korpussegment zur Schwingungsminimierung des Gehäuses + große Auswahl an Holz-Sorten (Schallwand) und Nextel-Farbtönen (Korpus) + individuelle Fertigung des Lautsprechers unter Berücksichtigung der jeweiligen Raumakustik und der Audiokomponenten des Kunden + Lieferung, Aufstellung und Tuning vor Ort inklusive + Gravur mit dem Namen des Besitzers |
Benotung: | |
Klang (60%): | 96/100 |
Praxis (20%): | 96/100 |
Ausstattung (20%): | 98/100 |
Gesamtnote: | 96/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |
Getestet mit: | - CD-Spieler: Oppo UDP-203 - Vollverstärker: Symphonic Line RG 14 Edition MK 5 S - Signalkabel: Symphonic Line Reference - Lautsprecherkabel: Symphonic Line Harmonie HD - Netzkabel: Symphonic Line Super Netzkabel, Audioquest Monsoon |