Home » Tests » Dali Rubikore 6 – Sportwagen-Rocker, Feingeist und Orchester-Dirigent
16. September 2024von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerEin Lautsprecher wie aus dem Lehrbuch: Exklusiv verarbeitet, elegant gestylt, üppig bestückt, flexibel in Sachen Aufstellung und klanglich bei Bedarf hochagil, dynamisch oder superfein. Die Dali Rubikore 6 bringt alles mit, was man von einem Schallwandler für anspruchsvolle Musikfans erwarten darf. Mein Kurzfazit: Selten hat sich ein Testprodukt das Urteil „Editor´s Choice“ so sehr verdient, wie dieser Lautsprecher …
Seit vielen Jahren ist die Marke Dali fester Bestandteil der europäischen HiFi-Welt, wenn es um höchste Klangkunst und integratives Design geht. Will man es möglichst kurz zusammenfassen, lautet das Erfolgsgeheimnis der dänischen Audio-Schmiede „Erstklassige Lautsprecher zum möglichst erschwinglichen Preis“. Erschwinglich bedeutet hier, dass man die bestmögliche Performance in der jeweiligen Preisklasse bieten möchte. Das wiederum funktioniert nur durch die immerwährende Weiterentwicklung der eigenen Produkte und den steten Transfer der Entwicklungserkenntnisse in die preisgünstigeren Serien. Das wiederum hat bei Dali Tradition. Den jüngsten Beweis dafür tritt die erst auf der letzten High End in München vorgestellte Rubikore-Serie an. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine Linie, die auf der beliebten Rubicon-Serie fußt, die obendrein aber auch vom Entwicklungstransfer des Marken-Flaggschiffs Kore profitiert.
Selbstverständlich mit Doppel-Tweeter
Technisch ist Vieles neu, optisch bleibt Dali seiner Linie hingegen treu. Auf den ersten Blick ist die Rubikore 6 kaum von der Rubicon zu unterscheiden. Dabei ragt mein Testgast knapp 1,02 Meter in die Höhe. Bei einer Fläche von 20 x 34 Zentimetern ergeben sich so bemerkenswert passende Proportionen. Diese gelungene Aufteilung findet sich auch in der Front wieder. Erwartungsgemäß ist auch hier der Dali-typische Hybrid-Hochtoner verbaut. Im Detail besteht dieser aus einer klassischen Kalotte und einem darüber platzierten Bändchen-Tweeter. Der Grund für diese aufwändige Konstruktion ist einfach: Bessere, klassische, Hochton-Kalotten spielen klar und dynamisch. Genau das soll hier auch erreicht werden. Das darüber angebrachte – von Dali „Superhochtöner“ genannte – Bändchen bietet mit seiner superdünnen und hochagilen Folie weitere Vorteile: Es spielt fein, hochpräzise und ist superschnell. Beide Hochtöner arbeiten dabei zunächst parallel bis etwa 14.000 Hertz, danach spielt nur der Superhochtöner.
Doppel-Bass
Zum Vergleich: Die genannten 14.000 Hertz entsprechen 14.000 Schwingungen pro Sekunde. Ab hier übernimmt das Bändchen allein und schallwandelt bis zu beeindruckenden 32.000 Hertz. Die Vorteile beider Welten ergeben für die Dali-Entwickler schließlich die perfekte Kombination möglichst nah an das selbstauferlegte Klangideal heranzukommen. Direkt unterhalb des beschriebenen Doppel-Tweeters thronen dann die beiden identisch dimensionierten Mittel- und Tieftöner. Tatsächlich sind beide auch technisch identisch, werden von der internen Frequenzweiche aber für die Wiedergabe unterschiedlicher Frequenzbereiche befehligt. Während der untere der beiden Woofer nur bis etwa 800 Hertz arbeitet, agiert der obere bis weit in den Mitteltonbereich hinein. Optisch auffällig ist hier die sogenannte „Clarity Cone Paper/Wood-Membran“. Im Detail handelt es sich um ein patentiertes, superleichtes, zugleich aber dennoch sehr steifes Papier-/Holzfasergemisch. Hier wären wir dann im Übrigen auch bei eingangs beschriebenem Technologietransfer, denn dieses Schwingsystem wurde ursprünglich für die große Epikore 11 entwickelt.
Besser geht’s kaum
Während die Rubikore 6 gerade warmspielt, habe ich etwas Zeit sie mir mal detaillierter anzusehen. Dabei fallen mir zunächst die makellose Verarbeitungsqualität und die etwas ungewöhnliche Gehäusegeometrie auf. Ersteres ist schnell erzählt, denn hier stimmt alles. Das beginnt beim blitzsauber aufgetragenen Furnier über perfekte Spaltmaße und endet beim stimmig eingelassenen Logo im unteren Gehäuseabteil. Das sieht alles so gut aus, dass man sich automatisch dazu bewogen fühlt, mal mit der Hand über die Rubikore 6 zu streichen. Schaut man sich das Gehäuse genauer von oben an, fallen die leicht gekurvte Schallwand und die in gleicher Dimension gebogene Rückwand auf. Diese kleinen Details haben allerdings einen enormen Effekt, lassen sie die beiden Lautsprechertürme doch etwas filigraner erscheinen. Zu diesem Eindruck tragen auch die beiden zum Lieferumfang gehhörigen Traversen bei, die ganz einfach unter die Lautsprecher geschraubt werden. Entsprechendes Werkzeug und Spikes gehören hier natürlich zum Lieferumfang.
Einfache Aufstellung
Inzwischen haben die Rubikore 6 ihre Einspielphase von satten 48 Stunden hinter sich. Zeit also, den Praxistest mit der Ausrichtung der Lautsprecher zu beginnen. Dabei macht sich zunächst bemerkbar, dass die Dalis in Sachen Aufstellung nicht wirklich wählerisch sind. Selbst wenn ich sie parallel zueinander aufstelle und sie quasi rechts und links an mir vorbeizustrahlen scheinen, spannen sie eine erstaunlich schön gestaffelte Klangbühne vor mir auf. Das Rundstrahlverhalten scheint schonmal ziemlich gut zu sein. Klanglich ist das schon anspruchsvoll, aber hier lässt sich doch sicher noch etwas rauskitzeln. „Auf jeden Fall“ und viel muss ich dafür auch gar nicht tun. Nachdem die Lautsprecher kurz darauf leicht auf mich ausgewinkelt sind, zieht sich die schön gestaffelte Bühne noch einen Tick weiter in die Tiefe. Erlebt habe ich das bereits in meinem ersten Teststück „Angry“ von The Rolling Stones. Die Staffelung auf der imaginären Bühne ist perfekt, mittendrin: Mick Jagger.
Crunchig und energiegeladen
Die Gitarren flankieren den charismatischen Kopf der Band links und rechts, wobei Richards’ Lead-Gitarre leicht dominant nach vorne gemischt erscheint. Die Riffs sind scharf, rockig und tragen das Klangbild von der ersten Sekunde an. Über die Dalis wiedergegeben, ist der leicht verzerrte, crunchige Sound, der dem Track ordentlich Energie liefert, sofort erkennbar. Weniger gute Lautsprecher unterschlagen diesen Effekt gern mal bzw. bügeln sie ihn glatt. Für meine Testgäste gilt das nicht. Sie geben das wieder, was auch da ist und das ist gut so. Was ebenfalls offensichtlich ist: Richards spielt rhythmisch nah am Schlagzeug. Auch das gefällt mir richtig gut, verleiht es dem Stück doch eine rauchig-aggressive Grundstimmung. Etwa zur Hälfte des Songs setzt der inzwischen 80-jährige Musiker dann zu einem Solo an, als wäre er 40 Jahre jünger. Kräftig, dynamisch, zugleich aber auch kontrolliert werden die Gitarrensaiten so hart gefordert, dass ich die Lautstärke deutlich erhöhe.
Wie ein Sportwagen
Inzwischen misst mein Smartphone satte 95 Dezibel. Es ist also laut – noch kein Konzertpegel, aber sehr laut. Und zwar laut genug, um den Nachbarn vom Sofa zu schütteln. Irgendwelche Artefakte, Verzerrungen oder gar einen dröhnenden Bass erlebe ich nicht. Dafür wird aber klar, dass das Rubikore-Duo nun die Ärmel hochgekrempelt hat. Was eben noch fein strukturiert und artikuliert war, verwandelt sich nun in reinen Spaß. Nicht, dass mir die eben gelobte Struktur nun fehlen würde. Nein, die ist weiterhin da, dennoch steht jetzt der Spaß im Vordergrund. Die Dalis gehen so richtig ab. Ebenso, wie ein Sportwagen, den man soeben auf 160 km/h geprügelt hat. Hat man einen guten Sportwagen, behält der auch weiterhin die Spur, geht dabei aber unter die Haut und macht so richtig Laune. Exakt das ist hier auch der Fall. Am Leistungslimit sind die Dalis aber offensichtlich noch lange nicht.
Exzellente Staffelung
Klanglich macht sich das so bemerkbar, dass das Schlagzeug tief im Mix sitzt, scheinbar ganz nebenbei aber auch den Puls im Zentrum des Sounds vorgibt. Die Produktion ist wirklich gut gelungen. Ein Beispiel dafür ist der Bass, der sich geschmeidig in die Rhythmussektion zwischen Schlagzeug und Gitarren einfügt. Dabei hat er zwar eine gewisse Präsenz, agiert aber weder dominant noch aufdringlich. Im Gegenteil, die Balance ist genial, was dem Song ein festes Fundament und den weiteren Instrumenten genügend Raum zur Entfaltung bietet. Ohne sich aufzuplustern, füllt er das untere Frequenzband gut aus und unterstützt die Grooves. Die wirklich gute Darstellung des Viersaiters hat schließlich zur Folge, dass die besagte Staffelung dicht, zugleich aber auch gut strukturiert in den Hörraum entlassen wird. Unter den gegebenen Pegeln ist das für mich das Besondere, denn jedes Instrument behält weiterhin seinen akustischen Platz, ohne dass sich der Sound in nervigen Klangbrei verwandelt.
Punktgenaue Abstimmung
Worüber ich noch gar nicht gesprochen habe, ist der Hauptteil des Tracks: Mick Jaggers Stimme: Die steht auch hier selbstverständlich im Vordergrund – wie immer in höchster Präsenz, charismatisch und energiegeladen. Das bringen meine Testgäste exzellent rüber – auch weil Jagger über den begleitenden Instrumenten zu schweben scheint, ohne diese in ihrer Wichtigkeit herabzusetzen. Jagger steht fest zwischen den Lautsprechern, zugleich hat der Gesang diesen, für den Stones-Frontmann typischen lebendig-rauen, leicht schnoddrigen Ton. Einen, der einen Mix aus Dynamik und Agilität transportiert und mit einer gewissen Drahtigkeit wiedergegeben wird. Dass die enorme Ausdrucksstärke des Sängers von meinem Rubikore-Duo exzellent reproduziert wird, versteht sich quasi von selbst. Das wiederum schreibe ich zu einem Großteil der sehr guten Abstimmung zwischen dem Hoch- und Mittelton zu. In der Gesamtheit erlebe ich so eine Performance, die mich durch ihre kraftvolle Intensität begeistert und mir den Song schnell ins Blut übergehen lässt.
Räumliche Präsenz
Aber wie sieht es aus, wenn meine Testgäste mal etwas feiner zu Werke gehen sollen? Um das herauszufinden, erwähle ich ans nächstes den hervorragend produzierten Song „Blue In You“ des Duos Friend `n Fellow. Nach dem Gitarren-Intro setzt Constanze Friend mit ihrer fast schon ätherischen Stimme ein. So fesselnd, dass ich augenblicklich in den Bann der Musik gezogen werde. Ganz nebenbei glänzt Thomas Fellows Gitarre mit einer wundervollen Drahtigkeit, wobei die metallisch-wirkenden Saiten in höchster Brillanz dargestellt werden. Auch jetzt laufen Mittel- und Hochton wieder zur Höchstleistung auf. Das ist echt gut – und es wird noch besser, denn jetzt kommt auch noch die Tieftonabteilung hinzu: Dabei erzeugen die tiefen Basssaiten einen perkussiven, blitzsauber dargestellten Druck, der durch den Resonanzkörper der akustischen Gitarre effektiv verstärkt erscheint. Besonders imposant sind für mich die Präsenz und Räumlichkeit, die vom Hochton-Duo perfekt und feinfühlig aus der Gesamtheit des Songs herausgearbeitet werden.
Selbstverständliche Tiefenstaffelung
Weil es so schön war, geht es mit Anette Askviks „Liberty“ noch etwas anspruchsvoller in die finale Testrunde. Ein Song, den ich gut kenne und gern zu Testzwecken verwende. Warum das so ist, beweist sich hier schon nach wenigen Augenblicken: Der Klang ist vom ersten Moment an schön, fein nuanciert und überzeugt durch eine gefühlvolle Atmosphäre. Das liegt unter anderem am nahtlosen Übergang zwischen den überwiegend leisen, zarten Passagen hin zu den vergleichsweise kraftvollen Momenten. Ein weiterer Beweis für das gute Zusammenspiel und die hervorragende Abstimmung der einzelnen Chassis-Abteilungen der Rubikore 6. Zugleich wird die Entschlossenheit in der Stimme der Norwegerin exzellent transportiert, so dass die emotionale Tiefe des Stücks perfekt in den Hörraum geliefert wird. Dass das zwischenzeitlich dominante Saxophon den Raum zwischen den Lautsprechern ideal ausfüllt und sich zudem ein stückweit in die Tiefe zieht, sehe ich bei der gelieferten Performance fast schon als selbstverständlich an.
Fazit
Hier passt wirklich alles zusammen: Die Dali Rubikore 6 ist wohnraumtauglich gestylt, besteht aus hochwertigen Materialien und ist anspruchsvoll verarbeitet. Mit Dalis typischen Hybrid-Hochtöner und „Clarity Cone Paper/Wood“-Membranen bestückt, hat man in Sachen Ausstattung beste Voraussetzungen für einen exzellenten Klang geschaffen. Den liefert die Rubikore 6 dann in jedem Genre. Beispielsweise werden harte Rocksongs drahtig, aggressiv und in voller Breite aufgespannt, ohne überbordend oder anstrengend zu klingen. Bei Bedarf ziehen die Dalis aber auch gern mal die Seidenhandschuhe an und nehmen jedes noch so feine Detail behutsam in ihre Obhut, um es klanglich präsent an der exakt richtig Stelle auszulegen. Dass die dänischen Klangsäulen obendrein flexibel aufgestellt werden können und durch ihr exzellentes Rundstrahlverhalten auffallen, ist ein zusätzliches Pro-Argument für den Einsatz in mittelgroßen Wohnräumen.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Carina Burau
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
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Technische Daten
Modell: | Dali Rubikore 6 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 2.499 Euro (Stück) |
Garantie: | 5 Jahre (Bei Registrierung) |
Ausführungen: | - Walnuss - Schwarz, Hochglanz - Weiß, Hochglanz |
Vertrieb: | DALI GmbH, Bensheim 06251 /8079010 www.dali-speakers.com/de |
Abmessungen (H x B x T): | 990/1020 x 20 x 34/38 mm |
Baurat/ Prinzip: | 2,5-Wege + 0,5-Wege, passiv, Bassreflex |
Gewicht: | 23,0 kg / Stück |
Impedanz: | 4 Ohm |
Hochtöner: | 1 x 17 x 45 mm Bändchen 1 x 29 mm Gewebekalotte |
Mitteltöner: | 1 x 165 mm Konusmembran |
Tieftöner: | 1 x 165 mm Konusmembran |
Frequenzbereich: | 38 - 34.000 Hz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 800 / 2.600 / 14.000 Hz |
Empfohlene Raumgröße: | ab 25 m² |
Lieferumfang/pro Lautsprecher: | 1 x Rubikore 6 1 x Abdeckung 1 x Schnellanleitung 2 x Traversen 4 x Spikes |
Pro & Contra: | + integratives Design + exzellente Material- und Verarbeitungsqualität + nahtlose Abstimmung + dynamischer Sound + feine Auflösung + punchiger Grundton + clevere Kabelfühung + massive Schraubklemmen + sehr hohe Agilität - Abdeckung nicht magnetisch |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Editor`s Choice |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |