Home » Tests » Audes M2 – Estnische Exzellenz
8. September 2024von Volker Frech
RedakteurNeue Ära: Mit der M-Serie geht der etablierte estnische Audio-Spezialist Audes optisch wie akustisch einen neuen Weg – und die M2 ist dabei der Kern des Konzepts. Sie kombiniert ein dezent-akzentuiertes Clean Design mit einer clever-aufwändigen Korpus-Konstruktion, deren Basis ein schwingungsresistenter Solid Surface-Werkstoff ist. Im Hörtest überrascht dieser Monitor-artige Standlautsprecher mit einer herausragenden Wiedergabe.
Audes? Wer jetzt ein Fragezeichen auf der Stirn hat, ist nicht allein, denn hierzulande konnten die Esten viele Jahre nicht so recht Fuß fassen. Dabei hat der Audio-Hersteller aus dem hohen Norden reichlich Tradition und Renomée zu bieten. Die Ursprünge reichen zurück bis 1935, als man mit der Funkempfänger-Fertigung startete und ab den 1950ern dann auch Röhrenradios und Plattenspieler/Radio-Komplettanlagen produzierte. Mit der Umwandlung vom russischen Staatsbetrieb in eine prosperierende Privatfirma nannte Gründer Igor Tjurin das Unternehmen ab 1992 „Audes“, eine Kombination von Audio und Estonia (Estland). Seither agieren die Balten quasi als Familienbetrieb: Chefentwickler für die Lautsprechersparte ist Igors Sohn Aleksei Tjurin. Dabei stellt Audes neben fertigen Schallwandlern auch verschiedenste Einzel-Chassis, Netzteile und Transformatoren sowie Power Conditioner und Röhrenverstärker her – und betreibt auf über 6.000 Quadratmeter Fabrikfläche eine ausgedehnte OEM-Fertigung: Die Esten leisten für zahlreiche andere Firmen und Marken die Herstellung von Komponenten bis hin zu kompletten Produkten.
Clean Design mit markanter Formgebung
Durch diese OEM-Fertigung ist die Stringenz des eigenen Lautsprecher-Portfolios etwas aus dem Blick geraten. Audes bietet neben zwei Schallwandler-Linien für Home Theater und einer On-/In-Wall-Reihe fünf Lautsprecherserien mit verschiedensten Design- und Technik-Ansätzen. So sind die Esten in Deutschland trotz ihrer Expertise, der Erstklassigkeit der Produkte und der Umtriebigkeit des hiesigen Vertriebs ein Premium-Geheimtipp geblieben. Das änderte sich erst vor einigen Jahren mit dem Erfolg der Power Conditioner. Hierdurch stieg auch die Wertschätzung der Schallwandler – und die befördern die Balten nun auch durch ihre neue M-Serie, mit der sie in puncto Konstruktion und Formgebung einen neuen Weg beschreiten. Dies zeigt sich direkt beim optischen Auftritt: Das Ziel war ein Design, das auffällig-attraktiv ist – und zugleich zeitlos-minimalistisch, so dass sich die Lautsprecher geschmeidig ins heimische Ambiente integrieren. So verbindet die M-Serie Clean Design mit markanter Formgebung – und dies fällt sofort bei unserem Testkandidaten, der M2, ins Auge.
Monitor mit Sockel
Im Prinzip ist der Standlautsprecher M2 ein Monitor mit Sockel: Sein Chassis-bewehrter Hauptteil deckt sich konstruktiv und in den technischen Daten mit der reinen Monitor-Lösung der Serie, dem M1. Der Sockel bürgt jedoch für die optimale Audio-Performance bei der Aufstellung im Ambiente (dazu später mehr) und bietet hier zudem die homogenste Erscheinung – im Gegensatz zu einer optisch unruhigen Lösung mit Stativ-Stängeln. Diese Geschmeidigkeit wird durch die starke Abrundung aller vertikalen Kanten und die sanften Radien aller waagerechten Säume befördert. Auch der quadratische Grundriss des Monitors und die quaderförmige Fortsetzung des Sockels verleihen der 110 Zentimeter aufragenden M2 eine schlank-elegante Anmutung. Für Markanz sorgen nun die Schrägung der Monitorunterseite und der frontale Überstand gegenüber dem Sockel. Dieser Design-Kunstgriff verleiht dem Lautsprecher eine optische Dynamik. Sie wird bei unserem Testmodell durch das seidenmatte Finish intensiviert: Ist der Sockel in Schwarz gehalten, so kontrastiert der Monitor mit einem attraktiven hellblauem Soft Touch-Lack.
Solid Surface fürs Performance-Plus
Dieser Lack ist makellos appliziert, was die Hochwertigkeit der M2 unterstreicht und beim Darüberstreichen auch einen haptischen Genuss beschert. Die M2 ist in jeder gewünschten Farbe realisierbar, auch ausgefallenen Coatings bis hin zum rostenden Metalllack sind möglich. Der eigentliche Clou des Korpus liegt aber unter der Lackierung: Das Monitor-Gehäuse besteht aus „Solid Surface“. Dies ist ein gerne im Sanitärbereich verwendeter Verbundwerkstoff. Er besteht aus Mineralien, Pigmenten und Harzen, ist im Fertigungsprozess sehr gut (warm)verformbar und punktet mit hoher Dichte, immenser Zugfestigkeit, großer Härte sowie extremer Belastbarkeit. Damit übertrifft dieses Komposit die klassischen Lautsprecher-Werkstoffe Holz und MDF – und ermöglicht ein überaus vibrationsresistentes Gehäuse, wodurch Klangverfärbung deutlich reduziert werden können. Dieses Performance-Plus haben die Audes-Entwickler beim Vergleich mit einem Standard-MDF-Korpus festgestellt. Nach rund drei Jahren des anschließenden Erforschens und Optimierens von Materialmix, Formgebungs- und Beschichtungsmöglichkeiten war klar: „Solid Surface“ ist der Stoff, aus dem die Gehäuse der M-Serie gefertigt werden.
Ausgefuchste Bassreflexlösung
Bei aller Schwingungsunwilligkeit des Komposit-Materials befördert die kubische Korpusform mit ihren parallelen Wänden im Gehäuse stehende Wellen. Deshalb sind im Innern zwei Schrägen eingezogen. Sie erhöhen zudem nochmals die Steifigkeit und damit die Klangneutralität des Gehäuses. Überdies trennt die obere Schräge die Volumina für den Hochtöner und den Mitteltieftöner. Die untere Schräge hingegen, die parallel über dem Korpusboden eingezogen ist und im hinteren Bereich gezielte Durchbrüche aufweist, ist Teil des Bassreflexabstimmungskanals. Dieser Kanal endet schließlich vorne auf der Korpus-Unterseite – also dort, wo der Monitor über den Sockel ragt. Hier wird der Schall über fünf Durchlässe nach unten geleitet. Dies hat gegenüber einer rückseitigen Abstrahlung den Vorteil, dass der Lautsprecher auch wandnah betrieben werden kann und das akustische Verhalten der M2 in verschiedenen Räumen und Aufstellungsszenarien gleichbleibender ist. Die ausgefuchste Bassreflexlösung soll ebenso ungewollte Schallanteil-Abstrahlung aus dem Gehäuse unterbinden. Im Frequenzgang ermöglicht sie der M2 einen Tiefgang bis 55 Hertz.
Der Sinn des Sockels
Der Sockel, auf dem der Monitor thront, ist jedoch nicht aus „Solid Surface“ gefertigt, sondern aus MDF. Die Bodenplatten hingegen, die mit höhenverstellbaren Spikes für einen sicheren Stand des Lautsprechers und seine saubere Ankopplung an den Boden sorgt, besteht wieder aus dem Komposit-Werkstoff. Diese Materialfolge entspricht einem Sandwich-artigen „Constrained Layer Damping“ und soll eine noch größere Resonanzfreiheit ermöglichen. Der Sockel ist dabei ebenfalls innseitig verstrebt und versteift. So trägt auch die fest mit dem Monitor verbundene Säule zur Erhöhung der Gesamt-Rigidität des Gehäuses bei. Umso souveräner kann die M2 die rückwärtigen Energien der Treiber meistern. Im Sockel steckt zudem die Frequenzweiche – weit entfernt am Fußende im eigenen Gehäuse. So sind die empfindlichen Weichen-Bauteile bestens vor Chassis-Vibrationen geschützt. Diese Weiche ist mit selbstgefertigten Spulen sowie Keramik-Drahtwiderständen und Folienkondensatoren von Spezial-Herstellern aufwändig realisiert: Auf Chassis-Messungen im Gehäuse folgten via Software verschiedene Simulationen für unterschiedliche Optionen sowie jeweils nachfolgende Hörsessions des Entwicklerteams.
Treiber-Teamwork von Kalotte und Konus
Diese Weiche trennt die beiden Chassis des Zwei-Wege-Lautsprechers bei überaus niedrigen 1.100 Hertz. Das heißt: Der Hochtöner muss extrem belastbar sein. Hierfür hat Audes sich ein perfekt passendes Modell des Chassis-Spezialisten SEAS ausgesucht. Es agiert mit einer 25 Millimeter durchmessenden Kalotte aus Sonomex. Diese robuste Aramid-Kunstfaser ist zugleich leicht und ermöglicht dadurch eine agil-impulstreue Schallwandlung bis hoch zu dreißig Kilohertz. Für die Mitten und Tiefen setzt Audes hingegen auf einen Woofer aus eigener Fertigung. Die Esten haben sich das in der Ära der ressourcenarmen Sowjetunion aufgebaute Know-How von der Membranentwicklung über das Korbdesign und die Aufhängungsmechanik bis hin zur Schwingspulenfertigung aufbewahrt. So bietet Audes, auch wenn manche Produktionsschritte ausgelagert werden, ein kleines, aber feines Portfolio eigener Konus-Chassis an. Als Membranmaterial verwendet Audes durchweg klassisches Papier, das aber mit einer eigenentwickelten Beschichtung veredelt ist. Für die M2 kommt ein 16-Zentimeter-Modell zum Zuge – in einer extra für diesen Lautsprecher modifizierten Version.
Die Audes M2 in der Praxis
Jetzt wollen wir die M2 endlich klanglich kennenlernen. Im Hörraum schließen wir sie an unsere Hegel H360 an, hierfür bietet der Zwei-Wege-Lautsprecher ein Single-Wire-Terminal mit ausgezeichneten WBT nextgen-Klemmen an. Audes attestiert der M2 folgende Meriten: Sie soll dem tatsächlichen Klang der Musik entsprechen, tonal neutral, aber reich an Details und Transparenz sein und damit zu stundenlangem Hören einladen. Deshalb offeriert die M2 eben keinen Wow-Effekt mit hellen Höhen und massiven Bässen, welche nach einer Weile als überzeichnet beziehungsweise erdrückend wahrgenommen werden und so zur Ermüdung führen. Wir sind gespannt – und starten mit „Queen Mary“ von Francine Thirteen. Der Track bietet alles, was bei suboptimaler Wiedergabe zu besagten Ermüdungserscheinungen führen würde: Nach kurzem Knarzen tönt von rechts ein elektronisch verfremdetes Ticken, das in schnellen Sechzehntel-Noten mit zwischenzeitlichen 32stel-Breaks wie ein Metronom auf Steroiden den Takt angibt und fortan im Stereopanorama wandert. Schon das könnte kirre machen, …
Entspannte Exaktheit
… ist aber mit der M2 eine Erfahrung in entspannter Exaktheit. Das Ticken wird nun von einem Beat kontrastiert, der mit Echo ebenfalls die Weiten und Tiefen der Dreidimensionalität auslotet – und die liegen jenseits unseres Zimmers, dessen Grenzen die M2 mit ihrer räumlichen Wiedergabe im Nu aufhebt. Dieser Beat besitzt zudem einen ordentlichen Punch, und den liefert die M2 mit sattem Druck, sodass hier erstmals unser Trommelfell und unseren Magen massiert werden. Erstaunlich! Jetzt kommt auf den Punch des Beats und damit auf den Punkt ein lang stehender Synthesizer-Bass-Ton – und der sorgt endgültig für unsere Verblüffung: Die M2 ist mit 55 Hertz ausgewiesen, ihr Korpus hat ein begrenztes Volumen, ihr Woofer bietet keinen allzu große Membranfläche – und trotzdem liefert die M2 einen voluminösen, tiefreichenden Bass. Dieser Bass ist aber absolut kontrolliert und konturiert. Da wird nichts von dem, was sich auf diesem Fundament abspielt, verdeckt oder verdrängt.
Aufgeräumtheit und Souveränität
Zu den Beats gesellt sich nun Francine Thirteens Gesang, der uns klar macht, warum die texanische Sängerin ihre Musik „Ritual Pop“ nennt: Wie eine Beschwörung klingt ihr Gesang, den sie mit ihrer faszinierenden Stimme zelebriert: wohltönend, warm und zugleich leicht rau ist diese Litanei, die sie bald mit ihrem eigenen Background zum Harmonie- und Wechselgesang erweitert. Das hat, auch durch den Hall auf ihrer Stimme, etwas Kontemplatives – was ein krasser Kontrast zum immer noch auf uns einprasselnden Metronom-Stakkato ist. Jede Gesangsphrase schließt nun mit einem Geräusch ab, das eine Symbiose aus hartem Handclap und rauschendem Rainstick ist. Was für ein faszinierender Song! Und was für ein Potenzial zum Nervenaufreiben! Mit der M2, die diese Nummer mit unglaublicher Aufgeräumtheit und Souveränität liefert, ist „Queen Mary“ hingegen eine spannende Entdeckungsreise ins elektronische Ritual – und so haben wir uns diese Vier-Minuten-Nummer für diesen Test locker und entspannt eine halbe Stunde angehört.
Offenheit und Leichtigkeit
Wechseln wir zu rein handgemachter Musik: Das Bobo Stenson Trio spielt die Eigenkomposition „Doubt Thou The Stars“. Die Einleitung übernimmt Drummer Jon Fält. Er lässt die Glocken seiner Becken und seines Percussion-Apparats klingen und garniert die schwebenden Töne mit zarten rhythmischen Figuren auf den Randbereichen seiner Crash-,Ride- und Hi-hat-Becken mitsamt einzelnen, gezielten Schlägen auf seine beiden Toms. Gleich dieser Einstieg ist eine Offenbarung: Wir hören die Glockenklänge und Beckenschläge sich sanft aufschwingen, sich entfalten und dann wieder abebben – und erleben dabei, wie sich die Klangfarben verändern und überlagern, wie sie schweben, interferieren, miteinander verschmelzen. Diese Klänge und Obertöne erklingen mit einer herrlichen Offenheit, Freiheit und Unbegrenztheit, mit einer fantastischen Leichtigkeit und Schwerelosigkeit. Auch jeder noch so zarte Anschlag, den Fält auf seinen Becken vollführt, ist mit großartiger Präzision und Präsenz erlebbar – und zwar so intensiv, dass wir das gedengelte Metall und die sie anschlagenden Holzstöcke förmlich sehen können.
Transparenz und Dynamik
Dies gilt auch für die Trommeln, bei denen wir das Aufschlagen der Sticks auf die Kalbslederfelle hören, ihr Schwingen und Anregen der hölzernen Trommelkessel, die dann mit den anderen Trommeln ein abgestimmt resonierendes System ergeben. Das ist dank der herausragenden Klarheit und Transparenz der Wiedergabe fantastisch herauszuhören. Das Drumset klingt absolut natürlich und real, weil die M2 mit ihrer immensen Impulstreue eben auch die Dynamik in all ihren feinen Abstufungen und damit diese absolut notwendige Unmittelbarkeit in Exzellenz liefert. Wir können dank der M2 nachvollziehen, warum Jon Fält nicht als traditioneller Schlagzeuger beschrieben wird, sondern als ein Musiker, der Sounds und Fills kreiert, der Raum schafft, indem er nicht spielt, und trotzdem groovt. Bei aller Präsenz des Schlagzeugs: Natürlich sitzt Fält mit seinem Drum Kit im hinteren Teil der imaginären Bühne, die die M2 aufbaut. Dieses Podest ist wunderbar weiträumig, es besitzt eine große Breite und Tiefe.
Faszinierendes Klangfarbenspiel
Dieses opulente Platzangebot bietet den Musikern volle Freiheit zur Entfaltung. Die wahrnehmbare Geräumigkeit trägt ebenfalls zum entspannten Musikhören bei. Das erleben wir auch beim nun einsetzenden Klavier. Bobo Svenson spielt zumeist Akkordfolgen, die durch verbindende Töne zu einer fließenden, endlosen Melodie werden. Dabei ist jeder von Svensons Tastenanschlägen zu hören, die Berührung der dadurch vorschnellenden Hämmerchen mit den Stahlsaiten. Und auch hier genießen wir, weil Svenson die Akkorde länger stehen lässt, das Schwingen und Zusammenklingen sowie die gegenseitige Anregung – diesmal jedoch der Saiten, die beim Klavier teils zwei- bis dreichörig pro Ton aufgezogen sind. Deshalb hat ein Flügel rund 230 Saiten, die über seinen Resonanzboden ihren Klang entfalten. So entstehen schwebende Klänge, deren Farben sich beim Ausklingen beständig verändern und beim Anschlagen neuer Töne wieder ein anderes Spektrum eröffnen. Mit der M2 können wir diesem faszinierenden Klangfarbenspiel zuhören, als säßen wir direkt vor dem geöffneten Deckel des Flügels.
Weiträumigkeit und Detailreichtums
Die weiträumig-offene Wiedergabe der M2 gibt auch Anders Jormin großzügigen Raum, um seinen Kontrabass auszuloten: Erst verwendet er einen Bogen, hier hören wir aufgrund des Detailreichtums der M2 das Rosshaar rau über die Saiten streichen. Dann wechselt er zum Fingeranschlag – und wir erleben jedes Anzupfen der Saite mit einer atemberaubenden Deutlichkeit und Natürlichkeit. Diese Spielgeräusch sorgen dafür, dass wir beim Zuhören ein Wie-echt-Gefühl haben. Was Jormin nun seinem Instrument an Tönen entlockt, ist ebenso beeindruckend: Er spielt im echten Dialog mit Schlagzeug und Klavier, erzeugt Flageoletts, melancholische Melodiebögen, bei den gezupften Parts erleben wir dann die ganze tonale Bandbreite, die ein Kontrabass bieten kann – von nasal über knurrend bis zu sonor-raumfüllend in den unteren Lagen. Auch hier staunen wir über die Fülle und den Tiefgang des Basses. Das Zusammenspiel des Trios ist nun eine Offenbarung: Die M2 liefert uns diesen musikalischen Trialog mit einer herrlichen Selbstverständlichkeit.
Immersiv und druckvoll
Mit ihrer Klarheit, Dynamik und Abbildungskraft punktet die M2 ebenso in anderen Genres. Bei Trentemøllers Electro-Track „Physical Fraction“ ist es ein Genuss, sich in den Klangschichten zu verlieren und die vielfältig eingeflochtenen, uns teils umschwirrenden Sounds und Samples auf uns einwirken zu lassen. Dies ermöglicht auch die immersive, hochgradig räumliche Darstellung. Dazu sorgt die M2 selbst bei höheren Pegeln für souveränen Druck. Sie bleibt bei harten Beats absolut akkurat und liefert, obwohl sie kein Tiefton-Wunder ist, auch hier einen kraftvoll-raumfüllenden Bass. Mit all diesen Meriten ist auch der komplexe Progressiv Metal von Tool ein Vergügen: Bei „Invincible“ hören wir dank der Klarheit jede vertrackt-virtuose Figur von Danny Careys Drumming, können bei den teils ausgefallenen arpeggierten Akkorden, die Adam Jones auf der verzerrten E-Gitarre spielt, jeden Ton auf jeder Saite hören, spüren Justin Chancellors schweres, pumpendes Bassfundament, versinken in Maynard Keenans melancholischem Gesang und genießen im Ganzen die herrlich druckvolle Produktion.
Schwelgen in der Oper
Zum Finale gehen wir in die Oper: Im Auditorium RAI di Torino singt Nadine Sierra in Begleitung des Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai aus Giuseppe Verdis „Traviata“ die Arie „Ah, fors’è lui“. Dank der erstklassigen Auflösungsfähigkeit und dreidimensionalen Abbildungskraft versetzt uns die M2 gleich in den Konzertsaal des Rundfunkorchesters. Es eröffnet diese Arie und lässt uns die Musiker als echten Klangkörper mit all seinen Instrumentengruppen erleben. Dann zeigt die junge Sopranistin, warum sie für ihre stimmliche Schönheit und makellose Technik gefeiert wird. Sie singt mit verführerischem Schmelz und warmem Timbre, erreicht mit Leichtigkeit stratosphärische Höhen und zieht bei ihrem Vortrag alle Register der Gesangskunst. Die M2 stellt diese betörende Sängerin vor das Orchester und damit direkt vor uns auf die Bühne. Wir hören selbst ihre zartesten Atemgeräusche, als sänge Nadine Sierra leibhaftig vor uns – da ist wieder dieses Wie-echt-Gefühl, weshalb wir umso intensiver in dieser Arie schwelgen.
Fazit
Die Audes M2 hat uns schwer beeindruckt – denn sie hält, was die Esten versprochen haben: Dieser clever konzipierte Zwei-Wege-Lautsprecher liefert eine überaus natürliche und entspannte Wiedergabe. Er punktet mit herausragender Klarheit und Transparenz, besitzt eine superbe Auflösungsfähigkeit und bietet dadurch einen immensen Detailreichtum. Dazu glänzt die M2 mit ihrer Fein- wie Grobdynamik. Dies ermöglicht eine frisch-vitale und druckvolle Performance. Mit all diesen Meriten gelingt dem Schallwandler eine herrlich weite, offene räumliche Abbildung und eine überaus präsente und plastische Darstellung der Musiker und ihrer Instrumente. Zudem verblüfft dieser Standlautsprecher, der eigentlich ein Monitor mit Sockel ist und deshalb ein überschaubares Gehäusevolumen und eine begrenzte Membranfläche besitzt, mit seinem Bass: Er ist sonor-satt und überraschend tiefreichend, dabei aber absolut konturiert und kontrolliert, weil die M2 eben nicht versucht, tiefer zu tönen als sie es vermag. Zur herausragenden Wiedergabe kommt ein gelungenes Design. So ist die M2 akustisch wie optisch ein Highlight.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: gut
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Technische Daten
Modell: | Audes M2 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preise: | ab 10.000,00 € / Paar |
Garantie/Gewährleistung: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Monitor: Soft Touch-Lack - Sockel: Standard-Lack - Bodenplatte: Nextel-Lack - Standardfarben: Schwarz, Weiß - andere Farben: gegen Aufpreis |
Vertrieb: | TCG Handels GmbH, Nordhorn Tel.: +49 5921 7884927 www.tcg-gmbh.de |
Abmessungen (HBT): | 1105 x 252 x 290 mm (incl. Spikes und Klemmen) |
Gewicht: | 22,1 kg / Stück |
Bauart: | 2 Wege, passiv, Bassreflexabstimmung |
Impedanz: | 8 Ω |
Hochtöner: | 1 x 25 mm (Kalotte, Gewebemembran) |
Mitteltieftöner | 1 x 165 mm (Konus, Papiermembran) |
Frequenzbereich: | 55 Hz - 30 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenz: | 1,1 kHz (Herstellerangabe) |
Wirkungsgrad: | 81 dB (Herstellerangabe) |
Belastbarkeit: | - Nennbelastbarkeit: 50 W - Musikbelastbarkeit: 110 W |
Lieferumfang: | - Audes M2 - 8 Spikes mitsamt Kontermuttern und Tellern - 2 Abdeckungen |
Pros und Contras: | + überaus natürliche und entspannte Wiedergabe + herausragender Klarheit und Transparenz + superbe Auflösungsfähigkeit + immenser Detailreichtum. + superbe Fein- und Grobdynamik. + herrlich weite, offene räumliche Abbildung + sehr präsente und plastische Darstellung + sonor-satter, überraschend tiefreichender, dabei konturierter und kontrollierter Bass + wandnahe Aufstellung möglich + gelungenes Design + wohnraumfreundliche Formgebung + höhenverstellbare Spikes + erstklassige WBT nextgen-Klemmen |
Benotung: | |
Klang (60%): | 96/100 |
Praxis (20%): | 99/100 |
Ausstattung (20%): | 97/100 |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | gut |
Getestet mit: | - Vollverstärker: Hegel H360 - Netzkabel: Audioquest Monsoon - Streamingdienst: Qubuz |