Home » Tests » Marantz Model M1 – Lifestyle trifft auf Legendenstatus
13. Oktober 2024von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurBeim Streaming-Vollverstärker Model M1 treffen legendäre Marantz-Tugenden auf moderne Lifestyle-Ansprüche. Das bedeutet erstklassigen Sound für Musik und TV, in einem eleganten Kompaktdesign.
Wenige Marken in der Audiowelt besitzen den Bekanntheitsgrad, den Marantz inne hat. 1953 baute Saul Marantz in New York seinen ersten Vorverstärker. Das Streben nach immer besserem Klang führte die Marke schließlich ins japanische Shirakawa, wo heute legendäre Ingenieure wie Ken Ishiwata und Yoshinori Ogata, der Firma ihre Klangsignatur verliehen. Doch neben dem Klang legte man bei Marantz schon früh wert auf eine hohe Verarbeitungsqualität und ein ansprechendes Äußeres. Designelemente wie das berühmte Bullauge, das Champagner-Finish, oder auch die aktuell verwendeten Wabenfronten, machen die Produkte der Marke schnell identifizierbar. All diese Tugenden stehen nun allerdings ein wenig im Kontrast zu modernen Lifestyle-Anspruchen. Hier sollen Geräte möglichst klein, eher unauffällig und in erster Linie funktionell sein. Mit dem Model M1 versucht sich Marantz daran, seine Ansprüche mit denen moderner Nutzer zu vereinen und ein kompaktes, flexibles und dennoch klangstarkes Audiosystem für das Wohnzimmer zu kreieren.
Augenweide
Fangen wir also beim offensichtlichsten Punkt an: dem Design. Der Model M1 begnügt sich mit lediglich 22 mal 22 Zentimetern Grundfläche, beherbergt dabei aber alle Elemente einer vollständigen HiFi-Kette. Das quadratische Gehäuse reicht dann etwa neun Zentimeter in die Höhe, was zu ansprechender Proportionierung führt, während die gerundeten Kanten die Form ein wenig gefälliger erscheinen lassen. Ein leicht trapezförmiger Fuß hebt das Gehäuse wenige Millimeter vom Untergrund ab und lässt den Streaming-Verstärker beinahe etwas schwebend erscheinen. Die dezent eingearbeitete Status LED an der Unterkante der Front tut ihr übriges, um den Eindruck ein wenig zu verstärken. Auf die typischen Designelemente von Marantz muss man dann, abgesehen vom goldenen Schriftzug, zunächst verzichten. Die glatten Seitenteile des Gehäuses weisen also weder Bullauge, noch Wabenstruktur auf. Die Oberseite besteht hingegen aus einem sehr engmaschigen Gitter, das wellenartig geformt ist und so zumindest als Reminiszenz an die aktuellen Gerätefronten gelten kann.
Black Beauty
Das Design ist also absolut gelungen. Der Verstärker wirkt zurückhaltend aber nicht langweilig, besitzt seinen eigenen Stil und bleibt dennoch funktionell und platzsparend. Auch Haptisch macht der Model M1 einen guten Eindruck. Seine matte, leicht aufgeraute Oberfläche fühlt sich wertig an und das Kunststoffgehäuse wirkt vertrauenserweckend stabil. Auch das Gitter an der Oberseite ist perfekt eingefasst, gibt auf Druck in der Mitte aber natürlich minimal nach. Das ist verschmerzbar. Von den drei Tasten an der Front darf man hingegen kein haptisches Feedback erwarten, denn sie reagieren auf Berührung, nicht auf Druck. Betätigt man die Tasten zum Pausieren, lauter oder leiser machen, blinkt stattdessen die Status-LED kurz auf, um die Eingabe zu bestätigen. Kurzum, der Model M1 macht sich ausgezeichnet in modernen Wohnumgebungen, fügt sich gut ein und nimmt wenig Platz in Anspruch. Allerdings muss man damit leben, dass es ihn nur in einer schwarzen Ausführung gibt.
Streaming, CD, Heimkino
Etwas mehr Auswahl gibt es da bei den verfügbaren Anschlüssen. Bluetooth sorgt zunächst für eine schnelle Smartphone-Einbindung. Als Alternative zur WLAN-Verbindung kann außerdem ein Ethernetkabel verwendet werden. Direkt daneben befindet sich eine USB-A-Buchse, mit der die Musik auf Festplatten oder Speichersticks ausgelesen werden kann. Für echte Audioquellen gibt es dann zwei zusätzliche Anschlüsse. Quellgeräte mit analogem Ausgang wie Phono-Vorstufen von Plattenspielern oder CD-Player, können über den Cincheingang verbunden werden. Digitale Quellen wie Streaming-Bridges, CD-Transports oder auch Fernseher, nutzen stattdessen den optischen Toslink-Input des Model M1. Noch eleganter gestaltet sich die Einbindung eines Smart-TVs aber mit dem ebenfalls vorhandenen HDMI-Anschluss des Verstärkers. Per eARC können hier auch die Multikanalformate Dolby Digital und Dolby Digital + verarbeitet werden. Wem bei der Wiedergabe von Filmen dann nach zusätzlicher Power im Bass gelüstet, um Effekte und Explosionen wie im Kino zu erleben, kann per Sub-Out auch einen Subwoofer einbinden.
Leistungsreserven
Nutzt man den Model M1 in Kombination mit einem Fernseher, lässt sich dank CEC auch die Lautstärke direkt mit der Fernbedienung des Smart-TV kontrollieren. Eine eigene Fernbedienung liegt dem Verstärker nicht bei, was äußerst schade ist. So muss für das Regeln der Lautstärke jedes mal die App bemüht werden, oder man muss sich ans Gerät begeben und die Tasten an der Front drücken. Wer möchte kann mit Hilfe eines Infrarot-Adapters zwar eine Fernbedienung anlernen, doch das wirkt irgendwie sehr halbherzig. Dabei gibt der Model M1 guten Grund dazu, gerne mal ein wenig mehr aufzudrehen. Pro Kanal geniert das Kraftwerk des kleinen Verstärkers beachtliche 125 Watt bei vier Ohm und 100 Watt bei 8 Ohm Impedanz. Regallautsprecher und kleinere Standlautsprecher werden damit ordentlich angetrieben und es bleibt Headroom, um bei Bedarf auch mal die Nachbarn auf den Plan zu rufen. Zuerst kommt aber die Einrichtung des System
Netzwerker
Nach dem Auspacken sollte man zunächst die kostenlose HEOS App auf dem Smartphone seiner Wahl installieren. Mit ihr werden nicht nur die Quellen ausgewählt und die Lautstärke geregelt. Sie dient natürlich auch zur Auswahl der Musik von eigenen Servern, oder den integrierten Streamingdiensten. Außerdem ermöglicht HEOS Multiroom-Funktionen mit weiteren Geräten. Neben zahlreichen Streaming-Systemen von Marantz selbst, nutzen beispielsweise auch Geräte von Denon die Plattform. Wer noch mehr Herstellerübergreifende Funktionalität möchte und die passende Infrastruktur besitzt, kann den Model M1 alternativ aber auch mit dem Musikprogramm roon kontrollieren. Für die WLAN-Ersteinrichtung ist HEOS aber unerlässlich. Nun geht es an die Aufstellung des Verstärkers, der in unserem Fall per HDMI mit einem Fernseher verbunden wird. Dazu kommt ein paar Regallautsprecher, die mit den griffigen Schraubterminals an der Rückseite verkabelt werden. Mit dem Einstecken des Stromkabels erwacht der Verstärker dann zum Leben und wird mit einem Knopfdruck in den Verbindungsmodus gebracht.
Kontrolle mit Übersicht
In der HEOS App lässt sich nun ein neues Gerät hinzufügen, wobei der Model M1 sofort als passender Vertreter erkannt wird. Nach der Eingabe der WLAN-Zugangsdaten und der Möglichkeit, dem Gerät einen individuellen Namen zu geben, ist der Streaming-Verstärker auch schon bereit. Die Bedienung mit der HEOS App ist dann sehr übersichtlich umgesetzt. Auf der Starseite werden alle wichtigen Auswahlmöglichkeiten aufgeführt. Dabei lässt sich sogar die Reihenfolge der einzelnen Punkte, wie auch die der verschiedenen Quellen, nach Belieben festlegen. Am unteren Bildschirmrand lässt sich zwischen der Startseite, dem Zonenmenü und einer Suchfunktion wechseln. Direkt darüber werden die anliegende Quelle oder der laufende Song angezeigt. Tippt man die Leiste an, gelangt man in den Wiedergabebildschirm mit Cover, Playerfunktionen und der Lautstärkeregelung. Von dort lässt sich außerdem die Wiedergabeliste oder die Klangregelung aufrufen. Auch Einsteiger sollten sich bei HEOS also schon nach kurzer Zeit zurechtfinden.
Knalleffekt
Ich lasse die Streamingdienste Amazon Music, Deezer und Tidal, sowie das Internetradio und die Spotify Connect Funktion links liegen und wähle unseren lokalen Musikserver als Quelle aus. Ein kurzes Tippen auf Tools „Fear Inoculum“ und HEOS fragt vorbildlich danach, ob ich das Album sofort abspielen will, nach dem laufenden Titel, oder ob es an das Ende der Warteschlange gesetzt werden soll. Ein Fingertippen später beginnt der Model M1 dann mit der Wiedergabe und punktet sofort mit einer erfreulich großen räumlichen Darstellung. Die Bühne wirkt breit, tief und alle Elemente sind heben sich gut vom Boden ab. Besonders bei den längeren Schlagzeugsoli lässt sich der Weg der Drumsticks über die Felle hier wunderbar verfolgen. Anschläge kommen dazu blitzschnell nach vorne geschossen und alles wirkt herrlich straff und kernig. Gerade die Bassdrum generiert ordentlich Druck und fährt einem bei jedem Einsatz kraftvoll aber sauber definiert in den Körper.
Marantz Model M1 – Musikalisches Multitalent
Neben dem direkten und kernigen Einsätzen von Schlagzeug und Bass liegen dem Model M1 aber auch die Feinheiten des Albums. So schweben die ätherischen Synthy-Sounds bei „Litanie contre la peur“ leicht und gut aufgelöst durch den Raum. Ähnlich sieht es bei „Quiet Winter Night“ des Hoff Ensemble aus. Sachte Rasseln mit schöner Detailwiedergabe treffen hier auf dynamische und klar konturierte Klavierklänge vor einem sehr dunklen Hintergrund. Behutsam gespielte Trompeten sorgen für Glanzmomente, bevor kleine Glockenspiele mit Brillanz im Hochton glänzen. Mit schönem Körper füllt dann der gezupfte Kontrabass den Raum, während die weiblichen Gesangsstimmen natürlich und klar wiedergegeben werden. Dabei lässt der Verstärker diese Einzelteile nicht für sich stehen, sondern versteht es gut, sie zu einem kohärenten Klangbild zusammenzufügen. Die minimal warme Tonalität sorgt dabei für einen zusätzlichen Schub an Musikalität, während der angenehme Fluss seinen Teil dazu beiträgt, den Hörer mitzunehmen.
Kontrolle über Raum und Zeit
Der Pegel wird also immer mal wieder erhöht. Selbst für recht hohe Lautstärken muss man den Model M1 dabei nicht einmal ansatzweise ausreizen. Allerdings ist die Regelung per Slider in der App teils etwas sprunghaft, besonders wenn die WLAN-Verbindung nicht optimal sein sollte. Bei verschiedenen Electro-Tracks beweist der Verstärker aber seine gute Kontrolle über die Lautsprecher. Auch bei den sehr punchigen Beats hat er die Membranen im Griff und Bässe und Effekte wirken gleichermaßen kontrolliert. Auch die Räumlichkeit überzeugt erneut und die Bühne wirkt groß und gut ausgenutzt. Klassisch arrangierte Stücke profitieren davon ebenso, wie sich bei verschiedenen Ennio Morricone Kompositionen zeigt. Tragend und voll erklingt die Orgel im Hintergrund von „Here’s to You“, bevor die griffig angeschlagenen Gitarrensaiten in den Raum strahlen und Joan Baez emotional-tragende Stimme im Zentrum der Bühne erklingt, das von den gut gestaffelten Sängern im Hintergrund umschlossen wird.
Meister des Multimedia
Neben der Musikwiedergabe soll der Model M1 aber auch beim Fernsehton glänzen. Mit YouTube und Mediatheken setzt der Verstärker dann eine erste Benchmark. Hier treffen sehr gut verständliche Stimmen auf angenehm zurückhaltende, aber plastische Hintergrundmusik. Mit dem Wechsel zu Netflix folgt dann die Kür, die der kleine Marantz mit „Ghostbusters: Frozen Empire“ ablegen darf. Auch hier ist die Sprachverständlichkeit mit dem Model M1 selbst während Actionszenen exzellent. Dazu kommt erneut die gute Räumlichkeit, die auch in Stereo eine gewisse Dreidimensionalität vermittelt. Effekte wie die ikonische Sirene des ECTO-1, oder das Surren der Proton-Packs wirken klar und füllig und auch Explosionen erklingen kraftvoll und reichen tief nach unten ins Frequenzspektrum. Auch bei vielen gleichzeitigen Effekten, wenn beispielsweise die kleinen Marshmallow Men ihr Unwesen treiben, behält der Model M1 die Übersicht und liefert klaren Sound. Filmfans kommen hier also voll auf ihre Kosten.
Fazit
Der Marantz Model M1 vereint Lifestyle-Ästhetik mit erstklassigem Sound. Mit seinem kraftvollen, natürlichen Klang bietet er musikalisches HiRes-Streaming, während er bei Film und Fernsehen mit bester Dialogverständlichkeit und packenden Effekten hervorragend unterhält. Seine HEOS App vereint flexible Wiedergabemöglichkeiten mit einer eingängigen Bedienung, auch wenn mancher eine echte Fernbedienung vielleicht vermissen wird. Letztlich verfügt der Streaming-Verstärker über einen charmanten Look mit guter Wohnraumtauglichkeit, der mit einem platzsparenden, hochwertigen Gehäuse kombiniert wird. So klein er auch sein mag, der Model M1 ist ein echter Marantz.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Carina Burau
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
90 of 90
88 of 90
88 of 90
Technische Daten
Modell: | Marantz Model M1 |
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Produktkategorie: | Streaming-Verstärker |
Preis: | 1000 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | Schwarz |
Vertrieb: | D&M Germany, Nettetal 0215 71373707 marantz.com |
Abmessungen (H x B x T): | 84 x 217 x 239 mm |
Gewicht: | 2,2 kg |
Eingänge: | - WLAN - Bluetooth 1 x Ethernet 1 x HDMI eARC 1 x USB-A 1 x Toslink optisch 1 x Cinch Stereo |
Ausgänge: | 1 x Lautsprecher Stereo 1 x Cinch Sub Out |
Unterstützte Formate: | AAC, WMA, MP3, ALAC FLAC, WAV, DSD, Dolby Digital + |
Unterstützte Abtastraten: | PCM: bis 192 kHz/ 24 Bit DSD: bis DSD64, 2,8 MHz/ 1 Bit |
Leistung: | 2 x 100 Watt/ 8 Ohm, 2 x 125 Watt/ 4 Ohm |
Impedanz: | 4 - 16 Ohm |
Streaming: | - Heos (UPnP, Tidal, Deezer, Amazon Music, Soundcloud, Internetradio/ Podcast) - Spotify Connect - AirPlay2 - Bluetooth |
Lieferumfang: | 1 x Model M1 1 x Stromkabel 1 x Anleitung |
Pro & Contra: | + elegantes, kompaktes Design + einfache Bedienung per HEOS App + kraftvoller Verstärker + flexible Wiedergabemöglichkeiten + toller, musikalischer Sound + exzellente Sprachverständlichkeit + gute Räumlichkeit + schöne Plastizität - keine Fernbedienung im Lieferumfang |
Benotung: | |
Klang (60%): | 90/90 |
Praxis (20%): | 88/90 |
Ausstattung (20%): | 88/90 |
Gesamtnote: | 89/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |
Getestet mit: | Innuos ZENmini Mk 3 Metz blue 65MUC8001Z Audioquest Carbon 48 HDMI Audioquest Rocket 44 KEF LS50 Meta |