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Sechs Jahre nach ihrer Kooperation mit Ultrasone bringt Adam Audio aus Berlin nun seinen ersten selbstentwickelten Kopfhörer auf den Markt. Der neue H200 wartet dabei nicht nur mit einem deutlich niedrigeren Preis auf, sondern bringt sogar Utility-Software mit, die bei anderen Herstellern gutes Geld kostet.

Mit dem H200 bringt Adam Audio Studiosound nach Hause. Entweder für eigene Musikprojekte, oder für die Wiedergabe.

Auch wenn der Name biblisches erahnen lässt, ist Adam ebenfalls ein ganz harmloses Akronym und steht für „Advanced Dynamic Audio Monitors“. Und für solche genießt das 1999 gegründete Unternehmen einen sehr guten Ruf bei den Audio-Kreativen dieser Welt. Denn in erster Linie ist die Firma für ihre aktiven Monitore und Subwoofer bekannt und baut diese für kleine und große Budgets. Der ambitionierte Home-Producer findet hier Nahfeld-Monitore für den Desk-Einsatz in kleinen Räumen. Große Studios und Mastering Engineers schätzen seit Jahren die großen Speaker des Unternehmens. An Audio-Know-How mangelt es also wahrlich nicht in Berlin. Ich bin folgerichtig gespannt was uns mit dem ersten, komplett von Adam Audio in Berlin entwickelten Kopfhörer erwartet. Das Klangprofil des Kopfhörers soll sich an der legendären S-Serie der Berliner Audio-Schmiede orientieren. So soll der H200 im Grunde für alle Arbeiten im Studio, vom Recording bis hin zu Mixing und Mastering geeignet sein.

Gemacht um zu bleiben

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Kein Hersteller der sich den Begriff nicht auf die Fahnen schreibt, um umweltbewussten Nutzern die eigenen Geräte schmackhaft zu machen. Um das Wort nicht zur Marketing-Hülse verkommen zu lassen hat man sich bei Adam einige Gedanken gemacht. Zeitgemäß wird der H200 in einer zu einhundert Prozent aus Pappe bestehenden Verpackung geliefert. Hier gibt es keinerlei überflüssigen Plastikbeutel oder Klebestreifen. Außerdem wurde der Kopfhörer zu fünfundachtzig Prozent aus recyceltem Kunststoff gefertigt. Für mehr Langlebigkeit können außerdem die Polsterung am Kopfbügel und auch die Ohrpolster ausgetauscht werden. Und auch das Kabel, das wir uns gleich nochmal etwas genauer anschauen werden, ist abnhem- und austauschbar. All das ist für einen Kopfhörer in diesem Preissegment keine Selbstverständlichkeit. Hier beweist Adam Audio Weitsicht, denn der Hersteller strebt an, dass der H200 möglichst lange in Benutzung bleiben kann.

Adam Audio setzt auf eine plastikfreie Verpackung und recyclete Materialien.

Der erste Eindruck

Das erste große und wichtige Merkmal bei einem Kopfhörer ist immer der Tragekomfort. Anpressdruck, Größe der Ohrmuscheln und Sitz des Bügels sind hier die wichtigsten Parameter. Nach wenigen Sekunden bin ich überzeugt. Die Muscheln sitzen fest auf den Ohren, aber drücken nicht. Der Bügel schmeichelt dem Haupt und mit seinen 250 Gramm ist er angenehm leicht. Der Kopfhörer ist zwar komplett aus Kunststoff gefertigt, macht aber trotzdem einen sehr wertigen und geradezu unverwüstlichen Eindruck. Auch die Dämpfungseigenschaften sind für einen passiven Kopfhörer wirklich beeindruckend. Bemerkenswert ist ebenso das beiliegende Kabel. Dieses kann an beiden Seiten zugeführt werden und klickt beim Einstecken hörbar ein. Eine Arretierung gibt es nicht, aber durch eine Kragenwiderstandssperre ist es gegen versehentliches herausziehen gesichert. Bei höherer Krafteinwirkung kommt das Kabel aber heraus um Schäden am Kopfhörer zu vermeiden. Eine durchaus cleveres Konzept, das meiner Meinung nach, durchaus zum Standard werden dürfte.

Das Signalkabel kann an beiden Ohrmuscheln verwendet werden. Die Kragenwiderstandssperre sorgt dann dafür, dass sich die Verbindung bei stärkerem Zug löst, ohne Schäden zu verursachen.

Weich gebettet

Ersatzohrpolster gibt es im Grunde ja für alle Kopfhörer. Ein Problem hierbei ist allerdings oft, dass der Ersatz von Drittherstellern meistens nicht die selbe Qualität hat wie die Originale besitzt und sie nicht auf den die Entwicklung des Kopfhörers abgestimmt wurden. So stellt sich nach dem aufziehen neuer Polster dann oft Enttäuschung ein, wenn die gewöhnten Schallwandler nicht mehr so klingen wie gewöhnt. Daher ist es zum einen sehr löblich, dass Adam Audio den Austausch der Polster beim Produkt ganz offiziell vorsieht und Ersatz anbietet. Und darüber hinaus bietet der Hersteller für den H200 nicht nur Ersatzohrpolster für die mitgelieferten Kunstleder-Variante an, sondern auch alternative Ohrpolster aus Memory Foam mit Stoffbespannung. Dem Umstand, dass sich dadurch der Klang etwas verändert wird ebenfalls Rechnung getragen, wie wir uns im Abschnitt zur Utility-Software noch genauer ansehen. Ich bin jedenfalls rundum begeistert, wieviel Aufmerksamkeit dem Thema Ohrpolster geschenkt wurde.

Die weichen, mit Kunstleder bezogenen Ohrpolster lassen sich auf Wunsch auch gegen stoffbezogene Modelle mit Memory Foam austauschen.

Technisches und Klangeindrücke

Für den guten Ton sorgen zwei Neodym-angetriebene Breitbandtreiber mit je vierzig Millimeter Durchmesser. Der Frequenzgang wird mit 20 bis 23.500 Hertz angegeben, während der maximale Schalldruck bei 112,5 Dezibel liegt. Das alles sollte für alle Home- und Projektproducer mehr als ausreichen. Die Impedanz ist mit 32 Ohm auch relativ niedrig. Das heisst der Adam Audio H200 kann auch problemlos mit ordentlicher Lautstärke an Laptops und mobilen Geräten betrieben werden. Um das Maximum heraus zu holen empfiehlt sich allerdings immer der Betrieb mit einem dedizierten Kopfhörervorverstärker oder Audio-Interface. Mein erster Eindruck des Klangs ist ordentlich. Für einen Kopfhörer, der mit 159 Euro zu Buche schlägt, ist der Bass gut konturiert und füllig. Außerdem ist der Sound schön linear, so wie ein Mastering-Kopfhörer eben zu klingen hat. Sauber und deutlich über alle Frequenzbereiche, ohne Färbungen oder Überbetonungen. Er will keine Stempel aufdrücken, sondern Realitäten vermitteln.

Raumklang

Bei allen Qualitativen Weiterentwicklungen haben Kopfhörer von Haus aus das Problem des fehlenden Mittensignals. Dazu ein kurzer akustischer Exkurs: Bei einem klassischen Stereo-Setup mit zwei Lautsprechern, summieren sich die Klanganteile, die auf beiden Kanälen identisch sind, zu Mittensignal oder Phantomschallquelle. Die Differenzen der beiden Kanäle sind das, was dem Stereo-Klang die Breite verleiht. Nun sitzen beim Kopfhörer der linke und rechte Kanal direkt am Ohr und kommen zeitgleich und ohne physikalische Mischung im Ohr an. Was für Hörende am Ende keine große Rolle spielt, weil es auch unseren Hörgewohnheiten entspricht. In der Musikproduktion ist das seit jeher ein echtes Problem. Mischungen die komplett auf Kopfhörern entstehen leiden oft unter einem unsauber ausbalancierten Stereo-Bild und ungleicher Lautstärke der einzelnen Instrumente. Wenn man seinen Mix dann zum ersten mal in einem Raum im Stereo-Setup hört ist die Überraschung groß. Und hier kommt die Raumsimulation des Adam Audio H200 ins Spiel.

Der H200 wird mit passendem Kabel, einem Adapter für 6,3-Millimeter-Anschlüsse und einer Transporttasche geliefert. Nach der Registrierung auf der Herstellerhomepage, lässt sich dann auch die zugehörige Software herunterladen.

Gelungene Software-Premiere

Für die Utility-Software hat sich Adam Audio namhafte Unterstützung bei Sonnox geholt. Sonnox ist schon seit Jahren in der Welt der digitalen Audioproduktion tätig und gehört hier zu den Platzhirschen. Also eine gute Wahl für das erste Adam Audio-Produkt mit Software-Unterstützung. Sonnox hat die Software namens „Headphone Utility Plugin“ entwickelt. Diese wird als VST3 oder Audio Utility auf der Website von Adam Audio bereit gestellt, nachdem man den Kopfhörer registriert hat. Das Plugin kann nun in fast jede Software zur Musikbearbeitung – sogenannte DAW (Digital Audio Workstation) geladen werden. Die Oberfläche ist sehr aufgeräumt und übersichtlich gestaltet. Oben finden sich die Auswahl des Earpad Materials, des Kopfhörermodells und Gain Compensation. Da es momentan nur ein Modell gibt, erübrigt sich die Modellauswahl, aber wer weiß was die Zukunft bringt? Gain Compensation gleicht die Lautstärke an, damit Pegelschwankungen durch die Signalverarbeitung keinen Einfluss auf die Bewertung des Signals nehmen.

Das praktische Plugin für den H200 lässt sich in beliebige Digital Audio Workstations laden.

Voicing Modes

Externalization schaltet die Raumsimulation ein. Unten finden wie noch einen Schieberegler für das Voicing und einen Bypass Button. Auch hier ist es wieder eine Freude zu sehen, wie weit im Sinne des Nutzers gedacht wurde. Hier gibt es die Auswahl zwischen Pure und UNR. Pure bietet dabei einen sehr linearen Sound, der sich perfekt für analytisches Hören eignet und bei der Entscheidungsfindung beim Mischen hilft. Ob der Kompressor richtig greift, die Flankensteilheit des Equalizers, oder das Verhältnis der Lautstärken zueinander stimmt. Solche Fragen können nur mit einem möglichst unverfälschten linearen Kurve der Abhöre beantwortet werden. Aber das ist auf Dauer anstrengend für die Ohren und macht keinen rechten Spaß. Hier greift der zweite Modus. UNR steht für Uniform Natural Response und besitzt ein Klangprofil, das mit angehobenen Tiefen und Höhen für einen lebendigeren Sound sorgt und mehr an Consumer-Kopfhörer angelehnt ist. Ein weiterer Pluspunkt für die Software.

Ganz nach Profi-Manier hält sich Adam Audio mit Designspielereien zurück. Ein Firmenschriftzug auf dem gepolsterten Bügel war aber dennoch drin.

Wege des Klangs

Plugins sind allerdings konkret dafür konzipiert in Audioprogrammen (DAW) genutzt zu werden. Dort wird das Plugin in den Kanal eingefügt und verändert das Signal. Das bedeutet, dass die Raumsimulation nicht im Zusammenhang mit Streaming-Diensten genutzt werden kann. Jeder Song muss erstmal in der DAW sein um von der Raumsimulation profitieren zu können. Daher ist es leider nur entsprechend umständlich möglich, Musik zu hören und gleichzeitig die Raumsimulation anzuwenden. Eine App, die ein systemweites Routen des Audiosignals ermöglicht, damit man mit den Kopfhörern auch einfach so am Rechner Musikhören kann, wäre da also hilfreich. Das ist momentan nur durch den Einsatz zusätzlicher Programme wie AULab oder Cantabile möglich. Aber diese sind entweder relativ umständlich zu bedienen oder kostenpflichtig und eigentlich für andere Zwecke als das reine Abspielen von Audiodateien und Streams gedacht. Daher ist der Adam Audio H200 für das alltägliche Musikhören trotzdem nur eingeschränkt zu empfehlen.

Dank niedriger Impedanz kann der H200 auch direkt an Laptops oder Smartphones verwendet werden. Um all seine Qualitäten erleben zu können sollte man aber ein passendes Audiointerface, oder einen Kopfhörerverstärker nutzen.

Adam Audio H200 – Klare Analyse

Für den ersten Hörtest habe ich mir ein paar Songs in meine DAW gezogen um das Utility-Plugin und den Raumklang nutzen zu können. Ich beginne mit „Death of Piece of Mind“ von Bad Omens. Hier zeigt der H200 auch sehr eindrucksvoll, dass selbst die originalgetreue Abbildung von Bässen kein Problem für ihn sind. Wenn es in den Tiefen ordentlich wummert und knallt weiß man, dass man gute Arbeit geleistet hat. Der Song baut sich die meiste Zeit eher mit minimaler Instrumentalisierung um die Stimme von Noah Sebastian auf. Entsprechend gut kann man die einzelnen Elemente wie stehende Bassnoten und Sonarklänge beurteilen, erkennen welches Element welchen Hallraum besitzt und wo die Elemente im Stereo-Feld verortet sind. Oder wie sich die E-Gitarre ins Arrangement schleicht um in der Hook dann plötzlich aus der Rhytmusgruppe auszubrechen. Fürs Analysieren von Arrangements ist der H200 hervorragend geeignet.

Himmlischer Klang

Nicht nur für angehende Mixing-Engineers ist eine der besten Übungen Songs dahingehend zu hören, was die Songs eigentlich gut macht. Belinda Carlisles Kitsch-Evergreen „Heaven is a place on earth“ ist ein Song, den ich hierfür wärmstens empfehlen kann. Das Zusammenspiel der einzelnen Instrumente zeigt geradezu lehrbuchhaft, wie ein richtig gutes Pop/Rock-Arrangement funktioniert. Während Rhytmus-Gitarre und Bass relativ unspektakulär auf Achtel spielen, setzen die leisere Lead-Gitarre und das Keyboard Akzente. Auch der Flächen-Synth, der erst in der Bridge richtig zum Vorschein kommt, ist schon die ganze Zeit da. Und die relativ treibenden Drums sind interessant, da hier nicht die Hi-Hat die Achtel übernimmt. Und auch die zahlreichen Delays und Reverb-Effekte auf den Vocals registriert man erst bei genauem Hinhören. Wer Musik analysieren oder selber mixen möchte, kann sich den Adam Audio H200 auf jeden Fall mal nach Hause holen, ohne sich dafür gleich in Unkosten stürzen zu müssen.

Mit ihrem klaren, neutralen Klang lassen die beiden 40-Millimeter-Treiber des H200 kein Detial aus.

Fazit

Mit dem H200 hat Adam Audio einen wahrlich erstaunlichen Kopfhörer herausgebracht. Was hier an Leistung und Features für einen wirklichen günstigen Preis geboten wird ist wirklich bemerkenswert und wird den Berlinern sicher einige neue Fans bescheren.
Der Sound des Over-Ears ist wunderbar geradlinig und hervorragend für analytisches Hören geeignet. Dazu ist die Raumsimulation mit dem ausgezeichneten Plugin ist absolut gelungen und ermöglicht kreatives Mixing an jedem Ort. Mit dem UNR-Modus wird dann aufregender Sound geboten, der den Kopfhörer charakterlich stark verändert. Die hervorragende Dämpfung von Außengeräuschen, der angenehme Sitz, das innovative Kabelsystem und das geringe Gewicht runden das Paket ab. Damit ist der Adam Audio H200 eine echte Empfehlung für alle, die Musik nicht nur hören, sondern auch machen wollen.

Test & Text: Dominik Schirach
Fotos: Roman Maier

Gesamtnote: 89/90
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend

90 of 90

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Technische Daten

Modell:Adam Audio H200
Produktkategorie:Kopfhörer
Preis:159 Euro
Garantie/ Gewährleistung:2 Jahre
Ausführungen:Schwarz
Vertrieb:Adam Audio GmbH, Berlin
030 8639700
adam-audio.com/de
Gewicht:250 g (ohne Kabel)
313 g (mit Kabel)
Bauart/ Prinzip:Over-Ear, geschlossen, passiv
Bestückung:2 x 40 mm Breitbandtreiber
Anschlüsse:2,5 mm Klinke (beidseitig nutzbar)
Impedanz:32 Ohm
Lieferumfang:1 x H200
1 x Kabel 2,5/3,5 mm Klinke (3 m)
1 x 3,5/6,3 mm Klinkenadapter
1 x Tragetasche
Pro & Contra:+ geradliniger Sound
+ hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis
+ in Recording, Mix und Mastering einsetzbar
+ großer Mehrwert durch Utility Software
+ gelungene Raumsimulation
+ alternative Soundprofile für analytisches und unterhaltsames Hören

- Utility Plugin nur für neuere Systeme ab MacOS 13 und Windows 10
- kein nativer AAX-Support
Benotung:
Klang (60%):90/90
Praxis (20%):89/90
Ausstattung (20%):88/90
Gesamtnote:89/90
Klasse:Oberklasse
Preis-/Leistunghervorragend
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