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Der VPI Prime Scout hat sich innerhalb kürzester Zeit als anspruchsvolles Juwel für audiophile Vinyl-Enthusiasten etabliert. Mit seinem eleganten Design und einer Vielzahl durchdachter Features hebt er sich von der Konkurrenz ab. Zu seinen Highlights zählen der audiophile Ein-Punkt-Tonarm und die Alu-Schablone zur präzisen Justage des selbigen. Der Prime Scout bietet aber noch ein paar Besonderheiten, die ihn zum Klang-Spezialisten und somit zu einer ganz heißen Empfehlung für anspruchsvolle Musikliebhaber machen. Das schauen wir uns mal im Detail an …

Der VPI Prime Scout ist inzwischen viel mehr als nur ein Geheimtipp. Seine Popularität hat viele Gründe.

Die Freude am physischen Medium, das Albumcover und das Zelebrieren beim Auflegen – all das schafft ein bewussteres Musikerlebnis. Die Schallplatte bietet also etwas, das digitale Formate nicht können: eine greifbare, dauerhafte Präsenz. Sie sind Medium und zugleich Sammlerstück mit emotionalem Wert. Jede Platte erzählt Geschichten über musikalische Vorlieben und persönliche Erinnerungen. Albumcover werden zu integralen Bestandteilen des Musikerlebnisses. Sie laden dazu ein, die Texte zu lesen und tiefer in die Welt des Künstlers einzutauchen. Das Auflegen der Platte ist ein bewusstes Ritual, das die volle Aufmerksamkeit einfordert – angefangen bei der Reinigung der Platte bis zum Herabsenken der Nadel. So wird eine Verbindung zur Musik geschaffen. Eine, die dazu einlädt, Alben in ihrer Gesamtheit zu erleben. Ein Vinylplayer, der einen diese Gesamtheit in bestmöglicher Klanggüte erleben lassen soll, ist der VPI Prime Scout. Ich wollte wissen, warum er aktuell in Nordamerika und Europa als absoluter Geheimtipp gehandelt wird.

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Wer ist VPI Industries?
Beginnen wir beim Hersteller, der ist in den USA nämlich seit mehr als vier Jahrzehnten eine feste Größe im Plattenspieler-Business. VPI Industries wurde 1978 als kleines Familienunternehmen von Sheila und Harry Weisfeld gegründet. Das Unternehmen spezialisiert sich auf die Entwicklung und Produktion hochwertiger Audiokomponenten und genießt heute einen weltweit hervorragenden Ruf. Begann man zunächst als Zulieferer der HiFi-Industrie, folgte kurz darauf die Entwicklung und Produktion der ersten eigenen Plattenwaschmaschine, der HW-16. Nach Keith Monks war man damit der zweite Anbieter hochwertiger Reinigungsmaschinen in Nordamerika. Kurz darauf entschied man sich, den ersten Plattenspieler vorzustellen, den HW-19. Ein Vinylplayer, der gehobene High-End-Ansprüche erfüllte, zugleich aber wesentlich günstiger als der Großteil der Konkurrenz angeboten werden konnte. Eine Philosophie, der man bis heute treu geblieben ist. Und trotz vergleichsweise niedriger Preise, wird jedes Modell bis heute mit größter Sorgfalt von Hand gefertigt – auch der VPI Prime Scout.

Fester Stand: Der Prime Scout ist mit vier höhenverstellbaren und bedämpften Füßen ausgestattet.

Versteiftes Gehäuse für Resonanzfreiheit

Exakt das wird nach nur einem Blick auf das Gehäuse des Brettspielers deutlich. Die Kategorisierung erscheint vielleicht etwas irreführend. Der Prime Scout ist zwar ein „Brettspieler“, ist aber deutlich massiver, als man zunächst vielleicht denkt. Als Basis dient hier eine etwa 40 Millimeter starke, kurvig ausgeschnittene und tiefschwarz lackierte MDF-Platte. Auffällig ist der linksseitige Ausschnitt, in dem sich die externe Motordose perfekt platzieren lässt. Das sieht gut aus und spart wertvollen Platz auf dem Möbel. Um zu demonstrieren, wie ernst man es meint, wurde die Unterseite noch mit einer 3,5 Millimeter Stahlplatte verstärkt. So sollen mechanische und akustische Störungen effektiv absorbiert werden. Zusätzliche Unterstützung findet der Schutz vor unerwünschten Resonanzen durch die vier Aluminium-Füße, auf denen sie ruht. Die sind zum einen höhenverstellbar um eventuelle Unebenheiten am Untergrund auszugleichen. Und sie sind ober- und unterseitig mit dämpfenden Elementen ausgestattet.

Massiver geht es für einen Brettspieler kaum: Die Basisplatte misst etwa 40 Millimeter und wird unterseitig noch von einer Metallplatte verstärkt.

Präzise Massivität

Wenn wir schonmal bei der Basis sind, machen wir gleich mal mit dem Plattenteller weiter. Der dreht auf einem Keramik-Kugellager, das wiederum von einer extrem robusten Edelstahlachse getragen wird. Der fünf Kilo schwere Plattenteller des VPI ist aus massivem Aluminium gefertigt. Das offenbart eine außergewöhnliche Stabilität und soll unerwünschte Vibrationen und Resonanzen effektiv minimieren. Und er dreht präzise und gleichmäßig, wie mir meine iPhone-App „Turntable Speed“ beweist. Beschriebener Teller sieht zwar richtig gut aus, meine Alben möchte ich dennoch nicht direkt auf ihm ablegen, obwohl das selbstverständlich möglich wäre. Wer, wie ich, dabei aber ein ungutes Gefühl hat, verwendet einfach die mitgelieferte Filzunterlage. Darüber hinaus hat VPI seinem Prime Scout auch noch eine Schraubklemme spendiert. Dank Gewinde auf dem Achsen-Mitteldorn lässt sich diese auch ordentlich festziehen. Gedreht wird allerdings nur der aufragende Puck. Hat die Delrin-Scheibe Kontakt zum Label, dreht diese nicht weiter, um selbiges nicht zu beschädigen.

Der Alu-Teller bringt satte 5 Kilo auf die Waage. Die tiefschwarze Matte gehört zum Lieferumfang.

Ein-Punkt-Tonarm

Wer sich den Prime Scout zulegt, könnte anfangs vielleicht meinen, dass der Tonarm abgebrochen wäre. Tatsächlich ist der Ein-Punkt-Tonarm aber völlig in Ordnung und er ist das sicher auffälligste Feature des VPI Prime Scout. Ein technisches Meisterwerk, dass die Lagerung auf einen einzigen Punkt beschränkt. Dafür muss die Tonarm-Glocke lediglich an der richtigen Stelle auf die dafür vorgesehene Trägerspitze platziert werden. Korrekt durchgeführt, balanciert der Tonarm dann auf nur einem einzigen Aufnahmepunkt. Dieser Aufbau verspricht dem Arm höchste Bewegungsfreiheit, reduziert Reibung und führt so zu einer hochpräzisen Abtastung der Schallplattenrille. Der JMW 9-Tonarm selbst ist aus robustem Aluminium gefertigt und mit einer festmontierten Headshell bestückt. Lediglich der kleine Heber muss jetzt noch verschraubt werden. Ist das geschehen, wird noch schnell das Tonarmkabel in die dafür vorgesehene Aufnahme an Anschlussmodul gesteckt. Bevor es nun weitergeht, fixiert man den Tonarm nun sicherheitshalber in der dafür vorgesehenen Arretierung an der Basis.

Ja, tatsächlich wird die Tonarmglocke einfach über die Trägerspitze geführt und so platziert, dass der Tonarm nur an einem einzigen, winzigen Punkt Kontakt zum Plattenspieler hat.

Hilfs-Schablone

Warum das? Ganz einfach, weil es im nächsten Schritt an die sichere Montage des Tonabnehmers geht. Wie im High-End-Bereich durchaus üblich, liefert VPI kein System mit. Das gibt jedem Kunden die Freiheit einen eigenen Abtaster zu montieren. Für diesen Test habe ich mich für den Goldring Ethos entschieden. Der korrekte Einbau gelingt dann über ein sinnvolles Werkzeug, das VPI seinem Plattendreher beilegt; die Alu-Schablone. Zunächst wird der Tonabnehmer unter die Headshell gebracht und „lauwarm“ angezogen. Nun legt man die Alu-Schablone über den Teller-Mitteldorn und so, dass das V-förmige Ende sich um den unteren Teil der Trägerspitze des Tonarms legt. Passt alles, wird der Tonarm auf das gerasterte Feld geführt. Im nächsten Schritt wird der Abtaster so ausgerichtet, dass er parallel zu einer Linie steht. Ist das nicht der Fall, verschiebt bzw. verdreht man ihn so lange, bis es passt. Anschließend werden die Schrauben noch fest angezogen. Fertig.

Auch die hochwertige Alu-Schablone zur perfekten Ausrichtung Tonabnehmers gehört hier zum Lieferumfang.

Wichtige Feindetails

In diesem Zusammenhang wird auch gleich die korrekte Tonarmhöhe justiert. Über eine große Rändelschraube lässt sich die Tonarmbasis diesbezüglich individuell in der Höhe anpassen. Ein einfaches Verdrehen des großen Stellrades genügt hier, um die Basis stufenlos und deutlich sichtbar nach oben bzw. unten zu bewegen. Das ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn eine dickere Unterlage verwendet wird oder wenn dickere Platten auf dem Teller liegen. Wer seine Schallplatten beispielsweise bevorzugt auf eine Korkmatte bettet, dreht den Tonarm entsprechend der Stärke der Matte nach oben. Die korrekte Ausrichtung des Arms lässt sich dann über ein entsprechendes Messinstrument wie den Acryl-Anlegeblock von Millenium audio vision kontrollieren. Im letzten Schritt geht es dann noch an die korrekte Einstellung des Gegengewichtes. Im Detail handelt es sich dabei um eine Art Metallscheibe mit einer exzentrischen Bohrung, die hier sowohl für die Einstellung der korrekten Auflagekraft wie zur Kalibrierung des Azimuth zuständig ist.

Das Tonarmlager lässt sich über das Rändelrad ganz einfach in der Höhe verstellen.

Auflagegewicht korrekt einstellen

Tatsächlich wird nun keinerlei zusätzliches Montagewerkzeug für die Feineinstellung benötigt. Selbst eine Tonarmwaage liegt dem Prime Scout bei. Goldring empfiehlt ein Auflagegewicht von 1,75 Gramm. Da das VPI-Gegengewicht keine Skala bietet, sind also ein bisschen Zeit und Fingerspitzengefühl erforderlich. Aber die Zeit nimmt man sich sicher gern, zumal es sich um einen einmaligen Vorgang handelt. Und am Ende wird man ja auch noch durch einen exzellenten Sound belohnt. Wichtig ist, dass die Gewichtsmessung ohne Nadelschutz erfolgt. Man muss also vorsichtig sein, um den Abtaster nicht zu beschädigen. Das Gegengewicht wird dafür zunächst hinten auf dem Arm-Ausleger geschoben. Der Tonabnehmer selbst liegt auf der Tonarmwaage. Befindet sich das Gewicht an der korrekten Stelle, dreht man die nach oben stehende Schraube vorsichtig per Hand fest. Damit wäre Teil 1 der Feinjustage erledigt. Besagtes Gegengewicht hat aber noch eine weitere Aufgabe, denn auch die Azimuth-Justage erfolgt über den metallenen Puck.

Einfach aber effektiv: Über die große Metallscheibe werden Auflagegewicht und Azimuth feinjustiert. Für möglichst kurze Kabelwege sitzt das Anschlussfeld nah am Tonarm.

Azimuth einstellen

„Azimuth“, diesen Begriff hat jeder ambitionierte Vinylsammler sicher schonmal gehört. Und doch können nur die Wenigsten etwas damit anfangen. Im Grunde ist es aber ganz leicht: Ziel ist es, den Tonabnehmer exakt senkrecht zur Schallplatte zu stellen. Er sollte also weder nach rechts oder links kippen. Ist der Azimuth nicht korrekt, könnte das zu Lasten des Klanges gehen und sich in einer verminderten Räumlichkeit darstellen. Die Kontrolle erfolgt über entsprechende Werkzeuge – beispielsweise mit Hilfe des bereits erwähnten Acrylblocks mit Fadenkreuz. Dieser kleine Helfer wird einfach frontseitig vor den Tonarm aufgestellt. Stehen Headshell und waagerechte Linie parallel, ist alles korrekt. Kippt die Headshell zu einer Seite, muss für Ausgleich gesorgt werden. Den stellt man nun relativ einfach über das Verdrehen des bereits beschriebenen Tonarmgewichts her. Die anschließende Feinjustage erfolgt dann (falls überhaupt nötig) durch einfaches herein- oder herausdrehen der beiden seitlich der Tonarmglocke befindlichen Gewichte.

Platte drauf, los geht’s

So, nun steht der Prime Scout ideal vorbereitet vor mir. Es kann also in den Hörtest gehen, den ich mit dem Bob Dylan Album „Blood On The Tracks“ starte. Die Platte ist aufgelegt, mittels Plattenbürste von vereinzelten Staubpartikeln befreit und der Tonarm schwebt über der Einlaufrille. Ein kurzer Zug am Liftarm genügt, um den Tonabnehmer langsam Richtung Schallplatte herabgleiten zu lassen, bis er in die Rille eintaucht. Das Album selbst gehört unbestritten zu den Meilensteinen des Nobelpreisträgers. Die Begründung dafür findet sich im genialen Songwritings und in der Emotion, die hier transportiert wird. Zum einen ist es die eindringliche Schlichtheit, zum anderen die unverwechselbare Atmosphäre, die mich begeistert. Und das obwohl die Produktion dieser Scheibe ganz sicher kein High-End-Niveau erreicht. Die Aufnahmen sind in ihrer Gesamtheit eher etwas blass. Das liegt aber keinesfalls am VPI oder Tonabnehmer. Nein, diese „Zurückhaltung“ kenne ich schon von anderen Plattenspieler-Tests.

Für die Feinjustage sollte man sich etwas Zeit nehmen. Es lohnt sich!

Ehrliche Haut

Mein Testgast spielt also ehrlich und ist (glücklicherweise) kein Schönspieler. Das ist gut, schließlich möchte ich ja keinen Markenklang, sondern das hören und erleben, was Künstler und Tontechniker sich bei der Aufnahme gedacht haben. Exakt das erfährt man hier direkt. Die Produktion ist vielleicht nicht allerste Klasse, dafür sind die vielen kleinen Details, die mich schnell mit auf diese musikalische Reise nehmen. Diese Einzelheiten machen sich zunächst in einer Räumlichkeit bemerkbar, die ich von dieser Scheibe bislang nicht kannte. In „Tangled Up In Blue“ erstreckt sich der Sound über die Standorte der beiden Lautsprecher hinweg, zieht sich aber auch ein nennenswertes Stück in die Tiefe. Die begleitende Gitarre wird präsent, aber niemals überbordend und nahezu gleichberechtigt mit Dylans Stimme in den akustischen Mittelpunkt gestellt. Dabei entsteht Raum für Dylans Gefühle, seine Geschichten und seine musikalische Direktheit, die auf eine unverfälschte Weise transportiert werden.

Zeitlos, zurückhaltend und doch elegant: Der VPI Prime Scout sieht aber nicht nur gut aus, sondern er spielt auch fantastisch.

Warme Klanglandschaft

In „Simple Twist Of Fate“ ist die Instrumentierung ist dagegen eher minimalistisch – auch wenn jetzt die Mundharmonika hinzukommt. Dafür ist alles ruhiger, die Gitarre ist zurückgenommen und die Mundharmonika wird nur homöopathisch eingesetzt. Ein Arrangement, dass dem Stück eine gewisse Intimität verleiht, die vom Prime Scout auch exakt so in den Hörraum transportiert wird. Dabei entsteht eine Atmosphäre, die dieses Medium ausmachen und die ich so auch nur von Schallplatte kenne. Dass die 1975 produzierte LP kein Konzeptalbum ist, wird einem spätestens mit Beginn des dritten Songs klar. War es eben noch gefühlvoll oder gar melancholisch, startet „You´re A Big Girl Now“ fast schon beschwingt. Die Akustikgitarre erzeugt mit ihren weichen, fließenden Akkorden eine warme, lebendige zugleich aber auch beruhigende Klanglandschaft. Begleitet wird sie von einem unaufdringlichen, aber dennoch präsenten Bass, der die Melodie erdet und ihr eine sanfte Tiefe verleiht.

Über den kleinen Hebel wird der Tonarm zur Platte geführt. Kleiner Tipp: Den Hebel gemeinsam mit dem Tonabnehmer montieren, sonst muss man zweimal ran.

Gefühl und Ausdruck

Hinzu kommen subtile Klavierlinien, die durch ihre schimmernden Töne zarte emotionale Akzente setzen, sich aber nie in den Vordergrund drängen. So entsteht ein Dialog zwischen Dylans introspektiver Stimme und einer warmen, akustischen Instrumentierung, die eine nahezu zeitlose Atmosphäre erschafft. Im weiteren Verlauf gewinnt Dylans Gesang dann weiter an Ausdruck. Dabei trägt er eine verletzliche, leicht brüchige Qualität, die perfekt zu den Lyrics passt. Und das ist genau das, was meinerseits eingangs mit „vielen kleinen Details“ gemeint war. Es sind keine Details im eigentlichen Sinne, die hinzukommen, sondern es ist eher die Symbiose aus Rhythmus, perfekt inszenierter Instrumentierung und Gesang, die einen die Musik schnell unter die Haut gehen lässt. Die Mundharmonika, ein Markenzeichen Dylans, taucht gegen Ende des Stücks auch hier wieder auf und verleiht dem Lied eine bittersüße, fast sehnsüchtige Note, die vom VPI Prime Scout einfach perfekt in den Hörraum getragen werden.

Maschinelle Präzision

Um es etwas zusammenzufassen: Dieses Album ist genial und gehört einfach in jede Vinyl-Kollektion. Es wäre auch absolut nicht schwierig hier jetzt noch ein paar weitere LP-Titel als Beispiel heranzuziehen. Aber mein Testgast muss sich auch noch unter anderen Bedingungen beweisen. Aus diesem Grunde ziehe ich mal wieder den Kraftwerk-Klassiker „Mensch-Maschine“ aus dem Regal. Das rote Vinyl sieht gut aus und passt auch optisch hervorragend zum VPI Prime Scout. Selbstverständlich starte ich jetzt mit dem gleichnamigen Titel, der für mich ein Vorzeigebeispiel der Düsseldorfer Elektro-Vorreiter ist. Vom ersten Moment an wirkt der Sound mechanisch präzise, zugleich aber auch faszinierend organisch. Jemand sagte einmal „als würde die Technik selbst zum Leben erwachen“. Ja, die Beschreibung passt. Die treibenden Synthesizer und die druckvollen Basslinien bilden das pulsierende Herzstück. Obwohl die akustische Szenerie bewusst schlicht gehalten sind, erscheint der maschinelle Rhythmus irgendwie streng, zugleich aber auch spielerisch.

Der VPI kann alles tragen – auch rotes Vinyl.

Dynamik und Punch

Die verfremdete Stimme wird stilistisch distanziert, roboterhaft, und dennoch fesselnd vom VPI ausgegeben. Das ist richtig gut. Der monotone, zugleich aber auch melodische Sprechgesang unterstreicht die maschinelle Thematik, wirkt aber auch wie ein integraler Bestandteil der Maschine. Er transportiert hier ganz bewusst keine Emotion, sondern dient offenbar als notwendige Funktion innerhalb des Systems. Dazu kommt eine Dynamik zum niederknien. Der Grundton ist hart, knackig und superschnell. Um aber auch ganz ehrlich zu sein; dieser Song ist nichts, das man sich zur abendlichen Entspannung auflegt. Dafür fehlt es ihm an Gefühl und Wärme. Das ist aber kein Versäumnis des HiFi-Setups, sondern bewusst von den Künstlern gewollt. Stattdessen sind es die Kühle und die schon zu Beginn gezeigte Dynamik, die neugierig machen und einen auch schnell dazu verleiten die Lautstärke zu erhöhen. Das mache ich auch und bin regelrecht von den Socken, als mein Testgast die fiese Tiefbasspassage erreicht.

Die Delrin-Plattenklemme gehört zum Lieferumfang. Das Besondere hier: Um das Label nicht zu beschädigen, dreht sich nur der obere Teil sobald Kontakt zur Platte besteht.

Ab in den Basskeller

Was ich mit „fies“ meine? Besagte Passage geht so tief runter, dass wir hier des Öfteren Testgäste haben, die dem Abstieg in den Basskeller nicht so recht folgen können. Das gilt hauptsächlich für Lautsprecher. Doch auch verschiedene Quellen und Verstärker haben hier manchmal ihre Schwierigkeiten. Statt jeder Menge Volumen ist es dann ein brummeliger Bass, der zu hören ist und der einem schnell den Spaß an der Musik raubt. Das ist hier allerdings ausdrücklich NICHT der Fall. Der VPI folgt der Vorgabe fast in Perfektion und liefert einen Tiefbass, der sich gewaschen hat. Ultratief, lang, voluminös, zugleich aber jederzeit konturiert und kontrolliert. Eine Performance, die sich in erster Linie durch die durchdachte und kompromisslose Konstruktion des Prime Scout, zugleich aber auch durch die punktgenaue Einstellung des Tonabnehmers erklären lässt. Beides wäre beispielsweise nicht ohne die besagte Alu-Schablone oder den Einsatz einer (hier ebenfalls mitgelieferten) Tonarmwaage möglich.

Korrekt justiert, zeichnet sich der VPI Prime Scout im Hörtest durch eine wirklich gute Räumlichkeit und imposante Feindetails aus.

Fazit

Der VPI Prime Scout kennt keine Kompromisse. Er ist hübsch und zeitlos-elegant gestylt. Ausserdem richtig gut verarbeitet, kombiniert er seine vielen durchdachten Features zu einer exklusiven Einheit. Beispielhaft wären hier der Ein-Punkt-Tonarm, das resonanzarme Gehäuse, die Tonarm-Justage und die höhenverstellbaren Füße. Nimmt man noch das umfangreiche Zubehör hinzu, wird dieser Plattenspieler zu einer absolut empfehlenswerten Wahl für Vinyl-Liebhaber, die höchsten Wert auf kleinste Details und perfekte Klangqualität legen.

Test & Text: Roman Maier
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote: 95/95
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

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Technische Daten

Modell:VPI Industries
Prime Scout
Produktkategorie:Plattenspieler
Preis:um 4.300,00 Euro
Gewährleistung:2 Jahre
Ausführungen:- Schwarz
Vertrieb:Audio Reference, Hamburg
Tel.: 040 / 53320359
www.audio-reference.de
Abmessungen (HBT):180 x 540 x 370 mm
Gewicht:ca. 14,5 kg
Antrieb:Riemenantrieb
Geschwindigkeiten:- 33 ⅓ Upm
- 45 Upm
Ausgang (analog)1 x Cinch
Lieferumfang:- VPI Prime Scout
- Tonarm
- Motor
- Netzkabel
- Headshell
- Plattenklemme
- Tonarm-Aluschablone
Pros und Contras+ luftiges Design
+ 1-Punkt-Tonarmlagerung
+ schnell spielfertig
+ massiver Aluminium-Plattenteller
+ Plattenklemme
+ feine Detailauflösung
+ sehr gute Raumabbildung

- keine Haube
Benotung:
Klang (60%):95/95
Praxis (20%):95/95
Ausstattung (20%):94/95
Gesamtnote:95/95
Klasse:Spitzenklasse
Preis-/Leistung:sehr gut
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