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Die Spendor Classic 1/2 ist die Neuauflage des bewährten und weitverbreiteten BC1-Studiomonitors. Seine Referenz hat sich damals in allen Radiosendern einen makellosen Ruf erarbeitet. Das Äußere schmeichelt mit fein verarbeitetem Kirsch- oder Walnussholz, nutzt das bewährte Design, und natürlich wartet der Lautsprecher mit modernen Treibern auf. Sehen wir uns also einmal an, was die Briten uns hier optisch und akustisch servieren.

Als Teil der Classic-Reihe setzt die 1/2 optisch auf Retro-Charme, während moderne Treiber akustisch den Ton angeben.

Die britische Firma Spendor hat ihren Sitz in Sussex und wurde in den späten 1960er Jahren von Spencer und Dorothy Hughes gegründet. Aus dem Beginn der Vornamen wurde der Name der Firma abgeleitet. Spencer Hughes arbeitete seinerzeit als Ingenieur in der Tontechnik der BBC und hatte dort reichlich Erfahrung gesammelt. Dort entwickelte er die BC1, die sich später als „Monitor der Wahl“ in vielen Studios etablierte und die Grundlage der Spendor Classic 1/2 bildet. Seit über 50 Jahren entwickelt Spendor Treiber, Frequenzweichen und Gehäuse in Eigenregie. Alle Bauteile werden sorgfältig miteinander verglichen und die Toleranz für ein Lautsprecherpärchen auf das Minimum reduziert. Der Hersteller lässt also stets sehr viel Sorgfalt bei der Konzeption und dem Bau seiner Lautsprecher walten und auch damit hat sich Spendor seinen guten Ruf in der Audiowelt erarbeitet.

Moderne Technik im Retro-Look

Der Anblick der Spendor Classic 1/2 versetzt die älteren Leser unter uns direkt wieder in die Kindheit zurück, als Lautsprecher noch ein Möbel waren, welches den Zauber der Musik ins Wohnzimmer transportierte. Dazu zählt natürlich auch ein Echtholzfurnier, das in Walnuss oder Kirsche erhältlich ist. Die Anordnung der Treiber ist unverändert wie bei der BC1, nur sind die Membranen heute nicht mehr aus gefaltetem Papier, sondern aus Polyamid/Polymer und der Tieftöner noch mit einer Kevlar-Stabilisierung ausgestattet. In der Front befinden sich die beiden Bassreflexöffnungen direkt unter dem Hochtöner. Darüber liegt der 15 Zentimeter große Mitteltontreiber. In guter alter Tradition arbeitet ein 22 Zentimeter messendes Basschassis druckvoll im Tieftonbereich. Heute halten Magneten die Frontabdeckung und hier hat Spendor nicht an Zugkraft gespart. Es ist schon etwas Muskelmasse nötig, um die sie wieder von der Front zu lösen, um einen Blick auf die wunderschönen Chassis zu erlangen.

Die Schallwand wartet mit klarem Dreiwege-Konzept und nach vorne abstrahlenden Bassreflexöffnungen auf.

Bezaubernder Rücken und fester Stand

Eine Besonderheit erwartet uns auf der Rückseite des 621 Millimeter großen Gehäuses. Gleich sechs Schraubklemmen, die auch Bananenstecker aufnehmen, ragen hier aus der Rückenplatte der Spendor Classic 1/2. Spendor liefert eine passende Kabelbrücke mit, wer aber Tiefen, Mitten und Höhen mit separaten Verstärkern antreiben möchte, hat hier dank Tri-Wiring die Möglichkeit dazu. Optional sind besondere Stands für die Classic 1/2 erhältlich. Hier steht das Gehäuse mit den Außenkanten auf vier feinen Säulen, die unten in einem Kreuz zusammenlaufen. Auf diese Weise kann der Boden frei abstrahlen und es werden nur wenig Schwingungen auf die Stellfläche gekoppelt. Schade ist, dass Spendor hier darauf verzichtet hat, den Raum für die nahegelegene Schallplattenaufbewahrung zu nutzen. Ein verdecktes Kabelmanagement ist hier leider auch nicht möglich. Abseits dieser Einschränkungen sieht der Stand aber einfach nur sagenhaft schön aus.

Wer seine Classic 1/2 lieber per Single- statt per Tri-Wiring betreibt, kann dafür die mitgelieferten Kabelbrücken verwenden.

Irgendwo zwischen Regal- und Standlautsprecher

Wenn man sich die Spendor Classic 1/2 einmal näher ansieht, stellt man fest, dass sie weder in die eine noch in die andere Kategorie so richtig reinpasst. Der Studiomonitor ist mit seinen 621 Millimetern in der Höhe und 374 Millimetern in der Tiefe schon eine ganz schöne Wucht, aber noch zu klein, um als Standlautsprecher durchzugehen. Die 308 Millimeter in der Breite und das schiere Gewicht von 22,6 Kilogramm sind aber auch zu viel für jedes Regal. Sonst zieht der Lautsprecher aber mit dem 22 Millimeter großen Hochtöner und seinen zwei Bassreflexport eher normale Register. Der Frequenzbereich reicht von 30 Hertz bis hinauf zu 25 Kilohertz. Spendor empfiehlt für den Betrieb einen Verstärker mit einer Leistung zwischen 25 und 200 Watt, wobei die Classic 1/2 bis zu 150 Watt verträgt. Die Frequenzweiche ist etwas höher abgestimmt und trennt bei 2,7 Kilohertz und 415 Hertz.

Durch ihren etwas eigenwilligen Formfaktor sind die Classic 1/2 prädestiniert für die Nutzung mit den optionalen Stands.

Warm und sehr nuanciert

Zum Test betreibe ich die Spendor Classic 1/2 nur mit einem hochwertigen Lautsprecherkabel über die mitgelieferte Kabelbrücke, um die Werksabstimmung zu begutachten. Hierfür stelle ich die Lautsprecher in ein Stereodreieck mit etwa drei Metern Kantenlänge und drehe sie leicht auf mich ein. Zur Einstimmung höre ich „Nothing But Everything“ von Jon and Roy vom Album The Road Ahead Is Golden. Das ruhige Blues-Reggae-Stück beginnt mit dem entspannten Gitarrenriff, welches sich durch den ganzen Song zieht. Und genau mit derselben Gelassenheit bildet die Classic 1/2 die Akustikgitarre plastisch vor mir ab. Zum Auftakt des dritten Taktes intoniert der Sänger mit seiner leicht rauchigen Stimme „Nothing But Everything“ und zieht mich mit dem warmweichen Sound noch weiter in die gelassene Atmosphäre des Stücks hinein. Die zärtlich angeschlagenen Kongas erreichen eine angenehme, zurückhaltende Präsenz in diesem gemütlichen Song.

Die mittig eingesetzte Seidenkalotte mit 22 Millimetern Durchmesser spielt bis hinauf zu 25 Kilohertz.

Echte Monitor-Performance

Ab der Mitte des Songs stimmt der Bass mit ein und der Song gewinnt noch mehr Tiefe und Relaxation, da die Spendor Classic 1/2 dank ihres Gehäusevolumens und dem großen Treiber reichlich Spielraum für diese sanfte Stimmung aufbringen kann. Dieser wuchtige Studiomonitor ist perfekt für diese authentische Abbildung von nicht elektronischen Elementen geeignet. Hier wird sofort klar, warum Radioanstalten auf diesen Lautsprecher mit seiner natürlichen Stimmwiedergabe gesetzt haben. Als Übergang zu mehr Action gönne ich mir noch „Eurydice“ von Katherine Priddy. Das Stück beginnt mit sehr leisem Knistern, Rauschen, rückwärts gespielten Snares und Gitarrenriffs und ergießt sich dann auf einen gestrichenen Kontrabass, dem einen wunderbar bauchiger Sound von der Classic 1/2 verliehen wird. Als Katherine ihre sanft genutzte Stimme erhebt, werden die im Hintergrund gespielten Instrumente nur noch spärlich aber akzentuiert verwendet.

Der 150-Millimeter-Mitteltöner macht besonders bei der Stimmwiedergabe eine tolle Figur.

Stille und Crescendi

Ab dem zweiten Vers nimmt das Stück etwas mehr Fahrt auf. Die Stimme der Sängerin gewinnt an Intensität, das Schlagzeug wird kraftvoller verwendet. All dies weiß die Spendor Classic 1/2 exzellent abzubilden. Erst vor dem Finale wird es deutlich lauter und der aufgespannte Raum füllt sich mit Streichern und opulenten Ride- und Crashbecken, die den Klangspendern keine Mühe bereiten. Und wenn im Finale dann alles wieder abgeklungen und nur noch die Sängerin und ihre Gitarre zu hören sind, wird es wieder ganz ruhig aber ebenso präzise wie am Anfang. Nun gut, legen wir noch einen Gang zu und spannen Seal mit Crazy“ ein. Das breite doch eher synthetische Intro mit der markanten Stimme des Sängers wird von einem krachenden Orchester-Tusch beendet. Die Spendor nutzt ihre gesamte Kompetenz, um diesem Klanggewirk die nötige Wucht zu verleihen. Überzeugend umwabern mich die Synthesizer, die den großen Raum füllen.

Die magnetischen Abdeckungen sitzen bombenfest an Ort und Stelle.

Klare Kante statt fetter Sound

Die Hoch-Mittelton-Kombination überzeugt mit einer sehr guten Positionierung der Sounds im Raum und spannt eine packende Kulisse im Hörraum auf, in die man einfach eintauchen kann. In diesem Stück, in dem die Spendor Classic 1/2 mal etwas mehr im lauten Bereich ackern darf, zeichnet sie nach wie vor scharfe Bilder im Raum, wie zum Beispiel die funkige E-Gitarre, die leise abgemischt aber fetzig ihre Riffs abliefert und so die gesamte Mischung bereichert. Speziell das mit reichlich Toms angereicherte Break des Songs ist ein wahrer Ohrenschmaus, weil die Spendor die gesamte Breite des Raums nutzt, um die einzelnen Instrumente präzise zu platzieren. Die Hochtöner statten die Becken mit allerlei Details aus und auch im Bass packen die Classic 1/2 ordentlich zu, ohne zu nerven. Hardcore-Bassfans dürften hier etwas mehr Punch im Tiefbassbereich vermissen. Dieser Lautsprecher ist eher auf tadellose Verständlichkeit ausgelegt als auf donnernde Effekthascherei.

Die Stands sind genau auf das Zusammenspiel mit den Classic 1/2 getrimmt. Allerdings stellen sie ein optionales Extra dar.

Fast wie ein guter Kopfhörer

Der Lautsprecher klinkt sich nahezu in den Gehörgang ein. Wenn ich die Augen schließe, gewinne ich den Eindruck, Kopfhörer zu tragen, so weit treten die Klänge an mich heran. Den Abstand zu den Lautsprechern vergesse ich komplett. Auch hier fällt mir wieder angenehm auf, dass der Bass sehr präsent, klar und sauber, aber nicht auf Völlerei aus ist, wie bei den meisten anderen Lautsprechern, sondern sich im Bereich unter 60 Herz ein bisschen zurücknimmt und damit eher eine trockene und saubere, weniger dröhnende Abstimmung aufweist. Die Spendor Classic 1/2 will gar nicht erst Möbel rücken und den Dancefloor zum Beben bringen, sondern überzeugt eher durch eine sehr spannende und klare Darstellung der Instrumente. Gerade hierdurch gewinnen die anderen Frequenzbereiche mehr an Bedeutung und ihr gelingt eine unglaublich plastische Darbietung.

Das hübsche Echtholzfurnier ist wahlweise in Kirsche oder Walnuss erhältlich.

Spendor Classic 1/2 – Wohldosiert und nicht zu fett

Gerade Stücke wie „Help Me Lose My Mind“ von London Grammar, wo die Sängerin und die sorgfältige Planung der Sounds im Mittelpunkt stehen, fühlen sich auf diesen Lautsprechern genau richtig an. Die Stimme wird sorgfältig und in all ihren feinen Nuancen abgebildet. Die flächigen Snythesizer-Sounds sausen sanft durch den gesamten Raum und erzeugen eine großartige Bühne. Und obwohl hier auch sehr tiefgreifende Bässe unterwegs sind, habe ich immer den Eindruck, einen exzellenten Kopfhörer zu tragen, denn hier wummern die Bässe nicht ungehemmt durch den Raum, sondern ertönen wohldosiert und geradezu entspannt. Es gibt nicht den fetten Sub-Bass, der den Boden beben lässt, sondern eine gut dosierte Einheit, die in das Konzept eines wohnraumtauglichen Allrounders, wie der Spendor Classic 1/2 einer ist, hervorragend hineinpasst.

Das 220-Millimeter-Tieftonschassis setzt vornehmlich auf Kontrolle. Die Wände sollen die Classic 1/2 nicht zum Beben bringen.

Kontrollierter Bass

Das zeigt sich auch bei Yello und beispielhaft an „30000 Days“. Die sonst sehr kräftigen Bässe, die weit in den Keller reichen, sind hier etwas milder und insgesamt schärfer. Sie klingen tatsächlich nicht weniger beeindruckend, aber die Komposition wirkt aufgeräumter und die anderen Details verschwinden nicht im flauschigen Tiefbass. Andere Lautsprecher liefern diese Details auch, aber ein grummelnder Bass, der ordentlich in der Magengengend rumpelt, schreit geradezu nach Aufmerksamkeit. So lenkt die Spendor Classic 1/2 mich dann eher in die höheren Sphären und streichelt mir eher den Bauch als ihn zu massieren. Stattdessen drückt sie den Bass schon bestimmt, aber eben etwas kontrollierter in meine Richtung und versperrt nicht den Blick auf die Details. Die wunderbare Raumauflösung und die breite Abbildung in alle Winkel des Raumes, lässt mich tatsächlich nichts vermissen.

Die Verbindung von Monitorqualitäten und wohnraumtauglichem Retro-Chic weiß zu gefallen.

Fazit

Die Spendor Classic 1/2 stellt eine gelungene Mischung aus Monitor und Wohnzimmer-Wohlfühl-Lautsprecher dar. Gerade am Fernseher oder für Podcasts ist die perfekte Verständlichkeit dieses Systems ein riesiger Vorteil. Akustische Instrumente hier ihren perfekt-runden Körper, in dem keine Nuancen untergehen. Soll es dann mal etwas fetziger werden soll, kann die Classic 1/2 aber auch ordentlich austeilen. Im Tiefbassbereich bleibt es stets kontrolliert, was eine akzentuiertere Tieftonwiedergabe garantiert, die schlichtweg mehr Details offeriert. Folglich hört man diesen Lautsprecher auch gern stundenlang zu – ohne zu ermüden. Als wäre all das nicht genug, liefert die sorgfältige Verarbeitung des Gehäuses mit seinem Echtholzfurnier eine tadellose Optik. Gepaart mit den optionalen Stands wirkt die Classic 1/2 sogar noch etwas schlanker. Wer sich also Referenz-Sound und etwas Historie ins Wohnzimmer holen möchte, findet in diesem Schallwandler einen ganz heißen Kandidaten.

Test & Text: Dieter Pfeil
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote: 98/100
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen

99 of 100

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Technische Daten

Modell:Spendor Classic 1/2
Gerätekategorie:Regallautsprecher
Preis:8290 Euro (Paar)
(Stands: 1.690 Euro/ Paar)
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Kirsche
- Walnuss
Vertrieb:Drei H Vertriebs GmbH, Hamburg
040 37507515
www.3-h.de
Abmessungen (H x B x T):621 x 308 x 371 mm
Gewicht:22,6 kg
Bauart/Prinzip:Drei-Wege, Bassreflex, passiv
Anschlüsse:Schraubklemmen, Tri-Wiring
Bestückung:1 x 22 mm Hochtöner
1 x 150 mm Mitteltöner
1 x 220 mm Tieftöner
Frequenzbereich:30 Hz – 25 kHz (Herstellerangabe)
Impedanz:8 Ohm
Belastbarkeit:150 Watt (Herstellerangabe)
Lieferumfang:2 x Classic 1/2
2 x Satz Kabelbrücken
Pro & Contra:+ magnetisch haftende Frontblende
+ elegantes Echtholzfurnier
+ Tri-Wiring
+ handselektierte Komponenten
+ klarer, definierter Sound

- Stands nur optional
Benotung:
Klang (60%):99/100
Praxis (20%):97/100
Ausstattung (20%):96/100
Gesamtnote:98/100
Klasse:Referenzklasse
Preis/Leistung: angemessen
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