Home » Tests » Elac Elegant BS312.2 – Klangenuss aus Stranguss
27. Februar 2025
von Dominik Schirach
An Regallautsprecher ergeht ein durchaus hoher Anspruch. Wenig Platzbedarf und trotzdem großer Sound. Elac geht bei diesem Wettbewerb um Anmutung und Klang mit ihrer Elegant-Reihe einen bemerkenswerten Weg.
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Aufwändige Bestückung im stabilen Aluminiumkleid: Elac geht bei der Elegant BS312.2 bewusst eigene Wege.
Seit Elac den ersten Lautsprecher mit Aluminiumgehäuse namens Elegant BS305 im Jahr 1994 auf den Markt brachte hat sich so einiges getan. Gleich geblieben ist im Grunde nur die Fertigung des Gehäuses im Stranggussverfahren. Das Material wird in einem kontinuierlichen Gussprozess zu einem langen Block, beziehungsweise Strang, verarbeitet, dann werden die Gehäuse daraus geschnitten. Im Laufe des Tests werden wir noch öfter darauf zurück kommen, was das Besondere and diesem Material ist. Im Laufe der Zeit fanden die wichtigen Neuntwicklungen der Kieler Audio-Experten von Elac auch ihren Weg in die Bookshelf Lautsprecher der 300er Serie. Allen voran der JET-Hochtöner oder die Kristallmembran des Tiefmitteltöners hielten Einzug, was man zum 25-jährigen Jubiläum mit einer speziellen Auflage des 312-Modells feierte. Und nun, fünf Jahre später, steht das nächste Jubiläum an und da ist es schon eine Frage der Ehre ein echtes Update vorzustellen.
Der kompakte Monolith
Äußerlich sind die Testkandidaten ohne jeden Zweifel eine Hausnummer und ein Hingucker. Die vergleichsweise kleinen Frontmaße mit knapp zwanzig Zentimetern Höhe und Zwölf in der Breite stehen im Kontrast zur Tiefe von gut 28 Zentimetern. Diese Dimensionen sind auch nötig, um auf den kompakten Raum trotzdem den beeindruckenden Sound zu erzeugen und dem Anspruch den man bei Elac an die eigenen Produkte hat gerecht zu werden. Und mit 7,2 Kilogramm pro Lautsprecher sind sie ebenfalls kein Leichtgewicht. Durch das glänzende Finish und die leicht abgerundeten Kanten des Gehäuses stimmt die Erscheinung und auch dem Auge wird Einiges geboten. Auf der Front werden die zwei recht unterschiedlich aussehenden Chassis durch Anbringung auf einzelnen Montageplatten zu einer optischen Einheit zusammengeführt. Für den Betrieb des Lautsprechers hat Elac in den BS312.2 nun erstmalig in der Reihe ein Bi-Wiring Terminal verbaut um den Hoch- und Tiefmitteltöner separat anzusteuern.
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Vorne sehr schmal, reicht das Gehäuse weit nach hinten, um den Treibern das nötige Innenvolumen zu bieten.
Ein ganz besonderes Material
Die Besonderheit der Elegant-Reihe war seit dem Erstling der Korpus aus Aluminium. Die von Chefentwickler Rolf Janke erdachte Konstruktion ist definitiv etwas besonders. Trotz gerade mal acht Millimeter Wandstärke legt das Material eine Steifigkeit und daraus resultierende akustische Präzision an den Tag, welche mit Holz nur schwer zu erreichen wäre. Gehäuseresonanzen sind für die BS312.2 im Grunde ein Fremdwort. Diese Beschaffenheit sorgen dafür, dass die Schwingungen im Inneren des Lautsprechers sich frei entfalten können. Der Klang bleibt offen und warm. Und obendrein sieht das Ganze absolut hochwertig und, mit dem glänzenden Finish, zeitlos elegant aus. Und trotzdem strahlt der Speaker eine Aura der Unverwüstlichkeit aus. Bei einem Sturz würde das Umfeld wahrscheinlich mehr Schaden nehmen als der Testkandidat. Aber nicht nur der Korpus setzt auf Aluminium. Auch der in Kristalloptik erstrahlendeTiefmitteltöner setzt auf das Material und hat so einiges Bemerkenswertes zu bieten.
Der Mittel-/Tieftöner
Ein Blickfang ist die Kristallmembran auf jeden Fall. Hinter der in der Herstellerbeschreibung erwähnten Bezeichnung AS-XR Technologie steht zum einen das AS für „Aluminium Sandwich“ und beschreibt die Oberfläche. Und diese ist in ihrem Facettenreichtum weit mehr als ein optisches Schmankerl. Eine dünne Schicht aus Aluminium wird zusätzlich mit einer Schicht aus Kunststoff laminiert. Das leichte und extrem feste Ergebnis sort für eine dynamische und präzise Basswiedergabe und reduziert unerwünschte Schwingungen. Gehen wir weiter zum XR. Dieses steht für „Extended Range“. Vergrößert wurde auch die Schwingspule die von 25 auf 31 Millimeter angewachsen ist. Als Ergebnis der Überarbeitungen soll die Elac BS312.2 in tiefen Frequenzbereichen seine Familienmitglieder noch übertrumpfen und auch bei hoher Lautstärke eine dynamische und lineare Wiedergabe bis hin zur Trennfrequenz von 3600 Hertz ermöglichen. Wie sich das Ganze im Praxistest anhört prüfen wir nach einem Blick auf den ebenfalls überarbeiteten Hochtöner.
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Mit Sandwich-Konstruktion und Kristallstruktur soll der Tiefmitteltöner besonders stabil sein. Das sorgt für Linearität, während die vergrößerte Schwingspule mehr Kraft im Antritt bietet.
In höchsten Tönen
Eine Update hat auch der Hochtöner erfahren. Der JET-6 hat nun auch Einzug in die Elegant-Reihe erhalten und sorgt in der BS312.2 für die Hochton-Abbildung. Dabei reicht der Frequenzbereich bis hoch zu 50.000 Hertz. Die lineare Abbildung bis in den Ultraschallbereich hinein soll für ein dynamisches und frisches Spiel bei hochauflösenden Audiomaterials sorgen. Speziell Audiofiles mit Auflösung von 24 Bit, sollen hier also eine unverfälschte Performance bieten können. Das Prinzip des Hochtöners ist unverändert das des „Air Motion Transformer“ kurz AMT. Dieser bewegt eine dünne, gefaltete Membran in einem Magnetfeld wodurch Luftdüsen erzeugt werden und Schallwellen entstehen. Dieses Prinzip soll eine schnellere und präzisere Abbildung von Hochton ermöglichen, als klassische Kalotten. Äußerlich ist nur anhand der neuen Anordnung des Schutzgitters und einem Aufkleber auf der Verpackung festzustellen, mit was für einem Modell man es zu tun hat. Was es akustisch bringt hören wir uns gleich an.
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Der vielgelobte Jet 6 Hochtöner hat es nun auch in die Kompaktklasse geschafft. Hier tönt der AMT mit schöner Klarheit bis weit in den unhörbaren Bereich hinein.
Aufstellung
Das BS in der Modellbezeichnung steht für Bookshelf. Von einer Aufstellung direkt zwischen Büchern und auf schwebenden Regalbrettern würde ich trotzdem absehen. Zur akustischen Entfaltung braucht der Lautsprecher etwas Raum auf den Seiten und auch zur Rückwand sollten mindestens dreißig Zentimeter Abstand gewahrt werden. Da die Bassreflexröhre rückseitig ausgeführt ist darf es auch gern noch etwas mehr sein, wenn es die Räumlichkeiten erlauben. Und trotz der überragenden Materialeigenschaften findet mit steigender Lautstärke auch die Schwingung ihren Weg ins umliegende Material und kann für störende Resonanzen und akustische Verfälschungen sorgen. Um das zu vermeiden bietet Elac quasi das passende Schuhwerk für die BS312.2 an. Ein Sockel aus Aluminium mit passgenauer Gummimatte auf welcher der Speaker dann thronen darf und für eine Entkopplung vom Untergrund sorgt. Diese Sockel können, für weitere Optionen bei der Suche nach dem idealen Aufstellungsort, auch mit dem Stativ LS-60 verschraubt werden.
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Der rückseitige Bassreflexport fordert ein wenig Abstand zur Wand ein. Dank Bi-Wiring-Terminals können Hoch- und Tieftöner hier auch getrennt angetrieben werden. Der optionale Sockel sorgt für eine bessere Entkopplung von der Stellfläche und verleiht den Lautsprechern etwas mehr Stabilität.
Zubehör für jeden Geschmack
Neben den passenden dämpfenden Sockeln und Stativen bietet Elac auch Stoffabdeckungen in verschiedenen Farben an. Varianten in Rot, Blau, Gelb und komplett in weiß, sowie eine klassische schwarze Gitterabdeckungen sind erhältlich. Die Befestigung erfolgt passgenau über integrierte Magneten. Um den optischen Eindruck wirklich auf den Punkt perfekt zu machen ist jede Farbe in einem schwarzen oder weißen Rahmen erhältlich. Genau wie die Lautsprecher, Sockel und Stative ebenfalls in glänzendem schwarzen oder weißen Finish geordert werden können. Die Stative haben übrigens noch die hervorragende Eigenschaft, dass sie mit verstellbaren Standfüßen daherkommen, die für harte Böden und Teppich gleichermaßen ausgelegt sind und durch drehen an den Füßen in der Höhe verändert werden können. Dafür muss der Ständer nicht abgebaut werden, die Anpassungen sind auch mit Lautsprecher on top möglich. Wer das komplette Zubehörpaket möchte, muss pro Speaker nochmal gut 460 Euro mit ins Budget einkalkulieren.
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Die optionalen magentischen Abdeckungen gibt es in verschiedenen Farben. Auch zusätzliche Standsockel und Stative werden von Elac angeboten.
Modern und Erwachsen
Zu Beginn höre ich mir das aktuelle Album von Coldplay an. Die erste Singleauskopplung „feelslikefallinginlove“ hat im Gegensatz zum Titel einige Leerstellen und kommt mit einem sehr minimalistischen Arrangement daher. Dieses bildet der Testkandidat auf beeindruckende Weise ab. Ich kann im Intro den einzelnen Elementen durch den Raum folgen. Ein Chimes-Effekt gleitet durch die Luft und macht die Klangbühne frei für die Kick-Drum und warme Pads. Als nächstes füllt Chris Martins’ warme Stimme den Raum. Im Chorus wird die Bühne komplett gefüllt und der Song wird von den Elac BS312.2 mit dem von Coldplay sicher beabsichtigten sphärischen Sound groß geradezu in den Raum hinein projiziert. Dabei ist dieser nicht überbordend sondern musikalisch, plastisch und in jeder Facette klar. Die akustische Rhythmus-Gitarre hat ihren Platz, die gebendeten Synths geben ein Gefühl von Retro-Zukunft und die Probanden transportieren die Spielfreude, welche man der Band anmerkt.
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Warme Tiefen
Um zumindest akustisch in die Tiefe zu gehen packe etwas Nightcore in die Rotation. Der Song „Nightdrive“ von VHS Dreams ist Instrumental und beginnt mit stampfenden E-Drums und einem kantigen Synth-Bass. Klar differenziert marschieren diese durch den Raum bauen sich in der Phantommitte auf. Stabs und Strings machen die komplette Breite auf. Die Abmessungen des Tieftöners lassen mit ihren 115 Millimetern Durchmessern natürlich rein physikalisch keine erderschütternden Basslawinen los rollen. Dennoch ist die Abbildung warm und hat Druck. Das ist für mich mehr als genug Tiefton. Größere Räume könnten nach einem zusätzlichen Subwoofer verlangen, aber je nach Gusto und Wohnsituation könnten die Lautsprecher auch viele Tieftonbedürfnisse von sich aus erfüllen. Da ich Nightcore ganz unironisch auch gerne mal nachts anmache, ist es schön zu hören, wie präzise die Wiedergabe des Tieftonbereichs auch bei niedriger Lautstärke bleibt. Selbst mit weniger Schubkrafte bleibt die Wiedergabe klar und definiert.
Elac Elegant BS312.2 – Epische Klangbreite
Wenn es um Detailreichtum geht, ist der Soundtrack zu „The Mandalorian“ eine der beeindruckendsten Arbeiten die ich kenne. Bei der Reproduktion der Bassblockflöten im Intro bietet der Elac Speaker direkt eine facettenreiche, luftige Wiedergabe. Sobald der Trommelrhythmus und tiefe Streicher einsetzen, zeigt die BS312.2 wieder welche Kraft sie im Tiefton an den Tag legen kann. Dabei überlagern die tiefen Elemente niemals die Akustik-Gitarre und Glöckchen, welche im Wechsel die Kontermelodie spielen. Auch wenn das Arrangement gefühlt schon voll ist, kommen noch eine E-Gitarre und diverse elektronische Klangerzeugnisse hinzu und werden organisch in den Klangteppich gewebt. Ich bin einfach begeistert dass all die kleinen Details, aus denen sich die Transition zum großen Fanfarenteil zusammensetzt, klar vernehmbar sind. Jeder Stab, Reverse-Sound oder kurze Stutter ist klar vernehmbar und haben seinen Platz im Stereobild. Cineasten werden mit den eleganten Aluminium-Lautsprechern definitiv auch auf ihre Kosten kommen.
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Gerade für wohnraumtaugliche Setups sind die BS312.2 eine tolle Ergänzung. Sie vereinen ein platzsparendes Gehäuse mit schöner Anmutung und sattem Sound.
Fazit
Akustisch und Optisch ist der Name bei den Elac Elegant BS312.2 Programm. Die Klangbühne ist breit, der Sound originalgetreu und erwachsen. Das Spiel hat Charakter, wirkt aber nicht gefärbt. Und die Speaker schaffen eine plastische, raumfüllende Wiedergabe, die zu beeindrucken weiß. Der Fakt, dass es sich hier um einen relativ kompakten Zwei-Wege-Lautsprecher handelt, macht das ganze nochmal eine ganze Spur beeindruckender. Wer beim Platz Abstriche machen muss, aber dies beim Klang nicht möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Mich haben die Lautsprecher in jedem Moment des Tests auf jeden Fall tief beeindruckt. Optisch ist der glänzende Aluminium-Korpus ein zeitloser Hingucker. Durch das optionale Zubehör für akustische Optimierung und Optionen für Optik und Aufstellung, durften auch dabei kaum Wünsche offen bleiben. Bleibt eigentlich nur die Frage offen, wie Elac es schaffen will, beim nächsten Jubiläum noch einen drauf zu setzen.
Test & Text: Dominik Schirach
Fotos: Marius Bulla
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
90 of 90
89 of 90
86 of 90
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Technische Daten
Modell: | Elac Elegant BS312.2 |
---|---|
Gerätekategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 1.798 Euro/ Paar |
Garantie: | 2 Jahre (5 bei Registrierung) |
Ausführungen: | - Schwarz Hochglanz - Weiß Hochglanz |
Vertrieb: | Elac Electroakustic, Kiel 0431 647740 www.elac.de |
Abmessungen (H x B x T): | 208 x 123 x 282 mm |
Gewicht: | 7,2 kg |
Bauart/Prinzip: | Zweiwege, passiv, Bassreflex |
Bestückung: | 1 x Jet 6 Hochtöner 1 x 115 mm Tiefmitteltöner |
Dauer-/ Impulsbelastbarkeit: | 75/ 100 Watt (Herstellerangabe) |
Frequenzbereich: | 42 Hz – 50 kHz (Herstellerangabe) |
Impedanz: | 4 Ohm |
Anschlüsse: | Schraubterminals, Bi-Wiring |
Lieferumfang: | 2 x Elegant BS312.2 1 x Anleitung |
Pro & Contra: | + warmer und punchiger Tiefton + exzellentes Impulsverhalten + erstklassige Verarbeitung + unverwüstliches Alu-Gehäuse + breite Klangbühne + detailreiche Wiedergabe - optionales Zubehör relativ hochpreisig |
Benotung: | |
Klang (60%): | 90/90 |
Praxis (20%): | 89/90 |
Ausstattung (20%): | 86/90 |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |