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2. Februar 2025von Volker Frech
RedakteurDas Viva Nuda imponiert in allen Disziplinen: Das hornbewehrte Lautsprechersystem beeindruckt optisch mit seiner spektakulären Erscheinung, begeistert akustisch mit einer atemberaubend realistischen Wiedergabe – und liefert diese High End-Performance mit einem Low Effort-Ansatz: Das Vier-Wege-System spielt quasi „Out Of The Box“ im normalen Wohnambiente. Wie perfekt dies dem Viva Nuda gelingt, haben wir im Test erlebt.
Wenn wir Audio-Komponenten aus dem Portfolio des Heidenheimer Vertriebs Ibex Audio testen, können wir eigentlich schon auf den Wow-Faktor wetten: Die Schwaben setzen auf exklusive Marken, deren exzellente Produkte das gewisse Etwas haben. Dies gilt auch für das Nuda: Das Lautsprecher-System der italienischen High End-Manufaktur Viva Audio ist mit seinem außergewöhnlichen Design ein echter Blickmagnet. Mit seiner Größe und Gewichtigkeit erweist es sich zugleich als ziemliche Immobile, weshalb wir uns zum Test nach Heidenheim begeben. Hier bietet Ibex Audio dem Vier-Wege-Schallwandler samt zuspielender Audio-Elektronik einen Platz im Wohnzimmer-Ambiente, damit das Nuda zwei Direktiven von Viva Audio unter Beweis stellen kann: Ein kompromisslos guter Klang erfordert eine gewisse Systemgröße – und die so erreichte Wiedergabe-Qualität ist dann in allen Räumen ohne aufwändige Akustik-Optimierung realisierbar. So zieren gerade mal vier Holz-Akustik-Paneele ein Wandareal des rund 45 Quadratmeter großen Hör-/Wohn-Raums, der mit Fensterfronten und angegliederter offener Küche licht und offen gestaltet ist.
Klang-Landschaft in der Wohn-Landschaft
Normaler geh’s also kaum. Dafür ist das Nuda umso außergewöhnlicher: Sind großformatige Lautsprecher normalerweise aufragende Klangtürme, so erstreckt sich das Nuda vorzugsweise in die Breite. Deshalb wirkt der Lautsprecher trotz seiner stattlichen Maße – jede Systemseite beansprucht 117 mal 127 mal 63 Zentimeter und wiegt stattliche 150 Kilo – nicht wuchtig und raumdominierend, sondern fügt sich als Klang-Landschaft in die Wohn-Landschaft ein. Zudem sind die Chassis dieses System nicht in einem einzigen monolithisch-klotzigen Gehäuse untergebracht, sondern als separate Akteure über eine Rahmenkonstruktion verbunden. Dieser Design-Clou verleiht dem System eine überraschende Luftigkeit. Auch die Elektronik ist in einem eigenen, im gleichen Look wie die Schallwandler gehaltenen Rahmengestell untergebracht. So präsentiert sich das Nuda eigentlich als freistehender Dreiteiler. Dafür hat Amedeo Schembri, Gründer und Chefentwickler von Viva Audio, sein größeres, modulares Credenza-System quasi dekonstruiert, um dessen Klangqualität in einem noch aufstellungsflexibleren und interieurfreundlicheren Design bieten zu können.
Manufaktur-Exzellenz im Drei-S-Design
Für die ästhetische Formgebung des Nuda zeichnet der bekannte italienische Architekt und Industriedesigner Alessandro Costanzia di Costigliole verantwortlich. Er verfährt auch bei Audio-Produkten nach seiner Drei-S-Formel: „sensual, simple, seductive“, zu deutsch: sinnlich, einfach und verführerisch. Als Design Consultant kreiert Costanzia den ebenso edlen wie einzigartigen Look der Viva Audio-Komponenten. Für die technisch-akustische Magnificenza sorgt hingegen Amedeo Schembri. Der kluge Kopf hat bereits in jungen Jahren mit dem Bau von Lautsprechern und Verstärkern begonnen. Mit seinem Know-how arbeitete er später für verschiedene Unternehmen der Audiomobil-Branche, bei etlichen High-End-Herstellern und in professionellen Aufnahmestudios. Gerade die Studio-Arbeit, der Kontakt mit den Musikern und die Aufnahmen ihrer Instrumente schärften Schembris Anspruch, den natürlichen Klang dieser Instrumenten real reproduzierbar zu machen – und führten 1996 zur Gründung von Viva Audio. Seither hat der im norditalienischen Vicenza ansässige Manufakturbetrieb sich einen Namen für superbe Röhrenverstärker und Horn-Schallwandler gemacht – und diese Expertise prägt auch das Nuda.
Schwebender Super-Hochtöner
Beim Nuda handelt es sich um ein Vier-Wege-System in dritter Generation: Allein die Entwicklung und Optimierung der Trichtergeometrie, die bei jedem Horn-Hersteller ein wohlgehütetes Betriebsgeheimnis ist, geriet zum zeitintensiven Unterfangen. Zudem hat das 2011 erstmals präsentierte System im Zuge der Generationenwechsel ein komplett neues Weichendesign und einen nun selbstentwickelten Hochtöner erhalten. Fangen wir mit diesem Tweeter an: Er ist eigentlich ein Super-Hochtöner, da er ausschließlich für die Frequenzen oberhalb von 15 Kilohertz zuständig ist. Ihm obliegt also vornehmlich die Unterstützung des Obertonspektrums und die Intensivierung der Räumlichkeit, was als Klarheit des Klangbilds und größere Offenheit der Wiedergabe wahrnehmbar ist. Hierfür sorgt ein Kompressionstreiber mit einer ¾-Zoll-Membran aus Polyester. Das zylindrische Gehäuse des Tweeters ist aus massivem Messing herausgearbeitet und wird wahlweise mit einer goldenen oder schwarzverchromten Oberfläche hochglänzend veredelt. Der Super-Hochtöner ist nun allein über einen schlanken Steg auf das obere Horn aufgesetzt und scheint dadurch fast zu schweben.
Hörnerner Herkules
Der obere Hornlautsprecher erweist sich als heimlicher Herkules des gesamten Systems: Diesem Schwerstarbeiter obliegt die Schallwandlung des großen Frequenzbereichs von 15 Kilohertz bis runter zu einem Kilohertz. Dieses breite Band meistert der Hochmitteltöner als Kompressionstreiber mit einer 1,4 Zoll durchmessenden Titanium-Membran samt Horn. Die natürliche Schallverstärkung durch den vorgesetzten Trichter ist für Amedeo Schembri der Schlüssel zu einer authentischen Musikreproduktion mit vollendeter Dynamik und Auflösung. Beim Trichter hat nun jeder Horn-Hersteller nicht nur seinen Form-Favoriten, sondern auch seine Werkstoff-Präferenz: Viele setzen auf glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK), manche auf Holz, andere auf einen ABS/Fiberglas-Mix – und Viva Audio auf Sperrholz. Das hieraus gefertigte elegant geschwungene Horn ist bei unserem Testmodell in einem dezenten Dunkelgrau lackiert. Das Finish ist immer matt, die Farbe hingegen kann der Kunde frei wählen. Sie wird auf Wunsch sogar an das Interieur, indem das Nuda spielen wird, angepasst – schließlich ist Viva Audio ja eine Manufaktur.
Duales System für die tieferen Frequenzen
Für die unteren Mitten und oberen Bässe kommt natürlich ebenfalls ein Horn zum Zuge. Es deckt den Bereich zwischen einem Kilohertz und etwa 130 Hertz ab. Hier schallwandelt ein Acht-Zoll-Konus mit einer Membran aus Papier. Dieses Horn beherbergt im Zentrum seines Halsansatzes eine kleine Filzscheibe mit großer Bedeutung: Der Stoffbelag agiert als Akustik-Filter und dient der Absorption von unerwünschten Frequenzanteilen und Schallreflexionen. Das Mitten/Bass-Horn belegt den äußeren Teil des langgestreckten unteren Gehäuses. Sein Korpus ist ebenfalls in Sperrholz realisiert und in der Farbe des oberen Horns lackiert. Dieses Gehäuse beherbergt neben dem Horn nun noch den Tieftöner: Er ist nicht als Horn ausgelegt, weil der entsprechende Trichter dafür Titanen-Format hätte. Deshalb sorgt hier ein reiner 15-Zöller mit robuster Papier/Faser-Hybrid-Konus, großer Membranfläche und hoher Auslenkfähigkeit für einen pegelstarken Tiefton bis runter zu abgrundtiefen 20 Herz. Hinter diesem Woofer ist in dem Gehäuse zudem noch die Frequenzweiche des gesamten Systems eingebaut.
Hybrid-Verstärker für den Woofer-Antrieb
Dieses Lautsprechersystem weist nun noch eine weitere Spezialität auf: Der Tiefton wird durch einen zugehörigen Verstärker angetrieben, womit das Nuda also ein teilaktives Lautsprecher-System ist. Diese Basskräftigung ist generell eine durchaus übliche Lösung. Sie wird regelrecht zur Pflicht, wenn man, wie Viva Audio, für die Signalverstärkung durchweg auf Röhrenelektronik setzt. Nun kommt man allein mit Glimmkolben im leistungsintensiven Subwoofer-Bereich allerdings nicht allzu weit, zumal Viva aus klanglichen Gründen konsequent auf Watt-ärmere Trioden setzt, die überdies zugunsten der absolut sauberen Signalverstärkung auch noch im Single-Ended-Betrieb eingesetzt werden. Deshalb erfolgt die Tiefton-Amplifizierung hybrid: Die Vorstufe in Class A ist mit dem Röhrenpaar 6N1Pi und 6H30Pi bestückt, für die Power sorgt dann eine Endstufe in Class D. Der hieraus resultierende Hybrid-Verstärker kombiniert also das harmonische Klangbild der Röhre mit der Kraft und Effizienz des Schaltverstärkers. Pro Seite des Nuda-Systems kommt ein eigener externer Hybrid-Verstärker zum Einsatz, der 160 Watt zur Verfügung stellt.
Edelste Röhrenelektronik als optimale Verstärker-Lösung
Auch diese ausgelagerten Kraftwerke stecken dank Designer Alessandro Costanzia in einem formvollendeten Gehäuse aus Aluminum. Front und Korpus werden, wie es bei allen Elektronik-Komponenten von Viva Audio üblich ist, im Finish nach Wunsch des Kunden realisiert. Auch hier kann die Manufaktur Wünsche bis hin zu erlesenen Automotiv-Lackierungen in Maranello-Rot oder Sindelfingen-Schwarz realisieren. Soweit die Komponenten des Nuda. Laut Viva Audo kann dieses Vier-Wege-Lautsprechersystem mit einer großen Bandbreite an Verstärkern betrieben werden. Die maximale Performance sei jedoch nur mit den hauseigenen Verstärkern erfahrbar. So stammt also auch die zuspielende Elektronik unseres Test-Setups von Viva Audio: Als Mono-Endstufen agieren zwei Viva Aurora, die jeweils mit einer 211 und drei 845 alleredelst ausgestattet sind, als Vorstufe fungiert die L1, die mit zwei 6C45Pi bestückt ist. Also: allein Röhren als Verstärkerelemente, ausschließlich Trioden-Typen – und die Schaltung beider Verstärker ist in reinem Class A realisiert und dabei frei von jeglicher klangverunklarenden Gegenkopplung.
Maßgeschneiderte Manufaktur-Fertigung
Fürs komfortable Musikhören streamen wir die Musik via Qobuz vom Tablet zum kleinen Bluesound Node, die Wandlung übernimmt mit dem Numerico DAC dann wieder eine Viva-Audio-Komponente. So steht zwischen den beiden Nuda-System-Seiten ein üppig bestücktes Rack voller Edel-Elektronik. Wer eine andere, eventuell nicht so komponentenreiche Lösung wählt, kann das Rack auch in halber Breite bauen lassen. Hier ist es dual und dreietagig ausgeführt – und wie der Rahmen der Lautsprecher mit wunderschönem Makassar-Holz furniert, welches anschließend mit einer Hochglanzlackierung veredelt worden ist. So präsentiert sich das Nuda in unserem Test-Setup. Es kann aber auch ganz anders realisiert werden, denn wie gesagt: Viva Audio ist eine Manufaktur, die Italiener können eine genau an das Ambiente des Kunden angepasste Lösung kreieren. Vor Ort wird das Nuda vom Händler aufgebaut und eingerichtet – und soll aufgrund des „Out Of The Box“-Anspruchs ja in jedem Raum ohne große akustische Optimierung spielen. Wir sind gespannt!
Das Viva Nuda in der Praxis
Neues System, neuer Raum – da starten wir mit vertrauter Musik: „Morph The Cat“ von Donald Fagen. Bei so einem leistungsstarken System beginnen wir zudem mit niedriger Lautstärke. Bereits jetzt bietet die Wiedergabe alles, was wir an diesem Track so lieben. Der berüchtigte mördertiefe Bass, der gleich den Beginn zum Hinhörer macht, hat schon jetzt ein wunderbares Volumen und den vollen Tiefgang. Beim Schlagzeug vernehmen wir den Punch der Bassdrum, den Attack der Snare – und trotzdem die leise, feine und vetrackte Hi-Hat-Arbeit. Auch die anderen Instrumente sind hier schon hervorragend und in stimmiger Balance präsent. Das ist eine Kunst, denn „Morph The Cat“ ist mannstark besetzt, neben Donald Fagen spielen 13 Musiker mit, darunter drei Gitarren, eine komplette Bläsersektion und ein Background-Chor. Trotzdem sind selbst die Mittelstimmen der Bläser und die Verläufe der Background-Gesänge nachverfolgbar. Eine derartige Durchhörbarkeit und Komplettheit der Musikwiedergabe bei niedrigem Pegel haben wir selten erlebt.
Herrliche Stimmigkeit
Jetzt geben wir mal ordebtlich Gas: Das bedeutet beim Nuda samt Elektronik, dass wir noch nicht mal zu einem Viertel aufdrehen, um einen Pegel zu erreichen, der keine Fragen mehr offen lässt. Uff! Auch bei diesem Lautstärke-Level bleibt die Wiedergabe wunderbar entspannt. Man merkt und spürt, welche immense Leistungseffizienz die Hörner haben und mit welcher Mühelosigkeit sie diese Power liefern. Der machtvolle Bass hat nun einen Schub, der uns wohligen Druck auf den Körper auslöst. Dies geschieht im Verbund mit der Bassdrum, die mit jedem Tritt diesen Druck im Magen intensiviert. Trotzdem sind Bass und Bassdrum bestens konturiert und sauber getrennt wahrnehmbar, obwohl Freddie Washington und Keith Carlock mit perfekter Präzision genau auf den Punkt spielen. Weil die Studio-Asse so präzise sind und das Nuda diese Akkuratesse perfekt wiedergibt, groovt die Wiedergabe absolut stimmig – und diese herrliche Stimmigkeit erleben wir mit dem Nuda auch beim Zusammenspiel der gesamten Band.
Sensationelle Präsenz und Plastizität
Denn auch bei hohem Pegel mit machtvollem Bass und druckvollen Drums glänzt das Nuda mit dieser Wie-selbstverständlich-Wiedergabe, jedes Instrument ist mit Leichtigkeit heraushörbar – selbst die versteckten. So dämpft Wayne Kranz die Gitarrensaiten mit dem Handballen seiner Anschlaghand, sodass die Töne eher ein perkussives Rhythmus-Muster ergeben. Dieses Groove-unterstützende Palm Mute-Picking geht bei einem derartigen Musiker-Großaufgebot gerne unter – das Nuda hingegen zeigt es uns mit feinsten dynamischen Anschlagsnuancen in aller Klarheit und Präzision. Die Präsenz und Plastizität der Instrumenten-Abbildung ist sensationell. Das gilt ebenso für den Gesang. Das Nuda vollführt zudem das Kunststück, Fagens oft künstlich-scharf klingende Stimme natürlich-unangestrengt zu präsentieren. Das gelingt auch deshalb, weil das Lautsprechersystem allen Musikern reichlich Platz gewährt: Die Wiedergabe ist wunderbar weiträumig und offen. Hier zahlt sich der Supertweeter aus: Er vermittelt mit seiner Wiedergabe eine herrliche Freiheit und hebt die Begrenzungen durch den Hörraum auf. Die Wiedergabe besitzt auch dadurch eine fantastische Räumlichkeit.
Fantastische Tiefenstaffelung
Diese Dreidimensionalität wollen wir nun im Großformat erleben und besuchen die Opéra de Lyon: Hier führt Joyce DiDonato mit dem hiesigen Chor und Orchester die Arie „Io vi rivedo alfin“ aus Donizettis „Maria Stuarda“ auf. Der dunkle Beginn, der uns das nahende Unheil schon ahnen lässt, ist doppelt eindrucksvoll: Gleich mit dem ersten Ton versetzt uns das Nuda in die Nationaloper, weil wir durch die wiedergegebenen Reflexionen die Saalgröße und die Atmosphäre des Orts spüren. Diese Immersion wird durch die Abbildung des Bühnengeschehens perfekt: Gleich das einleitende Orchester hat eine fantastische Tiefenstaffelung. Wir hören einen echten Klangkörper, in dem wir jede Instrumentengruppe verorten können: rechts die tiefen Streicher, bei deren absteigenden Melodielinie wir jeden Bogenstrich hören – wie auch den antwortenden helleen Geigen zur Linken. Weiter hinten übernehmen nun die Holzbläser, die gezupfte Streicher-Begleitung ist bis zu den rechtsaußen postierte Kontrabass mit jedem Saitenanschlag vernehmbar. Die Darstellung ist phänomenal dreidimensional!
Zum Leben erweckt
Wir hören selbst das Notenblättern der Musiker – diese Transparenz und Durchhörbarkeit ist schlicht grandios. Nun setzt, vorne an der Bühne stehend, die begnadete Joyce DiDonato ein – und abermals erleben wir die grandiose Gegenwärtigkeit, die herausragende Plastizität und Präsenz, mit der das Nuda Stimmen zum Leben erweckt: Joyce DiDonato steht in Fleisch und Blut vor uns, wir hören den Schmelz ihrer Stimme, spüren die Innigkeit und Intensität ihres Gesangs, vernehmen jede zarte Wendung, jedes feine Vibrato, jeden Atmer – dieses Erlebnis ist zum Niederknien schön. Überragend ist auch die Wiedergabe des hinter der Sopranistin versammelten antwortenden Chors: Der Vokalisten-Verbund intensiviert die Tiefenwirkung der Abbildung, der Chor erscheint zudem nicht als amorphe Stimmenwand, sondern lässt uns wirklich einzelne Sänger wahrnehmen, so dass wir wie beim Orchester das Großaufgebot an Mitwirkenden förmlich vor uns sehen können. So werden die Musiker für uns geradezu greifbar, so erscheint diese Wiedergabe echt, lebhaft, livehaftig.
Mitreißendes Erlebnis
Dies liegt auch in der superben Dynamik begründet, die dieses Hornsystem bietet. Die feinen Abstufungen, die Dirigent Riccardo Minasi mit dem Orchester vollführt, verleihen der Wiedergabe Vitalität und intensivieren den Wie-echt-Eindruck. Das gilt auch für die Orchestertutti, die das Nuda mit ansatzlosem Wumms liefert: Bis hin zur donnergleichen Pauke hat der Klangkörper eine mühelose Mächtigkeit, die selbst unser Sofa in Schwingung versetzt. Trotzdem bleibt die Wiedergabe frei von jeglichen Kompressionseffekten. So dynamisch klingt ein großbesetztes Orchester im realen Raum – und im Verbund mit dem stimmstarken Chor und dem strahlenden Sopran ist das Finale auch in seiner dynamischen Fulminanz ein mitreißendes Erlebnis. Wow! Dieses Dynamik entfesselt das Nuda auch bei „Godzilla’s Birthday“: Der Drum-Großmeister Charly Antolini, der kongeniale Percussionist Nippy Noya und die Bass-Legende Wolfgang Schmid feiern hier einen furiosen Monster-Geburtstag: Der Track groovt wie Hölle. Dafür sorgt auch Schmids flotter Wahnsinns-Bass mit sattestem, raumfüllenden und trotzdem sauber-konturiertem Tiefst-Ton, …
Dynamik-Feuerwerk vom Feinsten
…. vor allem aber das schlagfertige Duo Noya/Antolini, das hier ein Dynamik-Feuerwerk vom Feinsten liefert. Was Noya mit seinen flinken Händen, die wir förmlich über die Felle der Kongas fliegen sehen, spielt, ist schon großes Kino. Dann zeigt Antolini in seinem Solo-Part unter Einbeziehung des gesamten Drumkits seine perkussive Kunstfertigkeit: Mit dem linken Fuß tritt er beständig die Hi-Hat, wir vernehmen das Metall der dezent aufeinandertreffenden Becken. Mit den anderen drei Gliedmaßen bearbeitet Antolini gleichzeitig, mit Leidenschaft, Vitesse und Verve, Bassdrum und Toms, Becken und Snare. Wir erleben jede feine Abstufung, ansatzlose Hiebe, die uns zusammenzucken lassen, hören das Holz der Sticks auf den Kunststoff der Felle prasseln, die bespannten Kessel mitschwingen, den gesamten Trommelverbund resonieren, den Snareteppich rasseln – es ist eine Lehrstunde, in der wir artistisch Antolinis Miesterschaft erleben und akustisch jede Trommel vorgeführt bekommen und erfahren, wie ein perfekt gestimmtes Schlagzeug klingt und harmonisch schwingt.
Die Seele der Musik
All diese Wiedergabe-Meriten haben wir im weiteren Verlauf der Session immer wieder mit verschiedensten Musiken aus unterschiedlichsten Genres erlebt: Die großartige Dynamik in aller Härte etwa bei „Nation Of Wussis“ von Infected Mushroom, die famose Dreidimensionalität und das abgrundtiefe Bassvermögen bei „Kiss in Blue“ von Yello, die magische Stimmabbildung bei „Strange Fruit“ von Dominique Fils-Aimé, die Durchhörbarkeit bei „Fear Innoculum“ von Tool, die plastische Instrumentendarstellung bei Mozarts fünfter Klaviersonate, die Manuel Barrueco auf der Konzertgitarre spielt. Zum Schluss wollen noch einmal die Auflösung und Klarheit, die Abbildungskraft und Räumlichkeit genießen – mit Rachel Podgers Geigen-Adaption von Bachs erster Cello-Suite. Die renommierte Violinistin spielt in der Londoner Royal Academy of Music auf ihrer Pesarinius-Violine von 1739 – und Podgers inniges Spiel, der charakteristische Klang der singenden Barockgeige und der uns einhüllende Hall des Saals fügen sich dank der Nuda zu intimen Meditation, in der die Seele der Musik real erfahrbar ist.
Fazit
Das Viva Nuda erweist sich als optisch wie akustisch spektakuläres Lautsprechersystem. Im Design beeindruckt der hornbewehrte Vier-Wege-Schallwandler durch seine skulptural-geschwungene Erscheinung und seine ungewöhnliche horizontale Ausrichtung, die das dreiteilige Ensemble als Klang-Landschaft in das Wohn-Ambiente integriert. Hier kann das Nuda zudem, weil Viva Audio eine Manufaktur ist, perfekt zum Interieur passend realisiert werden. Akustisch liefert das Nuda dann „Out Of The Box“ , also ohne Raumakustik-Optimierung, eine herausragend homogene und natürliche Performance. Die Wiedergabe beeindruckt mit immenser Klarheit, großartigem Auflösungsvermögen und herrlicher Offenheit. Überragend sind die Plastizität und Dreidimensionalität: Wir haben selten eine derart überwältigende Räumlichkeit und Tiefenstaffelung erlebt und Stimmen sowie Instrumenten mit solch fantastischer Präsenz, Intensität und Innigkeit gehört. Diese mitreißende Wiedergabe verdankt sich auch der fulminanten Dynamik und dem kraftvollen abgrundtiefen Bass, den ein aktiver Subwoofer ermöglicht. Diese Performance-Qualität hat ihren Preis – doch wer ihn zu zahlen bereit ist, wird mit einer atemberaubend realistischen Wiedergabe belohnt.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Roman Maier
Klasse: Luxury-Klasse
Preis/Leistung: angemessen
Technische Daten
Modell: | Viva Audio Nuda |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher, Lautsprechersystem |
Preis: | ab 172.900,00 € |
Garantie: | 3 Jahre |
Ausführungen: | - Supertweeter: Gold, Black Chrome - Hörner: Dunkelgrau, Schwarz (Matt-Lackierung)* - Rahmen: Furnier in gewünschter Holzsorte oder Lackierung (matt oder hochglänzend) in gewünschter Farbe - Hybrid-Verstärker: Dunkelgrau, Gelb (Matt- oder Hochglanz-Lackierung)* *andere Farben auf Anfrage |
Vertrieb: | IBEX Audio GmbH, Heidenheim +49 7321 25490 ibex-audio.eu |
Abmessungen (HBT): | - Lautsprecher: 1169 x 1270 x 629 mm / Seite (Herstellerangabe) - externer Verstärker für Tieftöner: 185 x 410 x 410 mm |
Gewicht: | - Lautsprecher: 150 kg / Seite (Herstellerangabe) - externer Verstärker für Tieftöner: 25 kg / Stk. (Herstellerangabe) |
Prinzip: | 4 Wege, teilaktiv (aktiver Subwoofer), Horn (Hochmitteltöner und Mittelttieföner) |
Superhochtöner: | 1 x 19 mm (Polyester-Membran, Kompressionstreiber) |
Hochmitteltöner: | 1 x 36 mm (Titan-Membran, Kompressionstreiber mit Horn) |
Mittelttieföner: | 1 x 203 mm (Konus-Chassis mit Papier-Membran, mit Horn) |
Tieftöner: | 1 x 381 mm (Konus-Chassis mit Papier/Faser-Membran) |
Frequenzbereich: | 20 Hz - 25 kHz (±3 dB) (Herstellerangabe) |
Übergangsfrequenzen: | 130-140 Hz / 1 kHz /15 kHz (Herstellerangabe) |
Leistung des Subwoofer-Verstärkers : | 160 W (Herstellerangabe) |
Röhren des Subwoofer-Verstärkers (Vorstufe): | - 1 x 6N1Pi - 1 x 6H30Pi |
Lieferumfang: | - Viva Nuda (Lautsprecher, Rahmen, Hybrid-Verstärker für Tiefton) - Aufbau und Einrichtung beim Kunden vor Ort |
Ergänzende Komponenten des Test-Setups: | - DAC Viva Numerico (21.500,00 €) - Vorverstärker Viva L1 (14.990,00 €) - Mono-Endstufe Viva Aurora (64.500,00 € [Paar]) |
Pros und Contras: | + außergewöhnliches Design + überaus natürliche, homogene und verfärbungsfreie Schallwandlung + exzellente Plastizität der Abbildung mit fantastische Präsenz und Intensität von Stimmen und Instrumenten + überragende Räumlichkeit der Wiedergabe mit toller Tiefenstaffelung + immense Klarheit und Transparenz + großartiges Auflösungsvermögen mit stupendem Detailreichtum + grandiose Impulstreue, lebendige Wiedergabe mit packender Fein- und Grobdynamik + abgrundtiefe, kraftvolle Bässe + volles und komplettes Klangbild bereits bei geringer Lautstärke saubere, mühelose und entspannte Wiederabe auch bei hohen Pegeln + Lautsprechersystem spielt in jedem Ambiente auch ohne akustische Raumoptimierung + ausgezeichnete Fertigungs-Qualität + Manufaktur-Fertigung auf und nach Wunsch des Kunden - Platzbedarf |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Empfehlung |
Klasse: | Luxury-Klasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Gehört mit: | - Vorverstärker: Viva L1 - Mono-Endstufe: Viva Aurora - D/A-Wandler: Viva Numerico DAC - Streamer: Bluesound Node - Musikstreaming-Dienst: Qobuz |