Home » Tests » HiFi/Stereo » Audiolab 6000A – Der Verstärker mit Sinn für die feinen Details
25. November 2018von Martin Sowa
Redakteur
Mit dem stetigen Wandel der Musikwiedergabe steigen nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Anforderungen an HiFi-Komponenten. Der Verstärker 6000A von Audiolab verkörpert ein Paradebeispiel für die Verschmelzung klassischer HiFi-Komponenten mit modernen Qualitäten und bietet eine ganze Reihe von Gründen, ihn ausführlicher zu betrachten.
Bereits seit den früheren 1980er Jahren ist Audiolab in der HiFi-Branche aktiv, gegründet wurde die inzwischen als Traditionsunternehmen sehr geschätzte Firma im englischen Cambridge. Zwischenzeitlich firmierte man nach einer Übernahme für ein paar Jahre unter dem Namen „TAG McLaren“, was sich bei weiterhin hoher Qualität allerdings auch in erhöhten Preisen bemerkbar machte. Diese Phase ist aber glücklicherweise bereits seit vielen Jahren Geschichte und mit der Rückkehr zum Namen „Audiolab“ folgte die Besinnung auf die ursprünglichen Tugenden – unter anderem und vor allem, erschwingliche HiFi-Produkte für anspruchsvolle Musikhörer zu entwickeln. Daran wird nun nicht mehr gerüttelt und das freut den Kunden. Der kommt nämlich aus diesem Grund mit dem 6000A in den Genuss eines hervorragenden Verstärkers, der für gerade einmal 799 Euro (UVP) zu haben ist.
Traditionell gutaussehend
Bei Audiolab ist nicht nur ein bemerkenswertes Preis-Leistungsverhältnis Tradition, auch die Design-Entwürfe sind durchweg von klaren Strukturen und einem unaufgeregten, funktionsorientierten Stil geprägt. Ausschließlich optisch motivierte Spielereien gibt es quasi nicht, lediglich ein paar Details sind dem Gesamtbild entsprechend modelliert. Das trifft zum Beispiel auf die großzügig abgerundeten Ecken des Displays zu, das sich damit den kreisrunden Bedienelementen und dem Kopfhörer-Anschluss in der Front anpasst. Ein ansehnliches und bewährtes Konzept, das man unter anderem auch vom 8300A sowie den bereits von uns getesteten M-One und M-DAC mini kennt. Wie gehabt gibt es bei der Wahl der Gehäusefarbe die Optionen Schwarz und Silber, letztere setzt das schwarz hinterlegte Display dank des Kontrasts besonders gut in Szene.
Unabhängig von der Farbe gilt festzuhalten, dass das Gehäuse des 6000A makellos verarbeitet ist und insbesondere an Ecken, Kanten und sonstigen Übergängen hervorragende Detailarbeit demonstriert. Die Bedienelemente rasten sicher in die einzelnen Stufen ein, lassen sich zugleich aber auch leichtgängig und komfortabel drehen. Auch der An/Aus-Knopf verfügt über einen sehr angenehmen Druckpunkt. Durch diesen Bedienkomfort und dank der schlanken und flachen Abmessungen – die Grundfläche beträgt 44,5 x 30 Zentimeter bei einer Höhe von nur 6,5 Zentimetern – erscheint die eigentlich robuste Form fast schon filigran. Sogar die massive Aluminium-Front wirkt optisch angenehm leicht, obwohl der Audiolab-Verstärker insgesamt fast acht sehr ernstzunehmende Kilogramm auf die Waage bringt. Dieses Gewicht ruht auf vier massiven und rutschsicher gummierten Standfüßen, die den Verstärker ohne Wenn und Aber an dem ihm zugeteilten Platz halten.
Analog, digital, drahtlos
Optisch weist der 6000A wie bereits erwähnt deutliche Parallelen unter anderem zum 8300A auf, der Blick auf das Anschlussfeld offenbart allerdings einen sehr relevanten Unterschied der beiden Verstärker. Im Gegensatz zum rein analogen Kollegen verfügt der 6000A nämlich über eine großzügige Palette digitaler Eingänge. Vier Stück sind es insgesamt, jeweils zwei für den Anschluss von Koaxial- und von optischen Digitalkabeln. Damit ist auch klar: Der Verstärker benötigt keinen externen D/A-Wandler, er hat den DAC bereits an Bord. Hier handelt es sich um den bewährten ES9018 aus der Referenzserie Sabre 32, der unter anderem auch im M-DAC mini seinen Dienst verrichtet. Bereits seit 2011 greift Audiolab auf diesen Chip-Typen zurück und hat die Abstimmung in seinen Komponenten im Laufe der Jahre kontinuierlich verbessert. Dadurch soll das ohnehin schon geringe Rauschen weiter reduziert und gleichzeitig der Dynamikumfang erhöht werden – was der M-DAC mini bereits erfolgreich demonstrierte, soll sich dementsprechend auch im Hörtest dieses Verstärkers bemerkbar machen. Interesse hat der integrierte DAC mit der Aussicht auf eine Auflösung bis zu 192 kHz/32 Bit jedenfalls schnell geweckt – dabei repräsentieren die digitalen Eingänge nicht einmal den größten Teil der Anschlussvielfalt des 6000A.
Wie es sich für einen Verstärker gehört, verfügt unser Testgast nämlich auch über drei analoge Cinch-Eingänge, einen Phono-MM-Eingang sowie einen passenden Pre-Out-Anschluss. Dazu versteckt sich fast schon schüchtern ein kleines Bluetooth-Logo im Zentrum des Anschlussfeldes. Überraschend zurückhaltend, angesichts der Tatsache, dass man dem 6000A hier drahtlos auf aptX-Niveau Musik zuspielen kann. Wer diese über Lautsprecher wiedergeben möchte, nutzt zu diesem Zweck die beiden robusten Schraubklemmen-Paare, die sich auf der linken Seite des Verstärkerrückens befinden. Hier werden sich vermutlich in den meisten Fällen Regalboxen über die Verbindung zum 6000A freuen, da dieser mit einer Ausgangsleistung von 2x 50 Watt (an 8 Ohm) eher auf kompakte Schallwandler ausgelegt ist – der ihm ähnliche 8300A verfügt hier mit 2x 75 Watt über etwas größere Kraftreserven. Allerdings hat unser Testgast auch mittelgroße Standboxen hervorragend versorgt – hinsichtlich passender Spielpartner lohnt übrigens durchaus der Blick ins Portfolio von Wharfedale, Mission oder Castle.
Der Anschluss der gewählten Schallwandler geht grundsätzlich leicht von der Hand, der 6000A verfügt erfreulicherweise über ausreichend Freiraum an seinen Schraubklemmen. Dieser bewahrt sogar Besitzer kräftigerer Finger vor Frustration. Alternativ kann die Ausgabe der Tonsignale natürlich auch über den ebenfalls integrierten Kopfhörer-Verstärker und den bereits erwähnten 6,3-Millimeter-Anschluss in der Front erfolgen. So kann man auch mit Rücksichtnahme auf seine Mitmenschen die Qualitäten des 6000A genießen.
Für Melodien gemacht, für alles bereit
Rücksicht wird man allerdings nur nehmen müssen, wenn besagte Zeitgenossen zufällig gerade schlafen oder hochkonzentriert arbeiten müssen. Ansonsten weiß der 6000A nämlich auf Anhieb sämtliches Interesse auf sich zu ziehen – der Hörtest ist kaum gestartet, schon werden die ersten neugierigen Köpfe durch den Spalt der angelehnten Tür gesteckt. Dabei macht sich der Audiolab-Verstärker gerade bestenfalls ein wenig warm, während er das in CD-Qualität zugespielte „All Along The Watchtower“ von Jimi Hendrix zum Leben erweckt. Im wahrsten Sinne des Wortes, der Song klingt jetzt wesentlich dynamischer und intensiver als wir ihn in Erinnerung haben. Sehr agil und begeisterungsfreudig begleitet der 6000A die wilden Kunststücke von Hendrix‘ Gitarre, ohne dabei seine ihm eigene Ruhe zu verlieren. Insbesondere die fast zur Eskapade neigenden Soli driften bei manchen HiFi-Komponenten schon mal ein wenig in schrille Frequenzen ab, die der Audiolab-Verstärker aber mühelos und äußerst elegant ausbalanciert. Zudem ergänzt er die Mitten und Höhen durch eine sehr intensive und kraftvolle Tieftonwiedergabe, die ein sowohl ausgewogenes als auch hervorragend pointiertes Gesamtbild bewirkt.
Dieser erste Eindruck weckt umgehend Vorfreude auf das, was wohl von höher aufgelösten Titeln zu erwarten ist, wirft allerdings zugleich auch die Frage auf, ob die Klangqualität überhaupt noch zu steigern ist. Die Antwort ist schnell gefunden, natürlich ist es auch dem 6000A möglich, aus entsprechendem Quellmaterial noch präzisere Feinheiten herauszuholen – was ihm aufs Vortrefflichste gelingt. Der Detailgrad von „The Package“ (A Perfect Circle) scheint seit der letzten Hörsession deutlich gewachsen zu sein und der Audiolab-Verstärker haut hier ein ordentliches Pfund raus. Das noch relativ stille und klanglich eng umrissene Intro gewinnt mit dem Einsatz des Basses direkt spürbar an Volumen. Sofort spielt der 6000A seine enormen Stärken in der räumlichen Darstellung aus, die sich nach gut vier Minuten mit den nun immer kraftvolleren Gitarrenriffs noch einmal potenziert. Eine extrem intensive Performance, der es aber weder an Natürlichkeit noch Staffelung mangelt und die echtes Live-Feeling transportiert. Mit jeder akustischen Ergänzung baut der 6000A seine stetig wachsende virtuelle Bühne aus, ohne dabei bereits etablierte Details zu vernachlässigen oder zu überlagern.
Insofern überrascht es nicht, dass dem Audiolab-Verstärker trotz seiner prinzipiell grenzenlosen Bandbreite vor allem melodiöse Titel liegen. Wer auf krachenden Sound steht, kann sich natürlich auch gern an entsprechenden Tracks aus dem Bereich (Nu)Metal und Co bedienen und wird ebenso auf seine Kosten kommen. Sogar höhere Pegel oberhalb der Zimmerlautstärke meistert der Verstärker spielend und behält trotzdem seinen sauberen und klaren Klang bei. Dementsprechend erweist sich auch das immer wieder imposante „Leaving You With This“ der Emil Bulls als ein akustischer Tsunami, den der 6000A mit größtmöglicher Wucht über uns hereinbrechen lässt – wirklich gefordert ist er dadurch jedoch bei Weitem nicht. Das ist ihm überhaupt nicht vorzuwerfen, er präsentiert auch hier jedes Detail mit perfekter Dynamik. Doch er bekommt gar nicht die Chance, so richtig aufzublühen. Dafür ist er ein viel zu großer Ästhet und Feingeist, der eben auch die filigranen Nuancen der Musik zu schätzen weiß.
In dem Moment ist er quasi ein bisschen wie ein Fußballer mit fabelhaften Freistoß-Qualitäten, der sich auf einmal in der Innenverteidigung wiederfindet und nur noch den Ball nach vorne schlagen soll. Da man bei Audiolab sicherlich nicht so viel Zeit in die Entwicklung gesteckt hat, damit wir den Audiolab-Verstärker jetzt unterfordern, darf er sich – nach dem kurzen Ausflug in die Welt der reinen Klanggewitter – deshalb bei „Remember the Future“ von Marc Rizzo umgehend wieder entspannteren und vielschichtigeren Klängen widmen. Der vom Flamenco-Touch geprägte Chill-Out-Titel lässt den 6000A sofort wieder ein Maximum an Details in einer maximal natürlich und realistisch klingenden Darstellung auffahren. Nicht nur die Musik, auch die Naturgeräusche im Hintergrund bereitet er mit einer so großen Präzision auf, dass man nur kurz die Augen schließen muss und sich beim sanften Wellenrauschen und Vogelzwitschern sofort an den Strand versetzt fühlt.
Fazit
Bereits mit seinen in allen Belangen hervorragenden Qualitäten darf sich der 6000A von Audiolab durchaus als nahezu konkurrenzlos bezeichnen. Sein überragendes Preis-Leistungsverhältnis macht ihn dann endgültig zu einem ganz heißen Tipp in der gehobenen Mittelklasse. Wie man es vom britischen Traditionsunternehmen kennt, gehen makelloses Design, beste Materialgüte und ein hervorragender Klang auch hier Hand in Hand. So möchte man den 6000A am liebsten gar nicht mehr aus derselben geben…
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
97 of 100
95 of 100
94 of 100
Technische Daten
Modell: | Audiolab 6000A |
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Produktkategorie: | Verstärker |
Preis: | 799,00 Euro (UVP) |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - schwarz - silber |
Vertrieb: | IAD, Korschenbroich Tel.: 02161 / 617830 www.audiolust.de |
Abmessungen (HBT): | 65,5 x 445 x 300 mm |
Gewicht: | 7,8 kg |
Ausgangsleistung: | 2x 50 Watt (8 Ohm) |
D/A-Wandler: | ES9018K2M |
Abtastraten: | bis 192kHz/32Bit |
Eingänge: | 2x optisch 2x koaxial Bluetooth 3x Cinch 1x Phono (MM, Cinch) |
Ausgänge: | 1x Cinch 1x Kopfhörer (6,3 mm) |
Lieferumfang: | - Audiolab 6000A - Fernbedienung - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - sehr gute Verarbeitung - erstklassiger DAC - Bluetooth-Empfang - vielseitige Anschlussmöglichkeiten - hoher Bedienkomfort |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |