Home » Tests » Q Acoustics 3030i – preislich attraktive Regalbox mit Standlautsprecher-Charakter
13. Februar 2020
von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerMit der 3030i erweitert Q Acoustics seine beliebte 3000er-Serie um den nun größten Regallautsprecher. Die Verarbeitung ist bemerkenswert, die Ausstattung üppig und der Klang einfach richtig gut. Die Auskunft auf dem Preisschild lässt mich dann zweimal hingucken.
Der Bekanntheitsgrad einer Marke geht nicht immer mit der Qualität ihrer Produkte einher. Schaut man sich auf dem deutschen HiFi- und Heimkino-Markt um, gibt es nur wenige Marken die auch unerfahrenen Technik-Einsteigern ein Begriff sind. Steckt man tiefer in der Materie, tauchen dann immer wieder Marken auf, die man anfangs nicht auf dem Schirm hatte, die aber so richtig was zu bieten haben. Marken, die sich nicht hinter großen Marketing-Kampagnen verstecken, sondern durch Leistung überzeugen. Q Acoustics ist so ein Label, das für die bestmögliche Klangqualität zu erschwinglichen Preisen steht. Wie ernst es die Briten meinen, das hat unser Test der 3020i bewiesen. Jetzt stellt Q Acoustics die etwas größere, aber noch immer kompakte 3030i zum Preis von 399 Euro vor – für das Paar wohlgemerkt! Wir sind das erste Testmagazin, dass die schicken Regallinge im Hörraum hat. Und die sind viel mehr als nur ein Geheimtipp!
Saubere Arbeit
Zum Preis kommen Materialqualität und Verarbeitung. Auffällig ist zunächst die typisch geschwungene Gehäuseform. Statt spitzer Ecken setzt Q Acoustics auf sanfte Rundungen. Das kenne ich auch schon von den anderen Familienmitgliedern der 2019 vorgestellten 3000i-Serie. Von ihr ist mir auch die wirklich sehr gute Verarbeitung bekannt. Die führt sich in der 3030i fort. Auch hier ist das Folienfurnier absolut fehlerfrei aufgezogen. Etwas anderes als Folie ist bei diesem Preis gar nicht möglich. Wer aber glaubt, dass die Oberfläche billig wirkt, der irrt. Hat man die Box vor sich stehen, kann man den aufgerufenen Preis kaum glauben. Sichtbare Fugen zwischen den Stoßkanten gibt es hier (selbstverständlich) nicht. Die penible Arbeit macht sich auch bei den bündig eingelassenen Chassis bemerkbar, die sauber in der Schallwand sitzen. Da habe ich auf jeden Fall schon deutlich teurere, zugleich aber weniger gut verarbeitete Schallwandler kennen gelernt.
Dedizierte Eigenentwicklung
In der Regel kommen Regallautsprecher im Zwei-Wege-Design daher. Erwartungsgemäß ist das auch bei der 3030i der Fall. Meine Erwartungen werden bei genauerem Hinsehen der hier eingesetzten Technik aber schnell übertroffen. Zunächst ist das mit sogenannten P2P-Verstrebungen (Punkt zu Punkt) versteifte Gehäuse zu nennen, das Entstehung von Vibrationen und Störgeräuschen auf ein Minimum reduzieren soll. Sehr gut! Statt einfacher Chassis von der Stange, setzt Q Acoustics dazu auch in seiner Einstiegsserie auf dedizierte Eigenentwicklungen. Der 165 Millimeter durchmessende Tief-/Mitteltöner verfügt über eine Membran aus imprägniertem, beschichtetem Papier. Mit der hier gewählten Konusform verspricht Q Acoustics zudem eine optimale Balance zwischen Verwindungssteifheit, Festigkeit und Eigendämpfung. Besonders ist auch der Hochtöner. Er ist mit einer großen 25 Millimeter-Kalotte ausgerüstet, deren elastische Aufhängung ihn von der Schallwand entkoppelt. So wird sie weitestgehend vor äußeren Einflüssen geschützt, was sich in einer klareren, freieren und brillanteren Hochtonwiedergabe darstellen soll.
Mit Details zum Unterschied
Die genauere Untersuchung bringt dann einige weitere Details ans Tageslicht: Eines wäre das große Reflexport auf der Gehäuserückseite. Statt eines einfachen Papprohres mit einfachem Austritt setzen die Briten in jedem 3000i-Modell auf einen strömungsoptimierten, bündig angesetzten Auslass, der auch unter höheren Lautstärken nicht dazu neigt, sich akustisch bemerkbar zu machen. Nerviges Pfeifen oder tieffrequente Luftbewegungen sind hier schlichtweg nicht zu hören. Wenige Zentimeter darunter sitzt dann das eher aussergewöhnlich erscheinende Anschlussfeld. In Single-Wire-Variante ausgelegt, ragt es nicht soweit heraus wie die sonst typischen Schraubklemmen. Stattdessen sitzt es leicht vertieft im Gehäuse. Der Vorteil hier: Die 3030i kann näher an die Wand gerückt werden, ohne dass die Funktionalität beschnitten wird. Bananas, Kabelschuhe und unkonfektionierte Leiter können hier selbstverständlich genauso verbunden werden, wie man es von der klassischen Variante kennt.
Unbedingt einspielen lassen
Bevor es nun in den Hörtest geht, noch eine wichtige Info: Die 3030i benötigt Einspielzeit. Schon nach etwa zwei Stunden spielt sie deutlich intensiver, durchzugsstärker und agiler als direkt nach dem Auspacken. Gönnen Sie ihr also ein bisschen Zeit, idealerweise auch mehr als die besagten zwei Stunden. Es lohnt sich. Nachdem die Einspielphase meiner nagelneuen 3030i beendet ist, geht es endlich in den Hörtest. In diesem Fall mit mit ehrlicher, handgemachter Musik und Joe Bonamassa mit „The Meaning Of The Blues“. Den Anfang machen hier Drums und das markante Gitarrenspiel des US-Künstlers. Kurz darauf strömt die tiefe, markante Stimme Bonamassas voluminös und ohne Schönfärbung aus den beiden 3030i. Der Gesangspart ist extrem detailliert. Der Sound ist klar und irgendwie auch geschmeidig. Zugleich wird alles auf eine schön breit gestaffelte Bühne gestellt, die sogar ein wenig über die physischen Standpunkte meiner Lautsprecher hinaus reicht.
Auf den Geschmack abstimmen
In diesem Zusammenhang: In meinem Test habe ich die beste räumliche Wiedergabe mit leicht auf den Hörplatz ausgerichteten Lautsprechern erlebt. Die beiden Schallwandler hatten dabei einen Abstand zur Rückwand von knapp 40 Zentimetern. Meine beiden Testgäste lassen sich theoretisch sogar noch etwas näher an die Wand bringen. Das geht dann mit einer leichten Erhöhung im Bass, aber auch mit einem leichten Kontrollverlust einher. Wer auf punchige Rocksongs mit viel Grundtoneinsatz steht, kann seine Q Acoustics aber gern näher an die Wand stellen. Geht es in dem gewählten Genre allerdings tief und voluminös zur Sache, empfehle ich etwas mehr Abstand zur Wand. Die perfekte Distanz ist aber immer abhängig von den räumlichen Gegebenheiten und dem persönlichen Hörgeschmack. In meinem Fall waren es die besagten 40 Zentimeter. Alternativ lässt es sich aber auch noch ein bisschen mit dem Verschließen der rückwärtigen Reflexports experimentieren.
Ausgewogen, nicht langweilig
Ist der Reflexkanal verschlossen, spielt die 3030i dann nicht mehr so tief herunter wie zuvor. Diese Reduzierung im Tiefgang hat aber auch Vorteile. Jetzt klingt der ganze Song wesentlich straffer, konturierter, präziser. Und es gibt einen weiteren Vorteil: Der Aufstellungsort ist jetzt weniger kritisch, die 3030i wird in ihrer Platzierung flexibler. Ein wichtiger Punkt, wenn die Lautsprecher beispielsweise auf dem Sideboard neben dem Fernseher stehen und auch für die Reproduktion des TV-Sounds verantwortlich sind. Aber zurück zur Praxis. Hier spielt die Q Acoustics einfach nur schön und ausgeglichen auf. Ausgeglichen heisst hier aber nicht langweilig, sondern einfach nur befreit von nervigen Höhen oder fetten Bässen.
„The Meaning Of The Blues“ und auch andere Titel des Albums „Dust Bowl“ verwende ich immer wieder im Test. An ein derart unverfälschtes Klangbild, reproduziert von Schallwandlern dieser Größe und Preisklasse, kann ich mich aber beim besten Willen nicht erinnern.
3030i mit Temperament und Gefühl
Das will ich jetzt genauer wissen und lasse Norah Jones einige ihrer Songs vortragen. Zum Auftakt wähle ich den Titel „Shoot The Moon“ vom Album „Come Away With Me“. Hier zeigt sich, dass die 3030er nicht nur die kraftvollen Gitarren Bonamassas beherrschen. Nein, sie sind auch in der Lage die sensibleren und von breiterem Spektrum gekennzeichneten Melodien der mehrfachen Grammy-Award-Gewinnerin mit Temperament und Gefühl vorzutragen. Wie zuvor ist auch jetzt von Verfärbung kaum keine Spur. Alle hier eingesetzten Instrumente werden sehr schön und präzise auf der virtuellen Bühne platziert. Mittendrin die sanfte Stimme Norah Jones´, die selbst bei hohen Oktaven nicht ins Schwanken gerät. Auch wenn das sicherlich keine leichte Aufgabe ist, erledigt die 3030i diese Arbeit völlig klaglos und lässt sich etwaige Anstrengungen nicht im Ansatz anmerken.
Räumliche Intensität
Zum Abschluss meiner Hörsession gönne ich mir dann noch das ganz große Musik-Kino und nehme eine weitere Musikrichtung unter die akustische Lupe. Eine große Rockballade, „November Rain“ von Guns N‘ Roses. Jetzt wird es hart und weich, kratzig und sentimental – alles im steten Wechsel. Für die 3030i stellen Abwechslung und Tiefe dieses Stückes allerdings keinerlei Problem dar. Im Gegenteil, für mich ist es absolut verblüffend, was die beiden kleinen Lautsprecher aus diesem (nicht gerade perfekt aufgenommenen) Titel herausholen. Da wäre erst einmal dieser große, akustisch hell ausgeleuchtete Aufnahmeraum, in dem zunächst das Klavier den Ton angibt. Tastenanschläge kommen mit Hall und erhalten den nötigen Nachdruck. Alles so frei reproduziert, als stünde das Instrument vor mir in der Halle. Nach einem kurzen Schlagzeugeinsatz übernimmt dann die mal einschmeichelnde, mal explosive Stimme von Axl Rose das Kommando. Fragil, irgendwie aber auch stark und vor allem markant.
Aufdrehen lohnt
Ein guter Grund für einen Dreh am Lautstärkegeber des hier verstärkenden Edwards iA7W-Amps. Mit der Pegelerhöhung geht dann eine Erhöhung des Temperaments und der Spielfreude einher. Auch wenn ich die vielzitierte Zimmerlautstärke noch nicht erreicht habe, spielen die 3030i jetzt noch einen Tick agiler und irgendwie auch dynamischer. Dabei werden laute wie leise Passagen imposant akzentuiert und weiterhin sehr schön ausbalanciert wiedergegeben. So richtig erkenne ich das Können der Q Acoustics-Regallautsprecher aber erst zum Finale des Songs. Die hart angerissenen Gitarrensoli machen nämlich so richtig Spaß. Die kommen bei Lautsprechern dieser Kompaktheit nur selten in der gehörten Vehemenz rüber. Jetzt geht es so richtig ab. Dynamisch, agil, stimmig, mit Spielfreude und Lebendigkeit: Auch bei genauerem Hinhören keine Spur von kalter Analytik, Langeweile oder überzogener Mitten oder Höhen.
Fazit
Die 3030i ist ein gelungenes Upgrade im Regallautsprecher-Portfolio der 3000i-Serie. Mit ihr hat Q Acoustics einen ziemlich perfekten Kompromiss zwischen kompakten Regal- und klangstarken Standlautsprechern geschaffen. Obwohl nur unwesentlich größer als die 3020i, liefert die 3030i ein deutliches Plus an Volumen, Tiefgang und Leistungsfähigkeit. So wird sie dem Anspruch ihres Entwickler-Teams, das Live-Erlebnis der Musik zum Maßstab der Wiedergabe zu machen, vollauf gerecht. Tonal auf Langzeithörtauglichkeit ausgelegt, spielt sie kraftvoll und dynamisch auf. Zum Klang kommen Verarbeitung und Materialgüte: Auch in diesen Disziplinen zeigt die größte Regalbox aus dem Q Acoustics-Portfolio keine Schwäche. Im Gegenteil, in der Unter-400-Euro-Klasse wird es schwierig, ein so gut verarbeitetes und so effektiv ausgestattetes Lautsprecher-Paar zu finden, das es auch klanglich mit der 3030i aufnehmen kann.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
80 of 100
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Technische Daten
Modell: | Q Acoustics 3030i |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 399 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Arctic White - Graphite Grey - English Walnut - Carbon Black |
Vertrieb: | IDC Klaassen, Lünen Tel.: 0231 / 9 86 02 85 www.idc-klaassen.com |
Abmessungen (HBT): | 325 x 200 x 329 mm |
Gewicht: | 6,4 Kg/Stück |
Prinzip: | Zwei-Wege, Bassreflex |
Hochtöner: | 25 mm |
Tieftöner: | 165 mm |
Frequenzbereich: | 46 Hz - 30 kHz |
Lieferumfang: | - 3030i - magnetisch gehaltene Gewebeabdeckungen - Gummifüßchen - Bassreflexverschlüsse (Schaumstoff) - Anleitung |
Pros und Contras: | + zeitloses Design + dynamischer Grundton + flexible Aufstellungsmöglichkeiten + ausgewogene Hoch-/Mitteltonsektion + sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis - keine Contras |
Benotung: | |
Klang (60%): | 80/80 |
Praxis (20%): | 80/80 |
Ausstattung (20%): | 80/80 |
Gesamtnote: | 80/80 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |