Home » Tests » JVC Exofield XP-EXT1 – Imposanter Heimkino-Sound ganz ohne Lautsprecher
26. August 2020von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerMit seinem Exofield XP-EXT1 bringt JVC echtes Heimkino-Feeling auf den Kopfhörer. JVC nennt das „out of head“. Raum, Tiefe, Authentizität, Homogenität, alles da. Das funktioniert auch mit in Dolby Atmos und DTS:X-Audioformaten tatsächlich so gut, dass man fast das Gefühl hat, einem Lautsprecher-Set zu lauschen.
Schritte, Schüsse, Explosionen, Dialoge, Surroundeffekte: Um die gewollte Atmosphäre eines Hollywood-Blockbusters zu 100 Prozent zu erleben, ist ein besseres Soundsystem nötig. Entsprechende Heimkino-Systeme haben unsere Wohnzimmer längst erobert. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausführungen, Größen und Formen. Allerdings haben sie eines gemeinsam: Will man die Nachbarn oder die schlafenden Kinder nicht stören, ist ein solches System in den Abendstunden kaum noch nutzbar. Die Lösung dafür kommt von JVC und heisst Exofield XP-EXT1. Eine kabellose Kopfhörer-Alternative, die von einer Art Prozessor mit Signalen gespeist wird und ein Klangbild in 7.1.4 erzeugen soll. Selbstverständlich kann auch Eingangsmaterial in Stereo oder 5.1 auf 7.1.4 upgemixt werden. Was man dazu benötigt? Einen AV-Prozessor und einen Kopfhörer. Beides, sowie die benötigten Kabel finden sich im Lieferumfang. Zudem braucht es dann noch eine App. Die ist kostenlos im Apple- wie im Google Play-Store erhältlich, so dass es nach dem Auspacken gleich losgehen kann.
HDMI-Einbindung
Die Installation der Hardware ist genau so einfach, wie einen Kabelreceiver anzuschließen. Und sie ist in weniger als einer Minute erledigt. Genau genommen, wird der kleine JVC-Controller mit Strom versorgt und einfach zwischen Fernseher und Blu-ray-Player geklemmt. Im Grunde ist das hier nichts anderes, als einen AV-Receiver anzuschließen – ausser, dass hier das lästige Strippenziehen zu den verschiedenen Lautsprechern entfällt. Die Verbindung zum Blu-ray-Spieler erfolgt über einen der drei HMDI-Eingänge am Controller. Mit einem zweiten HDMI-Kabel geht man dann vom Ausgang des JVC an einen entsprechenden Eingang am Fernseher. Jetzt schalte ich noch auf den entsprechenden Kanal (z.B. HDMI 1), war es das dann auch schon. Was noch zu empfehlen wäre: Laden Sie den Kopfhörer zuerst auf. Wenn Sie ihn nämlich erstmal auf dem Kopf haben, wollen Sie ihn nicht mehr absetzen. So ging es mir zumindest …
App-Anpassung
Im nächsten Schritt geht es dann an die Einrichtung: Dafür lade ich mir zunächst die Exofield-App auf mein Smartphone und öffne diese. Anschließend wird der Kopfhörer per mitgeliefertem Miniklinken-Kabel mit dem Controller verbunden, eingeschaltet und auf den Kopf gesetzt.
Wichtig: Setzen Sie den Kopfhörer gleich so auf, dass er möglichst bequem sitzt. Am besten exakt so, wie sie ihn für eine längere Hörsession tragen würden. Das ist wirklich wichtig, denn die anschließend folgende Einmessung richtet sich nicht nach Ihrem Gehör, sondern nach der Ergonomie Ihrer Ohren. Über einen Fingertipp auf das Zahnrad-Symbol gelange ich dann ins Menü. Hier wähle ich „EXOFIELD Setup“ und anschließend „EXOFIELD matching“. Damit wird die individuelle Einmessung gestartet. Etwa eine Minute später ist der Vorgang abgeschlossen und die App berechnet anhand der ermittelten Daten ein auf meine Ohren angepasstes Preset. Insgesamt lassen sich übrigens Klang-Presets für bis zu vier verschiedene Nutzer anlegen.
Immer stabil
Installation und Einrichtung sind abgeschlossen, jetzt kann das Exofield XP-EXT1 also zeigen, was es klanglich drauf hat. Das funktioniert im Ablauf dann genauso, als würde ich den Film über meine Lautsprecher schauen. Kopfhörer aufsetzen, JVC-Controller einschalten, Blu-ray-Player einschalten, Film starten. Das zuvor für die Einrichtung benötigte Kabel wird jetzt selbstverständlich entfernt, der Kopfhörer empfängt die entsprechenden Signale via 5,8 Gigahertz-Verbindung vom Controller. Das funktioniert übrigens auch auf weitere Entfernung. Selbst zwölf Meter vom Controller entfernt, steht die Verbindung weiterhin superstabil. Einen kleinen Punkt der Kritik hätte ich aber doch: Es kann nämlich immer nur ein Kopfhörer mit dem Controller verbunden werden. Wollen zwei Leute zeitgleich einen Film sehen/hören, muss auch eine zweite Basis her. Andererseits hat das aber auch den Vorteil, dass man zwei Controller/Kopfhörer auch unabhängig voneinander – beispielsweise in zwei unterschiedlichen Räumen – verwenden kann.
Rundum-Sound
Die klangliche Performance des XP-EXT1 überrascht mich dann von der ersten Sekunde. Vor Jahren hatte ich mal ein ähnliches Produkt einer namhaften Kopfhörer-Marke im Test, das mir als „Revolution im Heimkinobereich“ beschrieben wurde, dieses Versprechen aber nicht einhalten konnte. Hier würde ich aber schon von einer kleinen Revolution sprechen wollen. Ist der Exofield-Kopfhörer korrekt eingemessen, klingt es tatsächlich fast so, als würde man Lautsprechern lauschen. Zwischen den Schallquellen ist Raum vorhanden. Tatsächlich habe ich nicht das Gefühl von einem Kopfhörer beschallt zu werden. Ein exzellentes Beispiel dafür ist der „Star Wars Battlefront“-Trailer der Dolby Atmos Demo Blu-ray. Kaum hat der Hauptcharakter die Höhle verlassen, wimmelt es nur so von Geräuschen, die gefühlt rund um mich herum entstehen. Lasergeschosse, Einschläge, die Schritte und Stimmen anderer Rebellen, angreifende Jäger etc. Um es kurz zu machen: Die Surroundkulisse ist wirklich groß. So habe ich das via Kopfhörer zuvor noch nicht gehört.
Gänsehaut pur
Was mir dabei besonders imponiert, ist die Klangqualität der Kommandos die via Funk gegeben werden. Die klingen nicht dünn und fad, sondern genauso, als hätte ich das Headset selbst auf dem Kopf und sei Befehlsempfänger. Absolut realistisch! Zugegeben, ich selbst bin kein Zocker, bei dieser Soundkulisse bekomme ich aber große Lust dieses Spiel einmal zu spielen. Dieser akustische Leckerbissen hat Spaß gemacht. Soviel Spaß, dass ich als nächstes den Pink-Mitschnitt der „Funhouse-Tour“ heraus krame, in der die Amerikanerin den Queen-Klassiker „Bohemian Rhapsody“ performt. Ganz nebenbei bemerkt: Diese Scheibe ist eine echte Empfehlung, Dampf, Action, Atmosphäre und richtig Power – alles von der ersten Sekunde an. Ein Song, der über jede Menge Mikrofone eingefangen und in einer genialen Live-Abmischung auf Blu-ray gepresst wurde. Exakt das wird nun in beeindruckender Art reproduziert. Um mich herum bildet das XP-EXT1 sofort eine Klangkulisse die mir (ohne zu übertreiben) eine Gänsehaut liefert.
Exofield = Raumkünstler
Ich fühle mich mittendrin. Und jetzt geht es erst los, denn jetzt zeigt das Exofield-Setup, was es in Sachen Räumlichkeit zu bieten hat: Hinter mir das jubelnde Publikum. Vor mir die akustisch sehr schön ausgeleuchtete Bühne, die sich breit und zugleich beeindruckend tief aufzieht. Dazu kommen die nahezu perfekte Staffelung, und die wirklich transparente Wiedergabe der Stimme und aller Details. Die Bühne kocht förmlich und ich erlebe eine offene, sehr präzise, aber niemals aufdringliche Hochtonwiedergabe. Das alles wäre wertlos ohne einen entsprechenden Mittelton und die pumpenden Oberbässe, die hier aber selbstverständlich dynamisch und wirklich trocken reproduziert werden. Die Grundtonwiedergabe ist für mich ein ganz wichtiges Highlight: Dank ihr wird dem Sound so richtig Leben eingehaucht. Nicht ganz so tiefe Bässe kommen schnell, dynamisch und mit entsprechendem Knack. Und auch in tieferen Frequenzgefilden fühlt sich der Exofield sehr wohl, wie ich kurz darauf erlebe.
Akustische Bühne
Ähnlich dynamisch geht es nämlich nun im Kino-Einsatz weiter. „Mad Max: Fury Road“ rotiert im Blu-ray-Player. Die berühmte Anfangsszene, in der Max auf einem Hügel steht und ins Tal schaut. Zu hören: Seine Gedanken, dynamisch, satt, ja fast schon bedrohlich. Wer diesen Film schonmal über ein ordentliches Heimkino-Setup erlebt hat, weiß sofort was ich meine. Die Stimme ist intensiv und eindringlich. Über das JVC-Setup klingt es sogar fast, als spräche Max über meine Schulter zu mir. Als der Protagonist dann Gefahr wittert, wird es turbulent: Schnell greift sich Max seine Sachen. Der aufgewirbelte Sand wird so realistisch reproduziert, dass man dies auch mit geschlossenen Augen erkennen würde. Als der Hauptdarsteller flieht, kommen seine Verfolger unter dem Dröhnen ihrer motorisierten Vehikel ins Bild. Während ich eben noch auf den einsamen Mann auf dem Hügel fokussiert war, spannt sich die akustische Bühne nun wieder breit auf.
Impulsstark und schnell
Verrostete Autos fahren rechts uns links an mir vorbei, wobei die unterschiedlichen Motoren leicht zu unterscheiden sind. Trotz des Tohuwabohus auf dem Fernseher, keine Spur von Klangbrei. Kurz darauf füllt das Kampfgebrüll der skurrilen Besatzungen den gefühlten Raum um meine Ohren herum. Das Exofield XP-EXT1 simuliert tatsächlich einen akustischen Raum. Und der klingt authentisch und homogen. Dazu kommt die hohe Impulsfreudigkeit. Die wird im späteren Verlauf des Films überdeutlich, als die Karawane der Warboys durch die Wüste zieht. Oberbässe knallen und sind ebenso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Zudem kredenzt mir die Exofield-Lösung eine ungeheure breite Facette an Details und einen Punch, der mir durch Mark und Bein geht. Übrigens: Wem das Klangbild zu warm, zu kalt oder zu flach erscheint, der kann zwischen verschiedenen Klangpresets (Cinema, Music, Game, Custom) wählen. Hier sollte für jeden Geschmack die richtige Einstellung dabei sein.
Fazit
Versprechen kann man viel. Man muss seine Versprechen aber auch halten. JVC macht das mit seinem Exofield XP-EXT1. Dieses Setup ersetzt zwar nicht das Heimkinoset im Keller oder auf dem Dachboden, erweist sich aber als klanglich imposante Ergänzung. Ein Add-on, das nicht nur eingefleischte Heimkino-Fans schnell lieben lernen, denn die Performance ist absolut imposant. Zur wirklich guten Räumlichkeit und zum imposanten Surround-Erlebnis kommt der Komfort: Die Einrichtung ist selbst von Technikeinsteigern in wenigen Minuten komplett durchgeführt. Der Kopfhörer ist sehr leicht und bequem und seine Akkulaufzeit locker für zwei Filme ausreichend. Das Exofield XP-EXT1 ist ausserdem eine echte Alternative für Filmfreunde, die absolut keine Lautsprecher im Wohnraum dulden. Endet der Film, wird der Kopfhörer einfach in der Schublade verstaut und es ist absolut keine Technik mehr zu sehen.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
89 of 100
90 of 100
89 of 100
Technische Daten
Modell: | JVC Exofield XP-EXT1 |
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Produktkategorie: | Kabelloses Mehrkanal-Kopfhörersystem |
Preis: | um 999,00 Euro |
Ausführungen: | - Schwarz |
Vertrieb: | JVC Kenwood, Bad Vilbel Tel.: 06101/49880 www.jvc.de |
Abmessungen (HBT): | Prozessor: 30 x 266 x 154 mm |
Gewicht: | Prozessor: 530 Gramm Kopghörer: 330 Gramm |
Übertragungswinkel: | Omnidirektional |
Eingänge: | 3 x HDMI 1 x optisch Digital 1 x Analog |
Ausgänge: | 1 x HDMI |
Übertragungsstandard: | 5,8 Gigahertz |
Reichweite: | Mind. 12 Meter |
Stromversorgung: | - Akku (Kopfhörer) - Netzstrom (Prozessor) |
Lieferumfang: | - Prozessor - Kopfhörer - Transportbeutel für Kopfhörer - USB-Ladekabel - Klinkenkabel für Kopfhörer-Einmessung - Netzkabel - Bedienungsanleitung |
Pros und Contras: | + ultrakompakte Heimkinolösung + Upmixing von 2.0 und 5.1 auf 7.1.4 + hoher Tragekomfort + leistungsstarker Akku + kinderleichte Installation + effektreiche Raumkulisse + homogene Klangperformance + punchiger Grundton - nur für 1 Person nutzbar |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |