Home » Tests » Dynaudio Emit 20 – Einstiegsmodell mit High-End-Genen
20. August 2021von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurGuter Klang muss kein Vermögen kosten. Mit der Emit 20 bietet Dynaudio einen Lautsprecher mit High End Ambitionen zu einem bezahlbaren Preis an. Dafür greifen die Dänen auf zahlreiche Technologien und Komponenten zurück, die sich bereits in den Premiummodellen des Hersteller bewährt haben. In unserem Test haben wir uns angeschaut, wie viel High End tatsächlich in den schicken Regallautsprechern steckt.
Aller Anfang ist schwer. Das trifft auch auf den Einstieg in die Welt des High End Audio zu. Wer die Schwelle zu hochwertiger Unterhaltungselektronik übertritt, kann schnell den Überblick verlieren. Vor allem aber, kann man schnell viel Geld in eine Anlage stecken, deren Charakter einem dann am Ende vielleicht doch nicht zusagt. Der dänische Lautsprecherspezialist Dynaudio will den Ein- oder Umstieg in die Oberklasse darum ein wenig einfacher gestalten. Dafür hat man sich dort die Emit Serie erdacht, in die man die Erfahrungen aus der Entwicklung der Referenzmodelle einfließen lies. Bestehend aus den beiden Standlautsprechern Emit 30 und 50, dem Center 25C und der Kompaktbox Emit 10, soll die Serie Film- und Musikfans zufriedenstellen. Die Philosophie hinter der Modellreihe, lässt sich aber wohl aber am besten am Regallautsprecher Emit 20 aufzeigen. Geeignet für kompakte Setups, größere HiFi-Ketten und Heimkino-Anwendungen, ist er der Allrounder in Dynaudios Portfolio.
Aufgeräumt
Kleider machen Leute, weshalb ein Lautsprecher der Oberklasse eben auch optisch seine Standeszugehörigkeit beweisen muss. Dabei achtet Dynaudio darauf, dass der Einstieg bereits hier besonders leicht fällt, denn die Emit 20 gibt sich grundsätzlich klassisch. Das lässt die Integration in praktisch jede Wohnumgebung zu. Dazu sind die Oberflächen eben und die Kanten schnurgerade. Einzig die Front der Lautsprecher fällt hier ein aus dem Rahmen. Während der Großteil des sehr stabilen Korpus aus Holz gefertigt ist, sitzt an der Vorderseite eine schwarze Kunststoffabdeckung. Unten und an der oberen Kante, ist diese leicht angewinkelt und gerundet, was der Emit 20 eine etwas fließendere Kontur verleiht. Der typische, kastenförmige Look anderer Regallautsprecher wird so ein wenig aufgelockert und die Box wirkt ausgenommen sympathisch. Dynaudio spielt hier mit dem typisch dänischen Stilelement von zeitloser Eleganz. Dabei hat besonders der Verzicht auf sichtbare Schrauben große Auswirkungen auf das unaufdringliche Design der Boxen.
Standesgemäß
Die beiden Chassis sind passgenau in die Front eingefasst, die wiederum fest mit den 18 Millimeter dicken MDF-Teilen des Gehäuses verbunden ist. Auch die Stoffabdeckungen, die den Lautsprechern beiliegen, kommen ohne Steckverbindungen aus. Stattdessen werden Magnete genutzt, um die Verhüllungen an Ort und Stelle zu halten, und gleichzeitig die glatten Oberflächen zu bewahren. Für die Anpassung an Aufstellort oder den eigenen Geschmack, kann die Emit 20 in drei unterschiedlichen Farbvarianten geordert werden. Unser Testmodell mit Walnuss Echtholz-Furnier ist zwar persönlich nicht mein Fall, doch an der Qualität der Materialien und der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Egal ob in Holzoptik, schwarz, oder weiß, Die Emit 20 ist toll verarbeitet und fühlt sich angenehm wertig an. Haptik und Design sind hier also klar auf dem Niveau, das man sich, auch bei einem Einstiegsmodell, von Dynaudio verspricht.
Trickle-down technology
Ein anderes Merkmal der Lautsprecher aus der dänischer Fertigung ist hingegen weniger offensichtlich. So gehört es bei Dynaudio zur Firmenphilosophie, dass die Chassis aller Lautsprechermodelle nicht zugekauft, sondern im eigenen Hause entwickelt werden. Das ist auch bei der Emit 20 der Fall, und die neuen Modelle der Einstiegsreihe profitieren damit von jahrelanger Entwicklungsarbeit. So kommen auch hier Technologien zum Einsatz, die für die Premiummodelle des Herstellers entwickelt wurden. Besonders offensichtlich ist dies beim Hochtöner des Regallautsprechers, der aus der Evoke Serie stammt und auf Elementen aus der professionellen Studio-Sparte fußt. Auch der Tiefmitteltöner basiert auf Treibern, die bereits in der Evoke Serie zum Einsatz kommen. Statt Papier oder Aluminium setzt Dynaudio dabei auf einen eigens entwickelten Werkstoff aus Magnesium-Silikat-Polymer, kurz MSP. Die Frequenzweiche stammt dann schließlich vom selben Team, das sich für die Heritage Special und die Core Studiomonitore verantwortlich zeichnete.
Göttlicher Beistand
Abgestimmt wurden die einzelnen Teile der Emit 20 letztlich im hauseigenen Testlabor von Dynaudio, das, aufgrund seiner enormen Größe, Jupiter genannt wird. In einem Raum von 13 Metern Breite, Länge und Höhe, werden die Signale der Lautsprecher von insgesamt 31 Mikrofonen erfasst, die sich um 360 Grad um den Schallwandler drehen lassen. So möchte der Hersteller sicherstellen, dass die Lautsprecher am Ende genau so performen, wie die Ingenieure es erdacht haben. Man merkt also: Auch für seine günstigste Serie legt Dynaudio die gleichen Massstäbe an, wie für seine Referenzprodukte. Eine Menge Aufwand für einen Lautsprecher, bei dem das Paar für weniger als 1000 Euro zu haben ist. Doch es ist gerade dieser Übergang von Technologien und Entwicklungsmethoden aus anderen Serien, der die Kosten für die Emit Serie niedrig hält.
Platzfrage
Die Dimensionen der Emit 20 sind gut gewählt. Mit 37 Zentimetern in der Höhe, etwa 20 in der Breite und einer Tiefe von etwas über 30 Zentimetern, lässt sie sich an verschiedenen Orten aufstellen. Sie ist gerade noch klein genug für ein Regal, obwohl die Bassreflexkonstruktion hier problematisch sein könnte. Zwar liegen den Lautsprechern Schaumstoff-Stopfen bei, die dröhnendem Bass entgegenwirken können, doch die nach hinten geöffnete Box sollte vornehmlich mit ein wenig Abstand zur Rückwand aufgestellt werden. Sideboars bieten sich also eher an und für den Schutz von Möbeln und Boxen gleichermaßen, liegen dem Set bereits einige flache Füße zum Ankleben bei. Am besten wirken und klingen die Lautsprecher aber wohl auf einem paar Ständer. Die festen Lautsprecherklemmen sind recht weit in das Gehäuse hinein versetzt, und leicht angewinkelt, so dass an der Rückseite praktisch nichts hervorsteht. Außerdem wird damit der Anschluss von Kabeln ein wenig erleichtert.
Dynaudio Emit 20 – Präzise und lebendig
Ich mache es mit besonders einfach und stecke Kabel mit Bananensteckern in die Lautsprecher. Doch auch Kabelschuhe oder lose Enden finden hier festen Sitz und guten Kontakt vor. Mit einem Innuos Zen Mini Mk.3 als Quelle und einem Vollverstärker, ist die Anlage dann auch schon fertig. Dem High End Gedanken folgend, dürfen sich die Emit 20 mit „The Race for Space“ von Public Service Broadcasting, direkt einmal an ein wenig HiRes Material versuchen. Beim schmissigen Track „Gagarin“ ist es der Hochtöner, der die ersten Akzente setzt. Becken und Hi-Hats werden mit toller Präsenz wiedergegeben, während immer wieder einige Trompeten aus dem Hintergrund nach vorne schnellen. Durch das kontrollierte Arbeiten der Kalotte wirkt das Spiel sehr differenziert und auch kleine Details im 24 Bit Signal, werden von den Lautsprechern gut herausgestellt. Mit erfrischender Leichtigkeit arbeiten sich Dynaudios Schallwandler so durch den Song.
Gastauftritt
Bereits in der höherpreisigen Evoke Serie, machte der Cerotar genannte Hochtöner einen guten Eindruck. So verwundert es nicht weiter, dass Dynaudio ihn hier praktisch unverändert auch in seiner Einstiegsserie verwendet. Anspruch bei der Entwicklung war, ihn auch jenseits der 20 Kilohertz und bei beachtlichen Pegeln, verzerrungsfrei und klar arbeiten zu lassen. Dazu kombinierten die Dänen eine beschichtete Gewebekalotte von 28 Millimetern Durchmesser, mit der sogenannten Hexis. Dabei handelt es sich um eine belüftete Innenkuppel, mit der Resonanzen verhindert werden, und die für einen sauberen Frequenzgang sorgen soll. Dieses Ziel scheint auch in der Emit 20 erreicht zu werden, denn der Cerotar-Hochtöner funktioniert hier ebenso ausgezeichnet, wie in den Evoke Modellen. Hohe Frequenzen werden sehr klar wiedergegeben und zu keiner Zeit hat man das Gefühl, das hier mit zu viel Schärfe gearbeitet wird. Akzentuiert aber nicht zu dominant, wird hier jedes Detail aufgedeckt.
Kraftpaket
Bei Frequenzen unterhalb von 3800 Hertz kümmert sich dann der Tiefmitteltöner um die Wiedergabe. Auch er fußt, wie bereits erwähnt, auf Prinzipien, die bereits in anderen Lautsprechern von Dynaudio zum Einsatz kamen. Allen voran wäre da die Wahl des Werkstoffes MSP, der geringes Gewicht mit großer Stabilität kombinieren soll. Aus diesem Grund besteht die Membran auch nicht aus mehreren Teilen. Statt zusammengeklebter Stücke wird hier nur ein Element verwendet, dass direkt mit der Schwingspule verbunden ist. Damit die Emit 20 dann genügend Druck entwickeln kann, setzte man beim Antrieb auf besonders leichte Materialien und viele Wicklungen der Spule. Anschließend wird die Membran mit einer Sicke kombiniert, die viel Bewegungsspielraum lässt. So soll der 180-Millimeter-Treiber, auch bei hohen Pegeln, sauber bis hinunter zu 53 Hertz performen. Zu zimperlich sollte man mit der Lautstärke eh nicht sein, denn die Emit 20 verlangt gelegentlich nach ein wenig Power, um sich voll zu entfalten.
Klare Sache
Die Talente ihres Tiefmitteltöners stellt die Regalbox dann gut bei „Fire in the Cockpit“ zur Schau. Während das monotone Rauschen der Funkverbindung in regelmäßigen Abständen von einem kurzen Piepsen der Bordinstrumente begleitet wird, schiebt sich immer wieder ein bedrohlich anschwellendes Dröhnen in den Raum. Kontrolliert und mit schöner Kontur setzt der Treiber die Signale um, bevor die Erzählung um die Apollo 1 Tragödie mit dem Einsatz sanfter Streicher ausklingt. Nach einem kurzen Moment der Stille schallen dann bei „E.V.A.“ gut definierte Becken und Snares in den Raum, begleitet von schmissigen Gitarrenriffs. Der Hochtöner steuert dazu fein aufgelöste Synthisounds bei. Dabei entwickeln die Lautsprecher eine gute Mischung aus Musikalität und Analytik. Hier wird ein tiefes Eintauchen in die Musik zugelassen, ohne das Klangbild zu weit auseinanderzuziehen. Dazu bleiben die beiden Regalboxen angenehm neutral und verfärben das Signal nicht.
Eine ehrliche Haut
Musik so, wie der Toningenieur es sich bei der Aufnahme im Studio vorgestellt hat. Ein weiterer Anspruch von High End Audio, dem die Emit 20 nacheifern und das Konzept gut umsetzen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, das Dynaudios Einstiegsmodell nicht alles verzeiht. Aus schlechten Abmischungen werden also nicht plötzlich Meisterwerke. Man sollte demnach auch ein wenig Vertrauen in seine Musiksammlung haben. Bei „The Lost Art of Keeping a Secret“ von Queens of the Stone Age, wirkte das Glockenspiel zu beginn wunderbar plastisch und direkt. Die Gitarren hingegen hätten gerne noch einen Hauch mehr Körper bekommen können. Ein Zustand der mit ein wenig mehr Pegel geändert werden kann. Bei „Auto Pilot“ wirkt das Spiel dann deutlich satter. Die Gitarren kommen plastisch und mit Druck, der diffuse Bass reicht bis weit nach unten, und der fabelhafte Hochtöner spielt erneut herrlich sauber und klar auf.
Ausgeglichen
Anschließend weiß das Zwei-Wege-System bei Billie Eilishs neuem Album zu gefallen. Der drückende R’n’B Sound bei „I Didn’t Change My Number“ setzt ein schönes Fundament für die charismatische Gesangsstimme der Amerikanerin. Auch bei „Goldwing“ überzeugt der mehrstimmige Gesang, der hauchzart vor dem dunklem Hintergrund zu schweben scheint. Vor der Stille des umgebenden Raumes entwickeln alle Komponenten eine gute Dreidimensionalität und Definition. Bei „Lost Cause“ beeindrucken die Lautsprecher mit einer tollen Kombination aus Feingefühl und dem benötigten Punch. Präzise schieben die Tiefmitteltöner nach vorne hin an, während die Drums knackig wirken und im Hochton Feinheiten offensichtlich gemacht werden. Dabei verleitet der kräftige Tiefton die Emit 20 aber dennoch niemals dazu, ihr Spiel zu schwer, oder gar träge wirken zu lassen. Druckvoll, aber mit schöner Transparenz ergibt sich ein lebendiger, offener Sound, bei dem man die Möglichkeit bekommt, all die verschiedenen Details seiner Lieblingsmusik aufzunehmen.
Fazit
Mit der Emit 20 bietet Dynaudio einen fabelhaften Einstieg in die Welt echter High End Sounderlebnisse. Die Übernahme bewährter Elemente und Technologien aus den höherpreisigen Serien des Herstellers, erlaubt hier eine Performance die man von Lautsprechern dieser Preisklasse kaum erwarten würde. Der Detailreichtum des Hochtöners, kombiniert mit dem druckvoll kontrollierten Auftreten der MSP-Membran, ermöglicht ein tolles Eintauchen in die Musik, ohne es dabei an Gefühl mangeln zu lassen. Mit ihrem zeitlos eleganten Design und der hochwertigen Verarbeitung, fügt sich die Emit 20 außerdem in praktisch jede Umgebung ein. Auch die Einstiegsbox ist also eine echte Dynaudio.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Max Kostyra
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
88 of 90
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89 of 90
Technische Daten
Modell: | Dynaudio Emit 20 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | etwa 950 Euro (Paar) |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz - Weiß -Wanuss |
Vertrieb: | Dynaudio Germany, Rosengarten 04108 41080 www.dynaudio.de |
Abmessungen (H x B x T): | 370 x 205 x 312 mm |
Gewicht: | 10,32 Kg |
Bauart/Prinzip: | 2-Wege, Bassreflex, passiv |
Hochtöner: | 1 x 28 mm Gewebekalotte |
Tiefmitteltöner: | 1 x 180 mm MSP |
Frequenzbereich: | 53 Hz - 25 kHz (Herstellerangabe) |
Impedanz: | 6 Ohm |
Nennbelastbarkeit: | 160 Watt |
Übergangsfrequenz: | 3,8 kHz |
Anschlüsse: | Schraubklemmen, Single-Wire |
Lieferumfang: | 2 x Emit 20 2 x Stoffabdeckung 2 x Schaumstoff-Stopfen 2 x Satz Klebefüße 1 x Anleitung |
Pros und Contras: | + exzellentes Preis-Leistungsverhältnis + elegantes Design + wertige Verarbeitung + tolle Hochtonwiedergabe + druckvoller Bassbereich + tonale Neutralität + ausgeglichenes Klangbild + gute Detailtreue - etwas pegelhungrig |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Preistipp |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
Getestet mit: | Innuos Mini Mk. 3 Hegel H360 QED Performance XT25 Advance Paris PlayStream A7 Audioquest Diamond |