Home » Tests » Q Acoustics Concept 30 – Preislich attraktiv mit audiophilem Anspruch
2. Februar 2022von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerWer Lautsprecher sucht, die richtig gut aussehen, wenig Platz in Anspruch nehmen und auch noch hervorragend klingen, muss nicht zwingend viel Geld ausgeben. Den beweis dafür tritt die Concept 30 von Q Acoustics in unserem Test an. Alle genannten Attribute vereint sie perfekt. Und sie beherrscht die filigranen Töne ebenso wie harte Rocksounds.
„Bessere Lautsprecher müssen nicht zwingend teuer sein“. Diese Behauptung passt, wenn man sich mal das Q Acoustics-Portfolio ansieht. Hier geht es nämlich nicht um überkanditeltes Luxus-High End. Nein, oberste Priorität hat hier die Entwicklung richtig gut klingender und optisch ansprechender Lautsprecher, die sich jeder HiFi-Fan leisten kann. Wer schonmal ein Q Acoustics-Produkt besessen hat, wird dies sicher bestätigen. Ebenso, dass die die Verarbeitungs- und Materialgüte stimmen. Das alles hat Gründe, denn das hauseigene Knowhow und der unablässige Drang Gutes immer wieder verbessern zu wollen, sind die Antriebsfeder, die die sympathische Lautsprecherschmiede zu einer heißbegehrten Marke machte. Einer Marke, die sich immerzu neuen Herausforderungen stellt und stets auf der Suche nach neuen Wegen der Klangoptimierung ist. Neue Wege gingen die Q Acoustics-Ingenieure auch bei der Planung der Concept-Serie. Die Concept 30 stellt hier das neueste Familienmitglied – und die wartet mit gleich mehreren Besonderheiten auf …
Doppelt ist besser
Eine ganz spezielle Besonderheit der Concept 30 stellt ihre Gehäusekonstruktion dar. Dieser Lautsprecher verfügt nämlich über gleich zwei vergleichsweise massive Gehäuse – ein inneres und ein äußeres. Genauer ausgedrückt handelt es sich dabei um eine Raum-in-Raum-Konstruktion. Beide Behausungen trennen nur etwa zwei Millimeter. Genau diesen Zwischenraum machen sich die britischen Entwickler zu Eigen. Dieser ist nämlich vollständig mit einem nicht aushärtenden Gel befüllt, das man „Gelcor“ nennt. Vereinfacht erklärt bedeutet das, dass das innere Gehäuse vollständig vom Gel umhüllt ist und regelrecht auf ihm „schwimmt“. Eine Konstruktion, die ich schon aus meinem Test der Concept 20 kenne. Der Material- und Kostenaufwand dient einem bestimmten Zweck: Der Ruhigstellung des Gehäuses. Die träge Masse absorbiert quasi jede Regung, die durch die sich bewegenden Chassis auftreten. Korpusresonanzen, wie sie bei nahezu jedem Lautsprecher auftreten, werden so auf ein Minimum reduziert.
Ruhiges Gehäuse
Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Entwickler sich ein weiteres pfiffiges Detail ausgedacht: Interne Verstrebungen – und zwar nicht irgendwelche. Nein, das Innere der Concept 30 ist exakt dort verstrebt, wo die größten Kräfte auftreten. Q Acoustics nennt das P2P-Technologie (Point to Point). Diesen Streben kommt hier sogar noch eine weitere Aufgabe zu, dazu aber gleich mehr. Zunächst noch ein paar Worte über das schicke Design der 30er mit ihren sanft gerundeten Gehäusekanten. Sie lassen den immerhin rund sieben Liter fassenden Zwei-Wege-Schallwandler nochmals wohnraumfreundlicher wirken.
In diesem Zusammenhang wäre zwingend auch die exzellente Lackqualität zu nennen. Für meinen HiFi-Test habe ich mich für die Ausführung in Anthrazit-Metallic entschieden. Das gefällt mir besonders gut und erinnert mich an die von mir favorisierte Farbgebung meiner letzten Autos. Alternativ ist die 30er aber auch in den Varianten Weiß und Schwarz zu haben – hochglänzend ausgeführt versteht sich.
Tragendes Aluminium
Ich hatte ja eben über die Ruhigstellung des Gehäuses gesprochen. Dazu trägt auch die Schallwand bei. Da sie die beiden sich ständig in Bewegung befindlichen Chassis trägt, mussten sich die Q Acoustics-Ingenieure hier einen weiteren Kniff einfallen lassen. Das Ergebnis dieser Überlegungen stellt die hochsteife, drei Millimeter starke und wirklich hübsche Aluminium-Schallwand dar. Damit aber nicht genug, der 25 Millimeter durchmessende Hochtöner wurde obendrein noch mechanisch von besagter Schallwand isoliert. So sollen eventuell von aussen entstehende Vibrationen vom Tweeter ferngehalten werden.
Direkt unter dem in einer leichten Schallführung sitzenden Hochtöner thront das 125 Millimeter große Tief-/Mittelton-Chassis. Dieses übernimmt alle Frequenzanteile ab 54 bis rund 2.400 Hertz und ist mit einer Schwingfläche aus Polypropylen ausgestattet. Genau wie besagter Tweeter ist auch dieses Schwingsystem zwischen Schallwand und einer hinter dem Antriebsmagneten sitzenden P2P-Verstrebung „festgezurrt“. Die nach hinten gerichtete Reflex-Öffnung soll zudem für Druckentlastung und eine erweiterte Bassabstimmung sorgen.
Filigrane Basis
Stellt sich die Frage, wie man die Concept 30 am besten platziert. Das ist theoretisch auf jedem Side- oder Lowboard möglich. Ideal ist das aber meist nicht, da der Lautsprecher hier oft nicht auf der richtigen Höhe agiert. Empfehlenswert sind deshalb entsprechende Lautsprecherständer, die eine feste, wackelfreie Basis bieten. Ich habe mich für die optional erhältlichen FS75 von Q Acoustics entschieden. Die haben uns bereits im Test der Q Active 200 sehr gute Dienste geleistet. Dieser filigran gestylte Vierbeiner ist so konstruiert, dass er sich optisch in jede moderne Wohnumgebung einpasst, zugleich aber auch die bestmögliche Klangunterstützung bietet. Inspirieren ließen sich die Q Acoustics-Macher hier übrigens vom scheinbar schwebenden Skylon, der 1951 auf dem Festival of Britain ausgestellt wurde und scheinbar schwebt. Ähnlich wie beim Skylon gibt es hier keine feste Verbindung der einzelnen Stangen zueinander. Nein, hier wird die Stabilität durch straff gespannte Drähte hervorgerufen.
Leicht eindrehen
Da ich die Concept 20 unter anderem mit Rockmusik gehört habe, starte ich auch den Test der Concept 30 mit „Paranoid“ von Black Sabbath. Die markanten Gitarrenriffs legen gleich los, als gäbe es kein Morgen. Die „dreckigen“ Sounds stellen sich breit auf, kommen absolut authentisch und reißen mich sofort mit. Die Füße wippen im Takt, als wäre ich live dabei. So erlebe ich bereits in den ersten Minuten ein anspringendes und livehaftiges Erlebnis. Eines, das mir ordentlich Spaß macht und dessen Charakter mich mitreisst. Der Spaß ist sofort da, aber irgendetwas stimmt noch nicht. Nachdem ich die Klangeinstellungen am Verstärker geprüft und den ordnungsgemäßen Anschluss der Lautsprecherkabel geprüft habe, entscheide ich mich die beiden noch parallel zueinander stehenden Concept 30 mal ein bisschen weiter einzudrehen. Tatsächlich genügen in unserem etwa 20 Quadratmeter messenden Hörraum nur wenige Zentimeter, um das Klangbild „einrasten“ zu lassen. Kleine Änderung, großer Effekt!
Punktgenau und knallhart
Zugegeben, die zugespielte Aufnahme gehört sicher nicht zum audiophilsten Futter. Die kleine Änderung der Ausrichtung kommt der deutlich harmonischeren Instrumentierung und der nasalen Stimme Ozzy Osbournes aber sofort zu Gute. Die klebt jetzt nämlich nichtmehr an den Lautsprechern, sondern steht mittig im Raum. Mit „Bombtrack“ von Rage Against The Machine folgt nun noch eine brachialere Nummer: Dabei lassen die verzerrten Gitarren nun so richtig die Sau raus. Das geht gleich so richtig nach vorn und verleitet mich dazu mal ordentlich am Lautstärkeregler meines Verstärkers zu drehen. Jetzt, schon ein Stück über der vielbeschriebenen Zimmerlautstärke angekommen, geht es dann teilweise ziemlich heftig zur Sache. „Heftig“ ist in diesem Fall ein positives Attribut, denn speziell im Bassbereich schafft das Duo eine harte, düstere Atmosphäre in den Hörraum. Oberbässe werden punktgenau, knallhart aber niemals unangenehm ausgeliefert. Besonders erstaunlich ist die Schnelligkeit, mit der die Concept 30 in diesem Bereich agiert.
Kontrolliert und drahtig
Der Grundton puncht ordentlich, überdeckt die Stimme von Zack de la Rocha aber nie. Auch eine Etage tiefer gehen meine Testgäste ordentlich voran, wobei sie sich den Abstieg in den absoluten Basskeller verkneifen. Das ist aus meiner Sicht aber überhaupt nicht kritisch zu sehen. Die Concept 30 setzt halt Prioritäten. Und die kommen meinem persönlichen Hörgeschmack absolut zu Gute. Manche Regallautsprecher sind sicher in der Lage etwas tiefer zu spielen. Das kauft man sich in aller Regel aber mit einem gewissen Kontrollverlust ein. Ich persönlich höre dagegen lieber einem Lautsprecher zu, der das macht, was er soll. Einen, der im Grundton drahtig und schnell zu Werke geht, statt die Musik in wummernde Watte zu packen. Exakt Letzteres macht mein Testgast ausdrücklich nicht. Nicht falsch verstehen, auf eine ordentliche Portion Bass muss man hier aber nicht verzichten. Davon gibt es meiner Meinung nach reichlich.
Wichtigere Qualitäten
Die neue Concept 30 ist aber eben auch kein Bassmonster, das alles in den Schatten stellt. Das muss sie auch nicht, sie hat wichtigere Qualitäten. Wer dennoch das letzte bisschen Intensität vermisst, sollte vielleicht einmal dem Serien-Flaggschiff, der Concept 50, sein Ohr leihen. Doch zurück zur 30er. Zu deren besagten Qualitäten gehört beispielsweise auch die Detaildarstellung. In David Munyons „Argyle Bridge“ werden sämtliche Einzelheiten von der ersten Sekunde an fein und mit Bestimmtheit reproduziert. Diese Details haben einen weiteren Effekt, denn jetzt wird unser Hörraum akustisch bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet. Der Unterschied zu zuvor liegt dabei eindeutig in der hochqualitativeren Zuspielung via Qobuz. Und den macht das Concept 30-Duo sofort und unmissverständlich hörbar. Im Song zuvor ging es noch um „dreckigen“ Rock, dafür bedarf es nicht zwingend einer audiophilen Aufnahme. Jetzt aber sind die kleinsten Feinheiten gefragt. Die werden von meinen Testgästen auch exzellent wiedergegeben.
Viel Raum
Obwohl jetzt alles da zu sein scheint und auch echte Studio-Atmosphäre aufkommt, bleiben die beiden Regallinge absolut unaufgeregt. Keine überbordenden Höhen und auch kein schwammiges Bassgewummer, das man von vielen ähnlich dimensionierten Zwei-Wege-Schallwandlern kennt. Stattdessen erlebe ich eine Fülle an Details, und zwar über das gesamte Frequenzband, einen erfrischend natürlichen Klang und eine klar umrissene räumliche Abbildung. Letztere erstreckt sich sogar leicht über die Standpunkte der beiden Lautsprecher. Sie zieht sich aber auch weit genug in die Tiefe, dass man fast fast glaubt Munyon würde etwa zwei Meter entfernt vom Hörplatz stehen. Tatsächlich könnte ich mir die Raumdarstellung kaum besser vorstellen. Übrigens: Ich habe die Lautsprecher auch noch einen Tick weiter auf mich ausgerichtet. Zwar kommt jetzt alles etwas direkter, dafür verliert der Sound aber auch an Raum. Ist vielleicht alles eine Frage des Geschmacks. Ich allerdings bevorzuge die leichte Ausrichtung auf den Hörplatz.
Grob und fein
Auch in alltagstauglichen Sphären geht die Concept 30 erfreulich entspannt an ihre Aufgaben und schütteln quasi mühelos eine imposante Klangqualität aus dem Ärmel. Selbst voluminöse Titel wie das mit warmen Melodien ausgestattete „Boom, Like That“ von Mark Knopfler werden von den Q Acoustics auf eine wunderbare Bühne gestellt. Ein Song, den man seiner audiophilen Anlage sehr gut als Futter anbieten kann. Hier stellt er dann hohe Anforderungen an die dynamischen Fähigkeiten der wiedergebenden Lautsprecher – im Groben wie im Feinen. Und die sind hier zweifellos vorhanden. Mark Knopflers markante Stimme, die begleitenden E-Gitarren, Schlagzeug und Keyboard werden wie aus einem Guss in den Hörraum transportiert. Wer hier neugierig wird: Dieser Song ist auf dem Album „Shangri-La“ von 2004 zu finden – eine absolute Empfehlung! Die Concept 30 machen es mir wirklich leicht, die trotz ordentlicher Dynamik sehr gelassen vorgetragene Musik voll und ganz zu genießen.
Atmosphärisch
Genießen lassen sich aber auch die eher exotische Klänge. Atmosphärisch wird es anschließend im von Flamenco-Einflüssen geprägten „Puerto Rico“ von Vaya Con Dios. Besonders sticht dabei die glasklare Reproduktion der einleitenden Gitarren heraus. Jede Saite kommt straff und schwingt auch superschnell wieder aus. Sogar das sanfte Aufsetzen der Finger auf die Saiten ist vernehmbar. Wird der Metalldraht dann gespielt, flutet der Sound sofort den Raum. So macht Musik Spaß – auch unter hohen Lautstärken. Es sind aber nicht nur die Gitarren. Die beiden Schallwandler separieren auch die Stimme von Dani Klein und die anderen Instrumente sehr sauber voneinander, um in der Wiedergabe alles wieder zu einem perfekt passenden Puzzle zusammenzusetzen. Das alles quasi in Reinform und ohne durch unnötige Aufdickung oder Bevorzugung um die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu buhlen. Kurz gesagt: Das Zwei-Wege-Duo spielt temperamentvoll und agil, nur eben ohne etwas unnötig in den Fokus zu stellen.
Leistungsstark und integrativ
Im anschließend gewählten „Don´t Do It“ von New Order fällt mir zudem die Geschwindigkeit auf, mit der meine Testgäste den Grundton dieses Elektrosongs reproduzieren. Oberbässe kommen knallhart und staubtrocken. Besonders ist dabei, dass dieser präsente, punchige und bemerkenswert griffige Grundton aber weder nervt, noch die vielen Details im Hochtonbereich verdeckt. So erzeugen die Q Acoustics ein regelrechtes Druckfeuerwerk, dass mich wieder mitreisst und Lust auf (viel) mehr macht. Dieses „mehr“ ist in diesem Fall mehr Lautstärke. Dreht man diese hoch, wird einem die richtig gute Abstimmung der beiden Zwei-Wegler erstmal so richtig bewusst. Deutlich oberhalb der Zimmerlautstärke gehen die 30er zwar irgendwie monitoresk-sachlich zu Werke, werden dabei aber nie steril oder analytisch. Ein Spagat, den nicht viele Lautsprecher beherrschen. Das macht die Concept 30 für mich zu einer echten Empfehlung für all jene, die nach einem leistungsfähigen und wohnraumintegrativen Allround-Schallwandler im Kompaktformat suchen.
Fazit
Die Q Acoustics Concept 30 erfüllt sie alle Anforderungen, die an Lautsprecher gestellt werden, die in modern eingerichtete Wohnumgebungen integriert werden sollen. Sie sind vergleichsweise kompakt, sind edel verarbeitet, sehen richtig gut aus und sind flexibel in der Aufstellung. Zur optischen Erscheinung kommen klangliche Qualitäten. Die werden werden hauptsächlich durch die vielen Innovationen realisiert, sie die Concept 30 an Bord hat. So spielt sie leistungsstärker, als man es von einem Lautsprecher dieser Größe erwartet. Feine Details werden akustisch filigran ausgelegt, der Grundton ist zugleich agil und temperamentvoll. Und auch unter hohen Lautstärken bleibt dieser Zwei-Wege-Schallwandler souverän und kontrolliert. Das alles erhält man für vergleichsweise günstige 1.198 Euro. Meine Empfehlung: Nehmen sie die optional erhältlichen FS75-Stative auch gleich mit.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Q Acoustics Concept 30 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 1198,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz Hochglanz - Weiß Hochglanz - Anthrazit Hochglanz |
Vertrieb: | IDC Klaassen, Lünen Tel.: 0231 / 2217 8822 www.idc-klaassen.com |
Abmessungen (HBT): | 284 x 180 x 319 mm |
Gewicht: | 7,9 Kg/Stück |
Prinzip: | 2-Wege-Reflexgehäuse |
Hochtöner: | 25 mm |
Tieftöner: | 125 mm |
Frequenzbereich: | 54 Hz - 30 kHz |
Übergangsfrequenz: | 2,4 kHz |
Empfindlichkeit: | 87 dB |
Pros und Contras: | + Gelcor-Gehäuse + Hochglanz-Lackierung + zeitlos-elegantes Design + Bi-Wire-Anschlussfeld + hohe Agilität + sehr gute räumliche Abbildung + hohe Leistungsfähigkeit + agiler Grundton - keine Conras |
Benotung: | |
Klang (60%): | 90 |
Praxis (20%): | 89 |
Ausstattung (20%): | 89 |
Gesamtnote: | 90/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |