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4. Juli 2023TEST: Endstufe Symphonic Line Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 – Die reine Seite der Macht
von Volker Frech
RedakteurEin Endverstärker in Class A mit satter Leistung? Dieses audiophile Konzept war vor vierzig Jahren revolutionär. Dass es bis heute ein Königsweg zum herausragenden Klang ist, beweist Symphonic Line mit der nagelneuen Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3: Diese Stereo-Endstufe führt das Kraft-Konzept mit aktueller Technik in die Gegenwart – und beweist im Weltpremieren-Test des lite-Magazins seine akustische Exzellenz.
Rolf Gemein? HiFi-Kundigen kommt bei diesem Namen automatisch Symphonic Line in den Sinn: Der Mitbegründer des deutschen High End fertigt mit seiner Duisburger Manufaktur seit über vierzig Jahren edle Audio-Komponenten und ist insbesondere für seine handgefertigten, persönlich abgestimmten Verstärker berühmt. Dabei legt Gemein Wert auf Langlebigkeit und Upgrade-Fähigkeit: Alle Modelle des Portfolios werden stetig weiterentwickelt und können auch nach vielen Jahren noch immer auf den aktuellsten Stand gebracht werden. Die Kraft nimmt dabei eine Sonderstellung ein: Ihr Konzept geht zurück auf eine legendären Endstufe, die Gemein bereits vor vier Dekaden mitentwickelt hat – in seiner vorherigen Firma Vernissage. Den vierzigsten Geburtstag dieses Transistor-Verstärkers feiert Symphonic Line nun mit der Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 – und im lite-Magazin feiert diese frisch vollendete Jubiläums-Endstufe ihre Weltpremiere.
Verstärker-Vorfahr: die Vernissage Kraft 100
Revolutionär, legendär – was rechtfertigt nun diese großen Worte für die Vernissage Kraft 100, wie die Ur-Endstufe einst hieß? Es sind zuerst zwei grundlegende Erkenntnisse. Die eine: Die Klangqualität hängt vom Ruhestrom ab. Eine Endstufe gewinnt mit höherem Ruhestrom an Feinzeichnung und erlangt eine bessere Kontrolle über den angeschlossenen Lautsprecher. Der hohe Ruhestrom bedeutet, dass der Transistor so eingestellt ist, dass er stets leitend ist und das Musiksignal in seinem linearen Arbeitsbereich verstärkt. Das sorgt für unverfälschten Klang und minimiert Verzerrungen. Deshalb ist Class A die ideale Betriebsart. Diese Erkenntnis war, als Rolf Gemein die Kraft 100 konzipierte, nicht neu: Es gab bereits Class A-Endstufen wie die Pioneer M-22 oder die Mark Levinson ML-2. Doch sie hatten alle die gleiche Schwachstelle: eine zu geringe Nennleistung. Deshalb konnten sie die Watt-hungrigen Lautsprecher nicht angemessen ansteuern. Die limitierte Leistung hat einen Grund: Die klanglich so vorzügliche Class A-Verstärkerschaltung hat einen erbärmlichen Wirkungsgrad.
Immenser Aufwand, imposanter Auftritt
Aufgrund des stetig hohen Ruhestroms, der auch dann fließt, wenn kein Musiksignal verstärkt wird, setzt ein Class A-Amp nämlich einen beträchtlicher Teil der zugeführten Energie in Wärme statt in Watt um. Eine höhere Leistungsfähigkeit geriet also zur Haupt-Herausforderung. Deshalb war die Kraft 100 damals revolutionär – und zwar gleich zweifach: Zum einen war sie die erste deutsche Class A-Endstufe überhaupt. Zum anderen gelang es, die legendären Konkurrenten in der klangentscheidenden Leistungsfähigkeit zu übertrumpfen. Dafür wurde ein immenser Aufwand betrieben – und der gehört bis heute zum Konzept, dem auch die Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 verpflichtet ist. Das beginnt beim Gehäuse: Mit den imposanten Maßen 60 mal 25 mal 32 Zentimeter repräsentiert es bereits optisch den Kraft-Gedanken. Dieser Korpus ist komplett in massivem Aluminium gefertigt. Die Frontplatte bringt es dabei auf eine Wandstärke von zehn Millimetern. Die schnörkellose Formgebung des kantigen Quaders unterstreicht diesen eindrucksvollen Auftritt.
Mechanische Ruhe, maximale Kühlung
Dieses Gehäuse trägt zum hohen Gewicht von etwa 45 Kilogramm bei – und ist mit seiner Massivität die Grundlage für ein weiteres Charakteristikum dieser Endstufe: Sie ist auf maximale mechanische Ruhe hin ausgelegt. Diese Vermeidung von Vibrationen zahlt sich akustisch in einer ruhigen Wiedergabe aus. Zur Imposanz der Endstufe trägt ebenso die schwarze Eloxierung des fein gebürsteten Aluminiums bei. Alternativ ist sie auch in Silber erhältlich, gegen Aufpreis auch in glänzendem Chrom, was Rolf Gemein aus klanglichen Gründen jedoch nicht bevorzugt. So oder so: Der Korpus ist an beiden Seiten mit großen Rippen-Arealen bewehrt. Hier kommen teure Spezial-Kühlkörper mit einem erstklassigem Kühlwert von 0,1 statt üblichem 0,5 zum Einsatz. Sie ermöglichen eine hocheffektive Wärmeabfuhr. Für eine Class-A-Endstufe mit hoher Leistungspotenz ist das essentiell. Dies kennzeichnete bereits die Ur-Kraft. Doch auch innseitig folgt die Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 dem Konzept und den Prinzipien dieses Ahnen-Amps.
Konsequenter Doppel-Mono-Aufbau
So ist diese Stereo-Endstufe konsequent im Doppel-Mono-Aufbau realisiert und beherbergt eigentlich in einem Gehäuse zwei Mono-Blöcke. Somit werden der linke und der rechte Kanal völlig unabhängig voneinander verstärkt. Dadurch ist jegliches Übersprechen oder gegenseitige Einflussnahme ausgeschlossen. Diese Trennung wird bei der Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 absolut stringent betrieben. Deshalb besitzt jeder Mono-Block seine eigene Stromversorgung samt eigenem Netzanschluss. Die Stromversorgung ist die Basis für Kraft, Klang, Ruhe und Dynamik jedes Verstärkers. Darum muss sie hochgradig lieferfähig sein, damit die Transistoren auch bei Signalspitzen souverän versorgt werden und ebenso souverän ihre Amplifizierungsarbeit verrichten können. Darum agieren in der Endstufe zwei Ringkerntransformatoren, die mit ihrer üppigen Dimensionierung die Frage beantworten, warum diese Endstufe fast einen Zentner auf die Waage bringt. Im Unterschied zur normalen Kraft 300 MK 3 kommen in unserer Anniversary Edition nochmals stärkere Trafos zum Zuge: Statt 1.400 Voltampere können sie 1.600 Voltampere liefern.
Aufwändige Stromversorgung
Diese extrem kostspieligen, aufwändig in Handarbeit gewickelten Transformatoren sind in der Anniversary Edition zudem als speziell eingebrannte Mu-Metall-Umspanner ausgelegt: Sie besitzen eine Nickel-Eisen-Mantelung, die eine exzellente Abschirmung bietet. Der Trafo emittiert somit keine Strahlung, die Sirren oder Brummen in der Audio-Schaltung verursacht. Für die Lieferfähigkeit der Stromversorgung sind aber auch die Kondensatoren entscheidend. Der Spannungsglättung und Energiespeicherung dienen extra für Symphonic Line gefertigte Elektrolytkondensatoren imposanten Ausmaßes mit einer Gesamtkapazität von 300.000 Mikrofarad. Auch hier ist der Aufwand groß: Eine Sektion kleinerer Elkos agiert als Pufferung für die Kaffeebecher-großen Haupt-Kondensatoren. Symphonic Line verwendet dabei mehrfach kontaktierte und damit verlustminimierte Ausführungen mit Spezial-Dielektrikum. Die einzelnen Elkos sind über Metallschienen verbunden, was die Energieabgabe verbessert. Bodenseitig sind die Kondensatoren in separaten Sockeln fixiert. Trotz all dieser Separierungen ist der Gesamtaufbau der Endstufe erstaunlich kompakt. Die kompakte Bauweise und kurze Wege ermöglichen laut Gemein eine gleichmäßige Energieverteilung – und gehören deshalb ebenfalls zum Kraft-Konzept.
Kompakte Bauweise für kurze Signalwege
Geringe Distanzen sind vor allem für die Audio-Schaltung ausschlaggebend: Kurze Signalwege bewahren die mit viel Mühe und Materialeinsatz erzielte Klangqualität und Feinauflösung, während diese akustischen Meriten durch lange Leiterstrecken verschenkt werden. Darum hat Gemein Jahrzehnte am kompakten Aufbau gearbeitet und nun eine meisterliche Minimierung der Platinengröße erreicht – trotz des komplett diskreten Schaltungsdesigns, das mit einzelnen Komponenten statt integrierten Baugruppen realisiert ist. Auch hier kommen beste und zudem selektierte Bauteil zum Einsatz. Diese Auslese ist bei der Anniversary Edition der Endstufe nochmals strenger. Das Beste-Bauteile-Credo reicht bis zu den Anschlüssen: Hier sind für die Lautsprecher-Anbindung nextgen-Polklemmen von WBT verbaut, auch die unsymmetrischen Cinch-Inputs stammen vom Essener Spezialisten. Die Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 bietet optional auch einen symmetrischen Eingang. Gemein favorisiert jedoch die Cinch-Verbindung: Sie ist, im Gegensatz zum XLR-Anschluss, beständig weiterentwickelt und damit klanglich verbessert worden. Gemein attestiert ihr gerade im Ultra-Hochtonbereich eine Überlegenheit.
Class A-Betrieb bis 30 Watt
Kommen wir zur eigentlichen Verstärkerschaltung: Sie ist für den Class A-Betrieb konzipiert. Das heißt: Die Transistoren werden so eingestellt, dass sie in ihrem linearen Bereich agieren und stets leitend sind. Das Signal bleibt dadurch in seiner originalen Gestalt erhalten, die bei Gegentakt-Verstärkern kritischen Übernahmeverzerrungen sind minimiert. Diese Reinheit erkauft man mit einem geringen Verstärkungsfaktor und großem Wärmeverlust. Deshalb agiert auch die Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3, die namengerecht eine Sinusleistung von 300 Watt liefert, nicht komplett im Class A-Betrieb. Dann bräuchte man schrankgroße Kühlkörper. Der reine Class A-Anteil wird deshalb auf immer noch satte 30 Watt eingestellt, danach geht’s sanft in den Class AB-Betrieb über. Die Amplifikation übernehmen dabei pro Kanal vier Treiber-Transistoren sowie sechs NPN/PNP-Transistorpaare. Hier kommen die originalen Toshiba-Leistungstransistoren zum Einsatz, die schon bei den von uns getesteten Vollverstärkern RG14 Edition MK5 S und RG 10 MK 5 Reference HD Master S zum Top-Klang beitrugen.
Manufaktur-Fertigung mit individueller Feinabstimmung
Eine Verstärkersektion, die insgesamt 600 Watt leistet, dazu eine Stromversorgung, die 1.600 Voltampere mit einer Kapazität von 300.000 Mikrofarad zur Verfügung stellt – damit ist die Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 eine Herausforderung für jeden Sicherungsautomaten. Deshalb hat Symphonic Line der Endstufe eine Einschaltverzögerung spendiert, die den Verstärker sanft in den Betriebszustand versetzt. Fehlt nur noch die Feinabstimmung: Sie stellt den finalen Schritt der Fertigung in Handarbeit dar. Dieses individuelle Tuning gehört ebenfalls zum Kraft-Konzept und ebenso zum generellen Manufaktur-Gedanken von Symphonic Line. Rolf Gemein nimmt diese Abstimmung persönlich vor – unter anderem mithilfe von speziellen Klebe-Pads und punktuell aufgetragenem C37-Lack. Dieses Tuning, so Gemein, diene der Optimierung der Räumlichkeit sowie der Energiedichte und fördere einen natürlichen Klang. Die Feinabstimmung betreibt Gemein per Gehör – und zwar so lange, bis der Verstärker in seinem Sinne optimal und harmonisch spielt. Mitunter nimmt dieses Tuning mehrere Tage in Anspruch.
Die Symphonic Line Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 in der Praxis
Hieven wir die Endstufe endlich in den Hörraum. Hier spielt sie mit der passenden Vorstufe Symphonic Line RG 2 MK 5 Reference Edition HD S. Die Schallwandlung übernimmt der Acapella Harlekin 2. Als Zuspieler dient der SACD-Player Oppo UDP-203. Bevor es losgeht, sollte man der Endstufe und der gesamten Klangkette eine Aufwärm- und Einspielzeit gönnen. Eine Stunde mit mindestens fünf Minuten Musiksignal lautet die Empfehlung, dann entfalte sich die Räumlichkeit vollkommen. Wir lassen für das Warm-Up Ulita Knaus‘ wunderschöne Version des Gerry Rafferty-Klassikers „Baker Street“ laufen, haben ab und an immer mal wieder ein wenig zugehört – und ja, diese Aufwärm-Stunde ist bestens investierte Zeit, denn nun entfaltet die Kraft ihre volle Klangkultur. Für den Test hören wir dann „Baker Street“ von Anfang an – und es dauert genau eine Sekunde, schon sitzen wir wie gebannt auf dem Sofa. Dabei ist noch nicht ein Ton Musik erklungen …
Herrliche Präsenz
…Allerdings hat Ulita Knaus sanft eingeatmet, um zum Gesang anzusetzen – und bereits dieses kleine Geräusch stellt uns die Sängerin mit herrlicher Präsenz in unseren Hörraum. Unglaublich! Diese Körperhaftigkeit wird nun mit dem Stimmeinsatz zum Erlebnis: Knaus eröffnet den Song mit einer lautmalerischen Tonfolge, ihre Stimme hat eine betörende Fülle, Wärme und Sanftheit, und spätestens mit dem schönen Vibrato am Schluss dieser Phrase hat sie uns um den Finger gewickelt. Die intensive Gegenwärtigkeit, die wir erleben, verdanken wir der immensen Klarheit und dem superben Auflösungsvermögen der Wiedergabe. Knaus‘ Stimme ist in einen künstlichen Hall eingebettet, wir hören mit Leichtigkeit die Reflexionen dieses imaginierten Raums – und sind damit bereits der Illusionskraft der Wiedergabe erlegen. Dies wird durch das Hinzutreten der Begleitband intensiviert: Zuerst setzt das Klavier ein, das leicht links hinter Knaus steht, dann kommen der rechts positionierte Bass hinzu sowie das hinten aufgestellte Schlagzeug.
Immersives Erlebnis
Mit dem Begleitband-Einsatz wird der Raum, den wir mit der Stimme bereits wahrgenommen haben, nun durch die Instrumente ausgefüllt. Dies ist ein geradezu immersives Erlebnis, denn die Höhe und Breite der imaginären Bühne wie auch die Tiefenstaffelung sind exzellent. Die Räumlichkeit dieser Wiedergabe macht die reale Begrenzung unseres Zimmers vergessen. So können sich die Instrumente völlig frei entfalten. Das zeigt sich besonders eindrucksvoll am Klavier. Die Plastizität des Pianos ist grandios: Wir hören mühelos jeden Ton der vollgriffigen, reich verzierten und ajoutierten Akkorde. Wir registrieren den Anschlag jedes Fingers auf die Tasten und der Hämmerchen auf die Saiten. Wir erfahren, wie dieses Saiten-Ensemble seinen Klang entfaltet, im Klavierkorpus resoniert und dank der Mehrfachbesaitung jedes Tons ein reichhaltiges Obertonspektrum entwickelt, das mit changierendem Ton-Timbre ausklingt. Ein gut aufgenommenes und wiedergegebenes Klavier ist ein Faszinosum – und dieses erleben wir mit der Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 in Vollendung.
Stupende Klarheit und Akkuratesse
Dieses Präsenz resultiert natürlich auch aus einer perfekten Dynamik-Darstellung. Die Wiedergabe hat nur dann eine überzeugende Physis, wenn vom leisesten bis zum lautesten Ton oder Geräusch eine perfekte Abstufung im Feinen wir im Groben gelingt – und zwar schnell und exakt. Auch hier leistet die Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 Großartiges: Zur Klangkultur gesellt sich eine Anschlagskultur. Diese Dynamik- und Impulstreue hat schon das Klavier zu einem physischen Instrument in unserem Raum werden lassen, doch noch eindrucksvoller zeigt sie sich beim Schlagzeug: Heinz Lichius spielt völlig songdienlich-zurückhaltend, mit seinen Besen touchiert er mal ein Becken, streicht dann dezent über die Snare – und wir hören mit stupender Klarheit und Akkuratesse, wie die Borsten der Besen das gedengelte Beckenmetall berühren und auf das Kunststoff-Fell der Snare auftreffen. Was für eine phänomenale Materialität! So erleben wir auch beim Schlagzeug eine geradezu körperlich spürbare Anwesenheit vor Ort.
Macht und Leichtigkeit bis in den Bass
Dies gilt ebenso für den Bass: Gerold Donker spielt zumeist lang ausgehaltene Töne, die die Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 bis in die tiefsten Lagen mit aller Macht und Tragkraft und zugleich mit einer herrlichen Leichtigkeit und Entspanntheit in den Raum stellt. Dabei bleibt der Bass absolut sauber von den tiefen Registern des Klaviers getrennt, da verwischt und überdeckt sich nichts. Hier vollendet sich die Klarheit, die der gesamten Wiedergabe aller Instrumente innewohnt. Diese Souveränität bewahrt die Endstufe auch bei hohen Lautstärken: Bei sattesten Pegeln intensiviert sich zwar das physische Erleben, die vollkommene Reinheit und Transparenz der Wiedergabe, die unendliche Ruhe und Gelassenheit dieser Endstufe, bleiben jedoch gewahrt. Das ist schlichtweg großartig – zumal der Acapella Harlekin 2, der als Lautsprecher agiert, hier auch reichlich Power verlangt. Unserem 250 Watt pro Kanal leistenden Vollverstärker Hegel H360 hat der Harlekin 2 seine Grenzen aufgezeigt.
Audiophiler Antreiber
Die Kraft 300 hingegen erweist sich als audiophiler Antreiber auch bei sattesten Pegeln – und auch bei richtig fordernden Stücken. Das gilt etwa für „Arabian Desert Groove“, wo über Wolfgang Schmids mördertiefem Bass Drum-Großmeister Charlie Antolini und Percussion-Koryphäe Nippy Noya ein regelrechtes Schlagwerk-Feuerwerk zünden: Jede Trommel, jedes Becken und jede Schelle hat eine exzellente Dynamik und Präzision, wodurch die Wiedergabe herrlich frisch und vital ist – und wir zucken diverse Male ob der explosiven Anschläge zusammen. Die Endstufe hingegen hat die Ruhe weg – weil sie Kraft und Reserven hat und dank ihrer Flottheit präzise auf den Punkt spielt. All dies macht auch die Wiedergabe klassischer Musik zu einem mitreißenden Ereignis. Wir wählen Wagners Vorspiel zur „Walküre“, eingespielt vom Bayerischen Staatsorchester – und sitzen bei dieser Live-Aufnahme, die die Saalatmosphäre ebenso wie die Geräusche der Orchestermusiker eingefangen hat, prompt im Nationaltheater München. So real haben wir das noch nicht erlebt!
Perfekte Staffelung
Unser Staunen erstreckt sich ebenso auf die Instrumentendarstellung: Das nervöse Tremolo der Geigen und Bratschen hat im Bogenstrich ein herausragende Akkuratesse, auch das vollendet wiedergegebene schnelle An- und Abschwellen der Lautstärke vermittelt uns eindringlich das gewollte Unbehagen, zumal Celli und Bässe ein düsteres Moll-Motiv mit stechenden, abgehackten Staccato-Tönen beisteuern. Wir spüren förmlich das dräuende Unheil, und erschrecken unwillkürlich, als uns auf dem Höhepunkt plötzlich die Pauken und Trompeten in die Glieder fahren. Was für eine Aufführung! Die Plastizität und Räumlichkeit der Wiedergabe lässt uns einen perfekt gestaffelten Klangkörper hören, in dem jedes Instrument klar zu verorten ist. Die kraftvolle Endstufe glänzt dabei gleich doppelt als hochsensibles Wiedergabeinstrument: Über die Musik-Feinheiten hinaus bildet sie auch kleinste Klangketten-Veränderungen ab – bis hin zur bodenseitigen Entkopplung der Netzfilter-Leiste. So zaubert uns die Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 ein Grinsen ins Gesicht und beschert uns einen glanzvollen Abend in der Oper.
Fazit
Symphonic Line führt mit der neuen Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 das Kraft-Konzept in eine grandiose Gegenwart: Diese Stereo-Endstufe kombiniert Class A mit Kraft in konsequentem Doppel-Mono-Aufbau – und erreicht so eine Weltklasse-Wiedergabe. Dieser Endverstärker verfügt über immense Power und reichlich Reserven, bietet vollkommene Reinheit, Klarheit und Transparenz, trumpft mit Akkuratesse, Präzision und absolut stimmigem Timing, liefert eine überragend plastische und räumliche Abbildung und punktet mit einer atemberaubenden Dynamik. All dies leistet die Endstufe mit herrlicher Ruhe, Souveränität und Leichtigkeit. Diese erlesene akustische Exzellenz führt zu einem harmonischen, völlig entspannten, vollendeten Musikgenuss. So erleben wir mit der Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 die reine Seite der Macht.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Luxury-Klasse
Preis/Leistung: angemessen
Technische Daten
Modell: | Symphonic Line Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 |
---|---|
Produktkategorie: | Stereo-Endverstärker |
Preis: | 35.000,00 € |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Silber - Schwarz - Chrom (Aufpreis: 2.000,00 €) |
Vertrieb: | Symphonic Line, Duisburg +49 (0) 203 31 56 56 www.symphonic-line.de info@symphonic-line.de |
Abmessungen (HBT): | 600 x 250 x 315 mm (ohne Anschlüsse) 600 x 250 x 345 mm (incl. Anschlüsse) |
Gewicht: | ca. 45 kg |
Leistung: | 2 x 300 W / 8 Ω (Herstellerangabe) |
Prinzip: | Class A (je nach Ruhestromeinstellung bis 30 W, dann weicher Übergang in Class AB) |
Eingangsimpedanz: | 10 kΩ |
Eingänge (analog): | 1 x Line unsymmetrisch (Cinch) - optional: 1 x symmetrisch (XLR) |
Ausgänge (analog): | - Lautsprecherklemmen (WBT) für 1 oder 2 Paar Lautsprecher |
Lieferumfang: | - Symphonic Line Kraft 300 Class A Anniversary Edition MK 3 - 2 hochwertige Super-Stromkabel - Bedienungsanleitung (Deutsch) - Garantie-Urkunde |
Optionale Ausstattung: | - symmetrischer Eingang (XLR) |
Pros und Contras: | + vollkommene Reinheit, Klarheit und Transparenz + exzellente Akkuratesse und Präzision + absolut stimmiges Timing + überragend plastische und räumliche Abbildung + atemberaubende Dynamik + Ruhe, Souveränität und Leichtigkeit in der Wiedergabe + entspannten, Musikgenuss. + immenser Power mit reichlich Reserven + Fertigung in Handarbeit + jede Endstufe wird individuell feinabgestimmt und optimiert + exzellente Materialqualität + sehr gute Verarbeitung + aufrüstbar mit symmetrischem Eingang + nachrüstbar auf zukünftige Upgrades - prinzipbedingt geringe Effizienz mit hohem Wärmeverlust |
Benotung: | |
Gesamtnote: | 100+ |
Klasse: | Luxury-Klasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | - CD-Spieler: Oppo UDP-203 - Vorverstärker: Symphonic Line RG 2 MK 5 Reference Edition HD S - Lautsprecher: Acapella Harlekin 2 - NF-Kabel: Symphonic Line Reference HD, Viablue SC-6 Air - Lautsprecherkabel: Symphonic Line Harmonie HD, Viablue SC-6 Single-Wire - Netzleiste/-Filter: Symphonic Line Konverter - Netzkabel: Symphonic Line Super |
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