Home » Tests » Canton Vento 80 – Performance-Profi für den Premium-Einstieg
5. Juli 2023von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurSie mag der kleinste Standlautsprecher ihrer Serie sein, doch die Vento 80 bietet alles, was man von Cantons Premiummodellen erwartet. Hier wird ein elegantes Äußeres mit durchdachtem Engineering und packendem Sound kombiniert. Wir haben uns die schlanken Schönheiten im Praxistest vorgenommen.
Prinzipiell könnte die Vento 80 der Traum jedes Narzissten sein. Gerade die großen glatten Seiten des Standlautsprechers eigenen sich nämlich hervorragend dazu, das eigene Antlitz zu bestaunen. Möglich macht es der wunderbar aufgetragene, hochglänzende Lack, der den stabilen Korpus überzieht. Tief im Dunklen schwarz wird hier das Licht zurückgeworfen. Einzig die Runde Formgebung der großflächigen Seitenteile, führt zu einer leichten Verzerrung des Spiegelbildes. Für die morgendliche Kosmetik muss also wohl auch bei Besitzern einer Vento 80, der Badezimmerspiegel herhalten. An den Lautsprechern selbst gibt es hingegen wenig zu verschönern. Die Premiumserie des Traditionsherstellers aus dem Taunus zeigt sich auch mit ihrem kleinsten Standlautsprechermodell von ihrer eleganten Seite. Allem voran gehört dazu eben auch die tolle Lackierung unseres dunklen Testgerätes. Weniger selbstverliebte Gemüter können sich aber auch für die hochglänzende weiße Variante, oder die Ausführungen in dunklem oder hellem Nussbaumfurnier entscheiden.
Im Fluss
Auch die Formgebung der Vento 80 ist ihrem Hersteller gut gelungen. Zeitlos, aber ohne zu langweilen, machen sie überall einen guten Eindruck. Die ebene Schallwand an der Front ist den leicht gewölbten Seiten vorgesetzt. Diese verjüngen sich nach hinten hin ein wenig, so dass eine sehr elegante, fließende Linienführung erreicht wird, die ein wenig an ein Boot erinnert. Entsprechend ist bei Canton die Rede von der Bugform, auch wenn diese bei anderen Modellreihen noch ausgeprägter zu Tage tritt. Etwas über einen Meter ragt der Lautsprecher in die Höhe, wo er mit einer ebenen Oberfläche abschließt. Mit der Breite von 22 und einer Tiefe von 30 Zentimetern wirkt die Vento 80 angenehm schlüssig proportioniert. Ein leicht trapezförmiger Fuß vergrößert dann die Grundfläche des Lautsprechers, um ihm einen stabilen, sicheren Stand zu verleihen. Wer seine Vento auf Hartböden aufstellen möchte, kann sie außerdem auf den mitgelieferten Spikes lagern.
Solide Basis
Der Fuß dient aber, neben den erwähnten statischen Gründen, noch einem weiteren Zweck, der ebenfalls mit der Aufstellung zu tun hat. So lagert der eigentliche Korpus des Lautsprechers auf vier Kegeln, die ihn einige Zentimeter von der Sockelkonstruktion abheben. Das schafft einerseits ein nettes optisches Detail, primär hat dies aber akustische Gründe. Die Vento 80 verfügt nämlich über eine Bassreflexkonstruktion, deren Port in der Unterseite des Gehäuses eingelassen ist. Der Schall strahlt hier also nach unten auf den Fuß hin ab und verteilt sich großflächig im Raum. Gleichzeitig führt die Position der Öffnung dazu, dass die Lautsprecher näher an die Wand rücken können, ohne dass man die klanglichen Einbußen befürchten müsste, die dort bei einem Rückseitigen Bassreflexport entstehen würden. Die hintere Gehäusewand bleibt also geschlossen und dort befinden sich nur die vier vergoldeten Schraubklemmen für den Anschluss der Kabel.
Speed Metal
Ausgelegt sind die Lautsprecher für Verstärker mit etwa 140 Watt Dauer-, oder 250 Watt Impulsleistung. Es müssen also nicht unbedingt die schwersten Geschütze auf dem HiFi-Schlachtfeld sein, um den Lautsprechern gehobene Pegel zu entlocken. Diese Effektivität liegt auch an den von Canton genutzten Treibern, die sich durch ihr geringes Gewicht, bei gleichzeitig hoher Festigkeit auszeichnen. Die Membranen der Konustreiber bestehen aus einer Titanium-Graphit-Legierung, die sich optisch durch ihren gräulich-silbrigen Schimmer bemerkbar machen. Dieser sorgt gerade bei unserem schwarzen Testmodell für einen tollen farblichen Kontrast zum tiefschwarzen Farbkleid der Vento. Akustisch gesehen schützt das Metall vor Verformungen der Membran und sorgt so für weniger Verzerrungen im Klang. Die Kombination von wenig Gewicht und kräftigem Magnetantrieb, soll dann für gute Impulstreue und einen hohen Dämpfungsfaktor sorgen. Die Chassis können also schnell vom Ruhezustand in Bewegung versetzt und vom schwingenden Zustand wieder umgehend zum Stehen gebracht werden.
Doppelpack
In die gleiche Kerbe von Präzision und Kontrolle schlagen auch die Sicken, mit denen die Membranen verbunden sind. Statt der üblichen halbrunden Gummiwülste nutzt Canton seine doppelt gefaltete Wave-Sicke, die bei wenig Verformung eine Menge Hub ermöglichen soll. Wer davon nichts mitbekommen möchte, kann das Spektakel aus Metall und Gummi aber auch mit den magnetischen Stoffabdeckungen der Ventos aus dem Blickfeld verbannen. Auch beim kleinsten Standlautsprecher der Modellreihe kommt in der Front dann ein Drei-Wege-System mit doppeltem Basstreiber zum Einsatz. Zwei Membranen mit 130 Millimetern Durchmesser sorgen hier für Tiefton zwischen 20 und 170 Hertz. Inklusive dem Korb, der von einem silbern glänzenden Ring verziert wird, erstrecken sich die Tieftöner dann auf die von Canton angegebenen 174 Millimeter Durchmesser. Der Mitteltöner, der die Arbeit bis hoch zu zu 3.000 Hertz übernimmt, bietet identische Abmessungen. Anstatt aus einem durchgehenden Stück, besteht die Membran hier aber aus zwei zusammengefügten Teilen.
Höhenflieger
Zwischen den glänzenden Membranen des Mitteltöners und den beiden Basstreibern, ist dann der Tweeter der Vento 80 platziert. Auch hier wird der Waveguide mit einem hübsch glänzenden Metallring verziert, während der Hochtöner selbst von einem dünnen, schwarzen Gitter geschützt wird. Dahinter erkennbar bleibt dennoch das matte Weiß der Keramikkuppel mit zweieinhalb Zentimetern Durchmesser. Erneut soll der stabile Werkstoff dabei für ein hohes Maß an Präzision und Performance sorgen. So bricht die feste Keramik deutlich später auf als vergleichbare Treiber aus Textil. Canton gibt darum einen Frequenzbereich bis hinauf zu enormen 40.000 Hertz an. Zwar hören Menschen üblicherweise maximal den Bereich bis zu 20.000 Hertz, doch einerseits bedeutet ein höherer Grenzbereich üblicherweise auch eine unangestrengte Performance wo es zählt. Und schließlich gehören ein paar Muskelprotzereien auf dem Datenblatt auch im Premiumbereich einfach zum Spiel dazu, selbst wenn es die Vento 80 eigentlich nicht nötig hätte.
Stellungnahme in Stereo
Bei unserem Test des SUB 500 R durften sich unsere Ventos ja bereits im einem Heimkino-Setup im Filmbetrieb beweisen. Genau wie der Subwoofer selbst zeichneten sie sich dort bereits als impulstreu und dynamisch aus, während es auch an einer detaillierten und körperhaften Darstellung nicht mangelte. Dieses mal darf sich das Pärchen aber mit der Kraft eines Vollverstärkers und den Signalen eines passenden Streamers in unserem Hörraum beweisen. Dank des Downfire-Bassreflexports reicht schon ein vergleichsweise geringer Wandabstand aus. Von etwa 20 bis 30 Zentimetern Freiraum bis zur rückwärtigen Zimmerwand profitiert der Standlautsprecher aber dennoch. Im klassischen Stereo-Dreieck, mit einigermaßen gleichen Abständen zwischen den beiden Lautsprechern untereinander und zur Hörposition, macht man auch bei der Aufstellung der Vento 80 nichts falsch. Auf eine starke Einwinkelung kann man hingegen verzichten. Eine leichte Ausrichtung der Schallwand zum Hörer hin reicht bereits aus, um ein gutes Klangfeld zu erreichen.
Canton Vento 80 – Klangkompetenz mit Feingefühl
Den Start macht die Grammy- und Oscar-nominierte Ballade „Husavik“, aus der Komödie „Eurovision Song Contest: The Story Of Fire Saga“, die von Molly Sandén und Will Farrell gesungen wird. Im Intro überzeugt die Vento 80 gleich mal mit ihrer Feindynamik und Auflösung, während ein einsames Klavier auf weiter Bühne langsam vor sich hin klimpert. Auf das unvermittelte und klare Anregen der Saiten folgt ein langes, sachtes Abschwingen, bei dem feine Obertöne für eine schöne Klangfülle sorgen. Im Hintergrund baut sich dazu der sahnige Sound gefühlvoll gespielter Streicher auf. Die begleitenden Percussions überzeugen dazu mit einem satten, vollen Körper. Besonders wenn der gut dosierte Trommelwirbel in einem krachend-dynamischen Beckenschlag eruptiert, verstehen es die Cantons wunderbar ihr Publikum mitzureißen. Differenziert und gut auf der Bühne aufgestellt, wird damit ein toller Ramen für den Gesang gestaltet, der mittig in den Raum hineinprojiziert wird.
Energisch und effektiv
Von Sandén zunächst noch als zurückhaltendes Hauchen gestartet, wirken die Vocals klar und charismatisch, bevor die Sängern ihre ganze Power in das Finale des Songs legt. Auch hier, wo ihre Stimme in beeindruckende Höhen reicht, spielen die Vento 80 einfach sauber und klar bis nach oben in durch. Dabei wirkt das ganze nicht einmal so, als müssten sich die schwarzen Standlautsprecher dafür weit aus dem Fenster lehnen. Ihre Leichtigkeit und ihr guter Spielfluss bleiben den Ventos praktisch jederzeit erhalten. Unabhängig vom genutzten Verstärker lassen sich die Treiber unseres Testmodells stets gut kontrollieren. Gleichzeitig stellen sich die 80er als erfreulich effektiv heraus und fordern niemals übermäßig viel Leistung ein, um kraftvoll und engagiert zu zupacken, oder erhöhte Pegel zu generieren. Beim „Metal Gear Solid Main Theme (MGS3)“ von Harry Gregson-Williams, braucht es also nicht viel Power, um unseren Hörraum packend zu beschallen.
Gib alles!
Aus der tiefe des dunklen Raumes schiebt sich ein kraftvolles Donnergrollen nach vorne, während weich wabernde Synthy-Effekte über den vordern Teil der Bühne schweben. Diese wirkt breit aufgezogen und gibt so den Raum frei, den die flink gespielten Taiko-Drums des Tracks benötigen. Die Kraft der riesigen Membranen der Trommeln wird hier gut spürbar. Stellenweise könnte die Vento 80 hier aber fast noch ein wenig kräftiger zupacken. Der Bassbereich wirkt füllig, rund und sauber, besitzt Impulsstärke und Durchzug. Das allerletzte Quäntchen roher Energie wäre hier und da eben noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Aber schließlich brauchen die beiden größeren Vento Modelle ja auch noch eine Daseinsberechtigung. Auch beim Nesthäkchen der Reihe bekommt man auf jeden Fall schon ausgewachsene Performance geboten. Zu den punchigen Trommeln gesellt sich hier das schnelle Spiel einer Streichersektion, deren Bögen klar, definiert und energiegeladen über die Saiten huschen.
Gelungene Vorstellung
Es folgt der Wechsel zu Marialy Pachecos „Introducing“, wo die Klavierklänge der kubanischen Pianistin den Ton angeben. Erneut generieren die Vento 80 hier dynamischen Soudn mit langem, sauberen Abschwingen, was zu einem wunderbar realistischen, lebensechten Eindruck führt. Dabei zeigt sich auch der Hochtöner von seiner besten Seite, liefert eine tolle Brillanz und feine Details. Die Percussions warten mit herrlicher Fülle auf. Das Volumen der Trommeln wird hier praktisch spürbar, wenn die Membranen weit ausholen und den Schall angenehm direkt nach vorne drücken. Auch der Kontrabass überzeugt mit seiner guten Plastizität und seinem trockenen, präzisen Spiel. Die Ventos schaffen es hier gut, alle Komponenten klar und differenziert darzustellen, ohne dass das man den Eindruck hat, das Gesamtbild wäre zu analytisch. Konturiert und transparent, bekommt man hier einfach alles mit, was sich auf der Bühne tut. Das wirkt angenehm natürlich und geht den Cantons scheinbar kinderleicht von der Hand.
Taktvoll unterwegs
Während den Tips durch die verschiedensten Musikgenres setzt sich der Trend fort. Die Vento 80 fühlen sich bei Electro, Rock, Jazz und Klassik stets füllig und satt an. Die Treiber packen gut zu, schieben mit guter Energie an und kommen punktgenau wieder zum stehen. Saubere Konturen bei gleichzeitigem guten Fluss, sorgen für lebendiges beschwingtes Spiel. Die Standlautsprecher grooven vor sich hin, oder machen Druck wo er gebraucht wird. Dazu liefert der Hochtöner im oberen Frequenzbereich ebenfalls ein klasse Performance. Detailliert und fein löst die Keramik auf, generiert auch schon mal ein paar punktierte Spitzen, driftet aber nie ins Schrille ab. Generell wirkt die Vento 80 enorm ausgeglichen. Das Drei-Wege-System sorgt für ein erfreulich homogenes Spiel, bei dem kein Bereich überbetont wird, oder als zu aufdringlich erscheint. Canton hat hier einfach einen tollen Allrounder geschaffen, dem man keine wirklichen Schwächen attestieren kann.
Fazit
Klangperformance auf hohem Niveau, ein ansprechendes Äußeres und ein attraktiver Preis. Mehr kann man von einem Lautsprecher der Spitzenklasse kaum erwarten und Cantons Vento 80 liefert genau das. Die Titanium-Graphit-Membranen sorgen für differenzierten, lebendigen und satten Sound, während der Keramik-Hochtöner auch feine Details nicht auslässt. Dieser Klang steht jedem Genre gut zu Gesicht und dank der guten Effektivität des Drei-Wege-Systems wird auch für hohe Pegel nicht viel Leistung benötigt. Kombiniert wird die tolle klangliche Performance dann mit einem hochwertig verarbeiteten und zeitlos-eleganten Gehäuse. Damit fügen sich die Lautsprecher gut in Wohnzimmer ein, wo sie in Stereo- und auch Multikanal-Setups für gute Unterhaltung sorgen. Mit der Vento 80 hat Canton einen Standlautsprecher geschaffen, den man für praktisch alle Anwendungen empfehlen kann. Wer nach dem passenden Einstieg in den Premiumbereich sucht, findet hier klar den richtigen Partner.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Canton Vento 80 |
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Gerätekategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | ab 1.549 Euro/ Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz Hochglanz - Weiß Hochglanz - Nussbaum Hochglanz - Nussbaum Dunkel Hochglanz |
Vertrieb: | Canton, Weilrod 06083 28787 www.canton.de |
Abmessungen (H x B x T): | 1026 x 220 x 300 (B/T ohne Fuß) |
Gewicht: | 24,8 kg |
Bauart/Prinzip: | 3-Wege, passiv, Bassreflex |
Bestückung: | 1 x 25 mm Hochtöner 1 x 174 mm Mitteltöner 2 x 174 mm Tieftöner |
Dauer-/ impulsbelastbarkeit: | 140/ 250 Watt (Herstellerangabe) |
Frequenzbereich: | 20 Hz – 40 Hz (Herstellerangabe) |
Impedanz: | 4 - 8 Ohm |
Anschlüsse: | Schraubterminals, Bi-Wiring |
Lieferumfang: | 1 x Vento 80 1 x Magentische Abdeckung 1 x Satz Spikes 1 x Anleitung |
Pro & Contra: | + satter Grundton + tolle Plastizität + feine Auflösung + differenziert und Transparent + gut kontrollierbar + pegelfest + elegantes Design + hochwertige Verarbeitung + tolle Dynamik - keine |
Benotung: | |
Klang (60%): | 95/95 |
Praxis (20%): | 94/95 |
Ausstattung (20%): | 93/95 |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |
Getestet mit: | Lumin U2 Innuos ZENmini Mk3 QED Signature USB Canton SUB 500 R Hegel H360 Technics SU-G700M2 Canton Smart Amp 5.1 Viablue SC-4 |